Textfassung des Vortrags "Silver Surfer (Partizipations-) Potenziale im Netz für Menschen höheren Lebensalters " am 18.06.2013 in der Ringvorlesung Medien & Bildung, Hamburg, mit Folien
1. Vortrag am 18.06.2013 in der Ringvorlesung Medien & Bildung, Hamburg
Ich muss vorsorglich vorausschicken, dass ich weder zu dem Begriff "Silver Surfer" noch
zu dem Thema "Partizipations-Potenziale im Netz für Menschen höheren Lebensalters"
gezielte Literaturstudien oder gar eigene Forschung vorweisen kann, d.h. wissenschaftlich
ist das Thema für mich Neuland. Ich bitte deshalb mir nachzusehen, dass ich - auch wenn
ich mich an einigen Stellen um objektivierende Distanz bemühe - hier vorwiegend als
Betroffener bzw. individuell Handelnder berichte. Stark geprägt bin ich natürlich durch
meine (frühere) berufliche Tätigkeit als Unterrichtstechnologe und Mediendidaktiker, bei
der ich zwangsläufig sehr intensiv mit digitalen Medien zu tun hatte.
Kurz zur Comic-Figur auf meiner Folie: Das Bild habe ich von Kollegen bei meiner
Verabschiedung in den Ruhestand geschenkt bekommen, weil ich mit der Verrentung
automatisch zu den Silver Surfern gehören würde. [Vorher hatten sie mich öfters als
Silberrücken tituliert]. Mir war diese Figur jedenfalls bis dahin unbekannt. Wenn Sie aber
nach Silver Surfer googlen, dann verweist der 1. Treffer auf genau diese Comic-Figur,
einem männlichen Außerirdischen, der seit 1966 in Comics, ab 1998 auch in einer
Trickfilmserie auftauchte. Immerhin, der 2. Treffer führt dann bereits zu dem Begriff, mit
dem wir es heute zu tun haben, also Silver Surfer als Bezeichnung für Internet-Nutzer ab
einem Lebensalter von 50 Jahren.
Damit komme ich zu den Punkten, die
ich im Folgenden ansprechen möchte.
Die Agenda für meinen Vortrag ist durch
den Titel ja schon fast vorgegeben. Am
Beginn steht eine Klärung des Begriffs
Silver Surfer bzw. der Zielgruppe
"Menschen höheren Lebensalters",
auch in Abgrenzung zu anderen
Gruppen. Dann ist darauf einzugehen,
was unter Partizipation zu verstehen ist.
Dabei kann ich allerdings auf das
verweisen, was Jan-Hinrik Schmidt vor
drei Wochen hier dargestellt und
diskutiert hat.
2. Unterfüttern möchte ich das mit einigen Daten aus relativ aktuellen Erhebungen, denn ich
habe natürlich schon versucht, meine subjektiven Erfahrungen mit objektiven Daten
abzugleichen. Wobei festzustellen sein wird, dass wünschenswerte Differenzierungen in
den meisten Untersuchungen fehlen. Relativ ausführlich eingehen werde ich gegen Ende
auf das neue lebenslange Lernen. Das Ganze soll nicht enden ohne meine Bewertung
und Einschätzung der Potenziale bzw. was nötig wäre, um aus Potenzialen reale
Nutzungsmöglichkeiten werden zu lassen.
Wer also sind wir Silver Surfer?
Bezeichnet werden damit ältere
Internet-Nutzer ab einem Lebensalter
von 50 Jahren. Geprägt wurde der
Begriff Ende der 1990er-Jahre, als
diese Personen als neue Zielgruppe
des Internet-Marketings wahrgenom-
men wurden, da sie über eine hohe
Kaufkraft verfügen. Theoretisch wird
damit eine sehr große Bevölkerungs-
gruppe erfasst.
Opaschowski (1998) hatte eine ganze
Reihe weiterer Bezeichnungen
eingeführt: Junge Alte, Neue Alte,
Senioren, Ältere, Ältere Generation, Nachberufliche Generation, Ruheständler, 50plus-
Generation, 60plus-Generation. Nimmt man gängige Bezeichnungen hinzu, wird es noch
unübersichtlicher (Best Ager, Third Ager, Hochbetagte, Menschen höheren Lebensalters
und eben die Silver Surfer).
Zwar kokettieren fast alle Älteren mit ihrem Lebensalter, aber alt genannt werden will kaum
jemand. Sie bevorzugen eher neutrale Bezeichnungen wie 50+, 60+ [so u.a. in einer
Umfrage in Kursen der vhs Tübingen]. Letztlich macht es wohl wirklich Sinn, einfach nach
Lebensjahren zu unterscheiden, also 50+ (50 - 60), das 3. Alter (60 - 75), und das 4. Alter
(über 75, die Hochaltrigen).
