SlideShare a Scribd company logo
1 of 3
Download to read offline
26 Wirtschaft 
«Pseudo-Wettbewerb» bei «Auch ohne die Einheitskasse sinkt in den 
nächsten Jahren die Zahl der Krankenkassen» 
Ist die Einheit richtige R Krankenkas-sen- 
Stephan Wirz (32) ist Mit-glied 
der Geschäftsleitung 
des Maklerzentrums, einer 
Beratungsfirma in Basel. 
Er weiss aus seinem Alltag, wie 
Krankenkassen versuchen, ihre 
Risiken möglichst klein zu halten. 
Zunächst überprüfen sie heute 
die Rechnungen sehr genau. 
Doch sie gehen noch einen 
Schritt weiter. «Bei günstigen 
Kassen ist es oftmals so, dass es 
keine Ansprechpartner gibt, 
keine Beratung oder telefoni-sche 
Hotline.» 
Wenn eine Krankenkasse 
aber nur online erreich-bar 
ist, dann ist 
diese für die 
älteren, oft-mals 
teure-ren, 
Kunden 
weniger at-traktiv. 
Das 
Gleiche passiert, wenn Kassen 
von ihren Kunden verlangen, 
dass sie die Arztrechnungen zu-erst 
selber bezahlen – auch das 
schreckt teure Patienten ab. 
Genau dieses System wird 
derzeit stark kritisiert. Die Initi-anten 
einer Einheitskasse stören 
sich daran, dass sich die Kassen 
mit teuren Werbekampagnen die 
«guten» Risiken abwerben. 
Für Wirz aber ist der 
Schluss, dass es des-halb 
eine Einheitskas-se 
brauche, falsch. 
Das System, dass jeder 
seine Kasse selber wäh-len 
könne, findet er 
grundsätzlich richtig. 
Doch auch er gibt 
zu: «Es braucht ei-nen 
stärkeren Risi-koausgleich 
zwi-schen 
Kassen mit 
teuren 
und älteren Kunden und 
Kassen mit günstigen und 
jungen.» 
Mit der angekündigten 
Reform aus dem Departe-ment 
Berset sieht er seine 
Forderungen erfüllt. Der 
neue Ansatz mit einem 
stärkeren Ausgleich führe 
automatisch zu einer An-gleichung 
der Prämien. 
Wirz erwartet auch eine 
Bereinigung im Markt. Eini-ge 
der heute 61 Anbieter der 
Grundversicherung würden 
verschwinden. «Auch ohne 
die Einheitskasse sinkt in den 
nächsten Jahren die Zahl der 
Krankenkassen.» 
«Umbau des Systems 
wäre teuer» 
Einen weiteren Punkt, den die 
Einheitskassen-Befürworter an-führen, 
stellt Stephan Wirz in Ab-rede: 
«Die Monopolisierung der 
Krankenkasse führt 
nicht zu tieferen Kos-ten, 
davon bin ich 
überzeugt.» Im 
Gegenteil: Der Umbau des gan-zen 
Krankenkassen-Systems sei 
teuer und aufwendig. 
Es bräuchte in so einem Fall 
mindestens zwei separate Poli-cen: 
Eine für die staatliche Grund-versicherung 
und eine für die Zu-satzversicherung. 
Auch die Frage 
nach dem Datenaustausch zwi-schen 
der künftigen Grundversi-cherung 
und einer Zusatzversi-cherung 
sei noch völlig unge-löst. 
l ANDREAS SCHAFFNER 
In der kommenden 
Abstimmung geht es 
um eine Grundsatzfrage: 
Soll das heutige System 
mit privaten Krankenkassen 
abgeschafft werden – 
zugunsten einer staatlichen 
Kasse? Der Hintergrund der 
Diskussion sind stetig 
steigende Kosten. Und 
das heutige System leidet 
darunter, dass sich Kassen 
die «guten Risiken» abjagen. 
SonntagsBlick hat einen 
Gegner und einen Befürwor-ter 
der Einheitskasse besucht. 
Spezialist 
Stephan Wirz 
(32): Er sieht 
die Defizite 
im System. 
Fotos: Stefano Schröter, Dominik Plüss, Keystone 
Die Intiative «Für eine öffentliche 
Krankenkasse» verlangt, dass eine 
nationale und öffentlich-rechtlich 
organisierte Krankenkasse die 
soziale Krankenversicherung für 
alle durchführt. 
Im heutigen System sind die 
61 Krankenkassen privatrechtlich 
organisiert. Sie sind gesetzlich 
verpflichtet, jede Person in die 
Grundversicherung aufzunehmen. 
Die Initianten aus links-grüner Ecke 
versprechen sich von ihrem Vor-schlag 
weniger «Pseudo-Wettbe-werb 
» und tiefere Kosten. Der Bun-desrat 
will das System beibehalten. 
Der Umbau sei mit zu grossen 
Unsicherheiten verbunden. l
AKTUELL 
7. September 2014 27 
skasse das 
ezept? 
Thomas Schumacher 
(41) ist Kinderphysio­therapeut. 
Immer 
wieder kämpft er gegen den 
bürokratischen Apparat 
der Krankenkassen. «Fast 
bei jedem Kind fängt es 
wieder ganz von vorne 
an», sagt er. Seine Praxis 
ist in einer früheren Chä­serei 
in Schenkon LU am 
Sempachersee unterge­bracht. 
In seinem Kapuzenpul­lover 
wirkt Schumacher 
nicht wie eine Kämpfer­natur. 
Aber er muss of­fenbar 
einiges wegste­cken. 
«Vier Berichte für 
ein einziges Kind muss ich 
häufig verfassen», erzählt 
