3. 3
»Das tut mir aber Leid«, versuchte ihn Großvater zu
trösten. »Aber seine Mutter hat Recht. Es wäre nicht
schön, wenn du krank würdest, oder?«
»Nein, aber ich wollte mit Kilian spielen. Er würde sich
dann bestimmt besser fühlen.«
»Ich bin sicher, Kilian würde auch gern mit dir spielen.
Manchmal muss man sich aber einfach entscheiden, das
Richtige zu tun, auch wenn es nicht das ist, was man
am liebsten tun würde«, erklärte Opa Jakob. »Weißt du,
wenn du mit Kilian spielen würdest, wenn er krank ist,
hätte er nicht die Ruhe, die er braucht, um wieder gesund
zu werden. Außerdem könnte er dich mit der Krankheit
anstecken und dann müsstest auch du ein paar Tage im
Bett bleiben. Das wäre sicher nicht sehr angenehm.«
4. 4
Opa Jakob legte eine
Pause ein, damit Tristan
über das nachdenken
konnte, was er gerade
gesagt hatte.
»Opa, gibt es denn gar
nichts, was ich tun könnte,
damit sich Kilian besser
fühlt?«, fragte Tristan
mitleidig.
»Das ist eine gute Frage
und ein aufmerksamer
Gedanke von dir. Ich glaube, ich hab da eine
Geschichte, die hilft, das zu beantworten. Sie
handelt davon, wie Bits und Linus einmal
zusammen krank wurden.«
5. 5
»Ich fühl mich
so miserabel«,
jammerte Bits, als sie
zusammengerollt in
ihrem Bett lag.
»Ich auch«, stimmte
ihr Linus zu.
6. 6
Am Tag zuvor
waren die beiden
Insekten ziemlich
weit weg von
zu Hause gewesen,
als sie plötzlich von
einem heftigen Sturm
überrascht wurden.
Sie versuchten
Unterschlupf zu
finden, aber es
regnete in Strömen
und die kleinen
Blätter, unter denen
sie Schutz suchend
gestanden hatten,
konnten sie nicht
vor den großen
Regentropfen
schützen. Als
Bits und Linus
endlich zu Hause
anlangten, waren sie
beide klatschnass.
Am nächsten
Tag hatten sie eine
schlimme Erkältung
und dazu einen
schweren Husten.
Sie lagen auf zwei
Blättern und fühlten
sich elend.
7. 7
Du meine Güte, dachte Funken, als sie in sicherer
Entfernung über ihnen schwebte und sah, wie ihre armen
Freunde Bits und Linus zusammengerollt auf ihren Blättern
lagen. Sie sehen so traurig aus. Ich würde gern nahe bei
ihnen sein, aber dann könnte ich auch krank werden.
Oh, ich wünschte, dass ich etwas tun könnte. Lieber Gott,
bitte zeige mir, was ich tun kann, damit sich Linus und
Bits besser fühlen.
»Wie würde ich mich besser fühlen, wenn ich krank
wäre?«, fragte sich Funken laut. »Hmm, ja, ganz klar!
Danke, Gott, für diese wunderbare Idee!«
Ein Lächeln breitete sich über ihr ganzes Gesicht aus.
Funken machte sich sofort auf, herumzufliegen und ihre
Freunde zu suchen.
8. 8
»Ich dachte, wie schön es wäre, wenn wir etwas
tun könnten, um Bits und Linus aufzumuntern«, meinte
Funken zu ihren Freunden, die sich um sie versammelt
hatten. »Mir ist eine Idee gekommen, wie wir nicht
nur ihnen, sondern auch uns viel Freude machen
könnten. Möchtet ihr mir helfen, unsere kranken Freunde
aufzumuntern?«
»Natürlich!«, riefen sie alle begeistert.
»Also, dann kommt alle her und hört euch diesen Plan
an...«
Einige Minuten später ging jeder der Gruppe
aufgeregt seinen Weg, um die nötigen Vorbereitungen zu
treffen.
9. 9
Zwischen einem Husten- und einem
Niesanfall hörten Bits und Linus ein
Rascheln in ihrer Nähe.
»Hast du auch etwas gehört?«, fragte Bits ihren Ge-
fährten Linus, nachdem sie wieder heftig niesen musste.
»Es kommt von meiner Seite da drüben«, antwortete
Linus. »Ich werd mal nachsehen, was es ist.«
Linus kletterte von seinem Blatt hinunter und lief ein
paar Schritte in die vermutete Richtung. »Wer ist da?«,
Die Nacht
war hereingebrochen.
Der Mond schien
ungewöhnlich hell, und
am pechschwarzen
Himmelszelt konnte man
Hunderte von Sternen
funkeln sehen.
