Überforderung im Job und im Privatleben ist allgegenwärtig und eines der drängendsten Probleme unserer Zeit. Es gibt immer Menschen, die diesem Druck mit Leichtigkeit standhalten. Was ist das Geheimnis dieser Menschen? Ganz einfach: Sie vermeiden Perfektionismus und folgen der 80-Prozent-Regel. Sie schaffen mit 80 Prozent ihrer Ressourcen 100 Prozent Leistung und mehr.
Dr. Stefan Fourier liefert in seinem neuen Buch Denkanstöße, wie Sie mit der 80-Prozent-Regel erfolgreich Ihr Lebens- und Arbeitsumfeld gestalten. Der Schlüssel besteht darin, die Funktionsweisen Ihres sozialen Umfelds genauer zu verstehen und deren Möglichkeiten effektiver zu nutzen. So werden Sie immer besser. Nicht perfekt, aber immer besser!
Der Autor weiß aus eigenem Erleben, wovon er spricht und untermauert seine originellen Vorschläge mit zahlreichen Beispielen und konkreten Handlungsanleitungen. Er bricht mit Klischees und bietet interessante und pragmatische Alternativen. Schlau statt perfekt!
3. Inhaltsverzeichnis | 5
Inhaltsverzeichnis
Über den Autor .............................................................................. 7
Wie es dazu kam
Die Idee des Buches......................................................................... 9
Vorwort für Unternehmer
Wie Unternehmen die 80-Prozent-Idee nutzen können ..................... 15
1. Schlau statt perfekt
Warum Perfektionismus eine Sackgasse ist .................................. 19
2. Verstehen, was die Welt antreibt
Über die echten Erfolgsfaktoren und wie man sie aktiviert ........... 41
3. An den richtigen Schrauben drehen
Wie man auf einfache Weise große Wirkung erzielt ...................... 65
4. Miteinander reden
Wie man die Informationsflut meistert und wie Meinungsbildung
funktioniert .............................................................................. 85
5. Souverän agieren
Wie man Rollen spielt und mit Rollen spielt .............................. 111
6. Gemeinsam Ziele erreichen
Wie man Menschen für sich gewinnt .......................................... 133
7. Fit für das Chaos werden
Wie Sie Ihre Chancen verbessern können ................................... 157
8. Für die Ernsthaften
Das Fitnessprogramm fürs Chaos ............................................... 181
9. Weiterführende Quellen
Wie Sie sich gründlicher informieren können ............................. 197
Dank........................................................................................... 201
4. Über den Autor | 7
Über den Autor
Dr. Stefan Fourier ist Unternehmer, Autor, Business Consultant und
Mentor. Er entwickelte praxistaugliche Modelle zum Umgang mit
Komplexität, die Organisationen und Menschen erfolgreich und das
(Arbeits-)Leben entspannter machen. Seine Wirkung beruht auf so-
lidem Wissen und persönlichen Erfahrungen aus vielen Lebensbe-
reichen. In seinen Büchern pflegt er einen lockeren Erzählstil, der
seine Souveränität bei Problemlösungen unterstreicht.
Kontakt:
E-Mail: kontakt@fourier.de
Web: www.fourier.de
6. 10 | Die Idee des Buches
Immer wieder fragen mich Menschen, wie sie dem Druck, der täglich
auf ihnen lastet und der nach ihrem Empfinden ständig zunimmt,
gerecht werden können. Es sind Menschen unterschiedlichster Her-
kunft, jung und alt, Frauen und Männer, Leistungsträger und Mana-
ger in Unternehmen, ehrenamtlich Engagierte, viele Lehrer, Ärzte,
Kindergärtnerinnen, alleinerziehende Mütter, ja sogar Studenten.
Sie alle tragen Verantwortung, für sich und andere, und sie alle
sind in irgendeiner Weise in Organisationen und soziale Gruppen
eingebunden. Sie sehen oder vermuten, dass ich als Unternehmer,
Berater, Buchautor und Vorstandsmitglied eines Vereins ein hohes
Arbeitspensum bewältige, trotzdem jedoch relativ tiefenentspannt
durchs Leben gehe und fragen nach meinem persönlichen Patent-
rezept. In den letzten zwei, drei Jahren nimmt die Frage oft eine
etwas andere Richtung. Die Menschen fragen nach Mitteln gegen
die wachsende Komplexität. Wie kann man sie reduzieren, wie kann
man ihr entgehen, wie kann man sie bewältigen? Sie haben die
Komplexität des Arbeits- und Lebensalltags als Ursache des Drucks
ausgemacht, der auf ihnen lastet.