er mit einem ironischen Lä-cheln. 
Auch dann würden die 
Kassen oft nicht einlenken. Die 
Eltern seien meist so verunsi­chert, 
dass er sie beraten müsse. 
«Statt über das Kind reden wir 
über die Kasse.» 
Dabei scheint doch im Gesetz 
alles geregelt: Der Kinderarzt 
verordnet eine Therapie. Ist 
diese im Leistungkatalog aufge­führt, 
muss im Normalfall die 
Krankenkasse zahlen. Die Reali­tät 
sieht anders aus. Zeit und 
Energie gehen bei Schumacher 
verloren im Hin und Her zwi­schen 
ihm, dem Kinderarzt, den 
Eltern und der Kasse. 
Auch eine junge Mutter, die 
mit ihrem Kind bei Schumacher 
in Behandlung ist, empfindet die­sen 
Kampf mit der Kasse als «äus­serst 
mühsam»: 
«Ich telefoniere 
mir die Finger 
wund: Kasse, 
Arzt, Therapeut.» 
Am Ende wisse 
sie doch nicht, ob 
die Kasse nun al­les 
bezahle. 
Viele Familien 
würden da kapi­tulieren, 
weiss 
die Mutter. «Den 
Ärger wollen sie 
sich nicht an­tun. 
» 
Die Physiothe-rapie 
alleine sei 
schon eine gros-se 
Belastung: 
Bis zu zwei Stun-den 
täglich ar-beite 
sie mit dem 
Baby zu Hause. 
Aufgeben wolle 
sie aber nicht. «Es kann doch 
nicht sein, dass ich zahlen muss, 
bloss weil ich bei der falschen 
Kasse bin.» 
Vor ein paar Wochen riss Tho-mas 
Schumacher der Geduldsfa-den. 
An einem Anlass sprach er 
die Präsidentin des Dachverban­des 
der Patientenstellen an, Erika 
Ziltener (59). Daraufhin unter­suchte 
diese gemeinsam mit 
dem Verband der Kinderphysio­therapeuten 
20 ähnlich gelager­te 
Fälle. 
«Es war rasch klar, dass die 
Kassen sich nicht an das Gesetz 
halten», so Ziltener. Nächste Wo­che 
wird sie daher beim Bundes­amt 
für Gesundheit Beschwerde 
einreichen. 
Patientenvertreter 
kritisieren Concordia 
Ziltener zielt in erster Linie auf 
die Luzerner Krankenkasse Con­cordia. 
«Es ist mehrheitlich die-se 
Kasse, die bei dieser Leistung 
willkürlich entscheidet und das 
über den Kopf des Arztes hin-weg. 
» In der Beschwerde geht es 
um ein Elternpaar, das von der 
Concordia die Kosten einer Phy­siotherapie 
bezahlt haben wollte. 
Der Arzt hatte die Therapie ver­ordnet. 
Die Kasse lehnte eine Be­Kommentar 
Andreas Schaffner 
Stv. Wirtschaftschef 
Ein Mail 
an meine 
Krankenkasse 
Kürzlich wechselte ich 
zu einer günstigeren 
Krankenkasse und 
Hausarztversicherung – 
damit ich mir nicht den Vor­wurf 
gefallen lassen muss, 
das System noch mehr zu 
verteuern. Aber schon diese 
Woche musste ich meiner 
neuen Krankenkasse ein 
Mail schreiben. 
Es ärgerte mich massiv, dass 
ich zwei Rechnungen vom 
gleichen Spezialisten erhal­ten 
hatte, aber nur eine be­glichen 
worden war. Dabei 
lag für die ganze Behand­lung 
eine Überweisung des 
Hausarztes vor. Noch mehr 
nervte mich, dass die neue 
Krankenkasse ausgerechnet 
die teurere Rechnung nicht 
begleichen wollte. Der Ver­dacht 
«Nie 
lag auf der Hand, dass 
ich gepie­sackt 
wer­den 
sollte. 
So etwas 
war mir bei 
meiner we­sentlich 
teu­reren 
alten 
Kranken­kasse 
fühlte 
ich meine 
Konsu-menten-rechte 
stärker» 
nie passiert. Für die 
hatte ich auch nie Voraus­kasse 
leisten und dann Rück­forderungen 
stellen müssen. 
Ich setzte also das Mail auf. 
Mein Aufwand für den 
Papierkram inklusive Rück­fragen 
beim Arzt: mehr als 
eine Stunde. Meine Rache als 
Konsument: dass ich wohl 
diesen Herbst wieder wech­seln 
und dabei gleich die 
Franchise optimieren werde. 
Ob ich dadurch zum Anhän­ger 
der Einheitskasse gewor­den 
bin? Im Gegenteil: Nie 
fühlte ich meine Konsumen­tenrechte 
stärker als in dem 
Moment, als ich die Kündi­gung 
schrieb. 
den Krankenkassen 
«Statt über die Probleme des Kindes rede ich 
mit den Eltern mehr über die Krankenkasse» 
Bitte umblättern 
Physiothe-rapeut 
Thomas 
Schuma-cher 
bei der 
Arbeit mit 
einem 
Kind.
28 Wirtschaft 
«Uns fehle n 
30 000 
Informatik Branchenverband Der Bedarf an 
Informatik­spezialisten 
ist 
riesig. Kann die 
Schweiz die Lücke 
nicht füllen, 
stehen unzählige 
Branchen vor 
grossen Prob­lemen. 
VON CLAUDIA STAHEL 
Schweizer Firmen suchen 
händeringend nach Com-puterspezialisten. 
Nun 
warnt der Branchenverband: 
Werden keine Massnahmen er-griffen, 
haben sie in Zukunft 
noch mehr Mühe, solche Stellen 
zu besetzen – und zwar nicht nur 
Unternehmen der Informations-und 
Kommunikationstechnolo-gie 
