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LfM-Studie: Twitter und Journalismus
Der Einfluss des „Social Webs“ auf die Nachrichten
Journalistentag NRW
Recklinghausen, 20. November 2010
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Small change?
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Und im Journalismus?
„Twitter wird Journalismus nicht revolutionieren — vielleicht aber
reformieren!“ (Katrin Scheib, DerWesten.de)
„Redaktionelles Twittern ist ein Prozess, bei dem wir unsere Standards
flexibel entwickeln müssen.“ (Christian Lindner, rhein-zeitung.de)
„Die Veröffentlichung eines Texts kann heute erst der Anfang des
journalistischen Prozesses sein und ist nicht zwangsläufig – wie früher –
dessen Ende.“ (Alan Rusbridger, guardian.co.uk)
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Twitter im Überblick | Forschungsstand
 Twitter ist ein individualisierbares, auf vernetzter Kommunikation
basierendes Aufmerksamkeitssystem mit hoher Reaktions-
geschwindigkeit (in max. 140 Zeichen)
 Aufmerksamkeit wird über die Weiterleitung und Vernetzung von Inhalten
generiert, nicht über das singuläre Fragment
 Twitter erlaubt die einfache, direkte (und öffentliche) Adressierung von
Redaktionen durch Nutzer
 Twitter weist die Netzwerkstruktur eines Nachrichten-Netzwerks auf
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Twitter im Überblick | Forschungsstand
 Nach eigenen Angaben hatte Twitter eine weltweite Reichweite von bis
180 Mio. Internetnutzern im April 2010
 In Deutschland wird nur ein kleiner Teil der Internetnutzer direkt erreicht
 3 Mio. monatliche Besucher (Unique Visitors) im Aug. 2010 (vgl. Comscore)
 Nur 1% (0,49 Mio. Erwachsene) mit wöchentlicher Nutzung (vgl. ARD/ZDF-
Onlinestudie 2010)
 2% (1,1 Mio. 14-64jährige) lesen „häufig“ Twitter-Beiträge (vgl. ACTA 2010)
 Zahl der Accounts in deutscher Sprache: 270.000 („Twitter-Zensus“)
 „Netzavantgarde“? Twitter wird vor allem von einer „Info-Elite“ genutzt
 Nachrichtenaffine Nutzerschaft (vgl. Purcell et al. 2010), die zu hoher
Vernetzung von externen Inhalten im Web neigt >> Multiplikatoreneffekte
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
LfM-Studie „Twitter und Journalismus“
Untersuchungsdesign und Methodik
1. Sekundäranalyse zur Nutzung von Twitter
2. Online-Befragung
 Grundgesamtheit: Internet-Ableger von Tageszeitungen, Wochenzeitungen,
Publikumszeitschriften aus dem General-Interest-Bereich, Hörfunk/TV mit
mindestens landesweiter Verbreitung sowie Nur-Internetangebote mit
eigener Redaktion (insgesamt 157 Angebote)
 Befragte: Redaktionsleiter
 Rücklaufquote: 45% (n=70) im Zeitraum 27. Mai - 22. Juni 2010
3. Inhaltsanalyse der Verlinkung von Medienangeboten auf Twitter
sowie der „TopTweets“
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
„Twitter und Journalismus“ | Untersuchungsdimensionen
 Welche Bedeutung hat Twitter für den professionellen
Journalismus? In welchen Zusammenhängen wird der Dienst
genutzt?
