Das Vorhandensein von Regeln zum Umgang miteinander im Geschäftsleben ist eigentlich eine gute Sache. Was sich jedoch in den zurück liegenden Monaten unter dem Begriff Compliance etabliert hat, beschränkt die Möglichkeiten von Unternehmen teilweise erheblich. Insbesondere Maßnahmen aus dem Bereich der Direkten Wirtschaftskommunikation (Messen, Events, Catering) sind in den Fokus der Compliance-Manager geraten.
Grund genug für den FAMAB, im Rahmen seiner Blitz-Umfrage unter den Mitgliedern ein allgemeines Stimmungsbild der Branche zu erheben und zu eruieren, inwiefern sich die Unternehmen von Compliance beeinflusst fühlen.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass das Thema Compliance nur einen Teil der Branche betrifft, diesen dafür jedoch massiv. Bereits heute werden Unternehmen unserer Branche in erheblichem Maße durch teilweise sehr strenge Auslegungen der Compliance-Regeln geschädigt. Auswirkungen zeigen sich vor allem in schrumpfenden Budgets, kleiner geplanten Veranstaltungen und im schlimmsten Fall sogar der Absage von geplanten Veranstaltungen.
Eine Verbesserung der Situation ist aus Sicht der Teilnehmer kurzfristig nicht zu erwarten. Betrachtet man die Quote von bisher nur ca. 50 % Unternehmen, die heute bereits eigene Compliance-Regeln installiert haben, ist sogar eher mit einer Verschärfung der Situation zu rechnen.
Der FAMAB e.V. erarbeitet derzeit gemeinsam mit dem Arbeitsrechts-Experten RA Dirk Schmitz einen Compliance Leitfaden für die Branche. Die Ergebnisse der Studie werden ebenfalls in diesen einfließen. Details dazu in Kürze.
2. Summary
COMPLIANCE
• 22 % der Teilnehmer verspüren negative Auswirkungen durch Compliance.
• Auswirkungen zeigen sich v.a. in geringeren Budgets und kleiner geplanten Veranstaltungen.
• Über die Hälfte der Teilnehmer verspürten bis zum 50.000 Euro Einbußen, die übrigen sogar bis
zu 50.000-100.00 Euro.
• Mehr als die Hälfte der Kunden verfügen bereits heute über Compliance Richtlinien.
• Die Hälfte der Teilnehmer ist der Ansicht, dass sich die Situation in den kommenden 12 Monaten
nicht verbessern wird, 21 % rechnen gar mit einer Verschärfung.
• Überwiegend wird das Thema Compliance heute (noch) nicht zur proaktiven Beratung der
Kunden und Differenzierung im Wettbewerb genutzt.
• Knapp die Hälfte der Befragten würden eine unabhängige Clearing-Stelle zur Beurteilung von
Veranstaltung sowie einer möglichen Zertifizierung nutzen.
3. Haben Sie durch Compliance-Richtlinien Ihrer Kunden in den vergangenen 12 Monaten
negative Auswirkungen auf Ihr Geschäft verspürt?
Anzahl Antworten: 138
22 % der Teilnehmer verspüren negative Auswirkungen durch Compliance.
Ja: 22 %
Nein: 78 %
4. Welche Auswirkungen verspürten Sie konkret?
Anzahl Antworten: 30
Auswirkungen zeigen sich v.a. in geringeren Budgets und kleiner geplanten Veranstaltungen.
21 % Absage von
(wichtigen) Gästen
15 % Geplante
Veranstaltungen wurden von
Kundenseite abgesagt.
25 % Veranstaltungen
wurden kleiner, d.h. mit
weniger Gästen geplant.
34 % Budgets für
Veranstaltungen
wurden gekürzt
5 % freie Antworten:
- Sponsoren halten sich zurück
- Man versucht Compliance zu umgehen
- geringere Umsätze durch Wegfall von
Give-Aways
5. Wie hoch würden Sie Ihre Einbußen durch die Auswirkungen von Compliance in den
letzten 12 Monaten grob einschätzen (in Euro)?
Anzahl Antworten: 26
Über die Hälfte der Teilnehmer verspürten bis zum 50.000 Euro Einbußen, die übrigen
sogar bis zu 50.000-100.00 Euro.
