SlideShare a Scribd company logo
1 of 8
Download to read offline
Funktionelle Bildgebung in der Psychiatrie

    Radiologe 2005 · 45:178–185                  D. F. Braus · S. Brassen
    DOI 10.1007/s00117-004-1156-z                NeuroImage Nord, Psychiatrie sowie Zentrum für Psychosoziale Medizin,
    Online publiziert: 24. Dezember 2004
    © Springer Medizin Verlag 2004
                                                 Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf



                                                 Funktionelle Magnet-
                                                 resonanztomographie und
                                                 Antipsychotika
                                                 Überblick und eigene Daten




    Eine wesentliche Aufgabe der Psychi-         raumer Zeit eine immer größere Rolle.          en aus der Schizophrenieforschung unter
    atrie liegt im nichtinvasiven Identifi-      Neben der verfeinerten morphologischen         besonderer Berücksichtigung von Medi-
    zieren der kognitiven Defizite und der       Quantifizierung über die voxelbasierte         kationseinflüssen zusammengefasst und
    der Psychopathologie zugrunde lie-           Morphometrie (VBM) ermöglichen die             um eigene Befunde erweitert werden. Da-
    genden Mechanismen auf Gen-, Zell-           Weiterentwicklungen der funktionellen          rüber hinaus werden derzeitige Grenzen
    und Systemebene. Die funktionel-             Magnetresonanztomographie (fMRT),              der Methode in ihrer klinischen Anwen-
    le Magnetresonanztomographie er-             die MRT-spektroskopische Bildgebung            dung diskutiert sowie zukünftige Perspek-
    laubt, funktionelle Aktivierungsland-        (MRSI) sowie die Diffusionstensorbildge-       tiven des Verfahrens aufgezeigt.
    karten im Gehirn während perzeptu-           bung (DTI), eine nichtinvasive Untersu-
    eller, kognitiver und emotionaler Pro-       chung nicht nur metabolischer und mi-          fMRT und Antipsychotika
    zesse nichtinvasiv räumlich und zeit-        krostruktureller Parameter, sondern – auf
    lich hoch aufgelöst abbzubilden. Ihr         Systemebene – auch funktioneller Abläufe       Funktionelle
    zunehmender Einsatz in der psycho-           mit bisher ungeahnten Einblicken in die        Magnetresonanztomographie
    pharmakologischen Evaluation könn-           Konnektivität und Plastizität des mensch-      (fMRT)
    te das künftige medizinische Hand-           lichen Gehirns.
    lungsspektrum besonders hinsicht-                Seit kurzer Zeit wird die fMRT in der      Mit der fMRT steht seit den 990er Jahren
    lich detaillierter Rückschlüsse auf das      Grundlagenforschung auch verstärkt zur         ein Verfahren zur Verfügung, das nichtin-
    Wirkprinzip neu entwickelter Substan-        Betrachtung regional spezifischer Hirnakti-    vasiv Einblick in die Arbeitsprozesse des
    zen im menschlichen Gehirn sowie             vität unter psychopharmakologischen Sub-       lebenden Gehirns ermöglicht [24]. Sie
    dem rationaleren Einsatz therapeu-           stanzen wie Antipsychotika eingesetzt. Da-     nutzt die Eigenschaften der „neurovaskulä-
    tischer Ressourcen entscheidend er-          bei werden sowohl Effekte nach einmaliger      ren Kopplung“ zur indirekten Analyse zen-
    weitern.                                     Medikamentengabe als auch adaptive Pro-        tralnervöser Aktivierungszustände. Nach
                                                 zesse unter chronischer Applikation in Tier-   diesem biologischen Grundprinzip reagie-
                                                 experimenten, bei Gesunden und bei an          ren die Blut zuführenden Gefäße des zent-
    Gerade im Bereich der Neurowissenschaf-      Schizophrenie erkrankten Patienten in un-      ralen Nervensystems auf eine lokale Erhö-
    ten hat sich gezeigt, dass sich über eine    terschiedlichen Krankheitsphasen evaluiert.    hung neuronaler Feuerungsraten mit ei-
    reine Analyse von Körperflüssigkeiten        Die Ergebnisse erlauben Rückschlüsse auf       ner reflektorischen Erweiterung. Neben
    (z. B. Liquor), elektrischer bzw. magneti-   hirnphysiologische und psychopharmakolo-       der Zunahme des regionalen zerebralen
    scher Phänomene oder postmortal erho-        gische Prozesse, die beispielsweise im Rah-    Blutflusses (rCBF) ändern sich auch die
    bener Befunde weder die physiologischen      men präklinischer Wirksamkeitsstudien,         Oxygenierungseigenschaften des Bluts:
    noch pathologischen Funktionszustände        Responderanalysen und der Erforschung pa-      Der lokale O2-Partialdruck steigt mit einer
    des ZNS auf Systemebene hinreichend ab-      thogenetischer Fragestellungen schizophre-     Zeitverzögerung von etwa 2–5 s deutlich
    bilden lassen. In diesem Zusammenhang        ner Erkrankungen relevant sein können.         über das Ausmaß des tatsächlichen meta-
    spielen die methodischen Entwicklungen           Im Folgenden sollen Methodik und re-       bolischen Bedarfs an (Überkompensati-
    der Magnetresonanztomographie seit ge-       levante Ergebnisse bisheriger fMRT-Studi-      on). Der nachfolgend erhöhte intrakapilla-

178 |   Der Radiologe 2 · 2005
Zusammenfassung · Abstract

re Konzentrationsgradient bedingt eine er-    Radiologe 2005 · 45:178–185
höhte Sauerstoffsättigung der aktivierten     DOI 10.1007/s00117-004-1156-z
                                              © Springer Medizin Verlag 2004
Gewebeanteile. Wie schon in den 930er
Jahren gezeigt werden konnte, unterschei-     D. F. Braus · S. Brassen
den sich die magnetischen Eigenschaften
des oxygenierten Hämoglobins von denen        Funktionelle Magnetresonanztomographie und Antipsychotika.
des Desoxyhämoglobins (diamagnetisch          Überblick und eigene Daten
vs. paramagnetisch). Die lokale Variation
der Magnetfeldhomogenität in Abhängig-        Zusammenfassung
keit von der Sauerstoffsättigung verschie-    Zunehmend wird die funktionelle Magne-           einer Aktivitätsabnahme im sensomotori-
dener Gehirnbereiche wird bei der Un-         tresonanztomographie (fMRT) auch in der          schen Kortex kommt bzw. sich eine vorab
tersuchung im Magnetresonanztomogra-          Evaluation psychopharmakologischer Sub-          vorliegende frontoparietale Aktivitätsmin-
phen als eine Art „natürliches Kontrastmit-   stanzen eingesetzt. fMRT-Studien bei Ge-         derung sowie neuropsychologische Testbe-
tel“ genutzt. Dieser so genannte „BOLD-       sunden und psychiatrischen Patienten kon-        funde normalisieren. Dies stützt die Annah-
Kontrast“ (von „blood oxygenation level       zentrierten sich auf die veränderte zere-        me, wonach atypische Antipsychotika zur
dependent“) aktivierter Areale äußert sich    brale Aktivität bei akuter Substanzapplika-      Normalisierung frontoparietaler Dysfunkti-
in Form einer lokalen Signalerhöhung in       tion und adaptive Effekte der Langzeitme-        on bei Schizophrenie beitragen können. Ei-
den MRT-Bildern. Unter Einsatz standar-       dikation auf neuronale Netzwerke. In eige-       ne große Zahl methodologischer Einschrän-
disierter Stimulationsparadigmen kön-         nen fMRT-Studien wurde longitudinal der          kungen gilt es jedoch bei der Bewertung
nen so die lokalen Veränderungen neuro-       Effekt von Olanzapin bzw. Amisulprid in          der bildgebenden Befunde zu beachten.
naler Erregungszustände indirekt erfasst      neuroleptikanaiven und medikamenten-
und nach statistischer Analyse in Form        freien schizophrenen Patienten mit motori-       Schlüsselwörter
von Aktivierungslandkarten dargestellt        schen und visuo-akustischen Aufgaben un-         Funktionelle Magnetresonanztomographie ·
werden. Die räumliche Auflösung der           tersucht. Dabei zeigte sich in Übereinstim-      fMRT · Atypische Antipsychotika ·
funktionellen Magnetresonanztomogra-          mung mit Literaturbefunden, dass es im           Neuroleptika · Hirnfunktion
phie liegt in Abhängigkeit von der Mess-      Gegensatz zu traditionellen Neuroleptika
sequenz bei etwa ,5 mm×,5 mm×3 mm.          unter atypischen Antipsychotika nicht zu
Die zeitliche Auflösung ist physiologisch
durch das komplexe räumlich-zeitliche Di-
spersionsmuster (so genannter „hämody-        Functional magnetic resonance imaging and antipsychotics. Over-
namischer Filter“) des Gefäßbetts auf et-     view and own data
wa 200 ms limitiert.
   Trotz intensiver Grundlagenforschung       Abstract
[20] sind die exakten Zusammenhänge           Recently, there has been growing interest        not decrease the activation of the sensori-
zwischen neuronaler Aktivität, erhöhtem       in using functional magnetic resonance           motor cortex but rather normalize the re-
rCBF, rCBV, pO2, pCO2 und den Signal-         imaging (fMRI) for the evaluation of psy-        duced frontoparietal activation as well as
veränderungen in der fMRT noch nicht          chopharmacological drugs. fMRI studies           the neuropsychological test results. This en-
vollständig geklärt. Das BOLD-Signal ist      in healthy human volunteers and psychi-          courages the assumption that atypical an-
aufgrund der Komplexität der Interakti-       atric patients focus on cerebral activity fol-   tipsychotics seem to support the recovery
on auch nicht ganz mit den PET-Ergeb-         lowing acute drug administration (single         or normalization of frontoparietal brain
nissen vergleichbar, möglicherweise wer-      challenge) and on adaptive effects on neu-       dysfunction in schizophrenia. However,
den zusätzliche physiologische Abläufe ab-    ral networks due to long-term medication.        with these new opportunities additional
gebildet.                                     In our own fMRI studies, the effects of olan-    methodological considerations and limita-
    Neuere Studien an Primaten mit simul-     zapine or amisulpride in never treated or        tions emerge.
taner Ableitung der Elektrophysiologie        medication-free schizophrenic patients us-
und des BOLD-Signals bestätigen einen         ing robust motor, visual, and acoustic tasks     Keywords
direkten Zusammenhang zwischen dem            were longitudinally examined. In agree-          Functional magnetic resonance imaging ·
Anstieg von Letzterem und der neurona-        ment with previous reports in the litera-        fMRI · Atypical antipsychotics ·
len Aktivität [20, 2, 22]. Der Zeitverlauf   ture it could be shown that, in contrast to      Brain function
der hämodynamischen Antwortfunktion           traditional neuroleptics, atypical drugs do
entspricht grob dem durch einen Tiefpass
gefilterten Neuronensignal. Der oft auf-
tretende „undershoot“ beim Abklingen
des BOLD-Signals wird auf eine Inhibiti-
on des neuronalen Signals zurückgeführt.
In diese Richtung weisen auch die jünge-

                                                                                                                    Der Radiologe 2 · 2005     | 179
Funktionelle Bildgebung in der Psychiatrie
        Tabelle 1

