-Studiendesign
-Stichprobe
-Definition Ernährungskompetenz
-Food Literacy Score – Themenbereiche
-Definition: Food Literacy Score
-Ernährungskompetenz im Überblick
-Frauen haben deutlich höhere Ernährungskompetenz
-Bessere Ernährungskompetenz in höchster Altersgruppe
-Migrationshintergrund kaum Einfluss auf Ernährungskompetenz
-Hoher Zusammenhang von Schulabschluss und Ernährungskompetenz
-Mit dem Einkommen steigt auch Ernährungskompetenz an
-Vergleichen und Planen bereiten größte Probleme
-Nährwertangaben am Beispiel Speiseeis
-Einschätzung der Kompetenz bei NVS deutlich höher
-Herausforderungen für eine bessere Ernährungskompetenz
-Ansatzpunkte zur Verbesserung der Ernährungskompetenz
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Studiendesign
Methode
Quantitative, standardisierte Online-Befragung mit Pre-Test
(CAWI: Computer Assisted Web Interviews)
Feldzeit 07. Januar bis 19. Januar 2020
Dauer Ø15 Minuten je Interview
Stichprobe
• Umfang: n=1.974 im Alter zwischen 18-69 Jahren
• Bundesweit repräsentative Stichprobe nach Mikrozensus-Angaben des statistischen
Bundesamtes in Bezug auf Alter, Geschlecht, Bildungsstand und Einkommen
• Umfangreiche Datenbereinigung und Plausibilitätsprüfungen (u.a. nach Bearbei-
tungsdauer, inhaltlichen Widersprüchen, etc.)
Durchführung Facit Digital GmbH
Studienleitung Dr. Kai Kolpatzik
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Stichprobe
Anzahl und Anteil der Gruppen hier aufgeführt nach Datenbereinigung (u.a. nach Bearbeitungsdauer, inhaltlichen Widersprüchen, auffällig repetitivem Antwortverhalten, etc.). Die Erhebung erfolgte quo-
tiert ausgerichtet an der Mikrozensus-Verteilung von 2017 18+. Als Menschen mit Migrationshintergrund werden Personen bezeichnet, die selbst oder deren Eltern in einem anderen Land geboren sind.
Anzahl Mikrozensus
Alter
18–24 213 11%
25–39 497 28%
40–59 862 42%
60–69 402 18%
Geschlecht
männlich 934 49%
weiblich 1037 51%
divers 3 -
höchster
Schulabschluss
noch Schüler/-in 22 1%
Abgang ohne Abschluss 25 4%
Haupt- oder Volksschulabschluss 658 31%
Mittlere Reife 613 31%
Abitur 656 33%
Migrations-
hintergrund
ohne Migrationshintergrund 1659 -
mit Migrationshintergrund 315 -
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4
Was ist Ernährungskompetenz?
„Ernährungskompetenz ist das Rüstzeug, das Individuen, Haus-
halte, Gemeinden oder Nationen dazu befähigt, die Qualität der
Ernährung durch Anpassungen zu gewährleisten und eine ernäh-
rungsbezogene Widerstandsfähigkeit über die Lebensspanne hin-
weg abzusichern. Sie setzt sich zusammen aus einer Sammlung
von ineinandergreifendem Wissen, Fertigkeiten und Verhaltens-
weisen, die erforderlich sind, um Essen zu planen, zu organisie-
ren, auszuwählen und vorzubereiten, sodass ernährungsspezifi-
sche Bedürfnisse abgedeckt und die Aufnahme von Nährstoffen
abgesichert werden können. Somit handelt es sich um grundsätz-
liche Fertigkeiten, die für eine gesunde und lebenslange Ernäh-
rung erforderlich sind.“
Quelle: Übersetzung in Anlehnung an Vidgen & Gallegos (2014)
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Food Literacy Score - Themenbereiche
Eigene Darstellung modifiziert nach Poelman et al., 2018
• Gesund vergleichen
• Selbst zubereiten
• Wahl der Vorräte
• Mahlzeiten planen
• Gesund haushalten
• Gemeinsam essen
• Widerstehen können
• Smart snacken
Die 29 Fragen zur Erhebung der Ernährungskompetenz lassen sich in
8 Themenbereiche einteilen:
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6
• Der Food Literacy Score jeder Person berechnet sich aus dem Mittelwert über 29 Fragen
zum Verhalten und zur Einstellung rund um das Thema Ernährung.
