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Stadtwerke-
studie 2017
Der Verteilnetzbetreiber
der Zukunft – Enabler der
Energiewende
Juni 2017
2 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Die Energiewende hat die Aufgaben und die Rolle des Verteilnetzbetrei-
bers verändert. Rund 95 Prozent der installierten EEG-Leistung sind an
die Verteilnetze angeschlossen. In einzelnen Netzen ist nicht mehr die
Verbrauchslast, sondern die Einspeisung zur bestimmenden Größe der
Netzauslegung geworden.
Wie geht der Verteilnetzbereich mit diesen Veränderungen um? Welche
Rolle spielt er im Stadtwerkekonzern, welche im Markt? Und wie kann
die Digitalisierung die Verteilnetzbetreiber dabei unterstützen, ihre neue
Rolle wahrzunehmen und neue Tätigkeitsfelder zu entwickeln?
1 2 3Vorbemerkungen	 Aktuelle Lage und Herausforderungen	 Der Verteilnetzbetreiber heute –
und in Zukunft
	
3.1 Aufgaben und Rolle des
Verteilnetzbetreibers		 13
3.2 Die Digitalisierung verändert
den Verteilnetzbetrieb		 15
3.3 Passt der Regulierungs-
rahmen?		24
3.4 Neue Tätigkeitsfelder		 26
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Untersuchungsanlage	 7
Abbildung 2: Geschäftserwartungen für das aktuelle Geschäftsjahr	 9
Abbildung 3: Ausgewählte aktuelle Fragestellungen	 10
Abbildung 4: Die Transformation des Energiesektors	 13
Abbildung 5: Der Begriff der Digitalisierung aus der Sicht des Verteilnetzbereichs	 14
Abbildung 6: Digitalisierung – Chance oder Bedrohung? (Vorjahresvergleich)	 15
Abbildung 7: Stakeholder, Dimensionen und Ziele der Digitalisierung	 17
Abbildung 8: Beispielhafte Herausforderungen des Rollouts	 19
Abbildung 9: Mögliche Entwicklungspfade des intelligenten Messwesens	 20
Abbildung 10: Teilaspekte für die Umsetzung des IT-Sicherheitskatalogs	 23
Abbildung 11: Anreize für intelligente Lösungen des Netzausbaus durch die Regulierung	 24
Abbildung 12: Zukünftig geplante Geschäftsmodelle im Verteilnetzbereich	 27
Seite 4 Seite 8 Seite 12
3Stadtwerkestudie Juni 2017 |
4 5 6Die Ergebnisse für Österreich
und die Schweiz	
4.1 Österreich	 29	
4.2 Schweiz	 30
Fazit
Der Verteilnetzbereich wird
zum Enabler der Energiewende	
Ansprechpartner
Impressum
Seite 28 Seite 32 Seite 34
4 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Vorbemerkungen1Der Verteilnetzbereich hat sich in den letzten Jahren zu einem
eigenständigen und unabhängigen Geschäftsbereich entwickelt,
dem eine zentrale Rolle bei der Energiewende zukommt. Neue
Energiequellen müssen dezentral und kosteneffizient in bestehende
Netze integriert werden.
Gleichzeitig darf die Versorgungssicherheit in einem immer
komplexeren Umfeld mit immer mehr Akteuren nicht gefährdet
werden. Hierdurch haben sich die Aufgaben und die Rolle des
Verteilnetzbetreibers verändert: Er wird zum „Enabler“ und zum
Rückgrat der Energiewende und sorgt dafür, dass andere Markt­
akteure neue Geschäftsmodelle in einer dezentralen Energiewelt
ausrollen können. Zudem stellt sich für den Verteilnetzbetreiber
die Frage, ob er eigene neue Tätigkeitsfelder in diesem Kontext
entwickeln kann und, wenn ja, welche.
5Stadtwerkestudie Juni 2017 |
Digitale Technologien wie mobile Datenerfassung und -verarbei-
tung, intelligente Netzkomponenten wie RONT (regelbare Orts-
netztransformatoren), Analytics und Big Data können dabei hel-
fen, diesen Veränderungsprozess zu managen und den zukünf-
tigen Verteilnetzbetrieb effizienter zu gestalten. Im Vergleich zum
Vorjahr hat das Thema Digitalisierung deutlich an Bedeutung
gewonnen: 71 Prozent der Stadtwerkemanager werden sich in den
kommenden Jahren damit stark oder sehr stark auseinander­
setzen. Dies ist auch gut so, denn die Digitalisierung ist ein Thema,
dem sich die Geschäftsführung direkt und geschäftsbereichs-
übergreifend widmen sollte, um die Potenziale der digitalen Trans-
formation nutzen zu können.
Am auffälligsten manifestiert sich die Digitalisierung momentan
im Rollout intelligenter Messsysteme. Durch die Umstellung einer
(jährlichen) mechanischen Ablesung auf eine automatische,
ggf. viertelstündliche Fernauslesung von Zählwerten verändern
sich Datenfrequenz, -formate und eine Vielzahl von Geschäfts-
prozessen. Hinzu kommen eine Reihe weiterer gesetzlicher Ver-
pflichtungen wie der Aufbau eines Energieinformationsnetzes
oder das Marktstammdatenregister. Der Verteilnetzbetreiber
(VNB) wird auch zum Betreiber einer Datenplattform, in die unter
anderem Messdaten der Kundenanlagen einfließen.
Digitale Technologien bergen aber auch Risiken im Hinblick auf
Datensicherheit und -schutz. 73 Prozent der Stadtwerkemanager
bewerten die Gefahr als hoch oder gar sehr hoch, dass das Netz
durch die Digitalisierung anfälliger für Hackerangriffe wird, die zu
einem Blackout führen könnten. Die Unternehmen nehmen
diese Gefahren ernst und treffen eine Vielzahl von Maßnahmen,
um sich auf mögliche Angriffe vorzubereiten. 61 Prozent der
Unternehmen haben bereits einen IT-Sicherheitsbeauftragten,
15 Prozent der Unternehmen verfügen heute über ein Informa­
tionssicherheitsmanagementsystem (ISMS) und 46 Prozent sind
dabei, ein solches umzusetzen. Den IT-Sicherheitskatalog der
Bundesnetzagentur (BNetzA) haben 12 Prozent umgesetzt, wei-
tere 47 Prozent sind dabei, dies zu tun. Die Mehrheit der Unter-
nehmen ist somit auf einem guten Weg. Dennoch ist der Anteil
derjenigen, die diese Themen auf die lange Bank schieben oder
für sich als gar nicht relevant einstufen, angesichts des hohen Ver-
netzungsgrades der Energiewirtschaft noch zu groß.
Häufig wird die Geschäftsführung allerdings im Tagesgeschäft
davon abgehalten, sich mit derart grundsätzlichen strategischen
Fragestellungen zu beschäftigen. Hinzu kommt, dass sich aus der
Sicht der Branche durch die Novellierung der Anreizregulierungs-
verordnung (ARegV) die Rahmenbedingungen eher verschlech-
tert denn verbessert haben. Insbesondere werden fehlende
Anreize für Investitionen in „intelligente“ Technologien bemängelt.
Die diesjährige Stadtwerkestudie legt den Fokus auf den Verteil-
netzbereich, dem eine besondere Rolle innerhalb der Stadtwerke
und im Rahmen der Energiewende zukommt. Im Einzelnen wid-
met sich diese Studie den folgenden Fragen:
•	 Wie geht der Verteilnetzbereich mit den skizzierten
Veränderungen um?
•	 Welche Rolle spielt er im Stadtwerkekonzern?
•	 Welche Rolle kommt dem Verteilnetzbetreiber auf den
Energie­märkten zu?
•	 Wie kann die Digitalisierung die Verteilnetzbetreiber dabei
unterstützen, ihre neue Rolle wahrzunehmen?
•	 Wie zufrieden ist man mit dem Regulierungssystem? Bietet es
Spielraum für neue Geschäftsmodelle?
•	 Welche neuen Geschäftsfelder zeichnen sich ab?
6 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Um zu erfassen, wie die deutschen, österreichischen und
­Schweizer Stadtwerke ihre Situation wahrnehmen und welche
Rolle der Verteilnetzbetrieb spielt, haben wir Geschäftsführer
und Vorstände von insgesamt 214 Unternehmen unterschied­
licher Größe und Struktur in Deutschland, Österreich und der
Schweiz befragt.1
Die Ergebnisse unserer Studie unterstreichen, dass Stadtwerke
dem Verteilnetzbereich eine Schlüsselrolle zuweisen – innerhalb
des Unternehmens und auch für die Energiewende. Die tradi­
tionelle Rolle des VNB als Gewährleister eines verlässlichen und
sicheren, diskriminierungsfreien Netzbetriebs wird zunehmend
durch das Management einer Datenplattform ergänzt, die Infor-
mationen über die an das Netz angeschlossenen Akteure und
Vorbemerkungen1
deren Verbrauchs- bzw. Einspeiseverhalten sammelt. Hier spielt
der Rollout eine zentrale Rolle. Die überwiegende Mehrzahl der
Stadtwerke beabsichtigt, am eigenen grundzuständigen Mess­
stellenbetrieb festzuhalten, da dieser als wichtige Schnittstelle
zum Endkunden und auch als Quelle werthaltiger Informa­tionen
angesehen wird.
Das intelligente Messwesen wird daher auch als das zukunfts-
trächtigste Tätigkeitsfeld jenseits des regulierten Geschäfts für
den VNB eingestuft. Daneben beabsichtigen viele Stadtwerke,
die Nutzung und Bereitstellung von Daten und Speichern sowie
den Aufbau und Betrieb einer Elektroladeinfrastruktur in den
kommenden Jahren verstärkt voranzutreiben.
1 Die folgende Darstellung der Ergebnisse legt den Schwerpunkt auf Deutschland und zeigt auch nur die Ergebnisse für die 111 in Deutschland befragten Unter­nehmen.
Eine Kurzdarstellung der Ergebnisse für Österreich und die Schweiz findet sich in Kapitel 4.
7Stadtwerkestudie Juni 2017 |
Anlage der Untersuchung
Im Frühjahr 2017 haben der Bundesverband der Energie-
und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) und EY ihre seit 2003
stattfindende gemeinsame jährliche Expertenbefragung
bei Stadtwerken und regionalen Energieversorgungsunter-
nehmen (EVU) durchgeführt. Insgesamt wurden 214
Geschäftsführer und Vorstände von Stadtwerken und EVU
in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Februar 2017
anhand eines standardisierten Fragebogens telefonisch be-
fragt. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen versor-
gen Gemeinden mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern. Der Groß­-
­teil der befragten Unternehmen (83 Prozent) befindet sich
mehrheitlich in Besitz der kommunalen Hand. Bei 71 Prozent
der Unternehmen liegt der kommunale Anteil zwischen
75 und 100 Prozent.
Zielgruppe
Ansprechpartner
Stichprobe und
Erhebung
Befragungs-
methodik
Stadtwerke/Regionale EVU
in Deutschland, Österreich
und der Schweiz
Geschäftsführer/Vorstände
Befragt wurden insgesamt
214 Unternehmen, davon 111
in Deutschland, 21 in Österreich
und 82 in der Schweiz
Interviewdauer: ca.
40 Minuten; Durchführung
im Februar/März 2017
Computergestütztes Telefon­
interview (CATI) anhand eines
standardisierten Fragebogens
Abbildung 1: Untersuchungsanlage
129
20.000 bis
50.000 Einwohner35 
50.000 bis
100.000 Einwohner
29 
mehr als
100.000
Einwohner
21
überregionaler
Versorger
Anzahl der befragten Unternehmen
differenziert nach Einwohnern im
Kundengebiet (in absoluten Zahlen)
Der Schwerpunkt der diesjährigen Befragung lag auf dem
Bereich des Verteilnetzbetriebs und den damit verknüpften
Aufgaben und Herausforderungen. Ziel war insbesondere
herauszufinden,wiesichdasRollen­verständnisimVerteilnetz­-
bereich verändern wird und welche Rolle die Digitalisierung
dabei als Treiber und Enabler der Veränderungen spielt.
8 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Aktuelle Lage und
Herausforderungen2Auch in diesem Jahr bewegt sich die Einschät­-
z­ung der Geschäftslage durch die Stadtwer-
kemanager auf gleichbleibend hohem Niveau
(s. Abb. 2). 56 Prozent der Befragten erwarten
gute oder sehr gute Geschäfte. Allerdings
steigt der Anteil derjenigen, die ein schlechtes
oder gar sehr schlechtes Geschäftsjahr erwar-
ten, kontinuierlich an: von 2 Prozent 2015 auf
4 Prozent 2016 und auf 7 Prozent 2017. Es
bleibt abzuwarten, ob es sich hier um eine
Momentaufnahme oder um den Beginn eines
generellen Trends handelt.
9Stadtwerkestudie Juni 2017 |
  Top-2-Boxes (Note 2 | Note 1 = sehr gut)    Bottom-2-Boxes (Note 5 = schlecht | Note 4) *Im Jahr 2013 wurde diese Frage nicht gestellt
70
60
50
40
30
20
10
0
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013* 2014 2015	 2016 2017
2
58
4
65
11
36
18
30
16
37
11
53
1
53
5
45
8
58
2
62
4
59
7
56
39
22
Die nahezu gleichbleibend positive und optimistische Sicht auf
den Geschäftserfolg darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass
die Herausforderungen für Stadtwerke und regionale Energie­
versorger weiterhin groß sind und sich mittel- bis langfristig auch
deutlich auf den Geschäftserfolg auswirken dürften. Der
klassische Energiemarkt schrumpft. So wird der Profitpool
gemessen am EBIT2
in der deutschen Energiewirtschaft
von 20 Mrd. Euro im Jahr 2010 auf 16,3 Mrd. Euro im Jahr
2025, also um etwa 20 Prozent, zurückgehen.3
Alle Marktteilnehmer müssen effizienter werden und neue Mög-
lichkeiten zur Wertschöpfung finden. Nicht alle Stadtwerke
meistern diese Herausforderungen gleichermaßen erfolgreich;
manche haben auch mit spezifischen Problemlagen wie einem
regio­nalen Bevölkerungsrückgang oder einem aus der Vergangen­
heit rührenden starken Engagement in der konventionellen
Erzeugung zu kämpfen. Dies spiegelt sich in der – wenn auch nur
leicht – steigenden Anzahl von Geschäftsführern, die für dieses
Jahr einen schlechten oder nur noch ausreichenden Geschäfts-
erfolg erwarten, wider.
Abbildung 2: Geschäftserwartungen für das aktuelle Geschäftsjahr
2 EBIT = Earnings before interests and taxes (Gewinn vor Zinsen und Steuern).
3 Quelle: Analyse EY, zu ähnlichen Ergebnissen gelangt auch die Thüga in ZfK,
Ausgabe 7/2016, S. 1.
10 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Bottom-2-Boxes
(Note 5 = gar nicht auseinandersetzen | Note 4)*
Top-2-Boxes
(Note 2 | Note 1 = stark auseinandersetzen)**
Optimierung interner Prozesse und betriebliche Reorganisation
Umsetzung/Anpassung IT-gestützter Prozesse
(z. B. GPKE, WiM, MaBiS)
Smart Metering/Smart Grids/Netzintegration
Absatz/Marketing/Kundenbetreuung/CRM
Digitalisierung
Kooperationen, strategische Allianzen, Fusionen
Restrukturierungsprojekte/Kostenoptimierung
(Personalabbau)
Investitionen/Maßnahmen im Bereich
erneuerbare Energien
Innovationen im Bereich der Geschäftsprozesse
Finanzierung
Innovationen im Bereich Geschäftsmodelle
Aufbau neuer Geschäftsfelder/Rückzug aus
Geschäftsfeldern/Auslandsengagement
Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz
Produkt- und Serviceinnovationen
Eigenerzeugung/Eigenverbrauch der Kunden
Investitionen/Maßnahmen
im Bereich konventionelle
Stromerzeugung
Abbildung 3: Ausgewählte aktuelle Fragestellungen
Ich nenne Ihnen nun einige Themenbereiche, die in den nächsten zwei bis drei Jahren für Stadtwerke besondere Bedeutung
besitzen könnten. In welchem Maße werden sich Ihrer Meinung nach Stadtwerke […] mit diesen Themen auseinandersetzen?
83
77
77
75
71
54
53
52
49
47
47
47
45
36
30
16
1
6
5
6
23
17
18
26
31
12
23
14
57
13
Strombeschaffung und Portfoliomanagement 6015
Gewinnung von qualifiziertem
Nachwuchs und Personalentwicklung
6010
21
19
* Anteil der Befragten in Prozent, die auf einer 5er-Skala die Noten 4 oder 5 vergeben haben
** Anteil der Befragten in Prozent, die auf einer 5er-Skala die Noten 1 oder 2 vergeben haben Angaben in Prozent; n = 111
Aktuelle Lage und
Herausforderungen2
11Stadtwerkestudie Juni 2017 |
Aktuelle Fragestellungen der Unternehmen
Themen rund um die Digitalisierung haben erheblich an Bedeu-
tung gewonnen: 71 Prozent der befragten Unternehmen werden
sich damit stark oder sehr stark auseinandersetzen.4
Letztend-
lich stehen auch die drei an oberster Stelle genannten Themen
mit der Digitalisierung der Energiewirtschaft im Zusammenhang:
•	 Optimierung interner Prozesse und betriebliche Reorganisation
(83 Prozent der Befragten werden sich damit stark oder sehr
stark auseinandersetzen), was heutzutage nahezu
zwangsläufig eine Automatisierung von Geschäftsprozessen
(auf digitaler Grundlage) beinhaltet
•	 Umsetzung IT-gestützter Prozesse (77 Prozent)
•	 Smart Metering/Smart Grids/Netzintegration (77 Prozent)
mit einer starken Digitalisierungskomponente
Der verstärkte Fokus auf die Prozessoptimierung spiegelt die
gestiegene Bedeutung des Beitrags der VNB für die Ergebnisse
der Stadtwerke wider. Angesichts schwacher Margen in Erzeu-
gung und Vertrieb steigt die Erwartung an das Management des
VNB, nachhaltige Deckungsbeiträge im regulierten Geschäft zu
erzielen. Entsprechend reagieren viele VNB-Geschäftsführer ver-
mehrt mit Optimierungsprogrammen, um dem Effizienzdruck
aus der Anreizregulierung zu begegnen.
Der traditionell hohe Stellenwert von Marketing- und Vertriebs-
themen hat in diesem Jahr dagegen deutlich an Gewicht verloren.
Nur noch 75 Prozent gegenüber 87 Prozent im Vorjahr werden
sich damit intensiv oder sehr intensiv auseinandersetzen.5
Deut-
lich zugenommen hat dagegen die Bedeutung von Finanzie-
rungsfragen – von 33 auf 47 Prozent. Dies ist zum einen eine
Folge strengerer Kreditvergaben durch Bankinstitute aufgrund
gestie­gener regulatorischer Anforderungen (Basel III) und der
Folgen der Finanzkrise, zum anderen das Resultat eines zuneh-
menden Investitionsbedarfs.
4 Erstmals explizit in der diesjährigen Studie abgefragt.
5 Ein leichter verzerrender Effekt kommt allerdings dadurch zustande, dass in einigen
Fällen das Interview mit dem Netzbereich durchgeführt wurde.
12 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Der Verteilnetzbetreiber
heute – und in Zukunft
Der Verteilnetzbereich nimmt innerhalb eines Stadtwerkeunter-
nehmens eine zentrale Rolle ein: 83 Prozent der Befragten weisen
ihm eine hohe oder sehr hohe Bedeutung zu. Von vielen Mana-
gern wird das Netzgeschäft als Basis des Energiegeschäfts bewertet
(60 Prozent Zustimmung). Auch wenn die Aktivitäten im Netz­
bereich als von den übrigen Geschäftsfeldern unabhängig ein­ge­
stuft werden (74 Prozent Zustimmung), strahlen sie auf die ande-
ren Bereiche des Stadtwerkeunternehmens aus (73 Prozent
Zustimmung). Damit wird der Netzbereich auch überwiegend als
Teil eines integrierten Unternehmens angesehen (69 Prozent
Zustimmung).
3
13Stadtwerkestudie Juni 2017 |
Bei der Mehrheit der befragten Stadtwerke und EVU (61 Prozent)
ist der Verteilnetzbereich nach wie vor Teil eines vertikal integrier-
ten Unternehmens, d. h. eine rechtlich nicht entflochtene Unter-
nehmenseinheit der Stadtwerke. Bei knapp einem Viertel ist der
Netzbereich in ein rechtlich entflochtenes Unternehmen ausge-
gliedert – entweder im Wege der Verpachtung (rund zwei Drittel
dieser Unternehmen) oder im Wege der Eigentumsübertragung
(verbleibendes Drittel).
Eine Vielzahl der Unternehmen ist im klassischen Querverbund
tätig, d. h., sie kümmern sich um Strom-, Gas- und Wassernetze.
Dies trifft insbesondere auf kleine Stadtwerke zu: Insgesamt
sind rund 80 Prozent von ihnen im Querverbund (Strom plus
mindestens ein weiteres Medium) tätig. Fast die Hälfte der Unter-
nehmen ist zudem im Geschäftsfeld Fernwärme/-kälte aktiv.
Abbildung 4: Die Transformation des Energiesektors
Die Aufgaben des Verteilnetzbetreibers
Im Mittelpunkt der heutigen Aktivitäten des VNB stehen Netz­
planung, -bau und -betrieb. Es folgen der Betrieb einer eigenen
IT-Infrastruktur und die Anlagensteuerung, d. h. der Zugriff
auf Einspeise- und Verbrauchsanlagen (z. B. Steuerung von EEG-
und KWK-Anlagen, Demand-Side-Management).
Ein aktives netz- oder marktorientiertes Dispatching oder die Ver-
marktung freier Netzkapazitäten werden heute nur von einer Min-
derheitderUnternehmenerbracht.Lediglich19ProzentderBefrag-
ten geben an, Verfügbarkeiten, Wetterdaten, Preise, Nachfrage­
flexibilitäten oder Restriktionen im Netz aktiv zu managen. Ein
grundlegendes Dispatching6
wird von 12 Prozent vor­ge­nommen,
5 Prozent bauen ein solches gerade auf und weitere 5 Prozent
wollen es in den kommenden ein bis zwei Jahren aufbauen.
