SlideShare a Scribd company logo
1 of 4
Download to read offline
E 12.1
Und morgen steht es in der Zeitung
Tipps für Interviews mit Printmedien




                                                                     Lilo Berg



Gut gemachte Interviews sind beim Leser beliebt, weil sie wohldosierte Informationen in
übersichtlicher Form bieten.

Beim Vorgespräch mit dem Journalisten stellen Sie die Weichen für ein gelungenes Interview.
Klären Sie dabei auch die Regeln, nach denen es verlaufen soll.
Meist lassen sich nur wenige Hauptaussagen vermitteln. Wenn Sie Ihre Botschaften mit
überzeugenden Zahlen belegen, mit Beispielen und treffenden Vergleichen illustrieren, werden sie
interessanter und eher gedruckt.
Nach dem Interview formt der Journalist einen Text aus dem Gesprächsprotokoll. Dabei wird
immer gekürzt und umformuliert. Reagieren Sie schnell und souverän, wenn Ihnen das Manuskript
zur Autorisierung vorgelegt wird.


Gliederung                                                                                Seite

1.      Interview: Ein Begriff, zwei Bedeutungen                                              2
2.      Vor dem Interview                                                                     3
2.1     Das Vorgespräch                                                                       3
2.2     Vorbereitung auf das Interview                                                        7
3.      Jetzt gilt das gesprochene Wort                                                       9
3.1     Ablauf des Interviews                                                                 9
3.2     Kontroverse Themen, vertrauliche Nachrichten                                         11
4.      Nach dem Interview                                                                   13
4.1     Die Autorisierung                                                                    13
4.2     Lob und Tadel                                                                        16




HWK 1 00 08 03                                                                                 1
E 12.1                                          Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür?

Interviews: Bestehen vor Schreibblock, Mikrofon und Kamera




                              1.     Interview: Ein Begriff, zwei
                                     Bedeutungen
                              Ein deutscher Physiker erhält den Nobelpreis – am nächsten Tag steht
                              ein großes Interview mit ihm in der Tageszeitung. Die
                              Stammzelldebatte wird immer verwirrender, da finden Sie in Ihrer
                              Wochenzeitung einen Überblicksartikel mit prägnanten Zitaten der
                              weltweit wichtigsten Experten. Ein Wirtschaftsforschungsinstitut muss
                              seine Konjunkturprognose verteidigen, nachdem ein Journalist in
                              einem Magazinbeitrag auf die Schwächen hingewiesen hatte – sehr
                              überzeugend und gestützt auf die Kritik namhafter Wissenschaftler.

Die Bitte um ein              In der Form mögen sich all diese Printmedientexte unterscheiden: Da
Interview                     gibt es das Wortlautinterview im Frage-Antwort-Muster, den nur
                              sparsam mit Zitaten gewürzten Text im Berichtsstil oder das Porträt
                              eines Forschers, in dem er selbst, aber auch Freunde und Kritiker
                              zitiert werden. Am Anfang stand jedoch immer die Bitte eines
                              Journalisten um ein Interview.


                              Sowohl Recherchemethode als auch Darstellungsform
                              In den Printmedien kann ein Interview sowohl ein Instrument der
                              Recherche als auch eine Darstellungsform sein. Anders ausgedrückt:
                              Was der Journalist nach dem Gespräch mit einem Wissenschaftler auf
                              dem Tonband hat, ist zunächst einmal nur ein formloses Interview, das
                              Protokoll eines Gesprächs, mehr nicht. Lesbar ist so ein Text in den
                              seltensten Fällen. Im Zuge der redaktionellen Bearbeitung können aus
                              dem Rechercheprotokoll ganz unterschiedliche Textsorten entstehen –
                              unter anderem das, was Laien normalerweise mit dem Begriff
                              verbinden: ein geformtes Interview mit einer Abfolge von Fragen und
                              Antworten. Journalisten sprechen in diesem Fall von einem
                              Wortlautinterview.
Wortlautinterview             Gut gemachte Wortlautinterviews sind bei vielen Lesern beliebt. Denn
                              sie bieten wohldosierte Informationen, unter denen man leicht wählen
                              kann, weil sie übersichtlich dargeboten werden. Wie die
                              Leserforschung zeigt, werden solche Interviews gern gelesen, wenn
                              mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt ist: Entweder ist der
                              Interviewpartner prominent, das Thema brisant oder aber die
                              vorgestellte Person hat Außerordentliches zu sagen. Sind diese
                              Voraussetzungen gegeben, halten die Leser auch bei langen Interviews
                              oft bis zur letzten Zeile durch. Es scheint sogar so zu sein, dass der
                              Leser im Online-Zeitalter in Zeitungen und Zeitschriften besonders
                              ausführliche Darstellungen sucht. Gute Voraussetzungen also für
                              Wissenschaftler, die etwas Spannendes zu sagen haben.




