Beispielseiten zu folgenden Themen:
Schreiben eigener Texte im Tagebuch von Anfang an
Schreiben mit und ohne Vorgabe, Schreiben zu Literatur
Nachdenken über eigene Texte (Autorenrunden)
aus: Leßmann, Beate: Individuelle Lernwege im Schreiben und Rechtschreiben, Band I: Klasse 1 und 2, Dieck-Verlag (www.dieck-buch.de)
Angewandte Kognitions- und Medienwissenschaft an der Universität Duisburg_Essen
Beate Leßmann: Individuelle Lernwege im Schreiben und Rechtschreiben - Leseprobe: Schreiben im Anfangsunterricht
1. 20
Meine Eltern sind die Besten auf der Welt.
Ich liebe euch.
Ich war bei Papa in Hamburg.
II. Unterricht im 1. Schuljahr: Grundlagen schaffen
1. Individuelles Schreiben – von Anfang an!
Jedes Kind soll in seiner Persönlichkeit gewürdigt, gefordert und
gefördert werden. Diese Maßgabe ist der Schlüssel für sinnvolles
Lernen, mit dem sich auch die Türen im Haus des Schreiben- und
des Rechtschreiblernens öffnen.
Dies geschieht, wenn Kinder durch das freie Verfassen von eigenen
Texten die Möglichkeit erhalten, ihre eigeneWelt mit in die Schule zu
bringen. Die Kinder haben von Anfang an die Möglichkeit, eigene
Ideen, Entdeckungen und Erfahrungen positiver wie negativer Art in
den Schulalltag einzubringen, auch wenn dies im schriftsprachlichen
Bereich zunächst noch bruchstückhaft geschehen wird. Durch das
Lob der Lehrerin, die sich über jeden Buchstaben und jede kleine
Wortbotschaft freut, wird die Arbeit des Kindes genauso wie die Per-son
des Kindes gewürdigt. Eine solche Erfahrung motiviert natürlich
zum Schreiben – ein Grundanliegen des 1. Schuljahres.
Doch die Kinder werden nicht nur ermutigt, weiterhin zu schreiben,
sie werden auch ermutigt, weiterhin Persönliches zu äußern und
sich mit Kopf und Herz einzubringen. Indem der Schulalltag sie
immer wieder dazu herausfordert, werden sie langfristig gesehen in
ihrer Persönlichkeit gestärkt. Die Schaffung von Selbstvertrauen
und Persönlichkeitsstärkung wird hier als eines der wichtigsten
Ziele der Arbeit in der Grundschule angesehen und bildet eine Vor-aussetzung,
um dem herrschenden Leistungsdruck und anderen
gesellschaftlichen Anforderungen standhalten zu können.
Rechtschreiblernen in dem hier beschriebenen Kontext basiert auf
veränderten Voraussetzungen:
DieWertschätzung der individuellen Persönlichkeit bildet die Grund-lage
des Rechtschreiberwerbs.
Sie bildet den Ausgangspunkt für den sich kontinuierlich aufbauen-den
Grundwortschatz des einzelnen Kindes. Es werden die Wörter
der Kinder aufgegriffen, mit denen sie ihre eigenen Eindrücke und
Erfahrungen zum Ausdruck bringen. Die für die Kinder bedeu-tungsvollen
Wörter bilden das Übungsmaterial für den Recht-schreiberwerb.
DieWertschätzung der individuellen Persönlichkeit ist auch Basis für
das gezielte Training an einzelnen Übungsschwerpunkten – etwa die
Arbeit an grundlegenden Fähigkeiten, die für das Erlernen der Recht-schreibung
erforderlich sind. So geschieht die Auswahl der entspre-chenden
Übungen nach der Durchsicht und Analyse eines verfassten
Kindertextes und unter Berücksichtigung der individuellen Schreib-und
Rechtschreibentwicklung (s.u.) des einzelnen Kindes.
