Das vorgestellte Projekt repräsentiert ein best-practice-Beispiel einer gruppengetriebenen kommunalen Raumnutzungsoptimierung durch eine FOSS GIS-gestützte Studie. Zur Optimierung der notwendigen Gebietsabdeckung durch den digitalen Behördenfunk im FFH-Gebiet „Odenwald Eberbach“ und Landschaftsschutzgebiet "Winterhauch-Katzenbuckel" (unter Wahrung der Bedarfe des Landschaftsschutzes) wurden mit GRASS GIS „line of sight“ (LOS) Analysen für mehrere Alternativstandorte und Abdeckungskonfigurationen durchge-führt. Die Ergebnisse wurden in Form von thematischen Karten für Google Earth veröffent-licht, auf deren Basis die Standortentscheidung transparent erfolgte. Dabei konnten der Landschaftsverbrauch durch Einbeziehung bereits bestehender Sendemastinfrastrukturen minimiert, besonders sensible Lebensräume geschützt und Nutzungskonflikte ausgeräumt werden.
FOSSGIS 2012: Funknetzabdeckung als Gruppenentscheidung mit FOSS GIS - Fallbeispiel Katzenbuckel
1. Funknetzabdeckung als
Gruppenentscheidung mit FOSS GIS
Fallbeispiel Katzenbuckel
Dr. Peter Löwe
Friedrich-Ebert-Str. 49, 14469 Potsdam
loewe@gisix.com
Panoramablick vom Katzenbuckel Quelle: Wikipedia / A. Völzke Panoramablick vom Katzenbuckel Quelle: Wikipedia / A. Völzke
Sendemaststandorte als GIS-gestützter kommunalpolitischer Entscheidungsprozess Technische Durchführung
Der flächendeckende Ausbau des digitalen Funknetzes für Behörden und Organisationen mit Ziel der GIS-Analyse war der Vergleich der Flächenabdeckung verschiedener Kombinationen von
Sicherheitsaufgaben (BOS) erfordert die Ausweisung zusätzlicher Sendemaststandorte, um eine Sendemaststandorten und –höhen anhand thematischer Karten und ein Ranking der erreichten
möglichst lückenlose Abdeckung sicherzustellen. absoluten Abdeckungsflächen einzelner Varianten.
Bei der Auswahl potenzieller Sendemaststandorte kann es zu Interessenkonflikten bezüglich Parametern Als Ausgangsbasis wurde ein Ausschnitt des ASTER Globalen Geländemodells (ASTER GDEM) [3]
wie erreichbarer Funkabdeckung, Baukosten, Landschaftserhalt und Bürgerinteressen kommen. gewählt. Die von ortskundigen NABU-Mitgliedern identifizierten alternativen Sendemaststandorte und -
Der kommunalpolitische Auswahl- und Entscheidungsprozess für optimale Sendemaststandorte kann höhen wurden in GRASS GIS 6.4 als Basis für Sichtweiten-Analysen (r.los Modul) verwendet.
durch GIS-basierte Gebietsabdeckungsanalysen unterstützt werden. Für den Diskussionsprozess mit Alternativen zum Sendemast auf dem Katzenbuckel wurden anhand acht unkritischer
lokalen Interessengruppen bieten webgestützte Globusbrowser wie Google Earth eine neue Dimension Sendemaststandorte gesucht. Es wurden die Gebietsabdeckungen verglichen, die durch
der interaktiven Situationsbeurteilung. Kombinationen der Sendemasten bei unterschiedlichen Sendemasthöhen erzielt werden konnten. Die
Ergebniskarten wurden mit dem GRASS-Modul r.out.kml zur Nutzung mit Globusbrowsern wie Google
Earth aufbereitet.
Beispiele für die Kartier-
ung der Kerngebiete der
Studie (links) und er-
reichte Abdeckungen
durch Kombination mehr-
erer Senderstandorte
Blick auf den Katzenbuckel Quelle: Wikipedia / Schwing
(rechts) mit Google Earth.
Aussichtsturm Katzenbuckel
Quelle: Wikipedia / H. Berberich
Fallbeispiel Katzenbuckel
Der Katzenbuckel gehört zur Gemeinde Waldbrunn im baden-württembergischen Neckar-Odenwald- Ergebnisse
Kreis, ca. 40 km östlich von Heidelberg. Er ist mit 626 m ü. NN die höchste Erhebung des Odenwaldes Die durchgeführte Sichtweitenanalyse konnte drei landschafts-
und wurde in das 3360 ha große FFH-Gebiet „Odenwald Eberbach“ einebzogen. verträgliche Kombinationen von alternativen Sendemaststandorten
identifizieren, deren Flächenabdeckungen die der ursprünglichen
Für die Funknetz-Abdeckung des baden-württembergischen Gebiets bis zur hessischen Landesgrenze Einzelstandort-Planung übertreffen. Eine dieser Alternativen wurde im
wurde die Errichtung eines 45 m hohen Sendemastes auf dem Katzenbuckel geplant. Dies führte zu Mai 2010 von der Gemeinde Waldbrunn für die Umsetzung der BOS-
Bedenken innerhalb der Bevölkerung, denn es stand zu befürchten, dass ein 45 m hoher Sendemast in Abdeckung ausgewählt: Die Abdeckung erfolgt über zwei neu zu
unmittelbarer Nachbarschaft zum 18 m hohen historischen Aussichtsturm das Landschaftsbild und den erstellende Masten sowie die Einbindung des bestehenden
Quelle: Wikipedia/Arzio
Erlebniswert massiv stören könnte. Sendemasts in Reisenbach.
Alternativstandort Reisenbach mit
Aus dieser Motivation veranlasste die Waldbrunner Ortsgruppe des Naturschutzbundes Deutschland bestehendem Sendemast
(NABU) eine GRASS GIS-gestützte Analyse potenzieller Ersatzstandorte. Literatur
[1] NABU Waldbrunn; Löwe, Peter: Standortalternativen für den Katzenbuckel-Sendemast – Digitale
Um eine breite öffentliche Diskussion zu ermöglichen, wurden die Resultate als digitale Karten; http:katzenbuckel.igude.com/nabu_waldbrunn.kmz
Abdeckungskarten, als KML-Datensätze zur Nutzung mit Globusbrowsern [1] sowie in traditioneller [2] NABU Waldbrunn; Löwe, Peter: Standortalternativen für den Katzenbuckel-Sendemast - Kurzfassung;
Textform veröffentlicht [2]. http://www.katzenpfad.de/wp-content/uploads/2010/05/kurzfassung-studie-pdf.pdf
[3] ASTER Website: http://www.gdem.aster.ersdac.or.jp