 Orientierung über das eigene redaktionelle Angebot
 Mobile Echtzeit-Berichterstattung
 Interaktion mit den Nutzern
 Twitter als Recherchequelle
 Berichterstattung über Twitter
 Kompetenz und Umgang mit dem Social Web insgesamt
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Angebot Anzahl der Verlinkungen auf
Twitter (im April 2010)
Anteil
SPIEGEL ONLINE 48794 13,8%
Welt Online 32792 9,2%
FAZ.NET 23658 6,7%
FOCUS Online 17638 5,0%
tagesschau.de 15905 4,5%
Bild.de 14433 4,1%
Yahoo! Deutschland 13681 3,9%
Handelsblatt 12109 3,4%
ZEIT ONLINE 11374 3,2%
stern.de 10278 2,9%
sueddeutsche.de 10220 2,9%
Financial Times Deutschland 9631 2,7%
n-tv 8322 2,3%
DER WESTEN 7328 2,1%
Berliner Morgenpost 5757 1,6%
taz.de 4386 1,2%
manager magazin 3814 1,1%
Der Tagesspiegel 3675 1,0%
Abacho.de 3569 1,0%
Saarbrücker Zeitung 3506 1,0%
Hamburger Abendblatt 3491 1,0%
Rhein-Zeitung 3339 0,9%
RP ONLINE 3244 0,9%
FR-online.de 3243 0,9%
der Freitag 2749 0,8%
Verlinkung der
Medienangebote
auf Twitter folgt dem
„Power law“
Auch NRW-Anbieter
weisen hohe Werte
auf
Datenquelle:
backtweets.com
Neuberger/vom
Hofe/Nuernbergk (2010)
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Journalistische Mitarbeiter, Redaktionsstruktur,
Gesamtangebot
 50% der befragten Redaktionen haben weniger als neun, 50%
mehr als neun journalistische Mitarbeiter im Internetbereich
 Zwei Drittel der Mitarbeiter sind in einer eigenständigen
Internetredaktion beschäftigt
 Durchschnittlich werden pro Angebot 168 Beiträge am Tag im
Bereich der aktuellen Informationen veröffentlicht
 Herkunft der aktuellen Informationen:
 In 62% stammt ein Viertel und mehr aus dem Muttermedium
 Der Anteil, der exklusiv für das Internet erstellt wird, ist gering
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Allgemeine Nutzung und Bewertung von Twitter
 In der Mehrheit der Redaktionen
wird Twitter nur von weniger als
einem Viertel der Mitarbeiter
verwendet
 Etwa zwei Drittel der Befragten
halten Twitter für die tägliche
Arbeit für „eher unwichtig“
(n=67)
 Die Nutzung von Twitter wird
überwiegend „ausgewogen positiv
und negativ“ bewertet (n=56)
Nutzen Mitglieder Ihrer Redaktion für ihre Arbeit den
Microblogging-Dienst Twitter?
Bitte schätzen Sie den Anteil, der Twitter nutzt. (n=70)
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Aktive Nutzung
Verbreitung und Regeln
 Aktive Nutzung: Mindestens einen eigenen Account besitzen
92% der befragten Anbieter (n=66)
 69% begannen im Jahr 2009 zu twittern (n=61)
 Die Mehrheit veröffentlicht täglich maximal zwanzig Tweets (n=59)
 Grundsätzlich gilt bei der Veröffentlichung von Tweets:
 „Die sorgfältige Prüfung ist wichtiger als die Aktualität.“ (91%)
 „Die journalistische Distanz gegenüber dem Ereignis und den Beteiligten
sollte auch bei der Twitter-Nutzung gewahrt sein.“ (85%)
 „Redaktionsinterna sollten nur in Ausnahmefällen und nach Absprache
veröffentlicht werden.“ (85%)
 Nur in einem Teil der Redaktionen gilt: „Tweets sollten eine subjektive
Perspektive, eine persönliche Note besitzen.“ (43%)
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Orientierung über das eigene redaktionelle Angebot
 97% nutzen Twitter, um die Aufmerksamkeit auf die eigene Website zu
lenken (n=61)
 20% geben an, dass 100% ihrer Tweets einen Link auf das eigene Angebot
enthalten (n=59)
 Den Anteil der Nutzer, die über Twitter zum eigenen Angebot gelangen,
beziffern 93% der Befragten mit unter zehn Prozent (n=42)
 Auf besonderes Interesse bei den Nutzern stoßen (n=60):
 „Breaking News“ (63%)
 Regionale Themen (52%)
 Sportthemen (37%)
 Boulevardthemen (35%)
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Echtzeit-Berichterstattung
Verbreitung und Themen
Wie oft hat Ihre Redaktion Twitter bei folgenden Themen zur Live-
Berichterstattung genutzt? (n=38)
nie einmal mehrmals
Ereignisse, bei denen fortlaufend viel passiert (Sportereignisse,
Preisverleihungen etc.)
16 13 71
Themen von besonderer öffentlicher Relevanz 32 18 50
ortsübergreifende, schwer überschaubare Ereignisse (Wahlen,
Demonstrationen etc.)
24 26 50
überraschende Negativereignisse (Unfälle, Katastrophen,
Gewalttaten etc.)
40 16 45
Pressekonferenzen, Tagungen, Konferenzen 45 18 37
Veranstaltungen, von denen die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist 71 8 21
alles, was reportageartig und szenisch beschrieben werden kann 63 16 21
Nur Befragte, die Twitter zur Live-Berichterstattung nutzen. Angabe in %. n=38.
 Fast zwei Drittel der befragten Redaktionen nutzen Twitter, um
live über Ereignisse zu berichten (63%, n=60)
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Interaktion mit den Nutzern auf Twitter
Verbreitung und Regeln
 Zwei Drittel der Redaktionen stehen im Austausch mit ihren
Nutzern (n=58)
 Die Mehrheit erhält pro Tag zwischen null und zehn Anfragen von Nutzern via
Twitter
 71% geben an, dass „auf Anfragen von Nutzern […] immer
geantwortet werden [sollte]”, eine zügige Antwort halten sogar
fast 90% für notwendig.