Sehr lange bin ich einer Antwort ausgewichen. Nicht, weil ich zu
den Themen nichts hätte sagen können, sondern weil ich mir die
Dramatik der Situation, in der diese Menschen stecken, einfach
nicht vorstellen konnte. Stellt euch nicht so an! Reißt euch zusam-
men! Das und Deftigeres waren meine Gedanken, wie ich heute mit
einiger Beschämung gestehe. Ich habe dieses ganze Problemfeld,
welches sich aus der wachsenden Komplexität unserer Welt ergibt,
einfach ignoriert. Trotz der steigenden Burn-out-Zahlen, trotz vie-
ler konkreter Problemfälle in den von mir beratenen Unternehmen,
trotz intensiver Debatten im Bekanntenkreis.
7. Die Idee des Buches | 11
Drei Ereignisse haben mich dann so richtig mit der Nase darauf
gestoßen. Das erste Erlebnis war der Zusammenbruch einer jungen
Frau in meiner unmittelbaren Arbeitsumgebung, der mir sehr nahe
ging. Sie kam in mein Unternehmen mit einer schweren Sinndepres-
sion, die ich zu spät bemerkt habe und der ich nichts entgegenset-
zen konnte. Den zweiten Fall beschreibe ich im nächsten Kapitel,
da er mir gleichzeitig einen der beiden möglichen Lösungsansätze
vor Augen führte. Und der dritte Fall bin ich selbst. Auch ich fand
mich plötzlich in einer Situation, in der meine Gelassenheit da-
hin schwand. Ich hatte plötzlich – aus rational nicht nachvollzieh-
baren Gründen – Schlafstörungen, Schweißausbrüche, steigenden
Blutdruck. Stress, attestierte mein Hausarzt. Ich wollte es nicht
glauben. Natürlich hat er mir etwas verschrieben, aber so richtig ge-
holfen hat es nicht. Nach und nach fühlte ich mich herausgefordert,
mich nun doch einmal gründlich mit den Themen Anforderungs-
druck und Komplexität auseinanderzusetzen, und zwar systema-
tisch und unter Einsatz meines dazu in einem langen Berufsleben
gesammelten Wissens, der verfügbaren Denkmodelle und Methoden
und meiner Erfahrungen. Das Resultat lege ich in diesem Buch dar.
Und ganz am Rande: Natürlich gebe ich Fragestellern jetzt auch
ordentliche Antworten.
Die Idee des Buchs schlau statt perfekt in Kürze:
Die Komplexität unserer Welt wächst gesetzmäßig und damit der
Druck, der auf uns lastet. Wir registrieren das überall, im Beruf,
beim gesellschaftlichen Engagement und in den Familien. Wir kön-
nen diesem Druck im Normalfall nicht ausweichen, denn dann wür-
den Leistungsverluste eintreten, die weder unsere Gesellschaft,
noch unser Land, nicht die Unternehmen oder Einrichtungen, in
8. 12 | Die Idee des Buches
denen wir arbeiten, und auch nicht wir selbst vertragen könnten.
Aber es gibt zwei Ansatzpunkte für eine Besserung.
Der erste besteht darin, unsere Welt so zu gestalten, die Dinge um
uns herum so zu organisieren, dass wir besser zurechtkommen und
trotzdem die nötigen Leistungen erbringen. Dazu bedarf es eines
wichtigen Umdenkens. Wir müssen die Welt als soziales System ver-
stehen. Für manche ist das völlig klar, für andere, die die Welt, zum
Beispiel ihre Firma, bisher eher als eine technische und organisa-
torische Einheit begriffen haben, ist dieses Umdenken ein großer
Schritt. Es lohnt sich aber, denn wir gewinnen große Gestaltungs-
möglichkeiten zur Verbesserung unserer Wirkung in allen Belangen
und zur persönlichen Entlastung. Ich widme diesem Ansatz und den
verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten, die sich daraus ergeben,
den größten Teil meines Buchs. Das Motto dafür könnte heißen:
Arbeite nicht härter, sondern gestalte die Bedingungen intelligen-
ter, sei schlau!
