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Worst of Job Application
Oder: Bewerbermanagement ist der Tod jedes zweitklassigen
Bewerbers*, aus Sicht eines IT-lers/Kreativen
Sesssion auf dem BarCamp ”Campus DevCamp Hamburg” von
Young Targets GmbH im Werkheim Hamburg
Autor: Rolf Hemmerling
Datum: 2016-01-30
Folien: http://www.slideshare.net/hemmerling/
Lizenz: Creative Commons - Attribution-ShareAlike 4.0 Generic (
http://www.creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/ )
*Die die keine High-Potentials sind...
2
Agenda
1.Motivation, Zielgruppe
2.Bewerbungsprozesse
3.Suchen, Gefunden werden & Selbstdarstellung
4.Bewerbungsaufforderung
5.Bewerbungsunterlagen
6.Bewerbungsablehnung
7.Optimaler Bewerbungsprozess
8.Guter / unnützer Personaler
9.Resumee
3
1. Motivation, Zielgruppe
●
"Zweitklassige" IT-ler/Kreative
● Per Definition werden/würden 2/3 aller Arbeitnehmer bei einer Bewerbung
● Nach dem Badewannen-Modell ( Einige wenige High-Potentials, viele Mittelmäßige in
jedem Jahrgang ) nicht zu den High-Potentials gezählt...
● Grundgesetzwidrig aufgrund ihrer Herkunft ( ...die im Lebenslauf und
Arbeitszeugnissen dokumentiert ist, also nicht nur "Ausländer" ) diskriminiert
● Lücken im Lebenslauf, "Sie haben X Monate / Jahre nicht gearbeitet"
● Alter (>35 Jahre, "zu lange studiert",.. )
● Patchworkkarriere, Ausüben von niederen Tätigkeiten statt qualifizierter
Berufspraxis
● Babyboomer-Generation ( Lehrer-Schwemme, Ingenieurs-Schwemme,
sinnbefreite SoWi-Studienabschlüsse )
● "Zeugnisfloskeln" in qualifizierten Arbeitzeugnissen
● Bei z.B. 30 Bewerbungen nicht die sein, die vom Abteilungsleiter rausgezogen wird
"Den/die will ich", sondern eine die zu den 25 gehört, "an denen 'man' kein Interesse hat"
● Personaler, HR-Fachleute
4
2. Bewerbungsprozesse 1/3
(1) (2) (3)
Bewerber
Vermittler
● Bewerbungsmanager
● Vertrieb
Kunde/Arbeitgeber/Auftraggeber
5
2. Bewerbungsprozesse 2/3
Der Personaler-Walfisch
1.Wasser mit Plankton "rein",
2.Wasser "raus"
3.Übrig bleibt Plankton
[Photo: Wikipedia]
6
2. Bewerbungsprozesse 3/3
Bewerber-Management frei nach Aschenputtel:
"Die Guten ins Töpfchen die Schlechten ins
Kröpfchen"
Das Zitat stammt aus Grimms Märchen "Aschenputtel". Aschenputtel bittet
mit diesen Worten die Tauben, beim mühsamen Verlesen der Linsen zu
helfen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Aschenputtel
7
3. Suchen, Gefunden werden &
Selbstdarstellung
● Profile, wo man gefunden wird
● Monster.de, Stepstone.de, Ingenieurkarriere.de, XING,
GULP
● Profile zur Selbstdarstellung bzw. Profil-Import
● XING, GULP, LinkedIn, GitHub
● Suchen:
● Suchmaschinen, Meta-Jobsuchmaschinen, Jobportale
=> meist nur ungewünschte Leiharbeits-Jobs
● Unternehmens-Websites, Branchen-Portale mit
Unternehmens-Listen, Fachmessen, Fachzeitschriften
& Fach-Onlineportale, XING Jobbörse, StackOverflow
=> "echte" Jobs
8
4. Bewerbungsaufforderung 1/3
● Ein vollständiges Job-Profil besteht aus 4
Elementen:
1.Name der Position ( z.B. "Full Stack Web
Developer" ), eventuell mit wichtiger
Kennziffer für das Bewerbungsverfahren
2.Beschreibung der Tätigkeit
3.Anforderung an Bewerber
4.Ansprechpartner im Unternehmen, an den
man die Bewerbung adressiert
9
4. Bewerbungsaufforderung 2/3
Bewerber-Nötigung durch falsche Anwendung des AIDA-Prinzips (
http://de.wikipedia.org/wiki/AIDA-Modell )
OK Falsch
Attention Die Aufmerksamkeit des
Kunden wird geweckt.
