Feedback – das ist die Kunst, mit anderen über deren Verhalten zu sprechen und dabei Resonanz und nicht Widerstand auszulösen. Gutes Feedback kann man aus vielen Blickwinkeln betrachten. Wie kann man die eigene Wahrnehmung in Worte fassen? Was bedeutet Feedback in der Führung, bei Trainings? Welche Rolle spielt das Machtgefälle? Wie geht eigentlich das Annehmen auf der Empfängerseite? Feedback erfordert einen Prozess, der im Feedbacknehmer Resonanz erzeugt. Nur dann wird es wirksam sein und nur dann kann es bewegen.
Leider machen aber nach wie vor weit verbreitete Irrtümer über Feedback und fragwürdige Rituale die Runde. Sie erfahren Grundlegendes über Sinn und Unsinn des Feedback-„Wesens“. Vieles wird Sie dabei überraschen, denn das Konzept des Resonanz-Feedbacks unterscheidet sich deutlich von den simplen Rezepten.
Die Diplom-Psychologen Chris Wolf und Heinz Jiranek veranschaulichen in ihrem neuen Buch das Konzept des Resonanz-Feedbacks – ein pragmatisches und fundiertes Konzept für Führungskräfte, Trainer, Lehrer, … Dieses Buch ist eine Fundgrube und ein Wegweiser für alle, die sich beruflich und privat mit Feedback befassen und gerne über arglos vereinfachende Regeln aus Hochglanzbroschüren hinausdenken.
4. Inhalt | 5
Inhalt
Über die Autoren ............................................................................ 7
Vorwort ......................................................................................... 9
1. Klärende Gedanken zu Feedback.................................................. 17
1.1 Macht, Magie und Missbrauch von Feedback: Was Sie in
diesem Kapitel erwartet .......................................................... 19
1.2 Woher kommt der Begriff ›Feedback‹?........................................ 22
1.3 Wobei es sich bestimmt nicht um Feedback handelt .................... 25
1.4 Wie wir wahrnehmen und warum daher Feedback notwendig ist..... 32
1.5 Echtes Feedback braucht einen Namen: Resonanz-Feedback .......... 36
1.6 Vertiefende Anmerkungen........................................................ 54
1.7 Fazit: Die häufigsten Feedbackirrtümer...................................... 62
2. Feedback: Macht macht was! ....................................................... 65
2.1 Was macht Macht? ................................................................. 66
2.2 Die Folgen: So wirkt Macht ..................................................... 71
2.3 Auswege aus der Machtfalle..................................................... 75
2.4 Fazit.................................................................................... 79
2.5 Und noch ein Wort an die Mehrheit........................................... 80
3. Feedback annehmen – die am meisten unterschätzte
Herausforderung......................................................................... 81
3.1 Für Risiken und Nebenwirkungen übernehmen wir keine Haftung.... 82
3.2 Feedback: Immer eine potenzielle Kränkung!.............................. 84
3.3 Wie kann ich Feedback annehmen?............................................ 89
3.4 Die Perspektive des anderen..................................................... 96
3.5 Stimmt, aber passt nicht. Zur Stimmigkeit im Resonanz-
Feedback ........................................................................... 100
3.6 Und was ist mit positivem Feedback?...................................... 101
3.7 Drei Betrachtungspositionen beim Umgang mit Feedback ........... 103
3.8 Kann man das Annehmen von Feedbacks lernen?....................... 106
3.9 Fazit.................................................................................. 108
5. 4. Feedback und Führung.............................................................. 109
4.1 Überlegungen...................................................................... 111
4.2 Praxis................................................................................. 137
4.3 Umsetzung von Resonanz-Feedback: Weitere
Führungsinstrumente............................................................ 149
4.4 Bizarres.............................................................................. 156
4.5 Fazit.................................................................................. 160
5. Feedback und Training.............................................................. 161
5.1 Feedback für den Teilnehmer: Überlegungen ............................ 163
5.2 Resonanz-Feedback für den Teilnehmer: Praxis.......................... 172
5.3 Feedback für das Training und den Trainer: Überlegungen........... 178
5.4 Feedback für das Training und den Trainer: Valides Feedback....... 182
5.5 Fazit.................................................................................. 184
6. Feedback in Beziehungen ......................................................... 185
6.1 Überlegungen zur Feedbackkultur ........................................... 188
6.2 Praxis ................................................................................ 202
6.3 Fazit ................................................................................. 214
7. Regeln und Prozesse................................................................. 215
7.1 Warum die Regeln nicht regeln: Überlegungen .......................... 217
7.2 Anregungen zum Feedbackprozess: Praxis ................................ 220
7.3 Fazit.................................................................................. 222
8. Materialien.............................................................................. 223
8.1 Auf einen Blick: Begriffe und Konzepte.................................... 224
8.2 Beispiele für Resonanz-Feedback............................................ 230
9. Literaturverzeichnis ................................................................. 235
6 | Inhalt
6. Über die Autoren | 7
Über die Autoren
Chris Wolf arbeitet als Diplom-Psychologin seit
fast zwanzig Jahren in Beratung und Training.
