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CME Weiterbildung • Zertifizierte Fortbildung

Orthopäde 2007 · 36:485–500                          B. Westhoff · M. Jäger · R. Krauspe
DOI 10.1007/s00132-007-1088-1                        Orthopädische Klinik, Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
Online publiziert: 25. April 2007
© Springer Medizin Verlag 2007
Redaktion
R. Gradinger, München
R. Graf, Stolzalpe,
                                                     Kindliche Beinachsen
J. Grifka, Bad Abbach
J. Löhr, Hamburg
                                                     Was ist pathologisch?
                                                     Zusammenfassung
                                                     Bei der Geburt liegen in der Frontalebene des Unterschenkels und Kniegelenks eine varische Ach-
                                                     se, in der Transversalebene am Femur eine vermehrte Antetorsion und im Unterschenkel eine
                                                     Neutral- bis Innentorsion vor. Bis zum Wachstumsende entstehen valgische Beinachsen von 5–9°,
                                                     die femorale Antetorsion bildet sich auf ca. 15° zurück und die Außentorsion des Unterschenkels
CME.springer.de – Zertifizierte Fortbil-             nimmt zu (ca. 15°). Die sich mit zunehmender Vertikalisierung verändernden Druck- und Zug-
dung für Kliniker                                    kräfte beeinflussen die Beinachsenentwicklung, die Streubreite des Physiologischen ist groß. Pa-
und niedergelassene Ärzte
Die CME-Teilnahme an diesem Fortbildungs-
                                                     thologische Beinachsenentwicklungen sind selten und oft idiopathisch bedingt. Sekundäre Ursa-
beitrag erfolgt online auf CME.springer.de und ist   chen sind vielfältig. Sorgfältige klinische Untersuchungen sind für die Differenzierung zwischen
Bestandteil des Individualabonnements dieser         physiologischen und pathologischen Abweichungen notwendig. Die apparative Diagnostik kann
Zeitschrift. Abonnenten können somit ohne zu-        Hinweise zur Genese geben und ist zur exakten Operationsplanung notwendig. Konservative Maß-
sätzliche Kosten teilnehmen.
                                                     nahmen allein können die Achsentwicklung nicht wesentlich beeinflussen. Die operativen Opti-
Unabhängig von einem Zeitschriftenabonne-
ment ermöglichen Ihnen CME.Tickets die Teilnah-
                                                     onen sind vielfältig.
me an allen CME-Beiträgen auf CME.springer.de.
Weitere Informationen zu CME.Tickets finden Sie      Schlüsselwörter
auf CME.springer.de.                                 Beinachse · Deformität · Wachstum · Entwicklung · Untere Extremität
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nummer bei CME.springer.de registriert? Dann
genügt zur Anmeldung und Teilnahme die
                                                     Axes of the legs in childhood · What is pathologic?
Angabe Ihrer persönlichen Zugangsdaten. Zur
erstmaligen Registrierung folgen Sie bitte den       Abstract
Hinweisen auf CME.springer.de.                       At birth the lower extremity is characterized by a varus axis in the lower leg and the knee joint in
Online teilnehmen                                    the frontal plane (bowleg) and an increased femoral antetorsion and a neutral or increased medi-
und 3 CME-Punkte sammeln
Die CME-Teilnahme ist nur online möglich. Nach
                                                     al torsion of the lower leg in the tranverse plane. By the time growth is complete a normal valgus
erfolgreicher Beantwortung von mindestens 7          axis of 5–9° has developed in the lower limb and the femoral antetorsion has decreased to about
der 10 CME-Fragen senden wir Ihnen umgehend          15°. The lower leg will show a normal external rotation of 15° on average. The evolution of the ax-
eine Bestätigung der Teilnahme und der 3 CME-        is values in the lower extremity is influenced by changing compressive and propelling forces act-
Punkte per E-Mail zu.
                                                     ing on the growth plates as the child adopts an upright posture. There is a wide range of normal
Zertifizierte Qualität
Diese Fortbildungseinheit ist zertifiziert von
                                                     values, but pathologic development of the leg axes is rare and mostly idiopathic. Secondary devia-
der Landesärztekammer Hessen und der Nord-           tions of the axis from normal can occur. Careful clinical examinations are necessary to differenti-
rheinischen Akademie für Ärztliche Fort- und         ate between pathologic and physiological variations. Further apparative diagnostic procedures help
Weiterbildung und damit auch für andere Ärzte-       to elucidate the etiology and are essential for surgical planning. Nonoperative treatment alone is
kammern anerkennungsfähig.
Folgende Maßnahmen dienen der Qualitäts-             rarely sufficient to influence the deformity.
sicherung aller Fortbildungseinheiten auf
CME.springer.de: Langfristige Themenplanung          Keywords
durch erfahrene Herausgeber, renommierte             Leg axis · Deformity · Growth · Development · Lower extremity
Autoren, unabhängiger Begutachtungsprozess,
Erstellung der CME-Fragen nach Empfehlung des
IMPP mit Vorabtestung durch ein ausgewähltes
Board von Fachärzten.

Für Fragen und Anmerkungen stehen wir Ihnen
jederzeit zur Verfügung:
Springer Medizin Verlag GmbH
Fachzeitschriften Medizin/Psychologie
CME-Helpdesk, Tiergartenstraße 17
69121 Heidelberg
E-Mail: cme@springer.com
CME.springer.de


                                                                                                                                Der Orthopäde 5 · 2007   | 485
Die physiologische Entwicklung der Beinachsen im Kindesalter weist bestimmte Charakte-
                                      ristika auf. Um pathologische Abweichungen von physiologischen unterscheiden zu kön-
                                      nen, ist die genaue Kenntnis der physiologischen Beinachsenentwicklung in allen 3 Ebe-
                                      nen des Raums eine wesentliche Voraussetzung. Diese soll in diesem Artikel vermittelt
                                      werden.

                                      Achsdeviationen sind ein häufiger Grund für die Vorstellung von Kindern beim Orthopäden oder
                                      Kinderarzt. Vorwiegend handelt es sich dabei um:
                                      F Kleinkinder mit O-Beinen,
                                      F Kleinkinder mit einem Innenrotationsgang sowie
                                      F 3- bis 6-Jährige mit X-Beinen.

                                      Die Beurteilung, ob eine Beinachse noch normal oder schon pathologisch ist, setzt voraus, dass die
Während des Wachstums kommt es        physiologischen Verhältnisse bekannt sind.
zu charakteristischen Veränderungen      Während des Wachstums kommt es zu charakteristischen Veränderungen der Achs- und Torsi-
der Achs- und Torsionsverhältnisse    onsverhältnisse, die sich an Ober- und Unterschenkel sowie am Fuß gegenseitig beeinflussen. Wäh-
                                      rend der Gestationsphase werden die unteren Extremitäten bei eingeschränktem Platzangebot in ei-
7 Buddha-Position                     ne so genannte 7 Buddha-Position mit flektierten Hüft- und Kniegelenken sowie Innenrotation der
                                      Tibia und der Füße gedrängt. Diese Haltung ist typisch zum Zeitpunkt der Geburt und ursächlich
                                      für die dann bestehende Verkürzung der medialen Kniegelenkkapsel, insbesondere der posterioren
                                      schrägen Anteile. Während des ersten Lebensjahrs führt diese Innenrotationskontraktur des Knies
                                      zu einer Außenrotation der gesamten unteren Extremität und zu einer Genu-varum-Haltung [4].

                                      Entwicklung der Beinachse

                                      Frontalebene

                                      Im Säuglingsalter findet sich typischer Weise eine varische Beinachse von durchschnittlich 15°. Die
                                      O-Bein-Stellung ist einerseits durch ein Genu varum bedingt, aber auch durch ein Crus varum. Ihr
                                      Aspekt wird durch die physiologische Außenrotationsbeugehaltung im Hüftgelenk verstärkt.
                                          Im Alter von etwa 1 Jahr kommt es mit Beginn der Vertikalisierung zu asymmetrischen Belastun-
Mit Beginn der Vertikalisierung       gen der kniegelenknahen Wachstumsfugen: Medial dominiert die Druckbelastung, lateral die Zugbe-
kommt es zu asymmetrischen Belas-     lastung. Dies führt zur asymmetrischen biomechanischen Beeinflussung des Knorpels und löst da-
tungen der kniegelenknahen Wachs-     mit ein asymmetrisches Wachstum mit der Folge eines überproportionalen Wachstums medialseitig
tumsfugen                             aus. Damit wandert die Traglinie – die Achse zwischen Hüftkopfzentrum und Zentrum des oberen
                                      Sprunggelenks – die primär medial des Kniegelenks verläuft, nach lateral. Typischerweise kommt es
7 Valgische Beinachse                 bis zum 3./4. Lebensjahr zu einer 7 valgischen Beinachse von etwa 10°. Die Traglinie verläuft dann
                                      lateral der Kniegelenkmitte. Dies hat wieder ein asymmetrisches Wachstum zur Folge, nun mit ei-
Die physiologische Valgusstellung     ner Wachstumsstimulation lateralseitig, bis die physiologische Valgusstellung des Kniegelenks von
des Kniegelenks nach Wachstumsab-     5–7° im Alter von etwa 8–10 Jahren entwickelt ist.
schluss beträgt 5–7°                      Die anfänglich äußerst große Streubreite des Normalen im Kleinkindalter wird mit zunehmender
                                      Skelettreife geringer. Von Salenius u. Vanka [15] wurde dieser natürliche Verlauf anhand von 1480
Die anfänglich äußerst große Streu-    Untersuchungen bei 1279 Kindern dokumentiert (. Abb. 1).
breite des Normalen im Kleinkindal-
ter wird mit zunehmender Skelett-     Sagittalebene
reife geringer
                                      Bei Neugeborenen findet sich in der Regel eine leichte Hüft- und Kniebeugekontraktur, die sich spon-
                                      tan rasch auflöst. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist am Kniegelenk eine Hyperextension von 10–
                                      15° möglich, die Flexionsfähigkeit beträgt je nach Weichteilmantel etwa 150°. Die Überstreckbarkeit
7 Genu recurvatum                     nimmt bis zum Wachstumsabschluss um etwa 5° ab. Von einem echten 7 Genu recurvatum spricht
                                      man, wenn sich das Kniegelenk ohne Verschieben der Tibia gegenüber dem Femur um mehr als 15°
                                      im Kindesalter und um mehr als 10° nach Wachstumsabschluss überstrecken lässt.




486 |   Der Orthopäde 5 · 2007
CME
          +20°



          +15°
 Varus




          +10°



          +5°


                         1     2     3     4     5      6     7     8      9      10    11      12   13    Alter
             0                                                                                            (Jahre)


           -5°
 Valgus




          -10°



          -15°
                 +34±0 +21–13 +20–20+13–19 +4–17 ±0–11 ±0–11 ±0–10 ±0–14 ±0–13 ±0–12 ±0–10 ±0–12 ±0–11
                                                      Extremwerte

Abb. 1 8 Physiologische Entwicklung der Beinachse in der Frontalebene, Mittellinie entspricht
Mittelwert, Werte oberhalb und unterhalb entsprechen Extremwerten der Streubreite, Fehler
des Mittelwerts durchschnittlich ±4,4°; Standardabweichung ±8° (nach [15])




                                                                               Abb. 2 9 Antetorsion des Femurs,
                                                                               bestimmt als Winkel zwischen
                                                                               Schenkelhals- und Kondylenachse

Transversalebene

Während des Wachstums verändern sich die Torsionsverhältnisse an Ober- und Unterschenkel in
typischer Weise.

Femur
Physiologisch besteht zwischen der Schenkelhalsachse und der Kondylenebene des Femurs ein nach
ventral offener Winkel, der als 7 Antetorsion des Femurs bezeichnet wird (. Abb. 2).                                7 Antetorsion
    In der 4. intrauterinen Woche entsteht die primäre Anlage der unteren Extremität mit einer Au-
ßenrotationseinstellung. Im weiteren Schwangerschaftsverlauf kommt es zunächst zu einer Innenro-
tation der Gesamtachse und zum Ende der Schwangerschaft erneut zu einer Außenrotationsentwick-
lung. Die intrauterine Bandbreite der femoralen Antetorsion liegt in der ersten Hälfte der Schwan-
gerschaft bis zur 24. Schwangerschaftswoche zwischen −10° und +30°.
    Zum Zeitpunkt der Geburt befindet sich das Hüftgelenk neben der Flexionsstellung typischerwei-
se spontan in Außenrotationsstellung mit Einschränkung der Innenrotationsfähigkeit. Die Antetor-

                                                                                                                          Der Orthopäde 5 · 2007   | 487
60°

                                                     55°             P

                                                     50°             N
                                                                     5
                                                     45°

                                                     40°
                                                                     3
                                                     35°             1




                                        AT- Winkel
                                                     30°             4

                                                     25°             2

                                                     20°
                                                                     6
                                                     15°
                                                     10°

                                                      5°

                                                      0    2     4        6        8       10           12   14       16       18       20      >20
                                                                                                Alter                                        [Jahre]


                                       Abb. 3 8 Physiologische Entwicklung der femoralen Antetorsion [3], Kurve 1 anatomische
                                       Untersuchung durch Schmidt [16], Kurve 2 radiologische Untersuchung von Fabry et al. [5],
                                       Kurve 3 radiologische Untersuchung von Hamacher [6], Kurve 4 radiologische Untersuchung
                                       von Shands u. Steel [17], Kurve 5 radiologische Untersuchung von Zippel [20],
                                       Kurve 6 anatomische Untersuchung von Lanz u. Wachsmuth [11], N Grenzen des Normbereichs,
                                       P Grenzen zu pathologisch erhöhten Antetorsionswerten




                                                                                                                  Abb. 4 9 Torsion des Unterschen-
                                                                                                                  kels, bestimmt als Winkel
                                                                                                                  zwischen der Tangente an die
                                                                                                                  dorsalen Tibiakondylen und der
                                                                                                                  Intermalleolarachse



                                       sion beträgt im Durchschnitt 31°. Diese paradox erscheinende Situation – einerseits im Hinblick auf
                                       die weitere Entwicklung maximale Antetorsionsstellung, die eine vermehrte Innenrotationsfähigkeit
7 Außenrotationskontraktur der         zulassen sollte, andererseits Außenrotationsstellung – ist bedingt durch eine 7 Außenrotationskon-
  Hüftgelenke                          traktur der Hüftgelenke als Resultat der intrauterinen Lage; dadurch wird der Effekt der Schenkel-
                                       halsantetorsion in der Neugeborenenperiode maskiert. Im Rahmen der weiteren Entwicklung kommt
                                       es zu einer Rückbildung der Außenrotationskontraktur, sodass die Antetorsionsverhältnisse zuneh-
                                       mend die Rotationsfähigkeit des Hüftgelenks bestimmen. Die Antetorsion reduziert sich über die ge-
7 Beschleunigte Detorsionsschübe       samte Wachstumsphase insbesondere in 2 7 beschleunigten Detorsionsschüben im Alter zwischen
                                       6 und 8 Jahren sowie 12 und 14 Jahren [9]. Bei Wachstumsende besteht eine femorale Antetorsion
Bei Wachstumsende besteht eine fe-     von durchschnittlich 15°. Für die Rückbildung der Antetorsion sind v. a. dynamische Kräfte verant-
morale Antetorsion von durchschnitt-   wortlich, die beim Gehen wirksam werden, gleichzeitig aber auch das enchondrale Wachstum der
lich 15°                               proximalen Femurepiphysenfuge, da sie nicht senkrecht zum Schenkelhals steht, sondern mit ihm
                                       einen nach dorsal spitzen Winkel bildet.
                                          Die Entwicklung der femoralen Antetorsion zeigt . Abb. 3. Bei einer vermehrten Antetorsion
Bei einer vermehrten Antetorsion be-   besteht klinisch eine vermehrte Innenrotationsfähigkeit im Hüftgelenk, diese manifestiert sich beim
steht klinisch eine vermehrte Innen-   Gehen in einem Innenrotationsgang. Typischerweise werden viele Kinder im Alter von 2–4 Jahren
rotationsfähigkeit im Hüftgelenk       wegen solch einer Problematik beim Arzt vorgestellt.