2                                                                                     HWK 1 00 08 03
Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür?                                                              E 12.1

                                                     Interviews: Bestehen vor Schreibblock, Mikrofon und Kamera




2.      Vor dem Interview
Auch wenn die Zeit noch so drängt: Vor dem Interview sollten einige                   So viel Zeit muss sein!
Fragen geklärt werden, damit es optimal verläuft und später keine
Komplikationen auftreten. Sie müssen wissen, mit wem Sie es zu tun
haben und um was es bei dem Gespräch gehen wird. Beim
Vorgespräch können Sie auch die Regeln aushandeln, nach denen das
Interview geführt werden soll.


2.1 Das Vorgespräch

Das Vorgespräch findet oft telefonisch statt. Wenn der Journalist
gleich eine Auskunft braucht, kann sich das Interview direkt an das
Vorgespräch anschließen. Sie können den Journalisten aber auch
bitten, in einer halben Stunde erneut anzurufen – das ist selbst unter
den strengen Produktionsbedingungen einer Tageszeitung zumutbar.
Eine kleine Unaufrichtigkeit wird Ihnen dabei niemand verdenken:
Schützen Sie also bei Bedarf eine dringende Besprechung vor, um ein
wenig Vorbereitungszeit zu gewinnen.


Was Sie vor dem Interview wissen sollten
Steht der Journalist nicht unter akutem Termindruck, dann verständigt
man sich beim Vorgespräch auf Ort, Termin und Dauer des
eigentlichen Interviews. In größeren Forschungseinrichtungen kann
die Pressestelle das Vorgespräch für Sie übernehmen und Sie
anschließend über das Ergebnis informieren.



Literaturhinweise

[1]   Christensen, Lars Lindberg: The Hands-on Guide for Science Communicators.
      New York. Springer Science+Business Media. 1. Auflage 2007
[2]   Falkenberg, Viola: Interviews meistern. Ein Ratgeber für Führungskräfte,
      Öffentlichkeitsarbeiter und Medien-Laien. Frankfurt am Main. FAZ-Institut. 1.
      Auflage 1999
[3]   Haller, Michael: Das Interview: ein Handbuch für Journalisten. Konstanz. UVK
      Medien. 3. Auflage 2001




HWK 1 00 08 03                                                                                               3
Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür?                                                      E 12.1

                                             Interviews: Bestehen vor Schreibblock, Mikrofon und Kamera




  Information zur Autorin:
  Lilo Berg leitet seit 1996 das Ressort Wissenschaft bei der „Berliner Zeitung“. Davor war sie
  Redakteurin bei der „Woche“ in Hamburg und bei der „Süddeutschen Zeitung“ in München. Seit
  vielen Jahren unterrichtet sie Wissenschaftsjournalismus, unter anderem an der Universität Leipzig.
  Lilo Berg ist Autorin des Buchs „Brustkrebs: Wissen gegen Angst“.