Mit ihrem Unternehmen Wandel.Drive bearbei-tet
sie Themen aus Marketing, Führung, Ver-kauf
und vielen anderen Bereichen, in denen
es um Kommunikation geht. Feedback spielt in
ihrer Beratungs- und Trainingsarbeit eine es-senzielle
Rolle, und Struktur und kulturelles
Umfeld solcher Äußerungen sind ihr ein Her-zensanliegen.
Dabei liegt das Augenmerk stets
auf der Resonanz.
Kontakt
Internet: www.wandeldrive.de
E-Mail: wolf@wandeldrive.de
Heinz Jiranek, Diplom-Psychologe, Inhaber
und Geschäftsführer des ifb-Jiranek – Institut
für Betriebspsychologie, arbeitet seit dreißig
Jahren für verschiedene Kunden am Thema
Kommunikation, Führung und Coaching. Auch
durch seine berufliche Herkunft als Therapeut
geprägt fokussiert er immer auf die Wirkung
und nie auf das Rezept, nicht auf Verhaltens-drill,
sondern auf den zwischenmenschlichen
Prozess.
Kontakt
Internet: www.coach-ifb.de
E-Mail: jiranek@jiranek.de
8. In einer meiner ersten Trainingsstunden in Aikido wurde ich (wo), wie
jeder andere Teilnehmer auch, gebeten, eine Übung vorzumachen. Ich ver-wandelte
eine relativ einfache Bewegungsfolge in eine noch einfachere Be-wegungsfolge.
10 | Vorwort
Das war natürlich nicht das Ziel der Übung. Die Lehrerin,
in dem Kontext Sensei genannt, kommentierte ruhig: »Sie haben sich be-wegt.
Das ist gut.« Eine sehr elegante Art, eine Anfängerin nach komplet-tem
Versagen unter Gesichtswahrung aus dieser potenziell unangenehmen
Situation zu entlassen.
Dieses etwas ungewöhnliche Feedback ist in meinem Gedächtnis haften ge-blieben.
Es passt zu einer Lernatmosphäre, in der jeder in seinem eigenen
Tempo arbeitet und folgerichtig auch in Minischrittchen besser wird. Eine
solche Feedbackkultur ist attraktiv und macht es leicht, zu lernen und
auch lernen zu wollen.
Die Übertragung auf den Industriekontext gelingt jedoch aus verschiede-nen
Gründen nicht besonders gut. Die Lernatmosphäre in der Kampfkunst,
wie vermutlich auch in vielen anderen Sportarten, zeichnet sich aus durch
• Freiwilligkeit,
• die eigene Motivation, lernen zu wollen,
• Anwesenheit ausschließlich anderer Lehrer und Schüler, die
gleichermaßen lernmotiviert sind,
• Abwesenheit von Druck von außen,
• Respekt und Wertschätzung untereinander,
• keine Konsequenzen bei Versagen (keine Koppelung an Prämie oder
Gehalt …),
• Betonung darauf, dass Lernen einen Wert an sich darstellt.
Damit finden wir (vermutlich) einige Eigenarten der Situation, die in der
Industrie oder im beruflichen Kontext meist nicht vorzufinden sind. Wenn
man über Feedback schreibt, liest oder in Seminaren oder Mitarbeiterge-sprächen
mit dem Vorgesetzten über Feedback redet, dann wird allzu oft
9. von einer idealen Welt ausgegangen und als Ergebnis findet sich dann ein
Plakat mit simplen Regeln, die man nur befolgen müsse, um beglückende
Ergebnisse zu erzielen. Das ist aber völlig unrealistisch und sorgt bei uns
seit Jahrzehnten abwechselnd für Zorn, Amüsement oder Verzweiflung.