 71% der Redaktionen antworten auf über die Hälfte der Anfragen
 Insbesondere im Lokalen hat die Interaktion auch Einfluss auf
den Inhalt des redaktionellen Angebots
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
3,42
3,34
3,18
3,11
2,68
2,21
2,08
1 2 3 4
GewinnenneuerZielgruppen
Nutzerbindung
Hinweise auf Fehler
Resonanzauf eigene Beiträge imAllgemeinen
AufgreifenvonLeserreaktionen
fürdie weitere Berichterstattung
AufbauundPflege vonExpertennetzwerken
Austausch mitKollegeninanderenRedaktionen
Motive für die Interaktion mit anderen Nutzern auf Twitter
Wie wichtig sind für Ihre Redaktion die folgenden Motive für die Interaktion mit anderen
Nutzern auf Twitter?
unwichtig eher unwichtig eher wichtig sehr wichtig
Nur Befragte, die über Twitter mit ihren Nutzern interagieren. „Sonstige“ nicht dargestellt.
Vierstufige Skala. Rangreihe nach arithmetischen Mittelwerten.
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Journalistische Recherche mit Twitter
Verbreitung und Häufigkeit
 In einer großen Mehrheit der
Redaktionen verwendet weniger als
ein Viertel der Mitarbeiter Twitter für
Recherchen
 46% (n=39) geben an, dass Twitter
von diesen Mitarbeitern „häufig“ für
Recherchen eingesetzt wird
 In recherchestarken
Redaktionen wird Twitter öfter
„häufig“ verwendet (56%)
 19 Befragte können keine Angabe
zur Häufigkeit machen
Wie hoch ist der Anteil der Mitglieder Ihrer Redaktion,
der Twitter zur Recherche nutzt? (n=63)
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Motive für die Recherche auf Twitter
Was suchen die eigenen Redaktionsmitglieder auf Twitter?
Angaben in % (n=58); nur Antworten mit „häufig“
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Recherchen auf Twitter
Beispiele aus der Redaktionsarbeit
 Verwendung bei aktuellen Großereignissen (Unwetter, Ausfall
von Netzen)
„Twitter bei Feuerwehreinsätzen schneller als Agenturen”
 Informationen über Prominente/Künstler
 Aber: Nur 14% (n=56) erlauben, dass „bei ‚soft news‘ [.] eine Geschichte nur
auf der Basis einer Twitter-Recherche veröffentlicht werden [kann]“
 Stimmungsbilder zu aktuellen Ereignissen
 Ansprechpartner vor Ort finden, wenn keine Spezialisten in der
Redaktion bekannt sind
 77% (n=56) fordern vor der redaktionellen Verwendung von Twitter-
Informationen eine Kontaktaufnahme zum Autor, um die Zuverlässigkeit zu
prüfen
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Nutzung computergestützter Recherchemittel
Bedeutung der Twitter-Recherche im redaktionellen Alltag
Wie häufig nutzen die Mitglieder Ihrer Redaktion folgende
computergestützte Recherchemittel?
häufig selten nie
Suchmaschinen und Webkataloge 98 2 0
Online-Angebote redaktioneller Medien 98 2 0
E-Mail 95 5 0
hausinterne Archive 83 15 2
Datenbanken und Archive 80 18 2
Weblogs 30 57 13
soziale Netzwerke 22 73 5
„Social News”-Dienste 13 75 12
Twitter 12 87 2
Nutzerplattformen 8 73 18
Dreistufige Skala. Nicht dargestellt ist die Antwort „Sonstige“. Angaben in % (n=60)
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Bewertungen von Aussagen zu Twitter
 Einschätzung von Statements mit Bezug zur journalistischen
Recherche (n=56-58)
 Eine Mehrheit der Redaktionsleiter (63%) hält das Statement
„Twitter verleitet Journalisten dazu, auf aufwändigere Recherchewege zu
verzichten“ für nicht zutreffend*
 Die Aussage „Twitter ist besser als andere Recherchewege geeignet, schnell
Informationen über überraschende Ereignisse zu finden“ schätzen 64% als
zutreffend ein, 10% halten sie für „gar nicht“ zutreffend
*zutreffend: addierte Angaben für „eher“ und „voll und ganz“
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Bewertungen von Aussagen zu Twitter
 Gesamteinschätzung der Bedeutung im Allgemeinen (n=59-60)
 Leidet die Qualität unter Twitter? 62% stimmen der Annahme „Durch Dienste wie
Twitter steigt der Zeitdruck im Journalismus“ zu. Die Aussage „In 140 Zeichen
können Qualitätsstandards nicht eingehalten werden“ wird mehrheitlich
abgelehnt (58%)
