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PRESSEMITTEILUNG
Seite 1
Köln, 2.November 2015
Hebammenhandwerk soll immaterielles Weltkulturerbe werden
Antrag bei der UNESCO am 28. Oktober 2015 eingereicht
Das Hebammenwissen – das über Jahrhunderte weitergegeben wurde – soll der Gesellschaft
erhalten bleiben und darum die Hebammenarbeit als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt
werden. So will es der Antrag, den der Deutsche Hebammenverband (DHV), der Bund
freiberuflicher Hebammen Deutschlands (BfHD) und der gemeinnützige Verein „Hebammen für
Deutschland“ (HfD) erstellt haben. Am 28. Oktober 2015 reichten die beteiligten Hebammen ihren
Antrag in der Staatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten in Berlin ein. Über diese Stelle werden
je Bundesland vier ausgewählte Anträge an die UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen
für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) weitergegeben.
Der Antrag der Hebammen auf Anerkennung ihres Handwerks als immaterielles Weltkulturerbe wird
von zwei Experten-Gutachten flankiert, die das Hebammenwesen aus wissenschaftlicher Sicht
beleuchten. Eines der Gutachten stammt von Professor Sven Hildebrandt, Facharzt für
Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Hochschule Fulda sowie Präsident der Dresdner Akademie
für individuelle Geburtsbegleitung (DAfiGb). Die zweite Referenz erstellte die Professorin Marita Metz-
Becker vom Institut für Europäische Ethnologie und Kulturwissenschaft von der Philipps-Universität
Marburg, die schon zahlreiche Beiträge zur Historie des Hebammenwesens veröffentlicht hat.
PRESSEMITTEILUNG
Seite 2
„Es ist dringend an der Zeit, das Hebammenwesen in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes
aufzunehmen“, fordert Lisa von Reiche, Hebamme und HfD-Vorstandsmitglied. „Wir sind daher sehr
dankbar, dass Barbara Hirt vom Elternmagazin kidsgo zusammen mit der dreifachen Mutter Deike
Terruhn die Initiative ergriffen hat, für uns Hebammen den Antrag vorzubereiten. „Hierzulande droht
Hebammenwissen nämlich verloren zu gehen – mit allen Konsequenzen für Frauen, Kinder und
Familien. Es gibt viele sehr wichtige Argumente, Hebammenarbeit für die Familien unter besonderen
Schutz zu stellen.“
Bedroht ist das Hebammenwesen in Deutschland aus folgenden Gründen:
 Angestellte Hebammen in den Kliniken, wo 98 % aller Kinder geboren werden, müssen oft
mehrere Geburten gleichzeitig betreuen. Die ureigentliche Hebammenarbeit basiert aber auf Zeit,
Ruhe und liebevoller Zuwendung. So sind Hebammen oftmals gezwungen – statt ihrer Berufung
gerecht zu werden und die gebärenden Frauen zu begleiten – hauptsächlich die medizinische
Überwachung zu übernehmen und zu protokollieren. Dies geht zu Lasten der Frauen und der
Neugeborenen. Verlassen Hebammen aufgrund dieser zunehmenden Ökonomisierung die
Krankenhäuser, geht das über Jahrhunderten von Hebamme zu Hebamme weitergegebene
Wissen schrittweise verloren.
 Aufgrund der in den letzten Jahren exorbitant gestiegenen Versicherungsprämien auf über 6.000
Euro jährlich (15mal mehr als im Jahr 2002) mussten schon mehr als 25 % der freiberuflichen
Hebammen ihren Beruf aufgeben. Durch verfehlte Gesundheitspolitik wird der Beruf zur
Armutsfalle.
PRESSEMITTEILUNG
Seite 3
 Die Geburtshilfe entwickelt sich zunehmend zur Geburtsmedizin. Die Folge:
Hebammenkunst wird immer weniger gewürdigt oder kommt aus Zeitmangel gar nicht
zum Einsatz. Einfach „guter Hoffnung sein“ ist heutzutage kaum noch einer Frau möglich: Die
gynäkologische Untersuchung hat überwiegend Abweichungen vom Durchschnitt oder Risiken im
Blick. Die Geburtsmedizin vermittelt so den Eindruck, alles unter Kontrolle zu haben.
Demgegenüber stärken Hebammen das Selbstvertrauen der schwangeren Frauen und bereiten
sie auf die natürliche Geburt vor.