488 |   Der Orthopäde 5 · 2007
CME




                                                                    Abb. 6 8 Klinische Untersuchung von Rotationsfehlern. Bei dem jungen
                                   Abb. 5 9 Genua vara mit          Mann besteht eine Unterschenkelaußentorsionsfehlstellung; die Position
                                   Crura vara bei Achondropla-      der Patella ist markiert. a Ansicht in Innenrotation des Hüftgelenks; der
                                   sie, zusätzlich ausgeprägte      Fußöffnungswinkel erscheint physiologisch. b Bei orthograder Einstellung
                                   Innentorsionsfehlstellung        der Beinachsen zeigt sich der Unterschenkelaußendrehfehler, der Fußöff-
                                   der Unterschenkel                nungswinkel ist deutlich erhöht


Unterschenkel
Die Unterschenkeltorsion ist definiert als Winkel zwischen der Tangente, die von dorsal an die pro-         Zum Zeitpunkt der Geburt bestehen
ximalen Tibiakondylen angelegt wird, und der Intermalleolarachse (. Abb. 4). Zum Zeitpunkt der              meist eine Innentorsion oder eine
Geburt bestehen meist eine Innentorsion oder eine Neutralstellung. In den ersten Lebensjahren ent-          Neutralstellung des Unterschenkels
wickelt sich physiologischerweise eine Außentorsion von durchschnittlich 15°, die bis ins Erwach-
senenalter bestehen bleibt.

Pathologische Beinachsen

Sie entwickeln sich selten und sind oft erst nach mehrfacher Beobachtung über einen längeren Zeit-
raum zu erkennen. Abweichungen von mehr als 2 Standardabweichungen gelten als pathologisch. In
der Frontalebene sind v. a. Achsabweichungen im Kniegelenk- und Unterschenkelbereich klinisch
auffällig. Sie können am Kniegelenk zu einer lokalen Überbeanspruchung führen und sind daher als
7 präarthrotische Deformität zu werten. Das Arthroserisiko scheint beim Genu varum größer als               7 Präarthrotische Deformität
beim Genu valgum zu sein [7].
   In der transversalen Ebene stellt eine vermehrte Antetorsion im Sinne einer Coxa antetorta keine
präarthrotische Deformität dar. Eine Antetorsion ≥50° wird bei Kindern als pathologisch eingestuft          In der transversalen Ebene stellt ei-
und kann zu einer Hüftgelenkinstabiltät beitragen. Aber auch diese Stellungen normalisieren sich im         ne vermehrte Antetorsion keine prä-
Laufe des Wachstums in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle spontan, nur selten findet keine De-            arthrotische Deformität dar
rotation statt [9]. Die Ursache hierfür kann eine Zerebralparese mit asymmetrischer Muskelfunkti-
on der Agonisten und Antagonisten sein oder die Antetorsion persistiert als Kompensationsmecha-
nismus bei einer verstärkten Unterschenkelaußentorsion (kombinierter Torsionsfehler).                       Eine Coxa retrotorta ist mit einem er-
   Die verminderte Antetorsion entsprechend einer Coxa retrotorta ist im Gegensatz zur Coxa an-             höhten Arthroserisiko verbunden
tetorta mit einem erhöhten Arthroserisiko verbunden und entspricht damit einer präarthrotischen
Deformität. Des Weiteren stellt sie einen Risikofaktor für das Auftreten einer 7 Epiphyseolysis ca-         7 Epiphyseolysis capitis femoris
pitis femoris dar.
   Eine vermehrte Unterschenkelaußentorsion führt dazu, dass der Impuls zur Korrektur der femo-
ralen Antetorsion im Wachstum ausbleibt. Biomechanisch führt die übermäßige Außentorsion zu
einer Veränderung der Hebelverhältnisse, die sich insbesondere während der Abstoßphase zeigt, so-
wie zu einem Fersenvalgus mit Pronation des Rückfußes.

                                                                                                                   Der Orthopäde 5 · 2007       | 489
Abb. 7 8 Klinische Bestimmung der femoralen Antetorsion: in Bauchlage
        Palpation des Trochanter major mit der einen Hand, Rotation des
        Unterschenkels bei 90° flektiertem Kniegelenk mit der anderen Hand
        bis Trochanter major maximal lateral tastbar; Bestimmung des Winkels
        zwischen der Unterschenkelachse und der Vertikalen


                                             Abb. 8 7 Klinische Bestimmung der
                                                           Unterschenkeltorsion:
                                                  90°-Flexion des Kniegelenks in
                                                 Bauchlage, Halten des Sprung-
                                              gelenks in Neutralstellung, Winkel
                                                    zwischen Oberschenkel- und
                                                Fußlängsachse (Achse zwischen
                                               Fersenmittelpunkt und 2. Strahl)
                                                entspricht Unterschenkeltorsion

                                                Die pathologische Innentorsion des Unterschenkels ist seltener als die Außentorsion. Man findet
7 Morbus Blount                             sie typischerweise bei einem Genu varum oder in Kombination mit einem 7 Morbus Blount.

                                            Ätiologie

Sekundär bedingte Beinachsenabwei-          Pathologische Achsabweichungen, insbesondere symmetrische, sind vielfach idiopathisch bedingt.
chungen finden sich oft nach Schädi-        Dagegen ist v. a. bei einseitigen Abweichungen eine sekundäre Ursache auszuschließen. Sekundär be-
gung der Wachstumsfuge                      dingte Beinachsenabweichungen finden sich häufig infolge einer Schädigung der Wachstumsfuge z.
                                            B. nach Traumen, Infektionen oder Tumoren. Ausgesprochen typisch ist die Entwicklung eines Ge-
7 Proximale metaphysäre Tibia-              nu valgum bei 7 proximalen metaphysären Tibiafrakturen (Biegungsfraktur). Hier kommt es ei-
  fraktur                                   nerseits zu einer schnellen Konsolidierung im Bereich der lateralen Biegungskomponente, anderer-
                                            seits zu einer verzögerten Heilung der vollständig frakturierten, medialen Zugseite mit gesteigerter
                                            medialer Durchblutung und der Folge eines asymmetrischen Fugenwachstums. Weitere Ursachen
                                            für Achsabweichungen sind Stoffwechselerkrankungen, kongenitale Fehlbildungen der Extremitäten,
                                            Skelettdysplasien usw. Mögliche Ursachen für Achsabweichungen sind . Tab. 1, 2 und 3 im Einzel-
                                            nen zu entnehmen. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben.

                                            Diagnostik

                                            Klinische Untersuchung
                                            Die Untersuchung der Beinachsen erfolgt im:
                                            F Stehen,
                                            F Gehen und
                                            F Liegen.

                                            Untersuchung im Stand. Bei ihr ist zuerst darauf zu achten, dass die Patellae nach vorn zeigen und
                                            die Knie beidseits nicht flektiert sind. Dann kann in der Frontalebene der tibio-femorale Winkel be-

490 |    Der Orthopäde 5 · 2007
CME




                                                                                                                                          1
                                                                                                                                          2
                                                                                                                                          3
                                                                                                                                          4

                                                                                                                                          5




                                                                      Abb. 10 8 Schematische Darstellung der Bestimmung des Kniegelenk-
                                                                      zentrums [13], 1 Spitze der femoralen Grube, 2 Mitte zwischen den
                                                                      Femurkondylen, 3 Mitte der Eminentia intercondylaris, 4 Mitte des
                                                                      Weichteilschattens auf Gelenkebene, 5 Mitte des Tibiaplateaus
Abb. 9 8 Schematische Darstellung der Bestimmung des Hüftkopfzent-
rums nach Mose anhand konzentrischer Kreise [13]


stimmt werden. Bei Genua valga sollten zusätzlich der Abstand zwischen den beiden Malleoli me-
diales (7 Intermalleolarabstand) und bei Genua vara der Abstand zwischen den medialen Femur-               7 Intermalleolarabstand
kondylen (7 Interkondylenabstand) bestimmt werden. Diese Maße sind gute Parameter für die Ver-             7 Interkondylenabstand
laufsbeobachtung. Beim Blick von der Seite kann die Beinachse in der Sagittalebene beurteilt wer-
den.

Untersuchung im Gehen. Hierbei achtet man zunächst auf die Position des Fußes in Relation zur              Der Fußöffnungswinkel beträgt
Laufrichtung. Typischerweise beträgt der Winkel zwischen der Längsachse des Fußes und der Fort-            10–15°
bewegungsrichtung 10–15° (Fußöffnungswinkel).
    Des Weiteren ist auf die 7 Position der Patella zu achten: Bei physiologischen Torsionsverhältnis-     7 Position der Patella
sen zeigt sie während des Gehens in die Fortbewegungsrichtung; bei vermehrter Antetorsion des Fe-
murs weist sie nach medial. Eine vermehrte Unterschenkelaußentorsionsfehlstellung kann über eine
Innenrotation der Hüfte kompensiert werden, die sich ebenfalls in einer relativen Innenrotation der
Patella manifestiert; umgekehrt werden eine Coxa retrotorta, eine vermehrte Innentorsion des Un-
terschenkels oder eine Adduktionsfehlstellung des Vorfußes durch eine nach außen weisende Patel-
la klinisch manifest (. Abb. 6).
    Des Weiteren ist insbesondere bei varischen Beinachsen darauf zu achten, ob es während der
Standphase durch einen Lateralschub des Unterschenkels zu einer Translationsbewegung im Knie-
gelenk nach lateral kommt. Dies ist, wenn auch nicht pathognomonisch, ein Hinweis auf einen Mor-
bus Blount und stellt eine Indikation für eine Röntgenuntersuchung dar.

Untersuchung im Liegen. Sie dient v. a. der Feststellung der Torsionsverhältnisse in Hüfte, Unter-
schenkel und Fuß. Die Rotationsverhältnisse des Hüftgelenks sollten sowohl in 90° als auch in 45°
Beugung als auch bei extendiertem Gelenk untersucht werden, d. h. entweder in Bauch- oder in Rü-           Die Rotationsverhältnisse des Hüft-
ckenlage bei jeweils rechtwinklig gebeugten Kniegelenken, die Unterschenkel über die Kante herab-          gelenks sollten in 90° und in 45° Beu-
hängend. So kann der mittlere Bewegungsumfang, der beim Gehen genutzt wird, beurteilt werden.              gung sowie bei extendiertem Gelenk
Die Abschätzung der Antetorsion erfolgt klinisch, indem man mit der einen Hand den Trochan-                untersucht werden
ter major palpiert und mit der anderen den Unterschenkel in Bauchlage so weit nach außen dreht,
bis man die stärkste Lateralisierung des Trochanter major spürt. In dieser Stellung wird der Winkel

                                                                                                                 Der Orthopäde 5 · 2007       | 491
1

                                                                                                          2

                                                                                                          3




                                                                                                               Abb. 11 9 Schematische Darstel-
                                                                                                               lung der Bestimmung des
                                                                                                               Sprunggelenkzentrums [13],
                                                                                                               1 Mitte des Weichteilschattens auf
                                                                                                               Gelenkebene, 2 Mitte von Tibia und
                                                                                                               Fibula auf Gelenkebene, 3 Mitte des
                                                                                                               Talus


                                         zwischen der Unterschenkelachse und der Vertikalen gemessen. Dieser entspricht der Antetorsion
                                         (. Abb. 7). Bei ausreichender Erfahrung stimmen die Werte sehr gut mit denjenigen aus Röntgen-
                                         und Ultraschallmessungen überein.
Die Torsion des Unterschenkels wird          Die Torsion des Unterschenkels wird in Bauchlage beurteilt. Bei 90° gebeugtem Kniegelenk wer-
in Bauchlage beurteilt                   den die Malleolenachse in Relation zur Knieachse bzw. die Fußachse in Relation zur Oberschenkel-
                                         achse beurteilt. Der Fuß sollte eine Außentorsion von 10–20° aufweisen (. Abb. 8).
                                             In dieser Position wird auch die Stellung des Fußes bei Neutralstellung im oberen Sprunggelenk
                                         beurteilt. Dabei werden eine vermehrte Adduktions- (charakteristisch für Klump- und Sichelfuß)
                                         oder Abduktionsstellung (charakteristisch für Plattfuß) diagnostiziert, die ebenfalls das klinische Bild
                                         eines Innen- oder Außenrotationsgangs hervorrufen können.
                                             Die Untersuchung des Kniegelenks in Rückenlage gibt Hinweise auf Abweichungen in der Sagit-
                                         talebene. Die Messung des Abstands der Ferse von der Untersuchungsliege bei maximaler Extensi-
7 Bandstabilität                         on ist ein Maß für die Rekurvierbarkeit im Kniegelenk. Die Untersuchung der 7 Bandstabilität ist
                                         ein weiterer, wesentlicher Parameter für die Beurteilung von Beinachsen und deren mögliche Aus-
                                         wirkungen auf die Funktion.

