Die aktuelle Ausgabe von Kapital & Märkte beleuchtet die deutsche Aktienkultur und zeigt, was in der künftigen Anlagepolitik nicht fehlen darf.
- Aktienkultur – In Deutschland noch ein Schattengewächs
- Die Gründe für mangelnde Aktienkultur: Herdentrieb und fehlende Risikodiversifikation
- Warum die Aktie ein Muss ist
1. Aktienkultur – in Deutschland noch ein
Schattengewächs
Deutsche Sparer gelten als die Fleißigsten der Welt. Es gibt
kaum ein Land, in dem die Sparquote höher ist. Geprägt von
mehreren Währungsreformen, Inflations- und Kriegsverlusten
hat sich in Deutschland über Jahrzehnte hinweg eine sehr
konservative Sichtweise in Sachen Kapitalanlage entwickelt:
Im Fokus der Anleger steht bis heute der Kapitalerhalt bezie-
hungsweise ein langsames, aber stetiges Kapitalwachstum
durch Ansparen.
Diese Strategie ist jedoch seit einigen Jahren zum Scheitern
verurteilt. Nicht nur die Zinsen kurzfristiger Einlagen haben
sich durch die Geldpolitik der internationalen Zentralbanken
nach der weltweiten Finanz- und Schuldenkrise in Richtung
Null Prozent entwickelt. Auch die mittel- und langfristigen
Anleiherenditen haben nach jahrzehntelangem Rückgang
nun ein Niveau erreicht, auf dem die erwirtschafteten Erträge
die damit verbundenen Kosten und Steuern kaum mehr kom-
pensieren. Rechnet man die Inflationsraten noch hinzu, dann
ergibt sich eine negative Realverzinsung, die den Wert des
investierten Kapitals sukzessive mindert.
Die Aktie als Geldanlageform kann nachweislich als Alterna-
tive dienen, jedoch spielt diese Anlageform in Deutschland
fast schon traditionell eine untergeordnete Rolle. Lediglich
5,8 Prozent der deutschen Anleger sind Aktionäre, wie die
jüngste Verteilung des Anlagevermögens nach Angaben der
Deutschen Bundesbank zeigt:
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Kapital & Märkte
Ausgabe Januar 2015
Eine Aktie verbrieft als Wertpapier gemäß dem deut-
schen Aktiengesetz einen Bruchteil des Grundkapitals
einer Aktiengesellschaft. Der Aktionär wird somit Mit-
eigentümer des Gesellschaftsvermögens. Damit stellt
er diesem Unternehmen nachhaltig Kapital zur Ver-
fügung und profitiert im Gegenzug bei erfolgreichem
Wirtschaften der Gesellschaft in Form von Gewinn-
ausschüttungen (Dividenden) und/oder von der Wert-
steigerung der Anteile an der Börse. Zudem verfügt
er in der Regel über je eine Stimme pro Aktie (Stamm-
aktie) auf der mindestens einmal jährlich stattfinden-
den Hauptversammlung. Bei sogenannten Vorzugs-
aktien kann auf dieses Stimmrecht gegen höhere
Ausschüttungen verzichtet werden.
Bargeld und
Einlagen
Anleihen
Aktien
Investmentzertifikate
Versicherungen
Pensions-
rückstellungen
Sonstige
ABBILDUNG 1: GELDVERMÖGEN DEUTSCHER HAUSHALTE
5,8 %
40,4 %
30,1 %
4,6 %
Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Darstellung
2. Warum wird der Großteil des Geldes in Deutschland in
Anlageformen gesteckt, die nicht einmal in der Lage sind,
den Kapitalerhalt zu gewährleisten? Denn die Tatsache einer
Kapitalerosion durch negative Realzinsen betrifft indirekt die
meisten Menschen hierzulande. So sind auch die Pensions-
kassen, die betriebliche Altersvorsorgemodelle darstellen
sollen, und vor allem die Lebensversicherungsgesellschaften
inzwischen mehr oder weniger verzweifelt auf der Suche nach
Möglichkeiten, ihre Renditeversprechen in der bestehenden
Niedrigzinskultur einzulösen. ❚
Gründe für mangelnde Aktienkultur: Her-
dentrieb und fehlende Risikodiversifikation
Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass Lebensversiche-
rungsgesellschaften in ihren Kapitalstöcken immer noch nur
rund drei bis vier Prozent Aktien vorgesehen haben. Risiko
aversion auf der einen Seite, aber auch regulatorische Fall-
stricke in Form von zu hohen Eigenkapital-Unterlegungs
regeln auf der anderen Seite, verhindern bis dato ein höheres
Engagement deutscher Lebensversicherer.
Als Hauptgrund für die Abstinenz privater Investoren müssen
die schlechten Erfahrungen mit der „Volksaktie“ der Deutschen
Telekom AG herhalten. Innerhalb der massiven Übertreibungs-
phase des „Neuen Marktes“ in den Jahren 1996 bis 2000 gelang
es, weite Teile der Bevölkerung für den Börsengang der Telekom
zu interessieren. Nach dem Platzen der Spekulationsblase
löste sich der Großteil des „Volksaktieninvestments“ in Luft auf.
Hier ist ein grundlegender Mangel an Kenntnissen und Erfah-
rungen in der Kapitalanlage zu beobachten. Denn mit ihrer
Investition haben viele der neuen Aktionären den einzig
dauerhaft erfolgversprechenden Grundsatz der Kapitalanlage
verletzt: die Risikodiversifikation (=Streuung der Risiken). Das
Kapital nur auf ein einziges Investment zu konzentrieren, führt
zu Klumpenrisiken, die zu schmerzhaften Verlusten wie bei
den Telekom-Aktionären führen können.