Feedback als Thema entzieht sich dumpfen Vereinfachungen, auch wenn
wir diese allerorten vorfinden und der Wunsch nach Simplifizierung gerade
in Deutschland sehr verbreitet ist. Wenn man das grandiose und machtvol-le
Werkzeug Feedback verstehen und effektiv nutzen möchte, dann kommt
man nicht drum herum, wenigstens einmal den ganzen fragilen Prozess
in seiner Komplexität zu betrachten. Der populäre und etwas krampfhaf-te
Wunsch nach Einfachheit führt gerade beim Thema Feedback nicht in
Vorwort | 11
Richtung Lösung.
Unser Buch will daher eine Einladung zur Arbeit am Verstehen sein. Sie be-kommen
als Leser von uns ausdrücklich keine einfache Lösung, um besser
Feedback geben zu können. Stattdessen bieten wir Ihnen einen struktu-rierten
und spannenden Zugang an und lassen Sie gleichzeitig an unseren
jahrzehntelangen Erfahrungen zum Thema ›Professionelles Feedback‹ teil-haben.
Feedbackprozess
10. Aus dem Verständnis für die Komplexität dessen, was hier passiert, ent-steht
für uns der Anspruch, durch Feedback Wirkung zu erzielen. Wirkung
heißt weit mehr, als nur einmal den eigenen Senf dazuzugeben. Feed-back
Feedback zeigt den Superman in einem!
12 | Vorwort
ohne Resonanz ist sinnlos. Ein
Teilnehmer eines Seminars befand
kürzlich, wirksames und wert-volles
Feedback zu geben, sei
eher eine Kunst als ein Hand-werk.
Dem können wir uns
anschließen. Solche Wirkung
kann wertvolles und umsichti-ges
Feedback haben und man
kann helfen, dass Menschen
sich neu und anders sehen und
davon profitieren!
Nach dem Nachdenken, zu dem
wir Sie in diesem Buch einladen möchten, wird es dann schnell pragma-tisch
und erfreulich einfach. Selbstverständlich steht jedes Kapitel für sich
und kann bestens einzeln gelesen, bearbeitet und genutzt werden.
Beim Feedback geht es um einen Spezialfall der Kommunikation. Dass B
hier A versteht und umgekehrt setzt einen ständigen Abgleich voraus.
Denn es muss immer damit gerechnet werden, dass sich der Gesprächs-partner
in einer völlig anderen Wahrnehmungswelt befindet, in der dann
auch andere Regeln gelten.
11. Gutes Feedback erzeugt einen Nachhall beim Gegenüber, welcher diesen
dann im Idealfall bewegt. Dazu benötigt man einen Prozess, der zwei
Kommunikationspartner aufeinander einschwingt und diese Resonanz zu
erzeugen vermag. Daher nennen wir diese Form des Feedbacks Resonanz-
Feedback und möchten Sie einladen auf eine Reise durch abwechselnd
Überlegungen und praktische Anregungen zu Feedback im Allgemeinen
und Resonanz-Feedback im Besonderen aus verschiedenen Perspektiven.
Vorwort | 13
Passt die Wahrnehmungswelt des anderen?
Resonanz
12. Unsere Hinweise zur Nutzung des Buches:
Im ersten Kapitel finden Sie ausschließlich grundlegende Betrachtungen.
Es ist unsere Überzeugung, dass es sich lohnt, die Dinge einmal zu durch-denken.
14 | Vorwort
Es mag ein bisschen aufwendig
wirken, selbstverständliche Dinge
hinterfragt zu finden und selbst
zu hinterfragen. Auch der einen
oder anderen heiligen Kuh wird in
Schlachtabsicht auf die Pelle ge-rückt
… Unser Konzept Resonanz-
Feedback bietet Unterstützung für
viele typische schwierige Situatio-nen.
Dabei ist es einfach pragma-tisch:
Eine gewisse Komplexität
bleibt erhalten und dennoch ist
die Umsetzung einfach!