Der zweite Ansatzpunkt liegt in uns selbst. Viele Menschen, die
unter der Überlastung leiden, haben den Anspruch, allen Anforde-
rungen immer in perfekter Weise gerecht werden zu müssen. Ob das
immer so sein muss, untersuchen wir in diesem Buch. Ich möchte
dazu ermuntern, einem neuen persönlichen Prinzip zu folgen und
zukünftig nur noch 80 Prozent der eigenen Ressourcen einzusetzen.
Und trotzdem die erforderlichen Leistungen zu bringen. Das gelingt
durch die bessere Nutzung der Möglichkeiten, die unsere sozialen
Systeme bieten. Damit sind wir wieder beim ersten Ansatzpunkt.
Der Kreis schließt sich.
9. Die Idee des Buches | 13
Beide Ansätze zusammen versetzen uns in die Lage, hervorragende
und überdurchschnittliche Leistungen zu erbringen und dabei ge-
sund, fröhlich und tiefenentspannt zu bleiben oder zu werden.
Ich muss allerdings noch einen wichtigen Punkt vorausschicken. Wer
jetzt Rezepte erwartet, wird enttäuscht werden. Für eine komplexe
Welt gibt es keine Rezepte. Die gibt es nur für konkrete Einzelsitu-
ationen. Die konkrete Backanleitung für einen Kirschkuchen ist ein
Rezept. Die allgemeine Anleitung zum Kuchenbacken dagegen be-
schreibt die Prinzipien, wie man an die Aufgabe herangehen muss.
Wenn man sie verstanden hat, kann man eigentlich jeden Kuchen
ohne Rezept backen.
Das Buch schlau statt perfekt wendet sich in erster Linie an Men-
schen in Verantwortung. Da denkt natürlich jeder zuerst an Berufs-
tätige, an Menschen in Führungspositionen, verantwortungsvollen
Positionen, an Lehrer, Polizisten, Beamte, Meister oder Manager.
Aber auch Familienväter und -mütter, die sich hauptsächlich der
Erziehung ihrer Kinder widmen und dort ebenfalls große Verantwor-
tung tragen, können hier wichtige Hinweise finden, die ihnen das
Leben leichter machen.
Wie Unternehmen und Unternehmer meine Vorschläge nutzen kön-
nen und wie es zur Interessensübereinstimmung zwischen dem
Effektivitätsbemühen von Unternehmen und der 80-Prozent-Idee
ihrer Mitarbeiter kommt, habe ich in einem besonderen Vorwort dar-
gestellt. Unternehmen sind die besonderen Nutznießer des Ansat-
zes, auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht.
10. 14 | Die Idee des Buches
In meinem Buch gebe ich Denkimpulse, zeige besondere Aspekte
und Ansatzpunkte auf. Die Anwendung auf die eigene Situation ist
die Denkleistung, die der Leser, die Leserin beisteuern muss. Ich
wäre schier überfordert, würde ich versuchen, für alle Situationen
Rezepte zu liefern. Gewinn aus dem Buch entsteht nur durch Ge-
meinschaftsarbeit. Ich habe das Buch geschrieben, und Sie, liebe
Leserin, lieber Leser, lesen es und probieren meine Vorschläge aus.
Viel Spaß dabei – und wenn Sie konkrete Fragen haben, sprechen
Sie mich ruhig an.
Ihr
Hannover, im Sommer 2015
12. 16 | Wie Unternehmen die 80-Prozent-Idee nutzen können
Wie soll das denn gehen, nur 80 Prozent Ressourceneinsatz und
gleiche Leistung? Was hat denn eigentlich mein Unternehmen da-
von, wenn die Mitarbeiter entspannter arbeiten? Wenn alle weniger
machen, bleibt doch irgendetwas auf der Strecke? Das sind Fragen,
die Unternehmer sich stellen könnten, wenn sie den Klappentext
des Buchs gelesen haben.
Aber ich bin überzeugt davon, dass die Unternehmen die eigentli-
chen Profiteure dieses Ansatzes sind. Warum ist das so, warum muss
das so sein? Ich führe dazu weiter unten vier gewichtige Gründe an.
