1. ERKLÄRUNG VON BARCELONA über AKTIVES ALTERN ZU HAUSE
Anlässlich der in Barcelona vom 24. bis zum 25. Oktober 2012 abgehaltenen Konferenz „Für ein
aktives Altern zu Hause” wird von den unterzeichnenden Einrichtungen und Personen Folgendes
ANERKANNT:
1. Die Gesundheit und das Wohlbefinden älterer Menschen zu schützen und zu verbessern ist ein
entscheidendes Thema der öffentlichen Gesundheit im 21. Jahrhundert; durch die Alterung
der Gesellschaft entstehen unterschiedliche Organisationsprobleme und eine Erweiterung
der unterstützenden Maßnahmen wird notwendig, doch sie bringt auch neue Möglichkeiten
und Vorteile mit sich.
2. Die Alterspolitik darf sich nicht ausschließlich auf die notwendige persönliche Fürsorge
konzentrieren, sondern muss ebenso die wechselseitige Abhängigkeit des individuellen und
gemeinschaftlichen Umfelds berücksichtigen. Mit zunehmendem Alter wird das Zuhause
aufgrund emotionaler Bindungen, des funktionellen Verlustes und der Tatsache, dass sich
die Anpassungsfähigkeit im Alter reduziert, immer wichtiger.
3. Räumlich gesehen ist das Zuhause ein fließender Begriff. Er geht weit über die eigene
Wohnung hinaus und schließt das Wohnviertel, Versammlungsorte, Geschäfte an der Ecke
und andere Wohnungen mit ein. Darüber hinaus spielt das Zuhause eine wesentliche Rolle,
um die soziale Interaktion zwischen Familie, Freunden oder der Gemeinschaft zu fördern.
4. Ältere Menschen verbringen 80 Prozent ihrer Zeit dort, wo sie wohnen, und die meisten
sagen, sie würden den Rest ihres Lebens gern in ihrem Zuhause und ihrer Gemeinschaft
verbringen. Zugänglichkeit, angenehme Temperaturen, geeignetes Mobiliar, Hilfsmittel oder
Sicherheit sind einige der wichtigsten Gesichtspunkte einer passenden Wohnung für ältere
Menschen. Außerdem sollten sie sich in einer ansprechenden, gemütlichen Umgebung
befinden, die Aktivität und Sicherheit ermöglicht.
5. Es können verschiedene Wohnalternativen angeboten werden, um Senioren in einer
geeigneten Umgebung ein unabhängiges Leben zu erlauben oder ein Altern zu Hause zu
ermöglichen. Eine abwechslungsreiche Wohnumgebung zu garantieren, welche den
Bedürfnissen mehrerer Generationen entspricht, ist eine geeignete Alternative zur
Vermeidung von „Ghettos” aus Gebäuden, in denen nur ältere Menschen wohnen.
6. Zu Hause und in der unmittelbaren Umgebung ist die Häufigkeit von schweren und tödlichen
Verletzungen sehr hoch. Von Stürzen verursachte traumatische Läsionen sind in der
öffentlichen Gesundheit eine Zeitbombe. Das Kosten-Wirksamkeits-Verhältnis von Aktionen
zur Prävention von Stürzen in örtlichen Gemeinschaften durch die Risikobeseitigung in
bebauter Umgebung und die Schaffung von sicheren Lebensbedingungen für alle ist
offensichtlich.
7. Intelligente Investitionen in Wohnungen und die unmittelbare Nachbarschaft bewirken, dass
ältere Bürger glücklicher und gesünder sind, zur Gesellschaft beitragen und an ihr teilhaben
können. Außerdem reduzieren sich die Kosten für medizinische und soziale Betreuung,
weshalb die Investition sowohl menschlich als auch wirtschaftlich gesehen „Dividende”
abwirft. Interventionen im Umfeld sollten Folgendes umfassen:
− Wohnungsrenovierungen
− kleinere Anpassungs- und Reparationsdienste für ältere Menschen
− geeignete Straßengestaltung, Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Geschäften und
Verkaufsstellen; Strukturen, die zum Zufußgehen oder zu anderen körperlichen
Aktivitäten anregen, um einer funktionellen Verschlechterung vorzubeugen
− Sonderlösungen für bestimmte Gruppen wie Senioren auf dem Land oder ältere allein
lebende Menschen
Originalentwurf von ACCEPLAN – Institut Universitari d’Estudis Europèus (IUEE), Autonome Universität Barcelona V.
2.0 www.acceplan.es. Weitere Informationen und Unterschriften auf http://jornades.uab.cat/ageathome/es
2. 8. Technologie spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht älteren Menschen, die zu
Hause leben, ein aktives Altern zu ermöglichen. Auch wenn die Anpassung an neue
Technologien für ältere Menschen manchmal schwierig ist, kann die Kombination von
besserer Benutzerfreundlichkeit, Kenntnissen und Marketing für eine häufigere Einführung
von Innovationen wie Domotik, Fernbetreuung, intelligente Wohnungen, Telemedizin oder
technischen Hilfsmitteln sorgen.