                                         Apparative Diagnostik

                                         Frontalebene. Die Indikation zur radiologischen Diagnostik einer Beinachsenfehlstellung in der
                                         Frontalebene ist insbesondere im Kleinkindalter zurückhaltend zu stellen. Sie ist gegeben:
                                         F bei unilateralen Fehlstellungen sowie
                                         F bei Hinweisen auf sekundäre Beinachsendeviationen.
Bei der Ganzbeinstandaufnahme ist
darauf zu achten, dass die Patella or-   Des Weiteren dient die Ganzbeinstandaufnahme der Verlaufsdokumentation bei pathologischen
thograd eingestellt ist                  Achsabweichungen sowie zur Planung operativer Korrekturen. Dabei ist darauf zu achten, dass die
                                         Patella orthograd eingestellt ist, d. h., die Kniescheibe sollte nach vorn ausgerichtet sein.
7 Mechanische Beinachse                     Die 7 mechanische Beinachse wird mit der Mikulicz-Linie bestimmt, die das Hüftkopfzentrum
                                         mit dem Sprunggelenkzentrum verbindet. Physiologischerweise verläuft sie durch das Kniegelenk-
7 Kreisbogenschablone nach Mose          zentrum oder geringfügig medial davon. Das Hüftkopfzentrum wird mittels der 7 Kreisbogenschab-
                                         lone nach Mose ermittelt (. Abb. 9). Das Kniegelenkzentrum kann unterschiedlich bestimmt wer-
                                         den, wobei die Abweichungen zwischen den einzelnen Methoden geringfügig sind (. Abb. 10):
                                         F Spitze der femoralen Grube
                                         F Mitte zwischen Femurkondylen
                                         F Mitte der tibialen Eminentia intercondylaris

492 |    Der Orthopäde 5 · 2007
CME

                               F Mitte des Tibiaplateaus
                               F Mitte des Weichteilschattens auf Gelenkebene

                               Zur Bestimmung des Sprunggelenkzentrums sind ebenfalls verschie-
                               dene Techniken möglich, die sich auch nur geringfügig unterschei-
                               den (. Abb. 11).
                               F Mitte der Talusbreite
                               F Mitte der Tibia- und Fibulabreite auf Höhe des Gelenks
                               F Mitte des Weichteilschattens auf Gelenkebene

                               Die mechanische Beinachse ist der wichtigste Parameter zur Beur-
                               teilung der Beinachse in der Frontalebene (. Abb. 12). Ihre Abwei-
                               chung wird bestimmt durch den Abstand der Mikulicz-Linie vom               Der Normwert des Abstands der Mi-
                               Kniegelenkzentrum in cm, der Normwert nach Wachstumsabschluss              kulicz-Linie vom Kniegelenkzentrum
                               beträgt 0,8±0,7 cm. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Bestim-        beträgt 0,8±0,7 cm
                               mung des Winkels zwischen den Verbindungslinien zwischen Hüft-
                               kopf- und Kniegelenkzentrum sowie Knie- und Sprunggelenkzent-
                               rum (Norm 1±2°).
                                   Die 7 anatomische Achse wird beschrieben durch den Winkel              7 Anatomische Achse
                               zwischen der Femur- und der Tibiaschaftachse (. Abb. 12), er be-
                               trägt nach Wachstumsabschluss normalerweise 5–9° Valgus.
                                   Zur Bestimmung der Achsabweichungen innerhalb des Femurs
                               und der Tibia ist der so genannte 7 CORA-Test („center of rotation         7 CORA-Test
                               of angulation“) notwendig. Dabei werden jeweils proximal und dis-
                               tal einer Krümmung die mechanische und anatomische Achse nach
                               definierten Kriterien festgelegt und der Schnittpunkt der Achsen als
                               Drehzentrum der Deformität bestimmt. Auf dieser Grundlage kön-
                               nen korrigierende Eingriffe exakt geplant werden [13].

                                   Transversalebene. Röntgenologisch werden die 7 femoralen Tor-          7 Femorale Torsionsverhältnisse
                                   sionsverhältnisse mittels einer Beckenübersichtsaufnahme und ei-
                                   ner 7 Antetorsionsaufnahme nach Dunn und Rippstein bestimmt.           7 Antetorsionsaufnahme
                                   Hierbei befindet sich der Patient in Rückenlage. Die Hüft- und Knie-
                                   gelenke sind 90° gebeugt und beide Hüftgelenke sind um 20° abdu-
                                   ziert. Auf der a.-p. Röntgenaufnahme wird der projizierte CCD-Win-
 Abb. 12 8 Schematische            kel und auf der Antetorsionsaufnahme der projizierte AT-Winkel –
 Darstellung der radiologischen    als Winkel zwischen der Schenkelhalsachse und der Horizontalen –
 Vermessung der Beinachse in       bestimmt. Der reelle AT-Winkel sowie der reelle CCD-Winkel kön-
 der a.-p. Projektion,
 rote Linie Mikulicz-Linie (mecha-
                                   nen in einer Tabelle abgelesen werden.                                 Eine Bestimmung der Torsion des Un-
 nische Beinachse, Verbindungs-        Eine Bestimmung der Torsion des Unterschenkels ist durch kon-      terschenkels ist durch konventionelle
 linie zwischen Hüftkopf- und      ventionelle Röntgenaufnahmen nicht möglich. Am genausten kön-          Röntgenaufnahmen nicht möglich
 Sprunggelenkzentrum),             nen die Torsionsverhältnisse des Femurs und des Unterschenkels
 blaue Linie anatomische Bein-     mittels 7 Computertomographie ermittelt werden. Hierzu werden          7 Computertomographie
 achse (Winkel zwischen Femur-
                                   Schnitte in Höhe des proximalen Femurs, der Femurkondylenebene
 und Tibiaschaftachse)
                                   sowie der proximalen Tibia und der Malleolengabel angelegt. Die fe-
morale Torsion wird bestimmt als Winkel zwischen der Schenkelhalsachse und der Tangente, die an
die Femurkondylen dorsal angelegt wird. Die Torsion des Unterschenkels wird bestimmt als Winkel
zwischen der dorsalen Tibiakondylenbegrenzung und der Achse durch die Malleolengabel. Nach-
teil der CT-Untersuchung ist die Strahlenbelastung. Dem kann durch Bestimmung mittels 7 Ma-               7 Magnetresonanztomographie
gnetresonanztomographie begegnet werden. Allerdings ist diese Methode wesentlich teurer und
aufwändiger.
     Die femorale und die Unterschenkeltorsion können auch sonographisch ermittelt werden. Die Er-
gebnisse sind vergleichbar mit klinischen Messungen.

Sagittalebene. Zur Bestimmung der Achsverhältnisse wird eine seitliche Ganzbeinstan-
daufnahme angefertigt. Dabei werden der Winkel zwischen Femur- und Tibiaschaft sowie

                                                                                                                Der Orthopäde 5 · 2007   | 493
Abb. 13 8 Tibiavalgisationsosteotomie bei einem 4-jährigen Mädchen mit Morbus Blount beidseits (von links nach
                                       rechts), a Genu varum, rechts deutlich ausgeprägter als links, b Ganzbeinstandaufnahme rechts präoperativ,
                                       c Zustand nach valgisierender Pendelosteotomie der Tibia infrakondylär mit Kirschner-Draht-Osteosynthese und
                                       Osteotomie der Fibula

7 Tibiaplateauneigungswinkel           der 7 Tibiaplateauneigungswinkel bestimmt. Letzterer wird zwischen der Achse der Tibiagelenk-
                                       fläche und der Horizontalen gebildet. Physiologischerweise ist das Tibiaplateau nach dorsal geneigt
                                       (Norm 4°).
                                       Die exakteste Messung zur Bestimmung aller Achsen, Torsionen und Längen bietet das so genann-
7 Questorgerät                         te 7 Questorgerät. Hierbei werden standardisierte Röntgenbilder in einem Rahmen mit Kalibrati-
                                       onspunkten aufgenommen, digitalisiert und dreidimensional ausgemessen [2]. Allerdings hat dieses
                                       Gerät bisher noch keine weite Verbreitung gefunden.

                                       Therapie

                                       Abweichung in der Frontalebene
                                       Die Indikation zu einem therapeutischen Eingreifen hängt wesentlich vom Ausmaß der Fehlstellung,
                                       deren Ursache sowie insbesondere dem Alter des Kindes ab. Im Kleinkindalter ist die Bandbreite des
                                       Normalen äußerst weit, sodass bei alterstypischem symmetrischem Befund und ansonsten unauf-
Im Kleinkindalter wird bei altersty-   fälliger Anamnese ein abwartendes, beobachtendes Vorgehen empfohlen wird. Als Verlaufsparame-
pischem symmetrischem Befund ein       ter empfehlen sich:
abwartendes, beobachtendes Vorge-      F die klinische Bestimmung der Beinachse sowie
hen empfohlen                          F die Messung des Intermalleolar- (bei Genu valgum) bzw. Interkondylenabstands (bei Genu
                                           varum).

                                       Weitere Möglichkeiten sind die Fotodokumentation sowie die Anfertigung von Umrissskizzen. In
                                       der Regel kommt es zu einer spontanen Korrektur der Beinachsen.




494 |   Der Orthopäde 5 · 2007
CME

 Tab. 1    Ätiologie von Achsabweichungen in der Frontalebene (Genu varum/valgum)                               Tab. 2 Ätiologie von Unterschen-
 Idiopathisch                                                                                                   keltorsionsfehler
 Adipositas (bevorzugt Genua valga)                                                                             Idiopathisch
 Schädigung der Wachstumsfuge (Trauma, Infekt, Tumor)                                                           Spastizität, infantile Zerebralparese
 Stoffwechselerkrankungen [Rachitis (bevorzugt Genua vara), Phosphatdiabetes, renale Osteodystrophie (bevor-    Spina bifida
 zugt Genua valga)]                                                                                             Posttraumatisch (in Fehlstellung
 Kongenitale Systemerkrankungen [z. B. multiple kartilaginäre Exostosenkrankheit, Achondroplasie (. Abb. 5),    ausgeheilte Fraktur)
 Osteogenesis imperfecta, Marfan-Syndrom (Genua valga), spondyloepiphysäre Dysplasie, metaphysäre               Sekundär bei persistierender
 Chondrodysplasie]                                                                                              Klumpfußdeformität
 Lähmungen                                                                                                      Kompensatorisch bei vermehrter
 Morbus Blount (Genu varum)                                                                                     Antetorsion des Schenkelhalses
 Fokale fibrokartilaginäre Dysplasie (Genu varum)                                                               (Außentorsion)
 Rheumatoide Arthritis (Genu valgum)                                                                            Kontraktur des Tractus iliotibialis
 Fibulaaplasie/-hypoplasie (Genu valgum)                                                                        (Außentorsion)
                                                                                                                Fibulaaplasie (Außentorsion)
 Fibröse Dysplasie, Morbus Ollier (Genu valgum)
                                                                                                                Genu varum (Innentorsion)
 Tab. 3   Ätiologie eines Genu recurvatum                                                                       Hypoplasie der Tibia (Innentorsion)
 Idiopathisch                                                                                                   Morbus Blount (Innentorsion)
 Intrauterine Zwangslage bei Beckenendlage
 Bindegewebserkrankungen (z. B. Ehlers-Danlos-Syndrom, Larsen-Syndrom)
 Schädigung der Wachstumsfuge (Trauma, Epiphysenlösung, Infekt, Tumor)
 Kontrakter Spitzfuß
 Neurologische Erkrankungen (Quadrizepsparalyse z. B. bei Zustand nach Poliomyelitis, Spastik)
                                                                                                               Bei Kindern mit Übergewicht kann
    Im Grundschulalter finden sich bei ansonsten unauffälliger Anamnese gelegentlich Genua valga,              oft bereits durch Gewichtsreduktion
insbesondere bei Kindern mit Übergewicht. Hier empfiehlt sich zunächst eine Gewichtsreduktion.                 eine Normalisierung der Beinachsen
Häufig kann dadurch eine Normalisierung der Beinachsen erzielt werden.                                         erzielt werden
    Unterstützende konservative Maßnahmen sind wenig Erfolg versprechend und umstritten: kran-
kengymnastische Übungsbehandlung beeinflusst die Achsenfehlstellung nicht; der Effekt von Orthe-               Konservative Maßnahmen sind wenig
sen im Kleinkindalter, insbesondere Oberschenkelnachtlagerungsschienen, ist umstritten; sie sind al-           Erfolg versprechend
lenfalls bei extremen Fehlstellungen anzuwenden und sicher ineffektiv im Schulalter. Die Problema-
tik liegt darin, dass die Schienen nur bei Nacht eingesetzt werden, wenn keine dynamischen Kräfte
wirken; des Weiteren findet die Korrektur eher im Gelenk und nicht an den Knochen statt, da die Li-
gamente elastischer sind. 7 Schuhzurichtungen wie eine Innenranderhöhung bei Genua valga bzw.                  7 Schuhzurichtungen
Außenranderhöhung bei Genua vara von etwa 5 mm sollen die Belastungsachse beeinflussen und
dadurch eine Entlastung des vermehrt belasteten Kniegelenkabschnitts bewirken; dadurch soll ein
ausgleichendes Wachstum ermöglicht werden. Die Wirksamkeit solch einer Maßnahme konnte bis-
lang nicht belegt werden, jedoch ist sie so wenig belastend und aufwändig, dass sie selbst unter sozi-
oökonomischen Gesichtspunkten gut zu vertreten ist.

Operative Therapie. Bei 7 idiopathischem Genu varum stellen wir die Indikation zur operativen                  7 Idiopathisches Genu varum
Korrektur bei Progredienz der Deformität erst nach dem 4. Lebensjahr. In dieser Altersgruppe er-
folgt die Korrektur der Beinachse über eine 7 proximale Tibiakorrekturosteotomie, die infrakon-                7 Proximale Tibiakorrekturosteo-
dylär entweder quer, schräg oder domförmig durchgeführt wird. Sie kann mit 2–4 gekreuzten Kirsch-                tomie
ner-Drähten transkutan fixiert und bis zur Konsolidierung mit einem Oberschenkelliegegips gesi-
chert werden (. Abb. 13). Die Fibula sollte über einen separaten Zugang ebenfalls osteotomiert
werden. Bei älteren Kindern kann die Korrektur auch mit einem Fixateur externe erfolgen, mit dem
Vorteil, dass das Bein sofort belastungsfähig ist. Nach Wachstumsabschluss erfolgt die Osteotomie
transkondylär. Ein möglicherweise ebenfalls bestehender Rotationsfehler kann in jedem Fall gleich-
zeitig korrigiert werden.
   Alternativ können zum Ende des Wachstums eine 7 Hemiepiphyseodese der lateralen proxima-                    7 Hemiepiphyseodese
len Tibia- und ggf. Femurepiphyse durchgeführt werden. Die laterale Epiphysenfuge wird dabei ent-
weder perkutan oder offen unter BV-Kontrolle kürettiert. Das Problem dieses Verfahrens liegt in der            Das Problem der Hemiepiphyseodese
Festsetzung des richtigen Operationszeitpunkts: Ein zu früh gewählter OP-Termin endet in einer                 liegt in der Festsetzung des richtigen
Überkorrektur, wird der Eingriff zu spät durchgeführt, kommt es zu keiner ausreichenden Korrektur.             Operationszeitpunkts


                                                                                                                     Der Orthopäde 5 · 2007       | 495
Abb. 14 9 Temporäre Hemiepiphy-
                                                                                                    seodese bei Genua valga (von links
                                                                                                    nach rechts), a 13-jährige Patientin,
                                                                                                    Genua valga beidseits,
                                                                                                    temporäre Hemiepiphyseodese,
                                                                                                    Aufnahme zum Zeitpunkt der
                                                                                                    Materialentfernung mit (gewünsch-
                                                                                                    ter) leichter Überkorrektur,
                                                                                                    b im Alter von 15 Jahren physiolo-
                                                                                                    gische Beinachsen



                                 Anhand der Wachstumskurven von Green-Anderson und der Breite der Epiphysen kann der korrekte
                                 Zeitpunkt für eine permanente unilaterale Epiphyseodese relativ präzise bestimmt werden [1].
                                     Alternativ zur Hemiepiphyseodese bietet die temporäre Hemiepiphyseodese bei der die Epiphy-
                                 senfuge mit 2–3 Blount-Klammern von lateral fixiert wird, die Möglichkeit der Entfernung der Klam-
                                 mern nach Erreichen der physiologischen Beinachse. Alternativ zu Blount-Klammern findet die so
                                 genannte „eight-plate“ zunehmend Verbreitung. Die Operation sollte bei Mädchen zwischen dem 9.
                                 und 12. Lebensjahr und bei Jungen zwischen dem 11. und 14. Lebensjahr durchgeführt werden. In
                                 3- bis 4-monatigen Abständen erfolgen klinische Kontrolluntersuchungen; bei leichter Überkorrek-
7 „Rebound“-Phänomens            tur ist die Entfernung der Klammern indiziert. Eine Überkorrektur von 3–5° wird wegen des 7 „Re-
                                 bound“-Phänomen mit einer vorübergehenden Wachstumsbeschleunigung empfohlen [14]. Nach-
                                 teile des Verfahrens sind:
                                 F die Möglichkeit eines Rezidivs,
                                 F die Möglichkeit der asymmetrischen Wachstumsbeeinflussung in der Sagittalebene mit der Fol-
                                     ge eines Genu recurvatum oder einer Flexionsdeformität sowie
                                 F Probleme durch Lockerung, Wanderung und Bruch der Klammern.