• Dieser Score* kann einen Wert von 1 – 5 annehmen und wird eingeteilt in 4 Kategorien:
1,00 – 2,49: Ernährungskompetenz inadäquat
2,50 – 3,49: Ernährungskompetenz problematisch
3,50 – 4,49: Ernährungskompetenz ausreichend
4,50 – 5,00: Ernährungskompetenz exzellent
(5 wäre die bestmögliche Ernährungskompetenz)
Definition: Food Literacy Score
*Berechnung und methodische Herleitung IGES
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Ernährungskompetenz im Überblick
Die zentralen Ergebnisse der Studie auf einen Blick. Mehr als die Hälfte der
Befragten (53,7 Prozent) verfügt über eine problematische oder inadäquate
Ernährungskompetenz.
Basis: 1.974 Befragte
Gesamt
√ inadäquat √ problematisch √ ausreichend √ exzellent
2,1% 0,4%45,9%51,6%
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Frauen haben deutlich höhere Ernährungskompetenz
Verteilung des Food Literacy Scores (FLS) nach Geschlecht
√ inadäquat √ problematisch √ ausreichend √ exzellent
Basis: 1.974 Befragte | Männlich = 934, Weiblich = 1037, Geschlechtskategorie „Divers“ hier nicht dargestellt, da Fallzahl mit n=3 zu klein
Signifikant: problematisch bei Männlich; ausreichend bei Weiblich (95% Signifikanzniveau).
0,4%
45,9%
51,6%
2,1%
1,0%
38,0%
58,0%
3,0%
Gesamt Männlich Weiblich
53,0%
46,0%
1,0%
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Bessere Ernährungskompetenz in höchster Altersgruppe
Verteilung des Food Literacy Scores (FLS) nach Altersgruppen
√ inadäquat √ problematisch √ ausreichend √ exzellent
Basis: 1.974 Befragte | 18-24 Jahre = 213, 25-39 Jahre = 497, 40-59 Jahre = 862, 60-69 Jahre = 402
Signifikant: Ausreichend bei 60-69 Jährige (95% Signifikanzniveau).
0,4%
45,9%
51,6%
2,1%
37,1%
60,6%
2,3%
0,4%
43,7%
53,5%
2,4%
0,3%
44,3%
52,8%
2,6%
0,7%
56,7%
42,0%
0,5%
18–24 JahreGesamt 25–39 Jahre 40–59 Jahre 60–69 Jahre
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Migrationshintergrund kaum Einfluss auf Ernährungskompetenz
Verteilung des Food Literacy Scores (FLS) nach Migrationshintergrund
√ inadäquat √ problematisch √ ausreichend √ exzellent
Basis: 1.974 Befragte | Mit Migrationshintergrund = 315, Ohne Migrationshintergrund = 1659. Keine signifikanten Unterschiede vorhanden (95% Signifikanzniveau).
Als Menschen mit Migrationshintergrund werden Personen bezeichnet, die selbst oder deren Eltern in einem anderen Land geboren sind.
gesamt ohne
Migrationshintergrund
mit
Migrationshintergrund
0,4%
45,9%
51,6%
2,1%
0,4%
45,6%
51,7%
2,3%
0,3%
47,3%
51,4%
1,0%
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11
Gesamt noch
Schüler/-in
Abgang ohne
Schulabschluss
Haupt- oder
Volksschulab-
schluss
AbiturMittlere
Reife
0,4%
45,9%
51,6%
2,1%
0,2%
37,2%
59,1%
3,5%
0,7%
45,5%
52,4%
1,5%
0,5%
56,4%
42,5%
0,6%
31,8%
63,6%
4,5%
20,0%
64,0%
16,0%
Verteilung des Food Literacy Scores (FLS) nach Schulabschluss
√ inadäquat √ problematisch √ ausreichend √ exzellent
Basis: 1.974 Befragte | Noch Schüler/-in=22, Abgang ohne Abschluss=25, Haupt- oder Volksschulabschluss=658, Mittlere Reife=613, Abitur=656
Signifikant: inadäquat und problematisch bei Abgang ohne Abschluss, ausreichend bei Abitur (95% Signifikanzniveau).
Hoher Zusammenhang von Schulabschluss und Ernährungskompetenz
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Basis: 1.780 Befragte, die Angaben über Haushaltsnetto-Einkommen abgegeben haben. 33 Befragte wählten Option „Weiß nicht“, 161 Befragte wählten die Option „Keine Angabe“.
1-999€ = 244, 1.000-1.999€ = 499, 2.000-2.999€ = 478, 3.000-3.999€ = 290, 4.000-4.999€ = 166, 5.000€ und mehr = 103
Signifikant: Ausreichend bei 4.000-4.999€ und 5.000€ und mehr (95% Signifikanzniveau).