9. Eine weitere Auswirkung des demografischen Wandels ist die Entstehung eines „Grauen” oder
„Silbernen” Marktes, der sich an Menschen mit 55 Jahren oder älter orientiert. Die
Generation des Babybooms verfügt über eine bessere Ausbildung, eine höhere Kaufkraft und
kann mehr Technologien aufnehmen als vorhergehende Generationen. Sie ist auf
Innovationen besser vorbereitet und fordert daher auch neue Produkte und Lösungen für die
Verbesserung der Unabhängigkeit und des Wohlbefindens.
10. Die neuen Produkte zur Verbesserung der Unabhängigkeit sind allerdings nicht unbedingt
darauf beschränkt, nur diese Marktlücke zu füllen; über universelles Design, die Suche nach
Produkten oder einem funktionell weniger komplexen Design kann auch die Aufmerksamkeit
jüngerer Verbraucher wecken. Der Gedanke des aktiven Alterns gilt nicht nur für ältere
Menschen, sondern für alle Altersgruppen.
FOLGENDES WIRD BERÜCKSICHTIGT:
I. Aktives Altern zu Hause ist ein Konzept, das eng mit dem Paradigma aktives Altern der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) verbunden ist, welche das Verbleiben zu Hause als
Strategie für die Optimierung gesundheitlicher Möglichkeiten, Mitbestimmung und
Sicherheit im Alterungsprozess anstrebt.
II. Aktives Altern zu Hause ist als Möglichkeit zu verstehen, dass man im Alter weiterhin sicher
und bequem im eigenen Zuhause und in der gewohnten Nachbarschaft mit Zugang zu
Diensten, Einrichtungen und Versorgungsmaßnahmen leben kann und sich somit nach wie
vor als Teil der Gemeinschaft fühlt.
III. Aktives Altern zu Hause ist hauptsächlich über eine Politik zur Verbesserung der
Lebensqualität zu Hause und im Viertel einzuführen. Damit wird die Aktivität und
Mitbestimmung während des Alterungsprozesses gefördert, was wirtschaftlich und sozial
gesehen gegenüber anderen Alternativen nachweislich rentabel ist.
FOLGENDES WIRD VORGESCHLAGEN:
a) Die Mitbestimmung älterer Menschen sichern sowie ihre Perspektiven und Meinungen bei der
Entscheidungsfindung berücksichtigen. Respektieren, dass ältere Menschen mit 65 Jahren
keine homogene Gruppe sind. Die Zusammenarbeit zwischen den Generationen fördern.
Konzepte für die Zusammenarbeit zwischen Nutzern, ihren Familien, Fachpersonal,
Privatunternehmen, dem Dritten Sektor und der öffentlichen Verwaltung entwickeln.
b) Auf Forschung, empirische Beweise und Erfolgsmethoden gestützte Strategien und
Programme für ältere Menschen schaffen, um sie über ein aktives Altern zu Hause besser zu
informieren und darauf vorzubereiten. Informationsprogramme sollen den Zugang zu
verfügbaren Hilfsmitteln für ein unabhängiges Leben erleichtern und älteren Menschen die
Kontrolle bei der Entscheidung über Pflege, Unterstützung der Pflegepersonen, Anpassung
der Wohnung und der Umgebung ermöglichen.
c) Verschiedene Dienste in einer zentralen Anlaufstelle integrieren, um Informationen über
Wohnungsmöglichkeiten und die Unterstützung durch Einrichtungen des Dritten Sektors zur
Verfügung zu stellen sowie Empfehlungen für folgende Aspekte:
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3. − mögliche Hilfeleistung in verschiedenen Bereichen, vom eigenen Zuhause bis zu
Seniorenwohnheimen
− Wohnalternativen, von der Anpassung der Wohnung bis zum Wohnheim, einschließlich
einer Datenbank für die Suche nach verschiedenen Unterbringungsarten
− Subventionen und geeignete Hilfen, einschließlich der Finanzierung und Finanzberatung
über Langzeitpflege und die Nutzung der Eigentumswohnung als Rentenerzeuger
− Recht auf Hilfen, Betreuung und Unterstützung, wenn es notwendig ist
d) Veränderungen des Umfelds vom Zuhause bis zur Gemeinschaft als ein ständiges
Intervenieren verstehen, mit dem Ziel sowohl Aktivitäten als auch die Mitbestimmung in der
Gemeinschaft zu unterstützen, was für den Erfolg des Altwerdens zu Hause notwendig ist.
