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E 3.3
Die Bildunterschrift: Kleine Texte, große Wirkung




                                                               Christoph Fasel



Sie sind klein, aber oho: Bildunterschriften leisten für die Orientierung des Lesers gerade in der
Wissenschaftskommunikation eine wichtige Aufgabe. Warum das so ist; wie Bildunterschriften
diese Aufgabe am besten erfüllen können; und was Autoren tun können, um schnell und elegant zu
gelungenen Zeilen zu gelangen, erklärt Ihnen dieser Beitrag.


Gliederung                                                                                  Seite

1.      Was Bildunterschriften können müssen                                                    2
2.      Bitte so konkret wie möglich!                                                           3
3.      Acht Regeln, die weiterhelfen                                                           5
4.      Sauber formulieren, genau hinschauen                                                    8




HWK 1 03 08 12                                                                                  1
E 3.3                                           Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür?

Foto, Grafik, Filme




                               1.     Was Bildunterschriften können müssen
                               Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Wie Bilder wirken und wie man
                               sie am effektivsten einsetzt, haben wir in Kapitel E 3.1 gesehen. Doch
                               ein Bild ist immer nur die eine Hälfte der Aussage. Um auch in der
                               Wissenschaftskommunikation richtig wirken zu können, müssen Bil-
                               der dem Leser erklärt werden. Diese Aufgabe leistet im Journalismus
                               und in der Kommunikation die Bildunterschrift.

                               Auf der Bildunterschrift lasten eine Menge Aufgaben. Deshalb die
                               wichtigste Beobachtung zur Qualität von Bildunterschriften gleich
                               vorweg: Als so genannter Kleintext wird sie in ihrer Wichtigkeit für
                               die gelungene Kommunikation mit dem Leser häufig unterschätzt:
                               Viele Macher meinen, die paar Zeilen unter einem Bild machten sich
                               doch von alleine - doch das ist ein gefährlicher Trugschluss. Wer er-
                               folgreich mit einer Bildunterschrift kommunizieren will, muss wissen:




    Bildunterschriften brauchen Aufmerksamkeit. Denn sie sind die Eintrittskarte für den Leser in den
    Haupttext. Der Grund: Leser orientieren sich auf einer Seite erst einmal am Bild, dann an der
    Bildunterschrift. Ist diese Bildunterschrift schlampig gemacht, lieblos geschrieben oder unver-
    ständlich dargeboten, ist der Leser in vielen Fällen für den Rest des Textes verloren!


                               Konkret heißt das: Wer der Bildunterschrift auf seiner Broschüren-,
                               Zeitungs- oder Zeitschriftenseite nicht genügend Aufmerksamkeit
                               schenkt, gerät in Gefahr, seinen Leser zu verlieren, bevor dieser sich
                               überhaupt mit dem Haupttext beschäftigt hat.

                               Hinzu kommen ein paar weitere Probleme. Meist ist der Platz, der für
                               eine Bildunterschrift bereit steht, arg begrenzt: Was soll man in zwei
                               Zeilen schon alles erzählen können? Hinzu kommt, dass gerade bei
                               wissenschaftlichen Bildern die Informationen, die das Bild bietet,
                               außerordentlich erklärungsbedürftig sind – deutlich komplexer zumin-
                               dest als Bilder beispielsweise aus dem Lokalsportteil einer Zeitung, in
                               der im Ernstfall ein Torschuss erläutert werden muss. Eine dritte
                               Schwierigkeit ist oft die Quellenlage der nötigen Informationen. Viele
                               Fotografen versäumen leider gerade bei schwierigen Zusammenhän-
                               gen, das, was sie auf ihr Foto gebannt haben, auch richtig zu benen-
                               nen. Deshalb findet sich der Texter einer Bildunterschrift eines wis-
                               senschaftlichen Fotos oft in der misslichen Situation, dass er etwas
                               texten soll, was er nicht hinreichend kennt.




