Scientists for cycling colloquium 2017 (Velo-city)
Meine* Sicht auf die Verkehrswende - *weibliche
1. Meine* Sicht auf die
Verkehrswende
*weibliche (?)
Katja Leyendecker
Northumbria University, UK
Braunschweig
5. August 2019
1
2. 2
Beschreibend: Was erleben Aktivistinnen,
wenn sie sich für Radwege einsetzen?
Eingreifend: Was kann aus den
Erfahrungen gelernt werden, um die
Planung und Umsetzung von Radwegen
zu verbessern?
Doktorarbeit
4. Cycle share of all trips
England 2% Germany at 11%
(DfT 2017) (BMVI 2018)
4
5. The two cities
Source: opencyclemap.org
Newcastle + Gateshead Bremen
___________________________________________________________________
Population 490,000 550,000
Density person/km 2,000 1,700
Source: Wikipedia
1 % 25%
5
7. It is clear from our research that most
non-cyclists and recreational cyclists will
only consider cycling regularly if they are
segregated from [motor vehicle] traffic.
Pooley et al (2013:176)
7
Auf deutsch:
Unsere Forschungsergebnisse sind eindeutig: Die meisten Nicht-Radfahrenden
und Freizeitradfahrenden werden das Radfahren nur in Betracht ziehen, wenn sie
getrennt vom [motorisierten] Verkehr geführt werden.
8. No city in Europe or North America has achieved
high level of cycling without an extensive network
of well-integrated bike lanes and paths that
provide separation from motor vehicle traffic. […]
Separate cycling facilities are a crucial first step
towards increasing cycling and making it socially
inclusive. Pucher & Buehler (2012:351)
8
Auf deutsch:
Keine Stadt in Europa oder Nordamerika hat es geschafft einen hohen Radfahranteil zu
erreichen ohne ein gut ausgebautes Radwegenetz mit Radrouten, die getrennt vom
motorisierten Verkehr geführt werden. […] Baulich getrennte Radverkehrsanlagen sind der
wichtigste erste Schritt in Richtung Radverkehrssteigerung und soziale Integrierung.
9. Jan Garrard
If you want to know if
an urban environment
supports cycling, you
can forget about all the
detailed ‘bikeability
indexes’—
just measure the
proportion of cyclists
who are female
Source Scientific American 2009
9
Auf deutsch:
Wenn du wissen willst, ob die
bauliche und räumliche
Gestaltung der Stadt das
Radfahren unterstützt […]
zähle einfach, wie viele
Frauen Fahrrad fahren.
10. …wo mehr Frauen radfahrenFrauenanteilbeimRadfahren
Radverkehrsanteil
Berlin
Tokyo
Städte in USA, UK, Aus, NZ
KOP
AMS
Graph:Garrard,J.,etal.(2012).Womenandcycling.Citycycling.J.PucherandR.
Buehler,MassachusettsInstituteofTechnology(MIT).
red:UKCensus2011,blue:VEPBremen2025
Newcastle
Bremen
10
11. Mit gutem Beispiel voran…
Frauen sind umweltverträglicher unterwegs: gehen,
fahren Rad oder nehmen Öffis mehr als Männer
(Familienauto ist männlich, Berufswagen)
EU27, source Civitas (2014)
11
14. Sanchez de Madariaga’s (2013)
“Mobility of care”
Zu deutsch: Mobilität der sozialen Versorgung
14
15. Versorgungswege
Insbesondere Frauen in
mittlerer Altersgruppe
... sind ständig unterwegs
>> Wegeketten
>> kürzere Wege
>> kompliziertere / kleinteiligere Mobilität
>> weniger Alleinwege: Einkauf, Kinder usw.
