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Entscheidungsroutinen bei der Energieeffizienz -
meist falsch und von den Herstellern und Banken bekräftigt
Berliner Energietage 2014
Berlin, 19. Mai 2014
Eberhard Jochem, Prof. Dr.-Ing., ETH,
Fraunhofer ISI und
IREES Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien
Inhalt
− Die Energiewende 2000 bis 2013 - die Energieeffizienz auf der Kriechspur
− Die Energieanwender und ihre Entscheidungsroutinen
− Die Hersteller von Maschinen und Anlagen, die Großhändler und Banken
− Einige Vorschläge für Änderungen der Entscheidungsroutinen bei der Energie-
Effizienz in Unternehmen
Die Energiewende der zwei Geschwindigkeiten
• Schneller Fortschritt bei den Erneuerbaren Energien
2000 bis 2012 :
- Anteil an der Stromerzeugung erhöhte sich pro Jahr
um 10 %
- Aufschlag auf Strompreis bis zu 6,2 cts/kWh
• die Energieeffizienz auf der Kriechspur
2000 bis 2012:
- Energiebedarf pro Einwohner nimmt pro Jahr
um 0,5% ab
- Energieintensität der Industrie nimmt pro Jahr
um 0,6% ab, die Effizienz bei etwa 0,5%
Energieintensität der Industrie:
jährlich - 0,6%
die Entdeckung der Energieeffizienz als ein Innovationsmotor in 2014 ???
Mai 2014: Noch immer fokussieren sich Verbände, Politik und Medien
auf das Energieangebot: Erneuerbare, Kohle – und Herbst 2014??
der Innovationsmotor Energieeffizienz wäre realisierbar
 Potenzial der Industrie und des GHD-Sektors 2014 bis 2020: 500 PJ
 Reduktion der Energiekosten um 11 Mrd. € in 2020 (-12%)
 CO2-Minderung um ca. 45 Mio. Tonnen
(5% der Treibhausgasemissionen Deutschlands)
 netto 45.000 neue Arbeitsplätze durch die Hebung dieser Potenziale
 Bruttoinlandsprodukt 2020: + 3 Mrd. €
 geringerer der Kapitalabfluss durch verminderte Energieimporte
 30 Mrd. € Energieeffizienz-Investitionen,
ein Beitrag zur Erhöhung der Investitionsquote der deutschen Wirtschaft
Worauf warten Politik und Wirtschaft noch?
Quelle : Jochem u.a. energiewirtschaftliche Tagesfragen, 64(2014)1/2, S.81-85
Warum realisieren viele Betriebe nur einen Teil der rentablen Potentiale?
Sind ihre betriebsinternen Entscheidungs-Routinen angemessen?
 Orientierung der Investitionen nur an der Amortisationszeit (85 % der Unter-
nehmen) statt auch an der internen Verzinsung, keine Lebenszyklus-Kosten
Folge: rentable Investitionen mit interner Verzinsung bis 30% nicht beachtet
 Orientierung der Entscheidung an niedrigster Investitions-Summe,
 Der Einkauf hat häufig nicht hinreichend Spezifikationen zu energieeffizienten
Komponenten in seinen Ausschreibungen ;
Folge: wenig energieeffiziente Standard-Technik wird beschafft
 Finanzierung der Maßnahmen aus dem Cash Flow, meist kein Fremdkapital
Folge: erwogene Effizienz-Investitionen werden nicht getätigt/ verschoben
 Geschäftsleitungen priorisieren häufig nach der 80 % / 20 %-Regel
Folge: bei Energiekostenanteilen an Produktionskosten zwischen 1 und 5%
braucht man sich um Energieeffizienz nicht zu kümmern
Quellen : Jochem u.a. energiewirtschaftliche Tagesfragen, 64(2014), S.81-85
Müller, A. Energie & Management, 15. Februar 2014, S.16
Ein zentrales Hemmnis für langlebige Investitionen energie-
effizienter Lösungen :
Die Verwechselung zwischen Risiko und Rentabilität bei 85% der Betriebe in D
Begrenzte Eigenständigkeit der Hersteller –
zu geringe Kundenorientierung von Großhandel und Banken
Quelle: IREES/ISI
Begrenzte Eigenständigkeit der Hersteller und ihr Kundenreflex
 Viele Maschinen- und Anlagenherstellern bieten ihre energieeffizienten Optionen
häufig auch nur mit Angabe der Amortisationszeit an,
Folge: der Kunde wird auch durch das Hersteller-Angebot auf die Risikosicht fixiert.