                                 Für das Genu valgum gelten im Wesentlichen die gleichen Behandlungsprinzipien wie für das Ge-
                                 nu varum. Vor dem 9. Lebensjahr ist allerdings bei einem idiopathischen Genu valgum eine opera-
                                 tive Korrektur nur äußerst selten indiziert. Ein Genu valgum nach Biegungsfraktur der Tibia ist in
                                 der Regel progredient und kann durchaus eine frühzeitige operative Korrektur erfordern. Indikation
                                 für die Korrektur eines Genu valgum können sein:
                                 F Gangstörungen,
                                 F Kniebeschwerden,
                                 F Patellalateralisation,

496 |   Der Orthopäde 5 · 2007
CME

F Patellasubluxationsphänomene sowie
F kosmetische Probleme.

Die operative Korrektur wird je nach CORA am distalen Femur und/oder an der proximalen Tibia
vorgenommen. Eine 7 distale Femurosteotomie sollte kurz vor oder nach Wachstumsabschluss er-             7 Distale Femurosteotomie
folgen. Sie wird entweder subtraktiv mit Resektion eines medialbasigen Keils oder additiv mit Ein-
bringen eines lateralbasigen Knochenkeils, der z. B. aus dem Beckenkamm gewonnen werden kann,
durchgeführt. Alternativ kann Allograft transplantiert werden. Die proximale Tibiaosteotomie er-
folgt mit Resektion eines medialbasigen knöchernen Keils, in Abhängigkeit vom Alter infrakondylär
bei noch offenen Fugen und transkondylär bei oder nach Wachstumsabschluss. Das Komplikations-
risiko ist für eine Schädigung des N. peroneus höher als für die lateral durchgeführte Tibiavalgisati-   Das Komplikationsrisiko für eine
onsosteotomie. Vor Wachstumsabschluss kann eine Korrektur auch mittels temporärer (. Abb. 14)            Schädigung des N. peroneus ist bei
oder permanenter Hemiepihyseodese durchgeführt werden.                                                   proximaler Tibiaosteotomie höher

Transversalebene

Coxa antetorta. Wie Jani et al. [9] zeigen konnten, kann auch bei ausgeprägter Coxa antetorta in
einem großen Prozentsatz mit einer spontane Rückbildung der Fehlstellung gerechnet werden, nur
12,5% wiesen bei Wachstumsabschluss einen Antetorsionswinkel ≥35° auf. Dieser Prozess kann
durch konservative Maßnahmen nicht unterstützt werden. Dies gilt auch für die so genannten „twis-
ter cables“, die lateral am Bein von einem Hüftgurt zu einer Unterschenkelorthese ziehen und den
Fuß in die Außenrotationsstellung zwingen. Auch durch Einlagen können keine positiven Effekte
erzielt werden.
   Die Indikation zur Derotationsosteotomie ist in Anbetracht des günstigen Spontanverlaufs mit
größter Zurückhaltung zu stellen. Allenfalls bei persistierendem Stolpern über die eigenen Füße          Die Indikation zur Derotationsosteo-
kann solch eine Maßnahme in Erwägung gezogen werden. Sie wird entweder intertrochantär oder              tomie ist in Anbetracht des günstigen
suprakondylär vorgenommen.                                                                               Spontanverlaufs mit größter Zurück-
   Aufgrund der pathologischen Biomechanik mit veränderten Zug- und Druckkräften findet sich             haltung zu stellen
eine Coxa valga et antetorta auch gehäuft bei der Hüfgelenkdysplasie.

Coxa retrotorta. Sie stellt eine präarthrotische Deformität dar und wird häufig im jugendlichen und
frühen Erwachsenenalter mit Knie- und/oder Hüftgelenkbeschwerden klinisch manifest. Insbeson-
dere bei zugleich verminderter Anteversion des Azetabulums kommt es zu einem Hüftimpingement
mit Einklemmungssymptomatik und potenzieller Labrumschädigung bei endgradiger Bewegung.
Hier sollte die Indikation zur Rotationsosteotomie großzügig und frühzeitig gestellt werden.             Bei Hüftimpingement sollte die Indi-
                                                                                                         kation zur Rotationsosteotomie groß-
Unterschenkeltorsion. Torsionsfehler des Unterschenkels korrigieren sich in den meisten Fällen           zügig und frühzeitig gestellt werden
spontan während des Wachstums. Konservative Maßnahmen mit Schiene oder Ähnlichem sind er-
folglos. Wie bereits erwähnt, führt eine vermehrte Außentorsion zu einer fehlenden Korrektur der
femoralen Antetorsion. Daher ist bei einer Persistenz der Außentorsion von mehr als 30° nach dem
8. Lebensjahr eine supramalleoläre Tibiarotationsosteotomie indiziert. Wird dieser Eingriff vor dem      Bei einer Persistenz der Außentorsi-
pubertären Wachstumsschub vorgenommen, ist noch eine Detorsion des Femurs möglich. Die Oste-             on >30° nach dem 8. Lebensjahr soll-
otomie erfolgt supramalleolar, die Osteosynthese kann mittels gekreuzter Kirschner-Drähte, die per-      te eine supramalleoläre Tibiarotati-
kutan ausgeleitet werden, mit anschließender Gipsruhigstellung durchgeführt werden oder aber mit         onsosteotomie durchgeführt werden
einer Plattenosteosynthese. Gleichzeitig ist eine Fibulaosteotomie erforderlich.

Sagittalebene

Genu recurvatum. Als konservative Maßnahme kann das Kniegelenk mittels einer 7 Orthese, mit              7 Orthese
der die Überstreckung verhindert wird, stabilisiert werden. Operative Maßnahmen vor Abschluss des
Wachstums sind selten indiziert und notwendig und müssen dann in Abhängigkeit von Alter und
Ätiologie individuell geplant werden.




                                                                                                               Der Orthopäde 5 · 2007   | 497
Für die Korrektur komplexer multidirektionaler Fehlstellungen, die u. U. auch mit Beinverkür-
Für die Korrektur komplexer multidi-     zungen kombiniert sind, bieten sich Ringfixateursysteme, insbesondere der Taylor-Spatial-Frame, an.
rektionaler Fehlstellungen bieten sich   Die Korrektur muss sorgfältig geplant werden und sollte möglichst in Höhe der Deformität erfolgen;
Ringfixateursysteme an                   diese Region kann wie bereits beschrieben, mittels des CORA-Tests festgelegt werden.

                                         Korrespondenzadresse
                                         PD Dr. B. Westhoff
                                                        Orthopädische Klinik, Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität
                                                        Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf
                                                        Westhoff@med.uni-duesseldorf.de



                                         Interessenkonflikt. Es besteht kein Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor versichert, dass keine Verbindungen mit ei-
                                         ner Firma, deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen. Die Präsentati-
                                         on des Themas ist unabhängig und die Darstellung der Inhalte produktneutral.



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CME

                                                                                                       Bitte beachten Sie:
                                                                                                       Antwortmöglichkeit nur online unter: CME.springer.de
                                                                                                       Die Frage-Antwort-Kombinationen werden online

          CME-Fragebogen                                                                               individuell zusammengestellt.
                                                                                                       Es ist immer nur eine Antwort möglich.


          Eine Mutter stellt ihre 4 Jah-       im weiteren Wachstumsverlauf          o   Korrigiert sich in der überwie-   III. Es kan aus einer Kombina-
          re alte Tochter in der ortho-        physiologischerweise...                   genden Anzahl der Fälle spon-     tion aus I und II ursächlich re-
          pädischen Sprechstunde vor           o Zu.                                     tan und sollte klinisch im Ver-   sultieren.
          und berichtet über eine zuneh-       o Ab.                                     lauf beobachtet werden.           IV. Es basiert nicht auf patho-
          mende Valgusstellung beider          o Bleibt konstant bestehen.           o   Führt nach Wachstumsab-           logischen Rotationsstellungen
          Kniegelenke des Kindes, wel-         o Liefert keine klinischen Hin-           schluss in der Regel zu einem     im Hüftgelenk.
          che klinisch etwa 10° beträgt.          weise für ein Genu recurva-            Crus varum.                       o Nur Aussage I ist richtig.

          Was empfehlen Sie?                      tum.                               o   Ist stets konservativ zu thera-   o Nur Aussage II ist richtig

          o Eine operative Therapie zur        o Eine Hyperextension im Knie-            pieren.                           o Aussagen I und II sind richtig.

              Achskorrektur ist zwingend er-      gelenk ist bei einem Säugling      o   Bedarf keiner Therapie.           o Aussage IV ist richtig.

              forderlich.                         unphysiologisch und bedarf                                               o Alle Aussagen sind richtig.

          o Eine Schuheinlagenverord-             der weiteren bildgebenden          Welche Aussage trifft zu?
              nung mit Schuhinnenrander-          Abklärung.                         o Unter einem CORA-Test ver-          Die Coxa retrotorta...
              höhung ist indiziert und hilft                                           steht man die Bestimmung            o Stellt eine präarthrotische De-

              Folgeschäden zu vermeiden.       Welche Aussagen treffen zu?             der mechanischen und anato-            formität dar.
          o Es besteht die Indikation zu       I. Die operative Korrektur eines        mischen Achsen proximal und         o Stellt im Gegensatz zur Co-

              weiterführenden diagnosti-       Genu recurvatum im Kindes-              distal einer Deformität und an-        xa antetorta keine präarthro-
              schen Maßnahmen, insbeson-       und Jugendalter ist im Ver-             schließende Festlegung des             tische Deformität dar.
              dere zur CT-Diagnostik.          gleich zur nichtoperativen The-         Drehzentrums der Deformität.        o Findet sich vermehrt bei der

          o Es liegt eine physiologische X-    rapie vergleichsweise häufig          o Unter einem CORA-Test ver-             Hüftgelenkdysplasie.
              Bein-Stellung vor.               indiziert.                              steht man die Abweichung der        o Hat keine Bedeutung für die

          o Es ist keine weitere Vorstellung   II. Torsionsfehler im Unter-            pathologischen im Vergleich            Außenrotationsfähigkeit der
              notwendig.                       schenkel korrigieren sich wäh-          zur physiologischen Achse ei-          unteren Extremität.
                                               rend des Wachstums meist                ner Deformität.                     o Ist im Kindesalter physiolo-

          Welche Aussage ist richtig?          nicht spontan.                        o Blount-Klammern wer-                   gisch.
          Während der Entwicklung              III. Eine aufklappende varisie-         den meist am Hüfgelenk zur
          im Kindes- und Jugendalter           rende proximale Tibiaosteoto-           Wachstumslenkung einge-             Welche Aussagen zur Unter-
          kommt es zu einer...                 mie ist nicht mit einem erhöh-          setzt.                              schenkeltorsion treffen zu?
          o Zunahme der femoralen und          ten Risiko einer N.-peroneus-         o Während der Embryonalent-           I. Zum Geburtszeitpunkt liegen
             tibialen Antetorsion.             Läsion verbunden.                       wicklung besteht nur eine ge-       physiologischerweise meist ei-
          o Abnahme der femoralen und          IV. Mit einem Questorgerät ge-          ringe Standabweichung im            ne leichte Unterschenkelinnen-
             tibialen Antetorsion.             lingt eine Bestimmung der               Rotationsausmaß des Schen-          torsion oder Neutraltorsion
          o Zunahme der femoralen und          Beinachsen mit hoher Genau-             kelhalses.                          vor.
             Abnahme der tibialen Antetor-     igkeit.                               o Zum Geburtszeitpunkt liegt          II. Zum Geburtszeitpunkt liegt
             sion.                             o Aussagen I und III sind richtig.      physiologischerweise ein X-         physiologischerweise meist ei-
          o Abnahme der femoralen und          o Aussagen II und III sind richtig.     Bein vor.                           ne Unterschenkelaußentorsi-
             Zunahme der tibialen Antetor-     o Nur Aussage II ist richtig.                                               on vor.
             sion.                             o Nur Aussage IV ist richtig.         Welche Aussagen zum Hüftim-           III Die zum Geburtszeitpunkt
          o Abnahme der femoralen Ante-        o Alle Aussage sind richtig.          pingement im Erwachsenenal-           physiologischerweise vorlie-
             torsion und Zunahme der tibi-                                           ter sind richtig?                     gende 0°-Rotation im Unter-
             alen Außenrotation.               Eine Crus valgum im frühen            I. Es kann auf einer reduzierten      schenkel entwickelt sich im
                                               Kindesalter aufgrund einer Bie-       Antetorsion im Schenkelhals           weiteren Wachstum in Rich-
          Das Ausmaß einer Hyperexten-         gungsfraktur...                       beruhen.                              tung einer Innenrotation.
          sion im Kniegelenk bei einem         o Verläuft häufig progredient         II. Es kan auf einer reduzierten      IV. Die Unterschenkeltorsion
          5 Monate alten Säugling nimmt           und indiziert eine frühzeitige     Anteversion des Azetabulums           wird durch axiale konventio-
                                                  operative Korrektur.               beruhen.


