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Wie Care-Revolution und Industrie 4.0 die
Dialektik von Produktivkraftentwicklung
und Produktionsverhältnissen
vom Kopf auf die Füße stellen
Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen
Leipzig, 4.6.2016
Stefan Meretz, Bonn
keimform.de
Zentrale computergesteuerte Produktion
→ agentenbasierte Netzwerk-Fertigung
Neue Qualität „reeller Subsumtion“:
● Maschinen-Anhängsel → Produktionsagent
● Marx: „Detailindividuum“ → „total entwickeltes Individuum“
● Totalisierung & Internalisierung des Verwertungsimperativs
● Öffnen der „Qualifikations-/Statusschere“ (Leih vs. Fest)
► Antagonistischer Widerspruch zwischen Selbstentfaltung
und Selbstverwertung
„Industrie 4.0“: Vernetzte Agenten-Produktion
„In der bürgerlichen Ökonomie … erscheint diese völlige Herausarbeitung
des menschlichen Innern [das ‚absolute Herausarbeiten’ der ‚schöpferischen
Anlagen’] als völlige Entleerung, diese universelle Vergegenständlichung als
totale Entfremdung, und die Niederreißung aller bestimmten einseitigen
Zwecke als Aufopferung des Selbstzwecks unter einen ganz äußren Zweck.“
Marx (Grundrisse, 387)
Krise der sozialen Reproduktion:
● Wesentlich ökonomisch unproduktiv,
aber gesellschaftlich essenziell
● Konträre Handlungslogiken: Ökonomie der Warenproduktion
vs. Sozialität menschlicher Beziehungen, Zeiteinsparung vs.
Zeitverausgabung, Externalisierung vs. Vorsorgeprinzip etc.
● Geringere Produktivitätssteigerungen im Care-Bereich macht
Care-Arbeit strukturell teurer im Vergleich zu Produktionsarbeit
● Gesellschaftliche Absenkung des Werts der Ware Arbeitskraft
vs. Notwendigkeit ihrer Reproduktion
● Übergang male bread winner model → adult worker model
● Individualisierung/Privatisierung der Reproduktions-
anforderungen, Übergang zum Arbeitskraftmanagement
● Aber auch: Tendenz zur gemeinschaftlichen Organisation von
Care jenseits von Markt und Staat (weitgehend unsichtbar)
► Widerspruch zwischen menschlichen Bedürfnissen
und ökonomischer Rationalität der Warenform
Die „Care“seite der Medaille Care:
●
  Häusliche Tätigkeiten
●
  Haushaltsnahe Dienste
●
  Staatliche Dienste
●
  im Kapitalverhältnis
These: Commons als Link
Sowohl im warenförmig-produktiven („Ökonomie“) wie im
wesentlich nichtwarenförmig-reproduktiven Bereich („Care“)
entwickeln sich neue Handlungsformen, die auf eine gemeinsame
Aufhebungsperspektive hindeuten: Commons
Commons
Beitragen
statt
Tauschen
Commoning
Ressourcen Produkte
Commons: Peer-Re/Produktion jenseits von Markt & Staat
Potenziale:
● Elementarform einer commonistischen Re/Produktionsweise
● Aufhebung der Sphärenspaltung von Ökonomie und Care
● Agentenbasierte Netzwerk-Produktion als Vorform commons-
basierter Peer-Produktion in polyzentrischer Selbstorganisation
● Transformatorische Bewegungsform des Widerspruchs
zwischen Selbstentfaltung und Selbstverwertung bzw.
menschlichen Bedürfnissen und ökonomischer Rationalität
● Doppelte Funktionalität im Kapitalismus: nutzbar zur
Kostenreduktion, aber inkompatibel zur Verwertungslogik
● Positiv-reziproke Inklusionslogik statt Exklusionslogik
► Gesellschaftliche Verallgemeinerung: Commonismus
Kopfstände auf die Füße bringen
PK → PV („Technikfrage“)
PV → PK („Eigentumsfrage“)
PK ↔ PV („Produktionsweise“)
„Die Handmühle ergibt eine Gesellschaft mit Feudalherren,
die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten.“
Marx (MEW 4, 130)
„...mit der Veränderung der Produktionsweise, der Art, ihren
Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern … [die Menschen]
alle ihre gesellschaftlichen Verhältnisse.“
Marx (MEW 4, 130)
„In diesem Sinn können die Kommunisten ihre Theorie in dem einen
Ausdruck: Aufhebung des Privateigentums, zusammenfassen.“
Marx (MEW 4, 475)
Zusammenfassung
● Industrie 4.0 konstituiert commonistische Subjektivitäten im
Widerspruch zwischen Selbstentfaltung und Selbstverwertung
● Care ermöglicht die commonistische Selbstorganisation des
Lebens im Widerspruch zwischen Bedürfnissen und Warenform
● Eine Aufhebung des Kapitalismus kann nur die Aufhebung der
Sphärenspaltung von Ökonomie und Care sein
● Die Commons bieten das theoretische und praktische
Paradigma der Aufhebung des Kapitalismus
● Commonismus ist kein Ideal nach der sich die Wirklichkeit zu
richten hat, sondern die wirkliche Bewegung, welche den
jetzigen Zustand aufhebt – in voller Widersprüchlichkeit.