 Zeitaufwand und Ressourcenplanung: „Für die Betreuung von redaktionellen
Accounts steht nicht ausreichend Zeit zur Verfügung“ (69% Zustimmung) und:
„Twitter bedeutet einen erheblichen redaktionellen Mehraufwand“ (53%
Zustimmung)
 Die Einschätzungen zur künftigen Bedeutung sind geteilt: Das Statement „Twitter
wird zukünftig an Bedeutung für den professionellen Journalismus gewinnen“
lehnt die eine Hälfte (51%) der Befragten ab, die andere stimmt zu (49%)
 Über zwei Drittel (70%) halten die Aussage „Die Bedeutung von Twitter wird
derzeit überschätzt“ für zutreffend
*zutreffend/zustimmend: addierte Angaben für „eher“ und „voll und ganz“
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
„Social Web”-Dienste
Nutzung in der eigenen Redaktion (n=60)
 Twitter (97%) und Weblogs (95%) werden in
fast allen befragten Redaktionen genutzt
 Social Bookmarking-Dienste (85%),
Facebook (83%) und YouTube (82%)
ebenfalls sehr verbreitet
 StudiVZ/MeinVZ (70%) und MySpace (68%)
werden nicht überall genutzt, jeweils
ein Drittel gibt keine Nutzung an
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Bewertung verschiedener „Social Web“-Dienste
Wie wichtig sind für Ihre Redaktion folgende „Social Web“-Dienste
für das Publizieren und/oder für die Interaktion mit den Nutzern?
unwichtig eher unwichtig eher wichtig sehr wichtig
Nur Befragte, die die betreffende Anwendung anbieten. „Sonstige“ nicht dargestellt.
Vierstufige Skala. Rangreihe nach arithmetischen Mittelwerten.
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Vorbildliche Angebote | Bedeutung insgesamt
 Unter den journalistischen Angeboten, deren Aktivitäten die
Redaktionsleiter im „Social Web“ vorbildlich finden, werden am
häufigsten genannt (111 Nennungen, n=48):
1. spiegel.de (29%) / rhein-zeitung.de (29%)
2. bild.de (19%)
3. zeit.de (10%)
 82% (n=60) der Redaktionsleiter lehnen die Aussage „Das ‚Social Web‘
ist ein Hype, der keine nachhaltigen Auswirkungen auf den
Internetjournalismus hat“ ab
 Eine Mehrheit von 78% (n=60) hält für zutreffend, dass der „Anteil an
‚User Generated Content‘ im Rahmen redaktioneller Angebote [.]
zukünftig steigen“ wird
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
„Social Web”-Kompetenz
Einschätzung der eigenen Redaktionsmitglieder
 Die Kompetenz im Umgang mit „Social Web”-Diensten wird vor allem von
Redaktionsleitern von Tageszeitungen als verbesserungswürdig bewertet
 Die Aussage „Das ‚Social Web‘ sollte in der journalistischen Ausbildung
eine größere Rolle spielen“ wird deutlich unterstützt (Zustimmung*: 95%)
*Zustimmung: addierte Angaben für „eher“ und „voll und ganz“
Wie schätzen Sie die Kompetenz Ihrer
Redaktionsmitglieder beim Umgang mit „Social
Web“-Diensten ein?
TZ
(n=47)
WZ/PZ
(n=3)
RF
(n=8)
Nur-
Internet
(n=2)
gesamt
(n=60)
stark verbesserungswürdig 68 33 25 50 60
etwas verbesserungswürdig 26 67 75 0 33
kein Verbesserungsbedarf 6 0 0 50 7
Anbieterypen: Cramer-V=0,361, p<0,05.
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Kompetenzerwerb für das „Social Web“
 Wie haben die für „Social Web“-Dienste tätigen Mitarbeiter ihre
Kompetenz erworben? (n=60)
 98% der Befragten geben an, dass Ihre Mitarbeiter privates oder
berufliches „Learning by Doing“ betreiben
 72% nennen außerdem den informellen Austausch mit erfahrenen
Kollegen
 Weiterbildungen in der Redaktion wurden durch 28% der
Redaktionsleiter genannt, in Tageszeitungen seltener (21%)
 In der externen Weiterbildung (17%), in Volontariaten (13%) oder
der sonstigen Journalistenausbildung (10%) ist dieser Erwerb bisher
nur in Ausnahmefällen möglich
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Schlussfolgerungen
 Komplementarität und Integration statt Konkurrenz
 Twitter ist multifunktional, aber keine „Killer-Applikation“
 Gesamtstrategie für „Social Web“-Dienste
 Fehlen eines systematischen Innovationsmanagements
 Verbesserung der Aus- und Weiterbildung
Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster
Kontakt
 Prof. Dr. Christoph Neuberger
Christian Nuernbergk M. A.