Zuvor möchte ich jedoch eine wesentliche Voraussetzung formulie-
ren, damit diese Gründe auch tatsächlich stichhaltig werden:
Das Unternehmen, der Unternehmer, muss darauf bestehen, dass
trotz des verringerten Ressourceneinsatzes die volle geforderte
Leistung kommt. Oder mehr. Das ist unabdingbar und steht absolut
nicht zur Disposition. Leistungsabfall ist nicht erlaubt! Es wird die
entscheidende Führungsherausforderung für den Unternehmer, Vor-
stand oder Geschäftsführer sein, diese Forderung aufrechtzuerhal-
ten und dabei trotzdem die 80-Prozent-Idee mit allen Mitteln zu
unterstützen. Er kann dies aus vollem Eigennutz und zu Nutz und
Frommen des Unternehmens machen. Und damit kommen wir zu
den vier gewichtigen Gründen:
Erstens: Die bewusste Reduzierung des Ressourceneinsatzes führt
bei Aufrechterhaltung der Leistung zu Effizienz- und Effektivitäts-
steigerungen, die die Bilanz des Unternehmens verbessern werden.
Allein die Reduzierung von Überstunden, die Vermeidung von Dop-
pel- und Nacharbeiten, die Verringerung von überflüssiger Büro-
13. Wie Unternehmen die 80-Prozent-Idee nutzen können | 17
kratie schlagen für das Unternehmen positiv zu Buche. Und das
bekommt das Unternehmen ohne nennenswerte Investitionen, son-
dern dadurch, dass die Mitarbeiter nach Wegen suchen, ihren per-
sönlichen Aufwand durch Optimierungen zu reduzieren. Ein gutes
Geschäft!
Zweitens: Es wird oft beklagt, dass die Interessen und Antriebe
des Unternehmers, Vorstands oder Geschäftsführers und die der
Mitarbeiter zu weit auseinanderliegen. Das ändert sich unter der
80-Prozent-Idee radikal. Die Interessen gehen in die gleiche Rich-
tung – Verbesserung, Verschlankung und Optimierung der Prozesse.
An diesem Strick ziehen sie alle, der Unternehmer wegen der Kos-
tensenkung und die Mitarbeiter, weil es ihnen das Leben einfacher
macht. Alle gewinnen, wenn die 80-Prozent-Idee als gemeinsame
Vision verfolgt wird und unter diesem Label alle Aktivitäten zusam-
mengefasst werden.
Drittens: Unternehmen, deren Mitarbeiter nicht ständig an der
Belastungsgrenze oder darüber arbeiten, sind besser gewappnet,
unvorhersehbaren Herausforderungen zu begegnen. Sie haben Re-
serven, die sie notfalls bei plötzlichen Marktverschiebungen, Er-
höhungen der Rohstoff- und Energiepreise oder vorübergehenden
Personalengpässen in die Waagschale werfen können. Sie können
diese Reserven nutzen, um Innovationen vorzubereiten, zusätzliche
neue Produkte zu entwickeln, neue Märkte zu erschließen oder den
Einsatz neuer Technologien vorzubereiten. Solche Projekte werden
nicht mehr Spitze auf Knopf genäht, sondern können systematisch
und prospektiv vorangebracht werden.
14. 18 | Wie Unternehmen die 80-Prozent-Idee nutzen können
Viertens: Das Image eines Unternehmens wird immer wichtiger, um
Akzeptanz bei Kunden zu finden und um neue, talentierte Mitarbei-
ter anzuziehen. Die Verwirklichung der 80-Prozent-Idee führt zu
Zufriedenheit, einer entspannten Arbeitsatmosphäre und einem gu-
ten Betriebsklima, senkt den Krankenstand – nebenbei auch ein
wichtiger Kostenfaktor – und vor allem: Es spricht sich herum! Das
Unternehmen kann als »bester Arbeitgeber« punkten und wird da-
durch sein Standing in der Region und in der Branche verbessern.
Das wiederum wirkt sich direkt auf die Wirtschaftlichkeit aus.
Es lohnt sich also für Unternehmen, der 80-Prozent-Idee zu folgen.