        fMRT-Befunde zur pharmakologischen Modulation des dopaminergen Systems
        Jahr/       Stichproben              fMRT-Paradigma                  Hauptbefund
        Quelle
        Tierexperimente
        1997 [12]   Ratten                   Amphetamin akut/2β-             Korrelation des pharmakologisch modulierten BOLD-Signalsa frontal,
                                             Carbomethoxy-3β-                im Cingulum und im Striatum mit den mit PET, Mikrodialyse
                                             (4-Fluoropheny)tropane          und Verhaltensbeobachtung erfassten Veränderungen
                                             (CFT) akut
        1998 [14]   Ratten                   Bromocriptin akut/Haloperidol Hypothesengerechter akuter Anstieg/Abfall des Signals in Thalamus,
                                             akut und chronisch            Amygdala und perirhinalem Kortex, chronische Haloperidolgabe führt
                                                                           zu verstärkter Signalminderung
        2000 [26]   Ratten                   Bicucullin (GABA-Antagonist)    Dosisabhängige Erhöhung des Blutflusses in Kortex, Nucleus caudatus,
                                             akut                            Putamen, Thalamus und Zerebellum
        2000 [34]   Affen                    Apomorphin akut                 Signalanstieg im nigrostriatalen System, der beim anästhesierten Tier
                                                                             geringer ausfällt
        2001 [25]   Ratten                   Sulpirid akut                   Signalanstieg im Frontalkortex
        2002 [18]   Affen                    Ketamin akut+visuelle           Fortbestehende dosisabhängige neuronale Verarbeitung visueller
                                             Stimulation                     Stimuli trotz Anästhesie
        Humanstudien/akute Effekte
        1997 [6]    Gesunde                  Haloperidol akut/Lorazepam    Akute BOLD-Signala-Abnahme unter beiden Substanzen in den
                                             akut+sequenzielle Fingeroppo- beteiligten Regionen (visueller Kortex, sensomotorischer Kortex, SMA)
                                             sition/visuelle Stimulierung
        1999 [17]   Gesunde                  Diazepam akut/                  Globale Signalabnahme in folge Diazepam, Signalzunahme in folge
                                             Metamphetamin akut/             Metamphetamin in subkortikalen, frontotemporalen und zerebellären
                                             Plazebo                         Strukturen, Plazebo verursacht leichten Signalanstieg
        2003 [5]    Gesunde                  Visuo-akustische Stimulation    Akute BOLD-Signal-Veränderung nach 1 h; Normalisierung
                                             vor Haloperidolgabe,            nach 24 h
                                             nach 1 und nach 24 h
        2004 [31]   Gesunde                  Metamphetamin akut;             Signalzunahme unter Methamphetamin im medialen orbitofrontalen
                                             Rating „Gedankendrängen“        Kortex, dem rostralen anterioren Cingulum und im ventralen Striatrum,
                                                                             „Gedankendrängen“ korreliert positiv mit dem BOLD-Signal im
                                                                             rostralen anterioren Cingulum und dem ventralen Striatum
        Humanstudien/Behandlungseffekte
        1999 [7]    Neuroleptikanaive        Sequentielle                    Keine BOLD-Signala-Unterschiede zwischen neuroleptikanaiven
                    Patienten                Fingeropposition                Personen und Kontrollen im sensomotorischen Kortex und SMA
                    Stabil eingestellte                                      Veränderter Lateralitätsindex
                    Patienten mit Atypika/                                   Patienten unter Typika zeigen in diesen Regionen Signalabnahmen,
                    Typika                                                   Patienten unter Atypika dagegen nur im SMA
                    Gesunde Kontrollen
        1999 [15]   Patienten mit Typika     Umstellung auf Risperidon       Unter Risperidon kommt es zu einer Normalisierung der unter Typika be-
                    Gesunde Kontrollen       bei n=10 Patienten+verbale      obachteten Signalabnahmen im präfrontalen Kortex, SMA
                                             Arbeitsgedächtnisaufgabe        und posterioren parietalen Kortex
                                             („2-back“)
        2000 [8]    Stabil eingestellte      Visuell-akustische              Patienten unter Atypika zeigen eine stärkere Signalzunahme
                    Patienten mit Atypika/   Stimulierung                    kortikaler Hirnareale in folge visuo-akustischer Stimulation
                    Typika                                                   als Patienten mit typischer Medikation
                    Gesunde
        2001 [30]   Unmedizierte             Olanzapin chronisch+            Normalisierung der funktionellen Konnektivität kortiko-thalamo-
                    schizophrene Patienten   sequenzielle Fingeropposition   zerebello-kortikaler Regelkreise
                    Gesunde Kontrollen
        2003 [27]   Schizophrene Patienten Arbeitsgedächtnisaufgabe          Erhöhte interhemisphärische, kortikale Konnektivität in der Atypika-
                    mit Typika/Atypika     „2-back“                          im Vergleich zur Typikagruppe
                    Gesunde Kontrollen


180 |   Der Radiologe 2 · 2005
Tabelle 1 (Fortsetzung)

  fMRT-Befunde zur pharmakologischen Modulation des dopaminergen Systems
  Jahr/         Stichproben                 fMRT-Paradigma                       Hauptbefund
  Quelle
  2004 [3]      Unmedizierte, jedoch   Visuell getriggerte sequenzielle Nach 8 Wochen Olanzapin normale Aktivierung im primär
                vorbehandelte schizo-  Fingeropposition                 sensomotorischen Kortex, jedoch im Vergleich zu nach 4 Wochen
                phrene Patienten nach                                   unverändert reduzierter Lateralitätsindex
                4 und 8 Wochen Behand-
                lung mit Olanzapin
                Gesunde Kontrollen
  2004 [4]      Akut erkrankte Patien-      Arbeitsgedächtnisaufgabe             Es zeigte sich eine genotypisch determinierte Variation des
                ten mit Schizophrenie,      „2-back“                             Olanzapinbehandlungserfolgs: die Met/Met-Allele-Träger hatten nach
                unbehandelt und nach        COMT-Val/Met-                        8 Wochen die beste Arbeitsspeicherfunktion bei optimierter Frontal-
                4 und 8 Wochen mit          Genotypisierung                      hirnfunktion im fMRT, verglichen mit den Val/Val-Allel-Trägern, die in
                Olanzapin                                                        erster Linie eine Mobilisation der funktionellen Reservekapazität
                                                                                 zeigten

  a BOLD(blood oxygenation level dependent)-Signalanstieg als indirekter Hinweis für neuronale Aktivität, angelehnt an Braus et al. [11]



ren Arbeiten über negative BOLD-Signale                wie PET und Mikrodialyse [2]. In Unter-                dien zur Akutwirkung atypischer Substan-
[29], welche die bisherige Erklärung durch             suchungen zur Wirkung des Dopamin-D/                   zen wie Sulpirid dokumentierten darüber
den so genannten „blood stealing“-Effekt               D2-Agonisten Apomorphin bzw. des Dopa-                  hinaus einen Aktivitätsanstieg im Frontal-
als alleinige Ursache in Frage stellen und             mintransporterantagonisten CFT konn-                    kortex, was sich über die Blockierung prä-
eher für relevante direkte neuronale Inhi-             ten mit Hilfe der fMRT dopaminerge Ef-                  synaptischer D2-Rezeptoren erklären lässt.
bitionseffekte sprechen. Eine weitere Erklä-           fekte im nigrostriatalen, mesolimbischen                Solche Ergebnisse liefern somit einen wei-
rungsmöglichkeit wäre eine Kontrolle der               und mesokortikalen System bei wachen                    teren Beitrag für das Verständnis des kli-
die Arteriolen umgebenden glatten Mus-                 und anästhesierten Rhesusaffen bzw. bei                 nischen Nutzens dieses atypischen Dopa-
kulatur durch Neurotransmitter im Sinne                Ratten [2, 34] nachgewiesen werden, wo-                minantagonisten in der Behandlung der
einer kontrollierten Blutverteilung („acti-            bei sich die neuronale Antwort unter An-                schizophrenen Negativsymptomatik und
ve blood redistribution“). Die beiden letzt-           ästhesie deutlich verringerte. Ebenso wie               der Depression. Im Zusammenhang mit
genannten Aspekte haben gerade für psy-                vorausgegangene Studien zur visuellen Sti-              beiden Krankheitsbildern wurden wieder-
chiatrische und psychopharmakologische                 mulation verdeutlichen diese Ergebnisse                 holt verminderte Frontalhirnaktivitäten
Fragestellungen hohe Relevanz.                         somit auch die Notwendigkeit differenzier-              beschrieben („Hypofrontalität“), deren
                                                       ter Anästhesieprotokolle sowie geeigneter               Restaurierung ein therapeutisches Ziel
Tierexperimentelle Befunde                             Analysemethoden zur Kontrolle von Be-                   darstellt.
Im Tierexperiment hat die fMRT-Metho-                  wegungsartefakten bei der Untersuchung                     Zusammenfassend stehen diese tierex-
de bei Feldstärke über 4 T schon lange ih-             pharmakologischer Fragestellungen im                    perimentellen fMRT-Befunde in Einklang
re hohe Sensitivität und Validität demonst-            fMRT-Tiermodell.                                        mit der bekannten Wirkungsentfaltung
rieren können: Die mechanische Stimulati-                 Auch der tierexperimentelle Einsatz                  von Dopaminagonisten und traditionel-
on eines einzelnen Schnurrbarthaars einer              von Dopaminantagonisten mit fMRT lie-                   len Neuroleptika im dopaminergen Sys-
Ratte führt zur spezifischen Kortexaktivie-            ferte bereits nützliche Hinweise zur Wirk-              tem. Darüber hinaus spiegeln sie – wenn
rung, die sich valide mit BOLD-fMRT lo-                samkeit pharmakologischer Substanzen                    auch indirekt – eine mit anderen Metho-
kalisieren lässt [33]. Auch die elektrophy-            und deren potenzieller Nebenwirkungen.                  den belegte günstige Wirkung von atypi-
siologisch charakterisierte Area 8 (V2)               Neben dem anatomischen Wirkungsort                      schen Antipsychotika auf die Funktion
des visuellen Systems kann bei entspre-                wurde dabei v. a. der zeitliche Wirkungs-               des präfrontalen Kortex wider.
chender Stimulation exakt im Katzenmo-                 verlauf des zu prüfenden Pharmakons be-
dell reproduziert werden [6].                         leuchtet. Unter chronischer Haloperido-                 Wirkungen von Antipsychotika
    Im Rahmen der Evaluation pharmako-                 lapplikation konnten beispielsweise länger-             auf das menschliche Gehirn
logischer Effekte wurden insbesondere                  fristige Aktivitätsveränderungen in den
die Wirkungen von Dopaminagonisten                     Basalganglien, dem Thalamus, den Amyg-                   Akute Effekte
und -antagonisten auf die neuronale Akti-              dalae und frontalen kortikalen Arealen                  Dank der Nichtinvasivität der fMRT-Me-
vität untersucht (. Tabelle 1). Erste Studi-           im Vergleich zur Akutwirkung im Ratten-                 thode gelingt es zunehmend, auch Pro-
en belegten dabei den Nutzen der Metho-                hirn beobachtet werden. Dieser Befund                   banden für psychopharmakologische For-
de als indirekten Indikator der dopami-                spiegelt möglicherweise die zeitverzöger-               schungsvorhaben zu gewinnen. Gerade
nergen Neurotransmission durch Validie-                ten Behandlungseffekte bei an Psychose er-              Untersuchungen an Gesunden ermögli-
rung mit anderen funktionellen Verfahren               krankten Menschen wider [4]. fMRT-Stu-                 chen das differenzierte Studium psycho-