Doch auch die Aufgaben und die Rolle des VNB verändern sich
infolge der Transformation des Energiesektors (s. Abb. 4).
3.1 Aufgaben und Rolle des Verteilnetzbetreibers
6 Lastflussmanagement im Mittel- und/oder Niederspannungsnetz durch eigene
Leitwarte.
1. Verteilnetzbereich
als Enabler
der Energie­wende
Folgen für den Verteilnetzbereich
2. Trend zu Arealnetzen
und Microgrids
3. Steigende Bedeutung
von Partnerschaften
und Kooperationen
4. Digitalisierung ver-
ändert den Verteilnetz­
bereich
5. Neue Geschäfts­
möglichkeiten im Infra­
struktur­bereich
Lastwarte/Steuerungszentrum
Wer kontrolliert und steuert?
Virtuelle
Kraftwerke
Algorithmen für
wirtschaftliches
Dispatching
Wie werden Netzbetreiber
die Herausforderungen
einer zunehmend notwen-
digen Systemkontrolle
und -steuerung lösen?
Ferndiagnose bei Störungen
mithilfe von Drohnen
Wie sieht das
Strommarktmodell
der Zukunft aus?
Dezentrale Erzeugungs-
einrichtungen
Erweiterte Realität im
Workforce-Management
Nachfragebündelung, Last-
und Einspeisemanagement
Intelligente Netze
(„Smart Grids“)
Wird der Vertrieb seine
Kundenbeziehungen
ändern oder wird er seine
Kunden an neue Player
verlieren?
Energiespeicher
im Netz
Volatile Märkte
Abnehmende Bedeutung
zentraler Großkraftwerke
Neue Vertriebsmodelle,
Produkte, Services und
Marktteilnehmer
Tesla
Google
TK-Unternehmen
Energiemanagement beim Endkunden
Last- und Einspeise-
management
in der Industrie
Microgrids,
Blockchain
Quelle: EY
14 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Abbildung 5: Der Begriff der Digitalisierung aus der Sicht des Verteilnetzbereichs
Bottom-2-Boxes
(Note 5 = stimme überhaupt nicht zu | Note 4)
Top-2-Boxes
(Note 2 | Note 1 = stimme voll und ganz zu)
IT-Sicherheit
Smart Metering/Intelligente Messsysteme
Durchgängige Automatisierung von Geschäftsprozessen
im Bereich der Markt-/Datenkommunikation
Automatisierte Netzsteuerung
Smart Grids
Ausstattung der Außendienstmitarbeiter mit mobilen
Datenverarbeitungs-/-kommunikationsgeräten
Bidirektionale Real-Time-Kommunikation mit
Endkunden, Lieferanten und Marktpartnern
Nutzung von Data Analytics und
Big Data im Netzbereich
Was verbinden Sie mit dem Begriff der Digitalisierung im Verteilnetzbereich?
88
79
77
71
65
64
49
38
2
5
5
7
9
11
17
15
Angaben in Prozent; n = 111
Der Verteilnetzbetreiber
heute – und in Zukunft3
Die Energiewende findet in den Verteilnetzen statt
In den Verteilnetzen sind rund 95 Prozent der EEG-Anlagenleis-
tung installiert.7
Zudem verschieben sich Flexibilitätspotenziale
zunehmend von den Übertragungsnetzen hin zu den Verteilnet-
zen.8
In der Folge müssen die VNB immer mehr Maßnahmen zur
Integration der erneuerbaren Energien in das Energieversor-
gungssystem ergreifen.
Zur Wahrnehmung dieser Aufgaben haben sie sich über den Bun-
desverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) als
aktive Akteure in der dezentralen Energiewelt positioniert. Damit
verbunden sind9
•	 die Bestätigung des Grundverständnisses als neutraler
Infrastrukturdienstleister für effiziente Märkte,
•	 ein erweitertes Rollenverständnis, verbunden mit einer
aktiveren Rolle und erweiterten Aufgaben wie der expliziten
Übernahme der Systemführung im jeweiligen Verteilnetz,
•	 ein umfassender Werkzeugkasten: Handeln zunehmend nach
dem NOXVA-Prinzip (NetzOptimierung vor FleXibilitätseinsatz
vor Verstärkung vor Ausbau)10
sowie
•	 die Übernahme der Systemverantwortung und der Verant-
wortung für Prozesse, Schalthandlungen und Datenhaltung im
eigenen Verteilnetz (Kaskadenprinzip).
Verändertes Rollenverständnis: der VNB als Enabler der
Energiewende
Das heutige Rollenverständnis ist geprägt von der klassischen
Aufgabe eines VNB, dem sicheren und diskriminierungsfreien
Betrieb des Netzes. 80 Prozent der Unternehmen weisen dieser
Rolle eine hohe oder sehr hohe Bedeutung zu. Eine nahezu
gleich hohe Zustimmung erhalten die diskriminierungsfreie Bereit-
stellung einer Netzinfrastruktur sowie der Messstellenbetrieb.
Letzteres ist sicherlich auch eine Folge der Diskussion um das
intelligente Messwesen (s. dazu ausführlicher Kapitel 3.2.2).
Der Messstellenbetrieb wird nach Ansicht der Befragten zudem
noch weiter an Bedeutung gewinnen. Infolgedessen wird sich der
VNB zum Betreiber einer Datenplattform entwickeln – auch diese
Rolle wird nach Meinung von 62 Prozent der Befragten an Bedeu-
tung gewinnen. Ebenso wird die Ermöglichung des Anbietens
von Flexibilitätsoptionen durch Dritte relevanter werden (nach
Ansicht von 47 Prozent). Die eigene Bereitstellung von Flexibili­
täts­optionen und deren Betrieb, etwa Netzspeicher, gewinnen
dagegen nur nach Meinung von 34 Prozent der Befragten an
Bedeutung.
Stadtwerke und regionale EVU haben heute noch überwiegend
ein traditionelles Verständnis der Aufgaben und der Rolle des
Wie bewerten Sie im Generellen die zunehmende Digitalisierung für Ihr Unternehmen?
15Stadtwerkestudie Juni 2017 |
Starke Bedrohung
Leichte Bedrohung
Weder Bedrohung noch Chance
Leichte Chance
Große Chance
Weiß nicht/Keine Angabe
8
19
25
31
16
1
9
6
29
40
15
1
Abbildung 6: Digitalisierung – Chance oder Bedrohung? (Vorjahresvergleich)
  Studie 2017; n = 111     Studie 2016; n = 100Angaben in Prozent
27
15
47
55
7 Quelle: BDEW (eigene Berechnung auf der Basis der Veröffentlichungen der
Übertragungsnetzbetreiber).
8 Vgl. dazu z. B. Torsten Maus: Netz 2030 – Werkzeugkasten Smart Grid, Vortrag
beim BDEW, Treffpunkt Netze 2017, 7. März 2017.
9 Vgl. dazu BDEW-Positionspapier: Der aktive Verteilnetzbetreiber in einer dezen­
tralen Energiewelt.
10 Vgl. dazu BDEW-Positionspapier: Der aktive Verteilnetzbetreiber in einer dezen-
tralen Energiewelt, S. 7 f.
11 Vgl. dazu Stadtwerkestudie 2016: Digitale Geschäftsmodelle, S. 14.
VNB. Mit den Anforderungen der Energiewende muss und wird
sich dieses Verständnis ändern. Ein wesentlicher Treiber für
die notwendigen Veränderungen ist die Digitalisierung mit ihren
Möglichkeiten, den Netzbetrieb effizienter und flexibler zu ge-
stalten und Optionen für neue Geschäftsmodelle zu eröffnen.
3.2 Die Digitalisierung verändert den
Verteilnetzbetrieb
Der Begriff der Digitalisierung wird in der Branche sehr unter-
schiedlich interpretiert. Aus der Sicht der Stadtwerkemanager
wird er in erster Linie mit der IT-gestützten Automatisierung von
Geschäftsprozessen in Verbindung gebracht.11
Im Verteilnetz­
bereich verbinden die Energiemanager mit dem Begriff zusätzlich
vor allem noch Fragen der IT-Sicherheit und den intelligenten
Messstellenbetrieb (vgl. dazu Abb. 5). Insgesamt wird die Digi-
talisierung nach wie vor eher als Chance denn als Bedrohung
angesehen: Rund die Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) stu-
fen sie als Chance ein, 27 Prozent als Bedrohung (s. Abb. 6).
Der Anteil derjenigen, die die Digitalisierung als Bedrohung sehen,
ist jedoch im Vergleich zum Vorjahr von 15 auf 27 Prozent
deutlich angestiegen. Vielen Beteiligten ist offensichtlich klar
geworden, welche großen Herausforderungen die Digitalisierung
für ihr eigenes Unternehmen mit sich bringt, wenngleich ein
enormes Potenzial zu Prozessverbesserungen und Kostensenkun-
gen in ihr steckt.
Insbesondere bei kleineren und mittleren Stadtwerken ist die
Skepsis hinsichtlich der Digitalisierung größer: Etwa jedes dritte
dieser Unternehmen stuft die Digitalisierung als Bedrohung ein,
bei den großen Unternehmen sind es hingegen nur knapp 10 Pro­-
­zent. Eine Ursache hierfür ist sicher die besondere Herausfor­
derung kleinerer Versorger, den notwendigen Technologieeinsatz
durch entsprechende Skalierung rentabel zu machen.
16 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Der Verteilnetzbetreiber
heute – und in Zukunft3
3.2.1 Umsetzung der Digitalisierung
Die Digitalisierung im Verteilnetzbereich wird mit einer Vielzahl
von Themen in Verbindung gebracht. Dabei werden die folgen-
den am häufigsten genannt:
1. Intelligentes Messwesen (Kapitel 3.2.2)
2. IT-Security (Kapitel 3.2.4)
3. Automatisierung von Geschäftsprozessen
4. Automatisierter Netzbetrieb
Die Nutzung von Big Data und Data Analytics ist dagegen
noch weniger im Netzbereich angekommen (nur 38 Prozent
verbinden diese Technologien mit dem Begriff der Digita­-
lisierung).
Digitalisierungsprojekte
Lediglich eines von fünf Unternehmen hat bereits ein Projekt
zur Umsetzung der Digitalisierung aufgesetzt. Allerdings plant
ein Großteil, ein solches zu realisieren. Das Verständnis, dass
es sich bei der Digitalisierung um ein umfassendes Projekt für
das gesamte Unternehmen handelt, hat sich durchgesetzt.
Bei 72 Prozent der Unternehmen liegt die Verantwortung für
ein Digitalisierungsprojekt bei der Geschäftsführung. Der Ver­
teilnetzbereich wird in den meisten Fällen (rund 80 Prozent der
Projekte) explizit mit betrachtet. Ein Ergebnis im Sinne einer
Roadmap liegt jedoch bisher nur in wenigen Fällen (16 Prozent
der Projekte) vor. Da die Umsetzung der beschlossenen Maß­
nahmen häufig einen längeren Zeitraum in Anspruch nimmt,
überrascht es ein wenig, dass immerhin 19 Prozent der Energie-
manager den Stand der Digitalisierung in ihrem Verteilnetz­
bereich als hoch oder sehr hoch einstufen.
Dass ein Digitalisierungsprojekt erhebliche Anstrengungen und
ein stringentes Projekt- bzw. Programmmanagement benötigt,
zeigt Abbildung 7. Zum einen ist eine Vielzahl von Interessen zu
berücksichtigen, zum anderen sind verschiedenartige Dimen­
sionen zu betrachten. Dabei hängt es von der spezifischen Unter-
nehmens- und Netzsituation ab, auf welche Dimensionen und
Fragestellungen die Prioritäten gelegt werden sollen.
Im Mittelpunkt steht hier meist zunächst die Entwicklung einer
Konzeption zur Nutzung neuer Technologien zur „Flexibilisierung“
des Verteilnetzes im Rahmen der Netzplanung. Dies schließt in
der Regel explizit auch die Kommunikationstechnik ein, die in der
VNB-Vergangenheit bezeichnend oft als „Sekundärtechnik“
qualifiziert wurde. Oft unterschätzt, aber genauso wichtig ist die
Entwicklung einer Ziel-IT-Architektur, die die neuen Anforderun-
gen und Möglichkeiten eines digitalen VNB abbildet bzw. darauf
zumindest vorbereitet ist.
17Stadtwerkestudie Juni 2017 |
Abbildung 7: Stakeholder, Dimensionen und Ziele der Digitalisierung
Kunde
Mobilität, digitaler
Zugriff auf alle relevanten
Informationen
Zugang zu neuen Märkten Effizienzverbesserungen
Verbesserte Ökobilanz
durch geringeren
Ressourcenverbrauch
Gewinnung neuer Mitarbeiter
Kulturwandel
Mitarbeiter
Mobilität, digitaler Zugriff
auf alle notwendigen
Informationen
Dienstleister
Externe Abwicklung von
Geschäftsprozessen
Marktpartner
Effiziente und automati­
sierte Prozessabwicklung
Gesetzgeber
Digitalisierungsgesetz,
IT-Sicherheit etc.
StakeholderDigitaleTransformation
DigitalerReifegrad
Ziele
Optimierung
bestehender
Geschäftsmodelle
Erweiterung
bestehender
Geschäftsmodelle
Neue, disruptive
Geschäftsmodelle
Digitalisierung
Geschäfts­
prozesse
Die End-to-End-
Digitalisierung
von Geschäfts­
pro­zessen
bereitet die
Grundlage und
wirtschaft­liche
Basis für die
Optimierung und
Erweiterung
bestehender
und den Aufbau
neuer Geschäfts­
modelle
Datenschutz- und IT-Sicherheitsanforderungen
Digitale
(Energie-)
Infrastruktur
Kommunikative
Anbindung und
Steuerung von
(intelligenten)
Anlagen und
Betriebsmitteln
sowie deren
Vernetzung über
Sensoren
(Internet der
Dinge): Smart
Meters, Smart
Grids etc.
Digitalisierung
Unterstützungs­
prozesse
Automatisierung
interner Prozes­s­-
abläufe
(z. B. Finanz-
und Rechnungs­
wesen, HR)
als Basis eines
papierlosen
Büros
Nutzung Data
Analytics,
Big Data
Die Digitalisie­
rung der
Geschäftswelt
erhöht die
Menge an Daten
signifikant (Big
Data) und er-
möglicht durch
Anwendung von
komplexeren
Data-Analytics-
Verfahren wert-
volle Einblicke
in das Geschäft
Digitale
Arbeitswelt
Vernetzung,
Mobilität, Aus-
stattung von
Arbeitsplätzen
mit digitalen
Technologien als
Voraussetzung
für digitale Kom-
munikation und
zukunftswei­
sende Zusam-
menarbeit
Aufbau
Ökosystem
Digitaler Zugang
zu Produkten
und Geschäfts-
prozessen
(Kunden,
Dienst­leister
und Marktpart-
ner) als
Voraussetzung
für digitale
Geschäfts-
modelle und von
Effizienzver-
besserungen
Dimension
Änderung
Geschäftsmodell
In jedem Fall ist auch der Mensch als kritischer Erfolgsfaktor zu
beachten, sodass als Teil eines jeden Digitalisierungsprojekts
oder parallel dazu ein systematisches Change-Management zur
Anpassung der Unternehmenskultur an die neue, digitale Welt
erfolgen sollte.
Mit der hohen Geschwindigkeit der Veränderungen im Technolo-
giebereich steigen die Möglichkeiten von Unternehmen exponen­
tiell an.12
Um mit den damit verbundenen Veränderungen Schritt
halten zu können, müssen sich auch die Menschen verändern. Ver-
änderungswille und -bereitschaft sind Grundvoraussetzungen,
um die Digitalisierung positiv für sich persönlich und für das Unter-
nehmen nutzen zu können. Digitalisierungsprojekte, die sich
ausschließlich an den bestehenden – hierarchischen – Strukturen
ausrichten, sind daher ein erster Schritt, greifen aber zu kurz.
Das Unternehmen muss auch die Möglichkeit bieten, neuen Ideen
und Querdenkern Gehör zu verschaffen, um sie bei Bedarf in
das Geschäftsmodell und die Geschäftsprozesse integrieren zu
können.
3.2.2 Das intelligente Messwesen nimmt Gestalt an
Mit dem Inkrafttreten des „Gesetzes zur Digitalisierung der
Energiewende“ zum 2. September 2016 hat das intelligente Mess­
wesen einen deutlichen Schub erhalten. Für einen Großteil der
Befragten nehmen die damit verknüpften Aufgaben eine zentrale
Stelle bei den aktuellen Herausforderungen ein.13
Rund 30 Pro­-
zent der Unternehmen haben bereits mit dem Rollout begonnen
oder planen, ihn in diesem Jahr zu starten. Der Großteil der
Unter­nehmen hat den Beginn des Rollouts für das Kalenderjahr
2018 eingeplant.
12 So besagt das Gesetz von Intel-Mitbegründer Moore, dass sich die Leistung von
Computern regelmäßig verdoppelt. Je nach Quelle wird dabei von zwölf bis
24 Monaten ausgegangen.
13 Vgl. dazu Kapitel 2.
Quelle: EY
18 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Der Verteilnetzbetreiber
heute – und in Zukunft3
Gut die Hälfte der Unternehmen hat sich bereits für einen Weg
zur Umsetzung entschieden. Der Großteil davon beabsichtigt,
das intelligente Messwesen – sei es alleine, mithilfe von Dienst-
leistern oder in Kooperationen – selbst umzusetzen. Ein Drittel
der Stadtwerke befindet sich gerade im Entscheidungsprozess.
Angesichts der Tatsache, dass bis zum 30. Juni 2017 bei der
BNetzA die Übernahme der Grundzuständigkeit im intelligenten
Messwesen angezeigt werden muss, ist ein immer noch relativ
hoher Prozentsatz an Stadtwerken unentschlossen.
iMSys – Grundstein für neue Geschäftsmodelle
Der Einbau intelligenter Messsysteme (iMSys) und moderner
Messeinrichtungen (mME) ist lediglich der Grundstein für die
Ent­wicklung neuer Produkte und Services, aber noch kein Ge-
schäftsmodell an sich. Dazu ist eine Reihe weiterer Faktoren zu
defi­nieren, etwa welches Kundensegment mit welchem kon-
kreten Leistungsangebot bedient werden soll. Eine Vielzahl auf
iMsys und mME aufsetzender möglicher Geschäftsmodelle wird
momentan diskutiert und teilweise auch praktisch erprobt, z. B.:
•	 spartenübergreifendes Metering
•	 Übergang vom Sub- zum Gesamt-Metering
•	 Kombiangebot intelligente Messsysteme + Energielieferung
•	 iMSys als Bestandteil eines Energiemanagementsystems
•	 (Energie-)Datenmanagement
•	 Nutzung der TK-Infrastruktur (des Gateways)
•	 Vermarktung von Dienstleistungen an andere
Messstellenbetreiber
Einige dieser Geschäftsmodelle stehen dem VNB selbst offen,
insbesondere der spartenübergreifende Messstellenbetrieb.
Ande­re sind nur mit der entsprechenden Initiative aus den Ver­
triebs­­einheiten der Stadtwerke denkbar. Aus unserer Sicht
sind vier Schrit­te für die erfolgreiche Entwicklung von Geschäfts-
modellen im intelligenten Messwesen notwendig: 14
1. Erfahrungen sammeln
2. An die Zukunft denken
3. Prozess strukturieren
4. Klären, wer es machen soll
Dazu im Einzelnen:
Erfahrungen sammeln
Nur vereinzelt herrscht noch immer die Meinung vor, dass sich
das Thema von alleine erledigen wird: Lediglich 4 Prozent der
Stadtwerke werden daher (vorerst) nichts tun. Dabei ist es umso
wichtiger, frühzeitig eine neue, bisher unerprobte Technologie
in der Praxis zu testen und damit Erfahrungen zu sammeln. Viele
Probleme und Herausforderungen werden erst im Praxistest
offensichtlich und können auch nur hier einer Lösung zugeführt
werden. Um Antworten auf eine Vielzahl von Teilthemen und
Fragestellungen zu erhalten, ist eine umfassende und systema-
tische Vorbereitung des Rollouts wesentlich. Beispielhafte Her-
ausforderungen und Themen, die es zu bearbeiten gilt, sind in
Abbildung 8 dargestellt.
An die Zukunft denken
Die zukünftige Entwicklung des intelligenten Messwesens ist nicht
vorhersehbar. Dennoch sollte sich jedes Unternehmen Gedan-
ken über mögliche Entwicklungspfade machen (s. Abb. 9). Ziel
ist es, eine möglichst einzigartige und proprietäre Sicht auf das
zukünftige intelligente Messwesen zu entwickeln. Mit einer allein
auf den Erfahrungen der Vergangenheit beruhenden Denkweise,
die sich am herkömmlichen mechanischen Zähl- und Messwesen
ausrichtet, wird ein Messstellenbetreiber den Anforderungen
und den Möglichkeiten von iMSys nicht gerecht. Ein solcher Ansatz
führt zu evolutionären Veränderungen, in denen die Geschäfts-
modelle lediglich eine Fortschreibung der Vergangenheit in die
Zukunft beinhalten. Denkbare innovative Entwicklungspfade des
intelligenten Messstellenbetriebs werden vernachlässigt. Bei-
spiele hierfür sind die folgenden:
•	 Betrieb einer TK-Infrastruktur und einer Datenplattform
•	 medienübergreifende Ablesung durch Integration von Gas,
Wasser und Wärme bis hin zum Submetering, d. h. dem Ablesen
und Abrechnen von Wärme- oder Wasserunterzählern in
Wohnungen
•	 iMSys als Bestandteil komplexer Energiemanagementlösungen
(z. B. für Prosumer, Mieterstrom, Betrieb und Management
von Arealnetzen)
Nur mit der konsequenten Verfolgung einer proprietären Sicht
auf die weitere Entwicklung des intelligenten Messwesens besteht
die Chance, sich unternehmerisch zusätzliche Wachstumspoten­
ziale zu eröffnen. Eine Garantie, diese Wachstumspotenziale zu
heben, ist allerdings auch damit nicht verbunden.