Heilige Kuh
Kapitel 2 befasst sich mit der Frage, was Macht aus Feedback macht …
Feedback wird je nach Machtsituation anders klingen und Feedback übt
Macht aus und verändert so die Machtsituation in Beziehungen. Das klingt
nicht nett und hat auch wenig mit dem Image von Kuschelkommunikation
zu tun, das Feedbackprozessen gerne angehaftet wird. Es ist aber schlicht
wahr und wir finden, dass die Auseinandersetzung damit notwendig ist.
Resonanz-Feedback bietet Ihnen Lösungsansätze, wie man gut mit der
Machtfrage umgehen kann.
In Kapitel 3 erfahren Sie manch Relevantes über das Annehmen von Feed-backs.
Die Reihenfolge ist kein Zufall: Allzu oft wird beim Thema Feedback
aufwendig diskutiert, mit welcher Technik man seine Inhalte erfolgreich
in Feedbacks verwandeln könne … Die eigentliche Magie der Wirkung ent-steht
jedoch nur, wenn die andere Seite, das Empfangen, funktioniert. Hier
hilft keine Technik. Wer professionell oder einfach als Mensch mit dem
Thema zu tun hat, dem nützt die Betrachtung dieses Themas.
13. In den Kapiteln 4 bis 7 diskutieren wir drei große Anwendungsfelder
von Resonanz-Feedback: Führung, Training (speziell Kommunikations- und
Verhaltenstrainings) und Aufbau und Pflege von Beziehungen. In Kapitel 7
erfahren Sie einiges über den Sinn und natürlich, Sie ahnen es bereits, den
Unsinn von Feedbackregeln sowie einen Vorschlag, wie man ohne Regeln
besser mit dem Thema Feedback umgeht.
Zwei Anmerkungen:
Feedback wird im Deutschen als Abstraktum behandelt, das bedeutet, es
kann kein sinnvoller Plural für das Wort Feedback gebildet werden. Es
kann also, wenn man sprachlich korrekt sein möchte, genauso wenig ›die
Feedbacks‹ geben wie ›die Wasser‹. Wir erlauben uns jedoch, unter einem
Feedback eine zählbare, definierte Form des sprachlichen Interaktes zu ver-stehen.
Deshalb wird im Buch durchgängig auch der an sich unmögliche
Vorwort | 15
Plural ›die Feedbacks‹ Verwendung finden.
Wenn wir über einzelne Feedbacks sprechen, nutzen wir stets die verein-fachte
Idee, dass ein singuläres Verhalten besprochen wird. Im Alltag wird
es diese Form selten geben, in der Regel sind Feedbacks Teil eines Gesprä-ches.
Die Vereinfachung erfolgt aus Gründen der Klarheit.
Wir verwenden aus Gründen der Einfachheit nicht durchgängig geschlech-terbewusste
Sprache.
15. »One of the most powerful forms of information is feedback on our own ac-tions.
«
John Paul Kotter (Experte für Führung und Change Management,
18 | Klärende Gedanken zu Feedback
Harvard Business School, * 1947)
»Feedback? Super! Das ist doch, wenn man mal jemandem das sagt, was
man schon immer mal sagen wollte, und das möglichst so feierlich, dass
der andere nichts erwidern darf. Oder? Es gibt da solche Techniken und
tolle Regeln! Sandwich!! Das ist ganz einfach und hilft prima. Am besten
macht man einen Kurs dazu und dann klebt man sich die Regeln einfach
auf den Schreibtisch! Nun kann man via Feedback alles regeln, was man
möchte …«
16. 1.1 Macht, Magie und Missbrauch von Feedback:
Was Sie in diesem Kapitel erwartet
Feedback ist ein wunderbares Mittel der Kommunikation. Geschickt, be-dachtsam
und ehrlich angewendet, kann man Erstaunliches erstaunlich
leicht erreichen. Andererseits wird eine Menge Unsinn unter der Über-schrift
›Feedback‹ angerichtet und angeboten. Was also ist Feedback und
was nicht? Was kann oder soll es sein? Der Gebrauch des Begriffes ist
unterdessen so inflationär geworden, dass man jeweils sehr kritisch prüfen
muss, wovon tatsächlich die Rede ist. Zu Feedback kursieren viele sehr ver-schiedene
Vorstellungen, und leider ist das meiste davon nicht hilfreich für
Klärende Gedanken zu Feedback | 19
die Kommunikation.
