Politik und Börse
Laut einer gängigen Börsenweisheit haben politische Börsen "kurze Beine". Lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Kapital & Märkte, ob diese Aussage nach wie vor gilt, wie sich politische Entscheidungen auf die Börsen auswirken und welche Folgen der Wahlausgang in Deutschland auf den Aktienmarkt hat.
Ellwanger & Geiger: Kapital & Märkte, Ausgabe Oktober 2013
1. MF
1
Kapital & Märkte
Ausgabe Oktober 2013
der in den USA die Aktienkurse innerhalb der vierjährigen
Wahlperiode der Präsidenten bessere und schlechtere Phasen
durchlaufen.
Politik und Börse
„Politische Börsen haben kurze Beine“ lautet ein gängiger
Satz. Er stammt aus der Erfahrung, dass Kursverwerfungen,
die aus politischen Einflüssen entstanden sind, in der Regel
bald wieder ausgebügelt werden. Die Aussage kommt ursprünglich aus den USA und ist dort auch angebracht, weil
politische Überraschungen in Übersee erstens selten sind
und zweitens in der Vergangenheit noch seltener zu einer
wesentlichen Trendänderung bei den Aktienkursen geführt
haben. Ob dies heute noch so zutrifft und wie sich politische Entscheidungen auf die Börsen auswirken, soll hier
betrachtet werden.
Eines der besten Beispiele für die Bedeutung der Politik ,auch
und gerade für die Börsenkurse, ist die Regelmäßigkeit, mit
Danach steigen die Aktienkurse tendenziell im Vorwahl- und
im Wahljahr, um dann in den zwei Jahren nach der Wahl
vorübergehende Tiefststände zu erreichen. Ausnahmen, wie
die Zeit um die Finanzkrise von 2007 bis 2009, zeigen aber,
dass man sich nicht blind auf diese Regel verlassen sollte.
Auch das Nachwahljahr 2013 läuft bisher über Plan.
Überraschend ist auch die historische Tatsache, dass die
Aktienkurse in der Regel unter demokratischen Präsidenten
mehr stiegen als unter den republikanischen Staatsoberhäuptern. Demokratische Regierungen zielen mit ihrer Politik
mehr auf Wachstum und stellen dafür die Ziele Preisstabilität
und gesunde Staatsfinanzen zurück. ❚
ABBILDUNG 1: PRÄSIDENTSCHAFTSZYKLUS
140
130
140
Dow Jones Index,
historischer Durchschnitt
(US-Dollar, normiert)
130
120
120
110
110
100
100
90
90
80
80
Jahr 1 Nachwahljahr
Jahr 2 Zwischenwahljahr
Quelle: Eigene Darstellung, Wellenreiter-Invest
Jahr 3 Zwischenwahljahr
Jahr 4 Wahljahr
siehe auch Hinweise im Impressum zu (2) und (3)
Kapital & Märkte erhalten Sie sehr gerne auch per E-Mail.
Wenn Sie hiervon Gebrauch machen möchten, senden Sie uns bitte eine kurze E-Mail an:
KapitalundMaerkte@privatbank.de
2. 2
ABBILDUNG 2: PRÄSIDENTEN UND AKTIENKURSE
16.000
16.000
Dow Jones Index (US-Dollar)
14.000
14.000
12.000
November 1988
George Bush
wird Präsident
10.000
Seit November
1980 ist Ronald
6.000 Reagan Präsident
8.000
12.000
10.000
November 1992
Bill Clinton wird
Präsident
8.000
6.000
November 2000
George W. Bush
wird Präsident
4.000
2.000
November 2008
Barack Obama
wird Präsident
0
Jan 82 Jan 84 Jan 86 Jan 88 Jan 90 Jan 92 Jan 94 Jan 96 Jan 98 Jan 00 Jan 02 Jan 04 Jan 06 Jan 08 Jan 10 Jan 12
Republikaner
Demokraten
Quelle: Bloomberg
USA aktuell: Vom Showdown zum
Shutdown
Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist der Showdown, also die
Machtprobe zwischen den beiden Parteien in den Vereinigten
Staaten um die Anhebung der Schuldenobergrenze, hoffentlich abgeklungen. Bei Redaktionsschluss war der wieder einmal tobende Kampf um den Haushalt und die Erhöhung der
Verschuldungsgrenze noch in vollem Gange. Er führte zum
Shutdown, also der teilweisen Einstellung der nicht essen
ziellen bundesstaatlichen Tätigkeiten, seit dem 1. ktober.