10. 10
Wahrscheinlich ist es etwas, das wir
verpassen, weil wir krank sind.«
»Wahrscheinlich!«, pflichtete ihm
Bits traurig bei.
rief er ins Dunkel hinaus.
Das Einzige, was er finden konnte, war ein
Blatt, worauf etwas geschrieben stand. »Wir
präsentieren: Leuchtkäfer-Blume«, las Linus.
»Was soll denn das heißen?«, wunderte
sich Bits, war aber froh, über etwas anderes
nachdenken zu können als über ihren
schmerzenden Hals.
»Ich weiß auch nicht. Aber es hört sich an
wie der Name einer Show oder so etwas.
11. 11
In dem Moment flog Funken zu
ihnen hinunter.
»Hallo, Funken!«, rief Linus ihm zu.
»Hallo, Bits und Linus. Schlüpft
schnell wieder unter eure Bettdecke
und macht es euch beide ganz
bequem«, sagte Funken. »Wir ha-
ben eine Überraschung für euch!«
»Eine Überraschung?«, fragte
Bits ganz neugierig. »Was für eine
Überraschung denn?«
»Das werdet ihr bald sehen«,
antwortete Funken geheimnisvoll
und flog auf und davon.
»Das ist ja furchtbar aufregend!«,
rief Linus und schlüpfte
12. 12
ganz schnell wieder
unter seine Bettdecke.
Eine Minute verging, ohne
dass etwas geschah. Dann hörten sie
plötzlich den alten Ochsenfrosch vom
Teich, wie er ein Lied anstimmte.
Ein einzelner Leuchtkäfer
in vollem Strahlenglanz fing
in ihrer Nähe an zu der
Melodie zu tanzen. Bald kam ein weiterer
Leuchtkäfer dazu und dann war es ein ganzer
Reigen. Es dauerte nicht lange und andere
Frösche stimmten in den Gesang ein.
13. 13
Die Leuchtkäfer
tanzten zur
Melodie und
schwangen zum
schönen Lied der Frösche
hin und her. Bits und Linus
schauten sich die
Vorstellung gespannt an und
klatschten immer wieder
begeistert in die Hände.
Sie fühlten sich beide
innerlich so viel
besser, obwohl
ihnen noch kurz
zuvor elend gewesen
war. Die Leuchtkäfer
flogen besondere Formationen in der
Form einer Blume und blinkten am
Nachthimmel in verschiedenen
Abständen. Am Ende der
Vorstellung jubelten Bits und
Linus begeistert.
»Habt ganz herzlichen
Dank!«, riefen sie
beide aus. »Ihr habt geholfen,
dass wir uns viel besser
fühlen«, meinte Linus. »Ganz
bestimmt!«,
pflichtete ihm
Bits bei.
14. 14
Die zwei kleinen Insekten fühlten sich unter
ihrer Blattdecke wohlig warm und waren fast
am Einschlafen, da meinte Bits zu Linus: »Wenn
wir wieder gesund sind, sollten wir auch etwas
Besonderes für unsere Freunde tun.«
»Ja!«, gähnte Linus. »Vielleicht können wir morgen
etwas planen, da wir wahrscheinlich noch im Bett
bleiben müssen.«
»Gute Idee! Schlaf gut, Linus«, sagte Bits. Dann
drehte sie sich um und schloss ihre Augen.
»Du auch!«
15. 15
»Vielleicht kann ich Kilian eine Karte schrei-
ben, um ihm gute Besserung zu wünschen und
zu sagen, wie sehr ich ihn vermisse«, überlegte
sich Tristan laut, als die Geschichte zu Ende war.
»Er wird sich sicher besser fühlen, wenn er
erfährt, wie sehr du an ihn denkst und ihn gern
hast«, pflichtete ihm Großvater Jakob bei.
»Nachdem du die Karte
gemacht hast, kann ich zu
seinem Haus rübergehen
und sie seinen Eltern geben.
Was meinst du?«
»Super! Ich
werde die Karte
sofort malen.
Danke Opa!«,
sagte Tristan noch,
als er aufgeregt
in sein Zimmer
lief, um Papier
und Farbstifte zu
holen.
Lieber Kilian
16. Moral: Es gibt immer einen
Weg, andere zu ermutigen
und sie froh zu machen. Bitte
Gott und Er wird dir zeigen,
was du tun kannst, um ein
Lächeln auf jemandes Gesicht
zu zaubern und ihm oder ihr
ein gutes Gefühl zu geben.
Verpass nicht die nächste Folge
von Insectissima: Wie Bits
besser statt bitter wurde! 9 7 8 3 0 3 7 3 0 0 7 7 0
ISBN 3-03730-077-9