Jedenfalls ist die Gruppe „ältere Menschen“, also 50+, keine homogene Gruppe. Sie
unterscheidet sich nach Alter, Geschlecht, Bildung, Gesundheitszustand, Mobilität, sozialer
und beruflicher Lage, Lebensumfeld, verfügbarer Zeit, Lebenserfahrungen, Kompetenzen
und Interessen. In unserem Kontext ist deshalb auch der Versuch des Soziologen Karl
Mannheim(1928), Generationen als 'soziologisch handhabbare Kategorien' zu fassen,
nicht unbedingt hilfreich. Generationen sind bei ihm sozial-räumlich situiert, d.h. wenn
reale soziale und geistige Gehalte eine gemeinsame Verbindung -
Lebenszusammenhänge - stiften; gewissermaßen eine Art Erlebnisgemeinschaft. Rein
deskriptiv wird dabei eine Altersspannweite von rund 30 Jahren angesetzt.
Wenn es dann um die Beschreibung des Mediennnutzungsverhaltens der - wie wir
gesehen haben - in sich aufgesplitterten Silver Surfer geht, lässt sich das vielleicht am
besten verdeutlichen in Kontrastierung zu ihrem postulierten Gegenpol, den sogenannten
Digital Natives. Damit werden Personen bezeichnet, die mit digitalen Technologien wie
Computern, dem Internet, MP3-Playern und Mobiltelefonen aufgewachsen sind. Geprägt
wurde der Begriff digital native von Marc Prensky in einem viel zitierten Artikel aus dem
Jahr 2001: Digital Natives, Digital Immigrants. Er hat darin wohl am Prägnantesten eine
3. Personengruppe beschrieben, die von
anderen auch benannt wurde als
NetGeneration, als GenerationY,
Generation@, Netkids usw. Interessant
ist, welche Charakteristika ihnen
zugeschrieben werden:
Prensky behauptet Digital Natives sind es gewohnt Informationen sehr schnell
aufzunehmen. Sie mögen es, parallel und via Multitasking zu arbeiten (Wim Veen hat 2006
mit Homo Zappiens dafür eine eigene Bezeichnung kreiert). Sie ziehen Grafiken und den
Direktzugriff auf Informationen bloßem Text vor. Sie bevorzugen sofortige und häufige
Belohnung und sie kommunizieren in ständiger Vernetzung. Digital Natives ziehen
spielerische Herangehensweisen „ernsthafter“ Arbeit vor. Sie probieren Dinge einfach aus
(sie lesen deshalb auch grundsätzlich keine Handbücher). Sie produzieren jede Menge
digitale Inhalte und speisen sie ins Netz ein, genannt seien nur YouTube oder Flickr; sie
verhalten sich im Web 2.0 also als Prosumenten (ein Kunstwort aus Produzent und
Konsument).
Prensky geht dann soweit zu behaupten, dass die Digital Natives aufgrund des dauernden
digitalen Inputs, den sie erfahren haben, sogar andere Hirnstrukturen ausbilden, sich also
richtiggehend physiologisch von uns
Älteren unterscheiden (sollen).
Konsequenterweise fordert Prensky für
das Bildungssystem ein radikales
Überdenken von Inhalten und
Methoden. Auf die Lehrenden – laut
Prensky „digitale Immigranten“ – und
auf die Institutionen wird damit ein
entsprechender Handlungsdruck
ausgeübt (bei Prensky führt das
übrigens zu eher skurrilen, von
jeglicher fachdidaktischen Kompetenz
befreiten Vorschlägen für Unterricht).
Im Gegensatz dazu wird uns Silver Surfern zugeschrieben, dass wir nach wie vor
buchorientiert sind und auch fernsehorientiert. Den vielen neuen digitalen Medien und
Applikationen stehen wir eher rat- und hilflos gegenüber. Wir sind weniger vernetzt und
eher passive Konsumenten. Wir kämpfen mit physischen Einschränkungen und unser
Alltag besteht vorwiegend aus Inaktivität und Ausruhen …
Es wird Sie kaum überraschen, wenn ich diese Zuschreibungen ungern akzeptieren
möchte. Im Gegenteil, ich behaupte, die wahren Digital Natives sind wir, die Silver Surfer.
4. Prenskys Digital Natives sind zwar von Beginn an in einer von Computer und Internet
geprägten Welt aufgewachsen, wir aber - meine Altersgenossen und ich - sind in diese
Welt hineingewachsen.
Man kann, wie diese Grafik verdeutlicht,
die IT-Entwicklung in 10-Jahres-Zyklen
beschreiben. Im Gegensatz zu den
Digital Natives, die allenfalls zwei davon
miterlebt haben (mit der Ausbreitung
des Internet und dem Wandel zum
mobile Computing) hat unsereins
praktisch die gesamte Entwicklung mit
begleitet. Ich selbst hatte Ende der
60er meinen ersten Programmierkurs in
FORTRAN, da wurde noch mit
Lochkarten gearbeitet. Bei einer meiner
ersten Arbeitsstellen waren es dann
schon Lochstreifen für Minicomputer
(damals die legendäre DEC PDP 11).