Der Begriff ist bedauerlicherweise zu einem Buzzword verkommen, also zu
einem vollmundigen Schlagwort, welches wohlklingend darüber hinweg-täuscht,
dass keineswegs klar und eindeutig ist, was damit gemeint ist.
Er klingt schlau, kompetent, sozial erwünscht und intellektuell, und man
kann ihn immer dann nutzen, wenn man jemandem mal die Meinung sa-gen
will. Jeder weiß ja, dass ›die Feedbackregeln‹ besagen, dass man ein
Feedback unkommentiert und dankbar anzunehmen habe. Besonders kom-pliziert
wird dies, wenn Feedback im Kontext hierarchischer Über- oder
Unterordnung hinzukommt (mehr hierzu in Kapitel 2.1 Was macht Macht?,
Seite 66 ff. sowie im Abschnitt Ideal: Der Reversibilitäts-Test, Seite 128 ff.).
Wenn jemand einem anderen Menschen etwas darüber sagt, wie er des-sen
Verhalten oder gar dessen Persönlichkeit wahrnimmt, dann ist das
zwangsläufig emotional kompliziert, weil Kränkung möglich ist. Einfache
Regeln können und dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass immer in
der menschlichen Kommunikation Emotionen im Spiel sind, andernfalls
bewirken diese Regeln genau die Probleme, die sie zu vermeiden suchen.
So kann eine dauerhaft wirksame Kränkung bestens dann entstehen, wenn
ein Feedbackempfänger regelkonform ein Feedback dankbar, schicksals-ergeben
und vor allem schweigend entgegennimmt.
17. Beispiel: Ich wirke arrogant!
Ein junger Mitarbeiter bekam von seinem Teamleiter das Feedback, er wirke
so arrogant! Nur versteht er nicht wirklich, was der Teamleiter genau meint.
Auch das Beispiel, das er genannt bekommt, kann er nicht nachvollziehen.
Es ist ihm so peinlich, dass er so wirkt … niemand möchte Arroganz aus-strahlen!
Er nimmt sein Päckchen ›Ich wirke arrogant!!‹ mit nach Hause
und es wirkt in ihm nach … In der Folge benimmt er sich bewusst und
angestrengt jovial und furchtbar bescheiden und interessiert an anderen
… Das Problem ist, dass er dabei derartig künstlich wirkt, dass die Umwelt
irritiert auf ihn reagiert. Die Kollegen tauschen sich hinter seinem Rücken
aus und einigen sich alsbald auf eine Vermutung: Er war ja beim Training
und bestimmt haben die ihm bescheinigt, dass er ein echter High Potential
ist! Nun übt der Kerl schon mal Führung mit seinen Kollegen! Wie arrogant!!
Hätte er entgegen der gängigen Regeln das Feedback mit seinem Teamleiter
diskutiert und herausgefunden, was dieser eigentlich meint, dann hätten
die Äußerungen ihn vielleicht in eine positive Richtung bewegen können. So
ist aber durch das Feedback alles noch schlimmer geworden und der junge
Kerl, der alles richtig machen wollte, wird noch mehr als vorher als arrogant
wahrgenommen. Zudem ist er verunsichert und gekränkt. Ein Teufelskreis!
Feedback effektiv anzuwenden, ist weit mehr, als eine Technik schematisch
anzuwenden. Es ist eine Kunst auf ähnlichem Niveau wie die Kunst der
freien Rede. Falsch oder ungeschickt angewandtes Feedback birgt enormes
Kränkungspotenzial und weitere Risiken für die Beziehung zwischen Feed-backgeber
und -nehmer. Es ist weiterhin entgegen gängigen Vorstellun-gen
vor allem nicht damit getan, zu postulieren, dass Feedbackempfänger
Feedback dankbar anzunehmen haben und fertig! Auch Feedback gut an-nehmen
will gelernt sein.
Auf der anderen Seite ist es nicht angebracht, alles, was man über den
anderen denkt und was einen momentan drückt, vermeintlich geschickt in
eine schematisch gelernte Feedback-Form zu gießen, herauszuhauen und
20 | Klärende Gedanken zu Feedback
18. dann davon auszugehen, dass nun alles gut sei und man seine Pflicht
getan habe. Denn Feedback Geben und Nehmen ist mehr als eine Pflicht-übung.
Es entfaltet seine Wirkung erst durch einen sorgfältigen Prozess
Klärende Gedanken zu Feedback | 21
zwischen Feedbackgeber und -nehmer.