D Mitmachen, weiterbilden und CME-Punkte sichern durch die Beantwortung der Fragen im Internet unter CME.springer.de
                                                                                                                                   Der Orthopäde 5 · 2007      | 499
nelle Röntgenaufnahmen be-                                      CME.springer.de für Ärzte
                                                                    Zertifizierte Fortbildung
    stimmt.
    o Nur Aussage I ist richtig.

    o Aussagen II und III sind richtig.
                                          CME.springer.de wird auch in
    o Aussagen I und IV sind richtig.     Österreich anerkannt
    o Nur Aussage III ist richtig

    o Alle Aussagen sind richtig.         Auf CME.springer.de stehen über 250 aktu-      CME-Punkte 1:1 als fachspezifische Fortbil-
                                          elle und qualitätsgesicherte CME-Beiträge      dung angerechnet (§26(3) DFP-Richtlinie –
    Der Zeitpunkt für eine unilate-       aus den Springer Fachzeitschriften zur Ver-    Approbation ausländischer Veranstaltungen).
    rale Epiphyseodese lässt sich         fügung. Alle CME-Beiträge sind mit jeweils 3   Weitere Informationen finden Sie auf
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    o Entwicklung der Handwurzel-

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    o Entwicklungsreife nach Tan-

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    o Wachstumskurven von Green-

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500 |   Der Orthopäde 5 · 2007

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Axes of the legs in childhood what is pathologic (2007) german