(ICT), sondern die gesamte 
Wirtschaft. Die Diskussion ist 
politisch brisant: Es geht auch 
darum, wie die vom Volk ange-nommene 
SVP-Einwanderungs-initiative 
umgesetzt werden soll. 
Die neuste Prognose des Be-rufsverbands 
ICT-Berufsbildung 
Schweiz liegt SonntagsBlick ex-klusiv 
vor. Demnach fehlen in 
der Schweiz bis zum Jahr 2022 
rund 30 000 Fachkräfte in der 
Zukunftsbranche ICT. 
Bei der letzten Prognose ging 
man bis 2020 noch von einem 
Bedarf von 25 000 Fachleuten 
aus. 
Dabei wird schon heute viel 
unternommen: Seit 1999 hat die 
Wirtschaft über 1600 neue Lehr-stellen 
im ICT-Bereich geschaf-fen. 
Auch Universitäten und 
Fachhochschulen bilden heute 
mehr solches Fachpersonal aus. 
warnt 
Doch das reicht bei weitem 
nicht. Andreas Kaelin (52), Prä-sident 
der ICT-Berufsbildung 
Schweiz: «Zwar ergreifen heu-te 
viel mehr Junge einen Infor-matikerberuf. 
Gleichzeitig hat 
aber der Bedarf nach Fachkräf-ten 
stark zugenommen.» 
Die Zahlen des Bundesamts 
für Statistik belegen dies: Insge-samt 
zählt die Schweiz heute 
fast 200 000 Beschäftigte im 
Bereich ICT – das sind über 
40 Prozent mehr als noch 2001. 
Alle betroffen 
Längst nicht alle sind Program-mierer 
bei einer Informatik- 
Firma. Zwei Drittel arbeiten in 
ganz anderen Branchen: In der 
öffentlichen Verwaltung, bei 
Banken oder im Detailhandel. 
So beschäftigt die Migros etwa 
400 Informatiker in der Schweiz, 
beim Pharmamulti Novartis sind 
es 800, bei der Grossbank UBS 
sogar 3000. 
Die neue «Coopzeitung» – bald wieder mit Preis Die «Coop-zeitung 
» im 
neuen Look. 
Einstweilen 
aber ohne die 
beliebte Seite 
«Einkaufen & 
Profitieren». 
Bis 2022 
Am Dienstag zeigte sich die 
«Coopzeitung» erstmals im 
neuen Kleid. Mit dem überar-beiteten 
Magazin will der Detail-händler 
vermehrt junge Familien 
ansprechen. 
Die Frischekur hat dem Haus-blatt 
sichtlich gut getan. «Ein 
Kernanliegen ist die Nähe zu unse-ren 
Kundinnen und Kunden», 
schreibt Coop-Chef Joos Sutter 
(50) im Editorial. Doch gerade 
bei seiner preissensiblen Kund-schaft 
droht diese Nähe verloren 
zu gehen: Die Seite «Einkaufen & 
Profitieren» für Kunden, die auf 
den Preis schauen, fehlt ganz. 
Hier informierte Coop bisher 
regel­mässig 
über Preisentwicklun-gen. 
Auch der Preismonitor, der 
Vergleich eines Coop-Warenkorbs 
mit dem der Migros, ist entfallen. 
Fortsetzung von Seite 27 
Kämpft gegen den bürokratischen 
Leerlauf an: Thomas Schumacher. 
teiligung ab. Das Kind wurde 
nicht behandelt, obschon der 
Arzt dies für nötig hielt – mit un-gewissen 
Folgen. 
Die Concordia weist die Vor-würfe 
zurück. «Zu konkreten 
Fällen können wir nicht Stellung 
nehmen», sagt Jürg Vontobel 
(50), der als Arzt für die Concor-dia 
die Rechnungsprüfung lei-tet. 
«Aber wir verarbeiten jedes 
Jahr fünf Millionen Rechnun-gen. 
99 Prozent davon können 
wir ohne weitere Abklärungen 
bezahlen, weil sie tarifkonform 
sind.» Sei man sich in einzelnen 
Fällen mit einem Physiothera-peuten 
uneinig, finde sich meist 
im Gespräch ein Kompromiss. 
Nur mit ganz wenigen Physio-therapeuten 
könne man sich in 
der Tariffrage nicht einigen. 
«Kassen drangsalieren 
die Kunden» 
Für Patientenvertreterin Zilte-ner 
legt der Fall Kinderphysio-therapie 
die perversen Mecha-nismen 
des heutigen Gesund-heitssystems 
offen. «Die Kassen 
picken willkürlich Leistungen 
heraus. Dann drangsalieren sie 
ihre Kunden, um Kosten zu 
sparen. Am Schluss versuchen 
sie, mit tieferen Prämien neue 
Kunden anzuwerben.» Da wür-de 
die Einheitskasse Abhilfe 
schaffen. Gesundheitsökonom 
Heinz Locher (71) ist anderer 
Meinung. «Solche Fälle kämen 
leider auch mit einer Einheits-kasse 
vor», sagt er. Die müsse 
schliesslich auch auf die Kosten 
schauen. «Nur kann dort der 
Kunde nicht weg, wenn er unzu-frieden 
ist.» 
Die Vor- und Nachteile einer 
Einheitskasse ist auch ein The-ma 
in der Praxis von Thomas 
Schumacher. Die junge Mutter 
ist skeptisch: «Was eine solche 
gigantische Umstellung bringen 
würde, weiss keiner mit Be-stimmtheit. 
» Thomas Schuma-cher 
dagegen ist sich sicher, dass 
es unbedingt neue Ideen braucht 
– die Einheitskasse ist so eine 
Idee. «Sonst können wir unsere 
heutige Qualität nicht mehr lan-ge 
halten.» l 
NIKLAUS VONTOBEL