Dadurch gewinnen sie die Mitarbeiter und leben Gemeinsamkeit
bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen. Die Entscheidung für
die 80-Prozent-Idee ist für Unternehmen zukunftssichernd. Dafür
gibt es einen ganz plausiblen Grund. Im Zentrum dieser Idee steht
die Aktivierung des sozialen Systems Unternehmen, der Menschen,
der Prozesse, der Erfolgsfaktoren und Werte. Das führt direkt dazu,
dass Unternehmen die wachsende Komplexität der Welt, der Märkte,
ihres gesamten Umfelds besser meistern können. Sie können der
äußeren Komplexität innere Vielfalt und Ideenreichtum, überlegene
Kommunikation und Innovationsfähigkeit entgegensetzen.
Wenn Sie, lieber Unternehmer, Vorstand oder Geschäftsführer, jetzt
mehr wissen wollen, dann lesen Sie unbedingt weiter. Zwar ist dieses
Buch in vielerlei Hinsicht eher auf die Menschen ausgerichtet, die
Sie in Ihren Unternehmen beschäftigen – es ist kein Kompendium
der Unternehmensführung. Sie werden jedoch an vielen Stellen Hin-
weise und zum Teil neue Ansätze zum Thema Führung finden. Und
wenn Sie Fragen haben – ich bin erreichbar.
16. 20 | Warum Perfektionismus eine Sackgasse ist
Wie können wir den steigenden Arbeitsdruck reduzieren und die wach-
sende Komplexität unserer Welt meistern, ohne in unseren Leistungen
nachzulassen? Mehr Arbeit, mehr Anstrengung, mehr Perfektion sind
nur mehr von dem, was wir immer schon machen und führen meist
nicht zur Lösung, sondern in permanente Überanstrengung. Es gibt
intelligentere Wege – ein Perspektivenwechsel.
17. Warum Perfektionismus eine Sackgasse ist | 21
Als Lewis Carroll im Jahre 1865 sein Kinderbuch Alice im Wunder-
land herausbrachte, konnte er nicht wissen, wie die Welt sich entwi-
ckeln wird und wie rasend schnell sich heutzutage alles ändert. Und
trotzdem legte er der roten Königin den Satz »Hierzulande musst
du so schnell rennen, wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck
bleiben willst« in den Mund. Genauso fühlen wir es oft. Wir rennen
und rennen, nur um dabei zu bleiben, um mitzuhalten. War Carroll
ein Prophet? Wie konnte er vor 150 Jahren eine Welt beschreiben,
in der unser heutiges Gehetze sozusagen die Normalität darstellt?
Nun war Lewis Carroll nicht nur ein inspirierender Schriftsteller, der
sehr assoziativ vorging und beim Schreiben oft einfach seinen Ein-
gebungen folgte, er war auch Mathematiker. Sein eigentlicher Name
war Charles Lutwidge Dodgson und unter diesem hatte er auch ei-
nige mathematische Abhandlungen veröffentlicht. Außerdem war
er als Fotograf künstlerisch tätig. Wie auch immer, Lewis Carroll
war eine vielschichtige Persönlichkeit, aus der heraus die Fantasien
und Visionen seines Wunderlands entstanden. Und eben auch die
Vorstellung oder Vision einer sich rasend schnell bewegenden Welt.
Wie Geschwindigkeit und Leistungsdruck
zusammenhängen
Heute versuchen wir, die Entwicklungen der Welt wissenschaftlich
zu erklären. Wir analysieren die Zunahme der Weltbevölkerung, das
Ansteigen der Informationsmenge pro Jahr, selbst das Anwachsen
der Virensignaturen im Internet und die Anzahl der Psychopillen,
die Kinder als Ergänzung zum Pausenbrot zu sich nehmen. Alle die-
se Zahlen steigen, und zwar exponentiell. Alle Befunde zeigen das
18. 22 | Warum Perfektionismus eine Sackgasse ist
gleiche Phänomen. Es ist nicht so, dass alles nur schlicht zunimmt,
sondern das Tempo des Wachstums wächst. Nahezu alles in unserer
Welt vermehrt sich überproportional, wie Viren. Auch wir Menschen.