e) Für verschiedene Fachleute, Einrichtungen und Verwaltungen weitere
Interventionsprogramme mit einem ganzheitlichen Konzept entwickeln, das allgemeine und
spezielle Bedürfnisse kombiniert, einschließlich subjektiver und emotionaler Wünsche, einem
maximalen Kosten-Wirksamkeits-Verhältnis und der Verbreitung von Informationen und
Ergebnissen. Diese Programme sollten Folgendes enthalten:
− die Bereitstellung passend gestalteter Wohnungen mit zugänglichem Design, Eigenschaften,
die die Ausübung von Aktivitäten im Haushalt (Arbeit, Sozialbindung, Freizeit...) erleichtern,
Anpassungsfähigkeit und Energieeffizienz
− eine städtebauliche Planung, die dem demografischen Wandel entspricht und durch die
Schaffung von integrativen Räumen den Zugang zu Diensten und Einrichtungen begünstigt,
sowie generationenübergreifende Freizeitmöglichkeiten und Naturflächen
− Programme zur Prävention und frühen Intervention einschließlich der Erkennung
ungeeigneter Wohnungen oder Wohnungen von schlechter Qualität, mit dem Ziel deren
Auswirkungen auf die Gesundheit und die Betreuungskosten durch Interventionen wie
Reparaturen und Beratung über sichere Lebensbedingungen, Risikoerkennung und Prävention
von Stürzen zu reduzieren
− Programme zur Renovierung von Stadtteilen und Wohnungen, die die Beseitigung von
Barrieren an Zugängen und im Gebäudeinneren als Teil des Rehabilitationsprozesses zum Inhalt
haben, sowie die Einbeziehung von funktionaler Anpassung und Rehabilitationstechnologien
− Instandhaltungsprogramme, die erforderlich sind, da die Anzahl der Bewohner mit Eigentum
ohne ausreichende Mittel für die Instandhaltung des eigenen Zuhauses kontinuierlich zunimmt
− Verbesserung der Sicherheit in den Stadtvierteln durch gemeinsame Aktionen und
Bewusstseinsbildung. Die Revitalisierung der Stadt ist eine grundlegende Option, die ein aktives
Altern begünstigt.
− Sichere Mobilität. Verbesserung der Anschlussmöglichkeiten durch Mobilisierungspläne,
Integrierung des öffentlichen Verkehrsnetzes und Seniorentarife. Einrichtung von Fußgängerund Radwegen zwischen Diensten und Einrichtungen zur Anregung einer
generationsübergreifenden Nutzung. Berücksichtigung der speziellen Bedürfnisse von älteren
Menschen mit Behinderungen, da sie am anfälligsten für Verletzungen in ihrer Umwelt sind.
Berücksichtigung der speziellen Bedürfnisse von Menschen mit Schwierigkeiten in der visuellen
und sensorischen Wahrnehmung in verschiedenen Räumen und Einrichtungen.
− Anwendung effizienter Abläufe bei der Verwaltung und Erbringung von Dienstleistungen, um
Wartezeiten für ältere Menschen, vor allem schwache und behinderte, zu verringern
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4. f) Die multidisziplinäre Kooperation zwischen Gesundheit, sozialer Betreuung und Wohnung
fördern. Sektorübergreifende Kompromisse erreichen, um das Kosten-Wirksamkeits-Verhältnis
zu erhöhen. Durch die Kombination von Diensten, die von verschiedenen Regierungen oder
lokalen Einrichtungen finanziert werden, ließen sich die wirtschaftlichen Kosten für die
Betreuung von Senioren in ländlichen oder dünn besiedelten Gegenden verringern.
g) Gemeinschaften, die Nachbarschaft und lokale Kräfte integrieren, um die Programmziele zu
erreichen. Mit starken, sich einsetzenden Gemeinschaften kann die Wirkung und Erfüllung der
Maßnahmen verbessert werden und auch ältere Menschen, die abgeschiedener leben oder sich
zurückgezogen haben, erreichen.
h) Bessere Ausbildungsprogramme mit transdisziplinärer Spezialisierung; berufliche
Fortbildungen für die Erbringung von Dienstleistungen für ältere Menschen zu Hause und in der
Gemeinschaft.
i) Die Mitbestimmung bei der Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen anregen, um
Kosten zu optimieren und Akzeptanzzeiten zu reduzieren. Entwerfen und fördern, ausgehend
von dem Paradigma universelles Design.
j) Bewertungsstandards entwickeln, wie beispielsweise überprüfende Maßnahmen was
Zugänglichkeit und Mitbestimmung sowie die Anpassung Mensch-Umgebung betrifft,
gemessen an den Kriterien Benutzerfreundlichkeit und Zweckmäßigkeit. Der Wirkungsgrad der
Programme und der Politik muss anhand der zahlenmäßigen Erfassung von Einsparungen und
Gewinnen sowie der direkten Aussage der Nutzer überprüft werden.
Erörtert, berichtigt und beschlossen in Barcelona, den 25. Oktober 2012
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