Für die Unterrichtspraxis im 1. Schuljahr heißt das:
Die Kinder sollten von Anfang an regelmäßig genügend Zeit haben,
eigene Wörter und erste Geschichten – kleine Sätze – zu verfassen.
2. Sie werden dann bei ausreichendem Freiraum sich mit ihrer eigenen
Persönlichkeit einbringen und dieWörter verschriftlichen, die ihnen
wichtig sind.
Mit diesen ersten Wortfetzen, „Wortskeletten“ (vgl. Scheerer-Neu-mann)
oder „Wortruinen“ (vgl. Spitta) liefern sie selbst den Anfang
ihres eigenen Grundwortschatzes, der im Laufe der Grundschulzeit zu
einem umfangreichen, persönlichenWortschatz heranwachsen wird.
Dass ein solcher Wortschatz als Übungsmaterial die Kinder wesent-lich
besser zum regelmäßigen Üben motivieren kann als ein vorge-gebener,
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fremdbestimmter Wortschatz, ist naheliegend.
Wie man dies im Einzelnen ermöglichen kann, soll im Folgenden
beschrieben werden.
1.1 Regelmäßiges Verfassen eigener Texte – mit Tagebuch und
Buchstabentor
Wichtigste Grundlage meiner Planung schon im Vorfeld des
1. Schuljahres war der Abschied von der Fibel. Eine Fibel konnte für
meine o.g. Absichten kein sinnvoller Baustein sein.
Anstelle vorgegebener Inhalte sollten die Wörter und Geschichten
der Kinder meiner Klasse maßgeblich sein – zum Schreiben, aber
auch zum Lesenlernen, soweit wie möglich. Und für das Schaffen
von entsprechenden Schreibsituationen war eine Fibel auch nicht
nötig. Das Leben in der Schule und mit der Klasse bot neben dem
außerschulischen Erleben genug Anlässe zum Schreiben.
Auch eine Kombination aus Fibel und anderen Materialien, die mehr
Freiraum ermöglichten, überzeugte mich nicht. Beide Möglichkei-ten
zusammen würden soviel Zeit und Energie kosten, dass dabei
weder der eine noch der andere Weg zufriedenstellend beschritten
werden würde.
Also entschied ich mich, jedem Kind lediglich ein Schreibbuch mit li-nierten
Seiten und eine geeignete Anlauttabelle zur Verfügung zu stel-len.
Das noch leere Buch wurde bei uns von Anfang an „Tagebuch“
genannt, da es zu jeder Zeit benutzt werden durfte – egal ob zu
Hause, in der Schule oder im Urlaub. Es war durch seinen festen Ein-band
sehr stabil und hatte etwa 70 Seiten, die für die meisten Kinder
über das 1. Schuljahr hinaus reichten. Natürlich beeindruckte dieses
dicke Buch die Erstklässler. Die
Vorstellung, dass sie selbst schon
bald ihre Worte und Geschichten
hineinschreiben durften, motivierte
sie sehr. Ebenso die Erwartung,
dass sie über das Schreiben von
Wörtern und Geschichten das
Lesen lernen würden.
Die gewählte Anlauttabelle hieß von Beginn an „Buchstabentor“, da die
verschiedenen Phoneme und Grapheme in Form eines Tores angeordnet
sind (Anlauttabelle nach Jürgen Reichen10).
Halligalli
Statt Fibel:
Mimi am .
Momo am .
Tagebuch!!!
10 Reichen, J., Hannah hat Kino im Kopf. Die Reichen-Methode LESEN DURCH SCHREIBEN und ihre Hin-tergründe
für LehrerInnen, Studierende und Eltern, Hamburg 20064.
Informationen zu Konzept und Material bei: Verlag Heinevetter (www.heinevetter-verlag.de).
In dem hier beschriebenen Unterricht wurde mit der vorigen Ausführung der Anlauttabelle von
Jürgen Reichen gearbeitet.