Das Tempo des Wachstums nimmt zu und treibt die Geschwindigkeit
aller Vorgänge exponentiell nach oben. Wir leben sozusagen in einer
viralen Welt.
Je schneller alles abläuft, desto schwieriger wird es für die betroffe-
nen Menschen. Sie kommen einfach nicht mehr hinterher, können
nicht alle Informationen und alle Veränderungen verarbeiten, sich
nicht schnell genug auf Neues einstellen. Sie fühlen sich dieser per-
manenten Geschwindigkeitszunahme ausgeliefert und empfinden
wachsenden Druck. Jede Berufsgruppe reklamiert für sich, dass es
sie besonders hart trifft. Ob Spitzenmanager, Krankenschwestern,
Lehrer, die Meister und Vorarbeiter in produzierenden Unterneh-
men, Juristen, Politiker, niedergelassene Ärzte oder Beamte, alle
singen das gleiche Lied. Die Hektik wächst, die Zeit rast vorbei, vie-
les bleibt unerledigt. Abends fühlt man sich ausgebrannt, Stress al-
lerorten. Obwohl rein statistisch der Umfang an Freizeit nie so hoch
war wie heute, haben viele Menschen das Gefühl, keine Zeit mehr
zu haben, gehetzt zu sein. Das Bild vom Hamsterrad verdeutlicht die
Situation, in der sich inzwischen die Mehrheit wähnt.
Wenn man genauer nachfragt, bekommt man oft ein diffuses Bild
über die Ursachen. Viele beklagen, dass ständig neue Anforderungen
gestellt werden, immer wieder dazugelernt werden muss. Für man-
chen wird da der Slogan vom lebenslangen Lernen zur Bedrohung.
Andere wiederum rechnen vor, dass sie kaum noch Zeit für sich
selbst haben, weil auch nach Feierabend zu viele Verpflichtungen
19. Warum Perfektionismus eine Sackgasse ist | 23
bestehen, die Kinder irgendwohin gebracht werden müssen, Freun-
de irgendetwas wollen, das Fitnessstudio wartet oder abends noch
Einkäufe erledigt werden müssen. Und dann erst in der Firma: ein
neuer Chef, drohender Personalabbau im Zuge von Sparmaßnahmen,
schon wieder eine neue Arbeitsanweisung, die alles viel komplizier-
ter macht, Formulare und Kennziffern, Berichte, Computerpannen
und zu guter Letzt noch Streit mit dem Meister aus der anderen
Abteilung. Jeder Berufstätige, ob angestellt, beamtet oder selbst-
ständig, kennt solche oder ähnliche Situationen zuhauf.
Die Frage, die alle eint, lautet: Wie komme ich da raus?
Die Antwort ist so einfach wie brutal: Gar nicht!
Wie sich der zunehmende Leistungsdruck für den
Einzelnen auswirken kann
Das Dilemma ist ja zunächst einmal ein ganz persönliches, welches
zwar viele in gleichem Maße erleben, aber eben jeder auf seine ganz
individuelle Weise. Ein Ausweg wurde mir beim Gespräch mit einer
Frau mittleren Alters deutlich. Es war ein vertrauliches Gespräch,
wie ich sie häufig im Rahmen von Umorganisationsmaßnahmen in
Unternehmen führe, um die Meinungen betroffener Menschen zu
hören, sie zu unterstützen und Möglichkeiten für eine gute Zu-
kunft, für gute Arbeit, herauszufinden. An dieses eine Gespräch
werde ich mich noch lange erinnern, weil es für die Frau, aber auch
für mich selbst eine Schlüsselrolle spielte. Meine Gesprächspartne-
rin arbeitete als Teamleiterin am Standort eines Konzerns in Nieder-
sachsen. Sie war gut qualifiziert für ihren Job, hatte bereits einige
20. 24 | Warum Perfektionismus eine Sackgasse ist
Erfahrungen in dieser Position, verdiente ordentliches Geld, hatte
einen Mann und zwei schulpflichtige Kinder. Von den geplanten Um-
strukturierungsmaßnahmen war sie nur am Rande betroffen, sodass
ich in das Gespräch mit eher routinemäßigem Interesse ging, denn
ich erwartete keine besonderen Probleme. Und dann kam alles ganz
anders. Die Frau offenbarte mir, dass sie am Ende ihrer Kräfte sei.