                                                                                                                                       Der Radiologe 2 · 2005   | 181
Funktionelle Bildgebung in der Psychiatrie

    troper Substanzwirkungen auf neurona-          fikant geringerer Glukoseumsatz in Neo-        ale im Vergleich zu Gesunden nachgewie-
    le Funktionslandkarten beim Menschen.          kortex, limbischem System, Thalamus            sen werden. Das BOLD-Signal der Patien-
    Das dopaminerge System ist dabei auch          und Basalganglien beobachtet [2]. In einer     ten unter atypischen Antipsychotika (Cloza-
    in der bildgebenden Forschung am Men-          eigenen fMRT-Studie [5] wurden 6 gesun-        pin) war dagegen nur im SMA reduziert.
    schen das am meisten untersuchte Neuro-        de Männer vor,  und 24 h nach i. v. Ga-       Hinweise für messbare Performanceun-
    transmittersystem. Studien zur Akutwir-        be von 5 mg Haloperidol (pro 70 kg KG)         terschiede als Erklärungsfaktoren der obi-
    kung am Gesunden verdeutlichen die Sen-        mit einem robusten visuo-akustischen Sti-      gen Befunde fanden sich nicht. Das unter-
    sitivität der Hirnprozesse bereits für die     mulationsparadigma [0] und mit einer          schiedliche Rezeptorprofil und die unter-
    Einmalgabe einer auf Dopamin wirken-           motorischen Aufgabe (sequenzielle Finge-       schiedliche Affinität der eingesetzten Do-
    den Substanz und unterstreichen die Not-       roppositionsaufgabe) untersucht. Wir be-       paminantagonisten und ihr verstärkender
    wendigkeit von Studien an medikamenten-        obachteten akute BOLD-Veränderungen            Einfluss auf die Filterfunktion des Thala-
    freien Patientengruppen z. B. im Rahmen        bei der visuo-akustischen Stimulation im       mus könnten die beobachtete Modulation
    pathogenetischer Fragestellungen.              mittleren okzipitalen Gyrus sowie dem lin-     kortikaler Aktivierungsmuster jedoch gut
        In einer plazebokontrollierten fMRT-       gualen Gyrus bzw. eine akute Reduktion         erklären.
    Studie konnte beispielsweise der akut sti-     der Aktivierung in primären und höheren           Diese Untersuchungsbefunde waren
    mulierende Effekt des Dopaminagonis-           sensomotorischen Kortizes bei der Moto-        allerdings durch das Querschnittdesign
    ten Metamphetamin bzw. der inhibieren-         rikaufgabe ohne messbare Performanceef-        und die heterogene Medikamentenana-
    de Effekt des Benzodiazepins Diazepam          fekte. Nach 24 h trat jeweils Restaurierung    mnese mit traditioneller Vorbehandlung
    auf das BOLD-Signal bei gesunden Pro-          ein. Die Befunde unterstreichen die Not-       der atypischen Behandlungsgruppe in ih-
    banden nachgewiesen werden [7]. Da-           wendigkeit, mögliche Interaktionen durch       rer Aussagekraft stark reduziert. Wir un-
    bei zeigte sich nach Metamphetamininjek-       akute Medikation bei klinischen Studien        tersuchten deshalb longitudinal mit die-
    tion sowohl eine umschriebene Aktivie-         zu kontrollieren.                              sem sehr robusten motorischen Paradig-
    rung in subkortikalen und frontotempo-                                                        ma sowohl neuroleptikanaive Patienten
    ralen Regionen als auch im Zerebellum,         Längerfristige Behandlungseffekte              unter Monotherapie mit dem atypischen
    wie es bereits am Rattenmodell beobach-        In letzter Zeit werden vermehrt auch           Präparat Olanzapin (n=8) sowie vorher
    tet werden konnte [2]. Diazepam führte        fMRT-Studien zur Untersuchung länger-          unbehandelte Patienten unter Monothera-
    dagegen, passend zu seinem inhibitorisch-      fristiger adaptiver Effekte antipsychoti-      pie mit dem selektiven D2/D3-Antagonis-
    GABAergen Effekt, zu einer globalen kor-       scher Medikamente auf funktionelle Netz-       ten Amisulprid (n=9) und verglichen die
    tikalen Aktivierungsabnahme. Darüber hi-       werke durchgeführt [] (. Tabelle 1). Da-     Kollektive mit gesunden Kontrollen. Hier-
    naus dokumentierte die Studie einen sicht-     bei fokussieren die Studien häufig auf die     bei bestätigte sich die Robustheit des Pa-
    baren, wenn auch nicht signifikanten Pla-      differenziellen Wirkungs- und Nebenwir-        radigmas: Es ließ sich keine signifikante
    zeboeffekt, der sich in einer leichten Akti-   kungsmechanismen unterschiedlicher             Reduktion in der BOLD-Antwort longitu-
    vierungszunahme äußerte und von den            Neuroleptika.                                  dinal bei den Gesunden feststellen. Glei-
    Autoren auf die durch das experimentelle          In einer eigenen Untersuchungsreihe         ches galt für die atypisch behandelten Pati-
    Setting ausgelöste Erwartungshaltung zu-       wurde beispielsweise im Blockdesign die        enten sowohl unter Olanzapin als auch un-
    rückgeführt wurde [7]. Die Bedeutung          Aktivitätslandkarte bei einer sequenziel-      ter Amisulprid (. Abb. 1). Unsere Befun-
    des Plazeboeffekts auf Hirnfunktion ist        len Fingeroppositionsaufgabe bei neuro-        de stehen in gutem Einklang mit aktuellen
    zwischenzeitlich auch im Zusammenhang          leptikanaiven Ersterkrankten sowie stabil      Daten, die unter 8-wöchiger Olanzapinbe-
    von Schmerzverarbeitung und Angstre-           atypisch- bzw. typisch neuroleptisch me-       handlung ebenfalls keine Aktivitätsminde-
    duktion mittels fMRT belegt [32]. Diese        dizierten schizophrenen Patienten und          rung fanden, [3]. Insgesamt sprechen die
    Ergebnisse verdeutlichen die Notwendig-        Kontrollprobanden untersucht [7, 8]. Im        Befunde in Übereinstimmung mit der kli-
    keit entsprechender Kontrollbedingungen        Gegensatz zum katatonen schizophrenen          nischen Erfahrung und dem Wirkprofil
    bei fMRT-Studien am Menschen.                  Subtyp [23] zeigten die erstmals erkrank-      dafür, dass im Gegensatz zu Haloperidol
        In der Erforschung antidopaminerg          ten paranoiden Patienten keine Aktivie-        weder Olanzapin noch Amisulprid einen
    wirkender Substanzen kommt den Neuro-          rungsänderung in den sensomotorischen          ungünstigen Effekt auf das kortikale moto-
    leptika aufgrund ihrer Verbreitung im kli-     Kortizes und im supplementmotorischen          rische Netzwerk bei an Schizophrenie Er-
    nischen Alltag ein besonderer Stellenwert      Areal (SMA) im Vergleich zu Kontrollen.        krankten zu haben scheinen. Gleichzeitig
    zu. Die Evaluation hirnphysiologischer         Längerfristige Neuroleptikagaben schei-        wird deutlich, dass eine relevante Aussage-
    Prozesse infolge akuter neuroleptischer        nen dieses motorische Aktivierungsmus-         kraft über den Einfluss von Medikamen-
    Medikation mit Hilfe bildgebender Verfah-      ter zu modifizieren. So konnte im Quer-        ten auf funktionelle Landkarten in pros-
    ren eröffnet einen wesentlichen Zugang         schnitt in einer mit „traditionellen“ Neuro-   pektiven Studien, evtl. im Cross-over-De-
    zum Verständnis pathogenetischer und           leptika (Haloperidol, Fluphenazin) behan-      sign, mit robusten Paradigmen zu errei-
    prognostischer Faktoren psychotischer          delten Patientengruppe in Übereinstim-         chen ist.
    Symptome. In einer PET-Untersuchung            mung mit oben genannter Probandenmes-             Ähnliche Fragestellungen wurden
    an gesunden männlichen Probanden wur-          sung eine signifikante Aktivierungsminde-      auch durch Einsatz einer kognitiven Auf-
    de nach akuter Haloperidolgabe ein signi-      rung der beschriebenen motorischen Are-        gabe geprüft, wo sich sogar eine Norma-

182 |   Der Radiologe 2 · 2005
lisierung zuvor gestörter präfronto-parie-
taler Aktivierungsmuster nach Umstel-
lung einer Gruppe typisch medizierter
chronisch schizophrener Patienten auf
das atypische Antipsychotikum Risperi-
don zeigte [5]. Im intraindividuellen Ver-
gleich konnte insbesondere eine verstärk-
te Aktivierung im präfrontalen Kortex so-
wie dem posterioren Parietallappen bei                                                                              Abb. 1 9 Vergleich von
der Bearbeitung einer verbalen Arbeitsge-                                                                           gesunden Kontrollen
                                                                                                                    und Patienten mit
dächtnisaufgabe nachgewiesen werden.                                                                                Schizophrenie (n=9)
Dieses Ergebnis steht in Einklang mit frü-                                                                          unter Amisulpridme-
heren Befunden, indem es die kritische                                                                              dikation (im Durch-
Bedeutsamkeit des präfrontalen Kortex                                                                               schnitt 400 mg) bei mo-
für die Vermittlung von Arbeitsgedächt-                                                                             torischer Fingeroppo-
                                                                                                                    sitionsaufgabe, Gabe
nisleistungen und damit für die neuropsy-                                                                           von Amisulprid beein-
chologischen Defizite schizophrener Pati-                                                                           flusst Aktivierungs-
enten unterstreicht. Außerdem verdeut-                                                                              muster in primären
licht es den differenziellen Effekt des tra-                                                                        und höheren senso-
ditionellen Neuroleptikums Haloperidol                                                                              motorischen Kortizes,
                                                                                                                    bei sequenzieller Fin-
verglichen mit atypischen Antipsychoti-                                                                             geropposition nicht
ka auf die Frontalhirnfunktion. Vergleich-                                                                          messbar
bare Ergebnisse wurden von unterschied-
lichen Arbeitsgruppen zwischenzeitlich
auch für Olanzapin, Clozapin und Que-
tiapin im Vergleich zu Haloperidol bei
unterschiedlichen fMRT-Paradigmen be-
richtet. Übereinstimmend damit erbrach-
te auch eine eigene Querschnittuntersu-
chung an medizierten chronisch schizo-
phrenen Patienten eine stärkere Beteili-
gung präfrontaler und posteroparietaler
Hirnareale bei der Integrationsleistung
einfacher visuo-akustischer Informatio-
nen in der Atypikagruppe im Vergleich
zu der typisch neuroleptisch medizierten
Patientengruppe [8]. Diesen Befund konn-
ten wir im Sinne eines normalisierenden
Effekts im vorher gestörten frontoparieta-
len Netzwerk [0] im Anschluss in einer
prospektiven Untersuchung an 8 neuro-
leptikanaiven Patienten unter Monothera-
pie mit Olanzapin (mittlerer BPRS vor Be-
handlung: 50, nach mindestens 2-mona-
tiger Behandlung mit durchschnittlicher         Abb. 2 8 Passive visuo-akustische Stimulation: a neuroleptikanaive Patienten mit Erstmani-
Dosis ,5 mg, BPRS: 22, WCST: 4,8 Kate-        festation einer Schizophrenie (paranoider Subtyp), b gleiche Patienten mehr als 12 Mona-
gorien, 7±6 Perseverationsfehler, CPT:        te später unter stabil eingestellter Monotherapie mit Olanzapin, c Vergleich zwischen unbe-
6±5 Fehler) replizieren (. Abb. 2).             handelten Patienten und gesunden Kontrollen, d Vergleich zwischen Patienten unter Olan-
    Aufbauend auf dem Modell der „kog-          zapin und unbehandelt, Befund spricht für restaurierenden Effekt von Olanzapin auf fronto-
                                                parietale Hirnfunktionen
nitiven Dysmetrie“ der Schizophrenie [],
das eine Dysfunktion im zerebellär-thala-
misch-präfrontalen Regelkreis postuliert,      nach 3-wöchiger Behandlung mit Olan-            chung des Einflusses der schizophrenen
untersuchten Stephan et al. [30] auch den      zapin. Dabei zeigte sich eine normalisie-       Erkrankung und ihrer medikamentösen
Effekt antipsychotischer Medikation auf        rende Wirkung des atypischen Antipsy-           Behandlung auf die effektive Konnektivi-
die zerebelläre funktionelle Konnektivi-       chotikums auf die zerebelläre funktio-          tät im Rahmen einer Arbeitsspeicherauf-
tät bei schizophrenen Patienten vor und        nelle Konnektivität. Auch eine Untersu-         gabe (so genannte „2-back“) unterstrich

                                                                                                                   Der Radiologe 2 · 2005     | 183
Funktionelle Bildgebung in der Psychiatrie

    den Nutzen der fMRT-Methode in der Ab-        erste grobe Annäherung zum Verständ-          satz von MRT-Methoden verspricht nach
    bildung differenzieller psychopharmako-       nis biologischer Abläufe unter psycho-        unserer Einschätzung nur ein multimoda-
    logischer Effekte [27]. Besonders interes-    pharmakologischer Intervention. Von Be-       ler Untersuchungsansatz, der sich neben
    sant ist jedoch der neue Ansatz, fMRT mit     fürwortern der Methoden wird dabei ein-       der oben beschriebenen endophänotypi-
    Genotypisierung und Modulation durch          gebracht, dass damit absehbar in der prä-     schen Charakterisierung zusätzlich um
    Antipsychotika zu kombinieren, um die         klinischen Phase neue Substanzen einer        das Identifizieren von spezifischen gene-
    Varianz in den Ergebnissen zu reduzieren.     „klinischen“ Prüfung unterzogen werden        tischen Variationen (so genannter „sin-
    Dabei zeigte sich beispielsweise, dass an     können und sich somit frühzeitig Rück-        gle nucleotide polymorphism“, SNP) ein-
    Schizophrenie Erkrankte sowohl klinisch        schlüsse auf pharmakodynamische Ei-          schließlich deren Modulation durch Um-
    als auch funktionell den größten funktio-     genschaften, Nebenwirkungsprofile oder        weltfaktoren bemüht. Erste Ansätze hier-
    nellen und neuronalen Profit durch Olan-      charakteristische Respondermerkmale           zu bestehen [4, 3].
    zapinbehandlung im Hinblick auf Ar-           ziehen lassen [9]. In diesem Zusammen-          Außerdem ist es notwendig, Hypothe-
    beitsspeicherfunktionen hatten, wenn sie      hang sei jedoch daran erinnert, dass die      sen, die sich aus humanen Befunden mit
    Met/Met-Allel-Träger des COMT-Gens            fMRT auch heute noch eine sehr junge          Psychopharmaka ableiten lassen, über
    waren [4].                                    Bildgebungsmethode darstellt. Sie befin-      Tierexperimente auf ihre Validität zu
        Trotz dieser interessanten Befunde auf    det sich in der Phase der Methodenwei-        überprüfen. Damit wird die Hoffnung
    Systemebene ist die Frage, wie atypische      terentwicklung, in der Grenzen und Mög-       genährt, dass sich auch in der Psychiat-
    Antipsychotika auf Zellebene wirken, im-      lichkeiten ständig weiter ausgelotet wer-     rie absehbar weitere Möglichkeiten erge-
    mer noch nicht vollständig geklärt: In        den müssen. In dieser Phase sind die Be-      ben, pathogenetische Aspekte zu untersu-
    diesem Zusammenhang wird die Hypo-            fürworter leicht dazu geneigt, die Bedeu-     chen und einen Beitrag zur Ätiologie see-
    these der schnellen Dissoziation zur Er-      tung der Methode für den klinischen All-      lischer Erkrankungen zu leisten, um da-
    klärung atypischer Wirkungen disku-           tag zu überschätzen, wohingegen die Kri-      raus für den einzelnen Betroffenen ein
    tiert. Eine schnellere Dissoziation atypi-    tiker sie eher unterschätzen. Vergleich-      besser konfiguriertes Therapiekonzept
    scher im Vergleich zu typischen Neuro-        bares galt vor Jahren für die Computer-       zu entwickeln.
    leptika erlaube danach intrinsischen do-      tomographie, die Ultraschalltechniken
    paminergen Signalen trotz des Vorhan-         oder die PET. Fallstricke der neuen Me-       Fazit für die Praxis
    denseins des D2-Rezeptor-Antagonisten         thodik betreffen dabei nicht nur das Kon-
    noch wirksam zu werden, was sich güns-        trollieren von Bewegungsartefakten oder       Alle dargestellten Befunde aus der funk-
    tig auf die Funktion auswirke. Eine ande-     von psychologischen Interferenzvaria-         tionellen Bildgebung sprechen dafür,
    re mögliche Erklärung für die atypische       blen, sondern auch die exakte Designspe-      dass so genannte atypische Antipsycho-
    Wirkung liegt in einer regionalen Spezifi-    zifikation, die standardisierte Datenanaly-   tika im Vergleich zu traditionellen Neuro-
    tät des Antagonismus. Atypische Neuro-         se und die technischen Grenzen der Hard-     leptika längerfristig weniger die normale
    leptika zeigen extrastriatal beispielsweise   ware.                                         Hirnfunktion stören bzw. einen größeren
    eine besonders hohe Affinität zu D2/D3-           Aus unserer Einschätzung kann heute       Beitrag zur Teilrestaurierung bzw. partiel-
    Rezeptoren im Temporallappen bzw. wei-        als sicher gelten, dass insbesondere mit      len Normalisierung funktioneller Störun-
    sen ein ausgeglicheneres Verhältnis der       fMRT in Verbindung mit einer differen-        gen leisten können, auch wenn die Effekt-
    Blockade von D- und D2-Rezeptoren im         zierten klinischen sowie neuropsycholo-       stärke in Übereinstimmung mit Daten zu
    Frontalhirn auf. Ein neues atypisches Pro-    gischen Befundung ein wesentlicher Bei-       neuropsychologischen Defiziten gering
    fil wird auch dem Antipsychotikum Ari-        trag für die Identifizierung relevanter       ist. Die Befunde aus der fMRT passen gut
    piprazol, das in vitro sowohl dopaminant-     funktioneller Netzwerke und deren Mo-         zu Ergebnissen aus der metabolischen
    agonistische als auch intrinsische dopa-      dulation durch Psychopharmaka geleis-         und strukturellen Bildgebung, die eben-
    minagonistische Wirkungen (partieller         tet werden kann. In Kombination mit           falls einen vergleichbaren differenziellen
    Dopaminagonismus) hat, zugesprochen.          weiteren Verfahren wie z. B. MRT-Spek-        Effekt zwischen Neuroleptika und atypi-
    Dies soll dazu führen, dass einerseits ein    troskopie, Positronenemissionstomogra-        schen Antipsychotika zeigen [9, 28]. Trotz
    zu hoher Dopamintonus (z. B. mesolim-         phie oder Magnetenzephalographie erge-        einer Reihe von offenen Fragen im Hin-
    bisch) abgeschwächt, ein zu niedriger Do-     ben sich damit neue Möglichkeiten zum         blick auf den genauen Wirkmechanismus
    pamintonus (z. B. mesokortikal) eher aus-     nichtinvasiven endophänotypischen Cha-        der Atypika auf neuronaler Ebene kann
    geglichen wird, weshalb diese neu zugelas-    rakterisieren von Individuen. Offen blei-     heute außerdem konstatiert werden,
    sene Substanz auch als „Dopaminstabilisa-     ben dabei jedoch die (epi)genetischen,        dass atypische Antipsychotika im Hin-
    tor“ bezeichnet wird.                         molekularen und zellulären Mechanis-          blick auf ihre Wirksamkeit den traditio-
                                                  men, die der Wirksamkeit und dem Ri-          nellen Neuroleptika vergleichbar sind, je-
    Grenzen und zukünftige                         siko für Nebenwirkungen psychophar-          doch ein günstigeres – wenn auch noch
    Möglichkeiten                                 makologischer Intervention zugrunde           nicht befriedigendes – Nebenwirkungs-
                                                  liegen und prognostischen Wert haben.         profil, aufweisen, und sich günstiger auf
    Durch Eingrenzung des Suchbereichs er-        Größeren Erfolg zur Lösung dieses Pro-        die subjektive Lebensqualität der Patien-
    lauben die bildgebenden Verfahren eine        blems im Vergleich zum alleinigen Ein-        ten auswirken.

