Diese Präsentation zeigt Ihnen verschiedene Formen des Publikationsbias, bspw. warum Studien mit positiven Forschungsergebnissen oftmals bevorzugt publiziert werden...
2. Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung
“ In einem Wüstengefängnis befreundet sich ein alter Gefangerner mit
einem Neuling. Der neue Insasse spricht unerlässlich von der Flucht und
schmiedet einen Plan nach dem anderen. Nach ein paar Monaten ist er
verschwunden. Nach einer Woche Abwesenheit bringen ihn die
Gefängniswärter halbtot und fast verdurstet zurück. Er beklagt sich bei
dem alten Gefangenen, wie schlimm es draußen war: endloser Sand, kein
Wasser, keine Oase, Fehlschlag um Fehlschlag. Der alte Gefangene hört
eine Weile zu und antwortet dann: „Ja, ich weiß. Ich habe dieselben
Fluchtversuche vor 20 Jahren probiert.“ Der neue Insasse ist erstaunt:
„Wirklich? Warum hast du mir nichts davon erzählt?“ Achselzuckend
entgengnet der alte Gefangene: „Wer publiziert schon negative Resultate?
”
3. Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung
Diese Anekdote illustriert in hervorragender Weise eines der
großen Probleme mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen –
Publikationsbias oder die Bevorzugung von positiven
Ergebnissen.1
Publikationsbias bedeutet , dass in wissenschaftlichen
Veröffentlichungen Studien mit “positiven” Ergebnissen
(hypothesenstützend) bevorzugt werden als “negative”
Ergebnisse, welche die Nullhypothese stützen oder im
Widerspruch zur aufgestellten Hypothese stehen.2
Dies hat zur Folge, dass einige negative – aber dennoch
wichtige – Resultate (bspw. Studien über die Unwirksamkeit
einer Therapie) nicht veröffentlicht und nicht weitgehend
kommuniziert werden.3
4. Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung
Die verzerrte bevorzugte Veröffentlichung “positiver”
Resultate ist nur ein Beispiel von mehreren (publikations-
bezogenen) Verzerrungen. Da diese jedoch die Entscheidung
über die Publikation beeinflussen können, ist es wichtig, sie
zu verstehen:
Was sind die Ursachen für diese Verzerrungen?
Welche Verzerrungsarten gibt es, wie können sie die
Publikationsentscheidung beeinflussen und wie können diese
angesprochen werden?
Die Notwendigkeit, solchen Verzerrungen entgegen zu wirken.
5. Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung
Gründe für Bias und Verzerrungen
Publikationsbias kann mehrere Gründe haben. Wir haben hier einige Hauptursachen
aufgelistet:
1. Viele Studien werden nicht veröffentlicht, weil diese von den Forschern erst gar
nicht eingereicht werden, da sie der Ansicht sind, dass negative Resultate nicht von
Journals akzeptiert werden. Dieses Phänomen der Nicht-Einreichung wird “File
Drawer Problem” (“der Schublade verbleibend”) genannt.4
2. Journals können einen Bias zugunsten von positiven Resultaten haben, da
angenommen wird, dass negative Ergebnisse weniger häufig zitiert werden und
somit den Impact Factor eines Journals mindern könnten.
3. Sponsoren und andere Unterstützer einer Studie können einen Bias aufweisen, der
Ergebnisse in ihrem eigenen Interesse bevorzugt. Es ist durchaus vorgekommen,
dass Sponsoren Publikationen mit aus ihrer Sicht ungünstigen Ergebnissen nicht
veröffentlichen lassen. Auch scheinen industriegesponsorte Studien häufiger
positive Ergebnisse zu kommunizieren als unabhängig finanzierte.5,6
6. Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung
Wie mit unterschiedlichen Bias-Arten umgegangen
werden kann
Die Tabelle auf den nächsten Seiten listet unterschiedliche
Bias-Arten auf, wie sie in wissenschaftlicher Literatur
vorkommen können.1,7-11
Ebenfalls werden einige Vorschläge unterbreitet, wie diesen
entgegnet werden kann. Am besten ist es, den Bias direkt
anzusprechen, bspw. in der Sektion in der Sie über die
Relevanz Ihrer Studie berichten, oder im Anschreiben an das
Journal.
7. Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung
Bias-Typ Was bedeutet dies? Wie kann dem entgegnet werden?