Hanna Jo vom Hofe M. A.
Forschungsstelle Internetöffentlichkeit
Institut für Kommunikationswissenschaft
WWU Münster
neuberger@uni-muenster.de
http://ifk.uni-muenster.de

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  • 3. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Und im Journalismus? „Twitter wird Journalismus nicht revolutionieren — vielleicht aber reformieren!“ (Katrin Scheib, DerWesten.de) „Redaktionelles Twittern ist ein Prozess, bei dem wir unsere Standards flexibel entwickeln müssen.“ (Christian Lindner, rhein-zeitung.de) „Die Veröffentlichung eines Texts kann heute erst der Anfang des journalistischen Prozesses sein und ist nicht zwangsläufig – wie früher – dessen Ende.“ (Alan Rusbridger, guardian.co.uk)
  • 4. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Twitter im Überblick | Forschungsstand  Twitter ist ein individualisierbares, auf vernetzter Kommunikation basierendes Aufmerksamkeitssystem mit hoher Reaktions- geschwindigkeit (in max. 140 Zeichen)  Aufmerksamkeit wird über die Weiterleitung und Vernetzung von Inhalten generiert, nicht über das singuläre Fragment  Twitter erlaubt die einfache, direkte (und öffentliche) Adressierung von Redaktionen durch Nutzer  Twitter weist die Netzwerkstruktur eines Nachrichten-Netzwerks auf
  • 5. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Twitter im Überblick | Forschungsstand  Nach eigenen Angaben hatte Twitter eine weltweite Reichweite von bis 180 Mio. Internetnutzern im April 2010  In Deutschland wird nur ein kleiner Teil der Internetnutzer direkt erreicht  3 Mio. monatliche Besucher (Unique Visitors) im Aug. 2010 (vgl. Comscore)  Nur 1% (0,49 Mio. Erwachsene) mit wöchentlicher Nutzung (vgl. ARD/ZDF- Onlinestudie 2010)  2% (1,1 Mio. 14-64jährige) lesen „häufig“ Twitter-Beiträge (vgl. ACTA 2010)  Zahl der Accounts in deutscher Sprache: 270.000 („Twitter-Zensus“)  „Netzavantgarde“? Twitter wird vor allem von einer „Info-Elite“ genutzt  Nachrichtenaffine Nutzerschaft (vgl. Purcell et al. 2010), die zu hoher Vernetzung von externen Inhalten im Web neigt >> Multiplikatoreneffekte
  • 6. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster LfM-Studie „Twitter und Journalismus“ Untersuchungsdesign und Methodik 1. Sekundäranalyse zur Nutzung von Twitter 2. Online-Befragung  Grundgesamtheit: Internet-Ableger von Tageszeitungen, Wochenzeitungen, Publikumszeitschriften aus dem General-Interest-Bereich, Hörfunk/TV mit mindestens landesweiter Verbreitung sowie Nur-Internetangebote mit eigener Redaktion (insgesamt 157 Angebote)  Befragte: Redaktionsleiter  Rücklaufquote: 45% (n=70) im Zeitraum 27. Mai - 22. Juni 2010 3. Inhaltsanalyse der Verlinkung von Medienangeboten auf Twitter sowie der „TopTweets“
  • 7. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster „Twitter und Journalismus“ | Untersuchungsdimensionen  Welche Bedeutung hat Twitter für den professionellen Journalismus? In welchen Zusammenhängen wird der Dienst genutzt?  Orientierung über das eigene redaktionelle Angebot  Mobile Echtzeit-Berichterstattung  Interaktion mit den Nutzern  Twitter als Recherchequelle  Berichterstattung über Twitter  Kompetenz und Umgang mit dem Social Web insgesamt
  • 8. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Angebot Anzahl der Verlinkungen auf Twitter (im April 2010) Anteil SPIEGEL ONLINE 48794 13,8% Welt Online 32792 9,2% FAZ.NET 23658 6,7% FOCUS Online 17638 5,0% tagesschau.de 15905 4,5% Bild.de 14433 4,1% Yahoo! Deutschland 13681 3,9% Handelsblatt 12109 3,4% ZEIT ONLINE 11374 3,2% stern.de 10278 2,9% sueddeutsche.de 10220 2,9% Financial Times Deutschland 9631 2,7% n-tv 8322 2,3% DER WESTEN 7328 2,1% Berliner Morgenpost 5757 1,6% taz.de 4386 1,2% manager magazin 3814 1,1% Der Tagesspiegel 3675 1,0% Abacho.de 3569 1,0% Saarbrücker Zeitung 3506 1,0% Hamburger Abendblatt 3491 1,0% Rhein-Zeitung 3339 0,9% RP ONLINE 3244 0,9% FR-online.de 3243 0,9% der Freitag 2749 0,8% Verlinkung der Medienangebote auf Twitter folgt dem „Power law“ Auch NRW-Anbieter weisen hohe Werte auf Datenquelle: backtweets.com Neuberger/vom Hofe/Nuernbergk (2010)
  • 9. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Journalistische Mitarbeiter, Redaktionsstruktur, Gesamtangebot  50% der befragten Redaktionen haben weniger als neun, 50% mehr als neun journalistische Mitarbeiter im Internetbereich  Zwei Drittel der Mitarbeiter sind in einer eigenständigen Internetredaktion beschäftigt  Durchschnittlich werden pro Angebot 168 Beiträge am Tag im Bereich der aktuellen Informationen veröffentlicht  Herkunft der aktuellen Informationen:  In 62% stammt ein Viertel und mehr aus dem Muttermedium  Der Anteil, der exklusiv für das Internet erstellt wird, ist gering