2                                                                                         HWK 1 03 08 12
Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür?                                            E 3.3

                                                                         Foto, Grafik, Filme




2.       Bitte so konkret wie möglich!
Doch was heißt das eigentlich: eine gute Bildunterschrift zu machen?
Schauen wir uns einmal ein Beispiel an, was man als Leser nur allzu
oft in Zeitungen oder Zeitschriften findet.




Abb. E 3.3-1             Beeindruckende Kulisse: Weit schweift der
                         Blick über die einzigartige Landschaft hinein
                         ins Bergland der Türkei1


Analysieren wir diese Bildunterschrift, so werden uns gleich mehrere
Fehler klar, die der Autor hier gemacht hat:
• Er schreibt uns als erstes vor, dass wir die Szenerie auf dem Bild
  für „beeindruckend“ und „einzigartig“ zu halten haben – eine
  ziemliche Arroganz dem Leser gegenüber, der das ja schließlich
  selbst entscheiden kann und sollte.
• Das Wort „Kulisse“ entlarvt, dass sich der Texter wohl kaum mit
  den abgebildeten Felstürmen inhaltlich auseinander gesetzt haben
  kann; sonst würde er nicht ein abstrakteres Wort benutzen, sondern
  die abgebildeten Felstürme konkret ansprechen.




1
    Foto: Neuss-Grevenbroicher Zeitung




HWK 1 03 08 12                                                                            3
Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür?                                                        E 3.3

                                                                                     Foto, Grafik, Filme




    Informationen zum Autor7:
    Prof. Dr. Christoph Fasel lehrt als Dekan und Prorektor an der SRH Hochschule in Calw Medien-
    und Kommunikationsmanagement. Als Journalist arbeitete er unter anderem bei BILD, der Abend-
    zeitung, dem Bayerischen Rundfunk und der Zeitschrift Eltern. Er war Reporter des STERN, Chef-
    redakteur von Reader’s Digest Deutschland und Österreich und Leiter der Henri Nannen Journalis-
    tenschule Gruner+Jahr/DIE ZEIT. Er ist Chefredakteur des Wissenschaftsmagazins „Faszination
    Forschung“ der TU München.




7
 Der Autor dankt dem Bildarchiv der Neuss-Grevenbroicher Zeitung für die
Bereitstellung des Bildmaterials. Alle Bildunterschriften sind lediglich Beispiele
und stammen vom Autor.




HWK 1 03 08 12                                                                                       11

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Christoph Fasel: Die Bildunterschrift