35 %:
< 25.000
35 %:
50.000 -
100.000 Euro
27 %:
25.000 – 50.000
3 %:
> 100.000
Durchschn. Verlust
durch Compliance:
Ca. 60.000 Euro p.A.
6. Wie hoch ist der Anteil Ihrer Kunden, die bereits über Compliance Richtlinien verfügen?
Anzahl Antworten: 30
Mehr als die Hälfte der Kunden verfügen bereits heute über Compliance Richtlinien.
20 % sagen:
mehr als die Hälfte ihrer
Kunden haben bereits
Compliance Richtlinien
23 % sagen:
weniger als 20 %
ihrer Kunden haben
bereits Compliance
Richtlinien
57 % sagen:
20-50 % ihrer Kunden haben
bereits Compliance Richtlinien
7. Mit welchen Entwicklungen im Bereich Compliance rechnen Sie in den kommenden 12
Monaten?
Anzahl Antworten: 122
Die Hälfte der Teilnehmer ist der Ansicht, dass sich die Situation in den kommenden 12 Monaten
nicht verbessern wird.
3 %
Compliance wird an
Bedeutung verlieren
22 %
Verschärfung der
Compliance-Richtlinien
der Kunden
26 %
Es wird zukünftig
rechtlich bindende
und allgemein gültige
Richtlinien geben
47 %
Die Situation wird sind
in den nächsten 12
Monaten nicht
verändern.
2 % freie Antworten:
- Allgemein gültige Richtlinien wären
wünschenswert.
- Wir sind davon bisher nicht betroffen.
- Zuviel Regulierung führt zum Gegenteil
von Compliance.
8. Nutzen Sie das Thema Compliance heute zur proaktiven Beratung Ihrer Kunden bzw. zur
Differenzierung im Wettbewerb.
Anzahl Antworten: 121
Überwiegend wird das Thema Compliance heute (noch) nicht zur proaktiven Beratung der
Kunden und Differenzierung im Wettbewerb genutzt.
Ja: 24 %
Nein: 76 %
9. Würden Sie eine unabhängige Clearing-Stelle zur Beurteilung von Veranstaltungen
sowie einer möglichen Zertifizierung nutzen?
Anzahl Antworten: 121
Knapp die Hälfte der Befragten würden eine unabhängige Clearing-Stelle zur Beurteilung von
Veranstaltung sowie einer möglichen Zertifizierung nutzen.
Ja: 41 %
Nein: 48 %
11 % freie Antworten:
- abhängig vom Aufwand
- wenn wir stärker betroffen sind
- vielleicht später
10. Mit welchen regelmäßigen Fragestellungen werden Sie (oder Ihre Kunden) durch das
Thema Compliance konfrontiert? (Auswahl)
„Welche Gastgeschenke für Referenten oder externe Teilnehmer eines Events sind zulässig?“
„Wie groß muss der „Schulungsanteil“ bei einer Veranstaltung sein, um nicht als reines Incentive zu
gelten? Wie genau berechnet sich der Wert des zu versteuernden Anteils?“
„Was ist erlaubt, was nicht und wo verlaufen die „Graubereiche“?“
„Wann kommen einheitliche Regelungen, zumindest je Branche?“
„Wie wirkt sich hier europäisches Recht aus?“
„Sind auch Geschenke oder Bewirtungen über 35,- Euro möglich? Ist eine Einladung zu einem
Bundesligaspiel möglich?“
„Wie verhalte ich mich als Agentur, wenn ich z.B. zu Fam-Trips oder Events eingeladen werde?“
„Wie und in welcher Form darf ich als Unternehmen überhaupt noch Kundenbindungsmaßnahmen betreiben?“
„Darf ich eigentlich mit diesem Unternehmen zusammen auftreten? (Sponsoren)“
„Wie kann eine Agentur das Einladungshandling ohne Kunden Email-Adresse für Veranstaltungen aus
Compliance-Sicht übernehmen?“
„Darf ich mich als Marketingverantwortlicher z.B. zum Nachbereitungsgespräch von meiner Agentur in ein
Restaurant einladen lassen?“
Die Fragen werden im FAMAB Compliance Leitfaden beantwortet.