 Laut Hebammengesetz (HebG §4 Hinzuziehungspflicht) muss bei jeder Geburt eine Hebamme
anwesend sein. Dieser Paragraf führt die Tradition fort, dass Hebammen schwangere Frauen seit
Generationen beim Gebären begleiten. In den letzten Jahren wurden die Rechte der Hebammen
aber beschnitten, indem ihnen die Kompetenz zur eigenständigen und verantwortlichen
Begleitung der Schwangeren abgesprochen wurde. Dies schränkt in der Folge auch das –
gesetzlich zugesicherte – Recht der Frauen ein, den Geburtsort frei zu wählen und somit
über die Umstände der Geburt ihres Kindes zu entscheiden.
In Deutschland arbeiten rund 20.000 Hebammen, die jährlich circa 630.000 Geburten betreuen. Seit
Jahren schon gehen viele tausend Frauen und Familien für den Erhalt der individuellen Geburtshilfe
und für eine 1:1-Geburtsbetreuung durch Hebammen auf die Straße. Elterninitiativen machen sich für
das Hebammenwesen stark. Allen Protestierenden ist bewusst, was Gebärenden ohne
Hebammenbegleitung verloren gehen wird. Eine Anerkennung als immaterielles UNESCO-
Weltkulturerbe würde diesen Anstrengungen zum Erhalt des Hebammenwesens in seiner
traditionellen Form Aufschwung geben.
PRESSEMITTEILUNG
Seite 4
Die zweite Bewerbungsrunde der Deutschen UNESCO-Kommission für das bundesweite Verzeichnis
des immateriellen Kulturerbes (Link: http://www.unesco.de/kultur/immaterielles-
kulturerbe/bundesweites-verzeichnis.html) ist nun abgeschlossen. Bereits 27 Traditionen, Bräuche
und Handwerkstechniken sind dort verzeichnet, beispielsweise das Bäckerhandwerk samt der
deutschen Brotkultur. Ziel des von der UNESCO im Jahr 2003 verabschiedeten Übereinkommens ist
der Erhalt des weltweit vorhandenen traditionellen Wissens und Könnens. Mehr als 160 Staaten sind
der völkerrechtlich verbindlichen Konvention beigetreten. Bis zur Entscheidung, ob das
Hebammenwesen in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird,
dürften etwa zwei Jahre vergehen.
Über Hebammen für Deutschland e.V.:
Hebammen für Deutschland e.V. (HfD) ist eine Initiative zum Erhalt individueller Geburtshilfe mit Sitz in Köln. Mitglieder des
gemeinnützigen Vereins sind Hebammen, Eltern und Interessierte. Gegründet wurde HfD im Jahr 2010 als Reaktion auf die
exponentiell steigenden Berufshaftpflichtprämien. Diese haben inzwischen über 25 Prozent der freiberuflichen Hebammen
gezwungen, die Geburtshilfe aufzugeben. Ziel von HfD ist es, die individuelle Geburtshilfe in Deutschland zu erhalten und
das „Hebammensterben“ zu beenden. Dazu steht der Verein in engem Austausch mit Hebammenverbänden,
Elterninitiativen, Medien und Politik. Mehr Informationen auf www.hebammenfuerdeutschland.de.
Weiterführende Links:
Deutscher Hebammenverband: www.hebammenverband.de
Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands: www.bfhd.de
Hebammen für Deutschland e.V.: www.hebammenfuerdeutschland.de
Deutsche UNESCO-Kommission: www.unesco.de
PRESSEMITTEILUNG
Seite 5
Kontakt:
Hebammen für Deutschland e.V.
