1. BBSR-Berichte KOMPAKT
Wohnungsmärkte im Wandel
Zentrale Ergebnisse der Wohnungsmarktprognose 2025
1 / 2010
Einführung
Seit einigen Jahren ist die Bevölkerungszahl Deutschlands bildung – und qualitative Anforderungen an die Wohnungs
rückläufig. Kurzfristig ist mit einer deutlichen Trendwende bestände (z.B. höhere Wohnflächen, veränderte Zuschnitte
nicht zu rechnen. Für die Nachfrageseite der Wohnungs der Wohnung) eine Nachfrageverschiebung hin zu anderen
märkte sind deswegen unmittelbare und mittelbare Auswir Wohnungsbedarfen beobachtet werden. In diesem Fall
kungen zu erwarten. Allerdings ist Bevölkerungsrückgang besteht folglich eine zusätzliche Wohnungsnachfrage trotz
für viele Regionen bereits seit längerem feststellbar. Für rückläufiger Bevölkerungs- und Haushaltszahlen. Vielerorts
andere Regionen kann jedoch auch aktuell von einem gehen Präferenzverschiebungen der Haushalte einher mit
Bevölkerungsrückgang nicht die Rede sein: Etliche Regi fehlender Marktgängigkeit von bestimmten Wohnungsbe
onen wachsen noch weiterhin und stellen den regionalen ständen, die aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte oftmals
Wohnungsmarkt vor Herausforderungen, was sich beispiels „in die Jahre“ gekommen sind.
weise in steigenden Neuvermietungsmieten zeigen kann.
Demgegenüber steht in schrumpfenden Regionen eher der In dieser Ausgabe von BBSR-Berichte KOMPAKT werden
Umgang mit Wohnungsleerständen auf der Tagesordnung. einige zentrale Ergebnisse der Wohnungsmarktprognose
2025 vorgestellt. Sie basieren auf den demographischen
Gleichwohl kann auch in Regionen mit rückläufiger quanti Modellen der BBSR-Raumordnungsprognose 2025 und
tativer Wohnungsnachfrage durch Präferenzverschiebungen weiterführenden Szenarien zur Raumentwicklung.
der Haushalte – beispielsweise durch Wohneigentums
2. Wohnungsmärkte im Wandel
Die Wohnungsmarktprognose berechnet Um diese nachfragewirksamen Veränderungen im Prog
die zukünftige Wohnflächennachfrage nosemodell zu erfassen, werden die drei Trendparameter
und den Neubaubedarf erstmalig in „Eigentümerquote“, „Pro-Kopf-Wohnfläche Eigentümer“ und
„Pro-Kopf-Wohnfläche Mieter“ als lange Zeitreihen analysiert
zwei Varianten
und für den Prognosezeitraum differenziert nach 17 Haus
Die BBSR-Wohnungsmarktprognose bildet methodisch über haltstypen und 97 Raumordnungsregionen fortgeschrieben.
die Analyse der demographischen Situation der 97 Raum Vor dem Hintergrund des nur noch moderat zunehmenden
ordnungsregionen und ihrer zukünftigen Entwicklung die zu Wohnflächenkonsums und der geringeren Dynamik in der
erwartende Nachfrage nach Wohnflächen und Neubauwoh Wohneigentumsbildung werden die aus der Vergangenheit
nungen ab. Die erstmalige Berechnung von zwei Varianten bekannten Trends nicht unreflektiert linear fortgesetzt, son
mit unterschiedlichen Annahmen zu Bevölkerungs- und dern unter Berücksichtigung von Sättigungseffekten metho
Haushaltsentwicklung, Außenwanderung und Binnenwande disch mit sich abschwächenden Verläufen versehen.