15
Civitas (2014), nach Lehner Lierz
16. + andere Bedürfnisse
• Die kognitiven Fähigkeiten von Kindern und
älteren Menschen werden (oft) nicht
berücksichtigt in unserer Straßengestaltung
>>> kein „Spielraum“ für „Fehlverhalten“
• Stichwort barrierefrei
16
19. 1919
• Wenig Verkehrswende
– Radwege werden abgebaut / nicht gebaut
– Radverkehrsanteil ist stagnierend (Newcastle,
Bremen)
• Dipl.-Ing. Bau
• Mitgründung und Leitung der Newcastle
Cycling Campaign (2010-2017)
22. 2222
Policy analysis
Newcastle
(NCC & GMBC 2015)
Widersprüchlich hinsichtlich
Autoparken
– Abbau und Ausbau
Unklare Aussagen über
Radverkehrinfrastrukturen
– Keine Qualitätsmerkmale
Anspruch nicht “verräumlicht”
Kein Umsetzungskatalog
Bremen
(Bremen 2014)
Parkplatzabbau aus sozialen
Gründen
– Anspruch an Platz und
Raum
Ambivalent gegenüber
Radverkehrinfrastrukturen
– „Kultur des
Bordsteinradwegfahrens“
Raum ist endlich und muss
verteilt werden
23. 23
“alles, was irgendwelchen Autofahrern
wehtun könnte, hat [die Politik] immer
konsequent vermieden” (D4)
“Es ist Tabu zu sagen, [das Auto] braucht
man nicht” (D5)
Interviews – Aktivistinnen:
24. 24
“We have definitively grown through
learning and actually bringing more people
into the campaign but the council hasn’t
really kind of moved on or built on this
initial kind of support for cycling they
have” (UK1)
Interviews – Aktivistinnen:
25. 25
“Da wird auch immer gesagt, [die
Verwaltung] sind ja die Fachleute. Da hätte
[die Politik] nichts dran zu kritisieren, das
sind ja die Fachleute” (D3)
Interviews – Aktivistinnen:
26. 26
“There already was a lot of
acceptance of you know things
like roads couldn’t be changed
or wasn’t even an issue.” (UK1)
“[VC sagt:] Wenn Leute nicht
so Rad fahren wollen wie wir
das wollen, … dann muss man
die erziehen und belehren -
damit sie das anders machen”
(D5)
“Something I don't know
whether that's a man/woman
thing: to not be able to say I
learnt something from you!”
(D2)
“Das ist natürlich unglaublich, dass eine
Minderheit eine Debatte über 20 Jahre
so dominiert” [vehicular cycling] (D1)
Interviews – Aktivistinnen:
27. 27
"Well, I want to know I suppose, to some
extent it’s about getting to know him
[senior councillor] and what makes him
tick" (UK2)
"long-term relationship building and
everyone having some sort of mutual
respect and a vision" (UK3)
Interviews – Aktivistinnen:
28. 28
Verkehrspolitisches System (jetzt)
INSTITUTIONAL AUTOMOBILITY SOCIAL AUTOMOBILITY
Technical
sphere
Political
sphere
Social
sphere
Personal
sphere
Politics and
democratic
process
Cultural
transformation
Communicate
to connect
29. 2929
Interviews – Entscheidungstragende:
Newcastle Politiker sagt:
Wahl legitimiert mich
Mehrheitsplanung
Zivilgesellschaft,
individualisiert, jede Person
zählt (aber)
• Arbeite routinemäßig mit
Wirtschaft und Händlern
Bremen Politiker sagt:
Radfahren ist sicherer auf der
Straße
Entwickele gerne
Handlungsstrategien
Einbindung der ZG, aber
• Frauensache ist schwierig
• Kennt keine
Radwegeaktivisten/innen
30. 3030
Interviews – Entscheidungstragende:
Newcastle Planer sagt:
Bin Experte, brauche aber
politische Anweisung
Teamanpassung, bringe in
Kommunikationsexpertise
Will Veränderung
Bremen Planer sagt:
Menschen und Raum müssen
im Zusammenhang gedacht
werden
Verkehrsplanung geht leider
oft durch die
Windschutzscheibe
Radwege haben einen
sozialen Wert, sind raum-
effizient
31. 31
Der Belange der Aktivistinnen (Radwege) stehen entgegen:
• Die Verwaltungen in Bremen und Newcastle waren beide
technokratisch: Die IngenieurInnen und PlanerInnen hatten
gelernt, wie man den Straßenraum “richtig” gestaltet, und das
behinhaltete vornehmliches Planen fürs Auto
• Die Politiker in Bremen und Newcastle vertrauten den
technischen Angestellten
• Die Belange der vehicular-cycling Aktivisten (Radfahren auf der
Straße) spielten in die Hände der technokratischen Verwaltung
Behinderungen im Radwegebau:
33. Stand der Dinge und quo vadis?
Radwege Aktivismus nimmt zu,
sowohl in UK als auch in Deutschland
33
https://changing-cities.org/bundesweite-initiativen/
34. Stand der Dinge und quo vadis?
34
Newcastle
Das Problem in Newcastle
liegt tief.