Ich erinnere mich, wie elektrisiert ich
war, als Thomas von Randow (ein
Wissenschaftsjournalist, der seinerzeit
unter dem Pseudonym Zweistein mit
seinen Logeleien sehr populär war)
1977 in einer Wissenschaftsendung den
Commodore PET (den Personal
Electronic Transactor) vorstellte, auf
dem er Conways Game of Life
demonstrierte. Kurze Zeit später konnte
ich solches dann selber auf einem
Apple II realisieren. Seitdem habe ich
so ziemlich alle PC-Generationen und
Betriebssysteme kennen gelernt und
genutzt; heute bin bei iPhone und iPad
gelandet.
Ab 1981 gab es den kultigen WDR
Computerclub. Der war unterhaltsam
und informativ und ging auch auf
technische Hintergründe ein, bis hin zu
Basteleien und Selbstbauprojekten.
Viele, sehr viele brachten sich selber
das Programmieren bei. Kaum mehr
vorstellbar: Computerzeitschriften
druckten Programmlistings, die dann
mühsam abgetippt wurden.
5. Jene Jahrgänge, die mit der ersten
Generation der Heimcomputer und PC-
Spielen in den 1980er Jahren groß
geworden sind, wurden auch als C64-
Generation bezeichnet. So hat mein
Sohn seine ersten Erfahrungen in der
BASIC-Programmierung am typischen
blauen C64-Bildschirm gesammelt.
Ich behaupte deshalb, dass die, die
damals Zugang zu diesen Maschinchen
hatten, in der Regel ein größeres
technisches Verständnis ihrer Geräte
hatten, als die digital Natives, deren
Souveränität im Umgang mit den
heutigen Gadgets sich allzu häufig auf Bedienwissen beschränkt. Der Publizist Douglas
Rushkoff hat dieses Phänomen bei der Generation der Digital Natives beobachtet.
Nachdem er zunächst auch davon ausging, sie seien besser in der Lage, die neuen
Technologien zu nutzen, musste er feststellen, dass sie sogar weniger fähig sind, selber
etwas zu kreieren. Stattdessen akzeptieren sie Gegebenheiten schneller und hinterfragen
seltener.
Rushkoff regt an, mit Fehlannahmen aufzuräumen und die digitalen Medien schließlich
aktiv zu gestalten. Er hat 2009 in seinem lesenswerten Buch zehn Verhaltensregeln für
das digitale Zeitalter aufgestellt (die ich hier nicht auflisten möchte). Die zehnte und aus
meiner Sicht sehr bedenkenswerte Regel …
Programmiere, oder du wirst
programmiert gab seinem Buch den
Titel: Program or be programmed. Denn
wenn wir die Kontrolle über die
benutzten Programme abgeben,
werden wir selbst programmierbar. Um
im digitalen Zeitalter aktiv teilhaben zu
können, müssen wir zunächst in der
Lage sein, die Strukturen und
Mechanismen, die „Programme“ zu
durchschauen.
Eine nicht zu vernachlässigende
Minderheit der Silver Surfer ist dazu
aufgrund ihrer IT-Sozialisation
vermutlich besser gerüstet als die Mehrheit der Digital Natives. Es kann also festgehalten
werden, dass wir es heute bzgl. Medien mit deutlich unterschiedlich sozialisierten
Personen zu tun haben. Es gelingt dabei nicht, jeweils von einer Mediengeneration zu
sprechen. Mein Kollege Rolf Schulmeister, hier von der Universität Hamburg, hat das in
einer Studie "Gibt es eine Net-Generation?" für genau diese deutlich gemacht.
Entscheidend bleiben individuelle Nutzungsmotive und Nutzungsformen, ohne die
Diversität innerhalb der jeweils betrachteten Gruppe zuzukleistern.
6. Wenn ich als nächstes die Partizipation älterer Menschen in den Blick nehme, dann ist
als erstes festzustellen, dass sie naturgemäß von allgemeinen Merkmalen dieser Gruppe
mitbestimmt wird:
• Singularisierung (der Anteil allein
lebender Menschen nimmt zu)
• Feminisierung (der Frauenanteil steigt,
liegt bei 65-jährigen bei 60%, bei 75-
jährigen bei 70%)
• Entberuflichung (beginnt mit
merkbaren Prozentsätzen bereits mit
50, ab 65 fast alle)
• echte Hochaltrigkeit (über 90-jährige
nehmen zu)
• Leben mit zunehmenden
Einschränkungen (Sehen, Hören,
Mobilität, kognitive Leistungsfähigkeit)
Trotzdem besteht der Wunsch, in alle Bereiche der Gesellschaft eingebunden zu bleiben,
also politisch, sozial, wirtschaftlich, kulturell und hinsichtlich einer selbstbestimmten
Alltagsgestaltung. Inzwischen habe ich gelernt, dass es, je nach Blickwinkel auf das Alter
bzw. den Prozess des Alterns, unterschiedliche Modelle bzw. Theorien gibt, die hierfür
Erklärungsmuster und Handlungsansätze bieten. Drei davon fand ich hinsichtlich der
Nutzung digitaler Medien besonders interessant:
Die Aktivitätstheorie (nach Rudolf Tartler, 1961) geht davon aus, dass ein
Zusammenhang zwischen der Lebenszufriedenheit und dem Grad der Aktivität besteht.