O
Weil die Republikaner ihre Zustimmung für weitere Nothaushalte, mit denen der Regierungsbetrieb schon das ganze
Jahr provisorisch geführt wird, teilweise verweigert haben,
da ihnen die Demokraten nicht entgegenkamen, gab es
Beurlaubungen von fast einer Million Beschäftigten. Dies entspricht rund einem Drittel der gesamten Bundesangestellten.
Republikaner
4.000
2.000
0
Demokraten
siehe auch Hinweise im Impressum zu (2) und (3)
laufenden Einnahmen nicht mehr ausreichen, um die gesamten Ausgaben zu decken. Die Folge: Die Weltmacht wird nicht
mehr allen Verpflichtungen nachkommen können. Da für
jeden Dollar Ausgaben nur 70 Cents an Steuern hereinkommen, müssen laufend neue Schulden gemacht werden.
Dafür muss aber erneut die gesetzlich fixierte Höchstgrenze
für Bundesschulden in Höhe von 16,7 Billionen Dollar angehoben werden. Sie wurde eigentlich schon im März gerissen
(Vergleich Abbildung 3). Durch Geldtransfers aus den zwei
großen Sozialversicherungsfonds wurden aber Finanzmittel
geliehen. Diese Manövriermasse ist nun verbraucht.
Dass die USA nur mit einem Nothaushalt operieren, ist beklagenswert, aber nicht neu. In den vergangenen 40 Jahren
musste die Verwaltung bereits 17 Mal ihre Tätigkeit für einige
Tage oder Wochen mangels Geld einschränken und Personal
vorübergehend freistellen. Der letzte große Shutdown
ereignete sich 1995/96 unter Präsident Clinton.
Die Republikaner fordern ernsthafte Gespräche über Aus
gabenkürzungen und eine Verschiebung von „Obamacare“,
der seit dem 1. Oktober angebotenen Krankenversicherung
für Arbeitnehmer. Dieses wesentliche Reformwerk der jetzigen
Administration ist auch in der Bevölkerung nicht sehr beliebt,
weil es eine extreme Bürokratie schafft, für junge Arbeitnehmer
wenig attraktiv ist und die Technik in den wenigen Tagen seit
dem laufenden Betrieb vor allem durch Versagen von sich
reden macht. Es wird auch den Bund viel Geld kosten.
Wie reagierte die Aktienbörse in der Vergangenheit auf diese
Vorkommnisse? In diesen Tagen gingen die Aktienkurse
mehrheitlich zurück. In der Spitze verlor der S&P 500 um bis
zu 4,4 Prozent (Oktober 1979). Im Durchschnitt betrug der
Rückgang hingegen nur 0,8 Prozent. Weil die Anleger richtigerweise davon ausgingen, dass es nur kleinere Schäden für
den Staatshaushalt und die Wirtschaft geben würde, stiegen
die Kurse oft trotzdem um bis zu 1,3 Prozent. Schon zwei
Wochen nach dem Ende eines Shutdowns lagen die Aktiennotierungen im Schnitt wieder um ein Prozent über dem
Stand vor der Krise.