rung greift Anforderungen an eine variablere Einbeziehung
von wichtigen quantitativen und qualitativen Stellgrößen auf. Die differenzierten Berechnungen zur Entwicklung der
Insbesondere die Verwendung einer Variante mit niedrige Wohnflächennachfrage und des daraus folgenden Neubau
rer Zuwanderung berücksichtigt die aktuell sehr geringe bedarfsvolumens werden getrennt nach Wohnungen in Ein-
Zuwanderung und erlaubt die Berechnung von kurzfristigen und Zweifamilienhäusern und Mehrfamilienhäusern sowie
Nachfrageentwicklungen. Auf längere Sicht mit möglicher nach Mieter- und Eigentümernachfrage vorgenommen.
weise wieder höheren Zuwanderungszahlen kann durchaus
die obere Variante für einen mittel- bis langfristigen Nach Weitergehende methodische Darstellungen und insbeson
frageausweis Verwendung finden1. dere differenzierte regionale Ergebnisse werden in einer
ausführlichen Veröffentlichung der Wohnungsmarktprognose
Dabei werden allgemeine wie auch haushaltsgruppenspe 2025 in der Reihe BBSR-Berichte (inkl. CD-ROM) enthalten
zifische Trends bei der Wohneigentumsbildung und bei sein, die im Verlauf des Jahres 2010 erscheinen wird.
der Wohnflächeninanspruchnahme berücksichtigt. Aus
der Gegenüberstellung der zu erwartenden Nachfrage mit
der Angebotsseite, die mit Hilfe von Abgangsquoten und Wichtige demographische Trends
regionalisierten durchschnittlichen Neubaugrößen aus der für den Wohnungsmarkt
Bautätigkeitsstatistik modifiziert abgeleitet wird, ergibt sich Die Bevölkerung schrumpft,
dann der regionale Neubaubedarf differenziert bis auf die
die Haushaltszahlen bleiben konstant
Ebene der kreisfreien Städte und Landkreise.
Die grundlegenden Trends bei Bevölkerung und Haushal
Dieser im Kern demographisch konzipierte Modellansatz ten bilden die Grundlage für Aussagen über die künftige
erfasst zugleich auch qualitative Veränderungen auf der Wohnungsnachfrageentwicklung und den Neubaubedarf bis
Nachfrageseite, die zunehmend wichtiger und marktprä zum Jahr 2025. Wie erwähnt errechnet die Wohnungsprog
gender werden. So fließen in die Trendberechnungen zur nose erstmalig zwei Alternativvarianten, die bezüglich der
Wohnflächenentwicklung implizit z. B. die Entwicklung der Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung, der Außen- und
verfügbaren Einkommen ebenso ein wie die Annahme von der Binnenwanderung unterschiedliche Annahmen setzen
Sättigungseffekten künftiger Wachstumsgrenzen. Variable (siehe Tab. 1).
Abgangsquoten simulieren eine mögliche verringerte Markt
fähigkeit bestehender Gebäude. Die folgenden Ausführungen basieren im Wesentlichen auf
den Ergebnissen der „unteren Variante“, die von einer nied
rigeren Zuwanderung, einer stärkeren räumlichen Konzen
tration auf verdichtete/verstädterte Räume und gleichzeitig
einer erhöhten Konzentration der Nachfrage auf dynamische
Ballungsräume ausgeht.
Danach nimmt die Bevölkerungszahl in Deutschland von
(1) 2010 bis 2025 von 81,5 Mio. auf knapp 77,9 Mio. um gut
Siehe hierzu auch weitere prognostische Studien z.B. von IW, empirica,
ifo- und Pestel-Institut mit z.T. abweichenden Annahmen und Neubau-
4,5 % ab (siehe Tab. 1). In den neuen Ländern sinkt die
ergebnissen. Bevölkerungszahl um über 10 % von 16,1 Mio. (2010) auf
2 BBSR-Berichte KOMPAKT 1 / 2010
5. Wohnungsmärkte im Wandel
Differenziert man die Trendverläufe nach einzelnen Haus Entwicklung der Wohnflächennachfrage
haltstypen, so ergeben sich deutlich heterogene Entwick
lungsdynamiken, wie das Beispiel der Zwei- und Dreiper Über die haushalts- und wohnungsspezifischen Trendver
sonenhaushalte illustriert (siehe Abb. 2). Während für die läufe wird die zukünftige Wohnflächennachfrage der Eigen
Dreipersonenhaushalte mit den Altersklassen unter 45 Jahre tümer- und Mieterhaushalte bestimmt und nach Gebäude
und ab 45 bis unter 60 Jahre eine deutliche Zunahme arten (Ein- und Zweifamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser)
prognostiziert wird, zeichnen sich die jungen Zweipersonen differenziert.