Die Fortsetzung und Weiterentwicklung von sozialen Beziehungen erhöht die subjektive
Zufriedenheit im Alter.
Nach der Kontinuitätshypothese (von Robert Atchley, 1977) entwickeln Menschen im
Laufe ihres Lebens viele Strategien und Fähigkeiten, um mit Aufgaben und kritischen bzw.
erfreulichen Lebensereignissen umzugehen. Die Lebenszufriedenheit eines Menschen
erhöht sich, wenn es gelingt diese Kompetenzen auch im Alter einzusetzen.
Beim Modell des konstruktiven Altems (nach Winfried Saup, 1991) wird Gegenposition
bezogen zu einer Verlustperspektive des Altems, welche das Alter(n) vorwiegend mit
Rollenverlusten, sowie Funktions- und Kompetenzverlusten gleichsetzt. Durch die
Berücksichtigung der individuellen Formen einer Auseinandersetzung mit den vielfältigen
Veränderungen wird betont, dass für ältere Menschen auch Möglichkeiten zur Mit- oder
Selbstgestaltung des Alter(n)s bestehen.
Viele Ansätze von Medienarbeit mit Älteren spiegeln die Aktivitätstheorie und die
Kontinuitätstheorie des Alterns wider. Viele Konzepte fördern die Aktivität der Senioren und
fordern zum Handeln und Erleben auf. Andere Konzepte beziehen das Wissen und die
Erfahrungen der älteren Menschen ein; das gilt vor allem für generationenübergreifende
Projekte.
7. Das klingt alles einleuchtend und es gibt auch eine Reihe überzeugender Projektberichte,
in denen positive Erfahrungen berichtet werden. Wenn wir aber sehen, welche Rolle die
neueren sozialen Medien für Kommunikation, Kooperation und sozialen Austausch
insgesamt heute übernommen haben, dann bleibt zu prüfen, ob gerade dieses Potential
(es heißt ja auch Mitmach-Web!) von und für die älteren Mitmenschen schon ausgeschöpft
wird.
Als ich versucht habe, mich dem heutigen Thema etwas systematischer zu nähern, war
ich echt überrascht, dass wir - die älteren Mitmenschen und unser
Mediennutzungsverhalten - inzwischen tatsächlich Gegenstand intensiver Forschung sind.
So ist das Anliegen der GAM (Gesellschaft Altern Medien) die Förderung der
"nachhaltigen Diskussion um die kulturelle, sozialpolitische und gesellschaftliche
Bedeutung von Medien für das höhere Erwachsenenalter und durch empirisch und
theoretisch fundierte Erkenntnisse anzuregen".
Die GAM gibt eine Buchreihe heraus und seit neuestem eine Zeitschrift Medien & Altern
als "Plattform für Themen der theoretischen, empirischen und pädagogischen
Mediengerontologie". Wer sich akademisch-wissenschaftlich unserem Thema nähern will,
findet also genügend Lesestoff.
Ich möchte nun im nächsten Schritt aber doch erstmal einige Zahlen zu Altern & Medien
vorstellen. Die neuesten Zahlen liefert die Studie "Digitale Gesellschaft" der Initiative D21
(April 2013).
Dieser ist als erstes zu entnehmen,
dass der Anteil der Onliner auch in
meiner Altersgruppe merkbar ansteigt,
auch wenn er insgesamt noch unter
dem bei den jüngeren Altersgruppen
liegt. Ein deutlicher Abfall gilt dann für
das 4. Alter (ab 75). Diese Daten
stimmen übrigens weitgehend mit
internationalen Befunden überein (USA:
Pew Internet, Juni 2012; Europa:
mediascope Report, April 2013).
8. Für die längerfristige Entwicklung habe ich als Ergänzung 2011, sowie von ARD/ZDF
jährliche Onlinestudien hinzu gefügt. Erkennbar ist der Sättigungseffekt bei den Jüngeren.
Seit einigen Jahren hat das mobile
Computing einen so hohen Stellenwert
erreicht, dass der Besitz eines
Smartphones ein wichtiger Indikator
dafür ist, inwieweit an der Online-Welt
partizipiert werden kann. Bei den unter
30-Jährigen soll mehr als jeder Zweite
Smartphone-Besitzer sein (51 Prozent).
In den höheren Altersgruppen zeigt sich
ein ganz anderes Bild: So haben nur
gut jeder Vierte (27 Prozent) zwischen
50 und 64 Jahren ein Smartphone, bei
den Senioren ab 65 Jahre sind es
knapp 10 Prozent.
Die Grafik von Nielsen zeigt auch deutlich, dass der Smartphonebesitz (zumindest bei den
Älteren) einkommensabhängig ist - was für einfache Handys so nicht gilt.