Demokraten und Republikaner pokern sehr hoch in diesem
gefährlichen Spiel. Spätestens Ende Oktober werden die
Dieses Mal sind die Parteien in der Auseinandersetzung besonders entschlossen. Die Republikaner wie auch die Mehrheit
3. 2
3
3
ABBILDUNG 3: SCHULDENGRENZE
x 100000000
17
16,5
US-Staatsschulden (Bill. US-Dollar)
Anhebung Schuldengrenze (Bill. US-Dollar)
17
16,699
16,394
16,5
16
16
15,5
15
14,5
15,5
15,194
15
14,694
14,5
14,294
14
13,5
Jan 11
Quelle: Bloomberg
14
Mai 11
Sep 11
Jan 12
Mai 12
der Bevölkerung fordern ein Ende der andauernden Neuverschuldung. Eine radikale Kehrtwende der Finanzpolitik lässt
sich allerdings nicht auf die Schnelle erreichen. Weil die beiden politischen Lager aber gemäß einer Untersuchung des
Abstimmungsverhaltens so weit auseinander liegen wie seit
1879 nicht mehr, könnte der Streit auch eskalieren – mit den
entsprechenden Risiken für die Wirtschaft und die Finanzmärkte. Es ist falsch, dass die USA, wie oft behauptet wird,
noch nie in diese Lage gekommen seien. In den Jahren 1779,
1782/90, 1862 und 1934 kam es bereits zu Zahlungsausfällen.
Zuletzt war dies 1979 aufgrund technischer Probleme der
Fall. Auch im Juli 2011 wurde um die Erhöhung der Schulden
obergrenze lange gestritten. Dies trug wesentlich zum Kurssturz bei Aktien Anfang August desselben Jahres bei.
Eingeführt wurde die Schuldengrenze, die in einigen Jahren
auch in Deutschland gelten soll, bereits im Zuge der Finanzierungserfordernisse für die in den Krieg eingetretenen USA im
Jahr 1917. Sie wurde in den vergangenen Jahren immer häufiger und stärker erhöht, wie in der Darstellung ersichtlich ist.
Diese Grenze kannte nur eine Richtung, und zwar nach oben.
Ausnahmslos alle US-Präsidenten seit Herbert Hoover (Amtszeit
1929–1933) hoben die „Grenze“ an, die meisten von ihnen
sogar mehrfach. Allein seit 1962 kam es zu rund 75 solcher
Anhebungen. Diese traurige Routine im Schuldenmachen haben die Anleger praktisch abgehakt, wie man an der nur sehr
verhaltenen Kursschwäche ablesen kann. Das Motto lautet: Es
wird nicht sein, was nicht sein darf. Hoffentlich behalten sie
Recht und in Washington passiert nichts Unvorhergesehenes.
Eine auch nur vorübergehende Zahlungsverzögerung hätte
gravierende Folgen. Das einzig Positive daran wäre, dass man
die Probleme dann ernsthaft angehen müsste. ❚
Sep 12
Jan 13
Mai 13
Sep 13
13,5
Über den Einfluss der Bundestagswahlen auf die Entwicklung des
deutschen Aktienmarktes
Vor einer Bundestagswahl ist der DAX tendenziell schwächer
als in Zeiten ohne anstehende Wahlen. Wie eine Auswertung
des Marktverhaltens auch im Vergleich zu US-Börsenindizes
zeigt, neigte der deutsche Leitindex in den zehn Wochen vor
der Wahl bislang eher zur Schwäche. Die gilt sowohl wenn
es nach der Wahl zu einem Wechsel kommt als auch für den
Fall, dass die Regierung im Amt bestätigt wird.
In diesem Jahr haben sich die Börsianer nicht an die historische
Vorlage gehalten und die Kurse schon unmittelbar vor der
Wahl weiter auf Jahreshöchststände getrieben. Nach einer
Bundestagswahl geht es am Aktienmarkt normalerweise aufwärts, und zwar ebenfalls unabhängig davon, ob es zu einer
Regierungsablösung kommt oder nicht. Erstaunlicherweise
ist der positive Effekt bei einem Regierungswechsel noch deutlich ausgeprägter. Aktuell würde dies für eine Große Koalition
oder eine Schwarz-Grüne Regierung gelten können. Ob ein
rechnerisch mögliches Rot-Dunkelrot-Grünes Bündnis den
deutschen Aktienmarkt auch beflügeln würde? Das ist mehr
als fraglich. Auch Statistiken sind bekanntlich ohne den Einsatz
des gesunden Menschenverstandes wenig hilfreich. Zur Zeit
des Redaktionsschlusses war noch unklar, zu welcher Koalition
es kommen wird.
x 100000000
Bill.