haushalte unter 30 Jahre durch einen leichten Rückgang in
der Eigentumsbildung aus. Bei den mittleren Zweipersonen
haushalten unter 45 Jahren, die durch Familiengründung Steigende Wohnflächennachfrage
und Eigentumsbildung in den letzten Jahren ein wichtiger vor allem durch Eigentümerhaushalte
Träger des Einfamilienhausbaus waren, nimmt die Eigen
tümerquote im Prognosezeitraum in den alten Bundeslän Für den Prognosezeitraum 2010 bis 2025 zeichnet sich ins
dern schließlich nur noch sehr langsam zu. gesamt eine Erhöhung der Wohnflächennachfrage um rund
6 % auf 3,1 Mrd. m2 im Jahr 2025 ab. Der Zuwachs wird
Die wachsende Eigentümerquote bei den Dreipersonen dabei ausschließlich von der positiven Nachfrageentwick
haushalten von 45 bis 60 Jahren resultiert mitunter aus lung der Eigentümerhaushalte getragen (+15,5 %), während
zunehmenden Erbschaftsübertragungen als Folge der die Wohnflächennachfrage der Mieterhaushalte rückläufig ist
Er öhung des Anteils älterer Generationen. Stagnierende
h (- 4,9 %). Am kräftigsten ist der Anstieg mit durchschnittlich
Preise auf den deutschen Mietwohnungsmärkten sowie rund 1,7 % pro Jahr im Bereich der Eigentumswohnungen
reduzierte Förderanreize können andererseits die rückläu in Mehrfamilienhäusern. Gegensätzlich verhält sich die
fige bzw. nicht mehr zunehmende Eigentumsbildung der Flächennachfrage bei vermieteten Geschosswohnungen,
Haushalte bis 45 Jahre teilweise erklären (vgl. Demary/ die durchschnittlich um 0,5 % pro Jahr zurückgeht (siehe
Voigtländer 2009). Ergänzend stehen auch die zunehmen Abb. 3).
de Arbeitsplatzmobilität und die Wohnortpräferenzen der
jungen Zweipersonenhaushalte einer Eigentumsbildung eher
entgegen (vgl. Hirschle / Schürt 2008; FAZ 2009). Regionale Unterschiede werden akzentuiert
Im Vergleich zu den Eigentümerquoten zeigt sich bei den Die regionalspezifischen Muster der demographischen
Pro-Kopf-Flächen ein relativ einheitlicher Verlauf, der zwar Entwicklung manifestieren sich auch in der räumlichen
auf unterschiedlichen Niveaus startet, aber für die Mehrzahl Entwicklung der Wohnungsnachfrage. In den alten Bundes
der Haushaltstypen eine ähnliche Steigung aufweist. Die ländern wächst die Nachfrage nach Wohnfläche von 2010
Pro-Kopf-Wohnfläche der Eigentümerhaushalte steigt insge bis 2025 um rund 0,4 % pro Jahr, während sie in den neuen
samt um rund 4 m2 in den alten Bundesländern auf knapp stagniert (0,03 % p.a.). Die Nachfrageimpulse gehen dabei
unter 53 m2 und in den neuen Bundesländern auf ca. 47 m2. ausschließlich vom Eigentumssegment aus (alte Länder
Für Mieterhaushalte wird ein Pro-Kopf-Wohnflächenplus von +1 % p.a., neue Länder +1,2 % p.a.), während die Entwick
ca. 3 m2 auf 41 m2 bzw. 38 m2 prognostiziert. Langfristig lung im Mietwohnungssegment sowohl in den alten als auch
wird allerdings auch hier von einer geringen Wachstums neuen Bundesländern mit - 0,2 % bzw. - 0,7 % p.a. deutlich
dynamik ausgegangen. So dürften sowohl der Trend „zurück rückläufig ist.