Publikationsbias Studien mit positiven Beschreiben Sie das spezifische Problem, welches Ihre
Forschungsergeb-nissen Studie angesprochen hat. Zeigen Sie, dass Ihre
(hypothesenstützend) haben höhere “negativen” Resultate einem Publikationsbias
Publikationschancen als entgegen wirken können12 (es gibt inzwischen sogar
Publikationen mit negativen Journals, die ausschliesslich negative Resultate
Befunden (Widesprüche zur publizieren13) und erwähnen Sie, welche Ansichten
aufgestellten Hypothese). oder Praktiken Ihre Befunde verändern könnten.
Zeitverzögerungs- Studien mit positiven Befunden Teilen Sie klar mit, weshalb es wichtig ist, dass Ihre
bias haben eine größere Studie ohne Zeitverzögerung veröffentlicht werden
Wahrscheinlichkeit früher publiziert sollte (bspw. dass hierdurch weitere Experimente
zu werden als solche mit negativen eingestellt werden können oder herkömmliche
Befunden. Praktiken schneller geändert werden können).
Mehrfachpubli- Es ist wahrscheinlicher, dass positive Wenn Sie ein Paper mit positiven Resultaten
kationsbias Resultate einer einzigen Studie eher veröffent-licht haben, sollten Sie diese nicht nochmals
zu Mehrfachpublikationen führen in einem weiteren Paper veröffentlichen (es sei denn,
können als negative Resultate einer dies geschieht aus einer gänzlich anderen Perspektive
einzigen Studie. heraus).
8. Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung
Bias-Typ Was bedeutet dies? Wie kann dem entgegnet werden?
Location-Bias Studien mit positiven Ergebnissen Scheuen Sie sich nicht, Ihr Paper mit “negativen”
werden eher in Journals mit höherem Befunden an ein High-Impact Journal zu senden.
Impact Factor und größerer Forschungen haben ergeben, dass einer der
Reichweite publiziert als solche mit Hauptgründe für solche Verzerrungen daring liegt,
negativen Befunden. dass Autoren eher dazu tendieren, ihre negativen
Ergebnisse an Low-Impact Journals zu senden. Darum
bedeutet der Location Bias nicht unbedingt, dass die
Ursache heirfür in der Reaktion des Journals liegt.14,15
Wenn Sie Ihr Paper bei einem High Impact Journal
einreichen, machen Sie deutlich, weshalb Ihre
“negativen” Resultate bedeutend sind, wie diese in
den Kontext existierenden Wissens passen und
warum es wichtig ist, dass diese eine weite
Leserschaft erreichen.
Zitationbias Positive Resultate werden Wenn Sie auf negative Resultate stoßen, die
wahrscheinlich häufiger zitiert als bedeutend für Ihr Forschungsgebiet sind, stellen Sie
negative. sicher, dass Sie diese in Ihrem Paper zitieren. Zitieren
Sie nicht nur Studien, die Ihre eigene Forschung
stützen, da dies auch Peer-Reviewer skeptisch
stimmen kann.
9. Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung
Bias-Typ Was bedeutet dies? Wie kann dem entgegnet werden?
Sprach-Bias Die Publikationssprache steht auch Beschreiben Sie wie Ihre Resultate für ein globales
im Zusammenhang mit dem Publikum von Bedeutung sein können und deshalb in
Vorliegen von positiven oder einem englischsprachigen internationalen Journal
negativen Resultaten. Studien mit veröffentlicht werden sollten.
positiven Resultaten haben höhere
Chancen, in englischsprachigen
Journals veröffentlicht zu werden.
Bias im Forscher, die an einer Studie Berichten Sie über alle Ergebnisse Ihrer Studie, egal
Ergebnisbericht arbeiten, die mehrere Ergebnisse ob positiv oder negativ.
liefert, tendieren dazu, eher über die
positiven als die negativen Resultate
zu berichten.
Bestätigungs-Bias Ergebnisse, die mit den Hypothesen Zeigen Sie die Verbindung Ihrer Studie zu vorherigen
und Ansichten eines Peer-Reviewers, Veröffentlichungen im Journal auf. Erklären Sie,
Journal-Redakteurs etc. übereinstim- weshalb Ihre Ergebnisse derzeitig verbreiteten
men, werden mit höherer Ansichten widersprechen könnten. Betonen Sie, dass
Wahrschein-lichkeit zur Publikation Ihre Studie zur Überdenkung und Überarbeitung
vorgeschlagen. existierender Ansichten und Perspektiven beitragen
kann.
10. Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung
Bias-Typ Was bedeutet dies? Wie kann dem entgegnet werden?