Bill.
4. 4
ABBILDUNG 4: REGIERUNGEN UND DEUTSCHE AKTIENKURSE
10.000
10.000
DAX (Euro)
9.000
9.000
8.000
8.000
7.000
7.000
6.000
5.000
4.000
6.000
Oktober 1982
Helmut Kohl wird
Bundeskanzler
5.000
4.000
3.000
3.000
2.000
September 1998
Gerhard Schröder
wird Bundeskanzler
1.000
2.000
September 2005
Angela Merkel
wird Bundeskanzlerin
1.000
0
Jan 82 Jan 84 Jan 86 Jan 88 Jan 90 Jan 92 Jan 94 Jan 96 Jan 98 Jan 00 Jan 02 Jan 04 Jan 06 Jan 08 Jan 10 Jan 12
CDU/CSU & FDP
SPD & Grüne
Kohl
Schröder
Quelle: Bloomberg
Vielleicht liegt es an dieser Unsicherheit, welche die Wirtschaft
lähmt und die Börse hemmt, dass die Kurse bis Redaktionsschluss nicht mehr weiter geklettert sind. Bis zur 48. Kalenderwoche bestünde aber noch Zeit, um der Regel in Form neuer
Jahreshochs genüge zu tun.
Hat eine bestimmte politische Konstellation einen Einfluss auf
die Entwicklung der deutschen Aktien? Diese Frage lässt sich
schwer beantworten, denn neben den politischen Rahmenbedingungen verarbeiten die Anleger am Aktienmarkt eine
Vielzahl anderer Einflüsse, die sich nur schwer von der deutschen Politik isolieren lassen.
Auf den ersten Blick zeigt die obige Darstellung, dass unionsgeführte Regierungen wesentlich höhere Wertzuwächse zu
bringen scheinen als SPD-geführte Koalitionen.
Aufgrund der Komplexität der Einflussfaktoren ist dies natürlich
nur ein Indiz für mögliche Vorteile bestimmter Regierungskonstellationen für Aktienanlagen. Denn unberücksichtigt – weil
auch nicht getrennt zu analysieren – bleibt die Langfristwirkung großer Reformen. Beispielsweise gilt die Arbeitsmarktreform „Agenda 2010“ der SPD-Regierungskoalition unter
Kanzler Schröder als eine wesentliche Grundlage für die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft
in den vergangenen Jahren. Die Früchte, auch am Aktienmarkt, wurden allerdings unter den unionsgeführten Koalitionen geerntet. Dass die Ölkrise in den siebziger Jahren in die
Zeit einer SPD/FDP-Koalition fiel, hat ebenfalls nichts mit der
Regierung in Deutschland zu tun. Dieses Beispiel zeigt auch,
dass von keinem eindeutigen Einfluss einer bestimmten Regierungspolitik auf den Aktienmarkt ausgegangen werden kann,
sofern insgesamt eine marktwirtschaftliche Politik vorherrscht.
CDU/CSU & SPD
0
CDU/CSU & FDP
Merkel
siehe auch Hinweis im Impressum zu (2)
Ohnehin sind durch die Globalisierung, insbesondere der
Unternehmen im DAX, weltwirtschaftliche Einflüsse mittlerweile erheblich bestimmender geworden. Anders verhält es
sich bei Unternehmen, die überwiegend lokal ausgerichtet
sind. Hier ist der Einfluss politischer Entscheidungen deutlich
ausgeprägter. Als Paradebeispiel dafür kann die Entwicklung
der Versorgeraktien nach dem beschlossenen Atomausstieg
2011 dienen. Dagegen dürften sich die großen multinationalen Konzerne langfristig unabhängiger vom Ergebnis der
Bundestagswahl entwickeln. ❚
Nach der Wahl die Qual
Der Wahlsieg von Bundeskanzlerin Merkel entsprach zwar
den Wünschen der Wirtschaft und des Kapitalmarktes. Aufgrund der Tatsache, dass die FDP nicht mehr im Bundestag
vertreten sein wird, braucht sie allerdings einen Koalitionspartner, der mit Sicherheit weniger wirtschaftsfreundlich sein
wird, als es die FDP war.