Danke
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Care-Revolution und Industrie 4.0

  • 1. Wie Care-Revolution und Industrie 4.0 die Dialektik von Produktivkraftentwicklung und Produktionsverhältnissen vom Kopf auf die Füße stellen Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen Leipzig, 4.6.2016 Stefan Meretz, Bonn keimform.de
  • 2. Zentrale computergesteuerte Produktion → agentenbasierte Netzwerk-Fertigung Neue Qualität „reeller Subsumtion“: ● Maschinen-Anhängsel → Produktionsagent ● Marx: „Detailindividuum“ → „total entwickeltes Individuum“ ● Totalisierung & Internalisierung des Verwertungsimperativs ● Öffnen der „Qualifikations-/Statusschere“ (Leih vs. Fest) ► Antagonistischer Widerspruch zwischen Selbstentfaltung und Selbstverwertung „Industrie 4.0“: Vernetzte Agenten-Produktion „In der bürgerlichen Ökonomie … erscheint diese völlige Herausarbeitung des menschlichen Innern [das ‚absolute Herausarbeiten’ der ‚schöpferischen Anlagen’] als völlige Entleerung, diese universelle Vergegenständlichung als totale Entfremdung, und die Niederreißung aller bestimmten einseitigen Zwecke als Aufopferung des Selbstzwecks unter einen ganz äußren Zweck.“ Marx (Grundrisse, 387)
  • 3. Krise der sozialen Reproduktion: ● Wesentlich ökonomisch unproduktiv, aber gesellschaftlich essenziell ● Konträre Handlungslogiken: Ökonomie der Warenproduktion vs. Sozialität menschlicher Beziehungen, Zeiteinsparung vs. Zeitverausgabung, Externalisierung vs. Vorsorgeprinzip etc. ● Geringere Produktivitätssteigerungen im Care-Bereich macht Care-Arbeit strukturell teurer im Vergleich zu Produktionsarbeit ● Gesellschaftliche Absenkung des Werts der Ware Arbeitskraft vs. Notwendigkeit ihrer Reproduktion ● Übergang male bread winner model → adult worker model ● Individualisierung/Privatisierung der Reproduktions- anforderungen, Übergang zum Arbeitskraftmanagement ● Aber auch: Tendenz zur gemeinschaftlichen Organisation von Care jenseits von Markt und Staat (weitgehend unsichtbar) ► Widerspruch zwischen menschlichen Bedürfnissen und ökonomischer Rationalität der Warenform Die „Care“seite der Medaille Care: ●   Häusliche Tätigkeiten ●   Haushaltsnahe Dienste ●   Staatliche Dienste ●   im Kapitalverhältnis
  • 4. These: Commons als Link Sowohl im warenförmig-produktiven („Ökonomie“) wie im wesentlich nichtwarenförmig-reproduktiven Bereich („Care“) entwickeln sich neue Handlungsformen, die auf eine gemeinsame Aufhebungsperspektive hindeuten: Commons Commons Beitragen statt Tauschen Commoning Ressourcen Produkte
  • 5. Commons: Peer-Re/Produktion jenseits von Markt & Staat Potenziale: ● Elementarform einer commonistischen Re/Produktionsweise ● Aufhebung der Sphärenspaltung von Ökonomie und Care ● Agentenbasierte Netzwerk-Produktion als Vorform commons- basierter Peer-Produktion in polyzentrischer Selbstorganisation ● Transformatorische Bewegungsform des Widerspruchs zwischen Selbstentfaltung und Selbstverwertung bzw. menschlichen Bedürfnissen und ökonomischer Rationalität ● Doppelte Funktionalität im Kapitalismus: nutzbar zur Kostenreduktion, aber inkompatibel zur Verwertungslogik ● Positiv-reziproke Inklusionslogik statt Exklusionslogik ► Gesellschaftliche Verallgemeinerung: Commonismus
  • 6. Kopfstände auf die Füße bringen PK → PV („Technikfrage“) PV → PK („Eigentumsfrage“) PK ↔ PV („Produktionsweise“) „Die Handmühle ergibt eine Gesellschaft mit Feudalherren, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten.“ Marx (MEW 4, 130) „...mit der Veränderung der Produktionsweise, der Art, ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern … [die Menschen] alle ihre gesellschaftlichen Verhältnisse.“ Marx (MEW 4, 130) „In diesem Sinn können die Kommunisten ihre Theorie in dem einen Ausdruck: Aufhebung des Privateigentums, zusammenfassen.“ Marx (MEW 4, 475)
  • 7. Zusammenfassung ● Industrie 4.0 konstituiert commonistische Subjektivitäten im Widerspruch zwischen Selbstentfaltung und Selbstverwertung ● Care ermöglicht die commonistische Selbstorganisation des Lebens im Widerspruch zwischen Bedürfnissen und Warenform ● Eine Aufhebung des Kapitalismus kann nur die Aufhebung der Sphärenspaltung von Ökonomie und Care sein ● Die Commons bieten das theoretische und praktische Paradigma der Aufhebung des Kapitalismus ● Commonismus ist kein Ideal nach der sich die Wirklichkeit zu richten hat, sondern die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt – in voller Widersprüchlichkeit.
  • 8. Danke ☺ No rights reserved. Do what you want.