More Related Content

Viewers also liked

Reinvención de la Comunicación: Una mirada desde la pedagogía
Reinvención de la Comunicación: Una mirada desde la pedagogíaReinvención de la Comunicación: Una mirada desde la pedagogía
Reinvención de la Comunicación: Una mirada desde la pedagogíaIsabellaOM
 
9 managing processes
9  managing processes9  managing processes
9 managing processesJuan Camilo
 
Respeto y garantías de los dd
Respeto y garantías de los ddRespeto y garantías de los dd
Respeto y garantías de los ddDiego Ramirez
 
Ost 1 12892 77
Ost 1 12892 77Ost 1 12892 77
Ost 1 12892 77maishai75
 
Oracle12c threaded execution - Ressourcen sparen zum Nulltarif?!?
Oracle12c threaded execution - Ressourcen sparen zum Nulltarif?!?Oracle12c threaded execution - Ressourcen sparen zum Nulltarif?!?
Oracle12c threaded execution - Ressourcen sparen zum Nulltarif?!?Trivadis
 
Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]
Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]
Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]Marcel Schöne
 
Mein Ort und meine Umgebung
Mein Ort und meine UmgebungMein Ort und meine Umgebung
Mein Ort und meine UmgebungSuncicaVu
 
Elena rodriguez Ponencia Universidad Rey Juan Carlos
Elena rodriguez Ponencia Universidad Rey Juan CarlosElena rodriguez Ponencia Universidad Rey Juan Carlos
Elena rodriguez Ponencia Universidad Rey Juan CarlosEcommaster
 
Informe de pasantia de gabriel en bcv
Informe de pasantia de gabriel en bcvInforme de pasantia de gabriel en bcv
Informe de pasantia de gabriel en bcvmedicen_gabi
 
I Maratón Foto Digital IES LA CABRERA 11 de junio de 2015l Rida Tahrovi (1ºES...
I Maratón Foto Digital IES LA CABRERA 11 de junio de 2015l Rida Tahrovi (1ºES...I Maratón Foto Digital IES LA CABRERA 11 de junio de 2015l Rida Tahrovi (1ºES...
I Maratón Foto Digital IES LA CABRERA 11 de junio de 2015l Rida Tahrovi (1ºES...filolacabrera
 
Guía 39 Emprendimiento en las aulas
Guía 39 Emprendimiento en las aulasGuía 39 Emprendimiento en las aulas
Guía 39 Emprendimiento en las aulasIsabellaOM
 
Asthetische Chirurgie Berlin
Asthetische Chirurgie BerlinAsthetische Chirurgie Berlin
Asthetische Chirurgie Berlinmeyburg berlin
 

Viewers also liked (20)

Reinvención de la Comunicación: Una mirada desde la pedagogía
Reinvención de la Comunicación: Una mirada desde la pedagogíaReinvención de la Comunicación: Una mirada desde la pedagogía
Reinvención de la Comunicación: Una mirada desde la pedagogía
 
9 managing processes
9  managing processes9  managing processes
9 managing processes
 
Respeto y garantías de los dd
Respeto y garantías de los ddRespeto y garantías de los dd
Respeto y garantías de los dd
 
Competencias personales y profesionales
Competencias personales y profesionalesCompetencias personales y profesionales
Competencias personales y profesionales
 
Preguntas generadoras
Preguntas generadorasPreguntas generadoras
Preguntas generadoras
 
Exa enlace08 p3
Exa enlace08 p3Exa enlace08 p3
Exa enlace08 p3
 
Ost 1 12892 77
Ost 1 12892 77Ost 1 12892 77
Ost 1 12892 77
 
Schl 19.1
Schl 19.1Schl 19.1
Schl 19.1
 
Oracle12c threaded execution - Ressourcen sparen zum Nulltarif?!?
Oracle12c threaded execution - Ressourcen sparen zum Nulltarif?!?Oracle12c threaded execution - Ressourcen sparen zum Nulltarif?!?
Oracle12c threaded execution - Ressourcen sparen zum Nulltarif?!?
 
Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]
Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]
Medienkonvergenz von Zeitschrift und mobilem Internet [Abschlussarbeit IHK]
 
Mein Ort und meine Umgebung
Mein Ort und meine UmgebungMein Ort und meine Umgebung
Mein Ort und meine Umgebung
 
BENCHMARK Performance
BENCHMARK PerformanceBENCHMARK Performance
BENCHMARK Performance
 
Elena rodriguez Ponencia Universidad Rey Juan Carlos
Elena rodriguez Ponencia Universidad Rey Juan CarlosElena rodriguez Ponencia Universidad Rey Juan Carlos
Elena rodriguez Ponencia Universidad Rey Juan Carlos
 
Presentación 1 HMC
Presentación 1 HMCPresentación 1 HMC
Presentación 1 HMC
 
Informe de pasantia de gabriel en bcv
Informe de pasantia de gabriel en bcvInforme de pasantia de gabriel en bcv
Informe de pasantia de gabriel en bcv
 
I Maratón Foto Digital IES LA CABRERA 11 de junio de 2015l Rida Tahrovi (1ºES...
I Maratón Foto Digital IES LA CABRERA 11 de junio de 2015l Rida Tahrovi (1ºES...I Maratón Foto Digital IES LA CABRERA 11 de junio de 2015l Rida Tahrovi (1ºES...
I Maratón Foto Digital IES LA CABRERA 11 de junio de 2015l Rida Tahrovi (1ºES...
 
Presentacion santana
Presentacion santanaPresentacion santana
Presentacion santana
 
Guía 39 Emprendimiento en las aulas
Guía 39 Emprendimiento en las aulasGuía 39 Emprendimiento en las aulas
Guía 39 Emprendimiento en las aulas
 
Asthetische Chirurgie Berlin
Asthetische Chirurgie BerlinAsthetische Chirurgie Berlin
Asthetische Chirurgie Berlin
 
Diapo
DiapoDiapo
Diapo
 

Similar to Ist die Einheitskasse das richtige Rezept?