Beim Erstkontakt gibt der Personaler unvollständige
Informationen zum Job ( z.B. gar nur Jobtitel, oder
Anforderungen fehlen )
Interest Er interessiert sich für
das Produkt. Das
Interesse des Kunden
wird erregt.
Der Bewerber möchte sich auf nur Jobs bewerben, deren
Anforderungen er erfüllt und wo er deshalb eine echte
Vermittelungs-Chance hat. Nur deswegen ist er
ansprechbereit durch Personaler
Desire Der Wunsch nach dem
Produkt wird geweckt.
Der Besitzwunsch wird
ausgelöst
Der Bewerber wird verleitet, die fehlende Kenntnis der
Job-Anforderungen zu ignorieren und irrtümlich zu
glauben, dass er eine Bewerbungschance hat
Action Der Kunde kauft das
Produkt.
Der Bewerber antwortet dem Personaler, mit Bitte um
weitere Infos.( Nötigung zu Bewerbungsaufwand ohne
dass nachweisbar ein passender Job vorliegt →
Ineffizienzes Bewerbungsverhalten )
10
4. Bewerbungsaufforderung 3/3
● Anschreiben
● "Sehr geehrte Damen und Herren. Wir haben Ihr interessantes Profil auf
einerJobplattform gesehen"
● "Wir haben ständig tolle Projekte und Jobs. Bitte schicken Sie uns Ihre
Bewerbungsunterlagen"
● "Bitte schicken Sie mir Ihre Bewerbungsunterlagen zwecks Abgleich"
● "Ich möchte Ihnen unser neues Geschäftsmodell für
Arbeitnehmerüberlassung vorstellen"
● Das Anschreiben enthält eventuell keinen Namen eines
Ansprechpartners bzw. keine individuelle E-Mail eines Ansprechpartners
● Telephongespräch:
● "Seien Sie doch froh, dass wir bereit sind, Ihre Bewerbungsunterlagen
zu prüfen"
● "Sind Sie bereit zum Kunden umzuziehen?"
11
5. Worauf bewerbe ich mich? 1/3
● Bewerbungs-Strategie:
● Nicht nur auf die zuerst gefundene Stelle ( auf der Sie ein Personaler
hingewiesen hat...)
● Sondern:Durchsuchen der Bewerber-Website des Unternehmens nach
weiteren Stellen => Bewerbung auf X Stellen, auch bei anderen
Personalern
● "Wir prüfen immer, ob Sie auch für Stellen in Frage kommen, auf die Sie
sich nicht beworben haben" – Bloss nicht glauben...