3. 1.3 Schreiben – mit und ohne Vorgabe
a) Schreiben – ohne thematische Vorgabe
Wenn wir Kindern regelmäßig den Freiraum für das Schreiben ei-gener
Ich habe ein neues Zimmer.
36
Texte geben, können wir uns von der Vorstellung befreien, wir
müssten ihnen Schreibanlässe anbieten. Die Kinder stellen sich –
wie auf einen regelmäßig stattfinden Erzählkreis – auch auf das re-gelmäßig
stattfindende Schreiben ein und wissen oft schon vorher,
worüber sie etwas schreiben möchten. Je mehr Freiraum wir ihnen
geben, desto individueller sind die Ausprägungen ihrer eigenen
Texte. Dann entstehen „wahre
Tagebücher“.
b) Schreibanlässe – Anregungen und Beispiele
Schreibanlässe ergänzen das „freie“ – thematisch nicht gebundene
– Schreiben. Anlässe ergeben sich unmittelbar aus dem Klassen-oder
Schulleben: Situationen auf dem Schulhof, Besuch in der
Klasse, gemeinsames Essen, Kochen, Backen, Klassenfeste, Aus-flüge,
Feiern, aber auch jahreszeitlich bedingte Aktionen, Beob-achtungen
in der Natur...
Viele Schreibanlässe ergeben sich aus den Themen des Unterrichts,
so v.a. Fragen und Themen des Sachunterrichtes oder des Religi-onsunterrichtes.
Integratives Arbeiten wird hier zur Selbstverständ-lichkeit.
Es müssen grundsätzlich keine künstlichen Sprachverwen-dungssituationen
geschaffen werden, obgleich manch eine bewusst
geplante Unterrichtsreihe zur Schaffung von Schreibimpulsen, etwa
mithilfe von Kunst, Musik, Stillephasen, Traumreisen... besondere
Höhepunkte für den Einzelnen und die Klassengemeinschaft bilden
können29. Doch Höhepunkte sind Ausnahmen und eben nicht die
Regel. Das Leben in der Schule an sich bietet vielfältige Möglichkei-ten,
Sprache zu entdecken und sinnvoll zu verwenden.
Darüber hinaus kann der Einsatz von Bildern, Bilderbüchern, Foto-sammlungen,
ein Briefkasten im Zimmer usw. zusätzlich zum
Schreiben anregen (s. I., 1.3 Schreibwelten schaffen und Schreib-kultur
fördern).
Das Schreiben im Tagebuch ist unersetzlich. Es steht im Mittelpunkt
des Schreiblernprozesses. Zusätzlich kann ein Computer das
Schreibangebot bereichern. Verschiedene Verlage bieten diverse
Programme speziell für Schreibanfänger an.
Schreiben mit dem Computer
lag Lichtenau 2002.
29 Leßmann, B./Gaschk, A., Unterwegs im Zauberland der Sprache, der Farben und Formen, Heins-
Ich war im Internet auf
www.wasguckstdu.de
Ich war bei Philipp. Wir haben gespielt und
dann sind Jugendliche ins Nachbarhaus
reingekommen und haben eine Party gefei-ert.
Die Polizei ist gekommen.
Ich habe etwas herausgefunden, nämlich
dass Eileen in Mirko Ich war krank. aus der 1a verliebt ist.
4. Weitere Anregungen finden sich u.a. in folgenden Büchern/Materialien30:
37
Erstellung eines ICH-Plakates
– den eigenen Namen schreiben oder
drucken
– Namen von Familienmitgliedern schrei-ben
– Lieblingsspielzeug,
-essen u.a.
– erste kleine Geschichten
Gustav
Man sieht ihn da.
Man sieht ihn hier.
Er verschwindet, wenn man guckt.
Wenn man nicht guckt,
taucht er auf.