Die Beitragsentwicklung in der Krankenversicherung unter besonderer Berücksic...
Die Beitragsentwicklung in der Krankenversicherung unter besonderer Berücksic...Die Beitragsentwicklung in der Krankenversicherung unter besonderer Berücksic...
Die Beitragsentwicklung in der Krankenversicherung unter besonderer Berücksic...bit-hwk-koblenz
 
Kundenmagazin-brillenversicherung.pdf
Kundenmagazin-brillenversicherung.pdfKundenmagazin-brillenversicherung.pdf
Kundenmagazin-brillenversicherung.pdfRoland Richert
 
Gesetzliche Krankenkassen: Weniger Beitrag, mehr Extras und einfacher Wechsel
Gesetzliche Krankenkassen: Weniger Beitrag, mehr Extras und einfacher WechselGesetzliche Krankenkassen: Weniger Beitrag, mehr Extras und einfacher Wechsel
Gesetzliche Krankenkassen: Weniger Beitrag, mehr Extras und einfacher WechselRoland Richert
 
JP│KOM News-Service 3/12
JP│KOM News-Service 3/12JP│KOM News-Service 3/12
JP│KOM News-Service 3/12JP KOM GmbH
 
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 7. Februar 2022: Reimann: Veröff...
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 7. Februar 2022: Reimann: Veröff...Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 7. Februar 2022: Reimann: Veröff...
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 7. Februar 2022: Reimann: Veröff...AOK-Bundesverband
 
InfoSocietyDays2016_Pascal_Strupler
InfoSocietyDays2016_Pascal_StruplerInfoSocietyDays2016_Pascal_Strupler
InfoSocietyDays2016_Pascal_StruplerInfoSocietyDays
 
Wie wichtig eine Krebsversicherung sei, wollte die WDR-Sendung „Servicezeit“ ...
Wie wichtig eine Krebsversicherung sei, wollte die WDR-Sendung „Servicezeit“ ...Wie wichtig eine Krebsversicherung sei, wollte die WDR-Sendung „Servicezeit“ ...
Wie wichtig eine Krebsversicherung sei, wollte die WDR-Sendung „Servicezeit“ ...Roland Richert
 
Pressestatement von Martin Litsch (Vorstandsvorsitzender AOK-Bundesverband) z...
Pressestatement von Martin Litsch (Vorstandsvorsitzender AOK-Bundesverband) z...Pressestatement von Martin Litsch (Vorstandsvorsitzender AOK-Bundesverband) z...
Pressestatement von Martin Litsch (Vorstandsvorsitzender AOK-Bundesverband) z...AOK-Bundesverband
 
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 5. November 2020: AOK-Karte zeig...
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 5. November 2020: AOK-Karte zeig...Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 5. November 2020: AOK-Karte zeig...
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 5. November 2020: AOK-Karte zeig...AOK-Bundesverband
 
Autonom sommer 2020
Autonom sommer 2020Autonom sommer 2020
Autonom sommer 2020Philip Berry
 
VPinfo Ausgabe 1-2012
VPinfo Ausgabe 1-2012VPinfo Ausgabe 1-2012
VPinfo Ausgabe 1-2012David Martini
 
Krankenkassenvergleich Deutschland 2019
Krankenkassenvergleich Deutschland 2019Krankenkassenvergleich Deutschland 2019
Krankenkassenvergleich Deutschland 2019Roland Richert
 
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 23. November 2020: AOK alarmiert...
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 23. November 2020: AOK alarmiert...Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 23. November 2020: AOK alarmiert...
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 23. November 2020: AOK alarmiert...AOK-Bundesverband
 

Similar to Ist die Einheitskasse das richtige Rezept? (20)

Die Beitragsentwicklung in der Krankenversicherung unter besonderer Berücksic...
Die Beitragsentwicklung in der Krankenversicherung unter besonderer Berücksic...Die Beitragsentwicklung in der Krankenversicherung unter besonderer Berücksic...
Die Beitragsentwicklung in der Krankenversicherung unter besonderer Berücksic...
 
Kundenmagazin-brillenversicherung.pdf
Kundenmagazin-brillenversicherung.pdfKundenmagazin-brillenversicherung.pdf
Kundenmagazin-brillenversicherung.pdf
 
SBK_PM_Organspendeausweis_120816.pdf
SBK_PM_Organspendeausweis_120816.pdfSBK_PM_Organspendeausweis_120816.pdf
SBK_PM_Organspendeausweis_120816.pdf
 
PM_SBK_Zahngesundheit_Preissensibilität_120822.pdf
PM_SBK_Zahngesundheit_Preissensibilität_120822.pdfPM_SBK_Zahngesundheit_Preissensibilität_120822.pdf
PM_SBK_Zahngesundheit_Preissensibilität_120822.pdf
 
Gesetzliche Krankenkassen: Weniger Beitrag, mehr Extras und einfacher Wechsel
Gesetzliche Krankenkassen: Weniger Beitrag, mehr Extras und einfacher WechselGesetzliche Krankenkassen: Weniger Beitrag, mehr Extras und einfacher Wechsel
Gesetzliche Krankenkassen: Weniger Beitrag, mehr Extras und einfacher Wechsel
 
Pressemappe_GWA_2010.pdf
Pressemappe_GWA_2010.pdfPressemappe_GWA_2010.pdf
Pressemappe_GWA_2010.pdf
 
JP│KOM News-Service 3/12
JP│KOM News-Service 3/12JP│KOM News-Service 3/12
JP│KOM News-Service 3/12
 
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 7. Februar 2022: Reimann: Veröff...
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 7. Februar 2022: Reimann: Veröff...Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 7. Februar 2022: Reimann: Veröff...
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 7. Februar 2022: Reimann: Veröff...
 
InfoSocietyDays2016_Pascal_Strupler
InfoSocietyDays2016_Pascal_StruplerInfoSocietyDays2016_Pascal_Strupler
InfoSocietyDays2016_Pascal_Strupler
 
PM_SBK_Brustimplantate.pdf
PM_SBK_Brustimplantate.pdfPM_SBK_Brustimplantate.pdf
PM_SBK_Brustimplantate.pdf
 
Wie wichtig eine Krebsversicherung sei, wollte die WDR-Sendung „Servicezeit“ ...
Wie wichtig eine Krebsversicherung sei, wollte die WDR-Sendung „Servicezeit“ ...Wie wichtig eine Krebsversicherung sei, wollte die WDR-Sendung „Servicezeit“ ...
Wie wichtig eine Krebsversicherung sei, wollte die WDR-Sendung „Servicezeit“ ...
 
