Nutzungspotenzial von Online-Foren für kollaboratives Fremdsprachenlernen in Lernplattformen
1. Nutzungspotenzial von Online-Foren für kollaboratives
Fremdsprachenlernen in Lernplattformen (599)
Von: Clement Compaore
Doktorand: Deutsch als Fremdsprache (Hauptfach), Psychologie (Nebenfach)
Betreuer: Prof. Dr. Jörg Roche
Clement Compaore 01.08.2013 # 1
2. # 201.08.2013
Fragestellung: Welches Lernpotenzial bietet die Nutzung des Forums bei der
gemeinsamen Bearbeitung von Aufgaben?
Hypothesen:
H1: Die Bearbeitungszeit im Forum ermöglicht die Nutzung von
Lernwerkzeugen bei der Aufgabenbearbeitung (vgl. Roche, 2009, S. 392;
Schlickau, 2009, S. 298).
H2: Bei der gemeinsamen Bearbeitung von Forumsaufgaben durch die
Lerner ist das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit gegeben (vgl. Döring, 2003,
S. 489; Rourke et al. 2007, S.9).
Fragestellung und Hypothesen
Clement Compaore
3. # 3
Realisierung der Untersuchung:
01.08.2013
Forschungsmethode
Lernplattform uni-deutsch.de
Gesamtteilnehmeranzahl 32 ausländische Studierende
Gelernte Fremdsprache Deutsch
Klassen und Sprachniveaustufen Erste Klasse: A2.1
Zweite Klasse: A2.2
Dritte Klasse: B1
Vierte Klasse: B2
Dauer der Kurse 3 Monate (01.01. bis zum 31.03.2012)
Lernformat „Assistiertes Lernen“
Vorgegebene Frist für die
Bearbeitung der Forumsaufgaben
7 bis 10 Tage
Tab. 1: Untersuchungspersonen und Lernkontext
Clement Compaore
5. Forschungsmethode
Erhebung- und Analyseverfahren der Daten:
Zur Überprüfung von H1: Online-Befragung (N=18).
Zur Überprüfung von H2: Methodentriangulation.
Abschlussbefragung online (N=23) + quantitative Inhaltsanalyse eines
Korpus aus 145 Beiträgen (kategoriengeleitet).
Einsatz von zwei externen „Codierern“ zur Sicherung der
Intercoderreliabilität (vgl. Mayring, 2010, S. 53; Rössler, 2010, S.98).
# 501.08.2013Clement Compaore
6. Präsentation und Analyse der Ergebnisse
A. Bearbeitungszeit und Umgang mit den Lernwerkzeugen:
1-Heterogene Einschätzung der vorgegebenen Bearbeitungszeit.
83% der TN schätzten die vorgegebene Bearbeitungszeit als
hinreichend ein.
Dagegen fanden 17% der TN, dass sie nicht genug Zeit hatten.
17% der TN = TN3, TN16 und TN20.
# 601.08.2013Clement Compaore
7. Präsentation und Analyse der Ergebnisse
2- Die Lernwerkzeuge „LEXIK“ und „GRAMMATIK“ wurden am häufigsten
verwendet.
# 701.08.2013
Abb. 2: Balkendiagramm zu den verwendeten DUO-Lernwerkzeugen
Clement Compaore
8. Präsentation und Analyse der Ergebnisse
3- Unterschiedliche Zusammenhänge je nach Einschätzung der
Bearbeitungszeit.
Bivariate Korrelationskoeffizienten „r“ nach Pearson.
r bei der Korrelation zwischen der Verwendung der Ressource
„GRAMMATIK“ und der beurteilten Bearbeitungszeit = 0,357. Die TN, die
wenig Zeit hatten, nutzten eher die Ressource „GRAMMATIK“.
Die TN, die angekreuzt haben, sie hatten genügend Zeit um ihre Beiträge zu
schreiben, verwendeten eher die Ressource „LINKS“ (r= -0,357) oder das
„LEXIK“ (r=-0,255).
# 801.08.2013Clement Compaore
9. Präsentation und Analyse der Ergebnisse
4-Alle TN hatten sich mindestens ein eigenes Lernwerkzeug angeschafft, am
häufigsten waren das Lehrwerk und Suchmaschinen.
# 901.08.2013
Abb.3: Balkendiagramm zu den verwendeten eigenen Ressourcen
Clement Compaore
10. Präsentation und Analyse der Ergebnisse
5- Zielorientierter Einsatz der Lernwerkzeuge, die in erster Linie zur Überwindung
von Schwierigkeiten bezogen auf die Grammatik und der Semantik dienten.
# 1001.08.2013
Abb.4: Balkendiagramm zu den Verwendungszwecken der Ressourcen bei allen TN
Clement Compaore
11. Präsentation und Analyse der Ergebnisse
6- TN, die die Zeit als nicht genug einschätzten, lasen eher die Beiträge der
anderen zuerst (r = 0,316).
47% der TN (7von 15), die genug Zeit hatten, hatten ihre Beiträge
überarbeitet, dagegen keiner der drei auffälligen TN.