12
5. Worauf bewerbe ich mich? 2/3
● Auf Jobs mit indiskutablen Vertragsbedingungen
● Vor Vorlage des Profils bei einem Kunden muss ein "Vorvertrag" mit
Vertragsstrafen-Klauseln geschlossen werden, der den Bewerber 2 Wochen
bindet, nicht woanders einen Arbeitsvertrag anzunehmen... ( bei einigen wenigen
Projektvermittlern )
● "Sind Sie bereit zum Kunden umzuziehen?" - Umzug für ein "3-monatiges Projekt
mit Verlängerungsmöglichkeit" rechnet sich nicht
– Kurzfristige Verlängerungsmöglichkeit (nur) durch den Kunden
● Kein Zeitmietvertrag abschließbar, Einkommen reicht aber nicht für
Hotelzimmer ( 60 EUR/Tag )
– "Gutgemeinter" Ratschlag von Personalern zum Geldsparen:
"Mieten Sie doch das Zimmer nur von Mo-Fr ( 4 Übernachtungen )
und räumen es für das Wochenende, so dass es dann an Dritte
vermietet werden kann" :-(
● Prekäre Situation das Leben nicht planen zu können
● Leben – aus – dem – Koffer
● Arbeitslosigkeit zwischen Aufträgen ( keine Aquise neuer Aufträge bevor
nicht der alte Auftrag abgeschlossen ist )
13
5. Worauf bewerbe ich mich? 3/3
● Auf Jobs mit indiskutablen Vertragsbedingungen
● "Sind Sie bereit zum Kunden umzuziehen?" - Umzug für ein "3-monatiges Projekt
mit Verlängerungsmöglichkeit" rechnet sich nicht
– Rechnen Sie mal die Kosten, auf denen ein Bewerber sitzenbleibt, und das
bei einem Gehalt weit unter dem, was er beim Kunden in Festanstellung
verdienen würde:
● Das teuerste Wohnungsangebot ist gerade gut genug, da als einziges
verfügbar
● Wohnsitz und temporärer Zweitwohnsitz ( + doppelter Rundfunkbeitrag,
Zweitwohnsteuer,..)
● Bahncard100 ( Waschmaschine, stationäre Desktop-EDV und
LebenspartnerIn ziehen ja nicht mit um )
● 3 Monatsmieten ( bei Mietvertrag mit 3-monatiger Kündigungsfrist ) +
eventuelle Mietcourtage
● Umzug mit Möbeln hin+vom temporären Wohnsitz
● Renovierungskosten für den temporären Wohnsitz
14
6. Bewerbungsunterlagen
● Personalisiertes Anschreiben! Name des Ansprechpartners erwähnen
● Sowohl Leiharbeits-Firmen als auch externe Personalvermittler möchten gerne
● Den Bewerber anonym vorstellen, der Bewerber sollte also einsenden
● PDF mit Dokumenten,
● Editierbares Word.DOC Anschreiben + Lebenslauf
● Gegenüber dem Kunden jeden Bewerber einheitlich vorstellen, mit gebrandeten
Profilen
● Der Bewerber soll nochmals Unternehmens-eigenen Unterlagen mit ca. 1
Tag Aufwand ausfüllen
● Ihre Geschäftsprozesse aufzwingen
● Aufforderung zum Erstellen eines handschriftlicher Lebenslaufs, obwohl
elektronische Bewerbungsunterlagen vorliegen (sehr selten)
● Gesprächsführung bei Interviews, inbesondere Versuch der "Linearisierung
des Lebenslauf" (extrem häufig). Ein "strukturiertes Interview" hingegen ist
wertschätzend aufzufassen.
15
7. Bewerbungsablehnung
"Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass sich
unser Vertrieb entschlossen hat, Ihr Profil
unseren Kunden nicht vorzustellen", das
Unternehmens-eigene Profil das man genötigt
wurde auszufüllen
16
8. Optimaler Bewerbungsprozess 1/2
Eigene Bewerbungsinitiative
1. Jobangebot finden
2. Personaler finden ( Job-Profil, Homepage, XING, Anruf bei
Unternehmenszentrale )
3. Einsenden der Bewerbungsunterlagen mit auf den Job angepasstem
Anschreiben, an den zuständigen Personaler namentlich gerichtet ->
Personaler auf XING und LinkedIn ( E-Mail nötig ) ansprechen.
4. Eingangsbestätigung -> Personaler auf XING und LinkedIn ( E-Mail
notwendig) ansprechen "ich bewerbe mich gerade bei Ihnen als X"
5. Bewerbungsgespräch -> Gesprächsteilnehmer auf XING und
LinkedIn ansprechen
6. Ablehnung -> Personaler auf XING und LinkedIn ansprechen "man
sieht sich doch immer 2x :-)"
17
8. Optimaler Bewerbungsprozess 2/2
Initiative geht von Personaler aus
1.Beim Telephongespräch Personaler um E-Mail mit
Kontaktdaten bitten
2.Personaler auf XING und LinkedIn suchen
1.Kompetenz prüfen, 360 Grad Beurteilung
2.Ansprechen per Textbaustein ( bei LinkedIn --> E-Mail
nötig ) .