Während der Arbeitszeit musste sie sich mit tausend Sachen gleich-
zeitig herumschlagen und hatte nie das Gefühl, mit irgendetwas
wirklich fertig zu sein. Nach einem äußerst intensiven Arbeitstag
war sie jeden Abend für die Kinder da und musste danach, wenn die
Kinder im Bett waren, noch E-Mails erledigen und Berichte durch-
sehen. Sie kam auch an den Wochenenden nicht zur Ruhe. Ihrem
Mann, Manager bei einem Autozulieferer, erging es ähnlich.
Ich hinterfragte dann im Laufe des Gesprächs die Arbeitssituation
und besonders die Arbeitsweise meiner Gesprächspartnerin. Dabei
stellte sich heraus, dass sie tatsächlich hoch belastet war und sich
in der Situation fühlte, alles selbst und alles perfekt machen zu
müssen. »Ich bin ein Perfektionist«, war ihr Standardsatz, den sie
mit zunehmender Verzweiflung wiederholte. Als sie mir dann noch
erzählte, dass sie für den Hannover Marathon trainierte, weil von
der Firma eine Mannschaft teilnehmen sollte und sie schließlich
zu den Leistungsträgern gehörte, platzte ganz spontan aus mir die
Frage heraus: »Wollen Sie perfekt sein oder wollen Sie überleben?«
Sie stutzte, bekam schreckgeweitete Augen, schlug dann die Hände
vor das Gesicht und stöhnte: »Aber wie soll ich es denn machen?«
21. Erfolgreiche Menschen haben eine Eigenschaft, die sie von anderen
unterscheidet und doch sofort wahrnehmbar ist: Gelassenheit. Sie
meistern schwierige Situationen scheinbar mit Leichtigkeit, persönliche
Angriffe prallen an ihnen ab und selbst unter hohem Druck büßen sie
ihre Leistungsfähigkeit nicht ein.
Was machen diese Menschen anders? Sie beherrschen die Gelassenheit
im Umgang mit sich, mit ihren Mitmenschen und mit den Herausforde-
rungen, die das Leben und ihre tägliche Arbeit für sie bereithalten. Eine
Eigenschaft, nach der sich immer mehr Menschen sehnen und die in der
heutigen Zeit immer bedeutender wird. Resiliente Menschen verbinden
diese Fähigkeit mit einer erstaunlichen Zielorientierung, Konsequenz
und Disziplin in ihrem Handeln und erreichen dadurch etwas, was sie
von vielen anderen unterscheidet: persönlichen Erfolg UND ein sehr
großes Wohlbefinden.
In einer der wahrscheinlich spannendsten Reisen, der Reise zu Ihrem
eigenen Leben, bringt Ihnen Dr. Denis Mourlane das Konzept der Resi-
lienz näher und zeigt Ihnen, wie Sie es in Ihren Alltag integrieren.
Buch der Woche im Hamburger Abendblatt am 23./24. März 2013!
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Denis Mourlane
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Die unentdeckte Fähigkeit
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7. Auflage 2015
232 Seiten; Hardcover; 24,80 Euro
ISBN 978-3-86980-249-7; Art.-Nr.: 940
22. Denkfallen
»Jetzt müssen Sie sich nur entscheiden.« Wer hat diesen Satz nicht
schon oft gehört? Mit einem breiten Informationsangebot aus Tests,
Expertenmeinungen, Evaluationen, … ist es ein Leichtes, die richtigen,
abgesicherten Entscheidungen zu treffen. Doch ist das wirklich so? Sind unsere
Entscheidungen dank eines immer größeren Informationsangebotes wirklich
besser geworden?
Wohl kaum, denn die Welt bietet viele Möglichkeiten, sich zu irren. Fast hinter
jedem Versuch, unsere Entscheidungen zu fundieren, lauern Denkfallen. Und
nun? Nur noch aus dem Bauch heraus entscheiden? Das ist sicherlich auch
keine Lösung. Denn ohne Informationsbasis lassen sich ebenfalls keine guten
Entscheidungen treffen. Viele Informationen sind aber auch kein Garant für
gute Entscheidungen. Ein Dilemma.