  • 1. CME Weiterbildung • Zertifizierte Fortbildung Orthopäde 2007 · 36:485–500 B. Westhoff · M. Jäger · R. Krauspe DOI 10.1007/s00132-007-1088-1 Orthopädische Klinik, Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf Online publiziert: 25. April 2007 © Springer Medizin Verlag 2007 Redaktion R. Gradinger, München R. Graf, Stolzalpe, Kindliche Beinachsen J. Grifka, Bad Abbach J. Löhr, Hamburg Was ist pathologisch? Zusammenfassung Bei der Geburt liegen in der Frontalebene des Unterschenkels und Kniegelenks eine varische Ach- se, in der Transversalebene am Femur eine vermehrte Antetorsion und im Unterschenkel eine Neutral- bis Innentorsion vor. Bis zum Wachstumsende entstehen valgische Beinachsen von 5–9°, die femorale Antetorsion bildet sich auf ca. 15° zurück und die Außentorsion des Unterschenkels CME.springer.de – Zertifizierte Fortbil- nimmt zu (ca. 15°). Die sich mit zunehmender Vertikalisierung verändernden Druck- und Zug- dung für Kliniker kräfte beeinflussen die Beinachsenentwicklung, die Streubreite des Physiologischen ist groß. Pa- und niedergelassene Ärzte Die CME-Teilnahme an diesem Fortbildungs- thologische Beinachsenentwicklungen sind selten und oft idiopathisch bedingt. Sekundäre Ursa- beitrag erfolgt online auf CME.springer.de und ist chen sind vielfältig. Sorgfältige klinische Untersuchungen sind für die Differenzierung zwischen Bestandteil des Individualabonnements dieser physiologischen und pathologischen Abweichungen notwendig. Die apparative Diagnostik kann Zeitschrift. Abonnenten können somit ohne zu- Hinweise zur Genese geben und ist zur exakten Operationsplanung notwendig. Konservative Maß- sätzliche Kosten teilnehmen. nahmen allein können die Achsentwicklung nicht wesentlich beeinflussen. Die operativen Opti- Unabhängig von einem Zeitschriftenabonne- ment ermöglichen Ihnen CME.Tickets die Teilnah- onen sind vielfältig. me an allen CME-Beiträgen auf CME.springer.de. Weitere Informationen zu CME.Tickets finden Sie Schlüsselwörter auf CME.springer.de. Beinachse · Deformität · Wachstum · Entwicklung · Untere Extremität Registrierung/Anmeldung Haben Sie sich bereits mit Ihrer Abonnement- nummer bei CME.springer.de registriert? Dann genügt zur Anmeldung und Teilnahme die Axes of the legs in childhood · What is pathologic? Angabe Ihrer persönlichen Zugangsdaten. Zur erstmaligen Registrierung folgen Sie bitte den Abstract Hinweisen auf CME.springer.de. At birth the lower extremity is characterized by a varus axis in the lower leg and the knee joint in Online teilnehmen the frontal plane (bowleg) and an increased femoral antetorsion and a neutral or increased medi- und 3 CME-Punkte sammeln Die CME-Teilnahme ist nur online möglich. Nach al torsion of the lower leg in the tranverse plane. By the time growth is complete a normal valgus erfolgreicher Beantwortung von mindestens 7 axis of 5–9° has developed in the lower limb and the femoral antetorsion has decreased to about der 10 CME-Fragen senden wir Ihnen umgehend 15°. The lower leg will show a normal external rotation of 15° on average. The evolution of the ax- eine Bestätigung der Teilnahme und der 3 CME- is values in the lower extremity is influenced by changing compressive and propelling forces act- Punkte per E-Mail zu. ing on the growth plates as the child adopts an upright posture. There is a wide range of normal Zertifizierte Qualität Diese Fortbildungseinheit ist zertifiziert von values, but pathologic development of the leg axes is rare and mostly idiopathic. Secondary devia- der Landesärztekammer Hessen und der Nord- tions of the axis from normal can occur. Careful clinical examinations are necessary to differenti- rheinischen Akademie für Ärztliche Fort- und ate between pathologic and physiological variations. Further apparative diagnostic procedures help Weiterbildung und damit auch für andere Ärzte- to elucidate the etiology and are essential for surgical planning. Nonoperative treatment alone is kammern anerkennungsfähig. Folgende Maßnahmen dienen der Qualitäts- rarely sufficient to influence the deformity. sicherung aller Fortbildungseinheiten auf CME.springer.de: Langfristige Themenplanung Keywords durch erfahrene Herausgeber, renommierte Leg axis · Deformity · Growth · Development · Lower extremity Autoren, unabhängiger Begutachtungsprozess, Erstellung der CME-Fragen nach Empfehlung des IMPP mit Vorabtestung durch ein ausgewähltes Board von Fachärzten. Für Fragen und Anmerkungen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung: Springer Medizin Verlag GmbH Fachzeitschriften Medizin/Psychologie CME-Helpdesk, Tiergartenstraße 17 69121 Heidelberg E-Mail: cme@springer.com CME.springer.de Der Orthopäde 5 · 2007 | 485
  • 2. Die physiologische Entwicklung der Beinachsen im Kindesalter weist bestimmte Charakte- ristika auf. Um pathologische Abweichungen von physiologischen unterscheiden zu kön- nen, ist die genaue Kenntnis der physiologischen Beinachsenentwicklung in allen 3 Ebe- nen des Raums eine wesentliche Voraussetzung. Diese soll in diesem Artikel vermittelt werden. Achsdeviationen sind ein häufiger Grund für die Vorstellung von Kindern beim Orthopäden oder Kinderarzt. Vorwiegend handelt es sich dabei um: F Kleinkinder mit O-Beinen, F Kleinkinder mit einem Innenrotationsgang sowie F 3- bis 6-Jährige mit X-Beinen. Die Beurteilung, ob eine Beinachse noch normal oder schon pathologisch ist, setzt voraus, dass die Während des Wachstums kommt es physiologischen Verhältnisse bekannt sind. zu charakteristischen Veränderungen Während des Wachstums kommt es zu charakteristischen Veränderungen der Achs- und Torsi- der Achs- und Torsionsverhältnisse onsverhältnisse, die sich an Ober- und Unterschenkel sowie am Fuß gegenseitig beeinflussen. Wäh- rend der Gestationsphase werden die unteren Extremitäten bei eingeschränktem Platzangebot in ei- 7 Buddha-Position ne so genannte 7 Buddha-Position mit flektierten Hüft- und Kniegelenken sowie Innenrotation der Tibia und der Füße gedrängt. Diese Haltung ist typisch zum Zeitpunkt der Geburt und ursächlich für die dann bestehende Verkürzung der medialen Kniegelenkkapsel, insbesondere der posterioren schrägen Anteile. Während des ersten Lebensjahrs führt diese Innenrotationskontraktur des Knies zu einer Außenrotation der gesamten unteren Extremität und zu einer Genu-varum-Haltung [4]. Entwicklung der Beinachse Frontalebene Im Säuglingsalter findet sich typischer Weise eine varische Beinachse von durchschnittlich 15°. Die O-Bein-Stellung ist einerseits durch ein Genu varum bedingt, aber auch durch ein Crus varum. Ihr Aspekt wird durch die physiologische Außenrotationsbeugehaltung im Hüftgelenk verstärkt. Im Alter von etwa 1 Jahr kommt es mit Beginn der Vertikalisierung zu asymmetrischen Belastun- Mit Beginn der Vertikalisierung gen der kniegelenknahen Wachstumsfugen: Medial dominiert die Druckbelastung, lateral die Zugbe- kommt es zu asymmetrischen Belas- lastung. Dies führt zur asymmetrischen biomechanischen Beeinflussung des Knorpels und löst da- tungen der kniegelenknahen Wachs- mit ein asymmetrisches Wachstum mit der Folge eines überproportionalen Wachstums medialseitig tumsfugen aus. Damit wandert die Traglinie – die Achse zwischen Hüftkopfzentrum und Zentrum des oberen Sprunggelenks – die primär medial des Kniegelenks verläuft, nach lateral. Typischerweise kommt es 7 Valgische Beinachse bis zum 3./4. Lebensjahr zu einer 7 valgischen Beinachse von etwa 10°. Die Traglinie verläuft dann lateral der Kniegelenkmitte. Dies hat wieder ein asymmetrisches Wachstum zur Folge, nun mit ei- Die physiologische Valgusstellung ner Wachstumsstimulation lateralseitig, bis die physiologische Valgusstellung des Kniegelenks von des Kniegelenks nach Wachstumsab- 5–7° im Alter von etwa 8–10 Jahren entwickelt ist. schluss beträgt 5–7° Die anfänglich äußerst große Streubreite des Normalen im Kleinkindalter wird mit zunehmender Skelettreife geringer. Von Salenius u. Vanka [15] wurde dieser natürliche Verlauf anhand von 1480 Die anfänglich äußerst große Streu- Untersuchungen bei 1279 Kindern dokumentiert (. Abb. 1). breite des Normalen im Kleinkindal- ter wird mit zunehmender Skelett- Sagittalebene reife geringer Bei Neugeborenen findet sich in der Regel eine leichte Hüft- und Kniebeugekontraktur, die sich spon- tan rasch auflöst. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist am Kniegelenk eine Hyperextension von 10– 15° möglich, die Flexionsfähigkeit beträgt je nach Weichteilmantel etwa 150°. Die Überstreckbarkeit 7 Genu recurvatum nimmt bis zum Wachstumsabschluss um etwa 5° ab. Von einem echten 7 Genu recurvatum spricht man, wenn sich das Kniegelenk ohne Verschieben der Tibia gegenüber dem Femur um mehr als 15° im Kindesalter und um mehr als 10° nach Wachstumsabschluss überstrecken lässt. 486 | Der Orthopäde 5 · 2007
  • 3. CME +20° +15° Varus +10° +5° 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Alter 0 (Jahre) -5° Valgus -10° -15° +34±0 +21–13 +20–20+13–19 +4–17 ±0–11 ±0–11 ±0–10 ±0–14 ±0–13 ±0–12 ±0–10 ±0–12 ±0–11 Extremwerte Abb. 1 8 Physiologische Entwicklung der Beinachse in der Frontalebene, Mittellinie entspricht Mittelwert, Werte oberhalb und unterhalb entsprechen Extremwerten der Streubreite, Fehler des Mittelwerts durchschnittlich ±4,4°; Standardabweichung ±8° (nach [15]) Abb. 2 9 Antetorsion des Femurs, bestimmt als Winkel zwischen Schenkelhals- und Kondylenachse Transversalebene Während des Wachstums verändern sich die Torsionsverhältnisse an Ober- und Unterschenkel in typischer Weise. Femur Physiologisch besteht zwischen der Schenkelhalsachse und der Kondylenebene des Femurs ein nach ventral offener Winkel, der als 7 Antetorsion des Femurs bezeichnet wird (. Abb. 2). 7 Antetorsion In der 4. intrauterinen Woche entsteht die primäre Anlage der unteren Extremität mit einer Au- ßenrotationseinstellung. Im weiteren Schwangerschaftsverlauf kommt es zunächst zu einer Innenro- tation der Gesamtachse und zum Ende der Schwangerschaft erneut zu einer Außenrotationsentwick- lung. Die intrauterine Bandbreite der femoralen Antetorsion liegt in der ersten Hälfte der Schwan- gerschaft bis zur 24. Schwangerschaftswoche zwischen −10° und +30°. Zum Zeitpunkt der Geburt befindet sich das Hüftgelenk neben der Flexionsstellung typischerwei- se spontan in Außenrotationsstellung mit Einschränkung der Innenrotationsfähigkeit. Die Antetor- Der Orthopäde 5 · 2007 | 487
  • 4. 60° 55° P 50° N 5 45° 40° 3 35° 1 AT- Winkel 30° 4 25° 2 20° 6 15° 10° 5° 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 >20 Alter [Jahre] Abb. 3 8 Physiologische Entwicklung der femoralen Antetorsion [3], Kurve 1 anatomische Untersuchung durch Schmidt [16], Kurve 2 radiologische Untersuchung von Fabry et al. [5], Kurve 3 radiologische Untersuchung von Hamacher [6], Kurve 4 radiologische Untersuchung von Shands u. Steel [17], Kurve 5 radiologische Untersuchung von Zippel [20], Kurve 6 anatomische Untersuchung von Lanz u. Wachsmuth [11], N Grenzen des Normbereichs, P Grenzen zu pathologisch erhöhten Antetorsionswerten Abb. 4 9 Torsion des Unterschen- kels, bestimmt als Winkel zwischen der Tangente an die dorsalen Tibiakondylen und der Intermalleolarachse sion beträgt im Durchschnitt 31°. Diese paradox erscheinende Situation – einerseits im Hinblick auf die weitere Entwicklung maximale Antetorsionsstellung, die eine vermehrte Innenrotationsfähigkeit 7 Außenrotationskontraktur der zulassen sollte, andererseits Außenrotationsstellung – ist bedingt durch eine 7 Außenrotationskon- Hüftgelenke traktur der Hüftgelenke als Resultat der intrauterinen Lage; dadurch wird der Effekt der Schenkel- halsantetorsion in der Neugeborenenperiode maskiert. Im Rahmen der weiteren Entwicklung kommt es zu einer Rückbildung der Außenrotationskontraktur, sodass die Antetorsionsverhältnisse zuneh- mend die Rotationsfähigkeit des Hüftgelenks bestimmen. Die Antetorsion reduziert sich über die ge- 7 Beschleunigte Detorsionsschübe samte Wachstumsphase insbesondere in 2 7 beschleunigten Detorsionsschüben im Alter zwischen 6 und 8 Jahren sowie 12 und 14 Jahren [9]. Bei Wachstumsende besteht eine femorale Antetorsion Bei Wachstumsende besteht eine fe- von durchschnittlich 15°. Für die Rückbildung der Antetorsion sind v. a. dynamische Kräfte verant- morale Antetorsion von durchschnitt- wortlich, die beim Gehen wirksam werden, gleichzeitig aber auch das enchondrale Wachstum der lich 15° proximalen Femurepiphysenfuge, da sie nicht senkrecht zum Schenkelhals steht, sondern mit ihm einen nach dorsal spitzen Winkel bildet. Die Entwicklung der femoralen Antetorsion zeigt . Abb. 3. Bei einer vermehrten Antetorsion Bei einer vermehrten Antetorsion be- besteht klinisch eine vermehrte Innenrotationsfähigkeit im Hüftgelenk, diese manifestiert sich beim steht klinisch eine vermehrte Innen- Gehen in einem Innenrotationsgang. Typischerweise werden viele Kinder im Alter von 2–4 Jahren rotationsfähigkeit im Hüftgelenk wegen solch einer Problematik beim Arzt vorgestellt. 488 | Der Orthopäde 5 · 2007
  • 5. CME Abb. 6 8 Klinische Untersuchung von Rotationsfehlern. Bei dem jungen Abb. 5 9 Genua vara mit Mann besteht eine Unterschenkelaußentorsionsfehlstellung; die Position Crura vara bei Achondropla- der Patella ist markiert. a Ansicht in Innenrotation des Hüftgelenks; der sie, zusätzlich ausgeprägte Fußöffnungswinkel erscheint physiologisch. b Bei orthograder Einstellung Innentorsionsfehlstellung der Beinachsen zeigt sich der Unterschenkelaußendrehfehler, der Fußöff- der Unterschenkel nungswinkel ist deutlich erhöht Unterschenkel Die Unterschenkeltorsion ist definiert als Winkel zwischen der Tangente, die von dorsal an die pro- Zum Zeitpunkt der Geburt bestehen ximalen Tibiakondylen angelegt wird, und der Intermalleolarachse (. Abb. 4). Zum Zeitpunkt der meist eine Innentorsion oder eine Geburt bestehen meist eine Innentorsion oder eine Neutralstellung. In den ersten Lebensjahren ent- Neutralstellung des Unterschenkels wickelt sich physiologischerweise eine Außentorsion von durchschnittlich 15°, die bis ins Erwach- senenalter bestehen bleibt. Pathologische Beinachsen Sie entwickeln sich selten und sind oft erst nach mehrfacher Beobachtung über einen längeren Zeit- raum zu erkennen. Abweichungen von mehr als 2 Standardabweichungen gelten als pathologisch. In der Frontalebene sind v. a. Achsabweichungen im Kniegelenk- und Unterschenkelbereich klinisch auffällig. Sie können am Kniegelenk zu einer lokalen Überbeanspruchung führen und sind daher als 7 präarthrotische Deformität zu werten. Das Arthroserisiko scheint beim Genu varum größer als 7 Präarthrotische Deformität beim Genu valgum zu sein [7]. In der transversalen Ebene stellt eine vermehrte Antetorsion im Sinne einer Coxa antetorta keine präarthrotische Deformität dar. Eine Antetorsion ≥50° wird bei Kindern als pathologisch eingestuft In der transversalen Ebene stellt ei- und kann zu einer Hüftgelenkinstabiltät beitragen. Aber auch diese Stellungen normalisieren sich im ne vermehrte Antetorsion keine prä- Laufe des Wachstums in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle spontan, nur selten findet keine De- arthrotische Deformität dar rotation statt [9]. Die Ursache hierfür kann eine Zerebralparese mit asymmetrischer Muskelfunkti- on der Agonisten und Antagonisten sein oder die Antetorsion persistiert als Kompensationsmecha- nismus bei einer verstärkten Unterschenkelaußentorsion (kombinierter Torsionsfehler). Eine Coxa retrotorta ist mit einem er- Die verminderte Antetorsion entsprechend einer Coxa retrotorta ist im Gegensatz zur Coxa an- höhten Arthroserisiko verbunden tetorta mit einem erhöhten Arthroserisiko verbunden und entspricht damit einer präarthrotischen Deformität. Des Weiteren stellt sie einen Risikofaktor für das Auftreten einer 7 Epiphyseolysis ca- 7 Epiphyseolysis capitis femoris pitis femoris dar. Eine vermehrte Unterschenkelaußentorsion führt dazu, dass der Impuls zur Korrektur der femo- ralen Antetorsion im Wachstum ausbleibt. Biomechanisch führt die übermäßige Außentorsion zu einer Veränderung der Hebelverhältnisse, die sich insbesondere während der Abstoßphase zeigt, so- wie zu einem Fersenvalgus mit Pronation des Rückfußes. Der Orthopäde 5 · 2007 | 489