Tab. 2: Kreuztabelle 7: Zeit * Überarbeitung
# 1101.08.2013
Überarbeitung Gesamt
Nie Einmal Zweimal Dreimal Mehr als
dreimal
Bearbeitungs-
Zeit genug
Stimmt
Anzahl 7 3 2 2 1 15
% innerhalb von
Zeit
47% 20% 13% 13% 7% 100%
Stimmt
nicht
Anzahl 3 0 0 0 0 3
% innerhalb von
Zeit
100% 0% 0% 0% 0% 100%
Gesamt
Anzahl 10 3 2 2 1 18
% innerhalb von
Zeit
56% 17% 11% 11% 6% 100%
Clement Compaore
12. Präsentation und Analyse der Ergebnisse
B. Zum Gruppenzugehörigkeitsgefühl:
# 1201.08.2013
1- 100% der TN fühlten sich im Laufe der Kurse als Mitglieder einer Gruppe.
2- Fast alle TN (89%) waren außerhalb des Forums in Kontakt mit einem der
Unterrichtsakteure.
Tab. 3: Kontaktaufnahme außerhalb des Forums
mit unserer Tutorin mit einigen
Klassen-
mitgliedern
mit
niemandem
mit unserer Tutorin und
einigen Klassen-mitgliedern
Anzahl der Fälle 7 4 3 14
Prozent der Fälle 25% 14% 11% 50%
Clement Compaore
13. 5- Ergebnisse aus der Frequenzanalyse:
Inklusive Fundstellen treten häufiger auf als Ausgrenzende (37% versus 23%).
# 1301.08.2013
Abb. 5: Häufiges Auftreten der Auswertungseinheiten pro Kategorie
Clement Compaore
Präsentation und Analyse der Ergebnisse
14. Diskussion der Ergebnisse
Zur H1:
Allgemeines selbstständiges Lernen (vgl. Wild; Hofer; Petrun, 2006, S.
247).
Die Bearbeitungszeit in erster Linie zur „rein sprachlichen Vorbereitung“
genutzt als zur „inhaltlichen Vorbereitung“ (Schlickau, 2009, S. 298).
H1 gilt als bestätigt: Die Bearbeitungszeit im Forum ermöglicht die Nutzung
von Lernwerkzeugen bei der Aufgabenbearbeitung.
# 1401.08.2013Clement Compaore
15. Zur H2:
Wahrgenommene Existenz der Gruppe im Forum und ausgeprägtes
Gruppenzugehörigkeitsgefühl.
Die jeweiligen Gruppen haben sich als „sozial“ erwiesen und haben die
Phase der „Online-Sozialisation“ erreicht (Döring, 2003, S. 489; Rourke
et al. 2007, S.9; Salmon, 2003, S. 29).
H2 wird bestätigt: Bei der gemeinsamen Bearbeitung von
Forumsaufgaben durch die Lerner ist das Gefühl der
Gruppenzugehörigkeit.
# 1501.08.2013Clement Compaore
Diskussion der Ergebnisse
16. Literaturauswahl
Döring, Nicola (2003): Sozialpsychologie des Internet. Die Bedeutung des Internet für Kommunikationsprozesse,
Identitäten, soziale Beziehungen und Gruppen. Göttingen [u.a.]: Hogrefe, Verl. für Psychologie.
Mayring, Philipp (2010): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz (Studium Paedagogik).
Roche, Jörg (2009): Fremdsprachenlernen online. In: Ludwig J. Issing und Paul Klimsa (Hg.): Online-Lernen. Handbuch für
Wissenschaft und Praxis. München: Oldenbourg, S. 389–400.
Rourke, Liam; Anderson, Terry; Garrison, D. Randy; Archer, Walter (2007): Assessing Social Presence In Asynchronous
Text-based Computer Conferencing. Abrufbar unter: http://auspace.athabascau.ca/bitstream/2149/732/1/Assessing
%20Social%20Presence%20In%20Asynchronous%20Text-based%20Computer%20Conferencing.pdf [Stand:
26.06.13].
Rössler, Patrick (2010): Inhaltsanalyse. 2. Aufl. Stuttgart: UTB GmbH (UTB M).
Salmon, Gilly (2003): E-moderating. The key to teaching and learning online. 2. Aufl. London u.a: RoutledgeFalmer (Open
and flexible learning).
Schlickau, Stephan (2009): Neue Medien in der Sprach- und Kulturvermittlung. Pragmatik - Didaktik - interkulturelle
Kommunikation. Univ., Habil.-Schr.--München, 2008. Frankfurt am Main: Lang (Hildesheimer Schriften zur
interkulturellen Kommunikation, 1).
Wild, Elke; Hofer, Manfred; Petrun, Reinhard (2006): Pychologie des Lerners. In Andreas Krapp und Bernd Weidenmann
(Hg.): Pädagogische Psychologie. 5. Aufl. Weinheim: Beltz PVU, S. 203–267.
Würffel, Nicola (2006): Strategiengebrauch bei Aufgabenbearbeitungen in internetgestütztem Selbstlernmaterial. Zugl.:
Gießen, Univ., Diss., 2005. Tübingen: Narr (Gießener Beiträge zur Fremdsprachendidaktik).
Deutsch-Uni Online (o.J.). Abrufbar unter: www.deutsch-uni.com [Stand: 26.06.13].
# 1601.08.2013Clement Compaore