Das Verständnis von
demokratischer Dialektik ist
weniger ausgeprägt, was den
Austausch zwischen der
Zivilgesellschaft und der
Politik schwer behindert.
***Außerdem ist Radfahren eine
Minderheitentätigkeit und stark
stigmatisiert
Bremen
Luft nach oben.
Ziviles Belangen:
Verstärktes Auftreten der
Zivilgesellschaft hinsichtlich
Radwegebau sollte
angestrebt werden, denn es
unterstützt die PolitikerInnen
und PlanerInnen, die dem
Radwegebau gut gesonnen
sind.
35. 35
INSTITUTIONAL AUTOMOBILITY SOCIAL AUTOMOBILITY
Technical
sphere
Political
sphere
Social
sphere
Personal
sphere
Politics and
democratic
process
Cultural
transformation
Communicate
to connect
Verkehrspolitisches System (jetzt)
36. 36
INSTITUTIONAL AUTOMOBILITY SOCIAL AUTOMOBILITY
Technical
sphere
Personal
sphere
Political
sphere
Social
sphere
Politics and
democratic
process
Communicate
to connect
Neues verkehrspolitisches System?
38. 38
Schaffen einer
Agora
(im symbolischen und
physischen Raum)
Verkehrswende, aber wie?
Debattieren
und
Auseinander
-setzung
Berücksichtigung
von Belangen
verlangen
Beeinflussung
von Planung
(des öffentlichen
Raumes)
Diskurse
entwickeln
Zusammen
Antworten
finden
Gemeinschaften
schaffen
Dissenzen
aushalten
40. Quellen
40
Aldred, Rachel. 2015. ‘Adults’ Attitudes towards Child Cycling: A Study of the Impact of Infrastructure’. European Journal
of Transport and Infrastructure Research 15 (2): 92–115.
Baker, Linda. 2009. ‘How to Get More Bicyclists on the Road’. Scientific American, 21 September 2009.
http://www.scientificamerican.com/article/getting-more-bicyclists-on-the-road/?page=1.
BMVI. 2018. ‘Mobilität in Deutschland - Kurzbericht, Verkehrsaufkommen – Struktur – Trends’. http://www.mobilitaet-in-
deutschland.de/pdf/infas_Mobilitaet_in_Deutschland_2017_Kurzreport.pdf.
Bremen. 2014. ‘Verkehrsentwicklungsplan Bremen 2025’. Bremen, Germany: Senator für Bau Umwelt und Verkehr, Freie
Hansestadt Bremen.
Civitas. 2014. ‘Smart Choices for Cities - Gender Equality and Mobility: Mind the Gap!’ Policy Note. Civitas Policy Notes.
http://civitas.eu/sites/default/files/civ_pol-an2_m_web.pdf.
DfT. 2017. ‘Transport Statistics Great Britain 2017’.
https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/661933/tsgb-
2017-report-summaries.pdf.
Eurofund. 2018. ‘Women in Management : Underrepresented and Overstretched?’ Policy brief. Working Conditions.
Luxembourg: Publications Office of the European Union.
https://www.eurofound.europa.eu/sites/default/files/ef_publication/field_ef_document/ef18018en.pdf.
Garrard, Jan, Susan Handy, and Jennifer Dill. 2012. ‘Women and Cycling’. In City Cycling, edited by John Pucher and Ralph
Buehler. Cambridge, MA, USA: MIT Press.
NCC, and GMBC. 2015. ‘Planning for the Future - Core Strategy and Urban Core Plan for Gateshead and Newcastle upon
Tyne 2010-2030 (Adopted March 2015)’.
Pooley, Colin G, Tim Jones, Miles Tight, Dave Horton, Griet Scheldeman, Caroline Mullen, Ann Jopson, and Emanuele
Strano. 2013. Promoting Walking and Cycling : New Perspectives on Sustainable Travel. Bristol, UK: Policy Press.
Pucher, John, and Ralph Buehler. 2012. City Cycling. Cambridge, MA, USA: MIT Press.
Sánchez de Madariaga, Inés. 2013. ‘From Women in Transport to Gender in Transport: Challenging Conceptual
Frameworks for Improved Policymaking’. Journal of International Affairs 67 (1): 43–XVIII.