Zurück zur D21-Studie. Was diese
interessant macht, ist die Entwicklung
und Darstellung des sog. Digital-Index.
Ziel des Index ist es, eine Messgröße
zu liefern, die eine Aussage zum
Digitalisierungsgrad Deutschlands gibt
und dazu die zentralen Bestandteile
des digitalen Lebens aufgreift und
abbildet:
• Der Subindex » Digitaler Zugang « soll einen Einblick in den Zugang zum Internet
und dem jeweiligen Endgerät geben, der Breitbandnutzung sowie die
Hardwareausstattung der Bevölkerung in Deutschland.
• Mit dem Subindex » Digitale Kompetenz « soll das inhaltliche Wissen zu digitalen
Themen, die technische Kompetenz sowie die Medienkompetenz der Bevölkerung
zusammengefasst und in einer Zahl ausgedrückt werden. Je mehr Wissen,
Kompetenz und Zugangsmöglichkeiten zur digitalen Welt also bei den Befragten
vorhanden sind, desto höher wird dies bewertet.
• Im Subindex »Digitale Nutzung« werden alle Themen zusammengefasst, die
Nutzungsintensität und Nutzungsvielfalt beinhalten. Es wird damit aufgezeigt,
welche unterschiedlichen Anwendungen die Bevölkerung regelmäßig einsetzt und
wie lange sie durchschnittlich ihre Endgeräte nutzt bzw. im Internet unterwegs ist.
• Der Subindex » Digitale Offenheit « umfasst die Einstellung der Bevölkerung zu
digitalen Themen. Hierzu wurden vor allem die Offenheit für digitale Themen bzw.
9. Neuerungen sowie auch die Ängste und Befürchtungen in der digitalen Welt
aufgegriffen.
Die Maßzahl Digitaler Index spiegelt
den Grad der Digitalisierung in
Deutschland wider und hat den
Indexwert 100 als Zielgröße,
gewissermaßen als einen Idealzustand
aus Sicht 2013. Auf Basis der
erstmaligen Erhebung dieses Index hat
Deutschland mit 51,2 Punkten einen
mittleren Digitalisierungsgrad erreicht.
Die Subindizes »Digitaler Zugang«
sowie »Digitale Offenheit« verdeutlichen
nach Meinung der Autoren der Studie,
dass Deutschland in diesen Bereichen
bereits ein gutes Niveau der
Digitalisierung erreicht hat. Es zeigt sich, dass ein Großteil der Bevölkerung über einen
entsprechenden Zugang zur digitalen Welt verfügt und digitalen Themen grundsätzlich
offen gegenübersteht. Der Subindex »Digitale Kompetenz« hat ebenfalls ein mittleres
Niveau.
Ein Bereich, der aktuell deutlich unter dem Gesamtindex liegt ist die »Digitale Nutzung« –
der Wert von 40,3 Punkten zeigt, dass die Bürger in Deutschland nur über ein
eingeschränktes Nutzungsspektrum verfügen (d.h. geringe Präsenz und Nutzung von
Blogs, in Twitter, Facebook usw.).
Wie sieht die Maßzahl nun für die
Altersgruppen aus? Während die
Altersgruppen der bis zu 39 - Jährigen
über einen überdurchschnittlich hohen
Digitalisierungsgrad verfügt und die bis
zu 59-jährigen gerade noch den
Durchschnittswert, erreicht die
Altersgruppe der ab 70 - Jährigen
derzeit gerade einmal die Hälfte des
bundesweiten Indexwertes.
Erst ein Blick in andere Studien gibt uns allerdings einen Eindruck, wie sich dieser Index in
konkretem Nutzungsverhalten manifestiert.
Zielgruppen bezogene Daten (für die 50+) hat Julia Janßen erhoben in einer
Untersuchung auf der Basis qualitativer Interviews und einer Onlinebefragung (n=611). (In
der Tendenz werden ihre Daten auch durch andere Erhebungen bestätigt: AG Online
Forschung, ARD/ZDF Onlinestudien). Wohl wenig überraschend steht E-Mail als
Kommunikationsmittel ganz obenan, dicht gefolgt von der Informationssuche im Netz.
Sehr häufig genannt werden auch Seniorenportale.
10. Thematische Interessenschwerpunkte
sind Nachrichten zum Weltgeschehen
(66%), Gesundheitsthemen (60%) und
Reisen( 58%). Einen hohen Stellenwert
haben Online-Banking und Online-
Shopping. Immerhin für 1/4 sind
multimediale Anwendungen wichtig
(Foto, Radio, Video); hingegen spielen
eigene Homepages oder Blogs eine
sehr untergeordnete Rolle.
Online Einkaufen ist nicht nur hoch
gerankt bei den Älteren; es äußert sich
tatsächlich auch im Einkaufsverhalten.