Lisa von Reiche (Vorstandsmitglied)
Hermann-Josef-Schmitt-Straße 26
50827 Köln
Telefon: 0177-7572572
E-Mail: l.vonreiche@hebammenfuerdeutschland.de
www.hebammenfuerdeutschland.de
Fotos in hoher Auflösung (bitte anklicken)
Vertreterinnen des Deutschen Hebammenverbands
(DHV), des Bund freiberuflicher Hebammen
Deutschlands (BfHD) und des gemeinnützigen
Vereins „Hebammen für Deutschland“ (HfD) und
mitstreitende Mütter unterstützen den Antrag
http://www.faltmann-pr.de/wp-
content/uploads/2015/11/Hebammen_Weltkulturerbe_Antrag_UNESCO_03.jpg
PRESSEMITTEILUNG
Seite 6
Das Hebammenwesen in Deutschland ist bedroht
http://www.faltmann-pr.de/wp-
content/uploads/2015/11/Hebammen_Weltkulturerbe_Antrag_UNESCO_02.jpg
Zwei wissenschaftliche Gutachten unterstützen den
Antrag, das Hebammenhandwerk als immaterielles
Weltkulturerbe anzuerkennen
http://www.faltmann-pr.de/wp-
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Hebammenhandwerk soll immaterielles Weltkulturerbe werden

  • 1. PRESSEMITTEILUNG Seite 1 Köln, 2.November 2015 Hebammenhandwerk soll immaterielles Weltkulturerbe werden Antrag bei der UNESCO am 28. Oktober 2015 eingereicht Das Hebammenwissen – das über Jahrhunderte weitergegeben wurde – soll der Gesellschaft erhalten bleiben und darum die Hebammenarbeit als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt werden. So will es der Antrag, den der Deutsche Hebammenverband (DHV), der Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands (BfHD) und der gemeinnützige Verein „Hebammen für Deutschland“ (HfD) erstellt haben. Am 28. Oktober 2015 reichten die beteiligten Hebammen ihren Antrag in der Staatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten in Berlin ein. Über diese Stelle werden je Bundesland vier ausgewählte Anträge an die UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) weitergegeben. Der Antrag der Hebammen auf Anerkennung ihres Handwerks als immaterielles Weltkulturerbe wird von zwei Experten-Gutachten flankiert, die das Hebammenwesen aus wissenschaftlicher Sicht beleuchten. Eines der Gutachten stammt von Professor Sven Hildebrandt, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Hochschule Fulda sowie Präsident der Dresdner Akademie für individuelle Geburtsbegleitung (DAfiGb). Die zweite Referenz erstellte die Professorin Marita Metz- Becker vom Institut für Europäische Ethnologie und Kulturwissenschaft von der Philipps-Universität Marburg, die schon zahlreiche Beiträge zur Historie des Hebammenwesens veröffentlicht hat.
  • 2. PRESSEMITTEILUNG Seite 2 „Es ist dringend an der Zeit, das Hebammenwesen in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufzunehmen“, fordert Lisa von Reiche, Hebamme und HfD-Vorstandsmitglied. „Wir sind daher sehr dankbar, dass Barbara Hirt vom Elternmagazin kidsgo zusammen mit der dreifachen Mutter Deike Terruhn die Initiative ergriffen hat, für uns Hebammen den Antrag vorzubereiten. „Hierzulande droht Hebammenwissen nämlich verloren zu gehen – mit allen Konsequenzen für Frauen, Kinder und Familien. Es gibt viele sehr wichtige Argumente, Hebammenarbeit für die Familien unter besonderen Schutz zu stellen.“ Bedroht ist das Hebammenwesen in Deutschland aus folgenden Gründen:  Angestellte Hebammen in den Kliniken, wo 98 % aller Kinder geboren werden, müssen oft mehrere Geburten gleichzeitig betreuen. Die ureigentliche Hebammenarbeit basiert aber auf Zeit, Ruhe und liebevoller Zuwendung. So sind Hebammen oftmals gezwungen – statt ihrer Berufung gerecht zu werden und die gebärenden Frauen zu begleiten – hauptsächlich die medizinische Überwachung zu übernehmen und zu protokollieren. Dies geht zu Lasten der Frauen und der Neugeborenen. Verlassen Hebammen aufgrund dieser zunehmenden Ökonomisierung die Krankenhäuser, geht das über Jahrhunderten von Hebamme zu Hebamme weitergegebene Wissen schrittweise verloren.  Aufgrund der in den letzten Jahren exorbitant gestiegenen Versicherungsprämien auf über 6.000 Euro jährlich (15mal mehr als im Jahr 2002) mussten schon mehr als 25 % der freiberuflichen Hebammen ihren Beruf aufgeben. Durch verfehlte Gesundheitspolitik wird der Beruf zur Armutsfalle.