Bias bei der Studienergebnisse können einen Bias Stellen Sie sicher, dass Ihre Sponsoren keinen Einfluss
finanziellen zugunsten der Sponsoren, Geldgeber, auf die Entscheidungen und Ergebnisse Ihrer Studie
Unterstützung Unterstützer etc. aufweisen. haben. Die Forscher sollten den Zugang zu den
Ergebnisse, die den Interessen der Studien und Ergebnissen haben und in unabhängiger
Sponsoren widersprechen werden Weise die Daten analysieren und die Methoden der
evtl. niemals veröffentlicht. Studie auswählen. Auch sollten die Forscher die finale
Entscheidung über die Publikation treffen können.16
Legen Sie immer alle Informationen über Sponsoren
und finanzielle Unterstützer offen und kommunizieren
Sie mögliche Interessenskonflikte. Manuskripte, die
Informationen über die Sponsoren und
Finanzierungsquellen enthalten, haben eine höhere
Wahrscheinlichkeit, veröffentlicht zu werden, also
solche ohne diese Angaben.11
11. Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung
Warum sollte einem Bias proaktiv entgegnet werden?
Biases widersprechen den Grundprinzipien der wissenschaftlichen Forschung. Wenn positive
Resultate bevorzugt publiziert werden, hat dies zur Folge, dass wissenschaftliche Publikationen
eine inhärente und systematische Verzerrung aufweisen17. Somit wird die Integrität der
Wissenschaft kompromittiert.18
Dies kann gravierende Konsequenzen haben, wie bspw. die Fortführung schädlicher oder
unwirksamer Therapien, unnötiges Leiden von Patienten und Ressourcenverschwendung.
Wenn Sie einem Bias entgegnen, helfen Sie der Integrität der Wissenschaft und Forschungs-
literatur. Sie können Ihren Beitrag leisten: indem Sie methodologisch einwandfreie Studien
einreichen, deren Ergebnisse entgegen Ihren Erwartungen verliefen; betonen, dass Sie sowohl
positive als auch negative Befunde darstellen; ein neutrales und objektives Peer Review
durchführen; und es nicht zulassen, dass Geldgeber und Sponsoren Ihre Methodologie,
Ergebnisdarstellung und Publikationsentscheidungen beeinflussen.
Kollektive Bemühungen helfen dabei, dass die publizierte Wissenschaftsliteratur Forschungser-
gebisse in repräsentativer Weise und ohne Bias darstellt. Dies trägt zur Förderung der Integrität
von Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation bei.
12. Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung
Die Auswirkungen des Publikationsbias
…auf die wissenschaftliche Literatur
• Studien mit positiven Befunden dominieren die publizierte Wissenschaftsliteratur. 17
• Da weniger negative Resultate publiziert werden, kann dies zur Überschätzung der Wirksamkeit von
Therapen, politischen Entscheidungen, neuen Technologien etc. führen und zur Unterschätzung Ihrer
Probleme.3,11,19
• Studien, die aufzeigen, dass bestimmte Therapien, Aktivitäten etc. schädlich sind, werden u.U. niemals
veröffentlicht.7
…Publikationsbias auf das Gesundheitswesen
• Im Jahr 1980 haben Wissenschaftler eine erhöhte Sterberate bei Herzpatienten festgestellt, die mit
einem Klasse-I Antiarrhythmikum behandelt wurden. Da die Forscher meinten, dass es sich um ein
Zufallsergebnis handelt, haben sie Ihre Befunde nicht veröffentlicht. Später hat sich jedoch herausge-
stellt, dass diese Medikamete tatsächlich zu einer erhöhten Sterblichkeit bei Herzpatienten führen.
1993 haben die Forscher bestätigt, dass es sich bei Ihrer Entscheidung zur Nicht-Publikation um einen
Publikationsbias handelte20 und dass eine Publikation vor 13 Jahren Menschenleben hätte retten
können.7,20
• Eine Review-Studie über experimentelle Forschungen zur Evaluierung negativer gesundheitlicher Effekte
von Mobiltelefonen hat ergeben, dass die Publikationsrate von positiven Befunden bei industrieinan-
zierten Studien am geringsten war. 21
13. Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung
Quellen:
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14. Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung
Quellen:
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effects of mobile phone use: Systematic review of experimental studies. Environmental Health Perspectives, 115:
1–4.
15. Vielen Dank für Ihr Interesse
www.editage.de
https://twitter.com/EditageGermany
http://www.linkedin.com/company/cactus-
communications