Online-Shopping ist für viele Silver
Surfer bereits selbstverständlich,
jedenfalls in bestimmten
Produktkategorien. Diese aktuellen
Daten zeigen, dass bis zu 50% der
Onliner über 65 in bestimmten
Warengruppen Einkäufe auch online
erledigen.
Henry Jenkins (1992) hat von einer
Partizipationskultur gesprochen, die
durch die neuen sozialen Medien
gefördert wird. Er nennt das
kollaborative Arbeiten, wie in Wikipedia,
den Informationsaustausch über Blogs
oder in sozialen Netzen wie Facebook
und neue Ausdrucksformen in Bild und
Video, verbreitet über Flickr und
YouTube. Insofern ist aufschlussreich,
in welchem Maße ältere Mitmenschen
passiv und aktiv in diesen Netzen
unterwegs sind. Leider sind die Daten
dazu äußerst spärlich. Aber sie zeigen
doch, dass die Beteiligung der Silver
Surfer gerade daran
unterdurchschnittlich niedrig ist.
11. Inzwischen gibt es - und das ist sicher keine Überraschung mehr - im Internet eine
Vielzahl spezifischer, kommerzieller Angebote - sprich Websites - für die Silver Surfer. Und
die Umfrage von Janßen zeigte, dass diese wohl eifrig genutzt werden.
Speziell Sie möchte ich in eine Nische des Internet entführen, die sich an Ältere wie mich
richtet. Es ist sicher nur eine kleine und beileibe nicht vollständige Auswahl.
Wie eingangs erwähnt entstand der Begriff bzw. die Zielgruppe im Rahmen des Internet-
Marketing. Es ist deshalb wenig verwunderlich, dass es eine ganze Reihe entsprechend
marketingorientierter Portale gibt, die sich zwar meist als Communities verstehen, in ihrer
Reichweite allerdings weit von den allgemeinen sozialen Netzen entfernt sind.
http://www.feierabend.de: Netzwerk, >300.000, gekoppelt (werbemäßig) mit http://
www.platinnetz.de
http://www.seniorbook.de, auch schon mal als Facebook für Silver Surfer bezeichnet
http://www.herbstzeit.de, unterhalten von der KK Media Gmbh
Den Hinweis auf einschlägige Seiten für die 50-Plusser kann ich mir nicht verkneifen ;-)
http://www.lebensfreude50.de
http://www.50plus-treff.de
Ohne finanzielle Interessen werden etliche Portale von Vereinen und Verbänden,
Stiftungen und Projekten betrieben:
http://www.magazin66.de: gemeinnützigen Verein zur Förderung des Dialogs der
Generationen e.V.
http://www.generationenblog.de: Institute, EU-gefördert
12. http://www.bagso.de: Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO)
e.V., u.a. mit Bundesministerien
http://www.digitale-chancen.de: Stiftung, Sponsoren
https://www.vile-netzwerk.de: Verein, Netzwerk; betreibt u.a. das
http://www.lerncafe.de/
Dann gibt es noch lokale
Seniorennetzwerke im Internet, wie z.B.
http://www.seniorennetz-erlangen.de,
getragen von Verbänden.
Schließlich gibt es noch einige spezielle
Angebote, um unsere Zielgruppe
überhaupt an Computer und Internet
heran zu führen:
http://www.silversurfer-rlp.de: betrieben
vom MedienKompetenzNetzwerk
Mainz-Rheinhessen und der
Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
http://www.senioren-lernen-online.de: ehrenamtlich von und für Senioren, lebenslanges
Lernen mit dem Internet.
Damit nicht genug; auch die EU hat
Projekte aufgelegt, mit denen sie die E-
Inklusion älterer Menschen fördern will,
d.h. die Nutzung der IKT u.a. für die
Bildung von Netzwerken, Lernen und
Kooperation:
http://seniorsks.uji.es: Seniors in the
Knowledge Society, u.a. mit virtuellen
Kursen, einer Seniors Internet Driving
License (angelehnt an die European
Computer Driving License ECDL).
http://www.thirdageonline.eu/de/: eigentlich ein Forschungsprojekt zur Entwicklung von
wirksamen Methoden und Massnahmen, um ältere Menschen zur Teilnahme in Online-
Communities zu motivieren, bei dem aber auch eine Reihe interessanter Workshops und
Materialien entstehen.
Daran beteiligt ist u.a. das ZAWIW in Ulm (das Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche
Weiterbildung), das in diesem Feld sehr aktiv ist, u.a. derzeit eine bundesweite Online-
Ringvorlesung zum Thema „Alter“ organisiert mit spanenden Themen, z.B. "Der
Ruhestand als Aufgabe".
13. Damit komme ich zu meinem letzten Punkt, dem lebenslangen Lernen. Veränderung ist
heute die Normalität, und dabei handelt es sich vielfach um Veränderungen, die
vorhandene Strukturen umkrempeln, eingefahrene Verhaltensweisen in Frage stellen und
vorhandenes Wissen veralten lassen. Lernen und Weiterbildung sind deshalb bis ins hohe
Alter notwendig, um neue Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben, Interessen zu
pflegen und auszubauen. Wer sich aus der sich rasch wandelnden Gesellschaft nicht
ausklinken will, muss lernend altern, aber auch Altern lernen.