3.Vorwurfsvolle E-Mail per Textbaustein, wenn man kein
Profil auf XING oder LinkedIn gefunden hat oder dies
stark unvollständig ist
3.Überlegen, ob man sich überhaupt bewirbt :-)
18
8 Guter / unnützer Personaler 1/3
● Der gute Personaler...
● Realist
● Kennt den Kunden, spricht regelmäßig mit dem
Abteilungsleiter / Personaler des Kunden
● Spricht nur Bewerber an, die er/sie bereit ist dem Kunden
vorzustellen
● Erstellt zusammen mit dem Bewerber ein optimales
Bewerberprofil zur Vorstellung beim Kunden
● Fährt mit dem Bewerber zum Kunden zum gemeinsamen
Vorstellungsgespräch
●
Vermittelt Menschen einen Job
19
8 Guter / unnützer Personaler 2/3
● Der unnütze Personaler
● Arbeitet als Bewerbungsmanager nach Zielvorgaben wie
z.B. "50 Leads/Woche"
– Verspricht daher das Blaue-vom-Himmel damit man
ihm/ihr die Bewerbungsunterlagen zusendet
● Besetzt Stellen, statt Menschen einen Job zu vermitteln
● Versucht Menschen auszusortieren und vom Kunden
fernzuhalten
● Job-Profile sind für ihn Geheimnisse, die man so ohne
weiteres nicht mit Dritten "teilt" -> Verweigerung der
Zusendung von Job-Profilen
● Lässt gern eigene Unterlagen ausfüllen, auch wenn keine
Bewerbungschancen bestehen
20
8 Guter / unnützer Personaler 3/3
● Der unnütze Personaler
● Strahlt die Arroganz des Kunden aus
● Hat Angst vor der Ablehnung von Bewerbern durch den
Kunden ( "Angstbeisser" )
● Geschäftsmodell "Initiativ-Bewerbungen bzw. Profile
weiterreichen an übergeordnete Jobvermittler, in der
Hoffnung auf einen 'Treffer'", "PDF Weiterleitung"
● Häufig totale soziale und menschliche Inkompetenz
aufgrund der beruflichen Herkunft ( Hotelkaufmann/frau,
DesignerIn, SportpsychologIn, Tourismus-Bachelor,
Theologe, SozialwissenschaftlerInnen... und sonstige
Quereinsteiger die keinen anderen Job gefunden haben
und/oder hoffen, bald wieder fachlich arbeiten zu dürfen ),
aber sie tragen Titel wie "Senior HR Expert Recruiting"
21
9 Resumee
● Aus Bewerber-Sicht
● Man sieht sich meist zweimal :-), drum sollten auch Personaler
freundlich sein
● "Zurücktreten"+Beleidigen von Personalern sollte aus Bewerbersicht
ausdrücklich "drin" sein, wenn sie – die Personaler - sich mal wieder
nicht benehmen können... ruhig den Frust ablassen sobald klar ist dass
man wieder mal als Bewerber verarscht wurde...( bitte nicht bei einer
normalen Bewerbungs-Ablehnung praktizieren )
– Tipp: Verwenden Sie für die Beschreibung des Verhaltens oder des
Bewerbungsprozesses das Attribut "mangelhaft", es ist schwer
beleidigend – es erkennt ja jede Kompetenz ab – aber ist juristisch
nicht angreifbar.. ( LOL )
● Selbst wenn man 1000 mal abgelehnt wird, in der IT-Branche gibts
1000ende weitere neue Jobs bei Unternehmen wo man sich noch nicht
beworben hat... ( das gilt für "Deutschland", nicht etwa für Mini-
Ecosysteme wie "Island" )

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  • 1. 1 Worst of Job Application Oder: Bewerbermanagement ist der Tod jedes zweitklassigen Bewerbers*, aus Sicht eines IT-lers/Kreativen Sesssion auf dem BarCamp ”Campus DevCamp Hamburg” von Young Targets GmbH im Werkheim Hamburg Autor: Rolf Hemmerling Datum: 2016-01-30 Folien: http://www.slideshare.net/hemmerling/ Lizenz: Creative Commons - Attribution-ShareAlike 4.0 Generic ( http://www.creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/ ) *Die die keine High-Potentials sind...