In Deutschland ist die künftige Marschrichtung der Politik
weit weniger klar, als es das Wahlergebnis mit dem offensichtlichen Votum für eine Große Koalition erscheinen lässt. Eine
solche Koalition wird es nur geben, wenn die SPD-Basis damit
leben kann. Alle anderen Konstellationen erscheinen zunächst
weniger wahrscheinlich und würden eine stabile Regierungsarbeit kaum erlauben. Die SPD wird sich eine Teilnahme an der
Regierung aber sehr teuer abkaufen lassen, was die Kanzlerin
selbst eher akzeptieren wird als ihre Partei und die CSU.
5. 4
5
5
ABBILDUNG 5: BAUAKTIEN
600
600
DAXsector Construction Index (Euro, normiert)
500
500
400
400
300
300
200
200
100
100
0
Jan 03
Jan 05
Jan 07
Quelle: Bloomberg
Die SPD muss ihre Strategie neu ordnen. Der Plan, die Basis
der Partei darüber entscheiden zu lassen, ob und wie in einer
großen Koalition mitregiert werden soll, zeugt von großer
Unsicherheit. Es gibt auch andere Interpretationen dieses
unüblichen Verhaltens: Damit kann die Partei die auch von
der Bevölkerung präferierte Große Koalition gegebenenfalls
verhindern und sich die Option auf das Modell NordrheinWestfalen (Rot-Grüne Koalition unter Duldung durch die
Linkspartei) offenhalten. Auf jeden Fall erhöht sich damit der
Druck auf die Union, den Anliegen der SPD entgegenzukommen. Für ein Bündnis von CDU und Grünen ist es vermutlich trotz der großen personellen Veränderungen an der
grünen Parteispitze noch zu früh. Auf diese Option müsste
die Partei ihre Wähler erst noch vorbereiten. Die Avancen der
CDU an die Grünen haben wohl primär das Ziel, die SPD
unter Zugzwang zu setzen. Doch dieser Flirt der CDU könnte
die SPD vollends koalitionsunwillig machen. Das gute Ergebnis
der neuen Partei Alternative für Deutschland, dürfte ein Weckruf für die künftigen Regierungsparteien sein, es mit der Haftungsunion in Europa nicht zu übertreiben. Andernfalls
wäre ein Einzug der Eurogegner ins Europaparlament und
später auch in den Bundestag zu erwarten.
Wie auch immer die neue Regierung zusammengesetzt sein
wird, es dürfte schwierig werden viele Gemeinsamkeiten zu
finden. So ist vor allem bei einer Neuauflage der Großen
Koalition, wie nach 2005, mit Stillstand zu rechnen. Dies
würde angesichts der gewaltigen Herausforderungen – über
die im Wahlkampf nur am Rande diskutiert wurde – keine
positiven Folgen für das Land haben. ❚
Jan 09
Jan 11
Jan 13
0
siehe auch Hinweis im Impressum zu (2)
Die großen Themen der neuen
Regierung
Infrastruktur und Bau
Der Investitionsrückstand bei der deutschen Infrastruktur beträgt inzwischen geschätzt über 100 Milliarden Euro. Wenn
es, wie erwartet, zu einer großen Koalition käme, dürfte die
deutsche Bauwirtschaft davon profitieren. Abschreibungserleichterungen im Wohnungsbau sowie die Förderung von
Energiesparmaßnahmen und die Freigabe von Mitteln für
den dringend notwendigen Infrastrukturausbau sind dank
guter Steuereinnahmen realistisch. Weitere Energiesparauf
lagen werden vor allem den Bauzulieferern und dem Handwerk helfen.