  • 6. Abb. 7 8 Klinische Bestimmung der femoralen Antetorsion: in Bauchlage Palpation des Trochanter major mit der einen Hand, Rotation des Unterschenkels bei 90° flektiertem Kniegelenk mit der anderen Hand bis Trochanter major maximal lateral tastbar; Bestimmung des Winkels zwischen der Unterschenkelachse und der Vertikalen Abb. 8 7 Klinische Bestimmung der Unterschenkeltorsion: 90°-Flexion des Kniegelenks in Bauchlage, Halten des Sprung- gelenks in Neutralstellung, Winkel zwischen Oberschenkel- und Fußlängsachse (Achse zwischen Fersenmittelpunkt und 2. Strahl) entspricht Unterschenkeltorsion Die pathologische Innentorsion des Unterschenkels ist seltener als die Außentorsion. Man findet 7 Morbus Blount sie typischerweise bei einem Genu varum oder in Kombination mit einem 7 Morbus Blount. Ätiologie Sekundär bedingte Beinachsenabwei- Pathologische Achsabweichungen, insbesondere symmetrische, sind vielfach idiopathisch bedingt. chungen finden sich oft nach Schädi- Dagegen ist v. a. bei einseitigen Abweichungen eine sekundäre Ursache auszuschließen. Sekundär be- gung der Wachstumsfuge dingte Beinachsenabweichungen finden sich häufig infolge einer Schädigung der Wachstumsfuge z. B. nach Traumen, Infektionen oder Tumoren. Ausgesprochen typisch ist die Entwicklung eines Ge- 7 Proximale metaphysäre Tibia- nu valgum bei 7 proximalen metaphysären Tibiafrakturen (Biegungsfraktur). Hier kommt es ei- fraktur nerseits zu einer schnellen Konsolidierung im Bereich der lateralen Biegungskomponente, anderer- seits zu einer verzögerten Heilung der vollständig frakturierten, medialen Zugseite mit gesteigerter medialer Durchblutung und der Folge eines asymmetrischen Fugenwachstums. Weitere Ursachen für Achsabweichungen sind Stoffwechselerkrankungen, kongenitale Fehlbildungen der Extremitäten, Skelettdysplasien usw. Mögliche Ursachen für Achsabweichungen sind . Tab. 1, 2 und 3 im Einzel- nen zu entnehmen. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Diagnostik Klinische Untersuchung Die Untersuchung der Beinachsen erfolgt im: F Stehen, F Gehen und F Liegen. Untersuchung im Stand. Bei ihr ist zuerst darauf zu achten, dass die Patellae nach vorn zeigen und die Knie beidseits nicht flektiert sind. Dann kann in der Frontalebene der tibio-femorale Winkel be- 490 | Der Orthopäde 5 · 2007
  • 7. CME 1 2 3 4 5 Abb. 10 8 Schematische Darstellung der Bestimmung des Kniegelenk- zentrums [13], 1 Spitze der femoralen Grube, 2 Mitte zwischen den Femurkondylen, 3 Mitte der Eminentia intercondylaris, 4 Mitte des Weichteilschattens auf Gelenkebene, 5 Mitte des Tibiaplateaus Abb. 9 8 Schematische Darstellung der Bestimmung des Hüftkopfzent- rums nach Mose anhand konzentrischer Kreise [13] stimmt werden. Bei Genua valga sollten zusätzlich der Abstand zwischen den beiden Malleoli me- diales (7 Intermalleolarabstand) und bei Genua vara der Abstand zwischen den medialen Femur- 7 Intermalleolarabstand kondylen (7 Interkondylenabstand) bestimmt werden. Diese Maße sind gute Parameter für die Ver- 7 Interkondylenabstand laufsbeobachtung. Beim Blick von der Seite kann die Beinachse in der Sagittalebene beurteilt wer- den. Untersuchung im Gehen. Hierbei achtet man zunächst auf die Position des Fußes in Relation zur Der Fußöffnungswinkel beträgt Laufrichtung. Typischerweise beträgt der Winkel zwischen der Längsachse des Fußes und der Fort- 10–15° bewegungsrichtung 10–15° (Fußöffnungswinkel). Des Weiteren ist auf die 7 Position der Patella zu achten: Bei physiologischen Torsionsverhältnis- 7 Position der Patella sen zeigt sie während des Gehens in die Fortbewegungsrichtung; bei vermehrter Antetorsion des Fe- murs weist sie nach medial. Eine vermehrte Unterschenkelaußentorsionsfehlstellung kann über eine Innenrotation der Hüfte kompensiert werden, die sich ebenfalls in einer relativen Innenrotation der Patella manifestiert; umgekehrt werden eine Coxa retrotorta, eine vermehrte Innentorsion des Un- terschenkels oder eine Adduktionsfehlstellung des Vorfußes durch eine nach außen weisende Patel- la klinisch manifest (. Abb. 6). Des Weiteren ist insbesondere bei varischen Beinachsen darauf zu achten, ob es während der Standphase durch einen Lateralschub des Unterschenkels zu einer Translationsbewegung im Knie- gelenk nach lateral kommt. Dies ist, wenn auch nicht pathognomonisch, ein Hinweis auf einen Mor- bus Blount und stellt eine Indikation für eine Röntgenuntersuchung dar. Untersuchung im Liegen. Sie dient v. a. der Feststellung der Torsionsverhältnisse in Hüfte, Unter- schenkel und Fuß. Die Rotationsverhältnisse des Hüftgelenks sollten sowohl in 90° als auch in 45° Beugung als auch bei extendiertem Gelenk untersucht werden, d. h. entweder in Bauch- oder in Rü- Die Rotationsverhältnisse des Hüft- ckenlage bei jeweils rechtwinklig gebeugten Kniegelenken, die Unterschenkel über die Kante herab- gelenks sollten in 90° und in 45° Beu- hängend. So kann der mittlere Bewegungsumfang, der beim Gehen genutzt wird, beurteilt werden. gung sowie bei extendiertem Gelenk Die Abschätzung der Antetorsion erfolgt klinisch, indem man mit der einen Hand den Trochan- untersucht werden ter major palpiert und mit der anderen den Unterschenkel in Bauchlage so weit nach außen dreht, bis man die stärkste Lateralisierung des Trochanter major spürt. In dieser Stellung wird der Winkel Der Orthopäde 5 · 2007 | 491
  • 8. 1 2 3 Abb. 11 9 Schematische Darstel- lung der Bestimmung des Sprunggelenkzentrums [13], 1 Mitte des Weichteilschattens auf Gelenkebene, 2 Mitte von Tibia und Fibula auf Gelenkebene, 3 Mitte des Talus zwischen der Unterschenkelachse und der Vertikalen gemessen. Dieser entspricht der Antetorsion (. Abb. 7). Bei ausreichender Erfahrung stimmen die Werte sehr gut mit denjenigen aus Röntgen- und Ultraschallmessungen überein. Die Torsion des Unterschenkels wird Die Torsion des Unterschenkels wird in Bauchlage beurteilt. Bei 90° gebeugtem Kniegelenk wer- in Bauchlage beurteilt den die Malleolenachse in Relation zur Knieachse bzw. die Fußachse in Relation zur Oberschenkel- achse beurteilt. Der Fuß sollte eine Außentorsion von 10–20° aufweisen (. Abb. 8). In dieser Position wird auch die Stellung des Fußes bei Neutralstellung im oberen Sprunggelenk beurteilt. Dabei werden eine vermehrte Adduktions- (charakteristisch für Klump- und Sichelfuß) oder Abduktionsstellung (charakteristisch für Plattfuß) diagnostiziert, die ebenfalls das klinische Bild eines Innen- oder Außenrotationsgangs hervorrufen können. Die Untersuchung des Kniegelenks in Rückenlage gibt Hinweise auf Abweichungen in der Sagit- talebene. Die Messung des Abstands der Ferse von der Untersuchungsliege bei maximaler Extensi- 7 Bandstabilität on ist ein Maß für die Rekurvierbarkeit im Kniegelenk. Die Untersuchung der 7 Bandstabilität ist ein weiterer, wesentlicher Parameter für die Beurteilung von Beinachsen und deren mögliche Aus- wirkungen auf die Funktion. Apparative Diagnostik Frontalebene. Die Indikation zur radiologischen Diagnostik einer Beinachsenfehlstellung in der Frontalebene ist insbesondere im Kleinkindalter zurückhaltend zu stellen. Sie ist gegeben: F bei unilateralen Fehlstellungen sowie F bei Hinweisen auf sekundäre Beinachsendeviationen. Bei der Ganzbeinstandaufnahme ist darauf zu achten, dass die Patella or- Des Weiteren dient die Ganzbeinstandaufnahme der Verlaufsdokumentation bei pathologischen thograd eingestellt ist Achsabweichungen sowie zur Planung operativer Korrekturen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Patella orthograd eingestellt ist, d. h., die Kniescheibe sollte nach vorn ausgerichtet sein. 7 Mechanische Beinachse Die 7 mechanische Beinachse wird mit der Mikulicz-Linie bestimmt, die das Hüftkopfzentrum mit dem Sprunggelenkzentrum verbindet. Physiologischerweise verläuft sie durch das Kniegelenk- 7 Kreisbogenschablone nach Mose zentrum oder geringfügig medial davon. Das Hüftkopfzentrum wird mittels der 7 Kreisbogenschab- lone nach Mose ermittelt (. Abb. 9). Das Kniegelenkzentrum kann unterschiedlich bestimmt wer- den, wobei die Abweichungen zwischen den einzelnen Methoden geringfügig sind (. Abb. 10): F Spitze der femoralen Grube F Mitte zwischen Femurkondylen F Mitte der tibialen Eminentia intercondylaris 492 | Der Orthopäde 5 · 2007
  • 9. CME F Mitte des Tibiaplateaus F Mitte des Weichteilschattens auf Gelenkebene Zur Bestimmung des Sprunggelenkzentrums sind ebenfalls verschie- dene Techniken möglich, die sich auch nur geringfügig unterschei- den (. Abb. 11). F Mitte der Talusbreite F Mitte der Tibia- und Fibulabreite auf Höhe des Gelenks F Mitte des Weichteilschattens auf Gelenkebene Die mechanische Beinachse ist der wichtigste Parameter zur Beur- teilung der Beinachse in der Frontalebene (. Abb. 12). Ihre Abwei- chung wird bestimmt durch den Abstand der Mikulicz-Linie vom Der Normwert des Abstands der Mi- Kniegelenkzentrum in cm, der Normwert nach Wachstumsabschluss kulicz-Linie vom Kniegelenkzentrum beträgt 0,8±0,7 cm. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Bestim- beträgt 0,8±0,7 cm mung des Winkels zwischen den Verbindungslinien zwischen Hüft- kopf- und Kniegelenkzentrum sowie Knie- und Sprunggelenkzent- rum (Norm 1±2°). Die 7 anatomische Achse wird beschrieben durch den Winkel 7 Anatomische Achse zwischen der Femur- und der Tibiaschaftachse (. Abb. 12), er be- trägt nach Wachstumsabschluss normalerweise 5–9° Valgus. Zur Bestimmung der Achsabweichungen innerhalb des Femurs und der Tibia ist der so genannte 7 CORA-Test („center of rotation 7 CORA-Test of angulation“) notwendig. Dabei werden jeweils proximal und dis- tal einer Krümmung die mechanische und anatomische Achse nach definierten Kriterien festgelegt und der Schnittpunkt der Achsen als Drehzentrum der Deformität bestimmt. Auf dieser Grundlage kön- nen korrigierende Eingriffe exakt geplant werden [13]. Transversalebene. Röntgenologisch werden die 7 femoralen Tor- 7 Femorale Torsionsverhältnisse sionsverhältnisse mittels einer Beckenübersichtsaufnahme und ei- ner 7 Antetorsionsaufnahme nach Dunn und Rippstein bestimmt. 7 Antetorsionsaufnahme Hierbei befindet sich der Patient in Rückenlage. Die Hüft- und Knie- gelenke sind 90° gebeugt und beide Hüftgelenke sind um 20° abdu- ziert. Auf der a.-p. Röntgenaufnahme wird der projizierte CCD-Win- Abb. 12 8 Schematische kel und auf der Antetorsionsaufnahme der projizierte AT-Winkel – Darstellung der radiologischen als Winkel zwischen der Schenkelhalsachse und der Horizontalen – Vermessung der Beinachse in bestimmt. Der reelle AT-Winkel sowie der reelle CCD-Winkel kön- der a.-p. Projektion, rote Linie Mikulicz-Linie (mecha- nen in einer Tabelle abgelesen werden. Eine Bestimmung der Torsion des Un- nische Beinachse, Verbindungs- Eine Bestimmung der Torsion des Unterschenkels ist durch kon- terschenkels ist durch konventionelle linie zwischen Hüftkopf- und ventionelle Röntgenaufnahmen nicht möglich. Am genausten kön- Röntgenaufnahmen nicht möglich Sprunggelenkzentrum), nen die Torsionsverhältnisse des Femurs und des Unterschenkels blaue Linie anatomische Bein- mittels 7 Computertomographie ermittelt werden. Hierzu werden 7 Computertomographie achse (Winkel zwischen Femur- Schnitte in Höhe des proximalen Femurs, der Femurkondylenebene und Tibiaschaftachse) sowie der proximalen Tibia und der Malleolengabel angelegt. Die fe- morale Torsion wird bestimmt als Winkel zwischen der Schenkelhalsachse und der Tangente, die an die Femurkondylen dorsal angelegt wird. Die Torsion des Unterschenkels wird bestimmt als Winkel zwischen der dorsalen Tibiakondylenbegrenzung und der Achse durch die Malleolengabel. Nach- teil der CT-Untersuchung ist die Strahlenbelastung. Dem kann durch Bestimmung mittels 7 Ma- 7 Magnetresonanztomographie gnetresonanztomographie begegnet werden. Allerdings ist diese Methode wesentlich teurer und aufwändiger. Die femorale und die Unterschenkeltorsion können auch sonographisch ermittelt werden. Die Er- gebnisse sind vergleichbar mit klinischen Messungen. Sagittalebene. Zur Bestimmung der Achsverhältnisse wird eine seitliche Ganzbeinstan- daufnahme angefertigt. Dabei werden der Winkel zwischen Femur- und Tibiaschaft sowie Der Orthopäde 5 · 2007 | 493
  • 10. Abb. 13 8 Tibiavalgisationsosteotomie bei einem 4-jährigen Mädchen mit Morbus Blount beidseits (von links nach rechts), a Genu varum, rechts deutlich ausgeprägter als links, b Ganzbeinstandaufnahme rechts präoperativ, c Zustand nach valgisierender Pendelosteotomie der Tibia infrakondylär mit Kirschner-Draht-Osteosynthese und Osteotomie der Fibula 7 Tibiaplateauneigungswinkel der 7 Tibiaplateauneigungswinkel bestimmt. Letzterer wird zwischen der Achse der Tibiagelenk- fläche und der Horizontalen gebildet. Physiologischerweise ist das Tibiaplateau nach dorsal geneigt (Norm 4°). Die exakteste Messung zur Bestimmung aller Achsen, Torsionen und Längen bietet das so genann- 7 Questorgerät te 7 Questorgerät. Hierbei werden standardisierte Röntgenbilder in einem Rahmen mit Kalibrati- onspunkten aufgenommen, digitalisiert und dreidimensional ausgemessen [2]. Allerdings hat dieses Gerät bisher noch keine weite Verbreitung gefunden. Therapie Abweichung in der Frontalebene Die Indikation zu einem therapeutischen Eingreifen hängt wesentlich vom Ausmaß der Fehlstellung, deren Ursache sowie insbesondere dem Alter des Kindes ab. Im Kleinkindalter ist die Bandbreite des Normalen äußerst weit, sodass bei alterstypischem symmetrischem Befund und ansonsten unauf- Im Kleinkindalter wird bei altersty- fälliger Anamnese ein abwartendes, beobachtendes Vorgehen empfohlen wird. Als Verlaufsparame- pischem symmetrischem Befund ein ter empfehlen sich: abwartendes, beobachtendes Vorge- F die klinische Bestimmung der Beinachse sowie hen empfohlen F die Messung des Intermalleolar- (bei Genu valgum) bzw. Interkondylenabstands (bei Genu varum). Weitere Möglichkeiten sind die Fotodokumentation sowie die Anfertigung von Umrissskizzen. In der Regel kommt es zu einer spontanen Korrektur der Beinachsen. 494 | Der Orthopäde 5 · 2007
  • 11. CME Tab. 1 Ätiologie von Achsabweichungen in der Frontalebene (Genu varum/valgum) Tab. 2 Ätiologie von Unterschen- Idiopathisch keltorsionsfehler Adipositas (bevorzugt Genua valga) Idiopathisch Schädigung der Wachstumsfuge (Trauma, Infekt, Tumor) Spastizität, infantile Zerebralparese Stoffwechselerkrankungen [Rachitis (bevorzugt Genua vara), Phosphatdiabetes, renale Osteodystrophie (bevor- Spina bifida zugt Genua valga)] Posttraumatisch (in Fehlstellung Kongenitale Systemerkrankungen [z. B. multiple kartilaginäre Exostosenkrankheit, Achondroplasie (. Abb. 5), ausgeheilte Fraktur) Osteogenesis imperfecta, Marfan-Syndrom (Genua valga), spondyloepiphysäre Dysplasie, metaphysäre Sekundär bei persistierender Chondrodysplasie] Klumpfußdeformität Lähmungen Kompensatorisch bei vermehrter Morbus Blount (Genu varum) Antetorsion des Schenkelhalses Fokale fibrokartilaginäre Dysplasie (Genu varum) (Außentorsion) Rheumatoide Arthritis (Genu valgum) Kontraktur des Tractus iliotibialis Fibulaaplasie/-hypoplasie (Genu valgum) (Außentorsion) Fibulaaplasie (Außentorsion) Fibröse Dysplasie, Morbus Ollier (Genu valgum) Genu varum (Innentorsion) Tab. 3 Ätiologie eines Genu recurvatum Hypoplasie der Tibia (Innentorsion) Idiopathisch Morbus Blount (Innentorsion) Intrauterine Zwangslage bei Beckenendlage Bindegewebserkrankungen (z. B. Ehlers-Danlos-Syndrom, Larsen-Syndrom) Schädigung der Wachstumsfuge (Trauma, Epiphysenlösung, Infekt, Tumor) Kontrakter Spitzfuß Neurologische Erkrankungen (Quadrizepsparalyse z. B. bei Zustand nach Poliomyelitis, Spastik) Bei Kindern mit Übergewicht kann Im Grundschulalter finden sich bei ansonsten unauffälliger Anamnese gelegentlich Genua valga, oft bereits durch Gewichtsreduktion insbesondere bei Kindern mit Übergewicht. Hier empfiehlt sich zunächst eine Gewichtsreduktion. eine Normalisierung der Beinachsen Häufig kann dadurch eine Normalisierung der Beinachsen erzielt werden. erzielt werden Unterstützende konservative Maßnahmen sind wenig Erfolg versprechend und umstritten: kran- kengymnastische Übungsbehandlung beeinflusst die Achsenfehlstellung nicht; der Effekt von Orthe- Konservative Maßnahmen sind wenig sen im Kleinkindalter, insbesondere Oberschenkelnachtlagerungsschienen, ist umstritten; sie sind al- Erfolg versprechend lenfalls bei extremen Fehlstellungen anzuwenden und sicher ineffektiv im Schulalter. Die Problema- tik liegt darin, dass die Schienen nur bei Nacht eingesetzt werden, wenn keine dynamischen Kräfte wirken; des Weiteren findet die Korrektur eher im Gelenk und nicht an den Knochen statt, da die Li- gamente elastischer sind. 7 Schuhzurichtungen wie eine Innenranderhöhung bei Genua valga bzw. 7 Schuhzurichtungen Außenranderhöhung bei Genua vara von etwa 5 mm sollen die Belastungsachse beeinflussen und dadurch eine Entlastung des vermehrt belasteten Kniegelenkabschnitts bewirken; dadurch soll ein ausgleichendes Wachstum ermöglicht werden. Die Wirksamkeit solch einer Maßnahme konnte bis- lang nicht belegt werden, jedoch ist sie so wenig belastend und aufwändig, dass sie selbst unter sozi- oökonomischen Gesichtspunkten gut zu vertreten ist. Operative Therapie. Bei 7 idiopathischem Genu varum stellen wir die Indikation zur operativen 7 Idiopathisches Genu varum Korrektur bei Progredienz der Deformität erst nach dem 4. Lebensjahr. In dieser Altersgruppe er- folgt die Korrektur der Beinachse über eine 7 proximale Tibiakorrekturosteotomie, die infrakon- 7 Proximale Tibiakorrekturosteo- dylär entweder quer, schräg oder domförmig durchgeführt wird. Sie kann mit 2–4 gekreuzten Kirsch- tomie ner-Drähten transkutan fixiert und bis zur Konsolidierung mit einem Oberschenkelliegegips gesi- chert werden (. Abb. 13). Die Fibula sollte über einen separaten Zugang ebenfalls osteotomiert werden. Bei älteren Kindern kann die Korrektur auch mit einem Fixateur externe erfolgen, mit dem Vorteil, dass das Bein sofort belastungsfähig ist. Nach Wachstumsabschluss erfolgt die Osteotomie transkondylär. Ein möglicherweise ebenfalls bestehender Rotationsfehler kann in jedem Fall gleich- zeitig korrigiert werden. Alternativ können zum Ende des Wachstums eine 7 Hemiepiphyseodese der lateralen proxima- 7 Hemiepiphyseodese len Tibia- und ggf. Femurepiphyse durchgeführt werden. Die laterale Epiphysenfuge wird dabei ent- weder perkutan oder offen unter BV-Kontrolle kürettiert. Das Problem dieses Verfahrens liegt in der Das Problem der Hemiepiphyseodese Festsetzung des richtigen Operationszeitpunkts: Ein zu früh gewählter OP-Termin endet in einer liegt in der Festsetzung des richtigen Überkorrektur, wird der Eingriff zu spät durchgeführt, kommt es zu keiner ausreichenden Korrektur. Operationszeitpunkts Der Orthopäde 5 · 2007 | 495