HWK 1 00 08 03                                                                                      17

More Related Content

Viewers also liked

At 30 isd veracruz
At 30 isd veracruzAt 30 isd veracruz
At 30 isd veracruzIngrid
 
Modul11 arbeitsauftrag4 future_company_v1.1
Modul11 arbeitsauftrag4 future_company_v1.1Modul11 arbeitsauftrag4 future_company_v1.1
Modul11 arbeitsauftrag4 future_company_v1.1Carsten Freundl
 
How to install Gitweb on Ubuntu
How to install Gitweb on UbuntuHow to install Gitweb on Ubuntu
How to install Gitweb on Ubuntuteena77
 
Strategiekonzept Vorarlberger Landesfechtverband 2011
Strategiekonzept Vorarlberger Landesfechtverband 2011Strategiekonzept Vorarlberger Landesfechtverband 2011
Strategiekonzept Vorarlberger Landesfechtverband 2011Roger Koplenig
 
Evaluation des Projektes TUDfolio - Kurzbericht
Evaluation des Projektes TUDfolio - KurzberichtEvaluation des Projektes TUDfolio - Kurzbericht
Evaluation des Projektes TUDfolio - KurzberichtAndrea Lißner
 
Dioxin-Skandal in den Social Media. Infopaq Kurzanalyse 28.01.2011
Dioxin-Skandal in den Social Media. Infopaq Kurzanalyse 28.01.2011Dioxin-Skandal in den Social Media. Infopaq Kurzanalyse 28.01.2011
Dioxin-Skandal in den Social Media. Infopaq Kurzanalyse 28.01.2011Infopaq Deutschland
 
Erfolgsfaktoren von Online-Kampagnen in Facebook und anderen Social Media Die...
Erfolgsfaktoren von Online-Kampagnen in Facebook und anderen Social Media Die...Erfolgsfaktoren von Online-Kampagnen in Facebook und anderen Social Media Die...
Erfolgsfaktoren von Online-Kampagnen in Facebook und anderen Social Media Die...Kirche 2.0
 
Verkündigung 2.0
Verkündigung 2.0Verkündigung 2.0
Verkündigung 2.0Kirche 2.0
 

Viewers also liked (15)

Implicon plus 4_2011
Implicon plus 4_2011Implicon plus 4_2011
Implicon plus 4_2011
 
Helpdesk
HelpdeskHelpdesk
Helpdesk
 
At 30 isd veracruz
At 30 isd veracruzAt 30 isd veracruz
At 30 isd veracruz
 
Gudrun Quandel: FuE-Marketing
Gudrun Quandel: FuE-MarketingGudrun Quandel: FuE-Marketing
Gudrun Quandel: FuE-Marketing
 
Modul11 arbeitsauftrag4 future_company_v1.1
Modul11 arbeitsauftrag4 future_company_v1.1Modul11 arbeitsauftrag4 future_company_v1.1
Modul11 arbeitsauftrag4 future_company_v1.1
 
How to install Gitweb on Ubuntu
How to install Gitweb on UbuntuHow to install Gitweb on Ubuntu
How to install Gitweb on Ubuntu
 
Nuestro arte
Nuestro arteNuestro arte
Nuestro arte
 
Strategiekonzept Vorarlberger Landesfechtverband 2011
Strategiekonzept Vorarlberger Landesfechtverband 2011Strategiekonzept Vorarlberger Landesfechtverband 2011
Strategiekonzept Vorarlberger Landesfechtverband 2011
 
Die gute fee
Die gute feeDie gute fee
Die gute fee
 
Evaluation des Projektes TUDfolio - Kurzbericht
Evaluation des Projektes TUDfolio - KurzberichtEvaluation des Projektes TUDfolio - Kurzbericht
Evaluation des Projektes TUDfolio - Kurzbericht
 
Dioxin-Skandal in den Social Media. Infopaq Kurzanalyse 28.01.2011
Dioxin-Skandal in den Social Media. Infopaq Kurzanalyse 28.01.2011Dioxin-Skandal in den Social Media. Infopaq Kurzanalyse 28.01.2011
Dioxin-Skandal in den Social Media. Infopaq Kurzanalyse 28.01.2011
 
iPad conhIT 2010
iPad conhIT 2010iPad conhIT 2010
iPad conhIT 2010
 
Erfolgsfaktoren von Online-Kampagnen in Facebook und anderen Social Media Die...
Erfolgsfaktoren von Online-Kampagnen in Facebook und anderen Social Media Die...Erfolgsfaktoren von Online-Kampagnen in Facebook und anderen Social Media Die...
Erfolgsfaktoren von Online-Kampagnen in Facebook und anderen Social Media Die...
 