Korruption im Gesundheitswesen
Korruption im GesundheitswesenKorruption im Gesundheitswesen
Korruption im Gesundheitswesen
 
Pressestatement von Martin Litsch (Vorstandsvorsitzender AOK-Bundesverband) z...
Pressestatement von Martin Litsch (Vorstandsvorsitzender AOK-Bundesverband) z...Pressestatement von Martin Litsch (Vorstandsvorsitzender AOK-Bundesverband) z...
Pressestatement von Martin Litsch (Vorstandsvorsitzender AOK-Bundesverband) z...
 
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 5. November 2020: AOK-Karte zeig...
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 5. November 2020: AOK-Karte zeig...Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 5. November 2020: AOK-Karte zeig...
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 5. November 2020: AOK-Karte zeig...
 
Autonom sommer 2020
Autonom sommer 2020Autonom sommer 2020
Autonom sommer 2020
 
Privat oder gesetzlich
Privat oder gesetzlichPrivat oder gesetzlich
Privat oder gesetzlich
 
VPinfo Ausgabe 1-2012
VPinfo Ausgabe 1-2012VPinfo Ausgabe 1-2012
VPinfo Ausgabe 1-2012
 
Krankenkassenvergleich Deutschland 2019
Krankenkassenvergleich Deutschland 2019Krankenkassenvergleich Deutschland 2019
Krankenkassenvergleich Deutschland 2019
 
Presseinfo 01-2013.pdf
Presseinfo 01-2013.pdfPresseinfo 01-2013.pdf
Presseinfo 01-2013.pdf
 
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 23. November 2020: AOK alarmiert...
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 23. November 2020: AOK alarmiert...Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 23. November 2020: AOK alarmiert...
Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes vom 23. November 2020: AOK alarmiert...
 

More from Maklrerzentrum Schweiz AG

More from Maklrerzentrum Schweiz AG (6)

Maklerzentrum assurance-maladie
Maklerzentrum assurance-maladieMaklerzentrum assurance-maladie
Maklerzentrum assurance-maladie
 
Communiqué de presse Maklerzentrum 14.10.2014
Communiqué de presse Maklerzentrum 14.10.2014Communiqué de presse Maklerzentrum 14.10.2014
Communiqué de presse Maklerzentrum 14.10.2014
 
Communiqué de presse Maklerzentrum 14.10.2014
Communiqué de presse Maklerzentrum 14.10.2014Communiqué de presse Maklerzentrum 14.10.2014
Communiqué de presse Maklerzentrum 14.10.2014
 
Pressemitteilung Maklerzentrum 14.10.2014
Pressemitteilung Maklerzentrum 14.10.2014Pressemitteilung Maklerzentrum 14.10.2014
Pressemitteilung Maklerzentrum 14.10.2014
 
Maklerzentrum Schweiz-call center-agenten
Maklerzentrum Schweiz-call center-agentenMaklerzentrum Schweiz-call center-agenten
Maklerzentrum Schweiz-call center-agenten
 
Maklerzentrum schweiz ag kranken und unfalltaggeld
Maklerzentrum schweiz ag kranken und unfalltaggeldMaklerzentrum schweiz ag kranken und unfalltaggeld
Maklerzentrum schweiz ag kranken und unfalltaggeld
 

Ist die Einheitskasse das richtige Rezept?