Aber wenn man hingucken (will),
sieht man ihn doch,
weil er läuft.
Beschriftung des Klassenraumes
– Bezeichnungen für verschiedene Möbel
oder Gegenstände aus dem Klassenraum
aufschreiben und an die entsprechenden
Stellen kleben
Sofa Tafel
Fenster
Briefe schreiben
– z.B. Brief des Klassentieres beantworten
– Briefe an Lehrerin und Mitschüler/innen
schreiben und beantworten
Beschriftung zu Tierfotos
– Postkarten, Bilder, Fotos aus Zeit-schriften...
in einer Kiste gesammelt
Pony
Ein Dinosaurier
frisst Gras.
Feste, jahreskreisbedingte Themen
– z.B. St. Martin, Nikolaus, Weihnachts-wünsche,
Ramadan/Zuckerfest
Weihnachten kommt das Christkind
Islam: Koran, Zuckerfest
Ereignisse des Klassenlebens
– z.B. Ausflüge Schatzsuche“
– Fotos von klassen- oder schulinternen Veran-staltungen
Schatzsuche
Schulfest (Ich habe in den Elefantenpo ge-schossen)
Schreiben zu Sachthemen
– z.B. Thema Zähne
– z.B. Thema Gesunde Ernährung
– z.B. Thema Sauberkeit/Putzen
Beschriftung von Lieblingsgegenstän-den
aus einer Fühlkiste
– Fell, Murmel...
Schreiben zu Versuchen – Forschen
– z.B. Vermutungen in Mathe
Ich vermute, dass man mit 3
mehr machen kann als mit 5.
3x täglich Zähne putzen.
Nicht so viele Bonbons.
Fitmacher und Schlappmacher
vorher / nachher
Beispiele zu Schreibanlässen aus dem 1. Schuljahr:
30Brinkmann, Erika; Brügelmann, Hans, IDEEN-KISTE 1 (Schrift-Sprache), Ein Fundus
für LehrerInnen, der Unterricht öffnen hilft, vpm (verlag für pädagogische medien) Ham-burg
1993, erweiterte Fassung 20006.
Dehn, Mechthild, Schlüsselszenen zum Schrifterwerb, Weinheim/Basel 1994.
Spitta, Gudrun, Kinder schreiben eigene Texte: Klasse 1 und 2, Frankfurt am Main 1988.
5. Troja Knuffelkuh
38
Beobachtungen
c) Schreiben – im Kontext von Literatur
Literatur – Bilderbücher, Kinderbücher, auch in Form von Hörkasset-ten
bzw. -CDs und Filmen können das eigene Schreiben beflügeln.
Bilderbücher werden vielerorts vorgelesen, um einen Schreibimpuls
zu initiieren, wie das o.g. Beispiel von der kleinen Raupe Nimmer-satt
auch nahelegen könnte.
Achtung: Literatur sollte auf keinen Fall nur unter dem Gesichtspunkt
des Schreibens Einzug in die Grundschule halten. Die Literatur hat ihren
eigenen Wert, der im Mittelpunkt steht. Auf keinen Fall sollte jeder Be-gegnung
mit Literatur eine Schreibaufgabe folgen – oder vorangehen.
Dennoch darf die Kraft, die durch den Umgang mit Literatur ent-steht,
gerne ihren Ausdruck im Schreiben finden.
So greifen Kinder in ihren freien Schreibzeiten oft auf Literatur zu-rück,
der sie in der Schule, zu Hause, im Kindergarten oder an an-deren
Orten begegnet sind – ohne dass ein Anlass dazu besteht.
Dies kann auf ganz unterschiedlichen Ebenen passieren:
– Kinder finden Bücher, Cassetten, Filme, auch Lieder und Gedichte
so faszinierend, dass sie diese in ihr Tagebuch abschreiben,
nacherzählen oder einzelne Stichworte nennen.