in die Stadt“ als auch die steigenden Energiepreise die Zu
nahme der Flächeninanspruchnahme dämpfen. Die Ergebnisse der Prognose zeigen, dass die Entwick
lungsdynamik auf der Ebene der Raumordnungsregionen
gespalten bleibt (siehe Karte 1). Überdurchschnittlich hohe
Zuwächse bei der Wohnflächennachfrage sind vor allem
in München, Berlin, Hamburg, Bonn und Stuttgart sowie in
Teilen Brandenburgs, Nordniedersachsens, Bayerns und
Baden-Württembergs zu erkennen. Im Gegensatz dazu sind
Regionen mit negativer Entwicklung vor allem in den neuen
Ländern sowie in Teilen Niedersachsens, in Nordhessen, im
Ruhrgebiet und in Oberfranken zu finden. Die Spannweite
1 / 2010 BBSR-Berichte KOMPAKT 5
9. Wohnungsmärkte im Wandel
Der demographisch und verhaltensbedingt induzierte Tabelle 3
Neubau beläuft sich hierbei auf rund 130 000 Wohnungen, Neubaubedarf differenziert nach alten und
neuen Bundesländern
was ca. 70 % des prognostizierten Neubaus ausmacht.
Etwas über 50 000 Wohnungen werden zur Erneuerung der Neubau 2010 bis 2010 bis 2016 bis 2021 bis
in den alten Ländern 2025 p.a. 2015 p.a. 2020 p.a. 2025 p.a.
Bestände als Ersatzbedarf berechnet, was einem Anteil von
Wohnungen
ungefähr 30 % für den gesamten Prognosezeitraum ent in Ein- und 98 000 103 000 97 000 93 000
spricht. Durch den im Zeitablauf sinkenden demographisch Zweifamilienhäusern
bedingten Neubau erhöht sich der Anteil des Ersatzbedarfs Wohnungen in
55 000 56 000 58 000 52 000
Mehrfamilienhäusern
von zunächst 25 % auf 34 % am Prognoseende.
Wohnungen
154 000 159 000 155 000 145 000
insgesamt
Innerhalb des Prognosezeitraums ist der Neubaubedarf Neubau in 2010 bis 2010 bis 2016 bis 2021 bis
tendenziell rückläufig. Das anfängliche Absinken der Neu den neuen Ländern 2025 p.a. 2015 p.a. 2020 p.a. 2025 p.a.
baunachfragekurven bis 2012 im Mehrfamilienhaussegment Wohnungen
in Ein- und 17 000 19 000 18 000 14 000
und bis 2015 bei den Ein- und Zweifamilienhäusern erklärt Zweifamilienhäusern
sich aus den zunächst deutlich rückläufigen Haushaltszah Wohnungen in
12 000 15 000 12 000 10 000
len der 30 bis 45-Jährigen, die in der Vergangenheit am Mehrfamilienhäusern
häufigsten Wohneigentum bildeten. Der temporäre Zuwachs Wohnungen
29 000 33 000 30 000 24 000
insgesamt
der Bautätigkeit zwischen 2015 und 2020 ist zum einen auf
die zeitlich verzögerte Eigentumsbildung der mittlerweile
45- bis 60-Jährigen aus dem „Geburtenberg“ der 1960er
Jahre zurückzuführen. Zum anderen führt der Markteintritt
des Nachwuchses des „Geburtenberges“ als Wohnungs In den neuen Bundesländern ist der Anteil des Geschoss
nachfrager ab ca. 2016 dazu, dass dieser „Geburtenhügel“ wohnungsbaus im Prognosezeitraum mit rund 42 % höher
sich stabilisierend auf die Wohnungsnachfrage bzw. den als in den alten Ländern (36 %) (siehe Tab. 3, Abb. 4). Dies
Neubaubedarf niederschlägt. liegt jedoch im Wesentlichen an der großen Bedeutung des
Berliner Wohnungsmarktes für die neuen Bundesländer, der
so gut wie den gesamten Geschosswohnungsmarkt dort
Konzentration des Neubaubedarfs ausmacht.
