Referatspräsentation zum Thema Hadithterminologie im Fach "islamischer Theologie" und der Veranstaltung "Grundlagen der Hadithüberlieferung" bei Prof. Dr. Marco Schöller an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster. WS 2010/11
1. WWU Münster – WS 2010/11
Hadithüberlieferung
Prof. Dr. Marco Schöller
Referent: Bilal Erkin
09.12.2010
2. Begriffe des Hadith
Hadithtypen
Hadithbewertung
Hadithkritik
(In)Akzeptabilität des Hadith
3. ḥ-d-ṯ : geschehen, sich ereignen, vorkommen
ḥadīṯ:
als Adjektiv: modern, neu
als Nomen: Rede, Plauderei, Gespräch,
Unterredung, Unterhaltung, Gerede, Inteview,
Bericht, Erzählung
Überlieferung des Propheten
[Taten, Reden und Schweigen (taqrīr)]
4. Im Koran eher als „Bericht, Sprüche“ gemeint
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„Sie sollen doch eine Verkündigung gleicher Art beibringen,
wenn (anders) sie die Wahrheit sagen“ (52:34)
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„An was für eine Verkündigung wollen sie denn glauben?“
(77:50)
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َوﻫﻞ �أ�َ ك �ﺪﻳﺚ ُﻣﻮﳻ
„Ist dir nicht die Geschichte von Mose zu Ohren gekommen?“
(20:9)
5. Ḫabar / Aḫbār (Nachricht, Mitteilung,
Geschichte)
ḥadīṯ die von Gefährten des Propheten stammen.
Aṯar / Āṯār (Spur, Tradition, Wirkung)
ḥadīṯ die von Gefährten des Propheten stammen
und gleichbedeutend mit ḫabar
Sunna / Sunan (Brauch, Tradition,
Handlungsweise)
s-n-n: schärfen, formen, vorschreiben, einführen
Aussagen/Handlungen des Propheten als Norm
6. ḥadīṯ nabawī: Überlieferungen von und über den
Propheten
ḥadīṯ qudsī: „heilige Hadithe“
ḥadīṯ rabbānī / ilāhī: „Nachrichten des Herrn“
Aussagen des Propheten, der die Aussage Gottes
zitiert.
„nichtkanonischen Gottessprüche“
kein Teil des Korans
Unnachahmlichkeit des Korans (iʿǧāz) aber keine
Unnachahmlichkeit für ḥadīṯ qudsī
nicht mutawātir wie Koranverse
auch welche, die ḏaʿīf sind
Koranverse durch Erzengel Gabriel
ḥadīṯ qudsī durch göttliche Eingebung (ilhām)
7. Isnād (Stützung, Anlehnung, Zuschreibung)
s-n-d: sich stützen, sich lehnen
IV: sich stützen lassen, übertragen
Überliefererkette eines tradierten ḥadīṯ
Matn (Hauptsache, Text)
m-t-n: fest, stark, solide sein
Der Wortlaut der Überlieferung selbst
8. Authentizität in Kategorien
ʿilla (Krankheit, Mangel, Fehler): sowohl im isnād als
auch im matn.
Wissenschaft für sich (ʿilm al-ʿilal al-ḥadīṯ)
Hadith mit Mängel wird muʿallal oder maʿlūl genannt.
1. Erfolgte die Überlieferung durch samāʿ ?
2. Erstüberlieferer (ṣaḥābi) durch örtliche Entfernung
fehlerhaft?
3. Wird statt ṣaḥabi als Erstüberlieferer ein tābiʿi
genannt?
4. Fehlt im isnād ein Tradent ?
5. Vergaß ein Tradent seinen Lehrer zu nennen?
6. Ist durch Flüchtigkeit ein falscher isnād genannt?
7. Tirmiḏī zählt nasḫ (Abrogation) auch dazu
9. gesund, vollkommen, vollständig, korrekt,
richtig
ṣ-ḥ-ḥ: gesund sein, richtig sein, tadellos sein.