  • 12. Abb. 14 9 Temporäre Hemiepiphy- seodese bei Genua valga (von links nach rechts), a 13-jährige Patientin, Genua valga beidseits, temporäre Hemiepiphyseodese, Aufnahme zum Zeitpunkt der Materialentfernung mit (gewünsch- ter) leichter Überkorrektur, b im Alter von 15 Jahren physiolo- gische Beinachsen Anhand der Wachstumskurven von Green-Anderson und der Breite der Epiphysen kann der korrekte Zeitpunkt für eine permanente unilaterale Epiphyseodese relativ präzise bestimmt werden [1]. Alternativ zur Hemiepiphyseodese bietet die temporäre Hemiepiphyseodese bei der die Epiphy- senfuge mit 2–3 Blount-Klammern von lateral fixiert wird, die Möglichkeit der Entfernung der Klam- mern nach Erreichen der physiologischen Beinachse. Alternativ zu Blount-Klammern findet die so genannte „eight-plate“ zunehmend Verbreitung. Die Operation sollte bei Mädchen zwischen dem 9. und 12. Lebensjahr und bei Jungen zwischen dem 11. und 14. Lebensjahr durchgeführt werden. In 3- bis 4-monatigen Abständen erfolgen klinische Kontrolluntersuchungen; bei leichter Überkorrek- 7 „Rebound“-Phänomens tur ist die Entfernung der Klammern indiziert. Eine Überkorrektur von 3–5° wird wegen des 7 „Re- bound“-Phänomen mit einer vorübergehenden Wachstumsbeschleunigung empfohlen [14]. Nach- teile des Verfahrens sind: F die Möglichkeit eines Rezidivs, F die Möglichkeit der asymmetrischen Wachstumsbeeinflussung in der Sagittalebene mit der Fol- ge eines Genu recurvatum oder einer Flexionsdeformität sowie F Probleme durch Lockerung, Wanderung und Bruch der Klammern. Für das Genu valgum gelten im Wesentlichen die gleichen Behandlungsprinzipien wie für das Ge- nu varum. Vor dem 9. Lebensjahr ist allerdings bei einem idiopathischen Genu valgum eine opera- tive Korrektur nur äußerst selten indiziert. Ein Genu valgum nach Biegungsfraktur der Tibia ist in der Regel progredient und kann durchaus eine frühzeitige operative Korrektur erfordern. Indikation für die Korrektur eines Genu valgum können sein: F Gangstörungen, F Kniebeschwerden, F Patellalateralisation, 496 | Der Orthopäde 5 · 2007
  • 13. CME F Patellasubluxationsphänomene sowie F kosmetische Probleme. Die operative Korrektur wird je nach CORA am distalen Femur und/oder an der proximalen Tibia vorgenommen. Eine 7 distale Femurosteotomie sollte kurz vor oder nach Wachstumsabschluss er- 7 Distale Femurosteotomie folgen. Sie wird entweder subtraktiv mit Resektion eines medialbasigen Keils oder additiv mit Ein- bringen eines lateralbasigen Knochenkeils, der z. B. aus dem Beckenkamm gewonnen werden kann, durchgeführt. Alternativ kann Allograft transplantiert werden. Die proximale Tibiaosteotomie er- folgt mit Resektion eines medialbasigen knöchernen Keils, in Abhängigkeit vom Alter infrakondylär bei noch offenen Fugen und transkondylär bei oder nach Wachstumsabschluss. Das Komplikations- risiko ist für eine Schädigung des N. peroneus höher als für die lateral durchgeführte Tibiavalgisati- Das Komplikationsrisiko für eine onsosteotomie. Vor Wachstumsabschluss kann eine Korrektur auch mittels temporärer (. Abb. 14) Schädigung des N. peroneus ist bei oder permanenter Hemiepihyseodese durchgeführt werden. proximaler Tibiaosteotomie höher Transversalebene Coxa antetorta. Wie Jani et al. [9] zeigen konnten, kann auch bei ausgeprägter Coxa antetorta in einem großen Prozentsatz mit einer spontane Rückbildung der Fehlstellung gerechnet werden, nur 12,5% wiesen bei Wachstumsabschluss einen Antetorsionswinkel ≥35° auf. Dieser Prozess kann durch konservative Maßnahmen nicht unterstützt werden. Dies gilt auch für die so genannten „twis- ter cables“, die lateral am Bein von einem Hüftgurt zu einer Unterschenkelorthese ziehen und den Fuß in die Außenrotationsstellung zwingen. Auch durch Einlagen können keine positiven Effekte erzielt werden. Die Indikation zur Derotationsosteotomie ist in Anbetracht des günstigen Spontanverlaufs mit größter Zurückhaltung zu stellen. Allenfalls bei persistierendem Stolpern über die eigenen Füße Die Indikation zur Derotationsosteo- kann solch eine Maßnahme in Erwägung gezogen werden. Sie wird entweder intertrochantär oder tomie ist in Anbetracht des günstigen suprakondylär vorgenommen. Spontanverlaufs mit größter Zurück- Aufgrund der pathologischen Biomechanik mit veränderten Zug- und Druckkräften findet sich haltung zu stellen eine Coxa valga et antetorta auch gehäuft bei der Hüfgelenkdysplasie. Coxa retrotorta. Sie stellt eine präarthrotische Deformität dar und wird häufig im jugendlichen und frühen Erwachsenenalter mit Knie- und/oder Hüftgelenkbeschwerden klinisch manifest. Insbeson- dere bei zugleich verminderter Anteversion des Azetabulums kommt es zu einem Hüftimpingement mit Einklemmungssymptomatik und potenzieller Labrumschädigung bei endgradiger Bewegung. Hier sollte die Indikation zur Rotationsosteotomie großzügig und frühzeitig gestellt werden. Bei Hüftimpingement sollte die Indi- kation zur Rotationsosteotomie groß- Unterschenkeltorsion. Torsionsfehler des Unterschenkels korrigieren sich in den meisten Fällen zügig und frühzeitig gestellt werden spontan während des Wachstums. Konservative Maßnahmen mit Schiene oder Ähnlichem sind er- folglos. Wie bereits erwähnt, führt eine vermehrte Außentorsion zu einer fehlenden Korrektur der femoralen Antetorsion. Daher ist bei einer Persistenz der Außentorsion von mehr als 30° nach dem 8. Lebensjahr eine supramalleoläre Tibiarotationsosteotomie indiziert. Wird dieser Eingriff vor dem Bei einer Persistenz der Außentorsi- pubertären Wachstumsschub vorgenommen, ist noch eine Detorsion des Femurs möglich. Die Oste- on >30° nach dem 8. Lebensjahr soll- otomie erfolgt supramalleolar, die Osteosynthese kann mittels gekreuzter Kirschner-Drähte, die per- te eine supramalleoläre Tibiarotati- kutan ausgeleitet werden, mit anschließender Gipsruhigstellung durchgeführt werden oder aber mit onsosteotomie durchgeführt werden einer Plattenosteosynthese. Gleichzeitig ist eine Fibulaosteotomie erforderlich. Sagittalebene Genu recurvatum. Als konservative Maßnahme kann das Kniegelenk mittels einer 7 Orthese, mit 7 Orthese der die Überstreckung verhindert wird, stabilisiert werden. Operative Maßnahmen vor Abschluss des Wachstums sind selten indiziert und notwendig und müssen dann in Abhängigkeit von Alter und Ätiologie individuell geplant werden. Der Orthopäde 5 · 2007 | 497
  • 14. Für die Korrektur komplexer multidirektionaler Fehlstellungen, die u. U. auch mit Beinverkür- Für die Korrektur komplexer multidi- zungen kombiniert sind, bieten sich Ringfixateursysteme, insbesondere der Taylor-Spatial-Frame, an. rektionaler Fehlstellungen bieten sich Die Korrektur muss sorgfältig geplant werden und sollte möglichst in Höhe der Deformität erfolgen; Ringfixateursysteme an diese Region kann wie bereits beschrieben, mittels des CORA-Tests festgelegt werden. Korrespondenzadresse PD Dr. B. Westhoff Orthopädische Klinik, Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf Westhoff@med.uni-duesseldorf.de Interessenkonflikt. Es besteht kein Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor versichert, dass keine Verbindungen mit ei- ner Firma, deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen. Die Präsentati- on des Themas ist unabhängig und die Darstellung der Inhalte produktneutral. Literatur 1. Bowen JR, Torre RR, Forlin E (1992) 8. Hefti F (Hrsg) (2006) Biomechanik 14. Raab P, Wild A, Seller K et al. (2001) Partial epiphysiodesis to address ge- des Hüftgelenks. Kinderorthopädie Correction of length discrepancies nu varum or genu valgum. J Pediatr in der Praxis. 2. Aufl. Springer, Berlin and angular deformities of the leg Orthop 12: 359–364 Heidelberg New York, S 170 by Blount’s epiphyseal stapling. Eur J 2. Brunner R, Baumann JU (1998) 9. Jani L, Schwarzenbach U, Afifi K et Pediatr 160: 668–674 Three-dimensional analysis of the al. (1979) Verlauf der idiopathischen 15. Salenius P, Vankka E (1975) The de- skeleton of the lower extremities Coxa antetorta. Orthopäde 8: 5–11 velopment of the tibiofemoral angle with a precision radiograph. Arch Or- 10. Kristiansen LP, Gunderson RB, Stehen in children. J Bone Joint Surg Am 57: thop Trauma Surg 117: 351–356 H et al. (2001) The abnormal deve- 259–261 3. Cordier W, Katthagen BD (2000) Fe- lopment of tibial torsion. Skeletal Ra- 16. Schmidt H (1968) Acetabular angle morale Torsionsfehler. Orthopäde 29: diol 20: 519–522 of inclination and antetorsion. Beitr 795–801 11. Lanz T von, Wachsmuth W (1938) Orthop Traumatol 15: 50–52 4. Do TT (2001) Clinical and radiogra- Praktische Anatomie, Bd 1, Teil 3. 17. Shands AR,Steel MK (1958) Torsion of phic evaluation of bowlegs. Curr Springer, Berlin Heidelberg the femur. A follow-up report on the Opin Pediatr 13: 42–46 12. Mirkopoulos N, Weiner DS, Askew M use of the Dunlap method for its de- 5. Fabry G, MacEwen GD, Shands AR jr (1988) The evolving slope of the fe- termination. J Bone Joint Surg Am (1973) Torsion of the femur. A follow- moral growth plate relationship to 40: 803–816 up study in normal and abnormal slipped capital femoral epiphysis. J 18. Staheli LT (1989) Torsion treatment conditions. J Bone Joint Surg Am 55: Pediatr Orthop 8: 268–273 indications. Clin Orthop 247: 61–66 1726–1738 13. Paley D (ed) (2002) Frontal plane me- 19. Tönnis D (1994) Acetabular and fe- 6. Hamacher P. (1974) Röntgenolo- chanical and anatomic axis planning. moral anteversion: relationship with gische Normalwerte des Hüftge- Principles of deformity correction. osteoarthritis of the hip. J Bone Joint lenks, CCD- und AT-Winkel. Orthop 1. Aufl. Springer, Berlin Heidelberg Surg Am 81: 1747–1770 Praxis 10: 23–28 New York, pp 1–18, 61–69 20. Zippel H (1971) Normal develop- 7. Hefti F (2000) Achsenfehler an den ment of the structural elements of unteren Extremitäten. Orthopade 29: the hip joint in adolescence. Beitr Or- 814–820 thop Traumatol 18: 255–270 498 | Der Orthopäde 5 · 2007
  • 15. CME Bitte beachten Sie: Antwortmöglichkeit nur online unter: CME.springer.de Die Frage-Antwort-Kombinationen werden online CME-Fragebogen individuell zusammengestellt. Es ist immer nur eine Antwort möglich. Eine Mutter stellt ihre 4 Jah- im weiteren Wachstumsverlauf o Korrigiert sich in der überwie- III. Es kan aus einer Kombina- re alte Tochter in der ortho- physiologischerweise... genden Anzahl der Fälle spon- tion aus I und II ursächlich re- pädischen Sprechstunde vor o Zu. tan und sollte klinisch im Ver- sultieren. und berichtet über eine zuneh- o Ab. lauf beobachtet werden. IV. Es basiert nicht auf patho- mende Valgusstellung beider o Bleibt konstant bestehen. o Führt nach Wachstumsab- logischen Rotationsstellungen Kniegelenke des Kindes, wel- o Liefert keine klinischen Hin- schluss in der Regel zu einem im Hüftgelenk. che klinisch etwa 10° beträgt. weise für ein Genu recurva- Crus varum. o Nur Aussage I ist richtig. Was empfehlen Sie? tum. o Ist stets konservativ zu thera- o Nur Aussage II ist richtig o Eine operative Therapie zur o Eine Hyperextension im Knie- pieren. o Aussagen I und II sind richtig. Achskorrektur ist zwingend er- gelenk ist bei einem Säugling o Bedarf keiner Therapie. o Aussage IV ist richtig. forderlich. unphysiologisch und bedarf o Alle Aussagen sind richtig. o Eine Schuheinlagenverord- der weiteren bildgebenden Welche Aussage trifft zu? nung mit Schuhinnenrander- Abklärung. o Unter einem CORA-Test ver- Die Coxa retrotorta... höhung ist indiziert und hilft steht man die Bestimmung o Stellt eine präarthrotische De- Folgeschäden zu vermeiden. Welche Aussagen treffen zu? der mechanischen und anato- formität dar. o Es besteht die Indikation zu I. Die operative Korrektur eines mischen Achsen proximal und o Stellt im Gegensatz zur Co- weiterführenden diagnosti- Genu recurvatum im Kindes- distal einer Deformität und an- xa antetorta keine präarthro- schen Maßnahmen, insbeson- und Jugendalter ist im Ver- schließende Festlegung des tische Deformität dar. dere zur CT-Diagnostik. gleich zur nichtoperativen The- Drehzentrums der Deformität. o Findet sich vermehrt bei der o Es liegt eine physiologische X- rapie vergleichsweise häufig o Unter einem CORA-Test ver- Hüftgelenkdysplasie. Bein-Stellung vor. indiziert. steht man die Abweichung der o Hat keine Bedeutung für die o Es ist keine weitere Vorstellung II. Torsionsfehler im Unter- pathologischen im Vergleich Außenrotationsfähigkeit der notwendig. schenkel korrigieren sich wäh- zur physiologischen Achse ei- unteren Extremität. rend des Wachstums meist ner Deformität. o Ist im Kindesalter physiolo- Welche Aussage ist richtig? nicht spontan. o Blount-Klammern wer- gisch. Während der Entwicklung III. Eine aufklappende varisie- den meist am Hüfgelenk zur im Kindes- und Jugendalter rende proximale Tibiaosteoto- Wachstumslenkung einge- Welche Aussagen zur Unter- kommt es zu einer... mie ist nicht mit einem erhöh- setzt. schenkeltorsion treffen zu? o Zunahme der femoralen und ten Risiko einer N.-peroneus- o Während der Embryonalent- I. Zum Geburtszeitpunkt liegen tibialen Antetorsion. Läsion verbunden. wicklung besteht nur eine ge- physiologischerweise meist ei- o Abnahme der femoralen und IV. Mit einem Questorgerät ge- ringe Standabweichung im ne leichte Unterschenkelinnen- tibialen Antetorsion. lingt eine Bestimmung der Rotationsausmaß des Schen- torsion oder Neutraltorsion o Zunahme der femoralen und Beinachsen mit hoher Genau- kelhalses. vor. Abnahme der tibialen Antetor- igkeit. o Zum Geburtszeitpunkt liegt II. Zum Geburtszeitpunkt liegt sion. o Aussagen I und III sind richtig. physiologischerweise ein X- physiologischerweise meist ei- o Abnahme der femoralen und o Aussagen II und III sind richtig. Bein vor. ne Unterschenkelaußentorsi- Zunahme der tibialen Antetor- o Nur Aussage II ist richtig. on vor. sion. o Nur Aussage IV ist richtig. Welche Aussagen zum Hüftim- III Die zum Geburtszeitpunkt o Abnahme der femoralen Ante- o Alle Aussage sind richtig. pingement im Erwachsenenal- physiologischerweise vorlie- torsion und Zunahme der tibi- ter sind richtig? gende 0°-Rotation im Unter- alen Außenrotation. Eine Crus valgum im frühen I. Es kann auf einer reduzierten schenkel entwickelt sich im Kindesalter aufgrund einer Bie- Antetorsion im Schenkelhals weiteren Wachstum in Rich- Das Ausmaß einer Hyperexten- gungsfraktur... beruhen. tung einer Innenrotation. sion im Kniegelenk bei einem o Verläuft häufig progredient II. Es kan auf einer reduzierten IV. Die Unterschenkeltorsion 5 Monate alten Säugling nimmt und indiziert eine frühzeitige Anteversion des Azetabulums wird durch axiale konventio- operative Korrektur. beruhen. D Mitmachen, weiterbilden und CME-Punkte sichern durch die Beantwortung der Fragen im Internet unter CME.springer.de Der Orthopäde 5 · 2007 | 499
  • 16. nelle Röntgenaufnahmen be- CME.springer.de für Ärzte Zertifizierte Fortbildung stimmt. o Nur Aussage I ist richtig. o Aussagen II und III sind richtig. CME.springer.de wird auch in o Aussagen I und IV sind richtig. Österreich anerkannt o Nur Aussage III ist richtig o Alle Aussagen sind richtig. Auf CME.springer.de stehen über 250 aktu- CME-Punkte 1:1 als fachspezifische Fortbil- elle und qualitätsgesicherte CME-Beiträge dung angerechnet (§26(3) DFP-Richtlinie – Der Zeitpunkt für eine unilate- aus den Springer Fachzeitschriften zur Ver- Approbation ausländischer Veranstaltungen). rale Epiphyseodese lässt sich fügung. Alle CME-Beiträge sind mit jeweils 3 Weitere Informationen finden Sie auf am besten abschätzen unter CME-Punkten zertifiziert. CME.springer.de Berücksichtigung der... Bei Fragen hilft Ihnen unser Helpdesk gerne o Körpergröße der Eltern des Dieses Angebot ist auch von der Österrei- weiter: CME@springer.com Kindes. chischen Ärztekammer anerkannt: Gemäß o Sonographischen Bestim- dem Diplom-Fortbildungs-Programm (DFP) CME.springer.de mung der Epiphysendicke. werden die auf CME.springer.de erworbenen o Entwicklung der Handwurzel- knochen. o Entwicklungsreife nach Tan- ner. o Wachstumskurven von Green- Anderson. Diese Fortbildungseinheit ist 12 Monate auf CME.springer.de verfügbar. Den genauen Einsendeschluss erfahren Sie unter CME.springer.de 500 | Der Orthopäde 5 · 2007