Es ist wohl nach wie vor populäre Meinung, dass das Gehirn schon ab frühen Jahren
schrumpfe (ab 25 Jahren, manche behaupten schon ab 18 Jahren). Der bevorzugte Blick
der Forschung auf das Pathologische verstellt aber etwas den Blick auf die Realität.
Es gibt inzwischen zahlreiche Untersuchungen, die zeigen, dass unser Denkorgan bis ins
hohe Alter strukturelle Plastizität besitzt und Neues gelernt werden kann. Bei Jüngeren ist
zwar die fluide Intelligenz höher ausgeprägt (d.h. sich in neuen Situationen schnell
zurecht zu finden und neue Probleme zu lösen), bei Älteren dagegen die kristalline
Intelligenz, also Vorwissen und Erfahrung, auf die aufgebaut werden kann. Allerdings
lässt sich die fluide Intelligenz bei Älteren sehr wohl mit einem kognitiven Training des
Arbeitsgedächtnisses wieder steigern. Womit nicht herunter gespielt werden soll, dass die
kognitive Leistungsfähigkeit bei über 60-jährigen, erst recht bei über 80-jährigen enorm
breit gestreut sein kann.
Aber die Forschung ist sich einig: Use it or lose it. Das gilt für das Gehirn wie für kein
anderes Organ. Das Tolle daran ist: Wer sich im Alter weiterbildet, erweitert dadurch auch
seine sozialen Beziehungen und steigert sein psychisches und physisches Wohlbefinden!
Aber es ist bisher wohl leider so, dass es vorwiegend immer die gleichen sind, die sich
beteiligen, nämlich
• junge Alte
• eher Berufstätige (eben die "jungen" Alten)
• Personen mit höheren Schulabschlüssen,
• mit höherem Einkommen
• in größeren Wohnorten, und es sind
• eher Frauen (das kennen Sie vermutlich von vielen Volkshochschulkursen)
Das beste Gegenmittel wäre demzufolge vermutlich die Bereitstellung kostenloser Lehr-/
Lernmaterialien, Zugriff für alle von überall mit zielgruppenspezifischen Inhalten und
Methoden. Ich behaupte: Es gibt einen guten Weg dahin, dank offener Lehr-/
Lernressourcen! Der zunehmend freie Zugang zu Lernmaterialien im Netz stellt eine
radikale Senkung der Einstiegsschwellen für Lerninteressierte dar. Diese Entwicklung ist in
der Tradition der Open Source-Bewegung und des Open Access.
14. Viele werden als erstes an die Wikipedia denken, das freie Online-Lexikon. Das ist für
mich allerdings eher ein reines Informationsmedium, kein eigentliches Lernmedium, mit
dem ich einen Inhaltsbereich erarbeiten kann. Das gilt dann erst für den Ableger
Wikiversity (Abb. links), dem E-Learning-Projekt der Wikimedia- Foundation, sowie für
Wikibooks (Abb. rechts), einer offenen Bibliothek mit Lehr-, Sach- und Fachbüchern.
Wer seine Interessengebiete vertiefen möchte,
kann dies u.a. mit heute frei zugänglichen
Klassikern der Fach- und Lehrbücher tun.
Bsp.: Da findet sich dann u.a. ein Juwel wie
Haeckels Werk mit Tafeln zu den Radiolarien.
Genauso sind unzählige Lehr- und Erklärvideos zugänglich.
Bsp. links: Khan Academy (Salman Khan, früherer Hedge Fond Analyst, der nun
Mathematik, Programmieren, aber auch Naturwissenschaften, Geschichte u.a. anbietet).
Bsp. rechts: Prof. Loviscach (Mathe, Informatik), der sozusagen der deutsche Khan.
Ich persönlich bin inzwischen besonders begeistert von der Welle der MOOCs, die derzeit
anrollt: Massive Open Online Courses
MOOCs sind offen (kostenfreier Zugang); es findet alles online statt; es sind Kurse, d.h. es
gibt ein Kurscurriculum, eine Abfolge von Lehr-/Lerneinheiten, teilweise auch Quizzes,
Prüfungen und abschließend Zertifikate. Und MOOCs sind massiv, d.h. sie können sehr
hohe Teilnehmerzahlen haben (mehrere Tausend, manche über 100.000).
Es würde hier zu weit führen, MOOCs näher zu erläutern und zu differenzieren (etwa den
Glaubenskrieg zwischen den Anbietern von xMOOCs und cMOOCs). Wichtig ist, dass die
Teilnehmenden weitgehend selbstgesteuert lernen können (oder auch müssen) und dass
es häufig kollaborative Elemente, d.h. Kommunikation und Zusammenarbeit der
Lernenden gibt.
