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19. Oktober 2011

INTERVIEW: Schließung des AXA Immoselect ist ein schwerer Schlag – Experte

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger offener Immobilienfonds müssen eine schweren Schlag
hinnehmen: Der offene Immobilienfonds AXA Immoselect, eines der Schwergewichte der Branche,
wird aufgelöst. "Die für eine erfolgreiche Wiederöffnung erforderliche Liquidität" sei nicht
wiederherzustellen gewesen, begründete die Investmentgesellschaft des französischen
Versicherungskonzerns AXA diesen Schritt. Die erneute Zuspitzung der Eurokrise habe die
Entscheidungsprozesse potenzieller Immobilienkäufer verzögert. Nach der Ankündigung von AXA
könnte die Branche der offenen Immobilienfonds nun weiter an Bedeutung verlieren, sagte
Fondsmanager Helmut Kurz vom bei Immobilien aktiven Bankhaus Ellwanger & Geiger am Mittwoch
im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Frage: Wie beurteilen Sie die angekündigte Auflösung des AXA Immoselect?

Kurz: "Die Ankündigung ist ein schwerer Schlag für die Branche der offenen Immobilienfonds (OIF).
Das Produkt gilt als eines der Flaggschiffe der Branche. Es hat sich in der Vergangenheit gut
entwickelt und ist in vielen Portfolien vertreten."

Frage: Was bedeutet der Schritt von AXA für die Zukunft der Branche?

Kurz: "Nun ist zu befürchten, dass auch die Anleger anderer, derzeit noch nicht geschlossener OIF
versuchen werden, Mittel abzuziehen. Insofern dürften die offenen Immobilienfonds insgesamt
weiter an Bedeutung verlieren. Bei den Investoren wird sich wohl endgültig die Erkenntnis
durchsetzten, dass solche OIF zwar interessante Anlagemöglichkeiten bieten, aber eben auch mit
Risiken verbunden sind. In den letzten Jahren hatten sich die Anleger noch von der guten
Wertentwicklung der OIFs verführen lassen. Für viele Investoren galten offene Immobilienfonds als
sichere Anlage. Dabei kann dies gar nicht immer für jedes Objekt und für jedes Quartal der Fall sein."

Frage: Wie bewerten Sie die Reformen, die der Gesetzgeber Anfang des Jahres zum Schutz der
Anleger von offenen Immobilienfonds auf den Weg gebracht hat?

Kurz: "Die Reformen lösen das Kernproblem der OIF nicht. Die Produkte sollen jederzeit liquide sein,
doch in der Realität ist dieser Anspruch auf Dauer nicht durchzuhalten, da Immobilien stets sehr
langfristig gehalten werden."

Frage: Was könnte man besser machen?

Kurz: "In der Schweiz gibt es ein interessantes Modell. Dort können Anleger zwar auch wie
hierzulande ihre Fondsanteile an der Börse verkaufen, wenn sie dringend Liquidität benötigen. Dabei
müssen sie bereit sein, notfalls auch Abschläge in Kauf zu nehmen. Wer allerdings größere Beträge
aus dem Fonds abziehen möchte, muss dies ein Jahr zuvor bei der Fondsgesellschaft anmelden. Dann
kann diese sich auf die Auszahlung vorbereiten."

Quelle: dpa-AFX / Lutz Alexander

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