Steuerpolitik
Schützenhilfe bekommt die Union für ihre Forderung, die
kalte Progression abzumildern auch durch die EU Kommission, die Deutschland zur Steuer- und Abgabensenkung
aufgefordert hat. Vor allem geringe Einkommen sollen netto
mehr bekommen. Das wiederum stützt die Position der
SPD. Mit steuerlichen Entlastungen ist also allenfalls bei
niedrigen Einkommen zu rechnen. In Deutschland brachten
Große Koalitionen immer auch Steuererhöhungen. Hohe
Einkommen und Vermögenserträge werden etwas höher
belastet werden. Und die Finanztransaktionssteuer wird
früher oder später in einer wie auch immer gearteten Weise
kommen. Die Folge: Unternehmen und Anleger werden
diese neue Steuer bezahlen müssen.
6. 6
ABBILDUNG 6: VERSORGERAKTIEN
200
180
200
MSCI World Versorger Index (US-Dollar)
MSCI Deutschland Versorger Index (Euro)
180
160
160
140
140
120
120
100
100
Nuklearkatastrophe
Fukushima
11.03.2011
80
60
40
Jan 10
Mai 10
Sep 10
Jan 11
80
60
Mai 11
Sep 11
Quelle: Bloomberg
Korrektur der Energiewende
Die beiden großen Parteien werden gemeinsam die dringend
notwendigen Nacharbeiten an der dilettantisch umgesetzten Energiewende erledigen müssen. Dies wird ein
sehr schwieriges Unterfangen sein. Kurzfristig könnten
unter dem Druck der EU-Kommission die Strompreise für
die subventionierten großen Stromverbraucher ansteigen.
Und ob es für Privathaushalte nach einer möglichen Verringerung der Stromsteuer zu einem Ende der permanenten
Preissteigerungen kommen wird, darf bezweifelt werden.
Die Versorger sollten etwas profitieren können, wenn sie
für das Bereithalten ihrer konventionellen Kraftwerke besser
entschädigt werden. Vor allem die Kohle als Energieträger
sollte von einer Teilnahme der SPD an der Regierung profitieren. Produzenten von Solar- und Windstrom könnten
mit Netzkosten belastet werden.
Es bleibt zu hoffen, dass der immer größer werdende
Standortnachteil Deutschlands bei den Energiekosten aufgehalten werden kann und die Planungssicherheit für
Industrie und Energiewirtschaft nach den drei Energiewenden der letzten Regierungen verbessert wird.
Euro
Bei einem von den meisten Ökonomen erwarteten neuen
Schuldenschnitt für Griechenland drohen Verluste in zweistelliger Milliardenhöhe für den Bund. Die geplante Bankenunion wird zumindest ein Mehr an gemeinschaftlicher
Jan 12
Mai 12
Sep 12
Jan 13
Mai 13
Sep 13
40
siehe auch Hinweise im Impressum zu (2) und (3)
Haftung bringen. Die Kompetenzübertragung von der
deutschen Bankenaufsicht auf die EZB, die nicht mehr der
deutschen Regierung untersteht, ist ohnehin beschlossen.
Nach überschlägigen Berechnungen hat sich Deutschland
inzwischen in eine Verschuldungsgrößenordnung aus der
Eurohaftung drängen lassen, aus der es nicht mehr herauskommt. Alle Rechnungen basieren darauf, dass die großen
Nationen dazu stehen, den Euro zu erhalten. Auch deutsche
Staatsanleihen sind nur so sicher wie der Euro. Aus deutscher
Sicht scheint leider nur die Wahl zwischen großem Schuldenschnitt oder Dauersubventionen für das Weiterbestehen des
Euros zu bestehen.
Arbeitsrecht
Eine Große, von der CDU/CSU dominierte, Koalition wird
faktisch Mindestlöhne zulassen, welche die Tarifparteien
für die einzelnen Branchen aushandeln sollen. Infolgedessen
würden das allgemeine Lohnniveau und damit auch die
Kosten für die Wirtschaft steigen. Das schadet tendenziell
der Wettbewerbsfähigkeit und hilft dem Konsum, dem
Bau und der Immobilienwirtschaft.
Immobilienwirtschaft
Diese müsste andererseits mit einer Mietpreisbremse und
Auflagen zur Energieeinsparung rechnen; womöglich würden auch Umlagen und Steuern erhöht werden.