Mit dem Einkommen steigt auch Ernährungskompetenz an
Verteilung des Food Literacy Scores (FLS) nach Haushaltsnetto-Einkommen
√ inadäquat √ problematisch √ ausreichend √ exzellent
Gesamt 1.000–1.999
Euro
2.000–2.999
Euro
3.000–3.999
Euro
4.000–4.999
Euro
5.000
Euros
und mehr
1–999
Euro
0,4%
45,9%
51,6%
2,1%
0,6%
38,9%
57,9%
2,6%
0,6%
48,5%
49,8%
1,0%
58,3%
40,8%
1,0%
39,8%
56,1%
4,1%
51,0%
47,9%
1,0%
0,6%
55,4%
42,8%
1,2%
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Vergleichen und Planen bereiten größte Probleme
Food Literacy Score in einzelnen Themenbereichen nach FLS-Kategorien
√ inadäquat √ problematisch √ ausreichend √ exzellent
Basis: 1.974 Befragte
Berechnung: Erstellung des Food Literacy Scores nur anhand der jeweiligen Kategorie. Kategorien aufsteigend sortiert nach deren Food Literacy Score.
23,8%
48,3%
22,8%
5,1%
17,5%
50,9%
25,1%
6,5%
18,3%
39,6%
30,9%
11,3%
7,8%
32,3%
36,5%
23,4%
6,4%
21,0%
31,4%
41,3%
5,0%
49,1%
42,7%
3,2%
3,9%
30,5%
50,2%
15,4%
23,0%
46,2%
25,6%
5,2%
Zubereitung Haushalten Vorratshaltung Widerstand Snacking Planung VergleichenGemeinsam
essen
Lesebeispiel: Bei 5 Prozent der Befragten zeigt sich ein inadäquater Food Literacy Score.
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Nährwertangaben am Beispiel Speiseeis
NÄHRWERTANGABEN
DURCHSCHNITTLICHE WERTE pro 100ml
Brennwert 1050 kJ
250 kcal (Kalorien)
Eiweiß 4 g
Kohlehydrate 30 g
davon Zucker 23 g
Fett 13 g
davon gesättigte Fettsäuren 9 g
davon ungesättigte Fettsäuren 0 g
davon mehrfach ungesättigte Fett-
säuren
3 g
davon Trans-Fettsäuren 1 g
Ballaststoffe 0 g
Natrium 0,05 g
Zutaten: Sahne, Magermilch, Zucker,
Vollei, Stabilisatoren (Guarkernmehl),
Erdnussöl, Vanilleextrakt
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Einschätzung der Kompetenz bei NVS deutlich höher
Aber rund 15,8 Mio. Erwachsene* haben Schwierigkeiten mit der Nährwert-
kennzeichnung.
Basis: 1.974 Befragte
Sehr wahrscheinlich eingeschränkt“ = 0 – 1 richtige Antworten | „Möglicherweise eingeschränkt“ = 2 – 3 richtige Antworten | „Sehr wahrscheinlich adäquat“ = 4 – 6 richtige Antworten
* Hochrechnung basierend auf Angaben des statistischen Bundesamtes Stand 31.12.2018: 56,3 Mio. im Alter zw. 18-69 Jahren.
√ Literalität eingeschränkt √ Literalität möglicherweise eingeschränkt √ Literalität adäquat
10% 18% 72%
Newest Vital Sign (NVS)-Bewertung
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Herausforderungen für eine bessere Ernährungskompetenz
Um die Ernährungskompetenz in
Deutschland zu steigern, bedarf
es einer breit angelegten, struk-
turierten und langfristigen politi-
schen Strategie. Sie beinhaltet ein
Handeln auf der individuellen, der
gesellschaftlichen und der institu-
tionellen Ebene und umfasst dabei
auch die Lebensmittelindustrie
und den Einzelhandel.
Eine
adipogene
Umwelt.
Eine
rudimentäre Ernäh-rudimentäre Ernäh-
rungsbildung.
Die Folgen der
Urbanisierung.
Ein Wandel
der Esskultur.
Ein hoher Anteil
von Menschen mit
geringer Literali-
sierung.
Eine ErnährungEine Ernährung
in einem
wirtschaftlich
dominierten
Markt.
Ein Mangel an
evidenzbasierten
Ernährungsinforma-Ernährungsinforma-
tionen.
Ein
omnipräsentes
Marketing
ungesunder
Lebensmittel.
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Ansatzpunkte zur Verbesserung der Ernährungskompetenz
Das Bildungssystem in der
Vorschul-, Schul- und
Erwachsenenbildung
Arbeitsplatz
und Betriebe
Lebensmittelindustrie
und HandelPolitik
Medien
Das persönliche Umfeld,
Gemeinde, Stadtteile
Forschung
Gesamt-
gesellschaftliche
Aufgabe