Und was noch gravierender ist: Private Investoren verletzen
in der Regel einen weiteren Grundsatz einer erfolgreichen
Anlagepolitik – das antizyklische Vorgehen. Wie in vielen Wirt-
schaftsbereichen liegt auch in der Kapitalanlage der Gewinn
im Einkauf. Börsenentwicklungen sind von vielerlei Einflüssen,
wie zum Beispiel konjunkturellen Entwicklungen, geopoli-
tischen Konflikten, Gewinnsituationen der Unternehmen oder
auch nur Stimmungsumschwüngen der Investoren abhängig.
Es kommt zu mehr oder weniger regelmäßigen zyklischen
Auf- und Ab-Bewegungen, die den dauerhaft investierten
Investor nicht stören, weil nach Phasen von Verlusten immer
wieder Phasen der Erholung kommen. Währenddessen erhält
der Aktionär jedes Jahr seine Dividende.
Viele private Investoren springen aber erst dann auf den Zug,
wenn längere Phasen der Kursgewinne zu verzeichnen waren.
In der Überzeugung, dass sich Aktieninvestments nun doch
lohnen, steigt man nach langem Zögern ein. Leider erwischen
Anleger so häufig gerade die Marktphase, in der die inzwi-
schen eher hochbewerteten Aktienmärkte in kurz vor einer –
oft gesunden – Korrektur stehen. Der „normale“ Aktionär
erlebt dann wieder einmal, dass sein Investment nicht von
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Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung
ABBILDUNG 2: DAX MIT KRISEN
New-‐Economy-‐Blase
Asien-‐/Russland-‐Krise
Finanz-‐ und Schuldenkrise 2008
Schwellen-‐
länderkrise
siehe auch Hinweise im Impressum zu (2) und (3)
2
3. Erfolg gekrönt war. Nach wiederum langem Zögern haben
die Verluste ein solches Ausmaß angenommen, dass er sich
zu einem Verkauf mit schmerzhaftem Verlust entschließt und
sich schwört, nie mehr eine Aktie anzufassen. Damit verpasst
der Anleger die Möglichkeit, günstige Aktien zu kaufen, und
vor allem verpasst er die nächste Erholungsphase der Börsen.
In den vergangenen 15 Jahren gab es eine Vielzahl dieser
zyklischen Bewegungen, die immer wieder zu diesen Vorge-
hensweisen geführt haben:
Direkte Folge dieser Angst vor Krisen und Verlusten ist die
zunehmende Abstinenz deutscher Privatanleger von der
Börse. Trotz der offenkundigen Schwierigkeit, mit altherge-
brachten Investmentformen wie Tages- bzw. Festgeldern oder
dem guten alten Sparbuch Erträge zu erwirtschaften, sinkt
die Bereitschaft privater Investoren, in Aktien zu investieren,
immer weiter.
Der tiefgreifende Vertrauensverlust in die unabhängige Bera-
tung der Banken infolge der Finanz- und Schuldenkrise in
2008 und eine Abscheu vor einigen Fehlentwicklungen des
„bösen“ Kapitalismus in Verbindung mit dem umstrittenen
„Shareholder-Value-Prinzip“ hält viele Anleger von Aktienin-
vestments ab. Die Aktie als eigentlich volkswirtschaftlich nach-
haltiges Finanzierungsinstrument, das die Produktionsmittel
auf breite gesellschaftliche Eigentümerschichten verteilt, ist
zudem auch durch den sogenannten „Hochfrequenzhandel“
in Verruf geraten. Dieser pervertiert die volkswirtschaftliche
Funktion von Aktien, indem er die Unternehmenstitel zu
sekündlich gehandelten Spekulationsobjekten degradiert. Da
verwundert es kaum, dass nach Zahlen des Deutschen Aktien-
instituts weniger Aktionäre und Aktienfondsbesitzer zu ver-
zeichnen sind und sich gerade die jüngeren Investoren zu-
nehmend von Aktien abwenden.
Die Folge: Deutsche börsennotierte Unternehmen gehören
inzwischen mehrheitlich internationalen Investoren. Der
Anteil deutscher Privatanleger beläuft sich nach Untersu-
chungen der Deutschen Bundesbank auf gerade noch
zwölf Prozent (deutsche Institutionelle Investoren halten
29 Prozent). Internationale Investoren sind dagegen mit
59 Prozent an deutschen börsennotierten Unternehmen
beteiligt. Bei den Dax-Unternehmen beläuft sich dieser
Anteil sogar auf 64 Prozent. ❚
Warum die Aktie ein Muss ist
Die Entwicklungen der jährlichen Renditeergebnisse verschie-
dener Anlagestrategien mit unterschiedlichen Aktienquoten
zeigen eines deutlich: Die Aktie sollte in der künftigen Anlage-
politik nicht fehlen; gerade bei einer Generation, die sich
zunehmend selbst um ihre Alterssicherung kümmern muss.
Aufgrund der dramatischen Erosion der Zinserträge im An-
leihensektor ist deutlich zu sehen, dass die Anlagestrategien
mit hohen Anleiheanteilen stetig sinkende Erträge pro Jahr
verzeichnen. Weil davon auszugehen ist, dass es hinsichtlich
des niedrigen Zinsniveaus keine schnelle Änderung geben
wird, muss der Aktienanteil in Zukunft einen wesentlich hö-
heren Stellenwert einnehmen, als den meisten Investoren in
Deutschland bisher bewusst war. ❚
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Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung
ABBILDUNG 3: RENDITEVERGLEICH – LANGFRISTIG SCHLAGEN AKTIEN RENTEN
10-Jahresrendite Bundesanleihe (linke Skala) MSCI World in Euro (rechte Skala)
siehe auch Hinweise im Impressum zu (2) und (3)
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