Verkündigung 2.0
Verkündigung 2.0Verkündigung 2.0
Verkündigung 2.0
 
Standard
StandardStandard
Standard
 

More from Stefanie Kollenberg, Raabe Verlag

Nicole Bongard: Briefing von Agenturen und freien Mitarbeitern
Nicole Bongard: Briefing von Agenturen und freien MitarbeiternNicole Bongard: Briefing von Agenturen und freien Mitarbeitern
Nicole Bongard: Briefing von Agenturen und freien MitarbeiternStefanie Kollenberg, Raabe Verlag
 
Daniel Bayer: Die Zielgruppe wird zur Dialoggruppe, Facebook für die Kommuni...
Daniel Bayer: Die Zielgruppe wird zur Dialoggruppe,  Facebook für die Kommuni...Daniel Bayer: Die Zielgruppe wird zur Dialoggruppe,  Facebook für die Kommuni...
Daniel Bayer: Die Zielgruppe wird zur Dialoggruppe, Facebook für die Kommuni...Stefanie Kollenberg, Raabe Verlag
 
Bernt Armbruster, Utz Lederbogen: Imagestudien als Evaluierungsinstrument
Bernt Armbruster, Utz Lederbogen: Imagestudien als EvaluierungsinstrumentBernt Armbruster, Utz Lederbogen: Imagestudien als Evaluierungsinstrument
Bernt Armbruster, Utz Lederbogen: Imagestudien als EvaluierungsinstrumentStefanie Kollenberg, Raabe Verlag
 
Gunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student Recruitment, Teil 2
Gunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student Recruitment, Teil 2Gunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student Recruitment, Teil 2
Gunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student Recruitment, Teil 2Stefanie Kollenberg, Raabe Verlag
 
Markus Greitemann, Patrick Honecker: Kommunikation neuer Hochschulgebäude
Markus Greitemann, Patrick Honecker: Kommunikation neuer HochschulgebäudeMarkus Greitemann, Patrick Honecker: Kommunikation neuer Hochschulgebäude
Markus Greitemann, Patrick Honecker: Kommunikation neuer HochschulgebäudeStefanie Kollenberg, Raabe Verlag
 
Gunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student Recruitment
Gunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student RecruitmentGunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student Recruitment
Gunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student RecruitmentStefanie Kollenberg, Raabe Verlag
 
Iris Klaßen: Studierendenmarketing - Von der Strategie zur Maßnahme
Iris Klaßen: Studierendenmarketing - Von der Strategie zur MaßnahmeIris Klaßen: Studierendenmarketing - Von der Strategie zur Maßnahme
Iris Klaßen: Studierendenmarketing - Von der Strategie zur MaßnahmeStefanie Kollenberg, Raabe Verlag
 

More from Stefanie Kollenberg, Raabe Verlag (20)

Christina Beck: Wissenschaftskommunikation im Internet
Christina Beck: Wissenschaftskommunikation im InternetChristina Beck: Wissenschaftskommunikation im Internet
Christina Beck: Wissenschaftskommunikation im Internet
 
Nicole Bongard: Briefing von Agenturen und freien Mitarbeitern
Nicole Bongard: Briefing von Agenturen und freien MitarbeiternNicole Bongard: Briefing von Agenturen und freien Mitarbeitern
Nicole Bongard: Briefing von Agenturen und freien Mitarbeitern
 
Fuada Stankovic: Konfliktbewältigung
Fuada Stankovic: KonfliktbewältigungFuada Stankovic: Konfliktbewältigung
Fuada Stankovic: Konfliktbewältigung
 
Daniel Bayer: Die Zielgruppe wird zur Dialoggruppe, Facebook für die Kommuni...
Daniel Bayer: Die Zielgruppe wird zur Dialoggruppe,  Facebook für die Kommuni...Daniel Bayer: Die Zielgruppe wird zur Dialoggruppe,  Facebook für die Kommuni...
Daniel Bayer: Die Zielgruppe wird zur Dialoggruppe, Facebook für die Kommuni...
 