– Kinder beschäftigen sich mit Protagonisten, mit einzelnen Situatio-nen,
schreiben eine Geschichte weiter oder tun ihre Meinung kund.
Die Sache mit dem
Pferd in Troja
Was für ein he-roisches
Durchein-ander!
Möchte ja
schon gerne wissen,
warum die Trojaner
nicht darauf gekom-men
sind, dass das
Pferd voller Grie-chen
war.
Knuffelkuh
Das ist Grego-rius,
der Maul-wurf.
Er kriecht
durch seinen
langen, dunklen
Maulwurfsgang.
Am liebsten isst
er Würmer. Aber
er hat nieman-den,
mit dem er
sie teilen kann.
Felix Robinson Crusoe Winnetou
Winnetou
Der Häuptling der Apachen.
Irgendwo auf diesem
schönen Planeten wohnt
ein ganz besonders netter
Mensch. Das ist niemand
anderes als du. Und weil
ich gehört habe, dass du
Überraschungen genauso
gerne magst wie ich.
Aus einem Felix-Buch
6. – Kinder übernehmen in ihren eigenen Texten Muster aus der Lite-ratur,
beispielsweise die Märchenformel „Es war einmal“, Perso-nen
oder Tiere aus Büchern, aber auch ganze Text- oder Buch-strukturen.
Pippi Langstrumpf Marienkäfer
Pippi Langstrumpf
Pippi Langstrumpf
hat sich mal gesucht
und hat sich ein Flie-gefahrrad
– Kinder lernen aus Sachliteratur und schreiben ihr Wissen auf.
Die Begegnung mit Literatur formt Muster in den Köpfen und Herzen der
Kinder, die wieder anderen Mustern begegnen und sich so in einem krea-tiven
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Prozess zu neuen, ganz eigenen Texten verbinden.
Niemals sollten wir einen Text abwerten mit Bemerkungen wie „Die Idee
ist ja gar nicht von dir!“ Im Gegenteil: Wenn Kinder solche Texte vorstel-len,
fragen wir auch hier mit den Kindern der Klasse gemeinsam nach
dem Guten eines jeden Textes: „Toll, er hat von dem Film erzählt“, „Sie hat
es so ähnlich geschrieben wie in der Geschichte, die du uns erzählt hast!“,
„Er hat etwas aus dem Buch übernommen, das er sich ausgeliehen hat –
das muss ich auch mal lesen!“ usw. Solch ein wertschätzender Umgang
mit literaturgespeisten Texten ermutigt auch die anderen, zu lesen und
durch Literatur entstandene Eindrücke aufzuschreiben.
Die Auseinandersetzung mit Literatur ist ein eigenes großes Thema,
das alle Bereiche des Deutschunterrichtes sowie fachübergreifen-des
Arbeiten betrifft.
Hier liegt der Fokus auf der Auseinandersetzung mit Literatur durch
Schreiben. Neben der wirklich freien, authentischen schriftsprach-lichen
Auseinandersetzung, wie sie beobachtbar ist und hier be-schrieben
und illustriert wurde (alle oben abgebildeten Textbeispiele
sind in freien Schreibphasen – also ganz ohne weiteren Impuls –
entstanden), sollen nun noch einige ausgewählte Zugänge zur Aus-einandersetzung
mit Literatur für den Unterricht angeführt werden,
bei denen das Schreiben der Textrezeption dient (und nicht umge-kehrt
das Lesen dem Schreiben dient).
gebaut.
Pippi Langstrumpf
brauchte ein Fahrrad
und eine Hupe und
einen Hebel und Holz.
Geschrieben von
Sophie.
Ein Marienkäfer
im Garten
Es war einmal ein
Marienkäfer. Er war
ganz süß.
Er setzte sich auf
meine Fensterbank.
Er hatte sieben
Pünktlein. Er war
einfach süß.
Eiszeit Wal
Wollmammut
Während der Eiszeit in
Europa und Asien ver-breitet.