184 |   Der Radiologe 2 · 2005
Korrespondierender Autor                                      8. Braus DF, Ende G, Tost H, Weber-Fahr W, Jatzko A,       24. Ogawa S, Lee TM, Kay AR, Tank DW (1990) Brain
                                                                 Schmitt A, Demirakca T, Ruf M (2000) Funktionel-            magnetic resonance imaging with contrast depen-
Prof. Dr. D. F. Braus                                            le Kernspintomographie und Schizophrenie: Medi-             dent on blood oxygenation. Proc Natl Acad Sci
                                                                 kamenteneffekte, methodische Grenzen und Per-               USA 87: 9868–9872
                  NeuroImage Nord,
                                                                 spektiven. Nervenheilkunde 3: 121–128                   25. Preece M, Mukherjee B, Huang CL, Hall LD, Leslie
                  Psychiatrie sowie Zentrum                   9. Braus DF, Ende G, Weber-Fahr W, Demirakca T, Tost           RA, James MF (2001) Detection of pharmacologi-
                  für Psychosoziale Medizin,                     H, Henn FA (2002) Functioning and neuronal viabi-           cally mediated changes in cerebral activity by func-
                  Universitätsklinikum                           lity of the anterior cingulate neurons following an-        tional magnetic resonance imaging: the effects
                  Hamburg-Eppendorf,                             tipsychotic treatment: MR-spectroscopic imaging             of sulpiride in the brain of the anaesthetised rat.
                  Martinistraße 52,                              in chronic schizophrenia. Eur Neuropsychopharma-            Brain Res 916: 107–114
                  20246 Hamburg                                  col 12: 145–152                                         26. Reese T, Bjelke B, Porszasz R, Baumann D, Boche-
                  E-Mail:                                    10. Braus DF, Weber-Fahr W, Tost H, Ruf M, Henn FA              len D, Sauter A, Rudin M (2000) Regional brain ac-
                  dbraus@uke.uni-hamburg.de                      (2002) Sensory information processing in neuro-             tivation by bicuculline visualized by functional ma-
                                                                 leptic-naive first-episode schizophrenic patients:          gnetic resonance imaging. Time-resolved assess-
                                                                 a functional magnetic resonance imaging study.              ment of bicuculline-induced changes in local cere-
Danksagung                                                       Arch Gen Psychiatry 59: 696–701                             bral blood volume using an intravascular contrast
                                                             11. Braus DF, Brassen S, Weimer E, Tost H (2003) Funk-          agent. NMR Biomed 13: 43–49
                                                                 tionelle Kernspintomographie (fMRI) und Psycho-         27. Schlosser R, Gesierich T, Kaufmann B, Vucurevic G,
Dank gilt den Mitarbeiter(inne)n der Arbeits-
                                                                 pharmakaeffekte: eine Standortbestimmung. Fort-             Hunsche S, Gawehn J, Stoeter P (2003) Altered ef-
gruppe NMR-Forschung in der Psychiatrie am                       schr Neurol Psychiatr 71: 72–83                             fective connectivity during working memory per-
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mann-            12. Chen YC, Galpern WR, Brownell AL, Matthews RT,              formance in schizophrenia: a study with fMRI and
heim für ihre Mitarbeiten an der Datenakquisi-                   Bogdanov M, Isacson O, Keltner JR, Beal MF, Ro-             structural equation modeling. Neuroimage 19:
tion und Auswertung eines Teils der hier vorge-                  sen BR, Jenkins BG (1997) Detection of dopaminer-           751–763
stellten Befunde.                                                gic neurotransmitter activity using pharmacologic       28. Schmitt A, Weber-Fahr W, Jatzko A, Tost H, Henn FA,
                                                                 MRI: correlation with PET, microdialysis, and beha-         Braus DF (2001) Aktueller Überblick über struktu-
Interessenkonflikt: Der korrespondierende                        vioral data. Magn Reson Med 38: 389–398                     relle Magnetresonanztomographie bei Schizophre-
Autor weist auf eine Verbindung mit folgender                13. Egan MF, Goldberg TE, Kolachana BS, Callicott JH,           nie. Fortschr Neurol Psychiatr 69: 105–115
                                                                 Mazzanti CM, Straub RE, Goldman D, Weinberger           29. Shmuel A, Yacoub E, Pfeuffer J, Van de Moortele PF,
Firma/Firmen hin: „Unrestricted research grants“
                                                                 DR (2001) Effect of COMT Val108/158 Met genotype            Adriany G, Hu X, Ugurbil K (2002) Sustained negati-
der Firmen Lilly Deutschland, Sanofi-Aventis                     on frontal lobe function and risk for schizophrenia.        ve BOLD, blood flow and oxygen consumption re-
Berlin, AstraZeneca Wedel und Pfizer, Karlsruhe.                 Proc Natl Acad Sci USA 98: 6917–6922                        sponse and its coupling to the positive response in
                                                             14. Hagino H, Tabuchi E, Kurachi M, Saitoh O, Sun Y,            the human brain. Neuron 36: 1195–1210
Literatur                                                        Kondoh T, Ono T, Torii K (1998) Effects of D2 dopa-     30. Stephan KE, Magnotta VA, White T, Arndt S, Flaum
                                                                 mine receptor agonist and antagonist on brain ac-           M, O’Leary DS, Andreasen NC (2001) Effects of olan-
                                                                 tivity in the rat assessed by functional magnetic re-       zapine on cerebellar functional connectivity in schi-
 1. Andreasen NC, Nopoulos P, O’Leary DS, Miller DD,             sonance imaging. Brain Res 813: 367–373                     zophrenia measured by fMRI during a simple mo-
    Wassink T, Flaum M (1999) Defining the pheno-            15. Honey GD, Bullmore ET, Soni W, Varatheesan M, Wil-          tor task. Psychol Med 31: 1065–1078
    type of schizophrenia: cognitive dysmetria and its           liams SC, Sharma T (1999) Differences in frontal        31. Vollm BA, Araujo IE de, Cowen PJ, Rolls ET, Kringel-
    neural mechanisms. Biol Psychiatry 46: 908–920               cortical activation by a working memory task after          bach ML, Smith KA, Jezzard P, Heal RJ, Matthews
 2. Bartlett EJ, Brodie JD, Simkowitz P et al. (1994) Ef-        substitution of risperidone for typical antipsycho-         PM (2004) Methamphetamine activates reward cir-
    fects of haloperidol challenge on regional cerebral          tic drugs in patients with schizophrenia. Proc Natl         cuitry in drug naive human subjects. Neuropsycho-
    glucose utilization in normal human subjects. Am             Acad Sci USA 96: 13.432–13.437                              pharmacology 29: 1715–1722
    J Psychiatry 151: 681–686                                16. Jezzard P, Rauschecker JP, Malonek D (1997) An in       32. Wager TD, Rilling JK, Smith EE, Sokolik A, Casey
 3. Bertolino A, Blasi G, Caforio G, Latorre V, De Can-          vivo model for functional MRI in cat visual cortex.         KL, Davidson RJ, Kosslyn SM, Rose RM, Cohen JD
    dia M, Rubino V, Callicott JH, Mattay VS, Bellomo            Magn Reson Med 38: 699–705                                  (2004) Placebo-induced changes in FMRI in the
    A, Scarabino T, Weinberger DR, Nardini M (2004)          17. Kleinschmidt A, Bruhn H, Kruger G, Merboldt KD,             anticipation and experience of pain. Science 303:
    Functional lateralization of the sensorimotor cor-           Stoppe G, Frahm J (1999) Effects of sedation, stimu-        1162–1167
    tex in patients with schizophrenia: effects of treat-        lation, and placebo on cerebral blood oxygenati-        33. Yang X, Hyder F, Shulman RG (1996) Activation of
    ment with olanzapine. Biol Psychiatry 56: 190–               on: a magnetic resonance neuroimaging study of              single whisker barrel in rat brain localized by func-
    197                                                          psychotropic drug action. NMR Biomed 12: 286–               tional magnetic resonance imaging. Proc Natl
 4. Bertolino A, Caforio G, Blasi G, De Candia M, Lator-         292                                                         Acad Sci USA 93: 475–478
    re V, Petruzzella V, Altamura M, Nappi G, Papa S, Cal-   18. Leopold DA, Plettenberg HK, Logothetis NK (2002)        34. Zhang Z, Andersen AH, Avison MJ, Gerhardt GA,
    licott JH, Mattay VS, Bellomo A, Scarabino T, Wein-          Visual processing in the ketamine-anesthetized              Gash DM (2000) Functional MRI of apomorphine
    berger DR, Nardini M (2004) Interaction of COMT              monkey. Optokinetic and blood oxygenation level-            activation of the basal ganglia in awake rhesus
    Val108/158 Met genotype and olanzapine treat-                dependent responses. Exp Brain Res 143: 359–372             monkeys. Brain Res 852: 290–296
    ment on prefrontal cortical function in patients         19. Leslie RA, James MF (2000) Pharmacological ma-
    with schizophrenia. Am J Psychiatry 161: 1798–               gnetic resonance imaging: a new application for
    1805                                                         functional MRI. Trends Pharmacol Sci 21: 314–
 5. Brassen S, Tost H, Hoehn F, Weber-Fahr W, Klein S,           318
    Braus DF (2003) Haloperidol challenge in healthy         20. Logothetis NK (2003) The underpinnings of the
    male humans: a functional magnetic resonance                 BOLD functional magnetic resonance imaging sig-
    imaging study. Neurosci Lett 340: 193–196                    nal. J Neurosci 23: 3963–3971
 6. Braus DF, Krier A, Sartorius A, Ende G, Hubrich-         21. Logothetis NK, Guggenberger H, Peled S, Pauls J
    Ungureanu P, Henn FA (1997) Effects of haloperi-             (1999) Functional imaging of the monkey brain.
    dol and lorazepam on fMRI data in healthy sub-               Nat Neurosci 2: 555–562
    jects. Third International Conference on Functio-        22. Logothetis NK, Pauls J, Augath M, Trinath T, Oelter-
    nal Mapping of the Human Brain. NeuroImage 5:                mann A (2001) Neurophysiological investigation of
    367                                                          the basis of the fMRI signal. Nature 412: 150–157
 7. Braus DF, Ende G, Weber-Fahr W, Sartorius A, Krier       23. Northoff G, Braus DF, Sartorius A, Khoram-Sefat D,
    A, Hubrich-Ungureanu P, Ruf M, Stuck S, Henn FA              Russ M, Eckert J, Herrig M, Leschinger A, Bogerts
    (1999) Antipsychotic drug effects on motor activa-           B, Henn FA (1999) Reduced activation and altered
    tion measured by functional magnetic resonance               laterality in two neuroleptic-naive catatonic pati-
    imaging in schizophrenic patients. Schizophr Res             ents during a motor task in functional MRI. Psychol
    39: 19–29                                                    Med 29: 997–1002