14 Dabei sind die Schritte parallel und nicht sequenziell abzuarbeiten.
19Stadtwerkestudie Juni 2017 |
Abbildung 8: Beispielhafte Herausforderungen des Rollouts
Lieferanten-
auswahl und
Kontrahierung
• Schutzbedarf
und Skalier­-
barkeit Frontend
• Homogenität
der IT-Landschaft
zur Backend-
Integration
• Funktionsqualität
und Montierbar­-
keit der Geräte
• Prozess­-
beschrei­bung
für Leistungs­
übergabe, Test,
Abnahme
• Angemessene Detaillierung des Business Case und Synchronisation mit der Programmstruktur
• Kontinuierliche Plausibilisierung und Anpassung der Annahmen des Business Case
• Integration der Business Cases
• Programmstruktur in bestehender Systemlandschaft abbilden (z. B. Kontierungen)
• Verwendung von Delta- und Trendanalysen zur Extrapolation gegenwärtiger Entwicklungen
• Sicherstellung der (automatisierten) Datenbereitstellung und notwendigen Datenqualität
Technische Heraus­forderungen und Erfolgs­faktoren
Betriebs­wirtschaftliche Erfolgsfaktoren
• Mitwirkungs­-
pflichten
identifizieren
und
nachkommen
• Abstimmung der
Pflichtenhefte
bei Beauftra­-
gung mehrerer
Dienst­leister
• Design
standar­disierter
Workflows zum
Abnahme­prozess
• Vollständige
Abarbeitung des
Testkatalogs
• Starker Fokus
auf Geräte­
funktion, Montier-
barkeit und
Montage­qualität
als zentrale
Kostentreiber
des Rollouts
• Einplanung
ausreichenden
Vorlaufs an
Installations­
terminen
• Validierung
der Pro­zesse
für Workforce-
Management
und Daten­
erfassung sowie
Abrechnung
• Einrichtung
einer Task Force
bei Leistungs-
störungen
• Echtzeitverfol-
gung der Installa-
tionsdurchfüh-
rung, insbe­son-
dere bei einer
größeren Anzahl
verbauter Zähler
• Anwendung
von Muster­
prozessen zur
Übergabe an
die Linie
• Berücksich­ti­
gung der
Ressourcenaus­
stattung und
damit verbun-
dener Anforde­
rung an die
Pro­zess­effizienz
Konzeption der
Systeme und
Prozesse
Realisierung
und Test
Pilot und
Rollout-
Vorbereitung
Rollout-
Durchführung
Übergabe in
den Betrieb
Quelle: EY
20 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Abbildung 9: Mögliche Entwicklungspfade des intelligenten Messwesens
Vergangen-
heit
Gegenwart
Akzeptierte
Zukunft
Beispiel 3:
Betrieb einer TK-Infrastruktur
und einer Datenplattform
Innovativer Ansatz
Entwicklung einer eigenen
und differenzierenden Sicht
auf die mögliche Zukunft
Zeitachse
Wachstum
Traditioneller Ansatz
Evolution, die auf der
Vergangenheit beruht
Beispiel 2:
Integrierte Ablesung
inkl. Submetering
Beispiel 1:
iMSys als Bestandteil komplexer
Energiemanagementlösungen
Mögliche
Zukunft
Eine proprietäre Sicht auf die Zukunft kreieren
Der Verteilnetzbetreiber
heute – und in Zukunft3
Prozess strukturieren
Die Wahrscheinlichkeit, ein erfolgsträchtiges Geschäftsmodell zu
entwickeln und umzusetzen, lässt sich mit einem strukturierten
Prozess auf der Basis einer systematischen Vorgehensweise stei-
gern. Es empfiehlt sich, einen Stage-Gate-Prozess einzuführen,
in dem sich klar definierte Arbeitsphasen mit Entscheidungspunk-
ten abwechseln. Wesentlich dabei ist, dass der Prozess der
Geschäftsmodellentwicklung einen Rahmen erhält, in dem sich die
Verantwortlichen bewegen müssen bzw. dürfen. Ein solcher
Prozess erzwingt die Einhaltung von Projektterminen und Meilen-
steinen, darf jedoch nicht als Selbstzweck verstanden werden,
an dem man sich festklammert. Zudem verhindert er ein ständi-
ges Eingreifen des Managements mit immer neuen Ideen. Letz­
teres führt dazu, dass ein Unternehmen bis zur Phase der Detail-
lierung erfolgversprechender Geschäftsideen gelangt, nie aber
zur konsequenten Um- und Durchsetzung eines verabschiedeten
Geschäftsmodells.
Das zweite Element eines strukturierten Prozesses bezieht sich auf
die inhaltliche Komponente. Mit der CANVAS-Methodik15
werden
die wesentlichen Elemente eines Geschäftsmodells beschrieben:
•	 Nutzenversprechen an die Kunden
•	 Kundensegmente
•	 Kundenbeziehungen
•	 Vertriebskanäle
•	 Kernaktivitäten
•	 Schlüsselressourcen
•	 Partnerschaften
•	 Kostenstrukturen
•	 Erlösströme
Durch eine konsequente Ausrichtung des Geschäftsmodells an
diesen Elementen wird eine transparente Diskussionsbasis für die
Entwicklung von Neugeschäft geschaffen. Alle wesentlichen
Komponenten eines Geschäftsmodells werden so erfasst und analy-
siert, eine zu starke Fokussierung auf die Technik verhindert.
Klären, wer es machen soll
Rund die Hälfte der Unternehmen beabsichtigt, lediglich
die Funktion des grundzuständigen intelligenten Messstellen­
betreibers (gMSB) wahrzunehmen, 14 Prozent sowohl
die Rolle des gMSB als auch diejenige des wettbewerblichen
Quelle: EY
21Stadtwerkestudie Juni 2017 |
Messstellen­betreibers (wMSB). Die übrigen Unternehmen sind
noch in der Findungsphase.
Die Entscheidung, ob im Stadtwerkeunternehmen zusätzlich zum
gMSB auch die Rolle des wMSB wahrgenommen werden soll, hängt
von zahlreichen Faktoren ab. Ein wesentliches Kriterium ist, welche
konkreten Geschäftsmodelle im intelligenten Messwesen verfolgt
werden sollen. Bei einigen Geschäftsmodellen wie der Kombi­
nation von Energielieferung und intelligentem Messstellenbetrieb ist
die Etablierung eines wMSB rechtlich zwingend, bei anderen wie
dem Submetering hilfreich, um im Markt flexibler und wettbewerbs-
konform agieren zu können.
3.2.3 Der VNB und der Umgang mit Daten
Neben den klassischen Aufgaben des sicheren und diskriminie-
rungsfreien Betriebs der Verteilnetze sehen sich die VNB zukünf-
tig auch verstärkt in der Rolle eines Datenplattformbetreibers.
62 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass der Betrieb einer
Datenplattform für den VNB an Bedeutung gewinnen wird. So
stimmen 55 Prozent der Aussage zu, dass „jeder VNB […] eine dis-
kriminierungsfreie und für dritte Parteien offene Datenplattform
anbieten und betreiben“ müsse. Dagegen sind 44 Prozent der
Ansicht, dass „aufgrund des Betriebs einer kritischen Infrastruk-
tur und der damit verbundenen erhöhten IT-Sicherheitsanfor­
derungen […] eine gemeinsame bundesweite Datenplattform für
Netzdaten ausgebaut werden“ sollte.16
Inhalte einer Datenplattform
Der Inhalt einer Datenplattform wird momentan stark von der Ein-
führung intelligenter Messsysteme bestimmt. Messdaten von
angeschlossenen Verbrauchern werden von 56 Prozent als zwin-
gender und von weiteren 23 Prozent als optionaler Inhalt einer
entsprechenden Datenplattform angesehen. Weitere als wichtig
erachtete Inhalte einer Datenplattform sind
•	 Bewegungsdaten von angeschlossenen Erzeugungsanlagen
(56 Prozent zwingend, 25 Prozent optional),
•	 Netzzugangsdaten für bestimmte Netzabschnitte im Sinne
einer Ampel: rot/gelb/grün (51 Prozent zwingend, 27 Prozent
optional) und
•	 Stammdaten zu Netz-Assets (44 Prozent zwingend,
30 Prozent optional).
Weiter gehende Dateninhalte wie z. B. Kundendaten und Bewe-
gungsdaten der Netz-Assets werden dann zunehmend nur als
optionale Inhalte eingestuft.
Eine Reihe von gesetzlichen und technischen Vorschriften, die wir
im Folgenden kurz darstellen, definiert die notwendigen Inhalte
einer Datenplattform präziser.
Energieinformationsnetz
Mit der zunehmenden Anzahl der Marktteilnehmer und der im-
mer höheren Geschwindigkeit von Marktprozessen steigt der
Bedarf eines Informationsaustauschs zwischen den Akteuren der
Energiewirtschaft. Netzbetreiber spielen dabei eine zentrale
Rolle. Sie benötigen Informationen sowohl von benachbarten oder
unter­lagerten Netzbetreibern als auch von den an ihr Netz an­
geschlossenen Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen. Mit § 12
Abs. 4 EnWG ist der dazugehörige Daten- und Informations­
austausch in einem sog. Energieinformationsnetz gesetzlich ver-
ankert worden.17
Marktstammdatenregister
Mit dem Inkrafttreten des Marktstammdatenregisters zum 1. Juli
2017 werden die Weichen für eine verbesserte Datengrundlage
in der Energiewirtschaft gestellt.18
„Das Register erfasst erstmals
sämtliche Erzeugungsanlagen – Neuanlagen und bestehende
Anlagen, Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarer und konventio-
neller Energie, von Strom und Gas – und bestimmte Verbrauchs­
anlagen sowie die Betreiber der Anlagen.“19
Die von den Akteuren
erfassten Daten müssen von den Netzbetreibern geprüft und
ergänzt werden. Betreiber des Registers ist die BNetzA.
15 CANVAS (engl. Leinwand) ist eine aus neun Elementen bestehende Übersicht,
Geschäftsmodelle systematisch und plakativ darzustellen. Anhand der Elemente
(Kundensegmente, Schlüsselressourcen, Umsatzströme etc.) lassen sich
Geschäftsmodelle entwickeln.
16 Dabei stimmen größere Stadtwerke und Regionalversorger lediglich zu
33 Prozent der Position zu, dass es eine gemeinsame bundesweite Datenplattform
für Netzbetreiber geben sollte.
17 Vgl. dazu BDEW: Die digitale Energiewirtschaft, S. 37 f.
18 Siehe dazu http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/V/verordnung-ueber-
die-registrierung-energiewirtschaftlicher-daten-referentenentwurf.html.
19 Siehe § 13 Referentenentwurf zur Verordnung über die Registrierung energie-
wirtschaftlicher Daten.
22 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Der Verteilnetzbetreiber
heute – und in Zukunft3
Network Codes der EU
Auch auf europäischer Ebene wird der Transformation des Ener-
giesektors hin zu einem dezentralen Markt Rechnung getragen.
Durch die europaweite Harmonisierung und Vereinheitlichung
technischer Vorgaben über Netzkodizes (Network Codes)
treibt die Europäische Kommission den EU-Energiebinnen­markt
voran. ACER hat dazu in Zusammenarbeit mit ENTSO-E und
ENTSO-G insgesamt 13 Netzkodizes entwickelt.20
Diese sind zum
Teil schon in Kraft getreten und müssen jetzt in nationales Recht
umgesetzt bzw. national näher ausgestaltet werden.
So ist mit der Verabschiedung des Netzkodex mit Netzanschluss-
bestimmungen für Stromerzeuger durch die EU der Weg in die
europäische Regelsetzung für den Netzbetrieb eingeleitet wor-
den.21
Im laufenden Jahr wird die Verabschiedung der „Guideline
on Transmission System Operation“ erwartet, die detaillierte
Vorgaben für den Netzbetrieb beschreibt. Der VNB muss in der
Folge mit Kunden, benachbarten Netzbetreibern und Marktteil-
nehmern sowohl in der Planung als auch im Betrieb intensiv
kooperieren und Aktivitäten koordinieren. Diese Anforderungen
müssen bis 17. Mai 2018 in nationale Vorgaben und ein Jahr
später in den Unternehmen umgesetzt werden. Hierdurch werden
sich zahlreiche Geschäftsprozesse, die zu erfassenden Daten
und Datenaustauschprozesse im Verteilnetzbereich verändern –
was heute schon beim Aufbau und bei der Ausgestaltung von
Datenplattformen berücksichtigt werden sollte.
3.2.4 Herausforderung IT- und Informationssicherheit
Die Digitalisierung führt jedoch auch zu neuen Herausforderun-
gen: So stufen 73 Prozent der Befragten die Gefahr, dass es
durch die zunehmende Digitalisierung zu Hackerangriffen und
damit zu Ausfällen in der Stromversorgung kommen könnte,
als hoch oder sehr hoch ein. Nur 8 Prozent sehen hier geringe
oder sehr geringe Gefahren.
Mit der EU-Richtlinie zur Netzwerk- und Informationssicherheit22
und dem IT-Sicherheitsgesetz in Deutschland23
ist daher auch
der Energiesektor im EnWG entsprechend reguliert worden.
Energieanlagen- wie auch Netzbetreiber sind verpflichtet, IT- und
Informationssicherheit für ihre dedizierte kritische Infrastruktur
nachzuweisen. Stadtwerke sind hier oft mehrfach betroffen und
gesetzlich verpflichtet, einerseits den IT-Sicherheitskatalog der
BNetzA nach § 11 Abs. 1a EnWG (Netzbetrieb) bis 31. Januar
2018 sowie den noch nicht veröffentlichten IT-Sicherheitskatalog
der BNetzA nach § 11 Abs. 1b EnWG (Energieanlagen) zu
beachten und andererseits die Anforderungen gem. § 8 des BSI-­
Gesetzes (Gesetz über das Bundesamt für Sicherheit in der
Informationstechnik) bis Mai 2018 zu erfüllen.24
Häufig ist hierzu
jeweils ein Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS,
z. B. gem. DIN ISO/IEC 27001) aufzubauen, dessen Geltungs­
bereich auf die jeweilige kritische Infrastruktur fokussiert wird.
61 Prozent der Stadtwerke haben dazu bereits die Funktion eines
IT-Sicherheitsbeauftragten installiert, 15 Prozent verfügen über
ein ISMS und 46 Prozent sind dabei, ein solches umzusetzen. Da
aber rund 20 bis 30 Prozent der befragten Netzbetreiber immer
noch die genannten IT- und Informationssicherheitsanforderun­
gen als für ihr Unternehmen nicht relevant einstufen bzw. keine
Angaben dazu machen, besteht hier offensichtlich noch weiterer
Informations- und Aufklärungsbedarf.25
Wichtig ist zudem, den Unterschied zwischen IT- und Informations-
sicherheit zu betonen: Viele Unternehmen unterschätzen noch
die Tragweite der umfassenderen Informationssicherheit, die auch
zu Veränderungen in diversen Prozessen zwingt. Die rein techni-
sche Sicherheit erscheint gut beherrschbar – der Umgang mit für
kritische Infrastrukturen wichtigen Informationen erfordert
jedoch zusätzlich organisatorische und prozessuale Veränderun-
gen, auf die die Unternehmen oft nicht vorbereitet sind.
20 Siehe ACER: Framework Guidelines on Electricity Grid Connections, 20. Juli 2011.
21 Siehe Amtsblatt der Europäischen Union: Verordnung (EU) 2016/631 vom
14. April 2016 zur Festlegung eines Netzkodex mit Netzanschlussbestimmungen
für Stromerzeuger.
22 Siehe dazu EU-Richtlinie 2016/1148 vom 6. Juli 2016 über Maßnahmen zur
Gewährleistung eines hohen gemeinsamen Sicherheitsniveaus von Netz- und
Informationssystemen in der Union.
23 Siehe dazu Gesetz zur Erhöhung der Sicherheit informationstechnischer Sys-
teme (IT-Sicherheitsgesetz) vom 17. Juli 2015.
24 Vgl. dazu Bundesnetzagentur, IT-Sicherheitskatalog gemäß § 11 Absatz 1a
Energiewirtschaftsgesetz.
25 Der relativ hohe Anteil ist u. U. auch durch die Befragungsmethodik zu erklären.
Siehe dazu auch Fußnote 5.
26 Vgl. dazu auch Kapitel 3.2.1.
23Stadtwerkestudie Juni 2017 |
Abbildung 10: Teilaspekte für die Umsetzung des IT-Sicherheitskatalogs
DIN ISO/IEC 27002
DIN ISO/IEC 27001
Informations-
sicherheit
IT-Sicherheit
ISMSInformations-
sicherheitsrichtlinien
Compliance
Informations-
sicherheitsaspekte
beim Business
Continuity
Management
(BCM)
Handhabung von
InfoSec-Vorfällen
Lieferanten­-
beziehungen
Anschaffung,
Entwicklung und
Instandhaltung
von Systemen
Kommunikations-
sicherheit
Organisation
der Informations-
sicherheit
Personal­-
sicherheit
Verwaltung
der Werte
Zugangs­-
steuerung
Kryptografie
Physische und
umgebungsbezogene
Sicherheit
Betriebssicherheit
28.000 Zertifikate
weltweit im Jahr 2016
Dazu sind in erster Linie wichtige Informationen adäquat zu schüt-
zen und erst in zweiter Linie die dafür notwendigen „Secondary
Assets“ wie IT, physische Infrastruktur, Personal und verwendete
Services. Letztere liegen in der Verantwortung des Technik­
bereichs (der IT), der dann in der Umsetzung des IT-Sicherheits-
katalogs den Fokus stark bis ausschließlich auf diese Aspekte
legt. Der ganzheitliche Schutz von Informationen erfordert jedoch
ein Umdenken, das auch nichttechnische Fragestellungen ­abdeckt.
Dieses Umdenken sollte im Rahmen eines Kulturwandels zwin-
gender Bestandteil eines jeden Digitalisierungsprojekts sein.26
Welche Teilaspekte ein Unternehmen bei der Umsetzung des
IT-Sicherheitskatalogs insgesamt zu berücksichtigen hat, fasst
Abbildung 10 zusammen.
Angesichts der vorhandenen Herausforderungen, die durch die
fortschreitende Digitalisierung entstanden sind, besteht noch
Handlungsbedarf zum Thema der IT- und Informationssicherheit.
Dieser Aspekt, mit einer Vielzahl von Teilaspekten, muss zwin-
gend Bestandteil eines jeden Digitalisierungsprojekts sein.
Quelle: EY
Laut einer BMWi-Verteilnetzstudie kann der konventionelle Netzausbaubedarf durch Einsatz intelligenter Netzwerktechnologien
(z. B. regelbare Ortsnetztransformatoren) oder anderer innovativer Lösungen deutlich reduziert werden. Setzt die Regulierung
ausreichende Anreize für „intelligente Lösungen“?
24 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Abbildung 11: Anreize für intelligente Lösungen des Netzausbaus durch die Regulierung
(1) Stimme voll und ganz zu
(2)
(3)
(4)
(5) Stimme überhaupt nicht zu
Weiß nicht/Keine Angabe
2
7
27
30
18
16
Angaben in Prozent; n = 111
9
48
Der Verteilnetzbetreiber
heute – und in Zukunft3
3.3 Passt der Regulierungsrahmen?
VNB können und müssen innerhalb des Regulierungsrahmens
agieren. Mit der Novellierung der ARegV zum 14. September 2016
haben sich diese Rahmenbedingungen verändert. Ein Drittel
der Befragten sieht dadurch insgesamt negative, 45 Prozent
neu­trale und 11 Prozent positive Effekte für ihr eigenes Unter­-
nehmen.
Es wird befürchtet, dass notwendige intelligente Investitionen
durch die Einführung des Kapitalkostenabgleichs unterbleiben
(24 Prozent) und sich dies insgesamt negativ auf die Ertrags-
lage der Unternehmen auswirkt (29 Prozent). Immerhin 14 bzw.
11 Prozent der Befragten erwarten jedoch im Saldo positive
­Effekte auf die Investitionstätigkeit bzw. die Ertragslage.
Im Hinblick auf das neue Rollenverständnis der VNB werden
nach wie vor fehlende Anreize für „intelligente“ Investitionen
bemängelt. Insgesamt stellt sich die Frage, ob der steigenden
Kom­plexität von Netzplanung und -betrieb regulatorisch aus­
reichend Rechnung getragen wurde. Möglichkeiten zur effizien-
ten Anwendung des NOXVA-Prinzips sind aus Branchensicht
nicht genügend implementiert worden. So vertritt fast die Hälfte
der Befragten die Ansicht, dass die Regulierung heute nicht genü-
gend Anreize für „intelligente“ Investitionen setze (s. Abb. 11).
Ein sicherer und schneller Zugriff auf Daten erhöht die notwendi­
­ge Beobachtbarkeit und ist Voraussetzung für einen sicheren
Netzbetrieb. Um diesen Zugriff sicherzustellen, wird im Ergebnis
der Aufwand im Netzbetrieb deutlich steigen und das Verhält­-
nis zwischen Betriebskosten und Investitionen sich weiter in Rich-
tung Betriebskosten verschieben. Das heutige Regulierungs­
system belohnt nach wie vor kapitalintensive Investitionen, welche
die Regulated Asset Base erhöhen. Intelligente Investitionen,
die Folgeinvestitionen verhindern, dafür aber zu einem erhöhten
Betriebsaufwand führen, z. B. über laufende IT- und TK-Kosten,
werden im Vergleich dazu schlechtergestellt.
„Kooperationen von VNB ermöglichen hier Skalen- und Ver-
bundeffekte. Möglich sind dabei sowohl technische Kooperationen
angrenzender Netzbetreiber als auch rein wirtschaftliche
Kooperationen.“27
27 BDEW, Der aktive Verteilnetzbetreiber in einer dezentralen Energiewelt, S. 5.
25Stadtwerkestudie Juni 2017 |
26 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Der Verteilnetzbetreiber
heute – und in Zukunft3
3.4 Neue Tätigkeitsfelder
Der Verteilnetzbereich lebt heute überwiegend vom regulierten
Geschäft.28
Daneben sind jedoch weitere Tätigkeitsfelder inter-
essant. Im Mittelpunkt der geplanten Aktivitäten für die kom-
menden ein bis zwei Jahre stehen – wie bereits oben erläutert –
das intelligente Messwesen und die Nutzung und Bereitstellung
von Daten (s. Abb. 12).