authentisch sein…
keinerlei Zweifel an Authentizität
isnād und Überlieferer geünügen allen
Anforderungen
Isnādkette ist ununterbrochen
keine ʿilla oder kein Wiederspruch zu
zuverlässigen Tradenten
erfüllt die šurūṭ aṣ-ṣiḥḥa
10. šurūṭ aṣ-ṣiḥḥa
1. Zuverlässigkeit aller Tradenten (aṯ-ṯiqa)
2. Starkes Gedächtnis aller Tradenten
3. Unverfälschte Wiedergabe des Wortlauts
4. Ununterbrochenheit des isnād
5. Der überlieferte ḥadīṯ ist nicht šāḏḏ
6. Der überlieferte ḥadīṯ beinhaltet keine Mängel (ʿilla)
ṣaḥīḥ li ḏātihi: wenn es alle Anforderungen erfüllt
ṣaḥīḥ li ġayrihi: wenn es nicht alle Anfoderungen
erfüllt
muttafaqun ʿalayhi: Gelehrte stimmen überein
muḫtalafun f īhi: Meinungsverschiedenheit
11. Ġarīb (abseitig, fremd, seltsam, ungewöhnlich,
eigenartig)
ġ-r-b: sich entfernen, weggehen, fremd sein,
seltsam sein
ein einziger Erstüberlieferer aber makelloser isnād
ġarīb al-matn, ġarīb al-isnād
Mašhūr (bekannt, berühmt, verbreitet,
kanonisch)
š-h-r: bekannt, berühmt, berüchtigt machen
mehr als ein Überlieferer oder mehrere Versionen
ohne Sinnunterschiede
wenige Ersüberlieferer aber mehrere spätere
Überlieferer
12. gut, hübsch, schön, vortrefflich
ḥ-s-n: schön, gut, zweckmäßig, recht, löblich
sein
keine eindeutige Definiton, umstritten
isnād oder Überlieferer genügen nicht allen
Anforderungen, aber auch keine gravierenden
Mängel
13. unablässig aufeinander folgend, nicht abreißend,
häufig
w-t-r: bespannen, mit Sehnen versehen
VI: ununterbrochen aufeinanderfolgen, sich
unaufhörlich wiederholen, nicht abreißen
„allgemein bezeugt“,
so viele Überlieferern, lückenloser Isnād, sodass
kein Zweifel an der Korrektheit des Wortlauts und
an der Aussage besteht.
muss es alle „šurūṭ al-mutawātir“ erfüllen.
mutawātir al-lafẓī: keine Unterschiede im
Wortlaut
mutawātir al-maʿnawī: kleine Unterschiede im
Wortlaut, nicht jedoch im Sinn
14. schwach, schwächlich, unzulänglich,
mangelhaft
ḍ-ʿ-f: schwach sein, kraftlos, schlaff sein
Weder ḥasan noch ṣaḥīḥ
keinen Grund für dessen Falschheit
Unterkategorien on ḍaʿīf:
mawḍūʿ (gefälscht), maqlūb (wirr), šāḏḏ
(anormal), muʿallal (defektiv), muḍṭarib
(zerrissen), mursal (ungenau), munqatiʿ
(unterbrochen), muʿḍal (problematisch)…
15. Saqīm (krank, dürftig, mangelhaft, schwach)
s-q-m: krank, kümmerlich sein, mager werden
Gleichbedeutend mit ḍaʿīf
Šāḏḏ (isoliert, alleinstehend, unregelmäßig,
normwidrig, nicht kanonisch)
š-ḏ-ḏ: sich absondern, sich isolieren, getrennt
sein, alleinstehen, absonderlich sein, mangeln
Nur einen einziger Überlieferer und nur einen
einzigen isnād
16. Gegenstand, Thema, Postulat
w-ḍ-ʿ: aufrichten, aufstellen, erfinden,
erzeugen, begründen, schaffen, verfassen
„fabriziert“; wenn ausreichend Gründe für
dessen Fälschung vorliegt.
mehrere Sammlungen, die erfunde Hadithe
auflisten (mawḍūʿāt)
17. Ziyādāt aṯ-ṯiqāt
„Hinzufügungen der Autoritäten: Addition von Begriffen im matn
oder isnād, die nicht in anderen Überlieferungen vorkommen
Mudraǧ (eingefügt, eingetragen, enthalten)
d-r-ǧ: gehen, folgen, spurlos vernichtet sein
Einfügungen, die nicht als Einfügung erkannt werden und so
weitergegeben werden, als sei es vom Propheten selbst
Muḥarraf (entstellt)
ḥ-r-f: II, schief machen, schräg machen, entstellen, ändern,
verfälschen
wenn es Änderungen in den einzelnen Buchstaben eines Wortes gibt
Muṣaḥḥaf
ṣ-ḥ-f: II, dieakritische Punkte falsch setzen, falsch lesen oder
schreiben
wenn die diakritischen Punkte eines Buchstaben falsch gesetzt
werden
18. Maʿrūf (anerkannt): schwacher ḥadīṯ wird durch einen
anderen schwachen bestätigt
Maqbūl (akzeptiert): Erfüllung der Voraussetzungen für die
Glaubwürdigkeit, aber weder ṣaḥīḥ, noch ḥasan
Maḥfūẓ: wenn ein ḥadīṯ, verglichen mit einem der šāḏḏ ist,
einen größeren Gewicht hat
Munkar (ingoriert): wenn ein ḥadīṯ von einem Überlieferer
berichtet wird und sich von der Version unterscheidet, dessen
Überlieferer zuverlässiger ist
Mardūd (abgelehnt): Gegenteil zu maqbūl. ḥadīṯ von einem
schwachen Überlieferer, der im Widerspruch zu den
zuverlässigen steht.
Matrūk (aufgegeben): ḥadīṯ von nur einem einzigen
Überlieferer, an dessen Glaubwürdigkeit Zweifel besteht oder
die Überlieferer gravierende Mängel aufweisen
Maṭrūḥ (ausgestoßen): ḥadīṯ zwischen ḍaʿīf und mawḍūʿ . Oft
auch gleichgesetzt mit matrūk.