auf die alten Bundesländer
Die Prognose geht für die alten Bundesländer von einem Räumliche Schwerpunkte des Neubaubedarfs
durchschnittlichen Neubaubedarf von rund 154 000 Woh
nungen aus. Während im ersten Fünfjahreszeitraum die jähr Karte 3 verdeutlicht trotz räumlicher Ungleichgewichte das
lichen Neubauzahlen im Ein- und Zweifamilienhausbereich bundesweit insgesamt relativ niedrige Niveau des Neubau
sehr stark um 16,5 % sinken und auch im Mehrfamilienhaus volumens von Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern
segment leicht rückläufig sind, werden für den Prognose sowie Mehrfamilienhäusern.
zeitraum 2016 bis 2020 für beide Gebäudetypen Zuwächse
berechnet (4,8 % im Ein- und Zweifamilienhausbereich und Für den Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern lassen
0,2 % im Geschosswohnungsbau). Im letzten Drittel wird für sich bezogen auf die Einwohnerzahl die höchsten Potenziale
beide Segmente ein deutlicher Rückgang von über 10 % insbesondere im Umland der Agglomerationsräume Berlin,
ermittelt. Hamburg, Bremen, und München erkennen. Daneben sind
Regionen in Süddeutschland (z.B. Landshut, Donau-Wald),
Für die neuen Bundesländer weist die Wohnungsprognose im Westen (z.B. Münster, Aachen) sowie in Niedersachsen
bis 2025 einen durchschnittlichen jährlichen Neubaube (z.B. Osnabrück, Oldenburg) durch ein höheres Neubau
darf von rund 29 000 Wohnungen aus. Die Prognosewerte volumen gekennzeichnet. Auch Regionen in den neuen
fallen hierbei von etwa 34 000 (2010) auf knapp 21 000. In Ländern wie Havelland-Fläming und Prignitz-Oberhavel
den ersten zwei Fünf-Jahres-Perioden bleibt das Neubau weisen überdurchschnittliche Ergebnisse auf. Altindustriali
volumen für Ein- und Zweifamilienhäuser relativ konstant. sierte Räume wie das Ruhrgebiet oder Bremerhaven sowie
Danach sinkt der Wert ab 2021 auf 14 000 und erreicht 2025 Südwestsachsen und Berlin weisen hingegen ein unter
mit 12 000 Einheiten seinen vorläufigen Tiefstand. durchschnittliches Neubauergebnis auf.
1 / 2010 BBSR-Berichte KOMPAKT 9
14. Wohnungsmärkte im Wandel
im Geschosswohnungsbau bleibt mit rund 14 000 Einheiten Fazit
relativ konstant.
Deutschland wird in den nächsten 16 Jahren – im Ergebnis
Auch in der regionalen Analyse des Neubaubedarfs spie der Berechnungen der Wohnungsmarktprognose 2025 in
geln sich die veränderten Parameter der oberen Variante einer unteren Variante – mit durchschnittlich 1,4 Wohnungen
klar wider. Im Vergleich zur unteren Variante weist das Neu je 1 000 Einwohner ein sehr verhaltenes Neubauvolumen
bauvolumen von Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäu erwarten können. In wirtschaftsstarken Regionen ist in den
sern trotz regionaler Unterschiede bundesweit ein insgesamt nächsten 16 Jahren mit überwiegend stabilen bzw. mit
beachtliches Niveau auf. Die höchsten Potenziale sind z.T. auch leicht wachsenden Nachfragezahlen zu rechnen.