  • 1. 26 Wirtschaft «Pseudo-Wettbewerb» bei «Auch ohne die Einheitskasse sinkt in den nächsten Jahren die Zahl der Krankenkassen» Ist die Einheit richtige R Krankenkas-sen- Stephan Wirz (32) ist Mit-glied der Geschäftsleitung des Maklerzentrums, einer Beratungsfirma in Basel. Er weiss aus seinem Alltag, wie Krankenkassen versuchen, ihre Risiken möglichst klein zu halten. Zunächst überprüfen sie heute die Rechnungen sehr genau. Doch sie gehen noch einen Schritt weiter. «Bei günstigen Kassen ist es oftmals so, dass es keine Ansprechpartner gibt, keine Beratung oder telefoni-sche Hotline.» Wenn eine Krankenkasse aber nur online erreich-bar ist, dann ist diese für die älteren, oft-mals teure-ren, Kunden weniger at-traktiv. Das Gleiche passiert, wenn Kassen von ihren Kunden verlangen, dass sie die Arztrechnungen zu-erst selber bezahlen – auch das schreckt teure Patienten ab. Genau dieses System wird derzeit stark kritisiert. Die Initi-anten einer Einheitskasse stören sich daran, dass sich die Kassen mit teuren Werbekampagnen die «guten» Risiken abwerben. Für Wirz aber ist der Schluss, dass es des-halb eine Einheitskas-se brauche, falsch. Das System, dass jeder seine Kasse selber wäh-len könne, findet er grundsätzlich richtig. Doch auch er gibt zu: «Es braucht ei-nen stärkeren Risi-koausgleich zwi-schen Kassen mit teuren und älteren Kunden und Kassen mit günstigen und jungen.» Mit der angekündigten Reform aus dem Departe-ment Berset sieht er seine Forderungen erfüllt. Der neue Ansatz mit einem stärkeren Ausgleich führe automatisch zu einer An-gleichung der Prämien. Wirz erwartet auch eine Bereinigung im Markt. Eini-ge der heute 61 Anbieter der Grundversicherung würden verschwinden. «Auch ohne die Einheitskasse sinkt in den nächsten Jahren die Zahl der Krankenkassen.» «Umbau des Systems wäre teuer» Einen weiteren Punkt, den die Einheitskassen-Befürworter an-führen, stellt Stephan Wirz in Ab-rede: «Die Monopolisierung der Krankenkasse führt nicht zu tieferen Kos-ten, davon bin ich überzeugt.» Im Gegenteil: Der Umbau des gan-zen Krankenkassen-Systems sei teuer und aufwendig. Es bräuchte in so einem Fall mindestens zwei separate Poli-cen: Eine für die staatliche Grund-versicherung und eine für die Zu-satzversicherung. Auch die Frage nach dem Datenaustausch zwi-schen der künftigen Grundversi-cherung und einer Zusatzversi-cherung sei noch völlig unge-löst. l ANDREAS SCHAFFNER In der kommenden Abstimmung geht es um eine Grundsatzfrage: Soll das heutige System mit privaten Krankenkassen abgeschafft werden – zugunsten einer staatlichen Kasse? Der Hintergrund der Diskussion sind stetig steigende Kosten. Und das heutige System leidet darunter, dass sich Kassen die «guten Risiken» abjagen. SonntagsBlick hat einen Gegner und einen Befürwor-ter der Einheitskasse besucht. Spezialist Stephan Wirz (32): Er sieht die Defizite im System. Fotos: Stefano Schröter, Dominik Plüss, Keystone Die Intiative «Für eine öffentliche Krankenkasse» verlangt, dass eine nationale und öffentlich-rechtlich organisierte Krankenkasse die soziale Krankenversicherung für alle durchführt. Im heutigen System sind die 61 Krankenkassen privatrechtlich organisiert. Sie sind gesetzlich verpflichtet, jede Person in die Grundversicherung aufzunehmen. Die Initianten aus links-grüner Ecke versprechen sich von ihrem Vor-schlag weniger «Pseudo-Wettbe-werb » und tiefere Kosten. Der Bun-desrat will das System beibehalten. Der Umbau sei mit zu grossen Unsicherheiten verbunden. l
  • 2. AKTUELL 7. September 2014 27 skasse das ezept? Thomas Schumacher (41) ist Kinderphysio­therapeut. Immer wieder kämpft er gegen den bürokratischen Apparat der Krankenkassen. «Fast bei jedem Kind fängt es wieder ganz von vorne an», sagt er. Seine Praxis ist in einer früheren Chä­serei in Schenkon LU am Sempachersee unterge­bracht. In seinem Kapuzenpul­lover wirkt Schumacher nicht wie eine Kämpfer­natur. Aber er muss of­fenbar einiges wegste­cken. «Vier Berichte für ein einziges Kind muss ich häufig verfassen», erzählt er mit einem ironischen Lä-cheln. Auch dann würden die Kassen oft nicht einlenken. Die Eltern seien meist so verunsi­chert, dass er sie beraten müsse. «Statt über das Kind reden wir über die Kasse.» Dabei scheint doch im Gesetz alles geregelt: Der Kinderarzt verordnet eine Therapie. Ist diese im Leistungkatalog aufge­führt, muss im Normalfall die Krankenkasse zahlen. Die Reali­tät sieht anders aus. Zeit und Energie gehen bei Schumacher verloren im Hin und Her zwi­schen ihm, dem Kinderarzt, den Eltern und der Kasse. Auch eine junge Mutter, die mit ihrem Kind bei Schumacher in Behandlung ist, empfindet die­sen Kampf mit der Kasse als «äus­serst mühsam»: «Ich telefoniere mir die Finger wund: Kasse, Arzt, Therapeut.» Am Ende wisse sie doch nicht, ob die Kasse nun al­les bezahle. Viele Familien würden da kapi­tulieren, weiss die Mutter. «Den Ärger wollen sie sich nicht an­tun. » Die Physiothe-rapie alleine sei schon eine gros-se Belastung: Bis zu zwei Stun-den täglich ar-beite sie mit dem Baby zu Hause. Aufgeben wolle sie aber nicht. «Es kann doch nicht sein, dass ich zahlen muss, bloss weil ich bei der falschen Kasse bin.» Vor ein paar Wochen riss Tho-mas Schumacher der Geduldsfa-den. An einem Anlass sprach er die Präsidentin des Dachverban­des der Patientenstellen an, Erika Ziltener (59). Daraufhin unter­suchte diese gemeinsam mit dem Verband der Kinderphysio­therapeuten 20 ähnlich gelager­te Fälle. «Es war rasch klar, dass die Kassen sich nicht an das Gesetz halten», so Ziltener. Nächste Wo­che wird sie daher beim Bundes­amt für Gesundheit Beschwerde einreichen. Patientenvertreter kritisieren Concordia Ziltener zielt in erster Linie auf die Luzerner Krankenkasse Con­cordia. «Es ist mehrheitlich die-se Kasse, die bei dieser Leistung willkürlich entscheidet und das über den Kopf des Arztes hin-weg. » In der Beschwerde geht es um ein Elternpaar, das von der Concordia die Kosten einer Phy­siotherapie bezahlt haben wollte. Der Arzt hatte die Therapie ver­ordnet. Die Kasse lehnte eine Be­Kommentar Andreas Schaffner Stv. Wirtschaftschef