Körperhöhe
bis zu 3,50 m Länge
bis 7 m.
Vor ca 10.000 Jahren
ausgestorben.
Über einen Wal
Der Wal
schwimmt im
Wasser.
Er springt hoch.
Er macht auch
seine Schwanz-flosse
in die Luft.
Anregungen
7. 40
– Kinder wählen aus einem klei-nen
Angebot von Bildern (zu
zentralen Textstellen) ein Bild
aus, zu dem sie die Kernaus-sage
wir sind quitt
oder rötte häschen?
Texte im 1. Schuljahr:
Erlebtes,
ausgedachte Geschichten,
Briefe, Beobachtungen,
Beschreibungen,
Fragen, Sachtexte,
Witze, Gedichte,
Lieder, Träume,
Krimis...
aufschreiben
– Eine Geschichte zu einem
Thema oder zur Überschrift
assoziieren/träumen – vor der
Textbegegnung
– Leseschein zu einem
gelesenen Buch ausfüllen
Die vorgestellten Methoden verstehen sich – wie alle in diesem
Buch empfohlenen Bausteine – als ergiebige, langfristig angelegte
Methoden, auf die der Einzelne eigenständig zurückgreifen kann,
etwa in seiner Tagebucharbeit, auf die ich aber auch in meinem Un-terricht
immer wieder zurückgreifen kann und sollte. Ein über-schaubarer
Fundus an methodischen Bausteinen, die immer wie-der
angewendet, modifiziert und weiterentwickelt werden, ist we-sentlich
effektiver als der Durchmarsch durch ständig neue metho-dische
Arrangements.
Für die Beschäftigung mit Lektüre und die Dokumentation des eige-nen
Leseprozesses tritt neben das Tagebuch das Lesejournal, in dem
das Kind u.a. festhält, was es gelesen hat (s. 2. Schuljahr: III. 2.4.).
1.4 Textvielfalt im 1. Schuljahr – Grundlage für die gesamte
Schreibentwicklung
Die Betrachtung der im 1. Schuljahr ohne Schreibanlass entstan-denen
Texte überrascht und erfreut: Die Kinder schreiben nicht nur
individuell bedeutsame Erlebnisse und einfallsreiche Geschichten,
sondern ebenso Beobachtungen, Beschriftungen, Sachtexte, Fra-gen,
Gedichte, Lieder, Briefe, Witze... Sie lassen sich inspirieren
von Literatur. Sie erfinden eigene „Textformen“, die in keiner Text-sortensammlung
für die Grundschule zu finden sind.
Didaktiker, die behaupten, Kinder im 1. Schuljahr würden überwie-gend
Botschaften in Briefform und erlebte Geschichten – allenfalls
ausgedachte Geschichten – verfassen, irren sich. Ärgerlich ist das
v.a. dann, wenn aufgrund solcher Theorien den Kindern schon gar
nichts anderes mehr zugetraut wird. Es besteht dann die Gefahr,
dass die Kinder durch den schulischen Unterricht eine Einengung
erfahren (ausgelöst auch durch die ausschließliche Verwendung
des Begriffes „Geschichten“ – die bewusste Verwendung des Be-
– Titel schreiben und
ergänzen (Bild, Text)
Der fliegende Koffer
Ich war im Urwald. Ich war in meinem
Koffer und bin geflogen.
Das Ich-bin-Ich - Maxi.
Ich habe ein Lesebuch ge-kriegt.
Das Buch heißt „Ni-ckel
ist der Beste“. Und eine
Hängematte und einen Felix-
Stempel und ein Pferdebild.
8. griffs „Texte“ ist nötig), die vermutlich in der „Aufsatzerziehung“ gip-felt,
wenn das Kind nur noch für den Lehrer oder für die Note
schreibt und die vorgegebenen Muster zu erfüllen sucht.