  • 2. 2 Agenda 1.Motivation, Zielgruppe 2.Bewerbungsprozesse 3.Suchen, Gefunden werden & Selbstdarstellung 4.Bewerbungsaufforderung 5.Bewerbungsunterlagen 6.Bewerbungsablehnung 7.Optimaler Bewerbungsprozess 8.Guter / unnützer Personaler 9.Resumee
  • 3. 3 1. Motivation, Zielgruppe ● "Zweitklassige" IT-ler/Kreative ● Per Definition werden/würden 2/3 aller Arbeitnehmer bei einer Bewerbung ● Nach dem Badewannen-Modell ( Einige wenige High-Potentials, viele Mittelmäßige in jedem Jahrgang ) nicht zu den High-Potentials gezählt... ● Grundgesetzwidrig aufgrund ihrer Herkunft ( ...die im Lebenslauf und Arbeitszeugnissen dokumentiert ist, also nicht nur "Ausländer" ) diskriminiert ● Lücken im Lebenslauf, "Sie haben X Monate / Jahre nicht gearbeitet" ● Alter (>35 Jahre, "zu lange studiert",.. ) ● Patchworkkarriere, Ausüben von niederen Tätigkeiten statt qualifizierter Berufspraxis ● Babyboomer-Generation ( Lehrer-Schwemme, Ingenieurs-Schwemme, sinnbefreite SoWi-Studienabschlüsse ) ● "Zeugnisfloskeln" in qualifizierten Arbeitzeugnissen ● Bei z.B. 30 Bewerbungen nicht die sein, die vom Abteilungsleiter rausgezogen wird "Den/die will ich", sondern eine die zu den 25 gehört, "an denen 'man' kein Interesse hat" ● Personaler, HR-Fachleute
  • 4. 4 2. Bewerbungsprozesse 1/3 (1) (2) (3) Bewerber Vermittler ● Bewerbungsmanager ● Vertrieb Kunde/Arbeitgeber/Auftraggeber
  • 5. 5 2. Bewerbungsprozesse 2/3 Der Personaler-Walfisch 1.Wasser mit Plankton "rein", 2.Wasser "raus" 3.Übrig bleibt Plankton [Photo: Wikipedia]
  • 6. 6 2. Bewerbungsprozesse 3/3 Bewerber-Management frei nach Aschenputtel: "Die Guten ins Töpfchen die Schlechten ins Kröpfchen" Das Zitat stammt aus Grimms Märchen "Aschenputtel". Aschenputtel bittet mit diesen Worten die Tauben, beim mühsamen Verlesen der Linsen zu helfen. https://de.wikipedia.org/wiki/Aschenputtel
  • 7. 7 3. Suchen, Gefunden werden & Selbstdarstellung ● Profile, wo man gefunden wird ● Monster.de, Stepstone.de, Ingenieurkarriere.de, XING, GULP ● Profile zur Selbstdarstellung bzw. Profil-Import ● XING, GULP, LinkedIn, GitHub ● Suchen: ● Suchmaschinen, Meta-Jobsuchmaschinen, Jobportale => meist nur ungewünschte Leiharbeits-Jobs ● Unternehmens-Websites, Branchen-Portale mit Unternehmens-Listen, Fachmessen, Fachzeitschriften & Fach-Onlineportale, XING Jobbörse, StackOverflow => "echte" Jobs