Der Psychologe Dr. York Hagmayer beschäftigt sich seit vielen Jahren an der
Universität Göttingen mit Fragen der Entscheidungsfindung. In seinem neuen
Buch nimmt er Sie mit auf die Reise und zeigt Ihnen, wie Menschen ihre
Entscheidungen treffen.
Nach der Lektüre des Buchs werden Sie anders über Ihre Entscheidungen
denken und Ihren rationalen Fähigkeiten vermutlich nicht mehr ganz vertrauen.
Klug irren will gelernt sein – denn erst wenn Sie wissen, wie Sie Irrtümer zu
Ihren Gunsten nutzen, werden Sie besser entscheiden.
York Hagmayer
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Klug irren will gelernt sein
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216 Seiten; Broschur, 24,80 Euro
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23. Der Abschied von der Sachlichkeit
Seit Daniel Golemans Bestseller „Emotionale Intelligenz“ vor 20 Jahren sind
Emotionen in aller Munde. In Psychologie, Geistes- und Sozialwissenschaften
gelangten sie zu einer wahren Renaissance. Zugleich haben die
Neurowissenschaften zu einem nie gekannten Verständnis über Entstehung und
Nutzen von Emotionen beigetragen.
Trotzdem scheint es, dass wir keinesfalls emotional intelligenter geworden sind
– das Gegenteil drängt sich auf:
Emotionen finden in Wirtschaft, Schule und Privatleben nur statt, wenn
sie nicht stören. Sie werden zur wirkungsvollen Kommunikation entweder
gar nicht oder dramatisierend eingesetzt und als Motivations-, Warn- und
Bestätigungssignale so gut wie nicht wahrgenommen. Emotionen verkommen
so zum leicht konsumierbaren mentalen Fastfood, sozialromantisch verklärt und
ihrem wahren Zweck beraubt.
Dieser Trend führt dazu, dass wir die letzte Bastion der Selbstverantwortung –
die eigenen Werte und Emotionen – in fremde Hände legen.
Markus Hornung zeigt, was wir dagegen tun können. Er wirbt leidenschaftlich
für den selbstverantwortlichen, tatsächlich intelligenten Umgang mit unseren
Werten und Emotionen. Denn erst dann treffen wir tragfähige Entscheidungen
und erreichen ehrlich und authentisch unsere Kommunikationspartner.
Dieses Buch revolutioniert Ihre Vorstellung von Emotionen grundlegend und
beflügelt nachhaltig Ihre Emotionale Intelligenz.
Buch der Woche im Hamburger Abendblatt am 5./6. September 2015!
Markus Hornung
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24. ad hoc visualisieren
Wünschst du dir, deine Ideen verständlicher und auf den Punkt zu
vermitteln? Du möchtest beim Arbeiten an Lösungsstrategien die Potenziale
aller Teilnehmer voll ausschöpfen? Oder du möchtest bei Vorträgen
oder Präsentationen Inhalte so vermitteln, dass deine Zuhörer den
Informationsfluten nicht durch geistige Abwesenheit trotzen? Dann ist dieses
Buch die Lösung …
Denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Das gilt für die immer komplexer werdende Welt mehr denn je. Wer das
Visualisieren beherrscht, findet schnell eine gemeinsame Ebene und einen
gemeinsamen Zugang, der nicht durch Worte verdeckt ist.
Du kannst gar nicht zeichnen? Du hast kein Talent? Falsch!
Mit diesem Buch wirst du den Zeichner in dir entdecken. Nutze die
Visualisierung, um nachhaltiger zu erklären und als ganz neue Ressource bei
der Ideenentwicklung. Der Cartoonpreisträger und Visualisierungsexperte
Malte von Tiesenhausen inspiriert dich in diesem Buch, selbst den Stift in
die Hand zu nehmen und ihn nicht wieder loszulassen. In unterhaltsamer und
aufgelockerter Art und Weise stellt er Methoden und Techniken vor, wie du
selbst die Kraft der Bilder nutzt und deinen Fokus auf die Welt erweiterst.
Malte von Tiesenhausen
ad hoc visualisieren
denken sichtbar machen
1. Auflage 2015
192 Seiten; Broschur; 24,80 Euro
ISBN 978-3-86980-298-5; Art.-Nr.: 930
www.BusinessVillage.de