Infrastrukturdienstleistungen
Die etablierten EVU und Stadtwerke haben einen Vorsprung im
Wissen um die Ressourcen für den Aufbau und (sicheren) Betrieb
von Infrastrukturen. Hier haben sie aufgrund ihrer Erfahrungen
und Kompetenzen deutliche Wettbewerbsvorteile. Von daher
gehören der Aufbau und der Betrieb einer Ladeinfrastruktur für
die Elektromobilität und das Engagement bei Smart Cities und
28 In der Regel werden 95 Prozent der Umsätze oder mehr im Verteilnetzbereich
im regulierten Geschäft erzielt.
beim Breitbandausbau zu den interessanten Tätigkeitsfeldern
für die etablierten Verteilnetzbetreiber. Aber auch in diesen Berei-
chen werden Kooperationen und Partnerschaften erforderlich
sein, um alle notwendigen Kompetenzen abdecken zu können und
die erforderlichen Technologien verfügbar zu machen.
Rekommunalisierung und Mircrogrids
Schließlich muss sich auch der „Monopolbereich“ Verteilnetz­
betrieb einem verstärkten Wettbewerb stellen: Zum einen ist die
Konzessionsvergabe schon lange kein Selbstläufer mehr, zum
anderen sind zum klassischen Netzbetrieb der allgemeinen Ver-
sorgung alternative Versorgungskonzepte durch den Trend
zu lokalen Arealnetzen (Microgrids) hinzugekommen. Die Erzeu-
gung rückt enger an den Verbraucher heran und lässt eine
Vielzahl potenziell autarker, lokaler Gemeinschaften entstehen.
Lokale Arealnetze und Marktplätze verbinden dezentrale Erzeu-
gung und Speicher. Damit agieren die meisten „Prosumer“
zwar streng genommen nicht autark, aber die Zahl quasi autarker
lokaler Gemeinschaften steigt und ist heute schon vielfach
Realität.
Die zunehmende Anzahl von Microgrids stellt daher einen wei-
teren Trend im Bereich der (Verteil-)Netze dar, auch wenn es
hier eine Reihe von gesetzlichen und regulatorischen Hürden zu
überwinden gilt: Die Verbreitung dezentraler Erzeugungsein­
richtungen wird tendenziell zu einer Abkopplung von immer mehr
Quartieren und kleineren Netzgebieten führen, die durch
Dienstleister oder in Eigenregie betrieben werden. Dadurch sinkt
die Zahl der aus dem allgemeinen Netz versorgten Endkunden,
die spezifischen Netzentgelte steigen, Eigenversorgungslösungen
inkl. Microgrids werden attraktiver und weitere Endkunden
werden sich aus dem Solidarsystem der netzgebundenen Versor-
gung verabschieden.
27Stadtwerkestudie Juni 2017 |
Abbildung 12: Zukünftig geplante Geschäftsmodelle im Verteilnetzbereich
Nutzung und Bereitstellung von Daten
Speicher
Betrieb von TK-Infrastruktur
Technische Dienstleistungen für Dritte
Breitbandausbau
Intelligentes Messwesen
Aufbau und Betrieb von Elektroladeinfrastruktur
VPP = Virtual Power Plants
= virtuelle Kraftwerke
Betrieb von Microgrids/Arealnetzen
51
32
23
21
13
10
8
6
5
14
17
14
22
16
5
10
13
10
16
18
43
8
2
14
5
39
17
12
23
19
44
63
68
70
40
67
6
11
2
5
6
2
7
3
2
  In den nächsten 1–2 Jahren geplant     Zu einem späteren Zeitpunkt geplant   Bereits angeboten   Gar nicht   Weiß nicht/Keine Angabe
Angaben in Prozent; n = 111 Rundungsdifferenzen möglich
28 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Die Ergebnisse
für Österreich und
die Schweiz4Im Folgenden werden kurz die wesentlichen
Ergebnisse für Österreich und die Schweiz
dargestellt und im Kontext der jeweiligen
Länder­spezifika analysiert.
29Stadtwerkestudie Juni 2017 |
4.1 Österreich
Österreichs Stromnetzbetreiber werden sowohl als ein völlig
unabhängiger Dienstleister für Erzeuger, Lieferanten und Endkun-
den als auch als Teil eines integrierten Energieversorgungs­
unternehmens mit einer wichtigen Schnittstelle zum Kunden gese-
hen (jeweils 81 Prozent Zustimmung). Ihre Bedeutung für das
Gesamtunternehmen wird von 73 Prozent als hoch oder sehr hoch
eingestuft. Allerdings stuft auch jeder fünfte Befragte ihre Bedeu-
tung als niedrig ein. Ein Grund kann in den massiven Senkungen
der Netzentgelte seit Einführung der Anreizregulierung im Jahr
2001 liegen. In diesem Zeitraum sind die Netzentgelte inflations-
bereinigt um 40 Prozent gesunken. Aufgrund des bestehenden
Investitionsbedarfs, von Preissteigerungen für Netzbetreiber
und einer stabilen Entwicklung der Abnahmemengen sind Entgelt­
senkungen in den nächsten Jahren jedoch kaum zu erwarten.29
Auch die jüngst vom Regulator vorgeschlagene Reform der Netz­
entgeltsystematik30
verändert diese Einschätzung nicht. Durch
eine Stärkung der Leistungskomponente käme es sogar zu einer
verbesserten Planbarkeit der Erlöse. Gravierende Auswirkun-
gen auf die Erlössituation der Stromnetzbetreiber sind nicht zu
erwarten.
So werden die österreichischen Stromnetzbetreiber in den kom-
menden vier Jahren insgesamt 4 Mrd. Euro in die Modernisierung,
Instandhaltung und den Ausbau ihrer Infrastruktur sowie in den
Rollout intelligenter Messgeräte (Smart Meters) investieren.31
Bis
Ende 2015 waren 7,4 Prozent der insgesamt 6,159 Mio. Zähler
von Haushalts-, KMU- und Landwirtschaftskunden in Österreich
mit einem intelligenten Messgerät ausgestattet.32
Die Intelligente
Messgeräte-Einführungsverordnung (IME-VO) gibt bis Ende
2017 eine Rolloutquote von 70 Prozent vor.33
Die von den Netz-
betreibern prognostizierte Rolloutquote von etwa 30 Prozent
der umzustellenden Zählpunkte zeigt, dass man in den Rollout-
projekten diesen Vorgaben deutlich hinterherhinkt.
Unsere Befragung bestätigt diesen Trend: Auch wenn 57 Pro-
zent der Energieversorgungsunternehmen bereits mit dem Roll­
out begonnen haben, geht etwa ein Drittel der befragten Unter­
nehmen davon aus, dass es schwierig sein wird, die Vorgaben aus
der IME-VO zu erfüllen. Nur 38 Prozent denken, dass sie es
mit Sicherheit schaffen werden. Die größten Herausforderungen
des Rollouts liegen in der Auswahl der technischen Lösungen
(48 Prozent) und dem Aufbau und der Anpassung der IT-Systeme
(43 Prozent).
Auch wenn sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Roll­
out intelligenter Messgeräte bzw. -systeme zwischen Österreich
und Deutschland ganz wesentlich unterscheiden, lassen sich
doch viele Erfahrungen, die die österreichischen Netzbetreiber
bei ihren Rollouts machen, auch in Deutschland nutzbringend
verwerten.34
Für viele Befragte spielen beim Rollout intelligenter Messgeräte
zudem Fragen der IT-Sicherheit eine herausfordernde Rolle
(33 Prozent). Insgesamt wird diesem Thema in Österreich große
Aufmerksamkeit gewidmet: 91 Prozent der Unternehmen
setzen sich damit im Verteilnetzbereich stark oder sehr stark aus­
einander. Im Vergleich zu Deutschland werden die Gefahren
eines Netzausfalls infolge von Hackerangriffen jedoch geringer
eingeschätzt. Nur 53 Prozent sehen eine hohe oder sehr hohe
29 Vgl. dazu E-Control, Jahresbericht 2016, S. 45 ff.
30 Vgl. dazu E-Control, Tarife 2.0 – Weiterentwicklung der Netzentgeltstruktur für
den Stromnetzbereich, April 2017.
31 E-Control, Jahresbericht 2016, S. 7.
32 E-Control, Bericht zur Einführung von intelligenten Messgeräten in Österreich,
2016, S. 26.
33 Siehe § 1 Ziffer 2 IME-VO.
34 Vgl. dazu auch Kapitel 3.2.2.
Bedrohung – im Vergleich zu 73 Prozent in Deutschland. Dabei
ist der Stand der bereits getroffenen Gegenmaßnahmen (Instal-
lation der Funktion eines IT-Sicherheitsbeauftragten, Einsatz
eines ISMS, Zertifizierung nach DIN ISO/IEC 27001) geringer
ausgeprägt als in Deutschland. Die Umsetzungshinweise zu den
BDEW-Sicherheitsanforderungen durch Österreichs Energie ist
dabei einer Mehrheit unbekannt bzw. die Befragten gehen davon
aus, dass sie nicht betroffen wären.
Das Thema Digitalisierung hat in der österreichischen Energie-
wirtschaft verstärkt Einzug gehalten: Vier von zehn Unternehmen
haben bereits eine Strategie zur digitalen Transformation,
­weitere 24 Prozent planen eine solche. Ähnlich wie in Deutschland
stuft auch ein zunehmender Teil der österreichischen Energie­
unternehmen (17 Prozent) die Digitalisierung jetzt eher als
Bedrohung ein. Nach wie vor bewertet jedoch eine Mehrheit
(57 Prozent) die Digitalisierung als Chance.
Insgesamt wird der Stand der Digitalisierung im Verteilnetzbe-
reich in Österreich deutlich höher eingestuft als seitens der deut-
schen Stadtwerke: 48 Prozent gegenüber nur 19 Prozent. Ein
Grund dürfte in dem in Österreich weiter fortgeschrittenen Roll­
out intelligenter Messgeräte zu suchen sein. Dennoch ist die
eigene Einschätzung zum Stand der Digitalisierung in den Energie­
unternehmen weiterhin mit einer gewissen Skepsis zu betrachten.
30 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Die Ergebnisse für
Österreich und die Schweiz4
Nur 20 Prozent stufen den eigenen Digitalisierungsstand im
Verteilnetzbereich als gering oder sehr gering ein, obwohl sich
nur jedes vierte Unternehmen mit Themen wie Data Analytics
oder der Digitalisierung von Unterstützungsprozessen beschäftigt.
Möglicherweise wird das Potenzial digitaler Technologien auch
weiterhin noch stark unterschätzt. Auch hier gilt, dass eine
gesamtheitliche Sicht mit der Erfassung der Interessen aller Stake­
holder und aller Dimensionen in einem vom Management unter-
stützten Digitalisierungsprojekt notwendig ist.35
Neben Planung, Bau und Betrieb von Netzen sehen die österrei­
chischen Stromnetzbetreiber – wie die deutschen VNB – auch im
Betrieb einer Datenplattform zunehmend ein zweites Standbein
ihres Geschäfts. Zwei Drittel der Manager erwarten, dass der
Betrieb einer Datenplattform (stark) an Bedeutung gewinnen
wird, und bereits 57 Prozent sind in der Erfassung, Übertragung,
Analyse und Bereitstellung netz- und kundenbezogener Daten
aktiv. Im Gegensatz zu Deutschland sieht eine Reihe der öster-
reichischen Netzbetreiber den Betrieb einer TK-Infrastruktur als
zukünftiges Geschäftsmodell an (43 Prozent sind hier bereits
aktiv, im Gegensatz zu Deutschland, wo sich lediglich 14 Prozent
engagieren). Auch hier machen sich der weitere Fortschritt
beim Rollout intelligenter Messgeräte und die damit im Zusam-
menhang stehende Notwendigkeit, eine verlässliche Kommunika­
tionslösung zu finden, offensichtlich bemerkbar.
4.2 Schweiz
Schweizer Energiepolitik
Die Schweizer Energiepolitik ist wesentlich durch die Energie-
strategie 2050 und ihre Maßnahmenpakete geprägt. Die Energie-
strategie 2050 findet bei Schweizer Energieversorgern mit
72 Prozent große Unterstützung. Etwas zurückhaltender sieht die
Branche deren Umsetzbarkeit, die nur 55 Prozent der befrag-
ten Unternehmen als realistisch einschätzen. Damit ist die
Unterstützung im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozentpunkte
zurückgegangen.
Als zielführend werden innerhalb der Energiestrategie vor allem
die vorübergehende Förderung der Schweizer Wasserkraft, die
Steigerung der Energieeffizienz in Gebäuden und der Ausbau der
erneuerbaren Energien angesehen. Im Gegensatz dazu werden
gemäß den befragten Unternehmen die Gesamtkosten der Ener-
giestrategie für Unternehmen und Bevölkerung unterschätzt
(68 Prozent), ebenso wie die Themen Versorgungssicherheit und
die zweite Stufe der Strommarktöffnung.
Die vollständige Liberalisierung des Strommarktes erwarten
59 Prozent der Schweizer Energieversorger im Zeitraum bis 2026
– wobei hiervon die meisten mit einer Marktöffnung im Jahr 2024
rechnen. Jedoch erwarten weitere 37 Prozent der befragten
Unternehmen, dass die Öffnung erst danach bzw. gar nicht erfolgt.
31Stadtwerkestudie Juni 2017 |
35 Vgl. dazu ausführlicher Kapitel 3.2.1.
36 Die fehlenden zwei Prozent machten hierzu keine Angabe.
Geschäftserfolg 2016 und -ausblick
Der Geschäftserfolg im vergangenen Jahr wird deutlich posi­tiver
als noch ein Jahr zuvor bewertet. 34 Prozent beurteilen ihn
als „sehr gut“ (im Vergleich zu 0 Prozent im Vorjahr) und 52 Pro­-
zent als „gut“ (Vorjahr: 61 Prozent). Somit ist in der Gesamtsicht
der guten und sehr guten Beurteilungen ein Anstieg von 61 auf
86 Prozent festzustellen.
Aktuelle Themen
Unter den Top-3-Themen auf der Agenda der Schweizer Energie-
versorger stehen Smart Metering/Grids, die Umsetzung IT-­
gestützter Prozesse sowie die Optimierung interner Prozesse und
betriebliche Reorganisation. Im Gegensatz zum Vorjahr hat vor
allem das Thema Absatz/Marketing/Kundenbetreuung/CRM sehr
stark an Gewicht verloren, während Smart Metering wieder ver-
mehrt in den Vordergrund rückt.
Die Relevanz von Kooperationen und strategischen Allianzen
hat insgesamt leicht abgenommen, ebenso die Gewinnung quali-
fizierten Nachwuchses und die Personalentwicklung. Innovation
hat als Thema (sowohl bei Geschäftsprozessen als auch bei Pro­
dukten/­Services) etwas an Bedeutung gewonnen und rangiert
im oberen Drittel der aktuellen Themenbereiche. Einzig im Bereich
der Geschäftsmodelle wird – analog zum Vorjahr – wenig Innova­
tionspotenzial gesehen.
Fokus Verteilnetzbetrieb
Der Verteilnetzbereich ist zu 87 Prozent noch integriert, d. h. ein
rechtlich nicht entflochtener Bestandteil eines Energieversor-
gungsunternehmens. In 11 Prozent der Fälle wurde die Netz­
gesellschaft rechtlich entflochten.36
Ihre Hauptaufgabe sehen Schweizer Verteilnetzbetreiber im
Thema „Netzplanung, -bau und -betrieb“. Auch der Betrieb einer
eigenen IT hat eine große Bedeutung: 61 Prozent der befragten
Unternehmen haben ihn bereits umgesetzt, weitere 18 Prozent
planen dies noch. Der Betrieb einer eigenen Kommunikations­
infrastruktur wird von 50 Prozent der Unternehmen als Aufgabe
angesehen, 34 Prozent verfolgen diesbezüglich keine weiteren
Pläne.
Insgesamt wird dem Netzbereich eine wichtige Rolle zugewiesen.
Für 88 Prozent hat er eine sehr hohe oder hohe Bedeutung.
Das Thema Digitalisierung wird ähnlich wie im Vorjahr von
59 Prozent der Energieversorger als Chance gesehen, 10 Prozent
betrachten es als Bedrohung und 31 Prozent stehen dem Thema
indifferent gegenüber. Entsprechend haben bzw. planen
48 Prozent der Unternehmen eine ganzheitliche Strategie zur
digitalen Transformation, die zu 80 Prozent direkt durch die
Geschäftsführung verantwortet wird. Der Verteilnetzbereich ist
dabei zu 97 Prozent Teil des Projekts. Konkrete Projektergeb-
nisse liegen jedoch erst zu 23 Prozent vor.
Die Gefahr von Hackerangriffen auf das Netz durch die Digitalisie-
rung wird von 68 Prozent der Energieversorger als hoch bzw.
sehr hoch eingestuft. Allerdings beschäftigt erst rund ein Drittel
der Energieversorger einen IT-Sicherheitsbeauftragten oder
setzt ein ISMS ein.
Rund ein Drittel der Schweizer Energieversorger werden Ende
2017 mit dem Massenrollout von Smart Meters begonnen haben.
Alle übrigen planen diesen entweder für einen späteren Zeit-
punkt oder warten vorerst ab.
32 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Fazit5Der Verteilnetzbereich spielt innerhalb der
Stadtwerke eine wichtige Rolle. Obwohl unab-
hängig agierend, ist er eine wichtige Schnitt-
stelle zu den Endkunden und strahlt so auf
das Gesamtunternehmen aus. Er bildet den
Kern des Energiegeschäfts und liefert nach­
haltige Ergebnisbeiträge.
33Stadtwerkestudie Juni 2017 |
Der Verteilnetzbereich wird zum Enabler
der Energiewende
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Stadtwerkemanager die
neue Rolle der VNB im Rahmen der Energiewende angenom-
men haben: Sie entwickeln sich – zusätzlich zu ihrer traditionel­len
Rolle, einen sicheren und verlässlichen Netzbetrieb diskrimi­
nierungsfrei zu gewährleisten – zum Enabler und Market Facilitator
des zukünftigen dezentralen Energiemarktes. Digitale Techno­
logien helfen ihnen dabei.
Im Mittelpunkt digitaler Technologien steht momentan bei vielen
Stadtwerken der Rollout intelligenter Messsysteme. Die Hälfte
der Unternehmen weiß bereits, wie sie das Thema angehen wol-
len, viele sind aber noch in der Findungsphase. Dennoch nimmt
das intelligente Messwesen in Deutschland langsam Gestalt an
und dürfte mit ein Hauptgrund dafür sein, dass die Digitalisie-
rung der Energiebranche an Schwung gewonnen hat.
Die Digitalisierung ist im vergangenen Jahr zu einem Topthema
geworden und steht bei vielen Unternehmen ganz oben auf der
Agenda. Es ist aber auch mehr Realismus hinsichtlich seiner Aus-
wirkungen eingekehrt. Mehr als ein Viertel der Stadtwerke
stuft sie heute eher als Bedrohung denn als Chance ein. Gerade
bei kleineren Stadtwerken hat sich die Erkenntnis durchgesetzt,
dass die Digitalisierung enorme Möglichkeiten bietet, die aber
nicht alle von ihnen selbst umgesetzt und genutzt werden können.
Eine weitere Gefahr der Digitalisierung wird in Hackerangriffen
und einem möglichen Netzausfall gesehen. 73 Prozent der
Befragten stufen die Gefahren als hoch oder sehr hoch ein. Gegen-
maßnahmen wie der Aufbau eines ISMS oder die Umsetzung des
IT-Sicherheitskatalogs der BNetzA werden momentan in vielen
Unternehmen ergriffen – es bleibt aber noch viel zu tun. Die
Gefahren von Hackerangriffen sind zu einer so ernst zu nehmen-
den Bedrohung in der digitalen Energiewirtschaft geworden,
dass sich wirklich jedes Unternehmen darauf vorbereiten muss –
was heute noch nicht der Fall ist.
Der Verteilnetzbetrieb der Zukunft wird immer mehr von einem
eigenen professionellen Datenmanagement abhängig werden.
Neben Planung, Bau und Betrieb von Strom-, Gas-, Wasser- und
Wärmenetzen – den Primärtechnologien – und ggf. von Sekun-
därtechnologien wie einem eigenen TK- und Informationsnetz
wird das Datenmanagement zur dritten Säule des VNB werden.
Den Rahmen hierfür setzt eine Vielzahl rechtlicher Anforderun-
gen (Energieinformationsnetz, Marktstammdatenregister, Mess-
stellenbetriebsgesetz, Network Codes etc.). Ein professionelles
Datenmanagement wird es dem Verteilnetzbetreiber ermöglichen,
effizienter zu agieren und neue Geschäftsmodelle (Vermarktung
von Daten) zu entwickeln.
In Zeiten einer fundamentalen Transformation des Energie­
sektors bleibt auch der Verteilnetzbereich davon nicht unberührt.
Im Gegenteil: Durch seine zentrale Rolle als Verbindung zwi-
schen Endkunden, Messstellenbetreibern, vorgelagerten Verteil-
netz- wie Übertragungsnetzbetreibern und Erzeugern muss
sich der VNB in einer komplexer werdenden Energiewelt neu aus-
richten. Er wird zum Enabler der Energiewende, der dafür sorgt,
dass andere Marktakteure in einem sicheren Umfeld ihre eigenen
Geschäftsmodelle entwickeln, anbieten und umsetzen können,
damit am Ende die Energiewende gelingen kann.