 Häufig sind darin nicht „Nebeneffekte“ der Nutzen enthalten, z.B. :
- höhere Taktzeiten der Maschinen und damit höhere Produktivität
- geringerer Ausschuss oder höhere oder sehr gleichmäßige Qualität der Produkte
Folge: Es kann schon die Amortisationszeit fehlerhaft sein.
 Nur etwa 15 bis 20 % der Hersteller informieren ihre Kunden in ihren Angeboten
auch über
- die interne Verzinsung der effizienteren Lösung oder
- einen Lebenszyklus-Kostenvergleich (total cost of ownership)
um die Rentabilität der energieeffizienten Investition gegenüber ihrem Risiko
darzustellen.
Folge: viele rentable Effizienz-Optionen (IRR < 30%) werden vom Kunden nicht gewählt
Quellen: Schröter, M. u.a.; 2009, ISI-Mitteilungen no.51
VDI 2884; (2005): Beschaffung, etc unter Anwendung
von LCC Life Cycle Cost. Beuth, Berlin
Zu geringe Kundenorientierung von Großhandel und Banken
 Großhändler energietechnischer Massenprodukte optimieren den Kapitaleinsatz:
keine hoch energieeffizienten Produkte am Lager
die Folgen: - der eilige Energieanwender greift zum vorrätigen normal effizienten Produkt
(z.B. Elektromotor, Pumpe), seine Maschine/ Anlage muss in wenigen
Stunden wieder laufen (keine Wartezeit möglich)
- der Großhändler konstatiert: die hoch effizienten Produkte laufen nicht
 Die Banken schauen in erster Linie auf die Bonität des Unternehmens; das
Argument der Kunden, geplante Energieeffizienz-Investitionen seien extrem
rentabel und würden ihre Gewinn- und Wettbewerbssituation verbessern, schlägt
nicht durch. Dazu fehlt den Banken das technische Knowhow.
Die Folgen: betroffene Energieanwender können nur über chashflow begrenzt
investieren; manche geplante Investition unterbleibt/ wird verschoben
.Jochem u.a. :Integrierte Wärme- und Kältestrategie ,
AP 4, Förderrahmen 2012, Bericht. Karlsruhe, S.104-133
• Energieanwender
- Vorträge von Geschäftsführern von Unternehmen auf Branchen-Jahrestreffen zu IRR
- Verbände bewerben mehr Messungen, bessere Energieeffizienz-bedachte Ausschreib-
ungen, beide Entscheidungs-Kriterien bei ihren Mitgliedsfirmen
- Teilnahme an Energieeffizienz-Netzwerken (Effizienz-Fortschritt 2,1%/a)
- öffentlich bezuschusste Programme nur mit Angaben von ROI und IRR
- Energieeffizienz-Preisverleihungen und Best Practice nur mit Angaben beider Kriterien
• Maschinen- und Anlagen-Hersteller
- VDMA, ZVEI bewerben die Angabe beider Kriterien bei Angeboten ihrer Mitgliedsfirmen
• Großhandel
- Gespräche zwischen Produktherstellern, Großhandel und Kunden zu neuen Logistik-
Konzepten
• Banken
- technische Beratungs-Netzwerke aufbauen,
- bei Jahresgesprächen mit Geschäftsleitung die Entscheidungs-Routinen ansprechen
Einige Vorschläge für veränderte betriebsinterne Entscheidungs-Routinen
Henning, M. u.a. Integrierte Wärme- und Kältestrategie , AP 8,
Handlungsempfehlungen . 2012, Bericht. Freiburg, S.22-27
Schlussfolgerungen – Re-Vision der Entscheidungsroutinen
bei Energieanwendern, Zulieferern und Banken
 Begleitende Nutzen und Rentabilität berechnen
 Die Verbände und IHKs: beide Entscheidungsaspekte –
Risiko und Rentabilität propagieren. Nicht die Einseitigkeit noch rechtfertigen.