Bernt Armbruster, Utz Lederbogen: Imagestudien als Evaluierungsinstrument
Bernt Armbruster, Utz Lederbogen: Imagestudien als EvaluierungsinstrumentBernt Armbruster, Utz Lederbogen: Imagestudien als Evaluierungsinstrument
Bernt Armbruster, Utz Lederbogen: Imagestudien als Evaluierungsinstrument
 
Eva Kalbheim: Tabuthemen aufbrechen
Eva Kalbheim: Tabuthemen aufbrechenEva Kalbheim: Tabuthemen aufbrechen
Eva Kalbheim: Tabuthemen aufbrechen
 
Gunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student Recruitment, Teil 2
Gunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student Recruitment, Teil 2Gunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student Recruitment, Teil 2
Gunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student Recruitment, Teil 2
 
Markus Greitemann, Patrick Honecker: Kommunikation neuer Hochschulgebäude
Markus Greitemann, Patrick Honecker: Kommunikation neuer HochschulgebäudeMarkus Greitemann, Patrick Honecker: Kommunikation neuer Hochschulgebäude
Markus Greitemann, Patrick Honecker: Kommunikation neuer Hochschulgebäude
 
Franz Miller: Pressesprecher als Beruf
Franz Miller: Pressesprecher als BerufFranz Miller: Pressesprecher als Beruf
Franz Miller: Pressesprecher als Beruf
 
Gunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student Recruitment
Gunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student RecruitmentGunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student Recruitment
Gunvald Herdin, Ulrich Künzel: Online-Marketing im Student Recruitment
 
Ulrike Reimann: Lobbying für die Wissenschaft
Ulrike Reimann: Lobbying für die WissenschaftUlrike Reimann: Lobbying für die Wissenschaft
Ulrike Reimann: Lobbying für die Wissenschaft
 
Elke Theobald: Mit Suchmaschinenmarketing auf Toppositionen
Elke Theobald: Mit Suchmaschinenmarketing auf ToppositionenElke Theobald: Mit Suchmaschinenmarketing auf Toppositionen
Elke Theobald: Mit Suchmaschinenmarketing auf Toppositionen
 
Andreas Archut: Tradition als Botschaft
Andreas Archut: Tradition als BotschaftAndreas Archut: Tradition als Botschaft
Andreas Archut: Tradition als Botschaft
 
Iris Klaßen: Studierendenmarketing - Von der Strategie zur Maßnahme
Iris Klaßen: Studierendenmarketing - Von der Strategie zur MaßnahmeIris Klaßen: Studierendenmarketing - Von der Strategie zur Maßnahme
Iris Klaßen: Studierendenmarketing - Von der Strategie zur Maßnahme
 
Ferdinand Knauß: Wie Wissenschaft in die Zeitung kommt
Ferdinand Knauß: Wie Wissenschaft in die Zeitung kommtFerdinand Knauß: Wie Wissenschaft in die Zeitung kommt
Ferdinand Knauß: Wie Wissenschaft in die Zeitung kommt
 
Florian Hugger: Corporate Design in Lehre und Forschung
Florian Hugger: Corporate Design in Lehre und ForschungFlorian Hugger: Corporate Design in Lehre und Forschung
Florian Hugger: Corporate Design in Lehre und Forschung
 
Achim Fischer: Mit System zur Strategie
Achim Fischer: Mit System zur StrategieAchim Fischer: Mit System zur Strategie
Achim Fischer: Mit System zur Strategie
 