34 | Stadtwerkestudie Juni 2017
Ansprechpartner6Impressum
Herausgeber
Ernst  Young GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Der Autor
Dr. Helmut Edelmann
Director Utilities Deutschland,
Schweiz und Österreich
Westfalendamm 11
44141 Dortmund
Telefon +49 231 55011 11476
Telefax +49 181 3943 11476
Bestellung
Vanessa Wüthrich
vanessa.wuethrich@de.ey.com
35Stadtwerkestudie Juni 2017 |
Metin Fidan
Energy Sector Leader Deutschland,
Schweiz und Österreich
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Dr. Helmut Edelmann
Director Utilities Deutschland,
Schweiz und Österreich
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44141 Dortmund
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frank.fleischle@de.ey.com
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EY Stadtwerkestudie 2017 - Energieversorger betrachten Digitalisierung als Chance

  • 1. Stadtwerke- studie 2017 Der Verteilnetzbetreiber der Zukunft – Enabler der Energiewende Juni 2017
  • 2. 2 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Die Energiewende hat die Aufgaben und die Rolle des Verteilnetzbetrei- bers verändert. Rund 95 Prozent der installierten EEG-Leistung sind an die Verteilnetze angeschlossen. In einzelnen Netzen ist nicht mehr die Verbrauchslast, sondern die Einspeisung zur bestimmenden Größe der Netzauslegung geworden. Wie geht der Verteilnetzbereich mit diesen Veränderungen um? Welche Rolle spielt er im Stadtwerkekonzern, welche im Markt? Und wie kann die Digitalisierung die Verteilnetzbetreiber dabei unterstützen, ihre neue Rolle wahrzunehmen und neue Tätigkeitsfelder zu entwickeln? 1 2 3Vorbemerkungen Aktuelle Lage und Herausforderungen Der Verteilnetzbetreiber heute – und in Zukunft 3.1 Aufgaben und Rolle des Verteilnetzbetreibers 13 3.2 Die Digitalisierung verändert den Verteilnetzbetrieb 15 3.3 Passt der Regulierungs- rahmen? 24 3.4 Neue Tätigkeitsfelder 26 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Untersuchungsanlage 7 Abbildung 2: Geschäftserwartungen für das aktuelle Geschäftsjahr 9 Abbildung 3: Ausgewählte aktuelle Fragestellungen 10 Abbildung 4: Die Transformation des Energiesektors 13 Abbildung 5: Der Begriff der Digitalisierung aus der Sicht des Verteilnetzbereichs 14 Abbildung 6: Digitalisierung – Chance oder Bedrohung? (Vorjahresvergleich) 15 Abbildung 7: Stakeholder, Dimensionen und Ziele der Digitalisierung 17 Abbildung 8: Beispielhafte Herausforderungen des Rollouts 19 Abbildung 9: Mögliche Entwicklungspfade des intelligenten Messwesens 20 Abbildung 10: Teilaspekte für die Umsetzung des IT-Sicherheitskatalogs 23 Abbildung 11: Anreize für intelligente Lösungen des Netzausbaus durch die Regulierung 24 Abbildung 12: Zukünftig geplante Geschäftsmodelle im Verteilnetzbereich 27 Seite 4 Seite 8 Seite 12
  • 3. 3Stadtwerkestudie Juni 2017 | 4 5 6Die Ergebnisse für Österreich und die Schweiz 4.1 Österreich 29 4.2 Schweiz 30 Fazit Der Verteilnetzbereich wird zum Enabler der Energiewende Ansprechpartner Impressum Seite 28 Seite 32 Seite 34
  • 4. 4 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Vorbemerkungen1Der Verteilnetzbereich hat sich in den letzten Jahren zu einem eigenständigen und unabhängigen Geschäftsbereich entwickelt, dem eine zentrale Rolle bei der Energiewende zukommt. Neue Energiequellen müssen dezentral und kosteneffizient in bestehende Netze integriert werden. Gleichzeitig darf die Versorgungssicherheit in einem immer komplexeren Umfeld mit immer mehr Akteuren nicht gefährdet werden. Hierdurch haben sich die Aufgaben und die Rolle des Verteilnetzbetreibers verändert: Er wird zum „Enabler“ und zum Rückgrat der Energiewende und sorgt dafür, dass andere Markt­ akteure neue Geschäftsmodelle in einer dezentralen Energiewelt ausrollen können. Zudem stellt sich für den Verteilnetzbetreiber die Frage, ob er eigene neue Tätigkeitsfelder in diesem Kontext entwickeln kann und, wenn ja, welche.
  • 5. 5Stadtwerkestudie Juni 2017 | Digitale Technologien wie mobile Datenerfassung und -verarbei- tung, intelligente Netzkomponenten wie RONT (regelbare Orts- netztransformatoren), Analytics und Big Data können dabei hel- fen, diesen Veränderungsprozess zu managen und den zukünf- tigen Verteilnetzbetrieb effizienter zu gestalten. Im Vergleich zum Vorjahr hat das Thema Digitalisierung deutlich an Bedeutung gewonnen: 71 Prozent der Stadtwerkemanager werden sich in den kommenden Jahren damit stark oder sehr stark auseinander­ setzen. Dies ist auch gut so, denn die Digitalisierung ist ein Thema, dem sich die Geschäftsführung direkt und geschäftsbereichs- übergreifend widmen sollte, um die Potenziale der digitalen Trans- formation nutzen zu können. Am auffälligsten manifestiert sich die Digitalisierung momentan im Rollout intelligenter Messsysteme. Durch die Umstellung einer (jährlichen) mechanischen Ablesung auf eine automatische, ggf. viertelstündliche Fernauslesung von Zählwerten verändern sich Datenfrequenz, -formate und eine Vielzahl von Geschäfts- prozessen. Hinzu kommen eine Reihe weiterer gesetzlicher Ver- pflichtungen wie der Aufbau eines Energieinformationsnetzes oder das Marktstammdatenregister. Der Verteilnetzbetreiber (VNB) wird auch zum Betreiber einer Datenplattform, in die unter anderem Messdaten der Kundenanlagen einfließen. Digitale Technologien bergen aber auch Risiken im Hinblick auf Datensicherheit und -schutz. 73 Prozent der Stadtwerkemanager bewerten die Gefahr als hoch oder gar sehr hoch, dass das Netz durch die Digitalisierung anfälliger für Hackerangriffe wird, die zu einem Blackout führen könnten. Die Unternehmen nehmen diese Gefahren ernst und treffen eine Vielzahl von Maßnahmen, um sich auf mögliche Angriffe vorzubereiten. 61 Prozent der Unternehmen haben bereits einen IT-Sicherheitsbeauftragten, 15 Prozent der Unternehmen verfügen heute über ein Informa­ tionssicherheitsmanagementsystem (ISMS) und 46 Prozent sind dabei, ein solches umzusetzen. Den IT-Sicherheitskatalog der Bundesnetzagentur (BNetzA) haben 12 Prozent umgesetzt, wei- tere 47 Prozent sind dabei, dies zu tun. Die Mehrheit der Unter- nehmen ist somit auf einem guten Weg. Dennoch ist der Anteil derjenigen, die diese Themen auf die lange Bank schieben oder für sich als gar nicht relevant einstufen, angesichts des hohen Ver- netzungsgrades der Energiewirtschaft noch zu groß. Häufig wird die Geschäftsführung allerdings im Tagesgeschäft davon abgehalten, sich mit derart grundsätzlichen strategischen Fragestellungen zu beschäftigen. Hinzu kommt, dass sich aus der Sicht der Branche durch die Novellierung der Anreizregulierungs- verordnung (ARegV) die Rahmenbedingungen eher verschlech- tert denn verbessert haben. Insbesondere werden fehlende Anreize für Investitionen in „intelligente“ Technologien bemängelt. Die diesjährige Stadtwerkestudie legt den Fokus auf den Verteil- netzbereich, dem eine besondere Rolle innerhalb der Stadtwerke und im Rahmen der Energiewende zukommt. Im Einzelnen wid- met sich diese Studie den folgenden Fragen: • Wie geht der Verteilnetzbereich mit den skizzierten Veränderungen um? • Welche Rolle spielt er im Stadtwerkekonzern? • Welche Rolle kommt dem Verteilnetzbetreiber auf den Energie­märkten zu? • Wie kann die Digitalisierung die Verteilnetzbetreiber dabei unterstützen, ihre neue Rolle wahrzunehmen? • Wie zufrieden ist man mit dem Regulierungssystem? Bietet es Spielraum für neue Geschäftsmodelle? • Welche neuen Geschäftsfelder zeichnen sich ab?
  • 6. 6 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Um zu erfassen, wie die deutschen, österreichischen und ­Schweizer Stadtwerke ihre Situation wahrnehmen und welche Rolle der Verteilnetzbetrieb spielt, haben wir Geschäftsführer und Vorstände von insgesamt 214 Unternehmen unterschied­ licher Größe und Struktur in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt.1 Die Ergebnisse unserer Studie unterstreichen, dass Stadtwerke dem Verteilnetzbereich eine Schlüsselrolle zuweisen – innerhalb des Unternehmens und auch für die Energiewende. Die tradi­ tionelle Rolle des VNB als Gewährleister eines verlässlichen und sicheren, diskriminierungsfreien Netzbetriebs wird zunehmend durch das Management einer Datenplattform ergänzt, die Infor- mationen über die an das Netz angeschlossenen Akteure und Vorbemerkungen1 deren Verbrauchs- bzw. Einspeiseverhalten sammelt. Hier spielt der Rollout eine zentrale Rolle. Die überwiegende Mehrzahl der Stadtwerke beabsichtigt, am eigenen grundzuständigen Mess­ stellenbetrieb festzuhalten, da dieser als wichtige Schnittstelle zum Endkunden und auch als Quelle werthaltiger Informa­tionen angesehen wird. Das intelligente Messwesen wird daher auch als das zukunfts- trächtigste Tätigkeitsfeld jenseits des regulierten Geschäfts für den VNB eingestuft. Daneben beabsichtigen viele Stadtwerke, die Nutzung und Bereitstellung von Daten und Speichern sowie den Aufbau und Betrieb einer Elektroladeinfrastruktur in den kommenden Jahren verstärkt voranzutreiben. 1 Die folgende Darstellung der Ergebnisse legt den Schwerpunkt auf Deutschland und zeigt auch nur die Ergebnisse für die 111 in Deutschland befragten Unter­nehmen. Eine Kurzdarstellung der Ergebnisse für Österreich und die Schweiz findet sich in Kapitel 4.
  • 7. 7Stadtwerkestudie Juni 2017 | Anlage der Untersuchung Im Frühjahr 2017 haben der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) und EY ihre seit 2003 stattfindende gemeinsame jährliche Expertenbefragung bei Stadtwerken und regionalen Energieversorgungsunter- nehmen (EVU) durchgeführt. Insgesamt wurden 214 Geschäftsführer und Vorstände von Stadtwerken und EVU in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Februar 2017 anhand eines standardisierten Fragebogens telefonisch be- fragt. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen versor- gen Gemeinden mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern. Der Groß­- ­teil der befragten Unternehmen (83 Prozent) befindet sich mehrheitlich in Besitz der kommunalen Hand. Bei 71 Prozent der Unternehmen liegt der kommunale Anteil zwischen 75 und 100 Prozent. Zielgruppe Ansprechpartner Stichprobe und Erhebung Befragungs- methodik Stadtwerke/Regionale EVU in Deutschland, Österreich und der Schweiz Geschäftsführer/Vorstände Befragt wurden insgesamt 214 Unternehmen, davon 111 in Deutschland, 21 in Österreich und 82 in der Schweiz Interviewdauer: ca. 40 Minuten; Durchführung im Februar/März 2017 Computergestütztes Telefon­ interview (CATI) anhand eines standardisierten Fragebogens Abbildung 1: Untersuchungsanlage 129 20.000 bis 50.000 Einwohner35  50.000 bis 100.000 Einwohner 29  mehr als 100.000 Einwohner 21 überregionaler Versorger Anzahl der befragten Unternehmen differenziert nach Einwohnern im Kundengebiet (in absoluten Zahlen) Der Schwerpunkt der diesjährigen Befragung lag auf dem Bereich des Verteilnetzbetriebs und den damit verknüpften Aufgaben und Herausforderungen. Ziel war insbesondere herauszufinden,wiesichdasRollen­verständnisimVerteilnetz­- bereich verändern wird und welche Rolle die Digitalisierung dabei als Treiber und Enabler der Veränderungen spielt.
  • 8. 8 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Aktuelle Lage und Herausforderungen2Auch in diesem Jahr bewegt sich die Einschät­- z­ung der Geschäftslage durch die Stadtwer- kemanager auf gleichbleibend hohem Niveau (s. Abb. 2). 56 Prozent der Befragten erwarten gute oder sehr gute Geschäfte. Allerdings steigt der Anteil derjenigen, die ein schlechtes oder gar sehr schlechtes Geschäftsjahr erwar- ten, kontinuierlich an: von 2 Prozent 2015 auf 4 Prozent 2016 und auf 7 Prozent 2017. Es bleibt abzuwarten, ob es sich hier um eine Momentaufnahme oder um den Beginn eines generellen Trends handelt.
  • 9. 9Stadtwerkestudie Juni 2017 |   Top-2-Boxes (Note 2 | Note 1 = sehr gut)    Bottom-2-Boxes (Note 5 = schlecht | Note 4) *Im Jahr 2013 wurde diese Frage nicht gestellt 70 60 50 40 30 20 10 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013* 2014 2015 2016 2017 2 58 4 65 11 36 18 30 16 37 11 53 1 53 5 45 8 58 2 62 4 59 7 56 39 22 Die nahezu gleichbleibend positive und optimistische Sicht auf den Geschäftserfolg darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Herausforderungen für Stadtwerke und regionale Energie­ versorger weiterhin groß sind und sich mittel- bis langfristig auch deutlich auf den Geschäftserfolg auswirken dürften. Der klassische Energiemarkt schrumpft. So wird der Profitpool gemessen am EBIT2 in der deutschen Energiewirtschaft von 20 Mrd. Euro im Jahr 2010 auf 16,3 Mrd. Euro im Jahr 2025, also um etwa 20 Prozent, zurückgehen.3 Alle Marktteilnehmer müssen effizienter werden und neue Mög- lichkeiten zur Wertschöpfung finden. Nicht alle Stadtwerke meistern diese Herausforderungen gleichermaßen erfolgreich; manche haben auch mit spezifischen Problemlagen wie einem regio­nalen Bevölkerungsrückgang oder einem aus der Vergangen­ heit rührenden starken Engagement in der konventionellen Erzeugung zu kämpfen. Dies spiegelt sich in der – wenn auch nur leicht – steigenden Anzahl von Geschäftsführern, die für dieses Jahr einen schlechten oder nur noch ausreichenden Geschäfts- erfolg erwarten, wider. Abbildung 2: Geschäftserwartungen für das aktuelle Geschäftsjahr 2 EBIT = Earnings before interests and taxes (Gewinn vor Zinsen und Steuern). 3 Quelle: Analyse EY, zu ähnlichen Ergebnissen gelangt auch die Thüga in ZfK, Ausgabe 7/2016, S. 1.
  • 10. 10 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Bottom-2-Boxes (Note 5 = gar nicht auseinandersetzen | Note 4)* Top-2-Boxes (Note 2 | Note 1 = stark auseinandersetzen)** Optimierung interner Prozesse und betriebliche Reorganisation Umsetzung/Anpassung IT-gestützter Prozesse (z. B. GPKE, WiM, MaBiS) Smart Metering/Smart Grids/Netzintegration Absatz/Marketing/Kundenbetreuung/CRM Digitalisierung Kooperationen, strategische Allianzen, Fusionen Restrukturierungsprojekte/Kostenoptimierung (Personalabbau) Investitionen/Maßnahmen im Bereich erneuerbare Energien Innovationen im Bereich der Geschäftsprozesse Finanzierung Innovationen im Bereich Geschäftsmodelle Aufbau neuer Geschäftsfelder/Rückzug aus Geschäftsfeldern/Auslandsengagement Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz Produkt- und Serviceinnovationen Eigenerzeugung/Eigenverbrauch der Kunden Investitionen/Maßnahmen im Bereich konventionelle Stromerzeugung Abbildung 3: Ausgewählte aktuelle Fragestellungen Ich nenne Ihnen nun einige Themenbereiche, die in den nächsten zwei bis drei Jahren für Stadtwerke besondere Bedeutung besitzen könnten. In welchem Maße werden sich Ihrer Meinung nach Stadtwerke […] mit diesen Themen auseinandersetzen? 83 77 77 75 71 54 53 52 49 47 47 47 45 36 30 16 1 6 5 6 23 17 18 26 31 12 23 14 57 13 Strombeschaffung und Portfoliomanagement 6015 Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs und Personalentwicklung 6010 21 19 * Anteil der Befragten in Prozent, die auf einer 5er-Skala die Noten 4 oder 5 vergeben haben ** Anteil der Befragten in Prozent, die auf einer 5er-Skala die Noten 1 oder 2 vergeben haben Angaben in Prozent; n = 111 Aktuelle Lage und Herausforderungen2
  • 11. 11Stadtwerkestudie Juni 2017 | Aktuelle Fragestellungen der Unternehmen Themen rund um die Digitalisierung haben erheblich an Bedeu- tung gewonnen: 71 Prozent der befragten Unternehmen werden sich damit stark oder sehr stark auseinandersetzen.4 Letztend- lich stehen auch die drei an oberster Stelle genannten Themen mit der Digitalisierung der Energiewirtschaft im Zusammenhang: • Optimierung interner Prozesse und betriebliche Reorganisation (83 Prozent der Befragten werden sich damit stark oder sehr stark auseinandersetzen), was heutzutage nahezu zwangsläufig eine Automatisierung von Geschäftsprozessen (auf digitaler Grundlage) beinhaltet • Umsetzung IT-gestützter Prozesse (77 Prozent) • Smart Metering/Smart Grids/Netzintegration (77 Prozent) mit einer starken Digitalisierungskomponente Der verstärkte Fokus auf die Prozessoptimierung spiegelt die gestiegene Bedeutung des Beitrags der VNB für die Ergebnisse der Stadtwerke wider. Angesichts schwacher Margen in Erzeu- gung und Vertrieb steigt die Erwartung an das Management des VNB, nachhaltige Deckungsbeiträge im regulierten Geschäft zu erzielen. Entsprechend reagieren viele VNB-Geschäftsführer ver- mehrt mit Optimierungsprogrammen, um dem Effizienzdruck aus der Anreizregulierung zu begegnen. Der traditionell hohe Stellenwert von Marketing- und Vertriebs- themen hat in diesem Jahr dagegen deutlich an Gewicht verloren. Nur noch 75 Prozent gegenüber 87 Prozent im Vorjahr werden sich damit intensiv oder sehr intensiv auseinandersetzen.5 Deut- lich zugenommen hat dagegen die Bedeutung von Finanzie- rungsfragen – von 33 auf 47 Prozent. Dies ist zum einen eine Folge strengerer Kreditvergaben durch Bankinstitute aufgrund gestie­gener regulatorischer Anforderungen (Basel III) und der Folgen der Finanzkrise, zum anderen das Resultat eines zuneh- menden Investitionsbedarfs. 4 Erstmals explizit in der diesjährigen Studie abgefragt. 5 Ein leichter verzerrender Effekt kommt allerdings dadurch zustande, dass in einigen Fällen das Interview mit dem Netzbereich durchgeführt wurde.