  • 8. 8 4. Bewerbungsaufforderung 1/3 ● Ein vollständiges Job-Profil besteht aus 4 Elementen: 1.Name der Position ( z.B. "Full Stack Web Developer" ), eventuell mit wichtiger Kennziffer für das Bewerbungsverfahren 2.Beschreibung der Tätigkeit 3.Anforderung an Bewerber 4.Ansprechpartner im Unternehmen, an den man die Bewerbung adressiert
  • 9. 9 4. Bewerbungsaufforderung 2/3 Bewerber-Nötigung durch falsche Anwendung des AIDA-Prinzips ( http://de.wikipedia.org/wiki/AIDA-Modell ) OK Falsch Attention Die Aufmerksamkeit des Kunden wird geweckt. Beim Erstkontakt gibt der Personaler unvollständige Informationen zum Job ( z.B. gar nur Jobtitel, oder Anforderungen fehlen ) Interest Er interessiert sich für das Produkt. Das Interesse des Kunden wird erregt. Der Bewerber möchte sich auf nur Jobs bewerben, deren Anforderungen er erfüllt und wo er deshalb eine echte Vermittelungs-Chance hat. Nur deswegen ist er ansprechbereit durch Personaler Desire Der Wunsch nach dem Produkt wird geweckt. Der Besitzwunsch wird ausgelöst Der Bewerber wird verleitet, die fehlende Kenntnis der Job-Anforderungen zu ignorieren und irrtümlich zu glauben, dass er eine Bewerbungschance hat Action Der Kunde kauft das Produkt. Der Bewerber antwortet dem Personaler, mit Bitte um weitere Infos.( Nötigung zu Bewerbungsaufwand ohne dass nachweisbar ein passender Job vorliegt → Ineffizienzes Bewerbungsverhalten )
  • 10. 10 4. Bewerbungsaufforderung 3/3 ● Anschreiben ● "Sehr geehrte Damen und Herren. Wir haben Ihr interessantes Profil auf einerJobplattform gesehen" ● "Wir haben ständig tolle Projekte und Jobs. Bitte schicken Sie uns Ihre Bewerbungsunterlagen" ● "Bitte schicken Sie mir Ihre Bewerbungsunterlagen zwecks Abgleich" ● "Ich möchte Ihnen unser neues Geschäftsmodell für Arbeitnehmerüberlassung vorstellen" ● Das Anschreiben enthält eventuell keinen Namen eines Ansprechpartners bzw. keine individuelle E-Mail eines Ansprechpartners ● Telephongespräch: ● "Seien Sie doch froh, dass wir bereit sind, Ihre Bewerbungsunterlagen zu prüfen" ● "Sind Sie bereit zum Kunden umzuziehen?"
  • 11. 11 5. Worauf bewerbe ich mich? 1/3 ● Bewerbungs-Strategie: ● Nicht nur auf die zuerst gefundene Stelle ( auf der Sie ein Personaler hingewiesen hat...) ● Sondern:Durchsuchen der Bewerber-Website des Unternehmens nach weiteren Stellen => Bewerbung auf X Stellen, auch bei anderen Personalern ● "Wir prüfen immer, ob Sie auch für Stellen in Frage kommen, auf die Sie sich nicht beworben haben" – Bloss nicht glauben...