Helmut Schubert: Aus Ideen Geld machen
Helmut Schubert: Aus Ideen Geld machenHelmut Schubert: Aus Ideen Geld machen
Helmut Schubert: Aus Ideen Geld machen
 
Achim Fischer: In zehn Schritten zum Maßnahmenplan
Achim Fischer: In zehn Schritten zum MaßnahmenplanAchim Fischer: In zehn Schritten zum Maßnahmenplan
Achim Fischer: In zehn Schritten zum Maßnahmenplan
 
Utz Lederbogen: Die Website als Visitenkarte
Utz Lederbogen: Die Website als VisitenkarteUtz Lederbogen: Die Website als Visitenkarte
Utz Lederbogen: Die Website als Visitenkarte
 

Lilo Berg: Tipps für Interviews mit Printmedien

  • 1. E 12.1 Und morgen steht es in der Zeitung Tipps für Interviews mit Printmedien Lilo Berg Gut gemachte Interviews sind beim Leser beliebt, weil sie wohldosierte Informationen in übersichtlicher Form bieten. Beim Vorgespräch mit dem Journalisten stellen Sie die Weichen für ein gelungenes Interview. Klären Sie dabei auch die Regeln, nach denen es verlaufen soll. Meist lassen sich nur wenige Hauptaussagen vermitteln. Wenn Sie Ihre Botschaften mit überzeugenden Zahlen belegen, mit Beispielen und treffenden Vergleichen illustrieren, werden sie interessanter und eher gedruckt. Nach dem Interview formt der Journalist einen Text aus dem Gesprächsprotokoll. Dabei wird immer gekürzt und umformuliert. Reagieren Sie schnell und souverän, wenn Ihnen das Manuskript zur Autorisierung vorgelegt wird. Gliederung Seite 1. Interview: Ein Begriff, zwei Bedeutungen 2 2. Vor dem Interview 3 2.1 Das Vorgespräch 3 2.2 Vorbereitung auf das Interview 7 3. Jetzt gilt das gesprochene Wort 9 3.1 Ablauf des Interviews 9 3.2 Kontroverse Themen, vertrauliche Nachrichten 11 4. Nach dem Interview 13 4.1 Die Autorisierung 13 4.2 Lob und Tadel 16 HWK 1 00 08 03 1
  • 2. E 12.1 Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür? Interviews: Bestehen vor Schreibblock, Mikrofon und Kamera 1. Interview: Ein Begriff, zwei Bedeutungen Ein deutscher Physiker erhält den Nobelpreis – am nächsten Tag steht ein großes Interview mit ihm in der Tageszeitung. Die Stammzelldebatte wird immer verwirrender, da finden Sie in Ihrer Wochenzeitung einen Überblicksartikel mit prägnanten Zitaten der weltweit wichtigsten Experten. Ein Wirtschaftsforschungsinstitut muss seine Konjunkturprognose verteidigen, nachdem ein Journalist in einem Magazinbeitrag auf die Schwächen hingewiesen hatte – sehr überzeugend und gestützt auf die Kritik namhafter Wissenschaftler. Die Bitte um ein In der Form mögen sich all diese Printmedientexte unterscheiden: Da Interview gibt es das Wortlautinterview im Frage-Antwort-Muster, den nur sparsam mit Zitaten gewürzten Text im Berichtsstil oder das Porträt eines Forschers, in dem er selbst, aber auch Freunde und Kritiker zitiert werden. Am Anfang stand jedoch immer die Bitte eines Journalisten um ein Interview. Sowohl Recherchemethode als auch Darstellungsform In den Printmedien kann ein Interview sowohl ein Instrument der Recherche als auch eine Darstellungsform sein. Anders ausgedrückt: Was der Journalist nach dem Gespräch mit einem Wissenschaftler auf dem Tonband hat, ist zunächst einmal nur ein formloses Interview, das Protokoll eines Gesprächs, mehr nicht. Lesbar ist so ein Text in den seltensten Fällen. Im Zuge der redaktionellen Bearbeitung können aus dem Rechercheprotokoll ganz unterschiedliche Textsorten entstehen – unter