  • 12. 12 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Der Verteilnetzbetreiber heute – und in Zukunft Der Verteilnetzbereich nimmt innerhalb eines Stadtwerkeunter- nehmens eine zentrale Rolle ein: 83 Prozent der Befragten weisen ihm eine hohe oder sehr hohe Bedeutung zu. Von vielen Mana- gern wird das Netzgeschäft als Basis des Energiegeschäfts bewertet (60 Prozent Zustimmung). Auch wenn die Aktivitäten im Netz­ bereich als von den übrigen Geschäftsfeldern unabhängig ein­ge­ stuft werden (74 Prozent Zustimmung), strahlen sie auf die ande- ren Bereiche des Stadtwerkeunternehmens aus (73 Prozent Zustimmung). Damit wird der Netzbereich auch überwiegend als Teil eines integrierten Unternehmens angesehen (69 Prozent Zustimmung). 3
  • 13. 13Stadtwerkestudie Juni 2017 | Bei der Mehrheit der befragten Stadtwerke und EVU (61 Prozent) ist der Verteilnetzbereich nach wie vor Teil eines vertikal integrier- ten Unternehmens, d. h. eine rechtlich nicht entflochtene Unter- nehmenseinheit der Stadtwerke. Bei knapp einem Viertel ist der Netzbereich in ein rechtlich entflochtenes Unternehmen ausge- gliedert – entweder im Wege der Verpachtung (rund zwei Drittel dieser Unternehmen) oder im Wege der Eigentumsübertragung (verbleibendes Drittel). Eine Vielzahl der Unternehmen ist im klassischen Querverbund tätig, d. h., sie kümmern sich um Strom-, Gas- und Wassernetze. Dies trifft insbesondere auf kleine Stadtwerke zu: Insgesamt sind rund 80 Prozent von ihnen im Querverbund (Strom plus mindestens ein weiteres Medium) tätig. Fast die Hälfte der Unter- nehmen ist zudem im Geschäftsfeld Fernwärme/-kälte aktiv. Abbildung 4: Die Transformation des Energiesektors Die Aufgaben des Verteilnetzbetreibers Im Mittelpunkt der heutigen Aktivitäten des VNB stehen Netz­ planung, -bau und -betrieb. Es folgen der Betrieb einer eigenen IT-Infrastruktur und die Anlagensteuerung, d. h. der Zugriff auf Einspeise- und Verbrauchsanlagen (z. B. Steuerung von EEG- und KWK-Anlagen, Demand-Side-Management). Ein aktives netz- oder marktorientiertes Dispatching oder die Ver- marktung freier Netzkapazitäten werden heute nur von einer Min- derheitderUnternehmenerbracht.Lediglich19ProzentderBefrag- ten geben an, Verfügbarkeiten, Wetterdaten, Preise, Nachfrage­ flexibilitäten oder Restriktionen im Netz aktiv zu managen. Ein grundlegendes Dispatching6 wird von 12 Prozent vor­ge­nommen, 5 Prozent bauen ein solches gerade auf und weitere 5 Prozent wollen es in den kommenden ein bis zwei Jahren aufbauen. Doch auch die Aufgaben und die Rolle des VNB verändern sich infolge der Transformation des Energiesektors (s. Abb. 4). 3.1 Aufgaben und Rolle des Verteilnetzbetreibers 6 Lastflussmanagement im Mittel- und/oder Niederspannungsnetz durch eigene Leitwarte. 1. Verteilnetzbereich als Enabler der Energie­wende Folgen für den Verteilnetzbereich 2. Trend zu Arealnetzen und Microgrids 3. Steigende Bedeutung von Partnerschaften und Kooperationen 4. Digitalisierung ver- ändert den Verteilnetz­ bereich 5. Neue Geschäfts­ möglichkeiten im Infra­ struktur­bereich Lastwarte/Steuerungszentrum Wer kontrolliert und steuert? Virtuelle Kraftwerke Algorithmen für wirtschaftliches Dispatching Wie werden Netzbetreiber die Herausforderungen einer zunehmend notwen- digen Systemkontrolle und -steuerung lösen? Ferndiagnose bei Störungen mithilfe von Drohnen Wie sieht das Strommarktmodell der Zukunft aus? Dezentrale Erzeugungs- einrichtungen Erweiterte Realität im Workforce-Management Nachfragebündelung, Last- und Einspeisemanagement Intelligente Netze („Smart Grids“) Wird der Vertrieb seine Kundenbeziehungen ändern oder wird er seine Kunden an neue Player verlieren? Energiespeicher im Netz Volatile Märkte Abnehmende Bedeutung zentraler Großkraftwerke Neue Vertriebsmodelle, Produkte, Services und Marktteilnehmer Tesla Google TK-Unternehmen Energiemanagement beim Endkunden Last- und Einspeise- management in der Industrie Microgrids, Blockchain Quelle: EY
  • 14. 14 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Abbildung 5: Der Begriff der Digitalisierung aus der Sicht des Verteilnetzbereichs Bottom-2-Boxes (Note 5 = stimme überhaupt nicht zu | Note 4) Top-2-Boxes (Note 2 | Note 1 = stimme voll und ganz zu) IT-Sicherheit Smart Metering/Intelligente Messsysteme Durchgängige Automatisierung von Geschäftsprozessen im Bereich der Markt-/Datenkommunikation Automatisierte Netzsteuerung Smart Grids Ausstattung der Außendienstmitarbeiter mit mobilen Datenverarbeitungs-/-kommunikationsgeräten Bidirektionale Real-Time-Kommunikation mit Endkunden, Lieferanten und Marktpartnern Nutzung von Data Analytics und Big Data im Netzbereich Was verbinden Sie mit dem Begriff der Digitalisierung im Verteilnetzbereich? 88 79 77 71 65 64 49 38 2 5 5 7 9 11 17 15 Angaben in Prozent; n = 111 Der Verteilnetzbetreiber heute – und in Zukunft3 Die Energiewende findet in den Verteilnetzen statt In den Verteilnetzen sind rund 95 Prozent der EEG-Anlagenleis- tung installiert.7 Zudem verschieben sich Flexibilitätspotenziale zunehmend von den Übertragungsnetzen hin zu den Verteilnet- zen.8 In der Folge müssen die VNB immer mehr Maßnahmen zur Integration der erneuerbaren Energien in das Energieversor- gungssystem ergreifen. Zur Wahrnehmung dieser Aufgaben haben sie sich über den Bun- desverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) als aktive Akteure in der dezentralen Energiewelt positioniert. Damit verbunden sind9 • die Bestätigung des Grundverständnisses als neutraler Infrastrukturdienstleister für effiziente Märkte, • ein erweitertes Rollenverständnis, verbunden mit einer aktiveren Rolle und erweiterten Aufgaben wie der expliziten Übernahme der Systemführung im jeweiligen Verteilnetz, • ein umfassender Werkzeugkasten: Handeln zunehmend nach dem NOXVA-Prinzip (NetzOptimierung vor FleXibilitätseinsatz vor Verstärkung vor Ausbau)10 sowie • die Übernahme der Systemverantwortung und der Verant- wortung für Prozesse, Schalthandlungen und Datenhaltung im eigenen Verteilnetz (Kaskadenprinzip). Verändertes Rollenverständnis: der VNB als Enabler der Energiewende Das heutige Rollenverständnis ist geprägt von der klassischen Aufgabe eines VNB, dem sicheren und diskriminierungsfreien Betrieb des Netzes. 80 Prozent der Unternehmen weisen dieser Rolle eine hohe oder sehr hohe Bedeutung zu. Eine nahezu gleich hohe Zustimmung erhalten die diskriminierungsfreie Bereit- stellung einer Netzinfrastruktur sowie der Messstellenbetrieb. Letzteres ist sicherlich auch eine Folge der Diskussion um das intelligente Messwesen (s. dazu ausführlicher Kapitel 3.2.2). Der Messstellenbetrieb wird nach Ansicht der Befragten zudem noch weiter an Bedeutung gewinnen. Infolgedessen wird sich der VNB zum Betreiber einer Datenplattform entwickeln – auch diese Rolle wird nach Meinung von 62 Prozent der Befragten an Bedeu- tung gewinnen. Ebenso wird die Ermöglichung des Anbietens von Flexibilitätsoptionen durch Dritte relevanter werden (nach Ansicht von 47 Prozent). Die eigene Bereitstellung von Flexibili­ täts­optionen und deren Betrieb, etwa Netzspeicher, gewinnen dagegen nur nach Meinung von 34 Prozent der Befragten an Bedeutung. Stadtwerke und regionale EVU haben heute noch überwiegend ein traditionelles Verständnis der Aufgaben und der Rolle des
  • 15. Wie bewerten Sie im Generellen die zunehmende Digitalisierung für Ihr Unternehmen? 15Stadtwerkestudie Juni 2017 | Starke Bedrohung Leichte Bedrohung Weder Bedrohung noch Chance Leichte Chance Große Chance Weiß nicht/Keine Angabe 8 19 25 31 16 1 9 6 29 40 15 1 Abbildung 6: Digitalisierung – Chance oder Bedrohung? (Vorjahresvergleich)   Studie 2017; n = 111     Studie 2016; n = 100Angaben in Prozent 27 15 47 55 7 Quelle: BDEW (eigene Berechnung auf der Basis der Veröffentlichungen der Übertragungsnetzbetreiber). 8 Vgl. dazu z. B. Torsten Maus: Netz 2030 – Werkzeugkasten Smart Grid, Vortrag beim BDEW, Treffpunkt Netze 2017, 7. März 2017. 9 Vgl. dazu BDEW-Positionspapier: Der aktive Verteilnetzbetreiber in einer dezen­ tralen Energiewelt. 10 Vgl. dazu BDEW-Positionspapier: Der aktive Verteilnetzbetreiber in einer dezen- tralen Energiewelt, S. 7 f. 11 Vgl. dazu Stadtwerkestudie 2016: Digitale Geschäftsmodelle, S. 14. VNB. Mit den Anforderungen der Energiewende muss und wird sich dieses Verständnis ändern. Ein wesentlicher Treiber für die notwendigen Veränderungen ist die Digitalisierung mit ihren Möglichkeiten, den Netzbetrieb effizienter und flexibler zu ge- stalten und Optionen für neue Geschäftsmodelle zu eröffnen. 3.2 Die Digitalisierung verändert den Verteilnetzbetrieb Der Begriff der Digitalisierung wird in der Branche sehr unter- schiedlich interpretiert. Aus der Sicht der Stadtwerkemanager wird er in erster Linie mit der IT-gestützten Automatisierung von Geschäftsprozessen in Verbindung gebracht.11 Im Verteilnetz­ bereich verbinden die Energiemanager mit dem Begriff zusätzlich vor allem noch Fragen der IT-Sicherheit und den intelligenten Messstellenbetrieb (vgl. dazu Abb. 5). Insgesamt wird die Digi- talisierung nach wie vor eher als Chance denn als Bedrohung angesehen: Rund die Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) stu- fen sie als Chance ein, 27 Prozent als Bedrohung (s. Abb. 6). Der Anteil derjenigen, die die Digitalisierung als Bedrohung sehen, ist jedoch im Vergleich zum Vorjahr von 15 auf 27 Prozent deutlich angestiegen. Vielen Beteiligten ist offensichtlich klar geworden, welche großen Herausforderungen die Digitalisierung für ihr eigenes Unternehmen mit sich bringt, wenngleich ein enormes Potenzial zu Prozessverbesserungen und Kostensenkun- gen in ihr steckt. Insbesondere bei kleineren und mittleren Stadtwerken ist die Skepsis hinsichtlich der Digitalisierung größer: Etwa jedes dritte dieser Unternehmen stuft die Digitalisierung als Bedrohung ein, bei den großen Unternehmen sind es hingegen nur knapp 10 Pro­- ­zent. Eine Ursache hierfür ist sicher die besondere Herausfor­ derung kleinerer Versorger, den notwendigen Technologieeinsatz durch entsprechende Skalierung rentabel zu machen.
  • 16. 16 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Der Verteilnetzbetreiber heute – und in Zukunft3 3.2.1 Umsetzung der Digitalisierung Die Digitalisierung im Verteilnetzbereich wird mit einer Vielzahl von Themen in Verbindung gebracht. Dabei werden die folgen- den am häufigsten genannt: 1. Intelligentes Messwesen (Kapitel 3.2.2) 2. IT-Security (Kapitel 3.2.4) 3. Automatisierung von Geschäftsprozessen 4. Automatisierter Netzbetrieb Die Nutzung von Big Data und Data Analytics ist dagegen noch weniger im Netzbereich angekommen (nur 38 Prozent verbinden diese Technologien mit dem Begriff der Digita­- lisierung). Digitalisierungsprojekte Lediglich eines von fünf Unternehmen hat bereits ein Projekt zur Umsetzung der Digitalisierung aufgesetzt. Allerdings plant ein Großteil, ein solches zu realisieren. Das Verständnis, dass es sich bei der Digitalisierung um ein umfassendes Projekt für das gesamte Unternehmen handelt, hat sich durchgesetzt. Bei 72 Prozent der Unternehmen liegt die Verantwortung für ein Digitalisierungsprojekt bei der Geschäftsführung. Der Ver­ teilnetzbereich wird in den meisten Fällen (rund 80 Prozent der Projekte) explizit mit betrachtet. Ein Ergebnis im Sinne einer Roadmap liegt jedoch bisher nur in wenigen Fällen (16 Prozent der Projekte) vor. Da die Umsetzung der beschlossenen Maß­ nahmen häufig einen längeren Zeitraum in Anspruch nimmt, überrascht es ein wenig, dass immerhin 19 Prozent der Energie- manager den Stand der Digitalisierung in ihrem Verteilnetz­ bereich als hoch oder sehr hoch einstufen. Dass ein Digitalisierungsprojekt erhebliche Anstrengungen und ein stringentes Projekt- bzw. Programmmanagement benötigt, zeigt Abbildung 7. Zum einen ist eine Vielzahl von Interessen zu berücksichtigen, zum anderen sind verschiedenartige Dimen­ sionen zu betrachten. Dabei hängt es von der spezifischen Unter- nehmens- und Netzsituation ab, auf welche Dimensionen und Fragestellungen die Prioritäten gelegt werden sollen. Im Mittelpunkt steht hier meist zunächst die Entwicklung einer Konzeption zur Nutzung neuer Technologien zur „Flexibilisierung“ des Verteilnetzes im Rahmen der Netzplanung. Dies schließt in der Regel explizit auch die Kommunikationstechnik ein, die in der VNB-Vergangenheit bezeichnend oft als „Sekundärtechnik“ qualifiziert wurde. Oft unterschätzt, aber genauso wichtig ist die Entwicklung einer Ziel-IT-Architektur, die die neuen Anforderun- gen und Möglichkeiten eines digitalen VNB abbildet bzw. darauf zumindest vorbereitet ist.
  • 17. 17Stadtwerkestudie Juni 2017 | Abbildung 7: Stakeholder, Dimensionen und Ziele der Digitalisierung Kunde Mobilität, digitaler Zugriff auf alle relevanten Informationen Zugang zu neuen Märkten Effizienzverbesserungen Verbesserte Ökobilanz durch geringeren Ressourcenverbrauch Gewinnung neuer Mitarbeiter Kulturwandel Mitarbeiter Mobilität, digitaler Zugriff auf alle notwendigen Informationen Dienstleister Externe Abwicklung von Geschäftsprozessen Marktpartner Effiziente und automati­ sierte Prozessabwicklung Gesetzgeber Digitalisierungsgesetz, IT-Sicherheit etc. StakeholderDigitaleTransformation DigitalerReifegrad Ziele Optimierung bestehender Geschäftsmodelle Erweiterung bestehender Geschäftsmodelle Neue, disruptive Geschäftsmodelle Digitalisierung Geschäfts­ prozesse Die End-to-End- Digitalisierung von Geschäfts­ pro­zessen bereitet die Grundlage und wirtschaft­liche Basis für die Optimierung und Erweiterung bestehender und den Aufbau neuer Geschäfts­ modelle Datenschutz- und IT-Sicherheitsanforderungen Digitale (Energie-) Infrastruktur Kommunikative Anbindung und Steuerung von (intelligenten) Anlagen und Betriebsmitteln sowie deren Vernetzung über Sensoren (Internet der Dinge): Smart Meters, Smart Grids etc. Digitalisierung Unterstützungs­ prozesse Automatisierung interner Prozes­s­- abläufe (z. B. Finanz- und Rechnungs­ wesen, HR) als Basis eines papierlosen Büros Nutzung Data Analytics, Big Data Die Digitalisie­ rung der Geschäftswelt erhöht die Menge an Daten signifikant (Big Data) und er- möglicht durch Anwendung von komplexeren Data-Analytics- Verfahren wert- volle Einblicke in das Geschäft Digitale Arbeitswelt Vernetzung, Mobilität, Aus- stattung von Arbeitsplätzen mit digitalen Technologien als Voraussetzung für digitale Kom- munikation und zukunftswei­ sende Zusam- menarbeit Aufbau Ökosystem Digitaler Zugang zu Produkten und Geschäfts- prozessen (Kunden, Dienst­leister und Marktpart- ner) als Voraussetzung für digitale Geschäfts- modelle und von Effizienzver- besserungen Dimension Änderung Geschäftsmodell In jedem Fall ist auch der Mensch als kritischer Erfolgsfaktor zu beachten, sodass als Teil eines jeden Digitalisierungsprojekts oder parallel dazu ein systematisches Change-Management zur Anpassung der Unternehmenskultur an die neue, digitale Welt erfolgen sollte. Mit der hohen Geschwindigkeit der Veränderungen im Technolo- giebereich steigen die Möglichkeiten von Unternehmen exponen­ tiell an.12 Um mit den damit verbundenen Veränderungen Schritt halten zu können, müssen sich auch die Menschen verändern. Ver- änderungswille und -bereitschaft sind Grundvoraussetzungen, um die Digitalisierung positiv für sich persönlich und für das Unter- nehmen nutzen zu können. Digitalisierungsprojekte, die sich ausschließlich an den bestehenden – hierarchischen – Strukturen ausrichten, sind daher ein erster Schritt, greifen aber zu kurz. Das Unternehmen muss auch die Möglichkeit bieten, neuen Ideen und Querdenkern Gehör zu verschaffen, um sie bei Bedarf in das Geschäftsmodell und die Geschäftsprozesse integrieren zu können. 3.2.2 Das intelligente Messwesen nimmt Gestalt an Mit dem Inkrafttreten des „Gesetzes zur Digitalisierung der Energiewende“ zum 2. September 2016 hat das intelligente Mess­ wesen einen deutlichen Schub erhalten. Für einen Großteil der Befragten nehmen die damit verknüpften Aufgaben eine zentrale Stelle bei den aktuellen Herausforderungen ein.13 Rund 30 Pro­- zent der Unternehmen haben bereits mit dem Rollout begonnen oder planen, ihn in diesem Jahr zu starten. Der Großteil der Unter­nehmen hat den Beginn des Rollouts für das Kalenderjahr 2018 eingeplant. 12 So besagt das Gesetz von Intel-Mitbegründer Moore, dass sich die Leistung von Computern regelmäßig verdoppelt. Je nach Quelle wird dabei von zwölf bis 24 Monaten ausgegangen. 13 Vgl. dazu Kapitel 2. Quelle: EY
  • 18. 18 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Der Verteilnetzbetreiber heute – und in Zukunft3 Gut die Hälfte der Unternehmen hat sich bereits für einen Weg zur Umsetzung entschieden. Der Großteil davon beabsichtigt, das intelligente Messwesen – sei es alleine, mithilfe von Dienst- leistern oder in Kooperationen – selbst umzusetzen. Ein Drittel der Stadtwerke befindet sich gerade im Entscheidungsprozess. Angesichts der Tatsache, dass bis zum 30. Juni 2017 bei der BNetzA die Übernahme der Grundzuständigkeit im intelligenten Messwesen angezeigt werden muss, ist ein immer noch relativ hoher Prozentsatz an Stadtwerken unentschlossen. iMSys – Grundstein für neue Geschäftsmodelle Der Einbau intelligenter Messsysteme (iMSys) und moderner Messeinrichtungen (mME) ist lediglich der Grundstein für die Ent­wicklung neuer Produkte und Services, aber noch kein Ge- schäftsmodell an sich. Dazu ist eine Reihe weiterer Faktoren zu defi­nieren, etwa welches Kundensegment mit welchem kon- kreten Leistungsangebot bedient werden soll. Eine Vielzahl auf iMsys und mME aufsetzender möglicher Geschäftsmodelle wird momentan diskutiert und teilweise auch praktisch erprobt, z. B.: • spartenübergreifendes Metering • Übergang vom Sub- zum Gesamt-Metering • Kombiangebot intelligente Messsysteme + Energielieferung • iMSys als Bestandteil eines Energiemanagementsystems • (Energie-)Datenmanagement • Nutzung der TK-Infrastruktur (des Gateways) • Vermarktung von Dienstleistungen an andere Messstellenbetreiber Einige dieser Geschäftsmodelle stehen dem VNB selbst offen, insbesondere der spartenübergreifende Messstellenbetrieb. Ande­re sind nur mit der entsprechenden Initiative aus den Ver­ triebs­­einheiten der Stadtwerke denkbar. Aus unserer Sicht sind vier Schrit­te für die erfolgreiche Entwicklung von Geschäfts- modellen im intelligenten Messwesen notwendig: 14 1. Erfahrungen sammeln 2. An die Zukunft denken 3. Prozess strukturieren 4. Klären, wer es machen soll Dazu im Einzelnen: Erfahrungen sammeln Nur vereinzelt herrscht noch immer die Meinung vor, dass sich das Thema von alleine erledigen wird: Lediglich 4 Prozent der Stadtwerke werden daher (vorerst) nichts tun. Dabei ist es umso wichtiger, frühzeitig eine neue, bisher unerprobte Technologie in der Praxis zu testen und damit Erfahrungen zu sammeln. Viele Probleme und Herausforderungen werden erst im Praxistest offensichtlich und können auch nur hier einer Lösung zugeführt werden. Um Antworten auf eine Vielzahl von Teilthemen und Fragestellungen zu erhalten, ist eine umfassende und systema- tische Vorbereitung des Rollouts wesentlich. Beispielhafte Her- ausforderungen und Themen, die es zu bearbeiten gilt, sind in Abbildung 8 dargestellt. An die Zukunft denken Die zukünftige Entwicklung des intelligenten Messwesens ist nicht vorhersehbar. Dennoch sollte sich jedes Unternehmen Gedan- ken über mögliche Entwicklungspfade machen (s. Abb. 9). Ziel ist es, eine möglichst einzigartige und proprietäre Sicht auf das zukünftige intelligente Messwesen zu entwickeln. Mit einer allein auf den Erfahrungen der Vergangenheit beruhenden Denkweise, die sich am herkömmlichen mechanischen Zähl- und Messwesen ausrichtet, wird ein Messstellenbetreiber den Anforderungen und den Möglichkeiten von iMSys nicht gerecht. Ein solcher Ansatz führt zu evolutionären Veränderungen, in denen die Geschäfts- modelle lediglich eine Fortschreibung der Vergangenheit in die Zukunft beinhalten. Denkbare innovative Entwicklungspfade des intelligenten Messstellenbetriebs werden vernachlässigt. Bei- spiele hierfür sind die folgenden: • Betrieb einer TK-Infrastruktur und einer Datenplattform • medienübergreifende Ablesung durch Integration von Gas, Wasser und Wärme bis hin zum Submetering, d. h. dem Ablesen und Abrechnen von Wärme- oder Wasserunterzählern in Wohnungen • iMSys als Bestandteil komplexer Energiemanagementlösungen (z. B. für Prosumer, Mieterstrom, Betrieb und Management von Arealnetzen) Nur mit der konsequenten Verfolgung einer proprietären Sicht auf die weitere Entwicklung des intelligenten Messwesens besteht die Chance, sich unternehmerisch zusätzliche Wachstumspoten­ ziale zu eröffnen. Eine Garantie, diese Wachstumspotenziale zu heben, ist allerdings auch damit nicht verbunden. 14 Dabei sind die Schritte parallel und nicht sequenziell abzuarbeiten.