  • 10. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Allgemeine Nutzung und Bewertung von Twitter  In der Mehrheit der Redaktionen wird Twitter nur von weniger als einem Viertel der Mitarbeiter verwendet  Etwa zwei Drittel der Befragten halten Twitter für die tägliche Arbeit für „eher unwichtig“ (n=67)  Die Nutzung von Twitter wird überwiegend „ausgewogen positiv und negativ“ bewertet (n=56) Nutzen Mitglieder Ihrer Redaktion für ihre Arbeit den Microblogging-Dienst Twitter? Bitte schätzen Sie den Anteil, der Twitter nutzt. (n=70)
  • 11. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Aktive Nutzung Verbreitung und Regeln  Aktive Nutzung: Mindestens einen eigenen Account besitzen 92% der befragten Anbieter (n=66)  69% begannen im Jahr 2009 zu twittern (n=61)  Die Mehrheit veröffentlicht täglich maximal zwanzig Tweets (n=59)  Grundsätzlich gilt bei der Veröffentlichung von Tweets:  „Die sorgfältige Prüfung ist wichtiger als die Aktualität.“ (91%)  „Die journalistische Distanz gegenüber dem Ereignis und den Beteiligten sollte auch bei der Twitter-Nutzung gewahrt sein.“ (85%)  „Redaktionsinterna sollten nur in Ausnahmefällen und nach Absprache veröffentlicht werden.“ (85%)  Nur in einem Teil der Redaktionen gilt: „Tweets sollten eine subjektive Perspektive, eine persönliche Note besitzen.“ (43%)
  • 12. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Orientierung über das eigene redaktionelle Angebot  97% nutzen Twitter, um die Aufmerksamkeit auf die eigene Website zu lenken (n=61)  20% geben an, dass 100% ihrer Tweets einen Link auf das eigene Angebot enthalten (n=59)  Den Anteil der Nutzer, die über Twitter zum eigenen Angebot gelangen, beziffern 93% der Befragten mit unter zehn Prozent (n=42)  Auf besonderes Interesse bei den Nutzern stoßen (n=60):  „Breaking News“ (63%)  Regionale Themen (52%)  Sportthemen (37%)  Boulevardthemen (35%)
  • 13. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Echtzeit-Berichterstattung Verbreitung und Themen Wie oft hat Ihre Redaktion Twitter bei folgenden Themen zur Live- Berichterstattung genutzt? (n=38) nie einmal mehrmals Ereignisse, bei denen fortlaufend viel passiert (Sportereignisse, Preisverleihungen etc.) 16 13 71 Themen von besonderer öffentlicher Relevanz 32 18 50 ortsübergreifende, schwer überschaubare Ereignisse (Wahlen, Demonstrationen etc.) 24 26 50 überraschende Negativereignisse (Unfälle, Katastrophen, Gewalttaten etc.) 40 16 45 Pressekonferenzen, Tagungen, Konferenzen 45 18 37 Veranstaltungen, von denen die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist 71 8 21 alles, was reportageartig und szenisch beschrieben werden kann 63 16 21 Nur Befragte, die Twitter zur Live-Berichterstattung nutzen. Angabe in %. n=38.  Fast zwei Drittel der befragten Redaktionen nutzen Twitter, um live über Ereignisse zu berichten (63%, n=60)
  • 14. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Interaktion mit den Nutzern auf Twitter Verbreitung und Regeln  Zwei Drittel der Redaktionen stehen im Austausch mit ihren Nutzern (n=58)  Die Mehrheit erhält pro Tag zwischen null und zehn Anfragen von Nutzern via Twitter  71% geben an, dass „auf Anfragen von Nutzern […] immer geantwortet werden [sollte]”, eine zügige Antwort halten sogar fast 90% für notwendig.  71% der Redaktionen antworten auf über die Hälfte der Anfragen  Insbesondere im Lokalen hat die Interaktion auch Einfluss auf den Inhalt des redaktionellen Angebots
  • 15. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster 3,42 3,34 3,18 3,11 2,68 2,21 2,08 1 2 3 4 GewinnenneuerZielgruppen Nutzerbindung Hinweise auf Fehler Resonanzauf eigene Beiträge imAllgemeinen AufgreifenvonLeserreaktionen fürdie weitere Berichterstattung AufbauundPflege vonExpertennetzwerken Austausch mitKollegeninanderenRedaktionen Motive für die Interaktion mit anderen Nutzern auf Twitter Wie wichtig sind für Ihre Redaktion die folgenden Motive für die Interaktion mit anderen Nutzern auf Twitter? unwichtig eher unwichtig eher wichtig sehr wichtig Nur Befragte, die über Twitter mit ihren Nutzern interagieren. „Sonstige“ nicht dargestellt. Vierstufige Skala. Rangreihe nach arithmetischen Mittelwerten.