- Ausschreibung und Angebote: immer beide Aspekte einfordern/ anbieten
- Best Practice-Beispiele: immer beide Aspekte behandeln
- Ausbildung kaufmännischen Personals: Überprüfung der Curricula und Rechenbeispiele
- berufliche Fortbildung: Angebote zu Rentabilitäts-Berechnungen (auch mit Rechen-Tools)
- spezielle Kommunikations-Kampagnen durchführen
 Die Energiewende der zwei Geschwindigkeiten muss durch Veränderungen der
Entscheidungsroutinen auf der Energieeffizienz-Seite beschleunigen, u.a. auch durch
- Großhandel-Logistik verbessern; Lagerhaltung von Reserveteilen im Betrieb reflektieren
- Stadtwerke: schneller und mehr in Energiedienstleistungen einsteigen (z.B. Contracting)
- Finanzierung – Sparkassen/Volksbanken, Großbanken, Fonds, Venture Capital
„Wer neu anfangen will, soll es sofort tun,
denn eine überwundene Schwierigkeit
vermeidet hundert neue.“
Konfuzius, 551-479 v. Chr.,
Die Energiewende:
„Dieses Jahrhundertwerk wird als
Gemeinschaftswerk nur mit einer
gemeinsamen Anstrengung auf allen Ebenen
der Politik, Wirtschaft und der Gesellschaft
gelingen.“ Ethik-Kommission 2011

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Vortrag Prof. Jochem zu den Berliner Energietagen

  • 1. Entscheidungsroutinen bei der Energieeffizienz - meist falsch und von den Herstellern und Banken bekräftigt Berliner Energietage 2014 Berlin, 19. Mai 2014 Eberhard Jochem, Prof. Dr.-Ing., ETH, Fraunhofer ISI und IREES Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien
  • 2. Inhalt − Die Energiewende 2000 bis 2013 - die Energieeffizienz auf der Kriechspur − Die Energieanwender und ihre Entscheidungsroutinen − Die Hersteller von Maschinen und Anlagen, die Großhändler und Banken − Einige Vorschläge für Änderungen der Entscheidungsroutinen bei der Energie- Effizienz in Unternehmen
  • 3. Die Energiewende der zwei Geschwindigkeiten • Schneller Fortschritt bei den Erneuerbaren Energien 2000 bis 2012 : - Anteil an der Stromerzeugung erhöhte sich pro Jahr um 10 % - Aufschlag auf Strompreis bis zu 6,2 cts/kWh • die Energieeffizienz auf der Kriechspur 2000 bis 2012: - Energiebedarf pro Einwohner nimmt pro Jahr um 0,5% ab - Energieintensität der Industrie nimmt pro Jahr um 0,6% ab, die Effizienz bei etwa 0,5% Energieintensität der Industrie: jährlich - 0,6%
  • 4. die Entdeckung der Energieeffizienz als ein Innovationsmotor in 2014 ??? Mai 2014: Noch immer fokussieren sich Verbände, Politik und Medien auf das Energieangebot: Erneuerbare, Kohle – und Herbst 2014??