anderem das, was Laien normalerweise mit dem Begriff verbinden: ein geformtes Interview mit einer Abfolge von Fragen und Antworten. Journalisten sprechen in diesem Fall von einem Wortlautinterview. Wortlautinterview Gut gemachte Wortlautinterviews sind bei vielen Lesern beliebt. Denn sie bieten wohldosierte Informationen, unter denen man leicht wählen kann, weil sie übersichtlich dargeboten werden. Wie die Leserforschung zeigt, werden solche Interviews gern gelesen, wenn mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt ist: Entweder ist der Interviewpartner prominent, das Thema brisant oder aber die vorgestellte Person hat Außerordentliches zu sagen. Sind diese Voraussetzungen gegeben, halten die Leser auch bei langen Interviews oft bis zur letzten Zeile durch. Es scheint sogar so zu sein, dass der Leser im Online-Zeitalter in Zeitungen und Zeitschriften besonders ausführliche Darstellungen sucht. Gute Voraussetzungen also für Wissenschaftler, die etwas Spannendes zu sagen haben. 2 HWK 1 00 08 03
  • 3. Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür? E 12.1 Interviews: Bestehen vor Schreibblock, Mikrofon und Kamera 2. Vor dem Interview Auch wenn die Zeit noch so drängt: Vor dem Interview sollten einige So viel Zeit muss sein! Fragen geklärt werden, damit es optimal verläuft und später keine Komplikationen auftreten. Sie müssen wissen, mit wem Sie es zu tun haben und um was es bei dem Gespräch gehen wird. Beim Vorgespräch können Sie auch die Regeln aushandeln, nach denen das Interview geführt werden soll. 2.1 Das Vorgespräch Das Vorgespräch findet oft telefonisch statt. Wenn der Journalist gleich eine Auskunft braucht, kann sich das Interview direkt an das Vorgespräch anschließen. Sie können den Journalisten aber auch bitten, in einer halben Stunde erneut anzurufen – das ist selbst unter den strengen Produktionsbedingungen einer Tageszeitung zumutbar. Eine kleine Unaufrichtigkeit wird Ihnen dabei niemand verdenken: Schützen Sie also bei Bedarf eine dringende Besprechung vor, um ein wenig Vorbereitungszeit zu gewinnen. Was Sie vor dem Interview wissen sollten Steht der Journalist nicht unter akutem Termindruck, dann verständigt man sich beim Vorgespräch auf Ort, Termin und Dauer des eigentlichen Interviews. In größeren Forschungseinrichtungen kann die Pressestelle das Vorgespräch für Sie übernehmen und Sie anschließend über das Ergebnis informieren. Literaturhinweise [1] Christensen, Lars Lindberg: The Hands-on Guide for Science Communicators. New York. Springer Science+Business Media. 1. Auflage 2007 [2] Falkenberg, Viola: Interviews meistern. Ein Ratgeber für Führungskräfte, Öffentlichkeitsarbeiter und Medien-Laien. Frankfurt am Main. FAZ-Institut. 1. Auflage 1999 [3] Haller, Michael: Das Interview: ein Handbuch für Journalisten. Konstanz. UVK Medien. 3. Auflage 2001 HWK 1 00 08 03 3
  • 4. Werkzeugkasten: Welche Instrumente wofür? E 12.1 Interviews: Bestehen vor Schreibblock, Mikrofon und Kamera Information zur Autorin: Lilo Berg leitet seit 1996 das Ressort Wissenschaft bei der „Berliner Zeitung“. Davor war sie Redakteurin bei der „Woche“ in Hamburg und bei der „Süddeutschen Zeitung“ in München. Seit vielen Jahren unterrichtet sie Wissenschaftsjournalismus, unter anderem an der Universität Leipzig. Lilo Berg ist Autorin des Buchs „Brustkrebs: Wissen gegen Angst“. HWK 1 00 08 03 17