Ludwig Otto beschreibt diese Gefahr im Zusammenhang mit einer in
England durchgeführten Studie folgendermaßen: „In der Schule wird
die anfängliche Vielfalt der Schreibfunktionen von Klassenstufe zu
Klassenstufe zunehmend reduziert, bis schließlich der Schüler –
etwas schematisch dargestellt – für den Lehrer in seiner Eigenheit
als Zensor ... schreibt“31.
Geben wir den Kindern Freiraum, sodass sie zeigen dürfen, was sie
können anstatt sie einzuengen durch zu viele oder zu häufige Vor-gaben.
Verschaffen wir ihnen und dadurch unserem Unterricht eine
optimale Grundlage für die weitere Schreibentwicklung, die an ihren
Texten anknüpft. Je breiter die Basis der entstehenden Texte ist,
desto mehr Anknüpfungspunkte entstehen für die Weiterentwick-lung
41
der Schreibfähigkeiten.
Durch das Vorlesen von Texten in der Klasse und das langsam begin-nende
Nachdenken über die vorgelesenen Texte werden die Mitschü-ler/-
innen motiviert, auch neue, andersartige Texte zu verfassen. Die
Kinder selbst eröffnen sich untereinander neue Schreibmöglichkeiten.
Nicht selten schreiben im Anschluss an einen oder zwei Textvorträge
gleich mehrere Kinder der Klasse ähnliche Texte. Sie erproben neue
Textvarianten und bauen ihre Schreiberfahrung immer weiter aus.
Meine Aufgabe als Lehrerin besteht nun darin, den Unterricht so zu
organisieren, dass es nicht nur Räume zum Schreiben, sondern
ebenso zum Präsentieren, zum Vorlesen und Veröffentlichen der
Texte gibt. Die Kinder erhalten dann nicht nur von mir eine positive
Rückmeldung wie im Tagebuch, sondern auch von den anderen Kin-dern
der Klasse oder einer kleinen Gruppe.
Eine Kultur des positiven Feed-backs ist wünschenswert und trai-nierbar.
Sie ist gleichermaßen für die Stärkung der individuellen Per-sönlichkeit
wie auch für die Aufrechterhaltung der Schreibmotiva-tion
über einen längeren Zeitraum unerlässlich.
Indem die Kinder ein positives Feed-back formulieren, setzen sie sich
gleichzeitig mit dem Text genauer auseinander. Sie lernen dabei, ihre
Aufmerksamkeit auf die guten, interessanten oder ihrer Meinung nach
gelungenen Textteile zu fokussieren. Eine gute Hinführung zur später
einsetzenden Suche nach „Schreibgeheimnissen“ (s. III. 3.2 a) und der
künftigen Überarbeitung von Texten (s. 3. Schuljahr).
In einem ersten Schuljahr ergaben sich in den Gesprächen bereits
folgende Schreibgeheimnisse:
Die Zuhörer baten Autoren darum, sie zu informieren, um wen es
sich in einem Text dreht, also nicht nur Fürwörter wie „er“, „sie“ zu
gebrauchen, sondern die Person oder das Tier vorzustellen.
Eines Tages schrieb ein Kind über seinen Text eine Überschrift. Die
anderen Kinder empfanden dies als hilfreich und fingen nun ebenso
an, Überschriften für ihre Texte zu suchen.
Durch das regelmäßige Vortragen von Texten entwickelt sich ganz
unwillkürlich das Bild eines Adressaten, den man erreichen möchte.
berg 1996.
31 Ludwig, O.: Einige Gründe, die Entwicklung der Funktionen des Schreibens bei Kindern und Ju-gendlichen
zu untersuchen, in: Andresen, H./Giese, H.W./Januschek, F. (Hrsg.), Osnabrücker
Ein
Krimi!!!
Nen Krimi
muss ich gleich
auch mal
schreiben!
Erste Schreibgeheimnisse
Wer?
Überschrift
Adressatenbezug