insbesondere im Umland der Agglomerationsräume Berlin, In der zweiten Hälfte des Prognosezeitraumes wird der
Hamburg, Stuttgart und München zu erkennen. Daneben Nachwuchs des „Geburtenberges“ der 1960er Jahre als
sind viele Räume in Süddeutschland (z. B. Schwarzwald- Wohnungsnachfrager insbesondere im Eigenheimbereich
Baar-Heuberg, Donau-Wald), im Westen (z. B. Münster, etwas stärker am Markt auftreten und temporär zu einem
Aachen) sowie in Niedersachsen (z. B. Emsland, Oldenburg) leichten Anstieg des Neubaubedarfs führen.
durch ein höheres Neubauvolumen gekennzeichnet. Auch
Regionen in den neuen Ländern, wie Westmecklenburg und Trotz noch leicht wachsender Wohnflächennachfragezahlen
Mecklenburgische Seenplatte, weisen überdurchschnittliche insbesondere in den alten Bundesländern bleibt der Anteil
Ergebnisse auf. von Neubauwohnungen am Bauvolumen insgesamt jedoch
weit hinter den Bestandsmaßnahmen zurück. Dies setzt auf
Im Vergleich zum Neubaubedarf im Ein- und Zweifamilien aktuelle Entwicklungen bei den Wohnungsbauleistungen
haussegment zeichnen sich im Geschosswohnungsbau auf, wo mittlerweile (2008) nur noch gut jeder fünfte für
allerdings nur wenige räumliche Schwerpunkte ab. Relativ Wohnungsbauinvestitionen ausgegebene Euro in den Woh
hohe Geschosswohnungspotenziale sind insbesondere nungsneubau geht, dagegen knapp 80 % in Bauleistungen
in Berlin, in der Region München, im Rhein-Sieg-Kreis, im an bestehenden Gebäuden. Bei geringer Neubautätigkeit
Rhein-Main-Kreis sowie in Regionen Baden-Württembergs wird der notwendige Anpassungsbedarf des Gebäude- und
und Bayerns zu erkennen. Für altindustrialisierte Räume im Wohnungsbestandes hinsichtlich energetischer und alters
Saarland und im Ruhrgebiet, Teile in Niedersachsen sowie gerechter Anforderungen möglicherweise noch deutlicher
Ost- und Nordbayern werden dagegen unterdurchschnittli über Wohnungsbestandsmaßnahmen geleistet werden
che Neubauergebnisse bzw. kein Neubaubedarf ermittelt. müssen.
Mit Ausnahme weniger Regionen weist das Prognosemodell
für die neuen Bundesländer im Bereich der Mehrfamilien Die Ergebnisse der BBSR-Wohnungsmarktprognose zeigen,
häuser keinen weiteren Neubaubedarf aus. dass eine sich deutlich erhöhende bundesweite Wohnungs
bautätigkeit in den nächsten Jahren nicht zu erwarten ist.
Regional und lokal können jedoch bereits jetzt zu geringe
Wohnungsbaufertigstellungen die Wohnungsmarktlage
negativ beeinflussen und die Wohnungsversorgung insbe
sondere von einkommensschwachen Haushalten gefährden.
Hier stellt die BBSR-Wohnungsmarktprognose wichtige
Informationen bereit.
Sollte es kurzfristig durch eine starke Belebung der Wirt
schaft und durch deutlich zunehmende Zuwanderungs
zahlen zu veränderten Rahmenbedingungen für die Woh
nungsbautätigkeit kommen, kann die obere Variante der
BBSR-Wohnungsmarktprognose Verwendung finden.
Detaillierte Analysen liefern der im Verlauf des Jahres 2010 erscheinende Berichte-Band zur Wohnungsmarktprognose 2025
(Langfassung) und in elektronischer Form die gleichnamige CD-ROM.