Feedback, richtig verstanden, ist ein magisches Werkzeug in der Kommu-nikation,
welches in beinahe jedem Zusammenhang hilfreich sein kann.
Feedback bietet dem Kommunikationspartner die eigene Wahrnehmung als
Angebot an, welches er zur Anpassung seines Verhaltens nutzen kann,
aber nicht muss. Und: Feedback ist auf keinen Fall eine einfache Sache.
In diesem Kapitel wollen wir Folgendes herausarbeiten:
• Woher kommt der Begriff ›Feedback‹?
• Was wird oft fälschlicherweise unter dem Begriff verkauft?
• Bei welchen Kommunikationsformen handelt es sich definitiv nicht um
Feedback?
• Warum ist Feedback eine notwendige Form menschlicher Interaktion?
• Was verstehen wir unter Resonanz-Feedback?
Sie werden sehen: Es braucht ein kleines
Weilchen, um vollständig zu erfassen,
was genau in einem Feedbackprozess
geschieht und was insbesondere mit
Resonanz-Feedback gemeint ist und
wie es im Detail wirkt. Unsere Erfah-rung
ist, dass Menschen einen längeren
Zeitraum benötigen, um zu lernen, wie
man den Feedbackprozess so gestaltet,
dass wirklich Resonanz entsteht. Seien
Sie also geduldig mit sich selbst.
Durchdenken
19. Wir bieten Ihnen in diesem Grundlagenkapitel vor allem Reflexionen an
und wünschen uns, dass Sie uns auf dieser kurzen Reise durch das Wunder-land
des Feedbacks begleiten. Die folgenden Grundlagen könnten Sie über-springen,
für das Verstehen und Nutzen der Praxiskapitel 4 bis 7 sind sie
nicht zwingend notwendig. Unsere Erfahrung ist jedoch, dass ein Durch-denken
elementarer Voraussetzungen zu besseren Leitplanken für das
eigene Denken und Handeln führt. In unseren Coachings und Seminaren
erleben wir immer wieder, dass sich Teilnehmer nach dem Kennenlernen
der elementaren Kommunikationsgrundlagen viel leichter in der Anwen-dung
von Resonanz auslösendem Feedback tun.
1.2 Woher kommt der Begriff ›Feedback‹?
Grundsätzlich versteht man unter Feedback natürlich einfach jede Art der
Rückkopplung. Ursprünglich war der Begriff in der Steuerungstechnik ange-siedelt.
Als illustratives Beispiel mag hier der Fliehkraftregler bei Dampfma-schinen
dienen. Je höher die Umdrehungszahl, umso weiter bewegten sich
kreisende Kugeln nach außen und drosselten das Dampfventil, wenn die
Maschine dann langsamer wurde, öffnete sich durch den gleichen Vorgang
das Ventil wieder mehr, sodass eine konstante Geschwindigkeit das Resultat
war. Die Gewichte gaben der Maschine Feedback über ihre Umdrehungszahl.
Wir sind heute von Hunderten solcher Regelsysteme umgeben, die über
Feedbackschleifen einen bestimmten Zustand konstant halten wollen (bei-spielsweise
der Thermostat oder die Induktionsschleifen vor Ampeln).
Der Begriff wurde also traditionell etwa in der Kybernetik verwendet und
fand erst in den Siebzigerjahren zu großer Beliebtheit und Verbreitung
als Fachbegriff im Bereich Kommunikation. Insbesondere durch die ebenso
einflussreichen wie brillanten Werke von Paul Watzlawick (zum Beispiel
1969) hielt die an sich mindestens seit Kurt Lewins Arbeiten (vergleiche
etwa Lück 2001) verbreitete Idee der Metakommunikation Einzug in Wis-senschaft
und Anwendung der Kommunikationslehre. Eine kurze Darstel-
22 | Klärende Gedanken zu Feedback
20. lung der Entwicklung des Begriffes ›Feedback‹ finden Sie in dem aktuellen
Buch Thanks for the Feedback: The Science and Art of Receiving Feedback
well von Douglas Stone und Sheila Heen (2014: 4 ff.).
Vereinfachende Ideen?!