  • 12. 12 5. Worauf bewerbe ich mich? 2/3 ● Auf Jobs mit indiskutablen Vertragsbedingungen ● Vor Vorlage des Profils bei einem Kunden muss ein "Vorvertrag" mit Vertragsstrafen-Klauseln geschlossen werden, der den Bewerber 2 Wochen bindet, nicht woanders einen Arbeitsvertrag anzunehmen... ( bei einigen wenigen Projektvermittlern ) ● "Sind Sie bereit zum Kunden umzuziehen?" - Umzug für ein "3-monatiges Projekt mit Verlängerungsmöglichkeit" rechnet sich nicht – Kurzfristige Verlängerungsmöglichkeit (nur) durch den Kunden ● Kein Zeitmietvertrag abschließbar, Einkommen reicht aber nicht für Hotelzimmer ( 60 EUR/Tag ) – "Gutgemeinter" Ratschlag von Personalern zum Geldsparen: "Mieten Sie doch das Zimmer nur von Mo-Fr ( 4 Übernachtungen ) und räumen es für das Wochenende, so dass es dann an Dritte vermietet werden kann" :-( ● Prekäre Situation das Leben nicht planen zu können ● Leben – aus – dem – Koffer ● Arbeitslosigkeit zwischen Aufträgen ( keine Aquise neuer Aufträge bevor nicht der alte Auftrag abgeschlossen ist )
  • 13. 13 5. Worauf bewerbe ich mich? 3/3 ● Auf Jobs mit indiskutablen Vertragsbedingungen ● "Sind Sie bereit zum Kunden umzuziehen?" - Umzug für ein "3-monatiges Projekt mit Verlängerungsmöglichkeit" rechnet sich nicht – Rechnen Sie mal die Kosten, auf denen ein Bewerber sitzenbleibt, und das bei einem Gehalt weit unter dem, was er beim Kunden in Festanstellung verdienen würde: ● Das teuerste Wohnungsangebot ist gerade gut genug, da als einziges verfügbar ● Wohnsitz und temporärer Zweitwohnsitz ( + doppelter Rundfunkbeitrag, Zweitwohnsteuer,..) ● Bahncard100 ( Waschmaschine, stationäre Desktop-EDV und LebenspartnerIn ziehen ja nicht mit um ) ● 3 Monatsmieten ( bei Mietvertrag mit 3-monatiger Kündigungsfrist ) + eventuelle Mietcourtage ● Umzug mit Möbeln hin+vom temporären Wohnsitz ● Renovierungskosten für den temporären Wohnsitz
  • 14. 14 6. Bewerbungsunterlagen ● Personalisiertes Anschreiben! Name des Ansprechpartners erwähnen ● Sowohl Leiharbeits-Firmen als auch externe Personalvermittler möchten gerne ● Den Bewerber anonym vorstellen, der Bewerber sollte also einsenden ● PDF mit Dokumenten, ● Editierbares Word.DOC Anschreiben + Lebenslauf ● Gegenüber dem Kunden jeden Bewerber einheitlich vorstellen, mit gebrandeten Profilen ● Der Bewerber soll nochmals Unternehmens-eigenen Unterlagen mit ca. 1 Tag Aufwand ausfüllen ● Ihre Geschäftsprozesse aufzwingen ● Aufforderung zum Erstellen eines handschriftlicher Lebenslaufs, obwohl elektronische Bewerbungsunterlagen vorliegen (sehr selten) ● Gesprächsführung bei Interviews, inbesondere Versuch der "Linearisierung des Lebenslauf" (extrem häufig). Ein "strukturiertes Interview" hingegen ist wertschätzend aufzufassen.
  • 15. 15 7. Bewerbungsablehnung "Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass sich unser Vertrieb entschlossen hat, Ihr Profil unseren Kunden nicht vorzustellen", das Unternehmens-eigene Profil das man genötigt wurde auszufüllen
  • 16. 16 8. Optimaler Bewerbungsprozess 1/2 Eigene Bewerbungsinitiative 1. Jobangebot finden 2. Personaler finden ( Job-Profil, Homepage, XING, Anruf bei Unternehmenszentrale ) 3. Einsenden der Bewerbungsunterlagen mit auf den Job angepasstem Anschreiben, an den zuständigen Personaler namentlich gerichtet -> Personaler auf XING und LinkedIn ( E-Mail nötig ) ansprechen. 4. Eingangsbestätigung -> Personaler auf XING und LinkedIn ( E-Mail notwendig) ansprechen "ich bewerbe mich gerade bei Ihnen als X" 5. Bewerbungsgespräch -> Gesprächsteilnehmer auf XING und LinkedIn ansprechen 6. Ablehnung -> Personaler auf XING und LinkedIn ansprechen "man sieht sich doch immer 2x :-)"