  • 16. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Journalistische Recherche mit Twitter Verbreitung und Häufigkeit  In einer großen Mehrheit der Redaktionen verwendet weniger als ein Viertel der Mitarbeiter Twitter für Recherchen  46% (n=39) geben an, dass Twitter von diesen Mitarbeitern „häufig“ für Recherchen eingesetzt wird  In recherchestarken Redaktionen wird Twitter öfter „häufig“ verwendet (56%)  19 Befragte können keine Angabe zur Häufigkeit machen Wie hoch ist der Anteil der Mitglieder Ihrer Redaktion, der Twitter zur Recherche nutzt? (n=63)
  • 17. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Motive für die Recherche auf Twitter Was suchen die eigenen Redaktionsmitglieder auf Twitter? Angaben in % (n=58); nur Antworten mit „häufig“
  • 18. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Recherchen auf Twitter Beispiele aus der Redaktionsarbeit  Verwendung bei aktuellen Großereignissen (Unwetter, Ausfall von Netzen) „Twitter bei Feuerwehreinsätzen schneller als Agenturen”  Informationen über Prominente/Künstler  Aber: Nur 14% (n=56) erlauben, dass „bei ‚soft news‘ [.] eine Geschichte nur auf der Basis einer Twitter-Recherche veröffentlicht werden [kann]“  Stimmungsbilder zu aktuellen Ereignissen  Ansprechpartner vor Ort finden, wenn keine Spezialisten in der Redaktion bekannt sind  77% (n=56) fordern vor der redaktionellen Verwendung von Twitter- Informationen eine Kontaktaufnahme zum Autor, um die Zuverlässigkeit zu prüfen
  • 19. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Nutzung computergestützter Recherchemittel Bedeutung der Twitter-Recherche im redaktionellen Alltag Wie häufig nutzen die Mitglieder Ihrer Redaktion folgende computergestützte Recherchemittel? häufig selten nie Suchmaschinen und Webkataloge 98 2 0 Online-Angebote redaktioneller Medien 98 2 0 E-Mail 95 5 0 hausinterne Archive 83 15 2 Datenbanken und Archive 80 18 2 Weblogs 30 57 13 soziale Netzwerke 22 73 5 „Social News”-Dienste 13 75 12 Twitter 12 87 2 Nutzerplattformen 8 73 18 Dreistufige Skala. Nicht dargestellt ist die Antwort „Sonstige“. Angaben in % (n=60)
  • 20. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Bewertungen von Aussagen zu Twitter  Einschätzung von Statements mit Bezug zur journalistischen Recherche (n=56-58)  Eine Mehrheit der Redaktionsleiter (63%) hält das Statement „Twitter verleitet Journalisten dazu, auf aufwändigere Recherchewege zu verzichten“ für nicht zutreffend*  Die Aussage „Twitter ist besser als andere Recherchewege geeignet, schnell Informationen über überraschende Ereignisse zu finden“ schätzen 64% als zutreffend ein, 10% halten sie für „gar nicht“ zutreffend *zutreffend: addierte Angaben für „eher“ und „voll und ganz“
  • 21. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Bewertungen von Aussagen zu Twitter  Gesamteinschätzung der Bedeutung im Allgemeinen (n=59-60)  Leidet die Qualität unter Twitter? 62% stimmen der Annahme „Durch Dienste wie Twitter steigt der Zeitdruck im Journalismus“ zu. Die Aussage „In 140 Zeichen können Qualitätsstandards nicht eingehalten werden“ wird mehrheitlich abgelehnt (58%)  Zeitaufwand und Ressourcenplanung: „Für die Betreuung von redaktionellen Accounts steht nicht ausreichend Zeit zur Verfügung“ (69% Zustimmung) und: „Twitter bedeutet einen erheblichen redaktionellen Mehraufwand“ (53% Zustimmung)  Die Einschätzungen zur künftigen Bedeutung sind geteilt: Das Statement „Twitter wird zukünftig an Bedeutung für den professionellen Journalismus gewinnen“ lehnt die eine Hälfte (51%) der Befragten ab, die andere stimmt zu (49%)  Über zwei Drittel (70%) halten die Aussage „Die Bedeutung von Twitter wird derzeit überschätzt“ für zutreffend *zutreffend/zustimmend: addierte Angaben für „eher“ und „voll und ganz“