  • 3. PRESSEMITTEILUNG Seite 3  Die Geburtshilfe entwickelt sich zunehmend zur Geburtsmedizin. Die Folge: Hebammenkunst wird immer weniger gewürdigt oder kommt aus Zeitmangel gar nicht zum Einsatz. Einfach „guter Hoffnung sein“ ist heutzutage kaum noch einer Frau möglich: Die gynäkologische Untersuchung hat überwiegend Abweichungen vom Durchschnitt oder Risiken im Blick. Die Geburtsmedizin vermittelt so den Eindruck, alles unter Kontrolle zu haben. Demgegenüber stärken Hebammen das Selbstvertrauen der schwangeren Frauen und bereiten sie auf die natürliche Geburt vor.  Laut Hebammengesetz (HebG §4 Hinzuziehungspflicht) muss bei jeder Geburt eine Hebamme anwesend sein. Dieser Paragraf führt die Tradition fort, dass Hebammen schwangere Frauen seit Generationen beim Gebären begleiten. In den letzten Jahren wurden die Rechte der Hebammen aber beschnitten, indem ihnen die Kompetenz zur eigenständigen und verantwortlichen Begleitung der Schwangeren abgesprochen wurde. Dies schränkt in der Folge auch das – gesetzlich zugesicherte – Recht der Frauen ein, den Geburtsort frei zu wählen und somit über die Umstände der Geburt ihres Kindes zu entscheiden. In Deutschland arbeiten rund 20.000 Hebammen, die jährlich circa 630.000 Geburten betreuen. Seit Jahren schon gehen viele tausend Frauen und Familien für den Erhalt der individuellen Geburtshilfe und für eine 1:1-Geburtsbetreuung durch Hebammen auf die Straße. Elterninitiativen machen sich für das Hebammenwesen stark. Allen Protestierenden ist bewusst, was Gebärenden ohne Hebammenbegleitung verloren gehen wird. Eine Anerkennung als immaterielles UNESCO- Weltkulturerbe würde diesen Anstrengungen zum Erhalt des Hebammenwesens in seiner traditionellen Form Aufschwung geben.
  • 4. PRESSEMITTEILUNG Seite 4 Die zweite Bewerbungsrunde der Deutschen UNESCO-Kommission für das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes (Link: http://www.unesco.de/kultur/immaterielles- kulturerbe/bundesweites-verzeichnis.html) ist nun abgeschlossen. Bereits 27 Traditionen, Bräuche und Handwerkstechniken sind dort verzeichnet, beispielsweise das Bäckerhandwerk samt der deutschen Brotkultur. Ziel des von der UNESCO im Jahr 2003 verabschiedeten Übereinkommens ist der Erhalt des weltweit vorhandenen traditionellen Wissens und Könnens. Mehr als 160 Staaten sind der völkerrechtlich verbindlichen Konvention beigetreten. Bis zur Entscheidung, ob das Hebammenwesen in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird, dürften etwa zwei Jahre vergehen. Über Hebammen für Deutschland e.V.: Hebammen für Deutschland e.V. (HfD) ist eine Initiative zum Erhalt individueller Geburtshilfe mit Sitz in Köln. Mitglieder des gemeinnützigen Vereins sind Hebammen, Eltern und Interessierte. Gegründet wurde HfD im Jahr 2010 als Reaktion auf die exponentiell steigenden Berufshaftpflichtprämien. Diese haben inzwischen über 25 Prozent der freiberuflichen Hebammen gezwungen, die Geburtshilfe aufzugeben. Ziel von HfD ist es, die individuelle Geburtshilfe in Deutschland zu erhalten und das „Hebammensterben“ zu beenden. Dazu steht der Verein in engem Austausch mit Hebammenverbänden, Elterninitiativen, Medien und Politik. Mehr Informationen auf www.hebammenfuerdeutschland.de. Weiterführende Links: Deutscher Hebammenverband: www.hebammenverband.de Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands: www.bfhd.de Hebammen für Deutschland e.V.: www.hebammenfuerdeutschland.de Deutsche UNESCO-Kommission: www.unesco.de
  • 5. PRESSEMITTEILUNG Seite 5 Kontakt: Hebammen für Deutschland e.V. Lisa von Reiche (Vorstandsmitglied) Hermann-Josef-Schmitt-Straße 26 50827 Köln Telefon: 0177-7572572 E-Mail: l.vonreiche@hebammenfuerdeutschland.de www.hebammenfuerdeutschland.de Fotos in hoher Auflösung (bitte anklicken) Vertreterinnen des Deutschen Hebammenverbands (DHV), des Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands (BfHD) und des gemeinnützigen Vereins „Hebammen für Deutschland“ (HfD) und mitstreitende Mütter unterstützen den Antrag http://www.faltmann-pr.de/wp- content/uploads/2015/11/Hebammen_Weltkulturerbe_Antrag_UNESCO_03.jpg
  • 6. PRESSEMITTEILUNG Seite 6 Das Hebammenwesen in Deutschland ist bedroht http://www.faltmann-pr.de/wp- content/uploads/2015/11/Hebammen_Weltkulturerbe_Antrag_UNESCO_02.jpg Zwei wissenschaftliche Gutachten unterstützen den Antrag, das Hebammenhandwerk als immaterielles Weltkulturerbe anzuerkennen http://www.faltmann-pr.de/wp- content/uploads/2015/11/Hebammen_Weltkulturerbe_Antrag_UNESCO_01.jpg