  • 5. der Innovationsmotor Energieeffizienz wäre realisierbar  Potenzial der Industrie und des GHD-Sektors 2014 bis 2020: 500 PJ  Reduktion der Energiekosten um 11 Mrd. € in 2020 (-12%)  CO2-Minderung um ca. 45 Mio. Tonnen (5% der Treibhausgasemissionen Deutschlands)  netto 45.000 neue Arbeitsplätze durch die Hebung dieser Potenziale  Bruttoinlandsprodukt 2020: + 3 Mrd. €  geringerer der Kapitalabfluss durch verminderte Energieimporte  30 Mrd. € Energieeffizienz-Investitionen, ein Beitrag zur Erhöhung der Investitionsquote der deutschen Wirtschaft Worauf warten Politik und Wirtschaft noch? Quelle : Jochem u.a. energiewirtschaftliche Tagesfragen, 64(2014)1/2, S.81-85
  • 6. Warum realisieren viele Betriebe nur einen Teil der rentablen Potentiale? Sind ihre betriebsinternen Entscheidungs-Routinen angemessen?  Orientierung der Investitionen nur an der Amortisationszeit (85 % der Unter- nehmen) statt auch an der internen Verzinsung, keine Lebenszyklus-Kosten Folge: rentable Investitionen mit interner Verzinsung bis 30% nicht beachtet  Orientierung der Entscheidung an niedrigster Investitions-Summe,  Der Einkauf hat häufig nicht hinreichend Spezifikationen zu energieeffizienten Komponenten in seinen Ausschreibungen ; Folge: wenig energieeffiziente Standard-Technik wird beschafft  Finanzierung der Maßnahmen aus dem Cash Flow, meist kein Fremdkapital Folge: erwogene Effizienz-Investitionen werden nicht getätigt/ verschoben  Geschäftsleitungen priorisieren häufig nach der 80 % / 20 %-Regel Folge: bei Energiekostenanteilen an Produktionskosten zwischen 1 und 5% braucht man sich um Energieeffizienz nicht zu kümmern Quellen : Jochem u.a. energiewirtschaftliche Tagesfragen, 64(2014), S.81-85 Müller, A. Energie & Management, 15. Februar 2014, S.16
  • 7. Ein zentrales Hemmnis für langlebige Investitionen energie- effizienter Lösungen : Die Verwechselung zwischen Risiko und Rentabilität bei 85% der Betriebe in D
  • 8. Begrenzte Eigenständigkeit der Hersteller – zu geringe Kundenorientierung von Großhandel und Banken Quelle: IREES/ISI
  • 9. Begrenzte Eigenständigkeit der Hersteller und ihr Kundenreflex  Viele Maschinen- und Anlagenherstellern bieten ihre energieeffizienten Optionen häufig auch nur mit Angabe der Amortisationszeit an, Folge: der Kunde wird auch durch das Hersteller-Angebot auf die Risikosicht fixiert.  Häufig sind darin nicht „Nebeneffekte“ der Nutzen enthalten, z.B. : - höhere Taktzeiten der Maschinen und damit höhere Produktivität - geringerer Ausschuss oder höhere oder sehr gleichmäßige Qualität der Produkte Folge: Es kann schon die Amortisationszeit fehlerhaft sein.  Nur etwa 15 bis 20 % der Hersteller informieren ihre Kunden in ihren Angeboten auch über - die interne Verzinsung der effizienteren Lösung oder - einen Lebenszyklus-Kostenvergleich (total cost of ownership) um die Rentabilität der energieeffizienten Investition gegenüber ihrem Risiko darzustellen. Folge: viele rentable Effizienz-Optionen (IRR < 30%) werden vom Kunden nicht gewählt Quellen: Schröter, M. u.a.; 2009, ISI-Mitteilungen no.51 VDI 2884; (2005): Beschaffung, etc unter Anwendung von LCC Life Cycle Cost. Beuth, Berlin