                                                                                                                                                  Der Radiologe 2 · 2005         | 185

More Related Content

Viewers also liked

Das schulsystem in polen
Das schulsystem in polenDas schulsystem in polen
Das schulsystem in polenKABO1000
 
Existiert Gott? - Does God Exist?
Existiert Gott? - Does God Exist?Existiert Gott? - Does God Exist?
Existiert Gott? - Does God Exist?Freekidstories
 
Cloud Services von PC-studio
Cloud Services von PC-studioCloud Services von PC-studio
Cloud Services von PC-studiopc_studio
 
De Lounge Chair van Eric Magnussen, bij HAGELE kantoormeubilair.
De Lounge Chair van Eric Magnussen, bij HAGELE kantoormeubilair.De Lounge Chair van Eric Magnussen, bij HAGELE kantoormeubilair.
De Lounge Chair van Eric Magnussen, bij HAGELE kantoormeubilair.HAGELE kantoormeubilair
 
Screencasts erstellen - Wie, Warum und Wozu?
Screencasts erstellen - Wie, Warum und Wozu?Screencasts erstellen - Wie, Warum und Wozu?
Screencasts erstellen - Wie, Warum und Wozu?Wolfgang Wagner
 
Glanz reiniger für alle oberflächen
Glanz reiniger für alle oberflächenGlanz reiniger für alle oberflächen
Glanz reiniger für alle oberflächenperfektreiniger
 
Professionelle Telefonservices und Sekretariatsservices von eco-call
Professionelle Telefonservices und Sekretariatsservices von eco-callProfessionelle Telefonservices und Sekretariatsservices von eco-call
Professionelle Telefonservices und Sekretariatsservices von eco-callBenjamin Segref
 

Viewers also liked (10)

Das schulsystem in polen
Das schulsystem in polenDas schulsystem in polen
Das schulsystem in polen
 
Neue Medien in der Lehre
Neue Medien in der LehreNeue Medien in der Lehre
Neue Medien in der Lehre
 
El alfabeto
El alfabetoEl alfabeto
El alfabeto
 
Existiert Gott? - Does God Exist?
Existiert Gott? - Does God Exist?Existiert Gott? - Does God Exist?
Existiert Gott? - Does God Exist?
 
Cloud Services von PC-studio
Cloud Services von PC-studioCloud Services von PC-studio
Cloud Services von PC-studio
 
De Lounge Chair van Eric Magnussen, bij HAGELE kantoormeubilair.
De Lounge Chair van Eric Magnussen, bij HAGELE kantoormeubilair.De Lounge Chair van Eric Magnussen, bij HAGELE kantoormeubilair.
De Lounge Chair van Eric Magnussen, bij HAGELE kantoormeubilair.
 
VAT
VATVAT
VAT
 
Screencasts erstellen - Wie, Warum und Wozu?
Screencasts erstellen - Wie, Warum und Wozu?Screencasts erstellen - Wie, Warum und Wozu?
Screencasts erstellen - Wie, Warum und Wozu?
 
Glanz reiniger für alle oberflächen
Glanz reiniger für alle oberflächenGlanz reiniger für alle oberflächen
Glanz reiniger für alle oberflächen
 
Professionelle Telefonservices und Sekretariatsservices von eco-call
Professionelle Telefonservices und Sekretariatsservices von eco-callProfessionelle Telefonservices und Sekretariatsservices von eco-call
Professionelle Telefonservices und Sekretariatsservices von eco-call
 