15. Auf verschiedenen Plattformen wie Coursera (oben links), edX (oben rechts) oder Udacity
(unten links) werden inzwischen Hunderte Kurse angeboten. Inhaltlich werden nahezu alle
Fächer und Themengebiete abgedeckt, also längst nicht nur Informatik, Mathematik und
Naturwissenschaften, sondern auch Geistes- und Sozialwissenschaften, Medizin,
Ökonomie, Kunst u.a. - und auch in Deutschland entwickelt sich langsam eine MOOC-
Landschaft (unten rechts).
Zur Zeit nehme ich selbst an zwei Kursen teil, die ich hier als Beispiele nennen möchte.
Complexity Explorer: Eine Einführung in komplexe dynamische Systeme in verschiedenen
Kontexten und deren Simulation. Typisch: Kurzvideos, Quizzes zu den Einheiten,
Hausaufgaben, ergänzende Materialien und eine Abschlussprüfung fürs Zertifikat.
Creative Computing: Ein Workshop über den Einsatz von Scratch - einer
Programmierumgebung für Kinder - im Unterricht und anderen Lernsituationen. Auch hier
viele Kurzvideos, konkrete Programmieraufgaben, eine außerordentlich rege Community
der Teilnehmenden und Online-Sprechstunden.
16. Beide Kurse sind gut organisiert, bieten viele (persönliche) Hilfen und machen (mir) sehr
viel Spaß. Für mich sind die MOOCs das Studium Generale 2.0 oder auch die vhs 2.0!
Mit meinem Interesse an dieser
Kursform bin ich nicht alleine. Bei den
drei ersten deutschen MOOCs haben
die 50Plusser in erstaunlich hoher Zahl
teilgenommen. Vielleicht auch
deswegen, weil sie aufgrund ihrer Lern-
und Berufsbiografie das selbst-
gesteuerte Lernen sinnvoll organisieren
und bewältigen können?
Fazit & Ausblick:
Eingangs hatte ich den Begriff Silver Surfer zum Anlass genommen, eine etwas
differenziertere Sicht auf die Gruppe der "Menschen höheren Lebensalters" aufzufächern.
Dann habe ich versucht, Partizipation etwas zu operationalisieren und habe Zahlen
zusammengetragen, die den realen Stand der Teilhabe und der Nutzung digitaler Medien
ausdrücken. Dass ich besondere Potenziale für das lebenslange Lernen sehe, hat der
abschließende Teil zeigen sollen.
Insgesamt habe ich dabei tatsächlich erstmal über Potenziale gesprochen. Denn die
Beteiligung älterer Menschen an der Nutzung digitaler Medien, insbesondere an
Kommunikation und Kollaboration in sozialen Netzen und auch an der Nutzung offener
Lernangebote ist absolut ausbaufähig. Damit die Voraussetzungen für Teilhabe überhaupt
gegeben sind, muss allerdings erstmal der Zugang gesichert werden. Nicht alle können
und wollen sich gerätetechnisch auf dem neuesten Stand halten. Der öffentliche Zugang
17. zum Internet muss dafür deutlich ausgebaut werden. Computer und Internetplätze in
Bürgerttreffs, Seniorenzentren, auch Seniorenheimen sind bis heute eher selten zu finden.
Warum nicht eine Internet-Flatrate für Senioren?
Eine weitere Voraussetzung ist Medienkompetenz, die bei älteren Menschen zwar Bedien-
und Handlungswissen beinhaltet, aber darüber hinausgehend auch Informations-
kompetenz und das Aufzeigen von Perspektiven, wie die Informations- und
Kommunikationstechnologien neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffnen können. Es gibt eine
ganze Reihe Broschüren, Webseiten und Lernangebote, lokal, national, sogar von der EU
Geförderte. Was es leider nicht gibt, ist eine zentrale Plattform als Einstieg für interessierte
Menschen höheren Lebensalters. Da besteht Handlungsbedarf.
Ein Punkt ist mir wichtig und sollte keinesfalls unterschlagen werden:
Gerade im Mitmach-Web sind alle nicht nur als
Teilnehmer gefragt, sondern genauso als
Teilgeber. Wir sollten also auch Anreize schaffen
und Hemmschwellen senken, damit ältere
Menschen ihr Wissen und ihre Erfahrungen
einbringen können. So wie es beispielsweise das
Projekt Silberwissen versucht, bei dem Menschen
mit umfangreicher Berufs- und Lebenserfahrung
als Autoren für die Wikipedia gewonnen werden
sollen. Oder wie Senioren lernen online, bei dem
Kurse, Workshops, Stammtische und Einzelhilfen
von SeniorInnen für Senioren angeboten werden.
Ich selber denke auch an MOOCs von und für Senioren, nachdem ich gelernt habe, dass
solche durchaus mit privaten Infrastrukturen (technisch, organisatorisch, freien Tools)
realisiert werden können (vgl. den OpenCourse MMC13).
Das Eintauchen in die Thematik Silver Surfer ist für mich also noch nicht zu Ende ...
Quellen:
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