  • 10. Zu geringe Kundenorientierung von Großhandel und Banken  Großhändler energietechnischer Massenprodukte optimieren den Kapitaleinsatz: keine hoch energieeffizienten Produkte am Lager die Folgen: - der eilige Energieanwender greift zum vorrätigen normal effizienten Produkt (z.B. Elektromotor, Pumpe), seine Maschine/ Anlage muss in wenigen Stunden wieder laufen (keine Wartezeit möglich) - der Großhändler konstatiert: die hoch effizienten Produkte laufen nicht  Die Banken schauen in erster Linie auf die Bonität des Unternehmens; das Argument der Kunden, geplante Energieeffizienz-Investitionen seien extrem rentabel und würden ihre Gewinn- und Wettbewerbssituation verbessern, schlägt nicht durch. Dazu fehlt den Banken das technische Knowhow. Die Folgen: betroffene Energieanwender können nur über chashflow begrenzt investieren; manche geplante Investition unterbleibt/ wird verschoben .Jochem u.a. :Integrierte Wärme- und Kältestrategie , AP 4, Förderrahmen 2012, Bericht. Karlsruhe, S.104-133
  • 11. • Energieanwender - Vorträge von Geschäftsführern von Unternehmen auf Branchen-Jahrestreffen zu IRR - Verbände bewerben mehr Messungen, bessere Energieeffizienz-bedachte Ausschreib- ungen, beide Entscheidungs-Kriterien bei ihren Mitgliedsfirmen - Teilnahme an Energieeffizienz-Netzwerken (Effizienz-Fortschritt 2,1%/a) - öffentlich bezuschusste Programme nur mit Angaben von ROI und IRR - Energieeffizienz-Preisverleihungen und Best Practice nur mit Angaben beider Kriterien • Maschinen- und Anlagen-Hersteller - VDMA, ZVEI bewerben die Angabe beider Kriterien bei Angeboten ihrer Mitgliedsfirmen • Großhandel - Gespräche zwischen Produktherstellern, Großhandel und Kunden zu neuen Logistik- Konzepten • Banken - technische Beratungs-Netzwerke aufbauen, - bei Jahresgesprächen mit Geschäftsleitung die Entscheidungs-Routinen ansprechen Einige Vorschläge für veränderte betriebsinterne Entscheidungs-Routinen Henning, M. u.a. Integrierte Wärme- und Kältestrategie , AP 8, Handlungsempfehlungen . 2012, Bericht. Freiburg, S.22-27
  • 12. Schlussfolgerungen – Re-Vision der Entscheidungsroutinen bei Energieanwendern, Zulieferern und Banken  Begleitende Nutzen und Rentabilität berechnen  Die Verbände und IHKs: beide Entscheidungsaspekte – Risiko und Rentabilität propagieren. Nicht die Einseitigkeit noch rechtfertigen. - Ausschreibung und Angebote: immer beide Aspekte einfordern/ anbieten - Best Practice-Beispiele: immer beide Aspekte behandeln - Ausbildung kaufmännischen Personals: Überprüfung der Curricula und Rechenbeispiele - berufliche Fortbildung: Angebote zu Rentabilitäts-Berechnungen (auch mit Rechen-Tools) - spezielle Kommunikations-Kampagnen durchführen  Die Energiewende der zwei Geschwindigkeiten muss durch Veränderungen der Entscheidungsroutinen auf der Energieeffizienz-Seite beschleunigen, u.a. auch durch - Großhandel-Logistik verbessern; Lagerhaltung von Reserveteilen im Betrieb reflektieren - Stadtwerke: schneller und mehr in Energiedienstleistungen einsteigen (z.B. Contracting) - Finanzierung – Sparkassen/Volksbanken, Großbanken, Fonds, Venture Capital
  • 13. „Wer neu anfangen will, soll es sofort tun, denn eine überwundene Schwierigkeit vermeidet hundert neue.“ Konfuzius, 551-479 v. Chr., Die Energiewende: „Dieses Jahrhundertwerk wird als Gemeinschaftswerk nur mit einer gemeinsamen Anstrengung auf allen Ebenen der Politik, Wirtschaft und der Gesellschaft gelingen.“ Ethik-Kommission 2011