7. 6
7
7
ABBILDUNG 7: DEUTSCHE VERSUS EUROPÄISCHE AKTIEN
6.000
5.000
6.000
DAX Kursindex
(Euro, normiert)
5.000
EURO STOXX 50
(Euro, normiert)
4.000
4.000
3.000
3.000
2.000
2.000
23.04.2010:
Griechenland
beantragt offiziell
EU-Hilfe
1.000
0
Jan 05
27.09.2012:
Der ESM
tritt in Kraft
Sep 05
Mai 06
Jan 07
Sep 07
Mai 08
Jan 09
Sep 09
Mai 10
Jan 11
Amtsgericht Stuttgart HRA 738
Persönlich haftende Gesellschafter:
Dr. Volker Gerstenmaier, Mario Caroli
Ihr Ansprechpartner:
Michael Beck
Leiter Portfolio Management
Telefon 0711/2148-242, Telefax 0711/2148-250
Michael.Beck@privatbank.de
Redaktion:
Helmut Kurz
Leiter Fondsmanagement Immobilienaktien
www.privatbank.de/kapitalmarkt
Jan 13
Sep 13
0
Insgesamt ist der deutsche Wahlausgang nicht positiv für
die deutschen Aktien und die deutsche Wirtschaft, sondern perspektivisch negativ zu bewerten. Einfach wird es
eine Große Koalition nicht haben. Falls sie zustande
kommt, ist die Gefahr eines vorzeitigen Endes nicht gering. In vielen Punkten ist die Übereinstimmung zwischen
der SPD und den Grünen beziehungsweise Linken deutlich
größer als die mit der Union. Für den Fall eines vorzeitigen
Bruchs einer Großen Koalition wird es an den deutschen
Finanzmärkten „Kraft“-voll nach unten gehen. ❚
Impressum
BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG
Börsenplatz 1, 70174 Stuttgart
Mai 12
siehe auch Hinweis im Impressum zu (2)
Quelle: Bloomberg
Zusammengefasst kann man davon ausgehen, dass
Deutschlands ausgezeichnete Wettbewerbsfähigkeit, die
vor allem dank Jahrzehnten von Lohnzurückhaltung entstanden ist, allmählich erodiert. Es gibt Stimmen von ausländischen Anlagestrategen, die deshalb konsequent empfehlen, deutsche Aktien zu Lasten von anderen europäischen
Ländern abzubauen. Sie gehen von einer Abschwächung
der deutschen Ausnahmestellung und einer allmählichen
Besserung der zugegebenermaßen schlechten wirtschaftlichen Lage der meisten Nachbarländer aus.
Sep 11
1.000
Stand: Oktober 2013
Die Darstellungen geben die aktuellen Meinungen und Einschätzungen zum
Zeitpunkt der Erstellung dieses Dokuments wieder. Sie können ohne Vorankündigung angepasst oder geändert werden. Die enthaltenen Informationen
wurden sorgfältig geprüft und zusammengestellt. Eine Gewähr für Richtigkeit
und Vollständigkeit kann nicht übernommen werden. Die Informationen sind
keine Anlageberatung, Empfehlung oder Finanzanalyse. Für individuelle Anlageempfehlungen und umfassende Beratungen stehen Ihnen die Berater unseres
Hauses gerne zur Verfügung. Die Urheberrechte für die gesamte inhaltliche
und raphische Gestaltung liegen beim Herausgeber und dürfen gerne, jedoch
g
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(1) Angaben zur steuerlichen Situation sind nur allgemeiner Art.
Für eine individuelle Beurteilung der für Sie steuerlich relevanten
Aspekte und ggf. abweichende Bewertungen sollten Sie Ihren
Steuerberater hinzuziehen.
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Indikator für zukünftige Entwicklungen.
(3) Finanzinstrumente oder Indizes können in Fremdwährungen notiert
sein. Deren Renditen können daher auch aufgrund von Währungsschwankungen steigen oder fallen.
8. 8
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