  • 22. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster „Social Web”-Dienste Nutzung in der eigenen Redaktion (n=60)  Twitter (97%) und Weblogs (95%) werden in fast allen befragten Redaktionen genutzt  Social Bookmarking-Dienste (85%), Facebook (83%) und YouTube (82%) ebenfalls sehr verbreitet  StudiVZ/MeinVZ (70%) und MySpace (68%) werden nicht überall genutzt, jeweils ein Drittel gibt keine Nutzung an
  • 23. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Bewertung verschiedener „Social Web“-Dienste Wie wichtig sind für Ihre Redaktion folgende „Social Web“-Dienste für das Publizieren und/oder für die Interaktion mit den Nutzern? unwichtig eher unwichtig eher wichtig sehr wichtig Nur Befragte, die die betreffende Anwendung anbieten. „Sonstige“ nicht dargestellt. Vierstufige Skala. Rangreihe nach arithmetischen Mittelwerten.
  • 24. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Vorbildliche Angebote | Bedeutung insgesamt  Unter den journalistischen Angeboten, deren Aktivitäten die Redaktionsleiter im „Social Web“ vorbildlich finden, werden am häufigsten genannt (111 Nennungen, n=48): 1. spiegel.de (29%) / rhein-zeitung.de (29%) 2. bild.de (19%) 3. zeit.de (10%)  82% (n=60) der Redaktionsleiter lehnen die Aussage „Das ‚Social Web‘ ist ein Hype, der keine nachhaltigen Auswirkungen auf den Internetjournalismus hat“ ab  Eine Mehrheit von 78% (n=60) hält für zutreffend, dass der „Anteil an ‚User Generated Content‘ im Rahmen redaktioneller Angebote [.] zukünftig steigen“ wird
  • 25. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster „Social Web”-Kompetenz Einschätzung der eigenen Redaktionsmitglieder  Die Kompetenz im Umgang mit „Social Web”-Diensten wird vor allem von Redaktionsleitern von Tageszeitungen als verbesserungswürdig bewertet  Die Aussage „Das ‚Social Web‘ sollte in der journalistischen Ausbildung eine größere Rolle spielen“ wird deutlich unterstützt (Zustimmung*: 95%) *Zustimmung: addierte Angaben für „eher“ und „voll und ganz“ Wie schätzen Sie die Kompetenz Ihrer Redaktionsmitglieder beim Umgang mit „Social Web“-Diensten ein? TZ (n=47) WZ/PZ (n=3) RF (n=8) Nur- Internet (n=2) gesamt (n=60) stark verbesserungswürdig 68 33 25 50 60 etwas verbesserungswürdig 26 67 75 0 33 kein Verbesserungsbedarf 6 0 0 50 7 Anbieterypen: Cramer-V=0,361, p<0,05.
  • 26. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Kompetenzerwerb für das „Social Web“  Wie haben die für „Social Web“-Dienste tätigen Mitarbeiter ihre Kompetenz erworben? (n=60)  98% der Befragten geben an, dass Ihre Mitarbeiter privates oder berufliches „Learning by Doing“ betreiben  72% nennen außerdem den informellen Austausch mit erfahrenen Kollegen  Weiterbildungen in der Redaktion wurden durch 28% der Redaktionsleiter genannt, in Tageszeitungen seltener (21%)  In der externen Weiterbildung (17%), in Volontariaten (13%) oder der sonstigen Journalistenausbildung (10%) ist dieser Erwerb bisher nur in Ausnahmefällen möglich
  • 27. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Schlussfolgerungen  Komplementarität und Integration statt Konkurrenz  Twitter ist multifunktional, aber keine „Killer-Applikation“  Gesamtstrategie für „Social Web“-Dienste  Fehlen eines systematischen Innovationsmanagements  Verbesserung der Aus- und Weiterbildung
  • 28. Prof. Dr. Christoph Neuberger | Hanna Jo vom Hofe | Christian Nuernbergk, Universität Münster Kontakt  Prof. Dr. Christoph Neuberger Christian Nuernbergk M. A. Hanna Jo vom Hofe M. A. Forschungsstelle Internetöffentlichkeit Institut für Kommunikationswissenschaft WWU Münster neuberger@uni-muenster.de http://ifk.uni-muenster.de