  • 19. 19Stadtwerkestudie Juni 2017 | Abbildung 8: Beispielhafte Herausforderungen des Rollouts Lieferanten- auswahl und Kontrahierung • Schutzbedarf und Skalier­- barkeit Frontend • Homogenität der IT-Landschaft zur Backend- Integration • Funktionsqualität und Montierbar­- keit der Geräte • Prozess­- beschrei­bung für Leistungs­ übergabe, Test, Abnahme • Angemessene Detaillierung des Business Case und Synchronisation mit der Programmstruktur • Kontinuierliche Plausibilisierung und Anpassung der Annahmen des Business Case • Integration der Business Cases • Programmstruktur in bestehender Systemlandschaft abbilden (z. B. Kontierungen) • Verwendung von Delta- und Trendanalysen zur Extrapolation gegenwärtiger Entwicklungen • Sicherstellung der (automatisierten) Datenbereitstellung und notwendigen Datenqualität Technische Heraus­forderungen und Erfolgs­faktoren Betriebs­wirtschaftliche Erfolgsfaktoren • Mitwirkungs­- pflichten identifizieren und nachkommen • Abstimmung der Pflichtenhefte bei Beauftra­- gung mehrerer Dienst­leister • Design standar­disierter Workflows zum Abnahme­prozess • Vollständige Abarbeitung des Testkatalogs • Starker Fokus auf Geräte­ funktion, Montier- barkeit und Montage­qualität als zentrale Kostentreiber des Rollouts • Einplanung ausreichenden Vorlaufs an Installations­ terminen • Validierung der Pro­zesse für Workforce- Management und Daten­ erfassung sowie Abrechnung • Einrichtung einer Task Force bei Leistungs- störungen • Echtzeitverfol- gung der Installa- tionsdurchfüh- rung, insbe­son- dere bei einer größeren Anzahl verbauter Zähler • Anwendung von Muster­ prozessen zur Übergabe an die Linie • Berücksich­ti­ gung der Ressourcenaus­ stattung und damit verbun- dener Anforde­ rung an die Pro­zess­effizienz Konzeption der Systeme und Prozesse Realisierung und Test Pilot und Rollout- Vorbereitung Rollout- Durchführung Übergabe in den Betrieb Quelle: EY
  • 20. 20 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Abbildung 9: Mögliche Entwicklungspfade des intelligenten Messwesens Vergangen- heit Gegenwart Akzeptierte Zukunft Beispiel 3: Betrieb einer TK-Infrastruktur und einer Datenplattform Innovativer Ansatz Entwicklung einer eigenen und differenzierenden Sicht auf die mögliche Zukunft Zeitachse Wachstum Traditioneller Ansatz Evolution, die auf der Vergangenheit beruht Beispiel 2: Integrierte Ablesung inkl. Submetering Beispiel 1: iMSys als Bestandteil komplexer Energiemanagementlösungen Mögliche Zukunft Eine proprietäre Sicht auf die Zukunft kreieren Der Verteilnetzbetreiber heute – und in Zukunft3 Prozess strukturieren Die Wahrscheinlichkeit, ein erfolgsträchtiges Geschäftsmodell zu entwickeln und umzusetzen, lässt sich mit einem strukturierten Prozess auf der Basis einer systematischen Vorgehensweise stei- gern. Es empfiehlt sich, einen Stage-Gate-Prozess einzuführen, in dem sich klar definierte Arbeitsphasen mit Entscheidungspunk- ten abwechseln. Wesentlich dabei ist, dass der Prozess der Geschäftsmodellentwicklung einen Rahmen erhält, in dem sich die Verantwortlichen bewegen müssen bzw. dürfen. Ein solcher Prozess erzwingt die Einhaltung von Projektterminen und Meilen- steinen, darf jedoch nicht als Selbstzweck verstanden werden, an dem man sich festklammert. Zudem verhindert er ein ständi- ges Eingreifen des Managements mit immer neuen Ideen. Letz­ teres führt dazu, dass ein Unternehmen bis zur Phase der Detail- lierung erfolgversprechender Geschäftsideen gelangt, nie aber zur konsequenten Um- und Durchsetzung eines verabschiedeten Geschäftsmodells. Das zweite Element eines strukturierten Prozesses bezieht sich auf die inhaltliche Komponente. Mit der CANVAS-Methodik15 werden die wesentlichen Elemente eines Geschäftsmodells beschrieben: • Nutzenversprechen an die Kunden • Kundensegmente • Kundenbeziehungen • Vertriebskanäle • Kernaktivitäten • Schlüsselressourcen • Partnerschaften • Kostenstrukturen • Erlösströme Durch eine konsequente Ausrichtung des Geschäftsmodells an diesen Elementen wird eine transparente Diskussionsbasis für die Entwicklung von Neugeschäft geschaffen. Alle wesentlichen Komponenten eines Geschäftsmodells werden so erfasst und analy- siert, eine zu starke Fokussierung auf die Technik verhindert. Klären, wer es machen soll Rund die Hälfte der Unternehmen beabsichtigt, lediglich die Funktion des grundzuständigen intelligenten Messstellen­ betreibers (gMSB) wahrzunehmen, 14 Prozent sowohl die Rolle des gMSB als auch diejenige des wettbewerblichen Quelle: EY
  • 21. 21Stadtwerkestudie Juni 2017 | Messstellen­betreibers (wMSB). Die übrigen Unternehmen sind noch in der Findungsphase. Die Entscheidung, ob im Stadtwerkeunternehmen zusätzlich zum gMSB auch die Rolle des wMSB wahrgenommen werden soll, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Ein wesentliches Kriterium ist, welche konkreten Geschäftsmodelle im intelligenten Messwesen verfolgt werden sollen. Bei einigen Geschäftsmodellen wie der Kombi­ nation von Energielieferung und intelligentem Messstellenbetrieb ist die Etablierung eines wMSB rechtlich zwingend, bei anderen wie dem Submetering hilfreich, um im Markt flexibler und wettbewerbs- konform agieren zu können. 3.2.3 Der VNB und der Umgang mit Daten Neben den klassischen Aufgaben des sicheren und diskriminie- rungsfreien Betriebs der Verteilnetze sehen sich die VNB zukünf- tig auch verstärkt in der Rolle eines Datenplattformbetreibers. 62 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass der Betrieb einer Datenplattform für den VNB an Bedeutung gewinnen wird. So stimmen 55 Prozent der Aussage zu, dass „jeder VNB […] eine dis- kriminierungsfreie und für dritte Parteien offene Datenplattform anbieten und betreiben“ müsse. Dagegen sind 44 Prozent der Ansicht, dass „aufgrund des Betriebs einer kritischen Infrastruk- tur und der damit verbundenen erhöhten IT-Sicherheitsanfor­ derungen […] eine gemeinsame bundesweite Datenplattform für Netzdaten ausgebaut werden“ sollte.16 Inhalte einer Datenplattform Der Inhalt einer Datenplattform wird momentan stark von der Ein- führung intelligenter Messsysteme bestimmt. Messdaten von angeschlossenen Verbrauchern werden von 56 Prozent als zwin- gender und von weiteren 23 Prozent als optionaler Inhalt einer entsprechenden Datenplattform angesehen. Weitere als wichtig erachtete Inhalte einer Datenplattform sind • Bewegungsdaten von angeschlossenen Erzeugungsanlagen (56 Prozent zwingend, 25 Prozent optional), • Netzzugangsdaten für bestimmte Netzabschnitte im Sinne einer Ampel: rot/gelb/grün (51 Prozent zwingend, 27 Prozent optional) und • Stammdaten zu Netz-Assets (44 Prozent zwingend, 30 Prozent optional). Weiter gehende Dateninhalte wie z. B. Kundendaten und Bewe- gungsdaten der Netz-Assets werden dann zunehmend nur als optionale Inhalte eingestuft. Eine Reihe von gesetzlichen und technischen Vorschriften, die wir im Folgenden kurz darstellen, definiert die notwendigen Inhalte einer Datenplattform präziser. Energieinformationsnetz Mit der zunehmenden Anzahl der Marktteilnehmer und der im- mer höheren Geschwindigkeit von Marktprozessen steigt der Bedarf eines Informationsaustauschs zwischen den Akteuren der Energiewirtschaft. Netzbetreiber spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie benötigen Informationen sowohl von benachbarten oder unter­lagerten Netzbetreibern als auch von den an ihr Netz an­ geschlossenen Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen. Mit § 12 Abs. 4 EnWG ist der dazugehörige Daten- und Informations­ austausch in einem sog. Energieinformationsnetz gesetzlich ver- ankert worden.17 Marktstammdatenregister Mit dem Inkrafttreten des Marktstammdatenregisters zum 1. Juli 2017 werden die Weichen für eine verbesserte Datengrundlage in der Energiewirtschaft gestellt.18 „Das Register erfasst erstmals sämtliche Erzeugungsanlagen – Neuanlagen und bestehende Anlagen, Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarer und konventio- neller Energie, von Strom und Gas – und bestimmte Verbrauchs­ anlagen sowie die Betreiber der Anlagen.“19 Die von den Akteuren erfassten Daten müssen von den Netzbetreibern geprüft und ergänzt werden. Betreiber des Registers ist die BNetzA. 15 CANVAS (engl. Leinwand) ist eine aus neun Elementen bestehende Übersicht, Geschäftsmodelle systematisch und plakativ darzustellen. Anhand der Elemente (Kundensegmente, Schlüsselressourcen, Umsatzströme etc.) lassen sich Geschäftsmodelle entwickeln. 16 Dabei stimmen größere Stadtwerke und Regionalversorger lediglich zu 33 Prozent der Position zu, dass es eine gemeinsame bundesweite Datenplattform für Netzbetreiber geben sollte. 17 Vgl. dazu BDEW: Die digitale Energiewirtschaft, S. 37 f. 18 Siehe dazu http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/V/verordnung-ueber- die-registrierung-energiewirtschaftlicher-daten-referentenentwurf.html. 19 Siehe § 13 Referentenentwurf zur Verordnung über die Registrierung energie- wirtschaftlicher Daten.
  • 22. 22 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Der Verteilnetzbetreiber heute – und in Zukunft3 Network Codes der EU Auch auf europäischer Ebene wird der Transformation des Ener- giesektors hin zu einem dezentralen Markt Rechnung getragen. Durch die europaweite Harmonisierung und Vereinheitlichung technischer Vorgaben über Netzkodizes (Network Codes) treibt die Europäische Kommission den EU-Energiebinnen­markt voran. ACER hat dazu in Zusammenarbeit mit ENTSO-E und ENTSO-G insgesamt 13 Netzkodizes entwickelt.20 Diese sind zum Teil schon in Kraft getreten und müssen jetzt in nationales Recht umgesetzt bzw. national näher ausgestaltet werden. So ist mit der Verabschiedung des Netzkodex mit Netzanschluss- bestimmungen für Stromerzeuger durch die EU der Weg in die europäische Regelsetzung für den Netzbetrieb eingeleitet wor- den.21 Im laufenden Jahr wird die Verabschiedung der „Guideline on Transmission System Operation“ erwartet, die detaillierte Vorgaben für den Netzbetrieb beschreibt. Der VNB muss in der Folge mit Kunden, benachbarten Netzbetreibern und Marktteil- nehmern sowohl in der Planung als auch im Betrieb intensiv kooperieren und Aktivitäten koordinieren. Diese Anforderungen müssen bis 17. Mai 2018 in nationale Vorgaben und ein Jahr später in den Unternehmen umgesetzt werden. Hierdurch werden sich zahlreiche Geschäftsprozesse, die zu erfassenden Daten und Datenaustauschprozesse im Verteilnetzbereich verändern – was heute schon beim Aufbau und bei der Ausgestaltung von Datenplattformen berücksichtigt werden sollte. 3.2.4 Herausforderung IT- und Informationssicherheit Die Digitalisierung führt jedoch auch zu neuen Herausforderun- gen: So stufen 73 Prozent der Befragten die Gefahr, dass es durch die zunehmende Digitalisierung zu Hackerangriffen und damit zu Ausfällen in der Stromversorgung kommen könnte, als hoch oder sehr hoch ein. Nur 8 Prozent sehen hier geringe oder sehr geringe Gefahren. Mit der EU-Richtlinie zur Netzwerk- und Informationssicherheit22 und dem IT-Sicherheitsgesetz in Deutschland23 ist daher auch der Energiesektor im EnWG entsprechend reguliert worden. Energieanlagen- wie auch Netzbetreiber sind verpflichtet, IT- und Informationssicherheit für ihre dedizierte kritische Infrastruktur nachzuweisen. Stadtwerke sind hier oft mehrfach betroffen und gesetzlich verpflichtet, einerseits den IT-Sicherheitskatalog der BNetzA nach § 11 Abs. 1a EnWG (Netzbetrieb) bis 31. Januar 2018 sowie den noch nicht veröffentlichten IT-Sicherheitskatalog der BNetzA nach § 11 Abs. 1b EnWG (Energieanlagen) zu beachten und andererseits die Anforderungen gem. § 8 des BSI-­ Gesetzes (Gesetz über das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) bis Mai 2018 zu erfüllen.24 Häufig ist hierzu jeweils ein Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS, z. B. gem. DIN ISO/IEC 27001) aufzubauen, dessen Geltungs­ bereich auf die jeweilige kritische Infrastruktur fokussiert wird. 61 Prozent der Stadtwerke haben dazu bereits die Funktion eines IT-Sicherheitsbeauftragten installiert, 15 Prozent verfügen über ein ISMS und 46 Prozent sind dabei, ein solches umzusetzen. Da aber rund 20 bis 30 Prozent der befragten Netzbetreiber immer noch die genannten IT- und Informationssicherheitsanforderun­ gen als für ihr Unternehmen nicht relevant einstufen bzw. keine Angaben dazu machen, besteht hier offensichtlich noch weiterer Informations- und Aufklärungsbedarf.25 Wichtig ist zudem, den Unterschied zwischen IT- und Informations- sicherheit zu betonen: Viele Unternehmen unterschätzen noch die Tragweite der umfassenderen Informationssicherheit, die auch zu Veränderungen in diversen Prozessen zwingt. Die rein techni- sche Sicherheit erscheint gut beherrschbar – der Umgang mit für kritische Infrastrukturen wichtigen Informationen erfordert jedoch zusätzlich organisatorische und prozessuale Veränderun- gen, auf die die Unternehmen oft nicht vorbereitet sind. 20 Siehe ACER: Framework Guidelines on Electricity Grid Connections, 20. Juli 2011. 21 Siehe Amtsblatt der Europäischen Union: Verordnung (EU) 2016/631 vom 14. April 2016 zur Festlegung eines Netzkodex mit Netzanschlussbestimmungen für Stromerzeuger. 22 Siehe dazu EU-Richtlinie 2016/1148 vom 6. Juli 2016 über Maßnahmen zur Gewährleistung eines hohen gemeinsamen Sicherheitsniveaus von Netz- und Informationssystemen in der Union. 23 Siehe dazu Gesetz zur Erhöhung der Sicherheit informationstechnischer Sys- teme (IT-Sicherheitsgesetz) vom 17. Juli 2015. 24 Vgl. dazu Bundesnetzagentur, IT-Sicherheitskatalog gemäß § 11 Absatz 1a Energiewirtschaftsgesetz. 25 Der relativ hohe Anteil ist u. U. auch durch die Befragungsmethodik zu erklären. Siehe dazu auch Fußnote 5. 26 Vgl. dazu auch Kapitel 3.2.1.
  • 23. 23Stadtwerkestudie Juni 2017 | Abbildung 10: Teilaspekte für die Umsetzung des IT-Sicherheitskatalogs DIN ISO/IEC 27002 DIN ISO/IEC 27001 Informations- sicherheit IT-Sicherheit ISMSInformations- sicherheitsrichtlinien Compliance Informations- sicherheitsaspekte beim Business Continuity Management (BCM) Handhabung von InfoSec-Vorfällen Lieferanten­- beziehungen Anschaffung, Entwicklung und Instandhaltung von Systemen Kommunikations- sicherheit Organisation der Informations- sicherheit Personal­- sicherheit Verwaltung der Werte Zugangs­- steuerung Kryptografie Physische und umgebungsbezogene Sicherheit Betriebssicherheit 28.000 Zertifikate weltweit im Jahr 2016 Dazu sind in erster Linie wichtige Informationen adäquat zu schüt- zen und erst in zweiter Linie die dafür notwendigen „Secondary Assets“ wie IT, physische Infrastruktur, Personal und verwendete Services. Letztere liegen in der Verantwortung des Technik­ bereichs (der IT), der dann in der Umsetzung des IT-Sicherheits- katalogs den Fokus stark bis ausschließlich auf diese Aspekte legt. Der ganzheitliche Schutz von Informationen erfordert jedoch ein Umdenken, das auch nichttechnische Fragestellungen ­abdeckt. Dieses Umdenken sollte im Rahmen eines Kulturwandels zwin- gender Bestandteil eines jeden Digitalisierungsprojekts sein.26 Welche Teilaspekte ein Unternehmen bei der Umsetzung des IT-Sicherheitskatalogs insgesamt zu berücksichtigen hat, fasst Abbildung 10 zusammen. Angesichts der vorhandenen Herausforderungen, die durch die fortschreitende Digitalisierung entstanden sind, besteht noch Handlungsbedarf zum Thema der IT- und Informationssicherheit. Dieser Aspekt, mit einer Vielzahl von Teilaspekten, muss zwin- gend Bestandteil eines jeden Digitalisierungsprojekts sein. Quelle: EY
  • 24. Laut einer BMWi-Verteilnetzstudie kann der konventionelle Netzausbaubedarf durch Einsatz intelligenter Netzwerktechnologien (z. B. regelbare Ortsnetztransformatoren) oder anderer innovativer Lösungen deutlich reduziert werden. Setzt die Regulierung ausreichende Anreize für „intelligente Lösungen“? 24 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Abbildung 11: Anreize für intelligente Lösungen des Netzausbaus durch die Regulierung (1) Stimme voll und ganz zu (2) (3) (4) (5) Stimme überhaupt nicht zu Weiß nicht/Keine Angabe 2 7 27 30 18 16 Angaben in Prozent; n = 111 9 48 Der Verteilnetzbetreiber heute – und in Zukunft3 3.3 Passt der Regulierungsrahmen? VNB können und müssen innerhalb des Regulierungsrahmens agieren. Mit der Novellierung der ARegV zum 14. September 2016 haben sich diese Rahmenbedingungen verändert. Ein Drittel der Befragten sieht dadurch insgesamt negative, 45 Prozent neu­trale und 11 Prozent positive Effekte für ihr eigenes Unter­- nehmen. Es wird befürchtet, dass notwendige intelligente Investitionen durch die Einführung des Kapitalkostenabgleichs unterbleiben (24 Prozent) und sich dies insgesamt negativ auf die Ertrags- lage der Unternehmen auswirkt (29 Prozent). Immerhin 14 bzw. 11 Prozent der Befragten erwarten jedoch im Saldo positive ­Effekte auf die Investitionstätigkeit bzw. die Ertragslage. Im Hinblick auf das neue Rollenverständnis der VNB werden nach wie vor fehlende Anreize für „intelligente“ Investitionen bemängelt. Insgesamt stellt sich die Frage, ob der steigenden Kom­plexität von Netzplanung und -betrieb regulatorisch aus­ reichend Rechnung getragen wurde. Möglichkeiten zur effizien- ten Anwendung des NOXVA-Prinzips sind aus Branchensicht nicht genügend implementiert worden. So vertritt fast die Hälfte der Befragten die Ansicht, dass die Regulierung heute nicht genü- gend Anreize für „intelligente“ Investitionen setze (s. Abb. 11). Ein sicherer und schneller Zugriff auf Daten erhöht die notwendi­ ­ge Beobachtbarkeit und ist Voraussetzung für einen sicheren Netzbetrieb. Um diesen Zugriff sicherzustellen, wird im Ergebnis der Aufwand im Netzbetrieb deutlich steigen und das Verhält­- nis zwischen Betriebskosten und Investitionen sich weiter in Rich- tung Betriebskosten verschieben. Das heutige Regulierungs­ system belohnt nach wie vor kapitalintensive Investitionen, welche die Regulated Asset Base erhöhen. Intelligente Investitionen, die Folgeinvestitionen verhindern, dafür aber zu einem erhöhten Betriebsaufwand führen, z. B. über laufende IT- und TK-Kosten, werden im Vergleich dazu schlechtergestellt. „Kooperationen von VNB ermöglichen hier Skalen- und Ver- bundeffekte. Möglich sind dabei sowohl technische Kooperationen angrenzender Netzbetreiber als auch rein wirtschaftliche Kooperationen.“27 27 BDEW, Der aktive Verteilnetzbetreiber in einer dezentralen Energiewelt, S. 5.
  • 26. 26 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Der Verteilnetzbetreiber heute – und in Zukunft3 3.4 Neue Tätigkeitsfelder Der Verteilnetzbereich lebt heute überwiegend vom regulierten Geschäft.28 Daneben sind jedoch weitere Tätigkeitsfelder inter- essant. Im Mittelpunkt der geplanten Aktivitäten für die kom- menden ein bis zwei Jahre stehen – wie bereits oben erläutert – das intelligente Messwesen und die Nutzung und Bereitstellung von Daten (s. Abb. 12). Infrastrukturdienstleistungen Die etablierten EVU und Stadtwerke haben einen Vorsprung im Wissen um die Ressourcen für den Aufbau und (sicheren) Betrieb von Infrastrukturen. Hier haben sie aufgrund ihrer Erfahrungen und Kompetenzen deutliche Wettbewerbsvorteile. Von daher gehören der Aufbau und der Betrieb einer Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität und das Engagement bei Smart Cities und 28 In der Regel werden 95 Prozent der Umsätze oder mehr im Verteilnetzbereich im regulierten Geschäft erzielt. beim Breitbandausbau zu den interessanten Tätigkeitsfeldern für die etablierten Verteilnetzbetreiber. Aber auch in diesen Berei- chen werden Kooperationen und Partnerschaften erforderlich sein, um alle notwendigen Kompetenzen abdecken zu können und die erforderlichen Technologien verfügbar zu machen. Rekommunalisierung und Mircrogrids Schließlich muss sich auch der „Monopolbereich“ Verteilnetz­ betrieb einem verstärkten Wettbewerb stellen: Zum einen ist die Konzessionsvergabe schon lange kein Selbstläufer mehr, zum anderen sind zum klassischen Netzbetrieb der allgemeinen Ver- sorgung alternative Versorgungskonzepte durch den Trend zu lokalen Arealnetzen (Microgrids) hinzugekommen. Die Erzeu- gung rückt enger an den Verbraucher heran und lässt eine Vielzahl potenziell autarker, lokaler Gemeinschaften entstehen. Lokale Arealnetze und Marktplätze verbinden dezentrale Erzeu- gung und Speicher. Damit agieren die meisten „Prosumer“ zwar streng genommen nicht autark, aber die Zahl quasi autarker lokaler Gemeinschaften steigt und ist heute schon vielfach Realität. Die zunehmende Anzahl von Microgrids stellt daher einen wei- teren Trend im Bereich der (Verteil-)Netze dar, auch wenn es hier eine Reihe von gesetzlichen und regulatorischen Hürden zu überwinden gilt: Die Verbreitung dezentraler Erzeugungsein­ richtungen wird tendenziell zu einer Abkopplung von immer mehr Quartieren und kleineren Netzgebieten führen, die durch Dienstleister oder in Eigenregie betrieben werden. Dadurch sinkt die Zahl der aus dem allgemeinen Netz versorgten Endkunden, die spezifischen Netzentgelte steigen, Eigenversorgungslösungen inkl. Microgrids werden attraktiver und weitere Endkunden werden sich aus dem Solidarsystem der netzgebundenen Versor- gung verabschieden.