14 BBSR-Berichte KOMPAKT 1 / 2010
15. Wohnungsmärkte im Wandel
Literaturverzeichnis
BBSR (Hrsg.): Raumordnungsprognose 2025. – Bonn 2009. Gluch, E.; Dorffmeister, L.: Langfristig nur moderates Wachs
= Berichte, Band 29 tum der Baunachfrage in Deutschland. ifo Schnelldienst
7/2009
Bucher, H.; Schlömer, C.: Raumordnungsprognose 2025.
– Bonn 2008. = BBR-Berichte KOMPAKT 2 / 2008 Just, T.: Demographie Spezial, Demographie lässt Immo
bilien wackeln. Deutsche Bank Research: Aktuelle Themen,
Demary, M.; Voigtländer, M.: Immobilien 2025. Auswirkun Nr. 283 (2003)
gen des demographischen Wandels auf die Wohn- und
Bürommobilienmärkte. Forschungsberichte aus dem Institut
i Pestel Institut (Hrsg.): Wohnungsmangel in Deutschland?
der deutschen Wirtschaft Köln, IW-Analysen 50 (2009) Regionalisierter Wohnungsbedarf bis zum Jahr 2025.
– Hannover 2009
Empirica / BayernLB (Hrsg.): Deutschland bis 2040. Lang
fristige Trends und ihre Bedeutung für den Immobilienmarkt.
– München 2009
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: Am liebsten Berlin
oder Hamburg. Ausgabe vom 20.12.2009, S. V11–V13
Hirschle, M.; Schürt, A.: Suburbanisierung … und kein Ende
in Sicht? Intraregionale Wanderungen und Wohnungsmärk
te. In: Informationen zur Raumentwicklung (2008) Heft 3/4,
S. 211– 227
HWWI, Berenberg Bank: Strategie 2030 – Vermögen und
Leben in der nächsten Generation, Teil 3 „Immobilien“.
– Hamburg 2006
1 / 2010 BBSR-Berichte KOMPAKT 15
16. Herausgeber Marktentwicklung von Büro- und
Einzelhandelsimmobilien aus
Akteurssicht. Ergebnisse des
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- BBSR-Expertenpanels
und Raumforschung (BBSR) Gewerbeimmobilienmarkt 2008.
BBSR-Berichte KOMPAKT
im Bundesamt für Bauwesen Heft 5/2009, Hrsg.: BBSR,
und Raumordnung (BBR) Bonn August 2009
Kostenlos zu beziehen bei:
Deichmanns Aue 31–37 eva.korinke@bbr.bund.de
53179 Bonn Download: www.bbsr.bund.de
à Veröffentlichungen
à BBSR-Berichte KOMPAKT
Bearbeitung / Ansprechpartner
Matthias Waltersbacher Leitfaden zum Einsatz von
matthias.waltersbacher@bbr.bund.de Rechtsinstrumenten beim Umgang
mit verwahrlosten Immobilien
(„Schrottimmobilien“)
Dr. André Scharmanski Werkstatt: Praxis, Heft 65
andre.scharmanski@bbr.bund.de Hrsg.: BMVBS/BBSR, Bonn 2009
Kostenlos zu beziehen bei:
forschung.wohnen@bbr.bund.de
Redaktion Stichwort: Werkstatt: Praxis 65
Download: www.bbsr.bund.de
Adelheid Joswig-Erfling à Veröffentlichungen
à Werkstatt: Praxis
Satz und Gestaltung
Marion Kickartz
Contracting im Mietwohnungsbau
Forschungen, Heft 141
Druck Hrsg.: BMVBS/BBSR, Bonn 2009
Kostenlos zu beziehen bei:
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung forschung.wohnen@bbr.bund.de
Stichwort: Forschungen 141
Download: www.bbsr.bund.de
à Veröffentlichungen
Bestellungen à Forschungen
forschung.wohnen@bbr.bund.de
Die BBSR-Berichte KOMPAKT
erscheinen in unregelmäßiger Folge.
Interessenten erhalten sie kostenlos.
ISSN 1867-0547 (Printversion)
ISBN 978-3-87994-386-9
1 / 2010
BBSR-Berichte KOMPAKT Bonn Januar 2010