6993027462328718949

  • 1. Funktionelle Bildgebung in der Psychiatrie Radiologe 2005 · 45:178–185 D. F. Braus · S. Brassen DOI 10.1007/s00117-004-1156-z NeuroImage Nord, Psychiatrie sowie Zentrum für Psychosoziale Medizin, Online publiziert: 24. Dezember 2004 © Springer Medizin Verlag 2004 Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Funktionelle Magnet- resonanztomographie und Antipsychotika Überblick und eigene Daten Eine wesentliche Aufgabe der Psychi- raumer Zeit eine immer größere Rolle. en aus der Schizophrenieforschung unter atrie liegt im nichtinvasiven Identifi- Neben der verfeinerten morphologischen besonderer Berücksichtigung von Medi- zieren der kognitiven Defizite und der Quantifizierung über die voxelbasierte kationseinflüssen zusammengefasst und der Psychopathologie zugrunde lie- Morphometrie (VBM) ermöglichen die um eigene Befunde erweitert werden. Da- genden Mechanismen auf Gen-, Zell- Weiterentwicklungen der funktionellen rüber hinaus werden derzeitige Grenzen und Systemebene. Die funktionel- Magnetresonanztomographie (fMRT), der Methode in ihrer klinischen Anwen- le Magnetresonanztomographie er- die MRT-spektroskopische Bildgebung dung diskutiert sowie zukünftige Perspek- laubt, funktionelle Aktivierungsland- (MRSI) sowie die Diffusionstensorbildge- tiven des Verfahrens aufgezeigt. karten im Gehirn während perzeptu- bung (DTI), eine nichtinvasive Untersu- eller, kognitiver und emotionaler Pro- chung nicht nur metabolischer und mi- fMRT und Antipsychotika zesse nichtinvasiv räumlich und zeit- krostruktureller Parameter, sondern – auf lich hoch aufgelöst abbzubilden. Ihr Systemebene – auch funktioneller Abläufe Funktionelle zunehmender Einsatz in der psycho- mit bisher ungeahnten Einblicken in die Magnetresonanztomographie pharmakologischen Evaluation könn- Konnektivität und Plastizität des mensch- (fMRT) te das künftige medizinische Hand- lichen Gehirns. lungsspektrum besonders hinsicht- Seit kurzer Zeit wird die fMRT in der Mit der fMRT steht seit den 990er Jahren lich detaillierter Rückschlüsse auf das Grundlagenforschung auch verstärkt zur ein Verfahren zur Verfügung, das nichtin- Wirkprinzip neu entwickelter Substan- Betrachtung regional spezifischer Hirnakti- vasiv Einblick in die Arbeitsprozesse des zen im menschlichen Gehirn sowie vität unter psychopharmakologischen Sub- lebenden Gehirns ermöglicht [24]. Sie dem rationaleren Einsatz therapeu- stanzen wie Antipsychotika eingesetzt. Da- nutzt die Eigenschaften der „neurovaskulä- tischer Ressourcen entscheidend er- bei werden sowohl Effekte nach einmaliger ren Kopplung“ zur indirekten Analyse zen- weitern. Medikamentengabe als auch adaptive Pro- tralnervöser Aktivierungszustände. Nach zesse unter chronischer Applikation in Tier- diesem biologischen Grundprinzip reagie- experimenten, bei Gesunden und bei an ren die Blut zuführenden Gefäße des zent- Gerade im Bereich der Neurowissenschaf- Schizophrenie erkrankten Patienten in un- ralen Nervensystems auf eine lokale Erhö- ten hat sich gezeigt, dass sich über eine terschiedlichen Krankheitsphasen evaluiert. hung neuronaler Feuerungsraten mit ei- reine Analyse von Körperflüssigkeiten Die Ergebnisse erlauben Rückschlüsse auf ner reflektorischen Erweiterung. Neben (z. B. Liquor), elektrischer bzw. magneti- hirnphysiologische und psychopharmakolo- der Zunahme des regionalen zerebralen scher Phänomene oder postmortal erho- gische Prozesse, die beispielsweise im Rah- Blutflusses (rCBF) ändern sich auch die bener Befunde weder die physiologischen men präklinischer Wirksamkeitsstudien, Oxygenierungseigenschaften des Bluts: noch pathologischen Funktionszustände Responderanalysen und der Erforschung pa- Der lokale O2-Partialdruck steigt mit einer des ZNS auf Systemebene hinreichend ab- thogenetischer Fragestellungen schizophre- Zeitverzögerung von etwa 2–5 s deutlich bilden lassen. In diesem Zusammenhang ner Erkrankungen relevant sein können. über das Ausmaß des tatsächlichen meta- spielen die methodischen Entwicklungen Im Folgenden sollen Methodik und re- bolischen Bedarfs an (Überkompensati- der Magnetresonanztomographie seit ge- levante Ergebnisse bisheriger fMRT-Studi- on). Der nachfolgend erhöhte intrakapilla- 178 | Der Radiologe 2 · 2005
  • 2. Zusammenfassung · Abstract re Konzentrationsgradient bedingt eine er- Radiologe 2005 · 45:178–185 höhte Sauerstoffsättigung der aktivierten DOI 10.1007/s00117-004-1156-z © Springer Medizin Verlag 2004 Gewebeanteile. Wie schon in den 930er Jahren gezeigt werden konnte, unterschei- D. F. Braus · S. Brassen den sich die magnetischen Eigenschaften des oxygenierten Hämoglobins von denen Funktionelle Magnetresonanztomographie und Antipsychotika. des Desoxyhämoglobins (diamagnetisch Überblick und eigene Daten vs. paramagnetisch). Die lokale Variation der Magnetfeldhomogenität in Abhängig- Zusammenfassung keit von der Sauerstoffsättigung verschie- Zunehmend wird die funktionelle Magne- einer Aktivitätsabnahme im sensomotori- dener Gehirnbereiche wird bei der Un- tresonanztomographie (fMRT) auch in der schen Kortex kommt bzw. sich eine vorab tersuchung im Magnetresonanztomogra- Evaluation psychopharmakologischer Sub- vorliegende frontoparietale Aktivitätsmin- phen als eine Art „natürliches Kontrastmit- stanzen eingesetzt. fMRT-Studien bei Ge- derung sowie neuropsychologische Testbe- tel“ genutzt. Dieser so genannte „BOLD- sunden und psychiatrischen Patienten kon- funde normalisieren. Dies stützt die Annah- Kontrast“ (von „blood oxygenation level zentrierten sich auf die veränderte zere- me, wonach atypische Antipsychotika zur dependent“) aktivierter Areale äußert sich brale Aktivität bei akuter Substanzapplika- Normalisierung frontoparietaler Dysfunkti- in Form einer lokalen Signalerhöhung in tion und adaptive Effekte der Langzeitme- on bei Schizophrenie beitragen können. Ei- den MRT-Bildern. Unter Einsatz standar- dikation auf neuronale Netzwerke. In eige- ne große Zahl methodologischer Einschrän- disierter Stimulationsparadigmen kön- nen fMRT-Studien wurde longitudinal der kungen gilt es jedoch bei der Bewertung nen so die lokalen Veränderungen neuro- Effekt von Olanzapin bzw. Amisulprid in der bildgebenden Befunde zu beachten. naler Erregungszustände indirekt erfasst neuroleptikanaiven und medikamenten- und nach statistischer Analyse in Form freien schizophrenen Patienten mit motori- Schlüsselwörter von Aktivierungslandkarten dargestellt schen und visuo-akustischen Aufgaben un- Funktionelle Magnetresonanztomographie · werden. Die räumliche Auflösung der tersucht. Dabei zeigte sich in Übereinstim- fMRT · Atypische Antipsychotika · funktionellen Magnetresonanztomogra- mung mit Literaturbefunden, dass es im Neuroleptika · Hirnfunktion phie liegt in Abhängigkeit von der Mess- Gegensatz zu traditionellen Neuroleptika sequenz bei etwa ,5 mm×,5 mm×3 mm. unter atypischen Antipsychotika nicht zu Die zeitliche Auflösung ist physiologisch durch das komplexe räumlich-zeitliche Di- spersionsmuster (so genannter „hämody- Functional magnetic resonance imaging and antipsychotics. Over- namischer Filter“) des Gefäßbetts auf et- view and own data wa 200 ms limitiert. Trotz intensiver Grundlagenforschung Abstract [20] sind die exakten Zusammenhänge Recently, there has been growing interest not decrease the activation of the sensori- zwischen neuronaler Aktivität, erhöhtem in using functional magnetic resonance motor cortex but rather normalize the re- rCBF, rCBV, pO2, pCO2 und den Signal- imaging (fMRI) for the evaluation of psy- duced frontoparietal activation as well as veränderungen in der fMRT noch nicht chopharmacological drugs. fMRI studies the neuropsychological test results. This en- vollständig geklärt. Das BOLD-Signal ist in healthy human volunteers and psychi- courages the assumption that atypical an- aufgrund der Komplexität der Interakti- atric patients focus on cerebral activity fol- tipsychotics seem to support the recovery on auch nicht ganz mit den PET-Ergeb- lowing acute drug administration (single or normalization of frontoparietal brain nissen vergleichbar, möglicherweise wer- challenge) and on adaptive effects on neu- dysfunction in schizophrenia. However, den zusätzliche physiologische Abläufe ab- ral networks due to long-term medication. with these new opportunities additional gebildet. In our own fMRI studies, the effects of olan- methodological considerations and limita- Neuere Studien an Primaten mit simul- zapine or amisulpride in never treated or tions emerge. taner Ableitung der Elektrophysiologie medication-free schizophrenic patients us- und des BOLD-Signals bestätigen einen ing robust motor, visual, and acoustic tasks Keywords direkten Zusammenhang zwischen dem were longitudinally examined. In agree- Functional magnetic resonance imaging · Anstieg von Letzterem und der neurona- ment with previous reports in the litera- fMRI · Atypical antipsychotics · len Aktivität [20, 2, 22]. Der Zeitverlauf ture it could be shown that, in contrast to Brain function der hämodynamischen Antwortfunktion traditional neuroleptics, atypical drugs do entspricht grob dem durch einen Tiefpass gefilterten Neuronensignal. Der oft auf- tretende „undershoot“ beim Abklingen des BOLD-Signals wird auf eine Inhibiti- on des neuronalen Signals zurückgeführt. In diese Richtung weisen auch die jünge- Der Radiologe 2 · 2005 | 179
  • 3. Funktionelle Bildgebung in der Psychiatrie Tabelle 1 fMRT-Befunde zur pharmakologischen Modulation des dopaminergen Systems Jahr/ Stichproben fMRT-Paradigma Hauptbefund Quelle Tierexperimente 1997 [12] Ratten Amphetamin akut/2β- Korrelation des pharmakologisch modulierten BOLD-Signalsa frontal, Carbomethoxy-3β- im Cingulum und im Striatum mit den mit PET, Mikrodialyse (4-Fluoropheny)tropane und Verhaltensbeobachtung erfassten Veränderungen (CFT) akut 1998 [14] Ratten Bromocriptin akut/Haloperidol Hypothesengerechter akuter Anstieg/Abfall des Signals in Thalamus, akut und chronisch Amygdala und perirhinalem Kortex, chronische Haloperidolgabe führt zu verstärkter Signalminderung 2000 [26] Ratten Bicucullin (GABA-Antagonist) Dosisabhängige Erhöhung des Blutflusses in Kortex, Nucleus caudatus, akut Putamen, Thalamus und Zerebellum 2000 [34] Affen Apomorphin akut Signalanstieg im nigrostriatalen System, der beim anästhesierten Tier geringer ausfällt 2001 [25] Ratten Sulpirid akut Signalanstieg im Frontalkortex 2002 [18] Affen Ketamin akut+visuelle Fortbestehende dosisabhängige neuronale Verarbeitung visueller Stimulation Stimuli trotz Anästhesie Humanstudien/akute Effekte 1997 [6] Gesunde Haloperidol akut/Lorazepam Akute BOLD-Signala-Abnahme unter beiden Substanzen in den akut+sequenzielle Fingeroppo- beteiligten Regionen (visueller Kortex, sensomotorischer Kortex, SMA) sition/visuelle Stimulierung 1999 [17] Gesunde Diazepam akut/ Globale Signalabnahme in folge Diazepam, Signalzunahme in folge Metamphetamin akut/ Metamphetamin in subkortikalen, frontotemporalen und zerebellären Plazebo Strukturen, Plazebo verursacht leichten Signalanstieg 2003 [5] Gesunde Visuo-akustische Stimulation Akute BOLD-Signal-Veränderung nach 1 h; Normalisierung vor Haloperidolgabe, nach 24 h nach 1 und nach 24 h 2004 [31] Gesunde Metamphetamin akut; Signalzunahme unter Methamphetamin im medialen orbitofrontalen Rating „Gedankendrängen“ Kortex, dem rostralen anterioren Cingulum und im ventralen Striatrum, „Gedankendrängen“ korreliert positiv mit dem BOLD-Signal im rostralen anterioren Cingulum und dem ventralen Striatum Humanstudien/Behandlungseffekte 1999 [7] Neuroleptikanaive Sequentielle Keine BOLD-Signala-Unterschiede zwischen neuroleptikanaiven Patienten Fingeropposition Personen und Kontrollen im sensomotorischen Kortex und SMA Stabil eingestellte Veränderter Lateralitätsindex Patienten mit Atypika/ Patienten unter Typika zeigen in diesen Regionen Signalabnahmen, Typika Patienten unter Atypika dagegen nur im SMA Gesunde Kontrollen 1999 [15] Patienten mit Typika Umstellung auf Risperidon Unter Risperidon kommt es zu einer Normalisierung der unter Typika be- Gesunde Kontrollen bei n=10 Patienten+verbale obachteten Signalabnahmen im präfrontalen Kortex, SMA Arbeitsgedächtnisaufgabe und posterioren parietalen Kortex („2-back“) 2000 [8] Stabil eingestellte Visuell-akustische Patienten unter Atypika zeigen eine stärkere Signalzunahme Patienten mit Atypika/ Stimulierung kortikaler Hirnareale in folge visuo-akustischer Stimulation Typika als Patienten mit typischer Medikation Gesunde 2001 [30] Unmedizierte Olanzapin chronisch+ Normalisierung der funktionellen Konnektivität kortiko-thalamo- schizophrene Patienten sequenzielle Fingeropposition zerebello-kortikaler Regelkreise Gesunde Kontrollen 2003 [27] Schizophrene Patienten Arbeitsgedächtnisaufgabe Erhöhte interhemisphärische, kortikale Konnektivität in der Atypika- mit Typika/Atypika „2-back“ im Vergleich zur Typikagruppe Gesunde Kontrollen 180 | Der Radiologe 2 · 2005