Ein Mail an meine Krankenkasse Kürzlich wechselte ich zu einer günstigeren Krankenkasse und Hausarztversicherung – damit ich mir nicht den Vor­wurf gefallen lassen muss, das System noch mehr zu verteuern. Aber schon diese Woche musste ich meiner neuen Krankenkasse ein Mail schreiben. Es ärgerte mich massiv, dass ich zwei Rechnungen vom gleichen Spezialisten erhal­ten hatte, aber nur eine be­glichen worden war. Dabei lag für die ganze Behand­lung eine Überweisung des Hausarztes vor. Noch mehr nervte mich, dass die neue Krankenkasse ausgerechnet die teurere Rechnung nicht begleichen wollte. Der Ver­dacht «Nie lag auf der Hand, dass ich gepie­sackt wer­den sollte. So etwas war mir bei meiner we­sentlich teu­reren alten Kranken­kasse fühlte ich meine Konsu-menten-rechte stärker» nie passiert. Für die hatte ich auch nie Voraus­kasse leisten und dann Rück­forderungen stellen müssen. Ich setzte also das Mail auf. Mein Aufwand für den Papierkram inklusive Rück­fragen beim Arzt: mehr als eine Stunde. Meine Rache als Konsument: dass ich wohl diesen Herbst wieder wech­seln und dabei gleich die Franchise optimieren werde. Ob ich dadurch zum Anhän­ger der Einheitskasse gewor­den bin? Im Gegenteil: Nie fühlte ich meine Konsumen­tenrechte stärker als in dem Moment, als ich die Kündi­gung schrieb. den Krankenkassen «Statt über die Probleme des Kindes rede ich mit den Eltern mehr über die Krankenkasse» Bitte umblättern Physiothe-rapeut Thomas Schuma-cher bei der Arbeit mit einem Kind.
  • 3. 28 Wirtschaft «Uns fehle n 30 000 Informatik Branchenverband Der Bedarf an Informatik­spezialisten ist riesig. Kann die Schweiz die Lücke nicht füllen, stehen unzählige Branchen vor grossen Prob­lemen. VON CLAUDIA STAHEL Schweizer Firmen suchen händeringend nach Com-puterspezialisten. Nun warnt der Branchenverband: Werden keine Massnahmen er-griffen, haben sie in Zukunft noch mehr Mühe, solche Stellen zu besetzen – und zwar nicht nur Unternehmen der Informations-und Kommunikationstechnolo-gie (ICT), sondern die gesamte Wirtschaft. Die Diskussion ist politisch brisant: Es geht auch darum, wie die vom Volk ange-nommene SVP-Einwanderungs-initiative umgesetzt werden soll. Die neuste Prognose des Be-rufsverbands ICT-Berufsbildung Schweiz liegt SonntagsBlick ex-klusiv vor. Demnach fehlen in der Schweiz bis zum Jahr 2022 rund 30 000 Fachkräfte in der Zukunftsbranche ICT. Bei der letzten Prognose ging man bis 2020 noch von einem Bedarf von 25 000 Fachleuten aus. Dabei wird schon heute viel unternommen: Seit 1999 hat die Wirtschaft über 1600 neue Lehr-stellen im ICT-Bereich geschaf-fen. Auch Universitäten und Fachhochschulen bilden heute mehr solches Fachpersonal aus. warnt Doch das reicht bei weitem nicht. Andreas Kaelin (52), Prä-sident der ICT-Berufsbildung Schweiz: «Zwar ergreifen heu-te viel mehr Junge einen Infor-matikerberuf. Gleichzeitig hat aber der Bedarf nach Fachkräf-ten stark zugenommen.» Die Zahlen des Bundesamts für Statistik belegen dies: Insge-samt zählt die Schweiz heute fast 200 000 Beschäftigte im Bereich ICT – das sind über 40 Prozent mehr als noch 2001. Alle betroffen Längst nicht alle sind Program-mierer bei einer Informatik- Firma. Zwei Drittel arbeiten in ganz anderen Branchen: In der öffentlichen Verwaltung, bei Banken oder im Detailhandel. So beschäftigt die Migros etwa 400 Informatiker in der Schweiz, beim Pharmamulti Novartis sind es 800, bei der Grossbank UBS sogar 3000. Die neue «Coopzeitung» – bald wieder mit Preis Die «Coop-zeitung » im neuen Look. Einstweilen aber ohne die beliebte Seite «Einkaufen & Profitieren». Bis 2022 Am Dienstag zeigte sich die «Coopzeitung» erstmals im neuen Kleid. Mit dem überar-beiteten Magazin will der Detail-händler vermehrt junge Familien ansprechen. Die Frischekur hat dem Haus-blatt sichtlich gut getan. «Ein Kernanliegen ist die Nähe zu unse-ren Kundinnen und Kunden», schreibt Coop-Chef Joos Sutter (50) im Editorial. Doch gerade bei seiner preissensiblen Kund-schaft droht diese Nähe verloren zu gehen: Die Seite «Einkaufen & Profitieren» für Kunden, die auf den Preis schauen, fehlt ganz. Hier informierte Coop bisher regel­mässig über Preisentwicklun-gen. Auch der Preismonitor, der Vergleich eines Coop-Warenkorbs mit dem der Migros, ist entfallen. Fortsetzung von Seite 27 Kämpft gegen den bürokratischen Leerlauf an: Thomas Schumacher. teiligung ab. Das Kind wurde nicht behandelt, obschon der Arzt dies für nötig hielt – mit un-gewissen Folgen. Die Concordia weist die Vor-würfe zurück. «Zu konkreten Fällen können wir nicht Stellung nehmen», sagt Jürg Vontobel (50), der als Arzt für die Concor-dia die Rechnungsprüfung lei-tet. «Aber wir verarbeiten jedes Jahr fünf Millionen Rechnun-gen. 99 Prozent davon können wir ohne weitere Abklärungen bezahlen, weil sie tarifkonform sind.» Sei man sich in einzelnen Fällen mit einem Physiothera-peuten uneinig, finde sich meist im Gespräch ein Kompromiss. Nur mit ganz wenigen Physio-therapeuten könne man sich in der Tariffrage nicht einigen. «Kassen drangsalieren die Kunden» Für Patientenvertreterin Zilte-ner legt der Fall Kinderphysio-therapie die perversen Mecha-nismen des heutigen Gesund-heitssystems offen. «Die Kassen picken willkürlich Leistungen heraus. Dann drangsalieren sie ihre Kunden, um Kosten zu sparen. Am Schluss versuchen sie, mit tieferen Prämien neue Kunden anzuwerben.» Da wür-de die Einheitskasse Abhilfe schaffen. Gesundheitsökonom Heinz Locher (71) ist anderer Meinung. «Solche Fälle kämen leider auch mit einer Einheits-kasse vor», sagt er. Die müsse schliesslich auch auf die Kosten schauen. «Nur kann dort der Kunde nicht weg, wenn er unzu-frieden ist.» Die Vor- und Nachteile einer Einheitskasse ist auch ein The-ma in der Praxis von Thomas Schumacher. Die junge Mutter ist skeptisch: «Was eine solche gigantische Umstellung bringen würde, weiss keiner mit Be-stimmtheit. » Thomas Schuma-cher dagegen ist sich sicher, dass es unbedingt neue Ideen braucht – die Einheitskasse ist so eine Idee. «Sonst können wir unsere heutige Qualität nicht mehr lan-ge halten.» l NIKLAUS VONTOBEL