Die an sich großartige Entwicklung im Fokus des Denkens über Kommunika-tion
führte indes in der Folgezeit zu bizarr vereinfachenden Ideen und vor
allem auch bedauerlichen technokratisch anmutenden Umsetzungen, wie
den allseits beliebten Feedbackregeln (siehe auch Kapitel 7 Regeln und Pro-zesse
ab Seite 215), eher stumpfen Methoden wie dem 360-Grad-Feedback
oder bestimmten, meist wenig sinnvollen Varianten des Mitarbeitergesprä-ches.
In dem Bereich tut sich aktuell mindestens genauso viel Schlechtes
wie Gutes und dies rechtfertigt unserer Ansicht nach diesen genaueren
Blick auf Feedback und seine Umsetzung. Ohne einen solchen sorgfältigen
Blick wird Feedback niemals den Nutzen bringen, den man sich erhofft,
und stattdessen sind die Gefahren des Einsatzes unkalkulierbar.
Was ist Feedback?
Aber lassen Sie uns am Anfang beginnen:
Vereinfachungen werden gerne genommen! Der Umsatz, den Ratgeber in
Buchhandlungen erzielen, ist grandios und damit die Hoffnung, dass es
ganz einfache Tricks zur Lösung komplizierter Probleme oder Fragestellun-
Klärende Gedanken zu Feedback | 23
21. gen geben möge. Mit großer Regelmäßigkeit wiederholen sich Aufmacher
vieler bunter Magazine, die uns versprechen, dass wir ganz einfach ab-nehmen,
gut kommunizieren, den richtigen Partner finden könnten und
so fort. Und die Tatsache, dass dies Menschen jedes Mal wieder zum Kauf
verleitet, belegt, dass es beim letzten Mal eben nicht geklappt hat.
Als Berater sind wir immer wieder erstaunt darüber, dass Unternehmen und
ihre vielen klugen Köpfe immer wieder dazu neigen, die einfache Rezeptur
zu kaufen und sogar daran zu glauben. Das So-und-so-Prinzip, die fünf
Wege zu effektivem Führen, der XY-Effekt. Es erinnert bisweilen an den
Markt der Wundermittel zur Gewichtsreduktion.
Ist Feedback einfach?
Wir sind sicher, dass es sich bei Feedback um einen der komplexesten zwi-schenmenschlichen
Prozesse handelt. Jeder, der in Beziehungen lebt, weiß
das, und auch jeder, der auf die Kooperation anderer – Mitarbeiter, Kolle-gen,
Chef – angewiesen ist. Und gerade in dieses schwierig zu bestellende
Feld haben sich unerträgliche Vereinfachungen und simplifizierende Re-geln
hartnäckig eingeschlichen. Das könnte dann etwa so klingen:
»Mit Feedback in der Kommunikation wird eine sprachliche Äußerung
gegenüber einer anderen Person und über deren Verhalten bezeichnet. Die
Person, der das Feedback zuteilwird, hat dieses möglichst dankbar und
kommentarlos entgegenzunehmen und als Mehrwert zu erkennen. Sobald
ein Feedback im Raum unterwegs ist, ist eine gewisse Andacht und Ehr-furcht
angezeigt und blitzschnell muss man erwägen, ob man sich nicht
direkt weiterentwickeln möchte, indem man die wertvolle Information aus
dem Feedback sofort im Herzen bewegt und schlussendlich nutzt.«
24 | Klärende Gedanken zu Feedback
22. Überzeugend leise!
Chris Wolf
Überzeugend leise!
Wie stille Menschen ihre Stärken
wirkungsvoll nutzen
212 Seiten; 2013; 24,80 Euro
ISBN 978-3-86980-240-4; Art.-Nr.: 924
›Überzeugend, offen, kommunikativ‹ – das sind die Eigenschaften, die heutzu-tage
in jedem Job gefragt sind. Extraversion wird in der heutigen Geschäfts-welt
eingefordert und gilt als Karrierekriterium. Leisen Menschen werden diese
Eigenschaften meist nicht zugetraut, insbesondere im Umgang mit anderen
Menschen. Dabei haben leise – introvertierte – Menschen auch im zwischen-menschlichen
Bereich ausgeprägte Stärken und Fähigkeiten.
Die Psychologin Chris Wolf zeigt in ihrem neuen Buch, warum leise Menschen
nicht nur unterschätzt werden, sondern auch dazu neigen, sich selbst zu unter-schätzen.