  • 17. 17 8. Optimaler Bewerbungsprozess 2/2 Initiative geht von Personaler aus 1.Beim Telephongespräch Personaler um E-Mail mit Kontaktdaten bitten 2.Personaler auf XING und LinkedIn suchen 1.Kompetenz prüfen, 360 Grad Beurteilung 2.Ansprechen per Textbaustein ( bei LinkedIn --> E-Mail nötig ) . 3.Vorwurfsvolle E-Mail per Textbaustein, wenn man kein Profil auf XING oder LinkedIn gefunden hat oder dies stark unvollständig ist 3.Überlegen, ob man sich überhaupt bewirbt :-)
  • 18. 18 8 Guter / unnützer Personaler 1/3 ● Der gute Personaler... ● Realist ● Kennt den Kunden, spricht regelmäßig mit dem Abteilungsleiter / Personaler des Kunden ● Spricht nur Bewerber an, die er/sie bereit ist dem Kunden vorzustellen ● Erstellt zusammen mit dem Bewerber ein optimales Bewerberprofil zur Vorstellung beim Kunden ● Fährt mit dem Bewerber zum Kunden zum gemeinsamen Vorstellungsgespräch ● Vermittelt Menschen einen Job
  • 19. 19 8 Guter / unnützer Personaler 2/3 ● Der unnütze Personaler ● Arbeitet als Bewerbungsmanager nach Zielvorgaben wie z.B. "50 Leads/Woche" – Verspricht daher das Blaue-vom-Himmel damit man ihm/ihr die Bewerbungsunterlagen zusendet ● Besetzt Stellen, statt Menschen einen Job zu vermitteln ● Versucht Menschen auszusortieren und vom Kunden fernzuhalten ● Job-Profile sind für ihn Geheimnisse, die man so ohne weiteres nicht mit Dritten "teilt" -> Verweigerung der Zusendung von Job-Profilen ● Lässt gern eigene Unterlagen ausfüllen, auch wenn keine Bewerbungschancen bestehen
  • 20. 20 8 Guter / unnützer Personaler 3/3 ● Der unnütze Personaler ● Strahlt die Arroganz des Kunden aus ● Hat Angst vor der Ablehnung von Bewerbern durch den Kunden ( "Angstbeisser" ) ● Geschäftsmodell "Initiativ-Bewerbungen bzw. Profile weiterreichen an übergeordnete Jobvermittler, in der Hoffnung auf einen 'Treffer'", "PDF Weiterleitung" ● Häufig totale soziale und menschliche Inkompetenz aufgrund der beruflichen Herkunft ( Hotelkaufmann/frau, DesignerIn, SportpsychologIn, Tourismus-Bachelor, Theologe, SozialwissenschaftlerInnen... und sonstige Quereinsteiger die keinen anderen Job gefunden haben und/oder hoffen, bald wieder fachlich arbeiten zu dürfen ), aber sie tragen Titel wie "Senior HR Expert Recruiting"
  • 21. 21 9 Resumee ● Aus Bewerber-Sicht ● Man sieht sich meist zweimal :-), drum sollten auch Personaler freundlich sein ● "Zurücktreten"+Beleidigen von Personalern sollte aus Bewerbersicht ausdrücklich "drin" sein, wenn sie – die Personaler - sich mal wieder nicht benehmen können... ruhig den Frust ablassen sobald klar ist dass man wieder mal als Bewerber verarscht wurde...( bitte nicht bei einer normalen Bewerbungs-Ablehnung praktizieren ) – Tipp: Verwenden Sie für die Beschreibung des Verhaltens oder des Bewerbungsprozesses das Attribut "mangelhaft", es ist schwer beleidigend – es erkennt ja jede Kompetenz ab – aber ist juristisch nicht angreifbar.. ( LOL ) ● Selbst wenn man 1000 mal abgelehnt wird, in der IT-Branche gibts 1000ende weitere neue Jobs bei Unternehmen wo man sich noch nicht beworben hat... ( das gilt für "Deutschland", nicht etwa für Mini- Ecosysteme wie "Island" )