  • 27. 27Stadtwerkestudie Juni 2017 | Abbildung 12: Zukünftig geplante Geschäftsmodelle im Verteilnetzbereich Nutzung und Bereitstellung von Daten Speicher Betrieb von TK-Infrastruktur Technische Dienstleistungen für Dritte Breitbandausbau Intelligentes Messwesen Aufbau und Betrieb von Elektroladeinfrastruktur VPP = Virtual Power Plants = virtuelle Kraftwerke Betrieb von Microgrids/Arealnetzen 51 32 23 21 13 10 8 6 5 14 17 14 22 16 5 10 13 10 16 18 43 8 2 14 5 39 17 12 23 19 44 63 68 70 40 67 6 11 2 5 6 2 7 3 2   In den nächsten 1–2 Jahren geplant     Zu einem späteren Zeitpunkt geplant   Bereits angeboten   Gar nicht   Weiß nicht/Keine Angabe Angaben in Prozent; n = 111 Rundungsdifferenzen möglich
  • 28. 28 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Die Ergebnisse für Österreich und die Schweiz4Im Folgenden werden kurz die wesentlichen Ergebnisse für Österreich und die Schweiz dargestellt und im Kontext der jeweiligen Länder­spezifika analysiert.
  • 29. 29Stadtwerkestudie Juni 2017 | 4.1 Österreich Österreichs Stromnetzbetreiber werden sowohl als ein völlig unabhängiger Dienstleister für Erzeuger, Lieferanten und Endkun- den als auch als Teil eines integrierten Energieversorgungs­ unternehmens mit einer wichtigen Schnittstelle zum Kunden gese- hen (jeweils 81 Prozent Zustimmung). Ihre Bedeutung für das Gesamtunternehmen wird von 73 Prozent als hoch oder sehr hoch eingestuft. Allerdings stuft auch jeder fünfte Befragte ihre Bedeu- tung als niedrig ein. Ein Grund kann in den massiven Senkungen der Netzentgelte seit Einführung der Anreizregulierung im Jahr 2001 liegen. In diesem Zeitraum sind die Netzentgelte inflations- bereinigt um 40 Prozent gesunken. Aufgrund des bestehenden Investitionsbedarfs, von Preissteigerungen für Netzbetreiber und einer stabilen Entwicklung der Abnahmemengen sind Entgelt­ senkungen in den nächsten Jahren jedoch kaum zu erwarten.29 Auch die jüngst vom Regulator vorgeschlagene Reform der Netz­ entgeltsystematik30 verändert diese Einschätzung nicht. Durch eine Stärkung der Leistungskomponente käme es sogar zu einer verbesserten Planbarkeit der Erlöse. Gravierende Auswirkun- gen auf die Erlössituation der Stromnetzbetreiber sind nicht zu erwarten. So werden die österreichischen Stromnetzbetreiber in den kom- menden vier Jahren insgesamt 4 Mrd. Euro in die Modernisierung, Instandhaltung und den Ausbau ihrer Infrastruktur sowie in den Rollout intelligenter Messgeräte (Smart Meters) investieren.31 Bis Ende 2015 waren 7,4 Prozent der insgesamt 6,159 Mio. Zähler von Haushalts-, KMU- und Landwirtschaftskunden in Österreich mit einem intelligenten Messgerät ausgestattet.32 Die Intelligente Messgeräte-Einführungsverordnung (IME-VO) gibt bis Ende 2017 eine Rolloutquote von 70 Prozent vor.33 Die von den Netz- betreibern prognostizierte Rolloutquote von etwa 30 Prozent der umzustellenden Zählpunkte zeigt, dass man in den Rollout- projekten diesen Vorgaben deutlich hinterherhinkt. Unsere Befragung bestätigt diesen Trend: Auch wenn 57 Pro- zent der Energieversorgungsunternehmen bereits mit dem Roll­ out begonnen haben, geht etwa ein Drittel der befragten Unter­ nehmen davon aus, dass es schwierig sein wird, die Vorgaben aus der IME-VO zu erfüllen. Nur 38 Prozent denken, dass sie es mit Sicherheit schaffen werden. Die größten Herausforderungen des Rollouts liegen in der Auswahl der technischen Lösungen (48 Prozent) und dem Aufbau und der Anpassung der IT-Systeme (43 Prozent). Auch wenn sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Roll­ out intelligenter Messgeräte bzw. -systeme zwischen Österreich und Deutschland ganz wesentlich unterscheiden, lassen sich doch viele Erfahrungen, die die österreichischen Netzbetreiber bei ihren Rollouts machen, auch in Deutschland nutzbringend verwerten.34 Für viele Befragte spielen beim Rollout intelligenter Messgeräte zudem Fragen der IT-Sicherheit eine herausfordernde Rolle (33 Prozent). Insgesamt wird diesem Thema in Österreich große Aufmerksamkeit gewidmet: 91 Prozent der Unternehmen setzen sich damit im Verteilnetzbereich stark oder sehr stark aus­ einander. Im Vergleich zu Deutschland werden die Gefahren eines Netzausfalls infolge von Hackerangriffen jedoch geringer eingeschätzt. Nur 53 Prozent sehen eine hohe oder sehr hohe 29 Vgl. dazu E-Control, Jahresbericht 2016, S. 45 ff. 30 Vgl. dazu E-Control, Tarife 2.0 – Weiterentwicklung der Netzentgeltstruktur für den Stromnetzbereich, April 2017. 31 E-Control, Jahresbericht 2016, S. 7. 32 E-Control, Bericht zur Einführung von intelligenten Messgeräten in Österreich, 2016, S. 26. 33 Siehe § 1 Ziffer 2 IME-VO. 34 Vgl. dazu auch Kapitel 3.2.2. Bedrohung – im Vergleich zu 73 Prozent in Deutschland. Dabei ist der Stand der bereits getroffenen Gegenmaßnahmen (Instal- lation der Funktion eines IT-Sicherheitsbeauftragten, Einsatz eines ISMS, Zertifizierung nach DIN ISO/IEC 27001) geringer ausgeprägt als in Deutschland. Die Umsetzungshinweise zu den BDEW-Sicherheitsanforderungen durch Österreichs Energie ist dabei einer Mehrheit unbekannt bzw. die Befragten gehen davon aus, dass sie nicht betroffen wären. Das Thema Digitalisierung hat in der österreichischen Energie- wirtschaft verstärkt Einzug gehalten: Vier von zehn Unternehmen haben bereits eine Strategie zur digitalen Transformation, ­weitere 24 Prozent planen eine solche. Ähnlich wie in Deutschland stuft auch ein zunehmender Teil der österreichischen Energie­ unternehmen (17 Prozent) die Digitalisierung jetzt eher als Bedrohung ein. Nach wie vor bewertet jedoch eine Mehrheit (57 Prozent) die Digitalisierung als Chance. Insgesamt wird der Stand der Digitalisierung im Verteilnetzbe- reich in Österreich deutlich höher eingestuft als seitens der deut- schen Stadtwerke: 48 Prozent gegenüber nur 19 Prozent. Ein Grund dürfte in dem in Österreich weiter fortgeschrittenen Roll­ out intelligenter Messgeräte zu suchen sein. Dennoch ist die eigene Einschätzung zum Stand der Digitalisierung in den Energie­ unternehmen weiterhin mit einer gewissen Skepsis zu betrachten.
  • 30. 30 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Die Ergebnisse für Österreich und die Schweiz4 Nur 20 Prozent stufen den eigenen Digitalisierungsstand im Verteilnetzbereich als gering oder sehr gering ein, obwohl sich nur jedes vierte Unternehmen mit Themen wie Data Analytics oder der Digitalisierung von Unterstützungsprozessen beschäftigt. Möglicherweise wird das Potenzial digitaler Technologien auch weiterhin noch stark unterschätzt. Auch hier gilt, dass eine gesamtheitliche Sicht mit der Erfassung der Interessen aller Stake­ holder und aller Dimensionen in einem vom Management unter- stützten Digitalisierungsprojekt notwendig ist.35 Neben Planung, Bau und Betrieb von Netzen sehen die österrei­ chischen Stromnetzbetreiber – wie die deutschen VNB – auch im Betrieb einer Datenplattform zunehmend ein zweites Standbein ihres Geschäfts. Zwei Drittel der Manager erwarten, dass der Betrieb einer Datenplattform (stark) an Bedeutung gewinnen wird, und bereits 57 Prozent sind in der Erfassung, Übertragung, Analyse und Bereitstellung netz- und kundenbezogener Daten aktiv. Im Gegensatz zu Deutschland sieht eine Reihe der öster- reichischen Netzbetreiber den Betrieb einer TK-Infrastruktur als zukünftiges Geschäftsmodell an (43 Prozent sind hier bereits aktiv, im Gegensatz zu Deutschland, wo sich lediglich 14 Prozent engagieren). Auch hier machen sich der weitere Fortschritt beim Rollout intelligenter Messgeräte und die damit im Zusam- menhang stehende Notwendigkeit, eine verlässliche Kommunika­ tionslösung zu finden, offensichtlich bemerkbar. 4.2 Schweiz Schweizer Energiepolitik Die Schweizer Energiepolitik ist wesentlich durch die Energie- strategie 2050 und ihre Maßnahmenpakete geprägt. Die Energie- strategie 2050 findet bei Schweizer Energieversorgern mit 72 Prozent große Unterstützung. Etwas zurückhaltender sieht die Branche deren Umsetzbarkeit, die nur 55 Prozent der befrag- ten Unternehmen als realistisch einschätzen. Damit ist die Unterstützung im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozentpunkte zurückgegangen. Als zielführend werden innerhalb der Energiestrategie vor allem die vorübergehende Förderung der Schweizer Wasserkraft, die Steigerung der Energieeffizienz in Gebäuden und der Ausbau der erneuerbaren Energien angesehen. Im Gegensatz dazu werden gemäß den befragten Unternehmen die Gesamtkosten der Ener- giestrategie für Unternehmen und Bevölkerung unterschätzt (68 Prozent), ebenso wie die Themen Versorgungssicherheit und die zweite Stufe der Strommarktöffnung. Die vollständige Liberalisierung des Strommarktes erwarten 59 Prozent der Schweizer Energieversorger im Zeitraum bis 2026 – wobei hiervon die meisten mit einer Marktöffnung im Jahr 2024 rechnen. Jedoch erwarten weitere 37 Prozent der befragten Unternehmen, dass die Öffnung erst danach bzw. gar nicht erfolgt.
  • 31. 31Stadtwerkestudie Juni 2017 | 35 Vgl. dazu ausführlicher Kapitel 3.2.1. 36 Die fehlenden zwei Prozent machten hierzu keine Angabe. Geschäftserfolg 2016 und -ausblick Der Geschäftserfolg im vergangenen Jahr wird deutlich posi­tiver als noch ein Jahr zuvor bewertet. 34 Prozent beurteilen ihn als „sehr gut“ (im Vergleich zu 0 Prozent im Vorjahr) und 52 Pro­- zent als „gut“ (Vorjahr: 61 Prozent). Somit ist in der Gesamtsicht der guten und sehr guten Beurteilungen ein Anstieg von 61 auf 86 Prozent festzustellen. Aktuelle Themen Unter den Top-3-Themen auf der Agenda der Schweizer Energie- versorger stehen Smart Metering/Grids, die Umsetzung IT-­ gestützter Prozesse sowie die Optimierung interner Prozesse und betriebliche Reorganisation. Im Gegensatz zum Vorjahr hat vor allem das Thema Absatz/Marketing/Kundenbetreuung/CRM sehr stark an Gewicht verloren, während Smart Metering wieder ver- mehrt in den Vordergrund rückt. Die Relevanz von Kooperationen und strategischen Allianzen hat insgesamt leicht abgenommen, ebenso die Gewinnung quali- fizierten Nachwuchses und die Personalentwicklung. Innovation hat als Thema (sowohl bei Geschäftsprozessen als auch bei Pro­ dukten/­Services) etwas an Bedeutung gewonnen und rangiert im oberen Drittel der aktuellen Themenbereiche. Einzig im Bereich der Geschäftsmodelle wird – analog zum Vorjahr – wenig Innova­ tionspotenzial gesehen. Fokus Verteilnetzbetrieb Der Verteilnetzbereich ist zu 87 Prozent noch integriert, d. h. ein rechtlich nicht entflochtener Bestandteil eines Energieversor- gungsunternehmens. In 11 Prozent der Fälle wurde die Netz­ gesellschaft rechtlich entflochten.36 Ihre Hauptaufgabe sehen Schweizer Verteilnetzbetreiber im Thema „Netzplanung, -bau und -betrieb“. Auch der Betrieb einer eigenen IT hat eine große Bedeutung: 61 Prozent der befragten Unternehmen haben ihn bereits umgesetzt, weitere 18 Prozent planen dies noch. Der Betrieb einer eigenen Kommunikations­ infrastruktur wird von 50 Prozent der Unternehmen als Aufgabe angesehen, 34 Prozent verfolgen diesbezüglich keine weiteren Pläne. Insgesamt wird dem Netzbereich eine wichtige Rolle zugewiesen. Für 88 Prozent hat er eine sehr hohe oder hohe Bedeutung. Das Thema Digitalisierung wird ähnlich wie im Vorjahr von 59 Prozent der Energieversorger als Chance gesehen, 10 Prozent betrachten es als Bedrohung und 31 Prozent stehen dem Thema indifferent gegenüber. Entsprechend haben bzw. planen 48 Prozent der Unternehmen eine ganzheitliche Strategie zur digitalen Transformation, die zu 80 Prozent direkt durch die Geschäftsführung verantwortet wird. Der Verteilnetzbereich ist dabei zu 97 Prozent Teil des Projekts. Konkrete Projektergeb- nisse liegen jedoch erst zu 23 Prozent vor. Die Gefahr von Hackerangriffen auf das Netz durch die Digitalisie- rung wird von 68 Prozent der Energieversorger als hoch bzw. sehr hoch eingestuft. Allerdings beschäftigt erst rund ein Drittel der Energieversorger einen IT-Sicherheitsbeauftragten oder setzt ein ISMS ein. Rund ein Drittel der Schweizer Energieversorger werden Ende 2017 mit dem Massenrollout von Smart Meters begonnen haben. Alle übrigen planen diesen entweder für einen späteren Zeit- punkt oder warten vorerst ab.
  • 32. 32 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Fazit5Der Verteilnetzbereich spielt innerhalb der Stadtwerke eine wichtige Rolle. Obwohl unab- hängig agierend, ist er eine wichtige Schnitt- stelle zu den Endkunden und strahlt so auf das Gesamtunternehmen aus. Er bildet den Kern des Energiegeschäfts und liefert nach­ haltige Ergebnisbeiträge.
  • 33. 33Stadtwerkestudie Juni 2017 | Der Verteilnetzbereich wird zum Enabler der Energiewende Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Stadtwerkemanager die neue Rolle der VNB im Rahmen der Energiewende angenom- men haben: Sie entwickeln sich – zusätzlich zu ihrer traditionel­len Rolle, einen sicheren und verlässlichen Netzbetrieb diskrimi­ nierungsfrei zu gewährleisten – zum Enabler und Market Facilitator des zukünftigen dezentralen Energiemarktes. Digitale Techno­ logien helfen ihnen dabei. Im Mittelpunkt digitaler Technologien steht momentan bei vielen Stadtwerken der Rollout intelligenter Messsysteme. Die Hälfte der Unternehmen weiß bereits, wie sie das Thema angehen wol- len, viele sind aber noch in der Findungsphase. Dennoch nimmt das intelligente Messwesen in Deutschland langsam Gestalt an und dürfte mit ein Hauptgrund dafür sein, dass die Digitalisie- rung der Energiebranche an Schwung gewonnen hat. Die Digitalisierung ist im vergangenen Jahr zu einem Topthema geworden und steht bei vielen Unternehmen ganz oben auf der Agenda. Es ist aber auch mehr Realismus hinsichtlich seiner Aus- wirkungen eingekehrt. Mehr als ein Viertel der Stadtwerke stuft sie heute eher als Bedrohung denn als Chance ein. Gerade bei kleineren Stadtwerken hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Digitalisierung enorme Möglichkeiten bietet, die aber nicht alle von ihnen selbst umgesetzt und genutzt werden können. Eine weitere Gefahr der Digitalisierung wird in Hackerangriffen und einem möglichen Netzausfall gesehen. 73 Prozent der Befragten stufen die Gefahren als hoch oder sehr hoch ein. Gegen- maßnahmen wie der Aufbau eines ISMS oder die Umsetzung des IT-Sicherheitskatalogs der BNetzA werden momentan in vielen Unternehmen ergriffen – es bleibt aber noch viel zu tun. Die Gefahren von Hackerangriffen sind zu einer so ernst zu nehmen- den Bedrohung in der digitalen Energiewirtschaft geworden, dass sich wirklich jedes Unternehmen darauf vorbereiten muss – was heute noch nicht der Fall ist. Der Verteilnetzbetrieb der Zukunft wird immer mehr von einem eigenen professionellen Datenmanagement abhängig werden. Neben Planung, Bau und Betrieb von Strom-, Gas-, Wasser- und Wärmenetzen – den Primärtechnologien – und ggf. von Sekun- därtechnologien wie einem eigenen TK- und Informationsnetz wird das Datenmanagement zur dritten Säule des VNB werden. Den Rahmen hierfür setzt eine Vielzahl rechtlicher Anforderun- gen (Energieinformationsnetz, Marktstammdatenregister, Mess- stellenbetriebsgesetz, Network Codes etc.). Ein professionelles Datenmanagement wird es dem Verteilnetzbetreiber ermöglichen, effizienter zu agieren und neue Geschäftsmodelle (Vermarktung von Daten) zu entwickeln. In Zeiten einer fundamentalen Transformation des Energie­ sektors bleibt auch der Verteilnetzbereich davon nicht unberührt. Im Gegenteil: Durch seine zentrale Rolle als Verbindung zwi- schen Endkunden, Messstellenbetreibern, vorgelagerten Verteil- netz- wie Übertragungsnetzbetreibern und Erzeugern muss sich der VNB in einer komplexer werdenden Energiewelt neu aus- richten. Er wird zum Enabler der Energiewende, der dafür sorgt, dass andere Marktakteure in einem sicheren Umfeld ihre eigenen Geschäftsmodelle entwickeln, anbieten und umsetzen können, damit am Ende die Energiewende gelingen kann.
  • 34. 34 | Stadtwerkestudie Juni 2017 Ansprechpartner6Impressum Herausgeber Ernst  Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Der Autor Dr. Helmut Edelmann Director Utilities Deutschland, Schweiz und Österreich Westfalendamm 11 44141 Dortmund Telefon +49 231 55011 11476 Telefax +49 181 3943 11476 Bestellung Vanessa Wüthrich vanessa.wuethrich@de.ey.com
  • 35. 35Stadtwerkestudie Juni 2017 | Metin Fidan Energy Sector Leader Deutschland, Schweiz und Österreich Friedrichstraße 140 10117 Berlin Telefon +49 30 25471 21379 metin.fidan@de.ey.com Dr. Helmut Edelmann Director Utilities Deutschland, Schweiz und Österreich Westfalendamm 11 44141 Dortmund Telefon +49 231 55011 11476 helmut.edelmann@de.ey.com Christian von Tschirschky Advisory Services Arnulfstraße 59 80636 München Telefon +49 89 14331 28533 christian.von.tschirschky@de.ey.com Hendrik Hollweg Assurance Services Graf-Adolf-Platz 15 40213 Düsseldorf Telefon +49 221 2779 20140 hendrik.hollweg@de.ey.com Martin Selter Transaction Advisory Services Friedrichstraße 140 10117 Berlin Telefon +49 30 25471 21284 martin.selter@de.ey.com Stefan Waldens Tax Services Graf-Adolf-Platz 15 40213 Düsseldorf Telefon +49 211 9352 12085 stefan.waldens@de.ey.com Dr. Frank Fleischle Digital Grid Graf-Adolf-Platz 15 40213 Düsseldorf Telefon +49 211 9352 11494 frank.fleischle@de.ey.com Elfriede Baumann Wagramer Straße 19 1220 Wien, Österreich Telefon +43 1 211 701141 elfriede.baumann@at.ey.com Stefan Uher Wagramer Straße 19 1220 Wien, Österreich Telefon +43 1 211 701213 stefan.uher@at.ey.com Alessandro Miolo Maagplatz 1 8005 Zürich, Schweiz Telefon +41 58 286 4654 alessandro.miolo@ch.ey.com Benjamin Teufel Maagplatz 1 8005 Zürich, Schweiz Telefon +41 58 286 4446 benjamin.teufel@ch.ey.com Michael Nickel BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. Reinhardtstraße 32 10117 Berlin Telefon +49 30 300199 1600 michael.nickel@bdew.de Svetlana Eidelman BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. Reinhardtstraße 32 10117 Berlin Telefon +49 30 300199 1718 svetlana.eidelman@bdew.de
  • 36. EY | Assurance | Tax | Transactions | Advisory About EY EY is a global leader in assurance, tax, transaction and advisory services. The insights and quality services we deliver help build trust and confidence in the capital markets and in economies the world over. We develop outstanding leaders who team to deliver on our promises to all of our stakeholders. In so doing, we play a critical role in building a better working world for our people, for our clients and for our communities. EY refers to the global organization, and may refer to one or more, of the member firms of Ernst  Young Global Limited, each of which is a separate legal entity. Ernst  Young Global Limited, a UK company limited by ­guarantee, does not provide services to clients. For more information about our organization, please visit ey.com. © 2017 EYGM Limited. All Rights Reserved. GSA Agency SRE 1705-040 ED None This publication contains information in summary form and is therefore intended for general guidance only. Although prepared with utmost care this publication is not intended to be a substitute for detailed research or the exercise of professional judgment. Therefore no liability for correctness, completeness and/or currentness will be assumed. It is solely the responsibility of the readers to decide whether and in what form the information made available is relevant for their purposes. Neither Ernst Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft nor any other member of the global EY organization can accept any responsibility. On any specific matter, reference should be made to the appropriate advisor. www.ey.com In line with EY’s commitment to minimize its environmental impact this document has been printed CO2neutral and on FSC® -certified paper that consists of 60 % recycled fibers.