Doch was macht leise Menschen eigentlich aus? Welche Mittel kann
man als leiser Mensch authentisch nutzen? Wie verschafft man sich als leiser
Mensch in der lauten Business-Welt Gehör? Wie nutze ich als leiser Mensch
meine Stärken?
Antworten darauf liefert Chris Wolf in ihrem neuen Buch und zeigt, dass Sie mit
leisen Methoden erfolgreich sein können.
www.BusinessVillage.de
23. Konflikte führen
Linda Schroeter
Konflikte führen
Die 5-Punkte-Methode für konstruktive
Konfliktkommunikation
192 Seiten; 2013; 21,80 Euro
ISBN 978-3-86980-244-2; Art.-Nr.: 933
Ob Geschäftspartner, Chef, Kollege, Nachbar oder Lebenspartner – Konflikte
entstehen, ganz gleich, ob beruflich oder privat, aus den unterschiedlichsten
Gründen: Meinungsverschiedenheiten, unterschiedlichen Perspektiven und
Zielsetzungen, Missverständnissen, … Doch eines haben alle Konflikte
gemeinsam – sie verlassen schnell die sachliche Ebene und enden in einem
emotionalen Schlagabtausch, der die Situation oft eskalieren lässt. So weit
muss es nicht kommen. Mit den richtigen Kenntnissen und etwas Übung lassen
sich Konfliktsituationen schnell entschärfen.
Diplom-Psychologin Linda Schroeter zeigt in ihrem Buch, wie Sie
Konfliktgespräche vorbereiten und durchführen können. Denn mit der
praxiserprobten 5-Punkte-Methode und vielen Tipps aus der täglichen
Konfliktmanagementpraxis lassen sich Konfliktsituationen auflösen und
entspannte Gespräche führen. Nebenbei hilft Ihnen dieses Buch, Ihre
Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und neue attraktive Verhaltensweisen
und Einstellungen zu entwickeln.
»[…] Die positive Konfliktkultur, für die das Buch wirbt, ist ein
wichtiger Baustein eines gesünderen und glücklicheren Lebens, in dem Konflikte
nur noch ein gut zu bewältigendes Nebenthema sind. Die Lektüre verhilft dazu, in
Zukunft mehr Konflikte anzusprechen, sie aber auch auszufechten und zu lösen.
Darum empfiehlt getAbstract dieses Buch wärmstens allen, die ihr Leben – auch
ihr Arbeitsleben – mehr genießen wollen.«
getAbstract, April 2014
www.BusinessVillage.de
24. Resilienz
Bestseller,
5. Auflage über
10.000 verkaufte
Exemplare
Denis Mourlane
Resilienz
Die unentdeckte Fähigkeit der
wirklich Erfolgreichen
232 Seiten; 5. Auflage 2014; 24,80 Euro
ISBN 978-3-86980-249-7; Art.-Nr.: 940
Erfolgreiche Menschen haben eine Eigenschaft, die sie von anderen unterschei-det
und doch sofort wahrnehmbar ist: Gelassenheit. Sie meistern schwierige
Situationen scheinbar mit Leichtigkeit, persönliche Angriffe prallen an ihnen ab
und selbst unter hohem Druck büßen sie ihre Leistungsfähigkeit nicht ein.
Was machen diese Menschen anders? Sie beherrschen die Gelassenheit im Um-gang
mit sich, mit ihren Mitmenschen und mit den Herausforderungen, die das
Leben und ihre tägliche Arbeit für sie bereithalten. Eine Eigenschaft, nach der
sich immer mehr Menschen sehnen und die in der heutigen Zeit immer bedeu-tender
wird. Resiliente Menschen verbinden diese Fähigkeit mit einer erstaunli-chen
Zielorientierung, Konsequenz und Disziplin in ihrem Handeln und erreichen
dadurch etwas, was sie von vielen anderen unterscheidet: persönlichen Erfolg
UND ein sehr großes Wohlbefinden.
In einer der wahrscheinlich spannendsten Reisen, der Reise zu Ihrem eigenen
Leben, bringt Ihnen Dr. Denis Mourlane das Konzept der Resilienz näher und
zeigt Ihnen, wie Sie es in Ihren Alltag integrieren.
Buch der Woche im Hamburger Abendblatt am 23./24. März 2013!
www.BusinessVillage.de