  • 4. Tabelle 1 (Fortsetzung) fMRT-Befunde zur pharmakologischen Modulation des dopaminergen Systems Jahr/ Stichproben fMRT-Paradigma Hauptbefund Quelle 2004 [3] Unmedizierte, jedoch Visuell getriggerte sequenzielle Nach 8 Wochen Olanzapin normale Aktivierung im primär vorbehandelte schizo- Fingeropposition sensomotorischen Kortex, jedoch im Vergleich zu nach 4 Wochen phrene Patienten nach unverändert reduzierter Lateralitätsindex 4 und 8 Wochen Behand- lung mit Olanzapin Gesunde Kontrollen 2004 [4] Akut erkrankte Patien- Arbeitsgedächtnisaufgabe Es zeigte sich eine genotypisch determinierte Variation des ten mit Schizophrenie, „2-back“ Olanzapinbehandlungserfolgs: die Met/Met-Allele-Träger hatten nach unbehandelt und nach COMT-Val/Met- 8 Wochen die beste Arbeitsspeicherfunktion bei optimierter Frontal- 4 und 8 Wochen mit Genotypisierung hirnfunktion im fMRT, verglichen mit den Val/Val-Allel-Trägern, die in Olanzapin erster Linie eine Mobilisation der funktionellen Reservekapazität zeigten a BOLD(blood oxygenation level dependent)-Signalanstieg als indirekter Hinweis für neuronale Aktivität, angelehnt an Braus et al. [11] ren Arbeiten über negative BOLD-Signale wie PET und Mikrodialyse [2]. In Unter- dien zur Akutwirkung atypischer Substan- [29], welche die bisherige Erklärung durch suchungen zur Wirkung des Dopamin-D/ zen wie Sulpirid dokumentierten darüber den so genannten „blood stealing“-Effekt D2-Agonisten Apomorphin bzw. des Dopa- hinaus einen Aktivitätsanstieg im Frontal- als alleinige Ursache in Frage stellen und mintransporterantagonisten CFT konn- kortex, was sich über die Blockierung prä- eher für relevante direkte neuronale Inhi- ten mit Hilfe der fMRT dopaminerge Ef- synaptischer D2-Rezeptoren erklären lässt. bitionseffekte sprechen. Eine weitere Erklä- fekte im nigrostriatalen, mesolimbischen Solche Ergebnisse liefern somit einen wei- rungsmöglichkeit wäre eine Kontrolle der und mesokortikalen System bei wachen teren Beitrag für das Verständnis des kli- die Arteriolen umgebenden glatten Mus- und anästhesierten Rhesusaffen bzw. bei nischen Nutzens dieses atypischen Dopa- kulatur durch Neurotransmitter im Sinne Ratten [2, 34] nachgewiesen werden, wo- minantagonisten in der Behandlung der einer kontrollierten Blutverteilung („acti- bei sich die neuronale Antwort unter An- schizophrenen Negativsymptomatik und ve blood redistribution“). Die beiden letzt- ästhesie deutlich verringerte. Ebenso wie der Depression. Im Zusammenhang mit genannten Aspekte haben gerade für psy- vorausgegangene Studien zur visuellen Sti- beiden Krankheitsbildern wurden wieder- chiatrische und psychopharmakologische mulation verdeutlichen diese Ergebnisse holt verminderte Frontalhirnaktivitäten Fragestellungen hohe Relevanz. somit auch die Notwendigkeit differenzier- beschrieben („Hypofrontalität“), deren ter Anästhesieprotokolle sowie geeigneter Restaurierung ein therapeutisches Ziel Tierexperimentelle Befunde Analysemethoden zur Kontrolle von Be- darstellt. Im Tierexperiment hat die fMRT-Metho- wegungsartefakten bei der Untersuchung Zusammenfassend stehen diese tierex- de bei Feldstärke über 4 T schon lange ih- pharmakologischer Fragestellungen im perimentellen fMRT-Befunde in Einklang re hohe Sensitivität und Validität demonst- fMRT-Tiermodell. mit der bekannten Wirkungsentfaltung rieren können: Die mechanische Stimulati- Auch der tierexperimentelle Einsatz von Dopaminagonisten und traditionel- on eines einzelnen Schnurrbarthaars einer von Dopaminantagonisten mit fMRT lie- len Neuroleptika im dopaminergen Sys- Ratte führt zur spezifischen Kortexaktivie- ferte bereits nützliche Hinweise zur Wirk- tem. Darüber hinaus spiegeln sie – wenn rung, die sich valide mit BOLD-fMRT lo- samkeit pharmakologischer Substanzen auch indirekt – eine mit anderen Metho- kalisieren lässt [33]. Auch die elektrophy- und deren potenzieller Nebenwirkungen. den belegte günstige Wirkung von atypi- siologisch charakterisierte Area 8 (V2) Neben dem anatomischen Wirkungsort schen Antipsychotika auf die Funktion des visuellen Systems kann bei entspre- wurde dabei v. a. der zeitliche Wirkungs- des präfrontalen Kortex wider. chender Stimulation exakt im Katzenmo- verlauf des zu prüfenden Pharmakons be- dell reproduziert werden [6]. leuchtet. Unter chronischer Haloperido- Wirkungen von Antipsychotika Im Rahmen der Evaluation pharmako- lapplikation konnten beispielsweise länger- auf das menschliche Gehirn logischer Effekte wurden insbesondere fristige Aktivitätsveränderungen in den die Wirkungen von Dopaminagonisten Basalganglien, dem Thalamus, den Amyg- Akute Effekte und -antagonisten auf die neuronale Akti- dalae und frontalen kortikalen Arealen Dank der Nichtinvasivität der fMRT-Me- vität untersucht (. Tabelle 1). Erste Studi- im Vergleich zur Akutwirkung im Ratten- thode gelingt es zunehmend, auch Pro- en belegten dabei den Nutzen der Metho- hirn beobachtet werden. Dieser Befund banden für psychopharmakologische For- de als indirekten Indikator der dopami- spiegelt möglicherweise die zeitverzöger- schungsvorhaben zu gewinnen. Gerade nergen Neurotransmission durch Validie- ten Behandlungseffekte bei an Psychose er- Untersuchungen an Gesunden ermögli- rung mit anderen funktionellen Verfahren krankten Menschen wider [4]. fMRT-Stu- chen das differenzierte Studium psycho- Der Radiologe 2 · 2005 | 181
  • 5. Funktionelle Bildgebung in der Psychiatrie troper Substanzwirkungen auf neurona- fikant geringerer Glukoseumsatz in Neo- ale im Vergleich zu Gesunden nachgewie- le Funktionslandkarten beim Menschen. kortex, limbischem System, Thalamus sen werden. Das BOLD-Signal der Patien- Das dopaminerge System ist dabei auch und Basalganglien beobachtet [2]. In einer ten unter atypischen Antipsychotika (Cloza- in der bildgebenden Forschung am Men- eigenen fMRT-Studie [5] wurden 6 gesun- pin) war dagegen nur im SMA reduziert. schen das am meisten untersuchte Neuro- de Männer vor,  und 24 h nach i. v. Ga- Hinweise für messbare Performanceun- transmittersystem. Studien zur Akutwir- be von 5 mg Haloperidol (pro 70 kg KG) terschiede als Erklärungsfaktoren der obi- kung am Gesunden verdeutlichen die Sen- mit einem robusten visuo-akustischen Sti- gen Befunde fanden sich nicht. Das unter- sitivität der Hirnprozesse bereits für die mulationsparadigma [0] und mit einer schiedliche Rezeptorprofil und die unter- Einmalgabe einer auf Dopamin wirken- motorischen Aufgabe (sequenzielle Finge- schiedliche Affinität der eingesetzten Do- den Substanz und unterstreichen die Not- roppositionsaufgabe) untersucht. Wir be- paminantagonisten und ihr verstärkender wendigkeit von Studien an medikamenten- obachteten akute BOLD-Veränderungen Einfluss auf die Filterfunktion des Thala- freien Patientengruppen z. B. im Rahmen bei der visuo-akustischen Stimulation im mus könnten die beobachtete Modulation pathogenetischer Fragestellungen. mittleren okzipitalen Gyrus sowie dem lin- kortikaler Aktivierungsmuster jedoch gut In einer plazebokontrollierten fMRT- gualen Gyrus bzw. eine akute Reduktion erklären. Studie konnte beispielsweise der akut sti- der Aktivierung in primären und höheren Diese Untersuchungsbefunde waren mulierende Effekt des Dopaminagonis- sensomotorischen Kortizes bei der Moto- allerdings durch das Querschnittdesign ten Metamphetamin bzw. der inhibieren- rikaufgabe ohne messbare Performanceef- und die heterogene Medikamentenana- de Effekt des Benzodiazepins Diazepam fekte. Nach 24 h trat jeweils Restaurierung mnese mit traditioneller Vorbehandlung auf das BOLD-Signal bei gesunden Pro- ein. Die Befunde unterstreichen die Not- der atypischen Behandlungsgruppe in ih- banden nachgewiesen werden [7]. Da- wendigkeit, mögliche Interaktionen durch rer Aussagekraft stark reduziert. Wir un- bei zeigte sich nach Metamphetamininjek- akute Medikation bei klinischen Studien tersuchten deshalb longitudinal mit die- tion sowohl eine umschriebene Aktivie- zu kontrollieren. sem sehr robusten motorischen Paradig- rung in subkortikalen und frontotempo- ma sowohl neuroleptikanaive Patienten ralen Regionen als auch im Zerebellum, Längerfristige Behandlungseffekte unter Monotherapie mit dem atypischen wie es bereits am Rattenmodell beobach- In letzter Zeit werden vermehrt auch Präparat Olanzapin (n=8) sowie vorher tet werden konnte [2]. Diazepam führte fMRT-Studien zur Untersuchung länger- unbehandelte Patienten unter Monothera- dagegen, passend zu seinem inhibitorisch- fristiger adaptiver Effekte antipsychoti- pie mit dem selektiven D2/D3-Antagonis- GABAergen Effekt, zu einer globalen kor- scher Medikamente auf funktionelle Netz- ten Amisulprid (n=9) und verglichen die tikalen Aktivierungsabnahme. Darüber hi- werke durchgeführt [] (. Tabelle 1). Da- Kollektive mit gesunden Kontrollen. Hier- naus dokumentierte die Studie einen sicht- bei fokussieren die Studien häufig auf die bei bestätigte sich die Robustheit des Pa- baren, wenn auch nicht signifikanten Pla- differenziellen Wirkungs- und Nebenwir- radigmas: Es ließ sich keine signifikante zeboeffekt, der sich in einer leichten Akti- kungsmechanismen unterschiedlicher Reduktion in der BOLD-Antwort longitu- vierungszunahme äußerte und von den Neuroleptika. dinal bei den Gesunden feststellen. Glei- Autoren auf die durch das experimentelle In einer eigenen Untersuchungsreihe ches galt für die atypisch behandelten Pati- Setting ausgelöste Erwartungshaltung zu- wurde beispielsweise im Blockdesign die enten sowohl unter Olanzapin als auch un- rückgeführt wurde [7]. Die Bedeutung Aktivitätslandkarte bei einer sequenziel- ter Amisulprid (. Abb. 1). Unsere Befun- des Plazeboeffekts auf Hirnfunktion ist len Fingeroppositionsaufgabe bei neuro- de stehen in gutem Einklang mit aktuellen zwischenzeitlich auch im Zusammenhang leptikanaiven Ersterkrankten sowie stabil Daten, die unter 8-wöchiger Olanzapinbe- von Schmerzverarbeitung und Angstre- atypisch- bzw. typisch neuroleptisch me- handlung ebenfalls keine Aktivitätsminde- duktion mittels fMRT belegt [32]. Diese dizierten schizophrenen Patienten und rung fanden, [3]. Insgesamt sprechen die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendig- Kontrollprobanden untersucht [7, 8]. Im Befunde in Übereinstimmung mit der kli- keit entsprechender Kontrollbedingungen Gegensatz zum katatonen schizophrenen nischen Erfahrung und dem Wirkprofil bei fMRT-Studien am Menschen. Subtyp [23] zeigten die erstmals erkrank- dafür, dass im Gegensatz zu Haloperidol In der Erforschung antidopaminerg ten paranoiden Patienten keine Aktivie- weder Olanzapin noch Amisulprid einen wirkender Substanzen kommt den Neuro- rungsänderung in den sensomotorischen ungünstigen Effekt auf das kortikale moto- leptika aufgrund ihrer Verbreitung im kli- Kortizes und im supplementmotorischen rische Netzwerk bei an Schizophrenie Er- nischen Alltag ein besonderer Stellenwert Areal (SMA) im Vergleich zu Kontrollen. krankten zu haben scheinen. Gleichzeitig zu. Die Evaluation hirnphysiologischer Längerfristige Neuroleptikagaben schei- wird deutlich, dass eine relevante Aussage- Prozesse infolge akuter neuroleptischer nen dieses motorische Aktivierungsmus- kraft über den Einfluss von Medikamen- Medikation mit Hilfe bildgebender Verfah- ter zu modifizieren. So konnte im Quer- ten auf funktionelle Landkarten in pros- ren eröffnet einen wesentlichen Zugang schnitt in einer mit „traditionellen“ Neuro- pektiven Studien, evtl. im Cross-over-De- zum Verständnis pathogenetischer und leptika (Haloperidol, Fluphenazin) behan- sign, mit robusten Paradigmen zu errei- prognostischer Faktoren psychotischer delten Patientengruppe in Übereinstim- chen ist. Symptome. In einer PET-Untersuchung mung mit oben genannter Probandenmes- Ähnliche Fragestellungen wurden an gesunden männlichen Probanden wur- sung eine signifikante Aktivierungsminde- auch durch Einsatz einer kognitiven Auf- de nach akuter Haloperidolgabe ein signi- rung der beschriebenen motorischen Are- gabe geprüft, wo sich sogar eine Norma- 182 | Der Radiologe 2 · 2005
  • 6. lisierung zuvor gestörter präfronto-parie- taler Aktivierungsmuster nach Umstel- lung einer Gruppe typisch medizierter chronisch schizophrener Patienten auf das atypische Antipsychotikum Risperi- don zeigte [5]. Im intraindividuellen Ver- gleich konnte insbesondere eine verstärk- te Aktivierung im präfrontalen Kortex so- wie dem posterioren Parietallappen bei Abb. 1 9 Vergleich von der Bearbeitung einer verbalen Arbeitsge- gesunden Kontrollen und Patienten mit dächtnisaufgabe nachgewiesen werden. Schizophrenie (n=9) Dieses Ergebnis steht in Einklang mit frü- unter Amisulpridme- heren Befunden, indem es die kritische dikation (im Durch- Bedeutsamkeit des präfrontalen Kortex schnitt 400 mg) bei mo- für die Vermittlung von Arbeitsgedächt- torischer Fingeroppo- sitionsaufgabe, Gabe nisleistungen und damit für die neuropsy- von Amisulprid beein- chologischen Defizite schizophrener Pati- flusst Aktivierungs- enten unterstreicht. Außerdem verdeut- muster in primären licht es den differenziellen Effekt des tra- und höheren senso- ditionellen Neuroleptikums Haloperidol motorischen Kortizes, bei sequenzieller Fin- verglichen mit atypischen Antipsychoti- geropposition nicht ka auf die Frontalhirnfunktion. Vergleich- messbar bare Ergebnisse wurden von unterschied- lichen Arbeitsgruppen zwischenzeitlich auch für Olanzapin, Clozapin und Que- tiapin im Vergleich zu Haloperidol bei unterschiedlichen fMRT-Paradigmen be- richtet. Übereinstimmend damit erbrach- te auch eine eigene Querschnittuntersu- chung an medizierten chronisch schizo- phrenen Patienten eine stärkere Beteili- gung präfrontaler und posteroparietaler Hirnareale bei der Integrationsleistung einfacher visuo-akustischer Informatio- nen in der Atypikagruppe im Vergleich zu der typisch neuroleptisch medizierten Patientengruppe [8]. Diesen Befund konn- ten wir im Sinne eines normalisierenden Effekts im vorher gestörten frontoparieta- len Netzwerk [0] im Anschluss in einer prospektiven Untersuchung an 8 neuro- leptikanaiven Patienten unter Monothera- pie mit Olanzapin (mittlerer BPRS vor Be- handlung: 50, nach mindestens 2-mona- tiger Behandlung mit durchschnittlicher Abb. 2 8 Passive visuo-akustische Stimulation: a neuroleptikanaive Patienten mit Erstmani- Dosis ,5 mg, BPRS: 22, WCST: 4,8 Kate- festation einer Schizophrenie (paranoider Subtyp), b gleiche Patienten mehr als 12 Mona- gorien, 7±6 Perseverationsfehler, CPT: te später unter stabil eingestellter Monotherapie mit Olanzapin, c Vergleich zwischen unbe- 6±5 Fehler) replizieren (. Abb. 2). handelten Patienten und gesunden Kontrollen, d Vergleich zwischen Patienten unter Olan- Aufbauend auf dem Modell der „kog- zapin und unbehandelt, Befund spricht für restaurierenden Effekt von Olanzapin auf fronto- parietale Hirnfunktionen nitiven Dysmetrie“ der Schizophrenie [], das eine Dysfunktion im zerebellär-thala- misch-präfrontalen Regelkreis postuliert, nach 3-wöchiger Behandlung mit Olan- chung des Einflusses der schizophrenen untersuchten Stephan et al. [30] auch den zapin. Dabei zeigte sich eine normalisie- Erkrankung und ihrer medikamentösen Effekt antipsychotischer Medikation auf rende Wirkung des atypischen Antipsy- Behandlung auf die effektive Konnektivi- die zerebelläre funktionelle Konnektivi- chotikums auf die zerebelläre funktio- tät im Rahmen einer Arbeitsspeicherauf- tät bei schizophrenen Patienten vor und nelle Konnektivität. Auch eine Untersu- gabe (so genannte „2-back“) unterstrich Der Radiologe 2 · 2005 | 183