  • 1. E 3.3 Die Bildunterschrift: Kleine Texte, große Wirkung Christoph Fasel Sie sind klein, aber oho: Bildunterschriften leisten für die Orientierung des Lesers gerade in der Wissenschaftskommunikation eine wichtige Aufgabe. Warum das so ist; wie Bildunterschriften diese Aufgabe am besten erfüllen können; und was Autoren tun können, um schnell und elegant zu gelungenen Zeilen zu gelangen, erklärt Ihnen dieser Beitrag. Gliederung Seite 1. Was Bildunterschriften können müssen 2 2. Bitte so konkret wie möglich! 3 3. Acht Regeln, die weiterhelfen 5 4. Sauber formulieren, genau hinschauen 8 HWK 1 03 08 12 1
  • 2. E 3.3 Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür? Foto, Grafik, Filme 1. Was Bildunterschriften können müssen Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Wie Bilder wirken und wie man sie am effektivsten einsetzt, haben wir in Kapitel E 3.1 gesehen. Doch ein Bild ist immer nur die eine Hälfte der Aussage. Um auch in der Wissenschaftskommunikation richtig wirken zu können, müssen Bil- der dem Leser erklärt werden. Diese Aufgabe leistet im Journalismus und in der Kommunikation die Bildunterschrift. Auf der Bildunterschrift lasten eine Menge Aufgaben. Deshalb die wichtigste Beobachtung zur Qualität von Bildunterschriften gleich vorweg: Als so genannter Kleintext wird sie in ihrer Wichtigkeit für die gelungene Kommunikation mit dem Leser häufig unterschätzt: Viele Macher meinen, die paar Zeilen unter einem Bild machten sich doch von alleine - doch das ist ein gefährlicher Trugschluss. Wer er- folgreich mit einer Bildunterschrift kommunizieren will, muss wissen: Bildunterschriften brauchen Aufmerksamkeit. Denn sie sind die Eintrittskarte für den Leser in den Haupttext. Der Grund: Leser orientieren sich auf einer Seite erst einmal am Bild, dann an der Bildunterschrift. Ist diese Bildunterschrift schlampig gemacht, lieblos geschrieben oder unver- ständlich dargeboten, ist der Leser in vielen Fällen für den Rest des Textes verloren! Konkret heißt das: Wer der Bildunterschrift auf seiner Broschüren-, Zeitungs- oder Zeitschriftenseite nicht genügend Aufmerksamkeit schenkt, gerät in Gefahr, seinen Leser zu verlieren, bevor dieser sich überhaupt mit dem Haupttext beschäftigt hat. Hinzu kommen ein paar weitere Probleme. Meist ist der Platz, der für eine Bildunterschrift bereit steht, arg begrenzt: Was soll man in zwei Zeilen schon alles erzählen können? Hinzu kommt, dass gerade bei wissenschaftlichen Bildern die Informationen, die das Bild bietet, außerordentlich erklärungsbedürftig sind – deutlich komplexer zumin- dest als Bilder beispielsweise aus dem Lokalsportteil einer Zeitung, in der im Ernstfall ein Torschuss erläutert werden muss. Eine dritte Schwierigkeit ist oft die Quellenlage der nötigen Informationen. Viele Fotografen versäumen leider gerade bei schwierigen Zusammenhän- gen, das, was sie auf ihr Foto gebannt haben, auch richtig zu benen- nen. Deshalb findet sich der Texter einer Bildunterschrift eines wis- senschaftlichen Fotos oft in der misslichen Situation, dass er etwas texten soll, was er nicht hinreichend kennt. 2 HWK 1 03 08 12
  • 3. Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür? E 3.3 Foto, Grafik, Filme 2. Bitte so konkret wie möglich! Doch was heißt das eigentlich: eine gute Bildunterschrift zu machen? Schauen wir uns einmal ein Beispiel an, was man als Leser nur allzu oft in Zeitungen oder Zeitschriften findet. Abb. E 3.3-1 Beeindruckende Kulisse: Weit schweift der Blick über die einzigartige Landschaft hinein ins Bergland der Türkei1 Analysieren wir diese Bildunterschrift, so werden uns gleich mehrere Fehler klar, die der Autor hier gemacht hat: • Er schreibt uns als erstes vor, dass wir die Szenerie auf dem Bild für „beeindruckend“ und „einzigartig“ zu halten haben – eine ziemliche Arroganz dem Leser gegenüber, der das ja schließlich selbst entscheiden kann und sollte. • Das Wort „Kulisse“ entlarvt, dass sich der Texter wohl kaum mit den abgebildeten Felstürmen inhaltlich auseinander gesetzt haben kann; sonst würde er nicht ein abstrakteres Wort benutzen, sondern die abgebildeten Felstürme konkret ansprechen. 1 Foto: Neuss-Grevenbroicher Zeitung HWK 1 03 08 12 3
  • 4. Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür? E 3.3 Foto, Grafik, Filme Informationen zum Autor7: Prof. Dr. Christoph Fasel lehrt als Dekan und Prorektor an der SRH Hochschule in Calw Medien- und Kommunikationsmanagement. Als Journalist arbeitete er unter anderem bei BILD, der Abend- zeitung, dem Bayerischen Rundfunk und der Zeitschrift Eltern. Er war Reporter des STERN, Chef- redakteur von Reader’s Digest Deutschland und Österreich und Leiter der Henri Nannen Journalis- tenschule Gruner+Jahr/DIE ZEIT. Er ist Chefredakteur des Wissenschaftsmagazins „Faszination Forschung“ der TU München. 7 Der Autor dankt dem Bildarchiv der Neuss-Grevenbroicher Zeitung für die Bereitstellung des Bildmaterials. Alle Bildunterschriften sind lediglich Beispiele und stammen vom Autor. HWK 1 03 08 12 11