  • 7. Funktionelle Bildgebung in der Psychiatrie den Nutzen der fMRT-Methode in der Ab- erste grobe Annäherung zum Verständ- satz von MRT-Methoden verspricht nach bildung differenzieller psychopharmako- nis biologischer Abläufe unter psycho- unserer Einschätzung nur ein multimoda- logischer Effekte [27]. Besonders interes- pharmakologischer Intervention. Von Be- ler Untersuchungsansatz, der sich neben sant ist jedoch der neue Ansatz, fMRT mit fürwortern der Methoden wird dabei ein- der oben beschriebenen endophänotypi- Genotypisierung und Modulation durch gebracht, dass damit absehbar in der prä- schen Charakterisierung zusätzlich um Antipsychotika zu kombinieren, um die klinischen Phase neue Substanzen einer das Identifizieren von spezifischen gene- Varianz in den Ergebnissen zu reduzieren. „klinischen“ Prüfung unterzogen werden tischen Variationen (so genannter „sin- Dabei zeigte sich beispielsweise, dass an können und sich somit frühzeitig Rück- gle nucleotide polymorphism“, SNP) ein- Schizophrenie Erkrankte sowohl klinisch schlüsse auf pharmakodynamische Ei- schließlich deren Modulation durch Um- als auch funktionell den größten funktio- genschaften, Nebenwirkungsprofile oder weltfaktoren bemüht. Erste Ansätze hier- nellen und neuronalen Profit durch Olan- charakteristische Respondermerkmale zu bestehen [4, 3]. zapinbehandlung im Hinblick auf Ar- ziehen lassen [9]. In diesem Zusammen- Außerdem ist es notwendig, Hypothe- beitsspeicherfunktionen hatten, wenn sie hang sei jedoch daran erinnert, dass die sen, die sich aus humanen Befunden mit Met/Met-Allel-Träger des COMT-Gens fMRT auch heute noch eine sehr junge Psychopharmaka ableiten lassen, über waren [4]. Bildgebungsmethode darstellt. Sie befin- Tierexperimente auf ihre Validität zu Trotz dieser interessanten Befunde auf det sich in der Phase der Methodenwei- überprüfen. Damit wird die Hoffnung Systemebene ist die Frage, wie atypische terentwicklung, in der Grenzen und Mög- genährt, dass sich auch in der Psychiat- Antipsychotika auf Zellebene wirken, im- lichkeiten ständig weiter ausgelotet wer- rie absehbar weitere Möglichkeiten erge- mer noch nicht vollständig geklärt: In den müssen. In dieser Phase sind die Be- ben, pathogenetische Aspekte zu untersu- diesem Zusammenhang wird die Hypo- fürworter leicht dazu geneigt, die Bedeu- chen und einen Beitrag zur Ätiologie see- these der schnellen Dissoziation zur Er- tung der Methode für den klinischen All- lischer Erkrankungen zu leisten, um da- klärung atypischer Wirkungen disku- tag zu überschätzen, wohingegen die Kri- raus für den einzelnen Betroffenen ein tiert. Eine schnellere Dissoziation atypi- tiker sie eher unterschätzen. Vergleich- besser konfiguriertes Therapiekonzept scher im Vergleich zu typischen Neuro- bares galt vor Jahren für die Computer- zu entwickeln. leptika erlaube danach intrinsischen do- tomographie, die Ultraschalltechniken paminergen Signalen trotz des Vorhan- oder die PET. Fallstricke der neuen Me- Fazit für die Praxis denseins des D2-Rezeptor-Antagonisten thodik betreffen dabei nicht nur das Kon- noch wirksam zu werden, was sich güns- trollieren von Bewegungsartefakten oder Alle dargestellten Befunde aus der funk- tig auf die Funktion auswirke. Eine ande- von psychologischen Interferenzvaria- tionellen Bildgebung sprechen dafür, re mögliche Erklärung für die atypische blen, sondern auch die exakte Designspe- dass so genannte atypische Antipsycho- Wirkung liegt in einer regionalen Spezifi- zifikation, die standardisierte Datenanaly- tika im Vergleich zu traditionellen Neuro- tät des Antagonismus. Atypische Neuro- se und die technischen Grenzen der Hard- leptika längerfristig weniger die normale leptika zeigen extrastriatal beispielsweise ware. Hirnfunktion stören bzw. einen größeren eine besonders hohe Affinität zu D2/D3- Aus unserer Einschätzung kann heute Beitrag zur Teilrestaurierung bzw. partiel- Rezeptoren im Temporallappen bzw. wei- als sicher gelten, dass insbesondere mit len Normalisierung funktioneller Störun- sen ein ausgeglicheneres Verhältnis der fMRT in Verbindung mit einer differen- gen leisten können, auch wenn die Effekt- Blockade von D- und D2-Rezeptoren im zierten klinischen sowie neuropsycholo- stärke in Übereinstimmung mit Daten zu Frontalhirn auf. Ein neues atypisches Pro- gischen Befundung ein wesentlicher Bei- neuropsychologischen Defiziten gering fil wird auch dem Antipsychotikum Ari- trag für die Identifizierung relevanter ist. Die Befunde aus der fMRT passen gut piprazol, das in vitro sowohl dopaminant- funktioneller Netzwerke und deren Mo- zu Ergebnissen aus der metabolischen agonistische als auch intrinsische dopa- dulation durch Psychopharmaka geleis- und strukturellen Bildgebung, die eben- minagonistische Wirkungen (partieller tet werden kann. In Kombination mit falls einen vergleichbaren differenziellen Dopaminagonismus) hat, zugesprochen. weiteren Verfahren wie z. B. MRT-Spek- Effekt zwischen Neuroleptika und atypi- Dies soll dazu führen, dass einerseits ein troskopie, Positronenemissionstomogra- schen Antipsychotika zeigen [9, 28]. Trotz zu hoher Dopamintonus (z. B. mesolim- phie oder Magnetenzephalographie erge- einer Reihe von offenen Fragen im Hin- bisch) abgeschwächt, ein zu niedriger Do- ben sich damit neue Möglichkeiten zum blick auf den genauen Wirkmechanismus pamintonus (z. B. mesokortikal) eher aus- nichtinvasiven endophänotypischen Cha- der Atypika auf neuronaler Ebene kann geglichen wird, weshalb diese neu zugelas- rakterisieren von Individuen. Offen blei- heute außerdem konstatiert werden, sene Substanz auch als „Dopaminstabilisa- ben dabei jedoch die (epi)genetischen, dass atypische Antipsychotika im Hin- tor“ bezeichnet wird. molekularen und zellulären Mechanis- blick auf ihre Wirksamkeit den traditio- men, die der Wirksamkeit und dem Ri- nellen Neuroleptika vergleichbar sind, je- Grenzen und zukünftige siko für Nebenwirkungen psychophar- doch ein günstigeres – wenn auch noch Möglichkeiten makologischer Intervention zugrunde nicht befriedigendes – Nebenwirkungs- liegen und prognostischen Wert haben. profil, aufweisen, und sich günstiger auf Durch Eingrenzung des Suchbereichs er- Größeren Erfolg zur Lösung dieses Pro- die subjektive Lebensqualität der Patien- lauben die bildgebenden Verfahren eine blems im Vergleich zum alleinigen Ein- ten auswirken. 184 | Der Radiologe 2 · 2005
  • 8. Korrespondierender Autor 8. Braus DF, Ende G, Tost H, Weber-Fahr W, Jatzko A, 24. Ogawa S, Lee TM, Kay AR, Tank DW (1990) Brain Schmitt A, Demirakca T, Ruf M (2000) Funktionel- magnetic resonance imaging with contrast depen- Prof. Dr. D. F. Braus le Kernspintomographie und Schizophrenie: Medi- dent on blood oxygenation. Proc Natl Acad Sci kamenteneffekte, methodische Grenzen und Per- USA 87: 9868–9872 NeuroImage Nord, spektiven. Nervenheilkunde 3: 121–128 25. Preece M, Mukherjee B, Huang CL, Hall LD, Leslie Psychiatrie sowie Zentrum 9. Braus DF, Ende G, Weber-Fahr W, Demirakca T, Tost RA, James MF (2001) Detection of pharmacologi- für Psychosoziale Medizin, H, Henn FA (2002) Functioning and neuronal viabi- cally mediated changes in cerebral activity by func- Universitätsklinikum lity of the anterior cingulate neurons following an- tional magnetic resonance imaging: the effects Hamburg-Eppendorf, tipsychotic treatment: MR-spectroscopic imaging of sulpiride in the brain of the anaesthetised rat. Martinistraße 52, in chronic schizophrenia. Eur Neuropsychopharma- Brain Res 916: 107–114 20246 Hamburg col 12: 145–152 26. Reese T, Bjelke B, Porszasz R, Baumann D, Boche- E-Mail: 10. Braus DF, Weber-Fahr W, Tost H, Ruf M, Henn FA len D, Sauter A, Rudin M (2000) Regional brain ac- dbraus@uke.uni-hamburg.de (2002) Sensory information processing in neuro- tivation by bicuculline visualized by functional ma- leptic-naive first-episode schizophrenic patients: gnetic resonance imaging. Time-resolved assess- a functional magnetic resonance imaging study. ment of bicuculline-induced changes in local cere- Danksagung Arch Gen Psychiatry 59: 696–701 bral blood volume using an intravascular contrast 11. Braus DF, Brassen S, Weimer E, Tost H (2003) Funk- agent. NMR Biomed 13: 43–49 tionelle Kernspintomographie (fMRI) und Psycho- 27. Schlosser R, Gesierich T, Kaufmann B, Vucurevic G, Dank gilt den Mitarbeiter(inne)n der Arbeits- pharmakaeffekte: eine Standortbestimmung. Fort- Hunsche S, Gawehn J, Stoeter P (2003) Altered ef- gruppe NMR-Forschung in der Psychiatrie am schr Neurol Psychiatr 71: 72–83 fective connectivity during working memory per- Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mann- 12. Chen YC, Galpern WR, Brownell AL, Matthews RT, formance in schizophrenia: a study with fMRI and heim für ihre Mitarbeiten an der Datenakquisi- Bogdanov M, Isacson O, Keltner JR, Beal MF, Ro- structural equation modeling. Neuroimage 19: tion und Auswertung eines Teils der hier vorge- sen BR, Jenkins BG (1997) Detection of dopaminer- 751–763 stellten Befunde. gic neurotransmitter activity using pharmacologic 28. Schmitt A, Weber-Fahr W, Jatzko A, Tost H, Henn FA, MRI: correlation with PET, microdialysis, and beha- Braus DF (2001) Aktueller Überblick über struktu- Interessenkonflikt: Der korrespondierende vioral data. Magn Reson Med 38: 389–398 relle Magnetresonanztomographie bei Schizophre- Autor weist auf eine Verbindung mit folgender 13. Egan MF, Goldberg TE, Kolachana BS, Callicott JH, nie. Fortschr Neurol Psychiatr 69: 105–115 Mazzanti CM, Straub RE, Goldman D, Weinberger 29. Shmuel A, Yacoub E, Pfeuffer J, Van de Moortele PF, Firma/Firmen hin: „Unrestricted research grants“ DR (2001) Effect of COMT Val108/158 Met genotype Adriany G, Hu X, Ugurbil K (2002) Sustained negati- der Firmen Lilly Deutschland, Sanofi-Aventis on frontal lobe function and risk for schizophrenia. ve BOLD, blood flow and oxygen consumption re- Berlin, AstraZeneca Wedel und Pfizer, Karlsruhe. Proc Natl Acad Sci USA 98: 6917–6922 sponse and its coupling to the positive response in 14. Hagino H, Tabuchi E, Kurachi M, Saitoh O, Sun Y, the human brain. Neuron 36: 1195–1210 Literatur Kondoh T, Ono T, Torii K (1998) Effects of D2 dopa- 30. Stephan KE, Magnotta VA, White T, Arndt S, Flaum mine receptor agonist and antagonist on brain ac- M, O’Leary DS, Andreasen NC (2001) Effects of olan- tivity in the rat assessed by functional magnetic re- zapine on cerebellar functional connectivity in schi- 1. Andreasen NC, Nopoulos P, O’Leary DS, Miller DD, sonance imaging. Brain Res 813: 367–373 zophrenia measured by fMRI during a simple mo- Wassink T, Flaum M (1999) Defining the pheno- 15. Honey GD, Bullmore ET, Soni W, Varatheesan M, Wil- tor task. Psychol Med 31: 1065–1078 type of schizophrenia: cognitive dysmetria and its liams SC, Sharma T (1999) Differences in frontal 31. Vollm BA, Araujo IE de, Cowen PJ, Rolls ET, Kringel- neural mechanisms. Biol Psychiatry 46: 908–920 cortical activation by a working memory task after bach ML, Smith KA, Jezzard P, Heal RJ, Matthews 2. Bartlett EJ, Brodie JD, Simkowitz P et al. (1994) Ef- substitution of risperidone for typical antipsycho- PM (2004) Methamphetamine activates reward cir- fects of haloperidol challenge on regional cerebral tic drugs in patients with schizophrenia. Proc Natl cuitry in drug naive human subjects. Neuropsycho- glucose utilization in normal human subjects. Am Acad Sci USA 96: 13.432–13.437 pharmacology 29: 1715–1722 J Psychiatry 151: 681–686 16. Jezzard P, Rauschecker JP, Malonek D (1997) An in 32. Wager TD, Rilling JK, Smith EE, Sokolik A, Casey 3. Bertolino A, Blasi G, Caforio G, Latorre V, De Can- vivo model for functional MRI in cat visual cortex. KL, Davidson RJ, Kosslyn SM, Rose RM, Cohen JD dia M, Rubino V, Callicott JH, Mattay VS, Bellomo Magn Reson Med 38: 699–705 (2004) Placebo-induced changes in FMRI in the A, Scarabino T, Weinberger DR, Nardini M (2004) 17. Kleinschmidt A, Bruhn H, Kruger G, Merboldt KD, anticipation and experience of pain. Science 303: Functional lateralization of the sensorimotor cor- Stoppe G, Frahm J (1999) Effects of sedation, stimu- 1162–1167 tex in patients with schizophrenia: effects of treat- lation, and placebo on cerebral blood oxygenati- 33. Yang X, Hyder F, Shulman RG (1996) Activation of ment with olanzapine. Biol Psychiatry 56: 190– on: a magnetic resonance neuroimaging study of single whisker barrel in rat brain localized by func- 197 psychotropic drug action. NMR Biomed 12: 286– tional magnetic resonance imaging. Proc Natl 4. Bertolino A, Caforio G, Blasi G, De Candia M, Lator- 292 Acad Sci USA 93: 475–478 re V, Petruzzella V, Altamura M, Nappi G, Papa S, Cal- 18. Leopold DA, Plettenberg HK, Logothetis NK (2002) 34. Zhang Z, Andersen AH, Avison MJ, Gerhardt GA, licott JH, Mattay VS, Bellomo A, Scarabino T, Wein- Visual processing in the ketamine-anesthetized Gash DM (2000) Functional MRI of apomorphine berger DR, Nardini M (2004) Interaction of COMT monkey. Optokinetic and blood oxygenation level- activation of the basal ganglia in awake rhesus Val108/158 Met genotype and olanzapine treat- dependent responses. Exp Brain Res 143: 359–372 monkeys. Brain Res 852: 290–296 ment on prefrontal cortical function in patients 19. Leslie RA, James MF (2000) Pharmacological ma- with schizophrenia. Am J Psychiatry 161: 1798– gnetic resonance imaging: a new application for 1805 functional MRI. Trends Pharmacol Sci 21: 314– 5. Brassen S, Tost H, Hoehn F, Weber-Fahr W, Klein S, 318 Braus DF (2003) Haloperidol challenge in healthy 20. Logothetis NK (2003) The underpinnings of the male humans: a functional magnetic resonance BOLD functional magnetic resonance imaging sig- imaging study. Neurosci Lett 340: 193–196 nal. J Neurosci 23: 3963–3971 6. Braus DF, Krier A, Sartorius A, Ende G, Hubrich- 21. Logothetis NK, Guggenberger H, Peled S, Pauls J Ungureanu P, Henn FA (1997) Effects of haloperi- (1999) Functional imaging of the monkey brain. dol and lorazepam on fMRI data in healthy sub- Nat Neurosci 2: 555–562 jects. Third International Conference on Functio- 22. Logothetis NK, Pauls J, Augath M, Trinath T, Oelter- nal Mapping of the Human Brain. NeuroImage 5: mann A (2001) Neurophysiological investigation of 367 the basis of the fMRI signal. Nature 412: 150–157 7. Braus DF, Ende G, Weber-Fahr W, Sartorius A, Krier 23. Northoff G, Braus DF, Sartorius A, Khoram-Sefat D, A, Hubrich-Ungureanu P, Ruf M, Stuck S, Henn FA Russ M, Eckert J, Herrig M, Leschinger A, Bogerts (1999) Antipsychotic drug effects on motor activa- B, Henn FA (1999) Reduced activation and altered tion measured by functional magnetic resonance laterality in two neuroleptic-naive catatonic pati- imaging in schizophrenic patients. Schizophr Res ents during a motor task in functional MRI. Psychol 39: 19–29 Med 29: 997–1002 Der Radiologe 2 · 2005 | 185